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Ausgewählter Beitrag
Einen Scheiß muss ich
Klappentext: Müssen wir wirklich abnehmen, aufräumen und uns ökologisch korrekt verhalten? Vorwärtskommen im Job, zu allem eine Meinung haben und rausgehen, wenn die Sonne scheint? - "Nein!", sagt US-Bestseller Autor Sean Brummel alias Tommy Jaud, "einen Scheiß müssen wir! Die Leute sterben nicht, weil sie zu wenig Licht bekommen. Sei sterben, weil sie zu wenig Spaß haben".
Haftungsbeschränkung: Die Ratschläge, Meinungen und Tipps in diesem Buch sind zum Teil widersprüchlich und unsinnig und dienen in erster Linie der Unterhaltung. Sie nehmen zur Kenntnis, dass jegliche Haftung für Gesundheits-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen ist. Die Nutzung des Buchs setzt möglicherweise kompatible Geräte (Ohren, Hände, Humor) sowie bestimmte akustische Verhältnisse voraus (ggfs. fallen Kosten an): Sie nehmen zur Kenntnis, dass diese Faktoren das Hörerlebnis erheblich beeinträchtigen können.
Nutzungsbeschränkung: Sie erklären sich damit einverstanden, das Buch nicht zu hören, wenn Sie Triathlet, Veganer oder Helikoptermama sind oder einer vergleichbaren, schnell empörten Minderheit angehören.
Beschränkungsbeschränkung: Sollten Sie gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen, ist der Verlag bzw. von ihm beauftragte Dritte (riesige Unmenschen mit finsterem Blick) berechtigt, Ihnen die Kopfhörer zu entreißen bzw den Akku aus Ihrem Smartphone zu dötzen.
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Tommy Jaud ist bekannt durch Romane wie VOLLIDIOT, ÜBERMANN, HUMMELDUMM, RESTURLAUB und andere Titel, die sich locker flockig lesen lassen. Seine "Helden" sind Antihelden, die mit den Irrungen und Wirrungen des modernen Lebens zu kämpfen haben. Ein angenehmes männliches Gegengewicht zu der aktuellen Chick-Lit, unterhaltsam und witzig. Wenig anspruchsvoll, dafür aber optimal für Feierabend und entspannten Lesegenuss.
EINEN SCHEISS MUSS ICH ist ebenfalls in diesem Tenor gehalten: unterhaltsam, entspannt. Aber trotz der flapsigen Art dieses Mal sogar mit einer Botschaft, die sich hinter den witzigen Sprüchen verbirgt. Natürlich habe ich die Nutzungs- und Haftungs- und sonstigen Bedingungen nicht gelesen, und ich musste am Ende doch schmunzeln, dass leicht zu empörende Minderheiten das Buch nicht lesen / hören sollen. Nun gut, ich bin zwar vegan, lege Wert auf Umweltschutz und treibe bewusst Sport, aber leicht zu empören bin ich nicht. Zum Glück, denn ein paarmal bin ich doch zusammengezuckt ;-)
Trotz meiner gelegentlichen Zuckungen bin ich mir bewusst, dass das Buch absichtlich polarisiert. Und ich finde das in diesem Fall absolut okay. Argumente wie "wenn Tiere nicht gegessen werden wollen, dann wären sie nicht so lecker" zeigen klar, dass er seine Aussagen karikiert und auf die Spitze treibt. Er wettert im Grunde nicht gegen Veganer, dafür aber gegen Moralisten und Dogmatiker (die sich eben in diesem Feld sehr oft finden), und dies in allen Bereichen, ob nun Sport, Erziehung, Umweltbewusstsein oder oder. Es mag also für einen Moment wehtun, ich sehe dies jedoch als Stilmittel, das er bewusst einsetzt und über das ich dann auch hinwegsehen konnte.
Kritischer wird es dagegen, wenn zum Beispiel Dinge wie Alkohol bagatellisiert werden (etwa mit der Aussage "sich auf das Feierabendbier zu freuen sei laut WHO ein Kriterium für Sucht. Aber ist es etwa Sucht, wenn ich mich auf den Film am Abend freue? Oder auf den Sex mit meiner Freundin?"). Oder wenn er die Kalorien des Grundbedarfs (ja, auch Atmen und Sitzen verbrennt Kalorien) gleichstellt mit denen beim Sport und dann behauptet, man würde beim Sitzen auf der Couch abnehme. Oder typisch, mit dem Finger auf andere zu zeigen a la "der Sportler, der schon mit 40 am Herzinfarkt gestorben ist und der Raucher, Fleischesser, Sofahocker, der 90 wurde".
Aber, wie gesagt: das ist sein Stilmittel, das soll polarisieren, und er tut es mit Humor, sodass ich dennoch dabei lachen kann und verstehe, was er eigentlich sagen möchte. Spätestens bei "Hitler hat auch keinen Alkohol getrunken" oder "die meisten Straftaten werden ohne Alkohol begangen, Betrunkene sind nur ein Bruchteil der Statistik, also lasst uns mehr trinken, damit weniger Straftaten begangen werden", musste ich lachen: das ist herrlich verquer argumentiert und zeigt den Satire-Gehalt dieses Buches. Oder auch der philosophische Dreisatz "Der Mensch ist Allesfresser, ein Veganer isst nicht alles, also ist ein Veganer kein Mensch".
