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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Nachtblauer Tod

Als Leon von der Party kommt, ändert sich mit einem Schlag sein Leben: die Mutter wurde ermordet, der Vater sitzt nun in U-Haft. Anfangs ist sogar Leon verdächtig, denn sein Alibi weist Lücken auf. Doch er muss nicht in U-Haft, kommt bei Freunden der Familie unter. Weil er das Gefühl hat, dass die Polizei und der Anwalt sich zu wenig um den Fall kümmern, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Er will die Unschuld seines Vaters beweisen und den wahren Täter überführen. Doch je mehr er über mögliche Täter und Motive erfährt, desto mehr erfährt er über das, was hinter den Kulissen seines friedlichen Elternhauses geschah, mehr als er je wissen wollte. Und gleichzeitig kommt er dem Täter immer näher und bringt sich in tödliche Gefahr ...
GENRE
Dieser Roman richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren. Klaus-Peter Wolf gelingt etwas, das ich bei seinen Büchern sehr faszinierend finde: er schafft einen gekonnten Spagat zwischen Erwachsenen- und Jugendliteratur, lässt die Grenzen verschwinden.
NACHTBLAUER TOD hat als Protagonisten den jungen Leon. Dennoch gibt es hier und da auch Perspektivwechsel zu anderen Beteiligten, auch Erwachsenen. Sprachlich ist der Roman nicht an die lässige Jugendsprache gebunden, die manche Autoren zwanghaft versuchen, sondern in einem niveauvollen, krimitypischen Stil. Worauf er verzichtet, das ist die sprachliche Ausschmückung von Gewalt, Blut und Obszönität. Auch hier geht es ordentlich zur Sache, der Mord ist blutig, was Leon aufdeckt im Grunde ein Skandal. Dennoch bleibt es menschlich, wird nicht ausgeschlachtet und unnötig pervertiert (wobei der Inhalt mancher Skandalstory a la AMERICAN BEAUTY und Co gerecht werden würde).
Wenn auch für Jugendliche geschrieben, empfinde ich diesen Roman daher eher als All-Ager. Auch geeignet für erwachsene Krimileser, die einen Roman mit guter Story ohne Skandal, ohne das "personifizierte Böse" und ohne überdramatisch inszenierte Show zu schätzen wissen.
Weiterhin ist NACHTBLAUER TOD ein Lokalkrimi, spielt diesmal in Bremerhaven. Dem Ortskundigen wird vermutlich einiges bekannt vorkommen, das kann ich nicht beurteilen. Angenehm finde ich, dass es hier ein wenig zurückgenommen wurde im Vergleich zur Ostfriesen-Reihe des Autors, wo wirklich jedes Café, jede Straße ihren Namen hat. Hier dagegen gibt es einige Andeutungen, einiges Bekannte, aber das Augenmerk liegt weniger auf der Region als vielmehr auf der Story. (Ich beziehe mich auf das Hörbuch, das gekürzt ist. Inwieweit dies auch im Roman zutrifft, kann ich nicht beurteilen)
CHARAKTERE
Es ist ein Markenzeichen des Autors, dass jede noch so kleine Nebenrolle einen eigenen Namen bekommt. Ein kurz befragter Zeuge, der Mitpatient im Krankenhaus, die Dame am Telefon, der Künstler eines Bildes. Ich war versucht, mir wieder ein Personenregister zu erstellen. Da es allerdings ein Jugendroman ist, habe ich diesmal darauf verzichtet, ich erwarte diese Bücher zu verstehen auch ohne sie mir "erarbeiten" zu müssen, und es hat geklappt. Wie auch in seiner Reihe >TREFFPUNKT TATORT< und anderen Jugendbüchern hat er die Zahl der Charaktere im Vergleich zu seiner >OSTFRIESEN-REIHE< doch deutlich beschränkt ;-)
Was Klaus-Peter Wolf nicht macht: Charakterprofile erstellen und einem einzelnen Charakter spezielle Tiefe und Dramatik verleihen (wie man es etwa besonders bei den nordischen Romanen a la Wallander und Co kennt. Mein Geschmack ist das nicht, aber diese Technik ist recht beliebt, wird gerne gelesen).
