SaschaSalamander

Imagery

Erster Satz:
Ich saß am Frühstückstisch in meiner Wohnung in Back Bay, versuchte, die Müdigkeit mit einer Tasse heißem Kaffee abzuschütteln und las noch halb schlafend einen nicht gerade freundlichen Artikel über die derzeitigen Probleme von Chronos Communication Systems im Boston Herald, als mein Smartphone unruhig zu summen begann.

Letzter Satz:
Das jedenfalls war die Wahrheit

aus: Christoph Marzi: Imagery; Feder & Schwert 2011

SaschaSalamander 30.11.2011, 16.01| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Lilith Parker - Insel der Schatten

Zufällig stieß ich auf LILITH PARKER - INSEL DER SCHATTEN" von Janine Wilk. Der Titel klang nach einem netten Gruselfantasy für Kinder, und das Cover sieht sehr vielversprechend aus mit seinen Schatten, Ranken, Gittern, der Geisterhand und einem Mädchen, das ein Portal durchschreitet. Und während andere Bücher in Titel oder Cover oft nichtssagend oder irreführend sind, hat der Verlag in diesem Fall wirklich eine kleine Meisterleistung erbracht, bei der alles in sich stimmig ist und ein hübsches gemeinsames Bild ergibt.


INHALT

Als ihr Vater geschäftlich nach Burma muss, soll Lilith zu ihrer Tante auf die Insel Bonesdale. Sie kennt ihre Tante nicht und weiß nur, dass sie und ihr Vater sich nicht miteinander verstehen. Auf der Insel angekommen fühlt sie sich eher unwillkommen, und erst nach und nach lernt sie die Bewohner von Bonesdale kennen und findet in Mat und Emma neue Freunde. Die Insel ist etwas Besonderes, denn man feiert auf ihr das ganze Jahr Halloween. Für die Touristen. Aber Lilith spürt, dass noch mehr dahintersteckt. Es passieren immer mehr seltsame Dinge, bis sie endlich begreift, dass mehr hinter der Insel und ihrer Familie steckt, als man ihr bisher erzählte. Und auch sie selbst spielt eine wichtige Rolle ...

Ach, das hat richtig gutgetan, ich liebe spannende Kinderbücher! Und mit Lilith Parker wurde eine neue Serie geschaffen, die mir gefällt und auf deren Fortsetzung ich mich bereits freue. Das erste Buch ist in sich geschlossen, verspricht aber bereits viele Abenteuer, die nun auf Lilith und ihre Freunde warten.


CHARAKTERE

Die Charaktere sind allesamt liebenswert und einem Kinderbuch entsprechend nicht zu tiefgründig aber doch ausführlich genug, um sich in sie hineinzuversetzen, mitzufiebern und sie sich als eigene Freunde zu wünschen. Ich mochte Lilith vom ersten Moment, sie ist keine Superheldin, kein Außenseitermädchen, sondern eine ganz normale 12jährige. Sie ist befreundet mit einem Jungen, muss sich Gedanken machen ob sie ihn liebt, fühlt sich von den Erwachsenen herumgeschubst und missverstanden, hat eine beste Freundin, vermisst ihre bei der Geburt verstorbene Mutter, ist wütend auf den ständig reisenden Vater. Und sie hat ganz schön Mumm, als sie das erste Mal auf der Insel mit all den Halloween-Späßen begrüßt wird.


AUFBAU

Der Aufbau ist gelungen: die jungen Leser werden bereits zu Beginn auf kleine Besonderheiten aufmerksam gemacht, die Spannung ist vom ersten Moment an gegeben. Doch erst wird Lilith ein wenig vorgestellt, lernt man die Bewohner der Insel kennen. Und bald geschehen die ersten seltsamen Dinge, bis das Mädchen endlich erfährt, was vor sich geht. Und dann folgt eine spannende Szene der nächsten, Lilith macht sich auf die Suche nach ihrer Identität und dem Geheimnis der Insel, die eng miteinander verwoben scheinen. Sie begegnet fantastischen Wesen und muss lernen, wer ihr wohlgesonnen ist und wem sie nicht über den Weg trauen darf. Und im Kampf gegen den schlimmsten aller Erzdämonen scheint sie ganz alleine ...


