SaschaSalamander

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Amadeus 02 - Rosignolo

amadeus02_rosignolo_1.jpgINHALT

Eine Sängerin wird nach ihrem großen Auftritt umgebracht. Der Täter, ihr Liebhaber Ferragosta, richtet sich danach selbst. Der Fall scheint eindeutig. Doch als plötzlich die Stimme der angeblich toten "Nachtigall" zu hören ist, wird bald klar: hier wurde ein hinterhältiges Spiel inszeniert, in dem alle nur als Marionetten benutzt wurden, um am Ende etwas Bahnbrechendem den Weg zu ebnen. Doch die Strippenzieher haben nicht mit Mozarts aufbrausendem Temperament und Reschs Entschlossenheit gerechnet ...


ATMOSPHÄRE

ROSIGNOLO besticht durch seine sowohl in historischer als auch akustischer Hinsicht realistisch umgesetzte Kulisse: In >WOLFER< wurden die Hörer in einen dunklen Wald geführt. Hier dagegen ist es hell, glänzend und voller Leben: das Nationaltheater, ein großer Empfang, die Reichen und Mächtigen der Gesellschaft. Hier wird mit hocherhobener Nase diskutiert und philosophiert, und natürlich gibt es auch Intrigen, Betrug und Neid. Schon vom ersten Moment an konnte ich mich gut an den Ort des Geschehens versetzen, das Durcheinander der vielen Menschen, die Musik, die angeregten Diskussionen, das alles wurde sehr lebendig umgesetzt, die Geräusche als perfekte unauffällige Hintergrunduntermalung eingebaut.


THEMEN

Thematisch werden hier Realität und Fiktion sehr gut gemixt, und Mozarts Schaffen nimmt eine wichtige Rolle in dieser Episode ein, alles dreht sich um die Musik. Und natürlich um einen Mord. Zwar ist nach der Hälfte des Hörspieles klar, worauf es hinausläuft, doch auch danach bleibt es spannend, geht in eine völlig neue Richtung, und ich möchte nichts vorweg verraten, halte mich bedeckt. Was ich aber anmerken möchte: interessant, was man daraus gemacht hat, wie Mozart darauf reagiert und wie man um die Sache herum eine solche Geschichte entspinnen konnte. Ob das zu Mozarts Zeiten bereits ein Thema war, vermag ich nicht zu sagen, doch eine Andeutung ganz am Ende stellt eine Frage, die einige Aspekte des Hörspieles sowieso in ein völlig neues Licht rückt. Ich bin gespannt, wie sich dies in den zukünftigen Folgen auswirken wird und was sich daraus entwickelt. Ein wirklich geschickt - fieser Cliffhanger, den man hier geboten bekommt!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Was Mozart von all dem hochtrabenden Geschwätz und der Arroganz seiner Mitmenschen hält, gibt er in recht eindrucksvollen Worten wider, der Hörer darf sich auf einige Wutausbrüche und unschickliche Beleidigungen ganz im Stil des frechen Komponisten freuen. War er im ersten Teil schon recht dreist, legt er hier noch einmal einen Zacken an Schärfe zu, eine seiner ersten Beschimpfungen über den Arbeitgeber, welcher ihn vor die Tür setzte, wage ich hier gar nicht widerzugeben ;-)

Neben Mozart und Resch begegnet der Hörer hier erstmals Constanze Weber, Mozarts späterer Ehefrau, ein interessanter Nebenstrang im Rahmen der Hörspielreihe. Constanze wird gesprochen von Luisa Wietzorek, die als Schauspielerin und Synchronsprecherin schon einige Erfahrungen gesammelt hat. Sie vermag mit ihrer Stimme neben Kluckert, Knauer und Hasper gekonnt die bisher fehlende weibliche Note einzubringen und die Gruppe zu bereichern.

Auch die anderen Sprecher überzeugen in ihren Rollen. Wen ich diesmal allerdings besonders hervorheben möchte, das ist der Sprecher des Georg Tonlechner, und als ich ihn hörte, musste ich doch glatt zurückspulen und noch einmal hören, ob ich mich nicht verhört hatte: Santiago Ziesmer? Tatsache, Santiago Ziesmer! Der herzliche Inspektor Miller, der hyperaktive Steve Urkel, der freundliche SpongeBob - er kann auch ganz anders, nämlich so richtig unsympathisch und fies! Mag sein, dass er schon in anderen Rollen den Fiesling gesprochen hat, für mich war es neu, und ich war erstaunt. Und er macht es hervorragend, schon vom ersten Moment an ist der Hörer abgeneigt und fühlt sich angewidert von dieser unangenehmen Person. Ich hätte es nicht gedacht, aber Ziesmer ist richtig klasse als widerlicher Unsympath


AUFBAU

Was leider nicht ganz perfekt ist, das ist der Aufbau der Geschichte. Anfangs scheint alles offensichtlich, sodass sich in der ersten Hälfte die Frage stellt, wohin all die später folgenden Diskussionen um gänzlich andere Themen bitte hinführen sollen und was das mit der Sache zu tun hat. Als dies dann offenbar wird, steigt die Spannung etwas an, bis hin zu einem ziemlich actionlastigen (und von den Effenten her wieder hervorragend umgesetzten) Showdown. Dazwischen aber gab es einige Längen, die zwar nicht gravierend ins Gewicht fallen, leider aber dafür sorgen, dass das Hörspiel nicht ganz so dicht gestrickt ist und der Hörer hier und da einmal kurz gedanklich abschweifen könnte.


FAZIT

Nach dem grandiosen Auftakt mit >WOLFERL< hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen, die nicht ganz aber immerhin fast erfüllt wurden. Die Story ist sehr schön umgesetzt, die Sprecher leisten professionelle Arbeit, neue Handlungsstränge für weitere Fortsetzungen werden gelegt, Musik und Geräusche bilden eine harmonische Einheit mit den Dialogen und dem Erzähler. Trotz kleiner Längen im Mittelteil ist ROSIGNOLO angenehm zu hören und weiß die Hörer auf hohem Niveau zu unterhalten.

Wertung: 12 von 15 zukunftsweisende Aufzeichnungen

SaschaSalamander 22.09.2012, 09.05

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