Was er statt dessen macht: er schildert wenig Hintergrund und Tiefe, lässt dadurch sehr viel Raum für Interpretation. Dafür geht er sehr intensiv auf den jeweiligen Moment und das Verhalten in der jetzigen Situation ein. Ich empfinde das Verhalten jedes Protagonisten nachvollziehbar und schlüssig (was nicht heißt, dass ich es gut finde oder gar selbst so handeln würde. Es gab einige Charaktere in diesem Buch, die mir regelrecht zuwider waren, was vom Autor wohl auch deutlich beabsichtigt wurde).
Manche der Charaktere sind etwas klischeebeladen, z.B. das Polizistenteam ist wieder sehr klassisch. Doch es passt in die Story (und zeigt leider auch die Sturköpfigkeit mancher Menschen, die schon lange in ihrem Beruf arbeiten), denn empfände der Junge die Polizei nicht als handlungsunfähig, hätte er wohl nicht selbst mit der Ermittlung begonnen und hätte es keinen Roman gegeben.
SPRACHE
Die Sprache des Autors ist direkt und der Situation angemessen, mal nüchtern und erklärend, ein andermal aufgebracht und wütend. Es wird auch mal ordentlich geflucht und geschimpft, ohne dabei jedoch vulgär, brutal oder ausfallend zu werden. Die Wortwahl, die Sätze, die Dialoge sind recht realistisch gehalten, man kann die CDs gut während der Arbeit / der Autofahrt hören und den Inhalt dennoch erfassen.
Auch, wenn ich mich zu meinen anderen Rezensionen über Klaus-Peter Wolf wiederhole: er nimmt die Jugendlichen ernst, schaut nicht auf sie herab und biedert sich auch nicht auf gleicher Höhe an. Sondern er ist ein Erwachsener, der als Erwachsener zu Jugendlichen spricht, einen punktgenauen Blick auf ihre Probleme, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse hat und leicht Zugang zu ihnen findet. Das liest man zwischen den Zeilen immer wieder, und das gefällt mir so an seinen Romanen.
AUFBAU
NACHTBLAUER TOD beginnt harmlos auf einer Party. Knutschende Teenies, Zickenkrieg, das Übliche. Und plötzlich ist Leon mittendrin in der knallharten Realität, kommt ins Krankenhaus, wird verhört. Ein actionreicher Einstieg, der dem Leser zeigt "hier passiert was".
Als die ersten Ermittlungen beginnen, wird es etwas ruhiger, handlungsorientierter. Als Leon mehr über seinen Vater und seine Mutter erfährt, wird es stellenweise dramatisch, er muss diese neuen Erkenntnisse erst verarbeiten, will sie nicht wahrhaben. Für den Leser zeigen sich immer mehr Motive und mögliche Täter, man kann gut miträtseln. Denn Klaus-Peter Wolf hat seine Geschichte gut aufgebaut, es gibt hier und da Hinweise, er befolgt die klassischen Regeln der Personengestaltung eines Krimis. Es gibt eine interessante Wende, als die tatsächlichen Motive klar werden und Leon nun in eine völlig neue Richtung forscht.
Der Hörer ahnt nach spätestens der Hälfte, wer der Täter sein könnte, und nach zweieinhalb (von drei) CDs wird es offen ausgeprochen. Ab hier heißt es atemlose Spannung, während Leon und seine Freundin ihn stellen wollen und dabei selbst in Gefahr geraten.
Der Showdown ist wieder actionlastig, das Ende abrupt und offen. Es ging Leon darum, den Täter zu finden, nun hat er ihn. Wie das Gericht urteilt, wie es mit seinem Vater weitergeht, was das für Leon selbst bedeutet und wie sich das Leben aller Beteiligten nun ändern wird, das kann man sich denken, es auszuführen wäre unnötig und würde zu weit führen.
SPRECHER
Das Hörbuch wird gesprochen von Jacob Weigert, den ich gerne für jugendliche Titel höre. Da er zwar eine jugendliche Stimme hat aber als Erwachsener doch sehr gut den Bogen zum Erwachsenenkrimi schlägt, macht er das Hörbuch auf diese Weise für beide Zielgruppen interessant.
Während er in >REBELLEN DER EWIGKEIT< eher wenig Emotionen vermittelte und gelegentlich auch in actionreichen Momenten zu ruhig blieb, vermag er hier inzwischen weitaus intensiver Spannung in die verschiedenen Rollen zu legen und den Charakteren Leben zu verleihen. Dennoch denke ich, dass seine Stimme eher für die Erzählperspektive des Ich-Erzählers geeignet ist (etwa in >ÜBER UNS STILLE< war er wirklich die Top Besetzung für diesen Titel) als für dialoglastige Texte, da der Wechsel in verschiedene Tonlagen etwas bemüht klingt.
