SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Seelen (Buch vs Film)

Klappentext: Planet Erde, irgendwann in der Zukunft. Fast die gesamte Menschheit ist von sogenannten Seelen besetzt. Diese nisten sich in die menschlichen Körper ein und übernehmen sie vollständig - nur wenige Menschen leisten noch Widerstand und überleben in den Bergen, Wüsten und Wäldern. Eine von ihnen ist Melanie. Als sie schließlich doch gefasst wird, wehrt sie sich mit aller Kraft dagegen, aus ihrem Körper verdrängt zu werden und teilt ihn fortan notgedrungen mit der Seele Wanda. Verzweifelt kämpft sie darum, ihren Geliebten Jared wiederzufinden, der sich mit anderen Rebellen in der Wüste versteckt hält - und im Bann von Melanies leidenschaftlichen Gefühlen und Erinnerungen sehnt sich auch Wanda mehr und mehr nach Jared, den sie nie getroffen hat.


SEELEN ist ein Roman von Stephenie Meyer. Ja, von der Autorin von Bella und Edward. Und ich stehe dazu: unabhängig von den Filmen (sagten mir nicht zu) und unabhängig von der darauf basierenden FanFic (die grauen Schattierungen) fand ich das erste Buch der Reihe damals ganz nett und unterhaltsam. Deswegen las ich 2009 auch sehr begeistert ihr damals neues Buch SEELEN.

Ja, es ist tatsächlich schon rund neun Jahre her, dass ich das Buch gelesen hatte. Trotzdem kann ich mich noch extrem gut daran erinnern. Es ist eines der Bücher, die bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Obwohl es um Teenager und Liebe geht, ist das Buch auch für Erwachsene geeignet. Eine ausführliche Rezension kann ich zum Buch nicht mehr schreiben, denn es ist eben doch zu lange her. Aber was mir im Gedächtnis geblieben ist, möchte ich gerne grob wiedergeben:

Die Idee ist sehr schön umgesetzt worden. Sie ist recht innovativ, es war kein Abklatsch von irgend etwas anderem sondern etwas ganz Eigenes. Und die Grundlage machte es der Autorin nicht einfach: Die Protagonistin ist lange Zeit alleine, und das Buch lebt in dieser Passage nur davon, wie die beiden Charaktere miteinander reden, sich austauschen, wie sie lernen miteinander zu leben und voneinander zu profitieren. Dennoch wurde es nicht langweilig, dem inneren Dialog der beiden zu folgen.

Auch die komplexe Beziehung der weiteren Charaktere wurde schön dargestellt. Melanie liebt den einen, Wanda verliebt sich in einen anderen. Das bietet jede Menge Potential für eine tolle Story, und Meyer hat das auch ordentlich ausgeschöpft, ohne dabei ins Schnulzige abzudriften.

Das ist etwas, das ich ihr hoch anrechne: SEELEN wurde keine billige Teenie-Schmonzette mit Herzschmerz und Drama, sondern ein faszinierender Roman mit glaubwürdigen Charakteren und einer gekonnten Umsetzung. Auch die Welt, in der Wanda und Melanie leben, wurde gut ausgebaut, die Beweggründe der Aliens wecken beim Leser tatsächlich Sympathie, man konnte sich auf keine rechte Seite schlagen und entwickelte Verständnis für alle Beteiligten.

Den Film habe ich vor einiger Zeit einmal kurz begonnen, nach wenigen Minuten aber abgebrochen. Jetzt habe ich es noch einmal versucht. Und wurde gnadenlos enttäuscht. Dachte ja, es läge daran, dass ich einfach älter geworden bin und die zehn Jahre Buch- und Lebenserfahrung dazu beitrugen, dass mir heute nicht mehr gefällt, was ich damals noch mochte. Aber meine Freundin konnte meinen Eindruck voll teilen. Sie hatte das Buch zweimal gelesen, das letzte Mal erst kürzlich, und beide Male hatte es ihr sehr gefallen.

Der Film weicht in vielen Punkten von der Handlung des Buches ab. Die Schauspielerin von Wanda / Melanie wirkt recht steif. Der innere Dialog zwischen den beiden wird nicht glaubwürdig transportiert. Im Buch kann Melanie Wanda überzeugen, und aus den Gesprächen entsteht eine Zusammenarbeit zwischen den beiden. Im Film wirkt es dagegen oft, als wäre der Körper nur eine Marionette, angetrieben durch Melanies starken Willen und Wandas Schwäche dies zu kontrollieren.

Zwar wird auch gezeigt, dass die Aliens nicht bösartig sind sondern friedliebend und wohlgesonnen, doch das sind eher Ausnahmen im Film. Die eigentliche Hintergrundstory wird stark abgeflacht und verkommt zu pathetischen Schnulz-Momenten gegen Ende des Films. Da lange Szenen der Einsamkeit mit stetem inneren Monolog schwer umzusetzen sind, wird dieser Teil im Film auch übersprungen, die Handlung hier etwas verändert. Und die Liebesgeschichte mag bei mir einfach nicht so recht zünden, das Knistern vermag ich nicht zu spüren.

Während das Buch also eine schöne Geschichte bietet mit spannenden Charakteren, einer gut durchdachten Handlung und interessantem Setting, wirkt der Film lieblos und platt. Als Buch kann ich SEELEN durchweg empfehlen, wenn man dieses Genre mag. Als Film allerdings rate ich nur "Finger weg"!

SaschaSalamander 06.07.2018, 09.09

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