SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Der brennende Mann

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Eigentlich schwer, diesen Beitrag einzuordnen. Für "Aktuell" ist es zuviel, aber eine "Rezension" möchte ich mir ungern anmaßen. Denn ich griff zu, sobald ich den Namen des Autors auf dem auffälligen Cover las: Tad Williams. Ein berühmter Fantasy-Autor, den ich schon immer lesen wollte und der schon seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste steht.

Später sah ich dann, dass "der brennende Mann" eine einzelne Geschichte aus dem Zyklus um Ostend Ard ist. Sagt mir nichts. Viele Geschichten, die sich um dieses von ihm entwickelte Universum ranken. Es wäre also vielleicht sinnvoll für mich gewesen, zuerst "Das Geheimnis der großen Schwerter" zu lesen. Aber auch ohne dieses soll diese kurze Geschichte um Breda und ihren Stiefvater Lord Sulis gut verständlich sein. Meine Meinung ist also doch recht eingeschränkt, und ich kann das Werk selbst nur schwer bewerten.

Breda ist noch sehr jung, als ihr Vater stirbt. Lord Sulis hält um die Hand ihrer Mutter an. Bredas Bruder bleibt weiterhin bei ihrem Onkel, wo sie inzwischen lebten, und sie selbst folgt ihrer Mutter auf den Hochhorst, wo Lord Sulis als Renegat (Abtrünniger der in Osten Ard herrschenden Religion) lebt. Rückblickend erzählt die nun alte Frau über ihre Jugend, über ihre Liebe zu einem einfachen Soldaten, aber vor allem darüber, wie sie ihren Stiefvater als harten, aber gerechten Mann wahrnimmt. Sie beschreibt ihn als gebrochenen Mann, der auf der Suche nach Antworten an sich selbst zerbricht und am Ende sogar bereit ist, auch die dunklen Mächte zu bemühen.

Anfangs wusste ich die Geschichte nicht so wirklich einzuordnen. Zuviele Begriffe, die ich nicht einordnen konnte. Außer den wohlgewählten Worten und wirklich gelungenen Beschreibungen des Autors konnte ich nicht viel mit Bredas Erzählung anfangen. Dazu hätte ich wohl mehr über Osten Ard, den Hochhorst, die Gottheiten des Landes etc wissen müssen. Doch je länger ich lauschte, desto besser fand ich Zugang in die fremde Welt, desto mehr fesselte mich das Streben des alten Mannes. Am Ende handelt "der brennende Mann" von einer der grundlegenden Fragen der Menschheit, gut verpackt in eine kurze, bewegende Geschichte.

Der Schreibstil sowie der Aufbau der Handlung begeisterte mich. Spannung ist keinesfalls gleichzusetzen mit Action, und Williams beherrscht es wirklich, den Leser mit ruhigen Worten an seine Geschichte zu fesseln. Wunderbare Worte, geschickt gestellte Sätze, wie selbstverständlich fließen die Worte, gehen die einzelnen Abschnitte ineinander über. Kein Wort, das unangehm auffällt (hier auch ein herzliches Dankeschön an den Übersetzer Joachim Körber, wirklich ein Meister seiner Kunst!), Text und Inhalt bilden eine gekonnte Einheit, wie ich sie nur selten bei einem Buch erlebe. Da ich meist an Stil, Sprache und Wortwahl etwas auszusetzen habe, fällt es recht schwer, mich hierin zu begeistern, doch Tad Williams gelingt dies ohne Frage!

Das Hörbuch selbst halte ich für einen besonderen Genuss: Regina Lemnitz, bekannt als Synchronsprecherin von Whoopie Goldberg, Diane Keaton und Roseanne. Eine Stimme, wandelbar von sanfter Ruhe hin zu hysterischem Gekreische. Hier spricht sie in sanften Worten, fast wie ein Schlaflied, beruhigend und warm, voller Wärme und Güte, voll der Weisheit des Alters, aus welchem Breda rückblickend von Lord Sulfs erzählt.

Da ich nicht weiß, inwieweit es sich in den anderen Zyklus des Autors einfügt und die Geschichte für sich selbst eigentlich eher unvollständig wirkt (sie ist zwar in sich geschlossen, doch man erkennt deutlich, dass dies nur ein kleiner Teil einer großen Saga ist: ein Außenstehender vermag sich nicht in diese fremde Welt einzufinden), kann ich schlecht sagen, für wen dieses Buch / Hörbuch geeignet wäre. Aber nach allem, was ich bisher über Tad Williams gehört habe, gehört er zu den ganz Großen der Fantasy. Und "der brennende Mann" bietet auch Neulingen einen kleinen Einblick in seinen wortgewaltigen, einnehmenden Stil und macht Lust auf Mehr ...

SaschaSalamander 17.07.2006, 10.07

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