FAZIT
NACHTBLAUER TOD ist ein Krimi von Klaus-Peter Wolf, der mir wieder sehr gefallen hat. Hier und da ein paar Ecken und Kanten, die eben typisch für den Stil des Autors sind und weswegen ich gerade seine Titel so gerne lese und höre.
Wertung: 4,4 von 5 Liebesbriefe
SaschaSalamander 15.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL
Statistik KW 41
1 - Offenbarung 23 - 41 Illuminaten (Highscore Music)
1 - Offenbarung 23 - 42 Totale Vernichtung (Highscore Music)
1 - Die drei ??? 157 - Im Zeichen der Schlange (Europa)
1 - Lady Bedfort 23 - Das Erbe der Greedlands (Hörplanet)
1 - Verteufelte Lust (M Hanke)
2 - Nachtblauer Tod (K-P Wolf)
2 - Ihr unschuldiges Herz (R Hagen)
2 - Getrieben (A Altmann)
2 - Krise (MarVol)
GESEHEN
/
NEUZUGÄNGE
Der Cocktailparty - Effekt (Brockhaus)
Der beste Tag meines Lebens (Miller / Stentz)
Das Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst (W Mass)
Cherubim (K Lange)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 14.10.2012, 21.09 | (0/0) Kommentare | PL
Adopt a Blogger
SaschaSalamander 13.10.2012, 08.26 | (0/0) Kommentare | PL
Bento mit Wurstblumen und Sandwiches

Für die Brote habe ich einen >Sandwichformer< verwendet, unter dem Link findet Ihr auch eine kurze Erklärung, wie das funktioniert. Es sind zwei Sandwiches, die ich dann nochmal geteilt habe, also vier Häppchen. Womit sie gefüllt waren, weiß ich nicht mehr, aber ich verwende gerne Fleischsalat für ihn, Fischcreme und Leberwurst mit Gürkchen. Die Fledermäuschen habe ich mit einem Plätzchenstecher gemacht und Schwarzkümmel für die Augen.
Beim Bento ist auch wichtig, dass die Sachen nicht durch die Box kullern, wenn man sie schüttelt, umdreht oder auf welche Weise auch immer transportiert. Wenn man die Box am Ende wieder öffnet, soll sie genauso hübsch aussehen wie am Anfang. Deswegen ist es wichtig, die Lücken gut zu füllen. In diesem Fall zum Beispiel mit Wurstblumen: ein kleiner Snack und vor allem auch was fürs Auge. >Hier< findet Ihr eine Anleitung, wie man sie herstellt, das ist ganz einfach und macht ´ne Menge her beim Frühstück.
Etwas Interessantes habe ich durch Bento gelernt: wieviel man isst, hängt von mehreren Faktoren ab, natürlich Hunger und Sättigungsgrad der Lebensmittel. Aber das Auge ist auch hinsichtlich der Menge mit. Wenn man winzige Mengen zu sehen glaubt, fühlt man sich oft nicht richtig satt. Wenn das Futter auf dem Teller aber ordentlich was hermacht und nach viel aussieht, dann fühlt man sich schneller gesättigt.
Wurstblumen, Salatblätter und ähnliche Dinge haben kaum Kalorien, vermitteln aber eine optische Fülle und geben das Gefühl "puh, jetzt hab ich wirklich viel gegessen". Irgendwann, wenn man sich regelmässig selbst Boxen füllt, lernt man ganz automatisch FDH ohne das Gefühl des Verzichts.
SaschaSalamander 12.10.2012, 14.17 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Baby an Bord

BABY AN BORD wird präsentiert wie ein One-Shot Manga, also eine Geschichte, erzählt in einem Band. Klapptentext: Als eines Tages Masamis Schwester verschwindet und ihre Tochter Akira in seiner Obhut zurücklässt, findet sich der Angestellte plötzlich in einer Vaterrolle wieder. Im Kindergarten trifft er dann auch noch auf Kei, seinen Exfreund aus der Schulzeit, der dort als Erzieher arbeitet. Das erste Wiedersehen seit der Trennung vor fünf Jahren lässt fast erloschene Gefühle wieder aufflammen ... Zwei Männer und ein Baby!