Man muss bei diesem Buch sehr viel zwischen den Zeilen lesen. So sagt er etwa, dass Sport damals bedeutete "Schuhe anziehen, loslaufen" und heute "Akku muss geladen sein, wo sind die Kopfhörer, Schuhe aufpumpen, der Song xy fehlt in der Playlist, wo ist das Armband für den mp3-Player, habe ich genügend Wasserrationen am Gürtel, wo habe ich nur den Pulsmesser hingelegt, ist Fitbit auch ordentlich synchronisiert, und dann die teure Laufhose mit Reibungsschutz an Oberschenkelinnenseite und schweißaktiven irgendwas-Poren, da ist man schon erschöpft noch bevor man überhaupt losläuft".
Oder er sagt "ich hatte Rückenschmerzen, und nichts hat geholfen. Dann im Urlaub habe ich getanzt, gefeiert, Alkohol gesoffen, mich amüsiert, beim Tanzen baute ich Muskeln auf und beim Feiern habe ich entspannt, dadurch wurden Muskeln gelockert, und ohne Stress und mit viel Spaß waren die Rückenschmerzen auf einmal weg. Als ich dann verklemmt auf Arbeit sitzen musste, waren sie auf einmal wieder da".
Ebenfalls treffend auch das Beispiel "Wozu immer der Erste und Beste sein? Tennisprofi xy No. 1 auf der Weltrangliste mit 12 Millionen, der jeden Tag knallhart arbeitet und unzufrieden ist weil er so wenig Freizeit hat und immer auf die Karriere gucken muss um nicht abzurutschen, oder Tennisprofy z, der Nr 35 auf der Weltrangliste ist aber mit nur 2 Millionen immer noch ein tolles Leben mit sehr viel weniger Druck von außen hat".
Mit anderen Worten, er spricht sich in seinem gesamten Buch dafür aus, die Dinge entspannter anzugehen, weniger dogmatisch, weniger verbissen, weniger wettkampforientiert. Sich Freunde nicht nach Ansehen sondern Emotion zu suchen, Erfolg nicht durch Karriere sondern durch persönliche Erfüllung zu definieren, Entscheidungen nicht wegen anderer sondern aus eigener Entscheidung heraus zu treffen. Und diese Botschaft transportiert er mit sehr viel Humor. Ich habe einige Male innegehalten und fühlte mich ertappt, und jeder aufgeschlossene Leser wird wohl ähnliche Aha-Momente erleben.
Statistiken, Zahlen, Fachleute und Quellen erfindet er einfach. Immer wieder zitiert er zum Beispiel seinen Lieblingsarzt Dr. Dotter, und DER muss es schließlich wissen. Einmal sagt er sogar "Woher ich das weiß? Ich ahne es aus tiefstem Herzen". Muss er als Autor etwa sachliche Quellen nennen? Er sagt: "einen Scheiß muss ich" ;-)
Neben all den Ratschlägen, die der fiktive Sean seinen Lesern auf den Weg gibt, erfährt man auch viel über sein Leben. Sean ist ein überaus sympathischer Typ, ein ziemlicher Proll, aber doch immer auf der Sonnenseite des Lebens, seit er seine Frau verlassen hat, um nun sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Man begegnet seinem "andersbegabten" Vogelfreund Legless Larry, lernt seine lästigen Nachbarn "die Andersons" kennen, erfährt eine Menge über Chubby Charly, Wasted Wayne, Angry Andy, Tiny Tina und all die anderen Freunde. Und natürlich seine Freundin Karen, die ihm in Sachen Lässigkeit absolut ebenbürtig ist.
Jaud spricht dieses Hörbuch selbst, und er vermag es, den Hörer zu fesseln. Seine Stimme klingt angenehm, er kann sie entsprechend der unterschiedlichen Charaktere sehr gut verstellen / anpassen, wirkt nicht zu übertrieben und nicht zu monoton. Schon in HUMMELDUMM mochte ich ihn. Finde es sogar schade, dass er nicht wie andere bekannte Sprecher auch weitere Titel vertont sondern sich dies (zumindest so mein Wissensstand) auf seine eigenen Titel beschränkt. Ich würde ihn gerne öfter hören.
EINEN SCHEISS MUSS ICH ist exzellente Unterhaltung, sofern man nicht tatsächlich zu einer empörungswilligen Minderheit gehört. Zwischen den Zeilen findet man einiges an Wahrheit, die aber sehr gut zwischen Humor, schrägen Argumentationen, jeder Menge Satire und herrlich kuriosen Szenen aus Seans Leben versteckt ist. Genau richtig für alle, die sich von all den Anforderungen der Gesellschaft manchmal überfordert fühlen und einfach mal ihr eigenes Ding machen wollen. Erfrischend, voller schwarzem Humor und absolut nicht politisch korrekt.
SaschaSalamander 07.12.2016, 08.48
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