SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Bad, Mean and Evil

Manche lieben ja die strahlenden Helden. Ich bevorzuge die Bösewichte. Wie sie immer wieder ihre niederträchtigen Pläne schmieden, immer wieder den Kürzeren ziehen, trotzdem aufstehen und tatkräftig weiter an der Unterwerfung der Welt arbeiten. Die Guten sind strahlend, hell und langweilig glatt. Aber die Bösen haben Charakter, Profil und Persönlichkeit. Außerdem, was wäre der Held ohne seinen Gegenspieler? Und in BAD, MEAN & EVIL bekommen die Bösewichter endlich mal das Gewicht und die Unterstützung verliehen, das ihnen zustehen, nämlich die Hauptrolle!


Und wieder gleitet Dr. Destruktivus (unterstützt von Leeta) die Weltherrschaft durch die Finger, durchkreuzt vom guten Stellarion. Na prima, und jetzt? Da stehen junge Männer vor seiner Tür, überreichen ihm eine Visitenkarte und stellen sich vor als BAD, MEAN & EVIL. Mit Geld-zurück-Garantie! Sie wollen ihm das volle Programm angedeihen lassen, damit er seinen Plan endlich in die Tat umsetzen lassen kann. Zusammen mit anderen Schurken drückt er also die Schulbank. Grundregeln, Namensgebung, Sprachschule (inclusive bösartigem Lachen), Styling, Outfit, Planung und vieles mehr soll ihm nun vermittelt werden. Manche Dinge kann er hervorragend, bei anderen ... öh ... hapert es ein wenig. Sehr zur Freude der Hörer. Ob es Dr D jemals schaffen wird, die Welt zu unterwerfen? Und, wenn BAD, MEAN & EVIL wirklich so erfolgreich ist - warum hat dann noch kein anderer Schurke mit deren Hilfe die Weltherrschaft übernommen?

Genial! Einzigartig! Dieses Hörspiel ist eines der wenigen, das ich direkt nach dem Genuss sofort ein zweites Mal hören musste. Und zwar gemeinsam, damit wir zusammen lachen können und damit wir uns gegenseitig auf Anspielungen aufmerksam machen konnten. Denn BAD, MEAN & EVIL ist ein Comedy-Hörspiel. Davon gibt es leider zu wenig (spontan fällt mir gerade nur "Heff der Chef" und "Jack Slaughter" oder der Einteiler "Nach dem Frost" ein). Humor und Comedy ist eben Geschmackssache, und in einer Nische wie dem Hörspielmarkt ist das nicht gerade erfolgversprechend, auch wenn die Fans immer wieder danach rufen. Matthias Brinck und Jörg Schuler haben da ein Werk abgeliefert, das wie geschaffen ist für die Fans, die Kassettennkinder der 80er, die Nerds und Hörspielfreaks: abgesehen vom Humor, der in den spitzfindigen Dialogen gekonnt platziert ist, finden sich unzählige Anspielungen auf alle möglichen Bösewichter und Helden der 80er. Aber auch die Gegenwart findet ihren Platz und hat ihre Anspielungen auf aktuelle Interpreten. Hörspiel, Zeichentrick, Liedermacher, Comedians, Imperatoren, Internetmemes, die CD quillt regelrecht über davon. Vor allem Fans von Kim Possible werden ihren Spaß haben, da die Protagonisten an diese Serie angelehnt sind und auch einen sehr ähnlichen Humor transportieren. 

Mit den Sprechern hat man hier alles richtig gemacht. Mit Jan Spitzer (u.a. Brain von Pinky und Brain) als Dr D und Katrin Fröhlich (u.a. Lady X aus Sinclair) als Leeta wurden sogar die Originalsprecher von Dr Drakken und Shego engagiert, auch Rüdiger Schulzki, der Sprecher von Shredder ist persönlich vertreten. Ich könnte jetzt die lange Liste der Sprecher aufzählen, muss aber zugeben, dass ich manche nicht kenne und nicht jeden einzelnen googeln möchte, da die Liste einfach recht lang ist, das würde den Rahmen der Rezension sprengen und meine Privatzeit sprengen. Auf jeden Fall machen sie alle ihre Arbeit großartig, die Stimmen sind bis in die kleinste Nebenrolle perfekt umgesetzt und sorgen für jede Menge Spaß. Man hört, wiesehr ihnen dieses Hörspiel Freude bereitet und wieviel Spaß sie beim Take hatten.

Die Band >Maybebop< ist auch zu erwähnen. Sie singen die Werbung für die Agentur BME, und die Songs sind richtig geniale Ohrwürmer, ich musste jedes Mal so lachen, wenn wieder ein Jingle eingespielt wurde. Ganz toll, sie bereichern das Hörspiel ungemein und machen damit auch neugierig auf ihre anderen Songs und Werke. Mir fiel sofort der >Erlkönig< auf, tolle moderne Umsetzung eines meiner liebsten Kundstlieder! Oh, ich steh auf A Capella und freue mich, mit Maybebop einen weiteren Vertreter diesen Genres entdeckt zu haben! Danke!

BAD, MEAN & EVIL ist in allen Punkten gelungen. Ich weiß, dass man mit Nischen-Hörspielen wohl nicht wirklich Gewinn macht. Trotzdem würde ich mir ganz egoistisch noch sehr viel mehr von den Machern wünschen. Es tut einfach gut, mal so richtig befreit zu lachen. In nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen und während dieser Zeit einfach mal alles drumrum zu vergessen und abzutauchen in die Welt der Schurken und Bösewichte ... 

SaschaSalamander 25.11.2015, 09.07

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