Das klingt keineswegs neu, aber immerhin nett. Eine hübsche Kulisse für einen gemütlichen Einteiler. Was der Verlag verschweigt und was nicht ersichtlich ist: es handelt sich um DREI Kurzgeschichten. Nicht, dass ich etwas gegen Kurzgeschichten hätte. Aber zum einen will ich mich darauf einstellen, vorher wissen, dass mich also nur eine kurze Story erwartet statt ein ausgefeilter Plot. Und zum anderen bietet das Thema hier sehr viel Stoff für weit mehr als nur ein paar läppische Seiten.
Die auf dem Klappentext beschriebene Geschichte ist also die erste. Danach folgt eine Geschichte, die von zwei Jungs und einem Mädel handelt, Schule / Studium und gemeinsames Projekt, nichts was mich interessiert und auch beim Überfliegen eher langweilig. Die dritte Story handelt von einem jungen Mann, der gemeinsam mit seinem Freund eine Einladung zu einer Hochzeit bekommt. Von dem Mann, den er damals schon liebte und seitdem nicht vergessen konnte. Ebenfalls nett, zudem mit einem überraschenden Twist versehen.
Trotzdem - die zweite Geschichte fand ich komplett langweilig. Die erste und dritte hätten jede Menge Potential geboten und wurden leider völlig verschenkt. Es kamen keine Gefühle auf, die Romantik schwappt nicht auf den Leser über, der Twist in Story 3 ließ mich kalt. Die Charaktere bleiben oberflächlich, das teils unlogische Verhalten wird nicht erklärt und lässt sich nicht nachvollziehen (besonders in der ersten Geschichte ist dies auffällig), ich konnte keine Bindung zu irgendeinem der Figuren aufbauen, sie blieben alle farblos und leer.
Die Zeichnungen waren wirklich hübsch. Wenn ich mich recht informiert habe, war das ein Mangadebut, und das sieht man, es ist ausbaufähig aber schon recht nett, ein angenehm weicher Strich, der gut zum Genre passt. Sogut wie keine Hintergründe (außer Rasterfolie), aber das stört nicht, ich mag es gerne schlicht, gerade bei Boys Love.
Abschließend: es wäre nett vom Verlag gewesen, den Leser über die Dreiteilung des Mangas zu informieren. Die Zeichnungen sind hübsch, aber hübsche Zeichnungen machen keine interessante Story. Und was die Stories betrifft - viel Potential, aber nichts davon genutzt.
SaschaSalamander 12.10.2012, 08.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Ihr unschuldiges Herz
an all die verlorenen Kinder
aus: Richard Hagen: Ihr unschuldiges Herz; Blanvalet 2012
SaschaSalamander 11.10.2012, 15.01 | (0/0) Kommentare | PL
Treue ist auch keine Lösung

Es werden verschiedene Lebensmodelle beleuchtet, von der momentan gesellschaftlich anerkannten Monogamie hin zu anderen Formen wie Polygamie, Polyamorie, Cuckold, Swinger und einige weitere. Dabei soll es keinesfalls darum gehen, eines als besser oder schlechter darzustellen. Aber bevor ich das Ziel des Buches selbst formuliere, überlasse ich dies den Autoren: "Wir möchten zeigen, [...], dass das Dogma der Treue Menschen und Beziehungen auf dem Gewissen hat, obwohl die Treue einen wundervollen Kern hat und würden dann gerne gemeinsam mit Ihnen über die Liebe grübeln, streiten und herumspinnen." (S. 22)
Das Buch ist gegliedert in drei Hauptteile: Untreue, Treue und Liebe. Untreue wiederum wird unter biologischen, religiösen und kulturellen Aspekten betrachtet. Treue wird aus dem Blickwinkel der Natürlichkeit, Neurologie und Tragik (das Drama, wenn Treue enttäuscht wird) beleuchtet. Liebe wird unterteilt in die Aspekte der Heilung, Freiheit und Philophilia (Liebe zur Liebe).
