SaschaSalamander

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Rocky 05 - Wer stimmt für Mia

Wer stimmt für Mia ist der neue Band von Rocky und seiner Bande. Über die vorherigen Bände habe ich ja bereits erzählt:

>01 - Wir lieben die Freiheit<
>02 - Rosalie will ein Haustier<
>03 - Enzo hat Geburtstag<
>04 - Rocky im Straßenverkehr<


Wie in den vorherigen Bänden wird auch hier wieder ein Thema angesprochen, das Kinder in Problemsituationen stärken und ihnen pädagogische Begleitung im Alltag geben soll. Diesmal steht die Klassensprecherwahl an, und Mia möchte kandidieren. Anfangs ist sie noch etwas unsicher, denn Lola und Viktor, die bisherigen Klassensprecher, sind beliebt und haben super Noten, Mia fühlt sich den beiden nicht gewachsen. Doch bald kommen ihr viele Ideen, und die Freunde machen ihr Mut, dass sie es trotzdem versuchen soll. Lola sieht ihr Amt in Gefahr und versucht Mia vor den Klassenkameraden schlecht zu machen. Sie stellt Mias Ideen als ihre eigenen vor und blamiert sie vor der Klasse. Mia ist mutlos, aber natürlich hilft ihr Rocky mit einem kleinen Trick, und Mia tankt neue Kraft. Wie bei Rocky und seinen Freunden üblich wird das Problem meisterlich gelöst, und nebenbei erfahren die jungen Leser einiges über Wahlrecht, Demokratie und politische Mitbestimmung. Im abschließenden Blog erzählt Rocky, wie Kinder sich politisch beteiligen können und ermutigt sie, aktiv zu werden.

Obwohl das Büchlein nur so dünn ist, obwohl es klassische "Kindersorgen" sind - auch als Erwachsener fiebere ich immer wieder mit den Figuren mit. Die Kinder sind mir vom ersten Moment an ins Herz gewachsen. Das Konzept der Reihe gefällt mir sehr, denn Kinder werden als Gesprächspartner auf Augenhöhe behandelt, die behandelten Themen sind kindgerecht informativ aufgearbeitet und regen vor allem zur Eigeninitiative an. Und das Besondere: so schlicht die Probleme sein mögen, sind die Themen auf eine Weise hochemotional, dass sie auch für Erwachsene nachvollziehbar sind. 

Mias Ideen werden "gestohlen", die Konkurrentin macht sie vor den Klassenkameraden schlecht, und das angestrebte Ziel rückt in unnahbare Ferne. Das ist eine Situation, mit der auch Erwachsene sich konfrontiert sehen: Neidische Kollegen, Mobbing, üble Nachrede und bei Vorgesetzten bloßgestellt werden, welcher Erwachsene kennt das nicht (vor allem im Büro). Daher haben sicher auch die Eltern ihre Freude an dem Büchlein, wenn sie es ihren Kindern vorlesen oder mit ihnen gemeinsam bearbeiten. Denn die Problemlösungen lassen sich ebenso übertragen: nicht aufgeben, sich nicht auf die verletzende Ebene des Gegenüber herablassen, nicht durch kindische Gegenaktionen in Verruf geraten sondern statt dessen mit Souveränität und Fachkompetenz aufwarten. Ach, es wäre schön, wenn es im Erwachsenenleben so einfach lösbar wäre wie hier im Kinderbuch, wenn die beiden Konkurrenten sich am Ende in den Armen liegen und sich wieder vertragen ;-)

Auch das Verhalten des Lehrers ist vorbildlich. Es ist schön, wie in diesem Buch komplexe Themen schnell aber doch mit Tiefgang behandelt werden. So erteilt der Lehrer beispielsweise den Arbeitsauftrag, dass jede Partei ein Wahlplakat für die gegnerische Bewerberin erstellen soll. Dabei zeigt sich sehr schnell, wie Mia sich um Fairness bemüht und das Wohl der Klasse im Auge bhält, während die Konkurrentin sie vor den anderen schlechtmacht und ihr einziges Augenmerk auf dem Konkurrenzkampf liegt. Die Klasse versteht, was das bedeutet und weiß Mias Freundlichkeit zu schätzen. Wie gesagt: im realen Leben sind Probleme nicht immer so einfach gelöst, aber es ist einfach schön zu sehen, wie die Probleme der Kinder hier nicht kleingeredet sondern ernstgenommen und denen der Erwachsenen gleichgestellt und auf pädagogisch vorbildliche Weise gelöst werden. 

Mir gefällt auch, wie in diesem Fall auch die japanische Kultur von Mias Familie eingearbeitet wurde. So sitzen etwa alle am Tisch und schlürfen ihr Essen. Das ist in Deutschland nicht vorstellbar, beim Essen sollte man keine Geräusche machen. Warum wird hier überall das Schlürfen sosehr betont? Autor und Zeichner erklären dies nicht, sodass Kinder in Dialog mit den Eltern treten können. Diese können ihnen dann erklären, dass es in Japan zum Beispiel üblich ist, Nudeln geräuschvoll zu schlürfen und dies als höflich gilt. 

Der sechste Band wird von Liebeskummer handeln, und ich bin schon sehr gespannt, wie dieses dann umgesetzt werden wird. So kurz der Ausflug mit Rockys Freunden jedes Mal ist, haben die Büchlein einen kleinen Ehrenplatz in meinem Regal ...


SaschaSalamander 01.06.2015, 17.21

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