Die Autoren haben einen recht lässigen Schreibstil, bringen nette Vergleiche ein, werden gelegentlich auch mal flapsig, bleiben dabei aber immer seriös und belegen ihre Aussagen mit entsprechenden Quellen. Das führt dazu, dass die teils sehr komplexen Inhalten leichtgängig gelesen und verarbeitet werden können, Fallbeispiele sorgen für Abwechslung und besseres Verständnis. Und die Autoren zeigen besonders dann Humor, wenn es darum geht, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Sie wissen um ihre Position und ihre teils sehr kontroversen Ansätze, vertreten diese selbstbewusst und ohne Scham, bleiben aber realistisch und gestehen dem Leser eine eigene Meinung zu. Eine Haltung, die mir sehr imponiert hat und die sich durch das gesamte Buch zieht: der Leser fühlt sich angenommen und hat die Möglichkeit, seine bisherige Sichtweise genau zu analysieren, für sich zu bestätigen oder neue Gedanken aufzugreifen, ohne sich dabei überrumpelt oder in die Enge gedrängt zu fühlen. Sehr sympathisch.
In ihren Thesen greifen sie auf viele Beispiele zurück. Sie ziehen die Bibel heran, werfen einen kritischen Blick ins Tierreich, berufen sich auf bekannte Soziologen, Psychologen, und immer wieder entkräften sie die Argumente der heute gelebten strengen Monogamie (die im Grunde keine lebenslängliche sondern meist eine serielle ist). Es werden die Mechanismen aufgezeigt, die einen Menschen zum Fremdgehen verleiten, und auch die Gefühle der Betrogenen werden ausführlich geschildert. Wie gesagt, ein Ratgeber ist das Buch nicht, dennoch lassen sich aus den geschilderten Situationen und Beispielen einige wichtige Grundlagen für eine funktionierende Beziehung herauspicken. Typische "Fallen" innerhalb einer langfristigen Beziehung werden geschildert, das Prinzip AMEFI ("alles mit einem für immer") wird zerlegt und entmystifiziert.
Auch, wenn Fischbach und Lendt niemandem eine Meinung aufdrücken, ist in jedem Kapitel spürbar, was sie selbst favorisieren: Lösungen ohne Lügen. Nicht aus moralischen Gründen, sondern weil sie sich in unserer Praxis als die entwicklungsträchtigeren erwiesen haben" (S. 115). Wie viele Personen in welcher Konstellation diese lügenfreie Lösung nun beinhaltet, das lassen sie dahingestellt, das soll jeder für sich entscheiden.
TREUE IST AUCH KEINE LÖSUNG ist ein Buch, das trotz seiner komplexen Inhalte flüssig und gut verständlich zu lesen ist. Die Autoren zeigen an verschiedenen Beispielen und Modellen, was der wahre Kern der Liebe ist und wie eine funktionierende Beziehung aussehen könnte. Wer nur die Monogamie anerkennt und nicht bereit ist, über den Tellerrand zu blicken, wird sich von diesem Buch in seinem Weltbild heftig erschüttert sehen. Wer allerdings kritisch hinterfragt und sein Leben aktiv entscheiden möchte statt stur den gesellschaftlich vorgegebenen Normen zu folgen, der wird hier sehr viele Denkansätze finden. Ein Buch, das jeden Leser bereichern wird.
SaschaSalamander 11.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL
Ihr unschuldiges Herz
Sieglinde Reichard spuckte Blut und kniete sich wie befohlen in den herbstkalten, mit welkem Weinlaub bedeckten Schlamm.
Erster Satz:
Sechs Uhr dreißig morgens.
Letzter Satz:
Die waren unschuldig.
Letzter Satz Epilog:
Menschen, die die Monster da draußen bekämpften ... damit die Kinder der Zukunft lächelnd schlafen konnten, statt weinend zu sterben.
aus: Richard Hagen: Ihr unschuldiges Herz; Blanvalet 2012
SaschaSalamander 10.10.2012, 15.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Mindnapping 10 - Der Traumtänzer
Im Februar 2011 erschien die erste Folge AUF GUTE NACHBARSCHAFT der Reihe MINDNAPPING. Seitdem gibt es regelmässig düstere Unterhaltung, spannende Twists und atemlose Action auf anspruchsvollem Niveau des Erwachsenen-Hörspiels. Meine bisherigen Highlights waren Teil 6 >DOPAMIN< und 9 >MONTANA<, die ich bereits ausführlich im Blog besprochen habe.
Gerade einmal ein halbes Jahr also ist es erst her, und doch darf das Label mit der aktuellen Folge bereits ein kleines Jubiläum feiern: DER TRAUMTÄNZER ist die zehnte Folge, und dafür hat man sich nicht lumpen lassen. Statt wie bisher eine eigenständige Folge zu kreieren, hat man hier ein Crossover mit dem erfolgreichen Projekt >DARKSIDE PARK< gewagt. Ein Grund zu feiern, und umso gespannter war ich natürlich, was den Fans nun also in dieser besonderen Folge geboten wurde.
INHALT
Der Psychologe Dr. Frank Morgan führt eine Therapiesitzung mit der jungen Mary Bellows. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihren Ängsten und sie bis heute begleitenden traumatischen Erlebnissen, erzählt von fiktiven Freunden und realen Bedrohungen. Doch nicht alles im Gespräch ist das, was es anfänglich scheint. Wer ist Mary Bellows wirklich? Ist sie Jäger oder Gejagte? Sind ihre Erinnerungen real oder geschickte Täuschung? Wer hat es auf sie oder Dr. Morgan abgesehen? Eine halsbrecherische Flucht in die Dunkelheit beginnt ...
CROSSOVER DARKSIDE PARK
Das Projekt >DARKSIDE PARK< ist schon etwas älter, ich habe es allerdings erst kürzlich gehört. Umso frischer war natürlich mein Eindruck während des TRAUMTÄNZERS, und ich freute mich, so kurz nach Beenden des ursprünglichen Projektes direkt mit "Nachschub" versorgt zu werden.
Autor des TRAUMTÄNZERS ist Hendrik Buchna, der für den DARKSIDE PARK (DP) bereits vier Geschichten (darunter auch das Finale) schrieb und auch Folgen zu der Serie DIE DR3I sowie DIE ??? beisteuerte. Für DP schrieb er unter anderem die Geschichte um den Psychologen Dr. Frank Morgan, der hier also aufgegriffen wird mit einem eigenen, von der Hauptgeschichte unabhängigen Fall.
Wer den DP kennt, freut sich hier über viele bekannte Elemente, etwa das Tonband mit der Einleitung zur Therapiesitzung. Auch stößt man auf bekannte Namen, deren Kenntnis nicht erforderlich ist aber einige Aha-Effekte beschert. Die Figur des Nachtlings ist hier besonders faszinierend: ich fand ihn bereits im DP sehr interessant und hatte mir mehr über ihn gewünscht, freue mich somit also besonders über sein Erscheinen hier bei MINDNAPPING.
Wie jemand, der die ursprüngliche Geschichte nicht kennt, das Hörspiel wahrnimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich habe jedoch schon in verschiedenen Rezensionen gelesen, dass es auch ohne Kenntnis des DP gut verständlich ist. Bisher war MINDNAPPING realistisch gehalten, spielte mit Mindfuck, Twists und Thrill sowie angedeuteten mystischen Elementen. DP passt inhaltlich daher sehr gut in die Reihe.
Für Sammler bietet die CD zusätzlich ein Wendecover, man kann diese Folge also beiden Serien zuordnen.
AUFBAU
Was mir an DER TRAUMTÄNZER besonders gut gefällt ist der Aufbau. Die Folge beginnt als Kammerspiel zwischen Therapeut und Klient, die Sitzung wird sehr ausführlich geschildert. Intensiv und realistisch wird das Gespräch zwischen den beiden dargestellt, dialoglastig und sehr eindringlich in seinem Inhalt. Für mich war besonders dies der beste Teil des Hörspiels, gespannt lauschte ich jedem Wort, versuchte die ersten Hinweise auf das Kommende zu erhaschen, achtete auf jede noch so kleine Aussage, bemühte mich um jedes Wort. Durch das geschilderte Erzählen der Klientin baut sich bereits erste Spannung auf, der Hörer wird mitgerissen von ihren Kindheitserlebnissen, spürt ihre Angst förmlich selbst. Ich finde es interessant, wie alleine durch einen Dialog eine solche Spannung erzeugt werden kann.
Allerdings muss ich zugeben, dass dies deutlich Geschmackssache ist, für manchen mag dies als langatmig oder zäh gelten, einige Hörer wünschen mehr Action. Es ist auf jeden Fall ein gewagtes Experiment, das man hier gewagt hat, und ich für meinen Teil finde es durchweg gelungen. Denn was mich betrifft, ich ziehe Inhalt der Action und dem Krach-Bumm vor, ich liebe die subtilen Untertöne und kann mit temporeichen Stories oft nicht ganz so viel anfangen (was z.B. die Folge DAS GESCHWÜR deutlich zeigt: hochgelobt von Fans, für mich aber eine der am wenigsten interessanten Folgen, ich bevorzuge die Spannung von innen statt von außen).
Nach der sehr langen Therapiesitzung dann kommt ein lauterer, actionreicherer Teil. Wie erwähnt, mein Geschmack ist das nicht, aber da es hier eher gering gehalten wird vom Anteil her, fand ich es in Ordnung und eine passende Abwechslung zum eher ruhigen Start. Dr. Morgan und Mary Bellows müssen fliehen, treffen auf weitere Charaktere, hier gibt es greifbare Handlung und Action.
Dann der Abschluss, grandios und hervorragend inszeniert. Er präsentiert sich nachdenklich und düster, lässt je nach Interpretation einige Fragen offen oder rundet das Thema nun sehr gut ab, klingt noch lange im Ohr und Gedächtnis.
SPRECHER
Den Großteil der Handlung tragen Eckard Dux und Ulrike Stürzbecher. Eckard Dux kennt man bereits aus dem DP als Frank Morgan, und ich freue mich, dass man ihn nun auch für MINDNAPPING gewinnen konnte. Er ist unter anderem bekannt als Arthur aus KING OF QUEENS und passt sehr gut zu dem gesetzten, älteren Therapeuten. Ulrike Stürzbecher kennt man vor allem als deutsche Stimme von Jennifer Aniston, Kate Winslet und Patricia Arquette, als Hörspielsprecherin war sie für mich neu und somit eine profesionelle aber doch frische Abwechslung.
Kleine Gastrollen haben Helmut Krauss, Katja Brügger, Robert Missler und Mark Bremer, die in für MINDNAPPING gewohnter Qualität agieren und dem Text ihre ganz eigene Note verleihen. Besonders Missler und Krauss mag ich sehr, da sie unterschiedlichste Charaktere zu verkörpern vermögen und mir besonders in düsteren Charakteren gefallen. Patrick Holtheuer als Nachtling kommt eine besondere Rolle zu, die ich hier aber nicht spoilern möchte, lasst Euch überraschen ;-)
MUSIK, EFFEKTE
Die Musik untermalt das Hörspiel sehr schön, drängt sich an keinem Punkt in den Vordergrund und trägt sehr zur beklemmenden Atmosphäre des TRAUMTÄNZERS bei. Boccherinis Musica Notturna erhält eine wichtige Bedeutung zum Ende hin, man kann sich wunderbar in diesen Klängen fallenlassen und ganz in die "nächtliche Musik" eintauchen. Auch die Soundeeffekte und Hintergrundgeräusche sind sehr gut gelungen. Gelungen finde ich es dann, wenn sie das Hörspiel stetig begleiten und ich mich im Nachhinein frage "gab es da überhaupt Geräusche?", so auch hier: sie passen perfekt zur jeweiligen Szene, sodass man sie gar nicht als gesonderte Effekte wahrnimmt und sie als Teil des Ganzen erfasst.
FAZIT
Man muss etwas Geduld mitbringen, sich auf die sich eher langsam entwickelnde Story einlassen und den geschickt verpackten Horror hinter den Worten genießen. Audionarchie liefert mit DER TRAUMTÄNZER insgesamt eine gelungene Jubiläumsfolge ab, die sowohl Fans des DARKSIDE PARK als auch neue Hörer in ihren Bann schlägt.
Wertung: 8,6 von 10 Tinkerbelle-Püppchen


SaschaSalamander 10.10.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL
Der Wasserspeier Fledermeier
Manchmal sieht man auf den Dächern alter Häuser und Kirchen Figuren aus Stein.
Letzter Satz:
Und obwohl sie beide den Frühling eigentlich am liebsten mochten, freuten Boris und Herr Fledermeier sich das ganze Jahr über auf den nächsten Winter.
Aus: C v Aster: Der Wasserspeier Fledermeier; Uni-Edition 2012
SaschaSalamander 09.10.2012, 15.53 | (0/0) Kommentare | PL
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2819
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Online seit dem: 21.04.2005
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