GENRE

Eindeutig ein Kinderbuch, an dem aufgeschlossene Erwachsene aber trotzdem ihre Freude haben werden. Die Leserschaft ist eine jüngere als HARRY POTTER und ähnliche All Age Fantasy. Als Vergleich möchte ich gerne Jenny Nimmos CHARLIE BONE nennen, der mich ähnlich fesselte und die gleiche Altersgruppe anspricht. Und passend zu Halloween bietet das Buch kindgerechten Grusel und eine ordentliche Portion Gänsehaut. Gerne würde ich mehr erzählen über die Besonderheiten der Insel, doch es wäre unfair, dem Leser die Freude zu nehmen, gemeinsam mit den drei Kindern das Geheimnis zu lüften ;-)


UMSETZUNG ALS HÖRBUCH

Besonders hervorheben möchte ich die Leistung von Friederike Kempter. Eine für mich neue Stimme, die ich mir aber unbedingt merken muss. Als Schauspielerin war sie bereits in KOKOWÄÄH, PANDORUM, und Tommy Jauds VOLLIDIOT zu sehen und spielte in mehreren Tatortfolgen die Rolle der Kommissaranwärterin Nadeshda Krusenstern. Normalerweise sind Frauen ja den Männern in Stimmgewalt und Wandlungsfähigkeit leider etwas unterlegen. Aber Friederike beweist, dass das nicht immer der Fall ist. Meisterlich stellt sie ihre eigene Person in den Hintergrund, um die Erzählung voranzutreiben und einzelnen Figuren Leben einzuhauchen. Jeder Charakter bekommt seine eigene Sprache, Betonung, Melodie. Heiser, humorvoll, tückisch, schüchtern, bedrohlich, berechnend, traurig, fröhlich, voller Tatendrang. Mädchen, Jungen, Frauen, Männer, Senioren und natürlich auch die auftretenden Fantasywesen. Sie lässt ihre Stimme tanzen und verleiht dem Buch auf diese Weise eine ganz persönliche Note. Was das Buch an Verzierhungen aufzuweisen hat, bietet Friederike dem Leser an Leichtigkeit und Hörgenuss. Die Freude, die sie beim Lesen ausstrahlt, ist ansteckend. Ich hoffe noch viele weitere Hörbücher von ihr hören zu dürfen.


FAZIT

Ein wunderschönes Kinderbuch. Spannend, ein bisschen gruslig und genau richtig für Fantasy-Kids ab 10 Jahren. Janine Wilk hat eine neue Serienheldin geschaffen, die jeder sofort ins Herz schließen muss. Schade nur, dass es bis zum nächsten Band noch ein wenig dauern wird ...


SaschaSalamander 30.11.2011, 09.13| (1/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörbuch | Tags: Tip, Kinder, Fantasy,

Die heilende Kraft des Schreibens

werder_schreiben_1.jpgSich selbst zu erfahren ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Wir wollen wissen, wer wir sind, was uns bewegt. Wir wollen wissen, warum wir so sind und wie wir anders sein können. Der Mensch will sich selbst begegnen und erfahren. Einer von vielen Wegen dazu ist das Schreiben. Auch dem Mitteilungsbedürfnis wurde damals wie heute Rechnung getragen: das bewährte Tagebuch mit einem kleinen Schloss ebenso wie inzwischen auch Blogs, Twitter, Facebook. Mit dem vorliegenden Buch führen die Autoren dem Leser DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS vor Augen und geben Anleitungen und Informationen zum therapeutischen Schreiben.


AUTORENTEAM

Das Buch ist ein Gemeinschaftsprojekt dreier Autoren: >Lutz von Werder< ist Professor für Sozialisationsforschung und Dozent für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Zudem ist er Leiter eines Instituts für kreatives Schreiben in Berlin. Von ihm erschienen bislang zahlreiche erfolgreiche Schreibratgeber sowie Werke aus den Bereichen Philosophie und Pädagogik.

Barbara Schulte-Steinicke veröffentlichte gemeinsam mit Lutz von Werder einige Fachbücher des kreativen Schreibens, sie ist Psychologin und Psychotherapeutin und bildet SchreibwerkstattleiterInnen aus.

Brigitte Schulte ist Germanistin und Studienrätin, bildet ebenfalls SchreibwerkstattleiterInnen aus und ist Dozentin in der Lehrerfortbildung.


AUFBAU

Das Buch ist gegliedert in zwei Themen. Zu Beginn wird die Frage geklärt: was ist Schreibtherapie, was sind ihre Hintergründe? Der Leser erhält in einem kleinen historischen Rückblick Informationen über frühe Beispiele dieser Technik, auch die psychologischen Grundlagen nach Freud, Jung, Adler und Horney werden beleuchtet. Dieser Abschnitt bietet sehr viele interessante Einblicke. Gerade für Kursleiter und Therapeuten ist dieser Teil wichtig zum Verständnis dessen, was auf der Grundlage des Buches mit den Patienten / Teilnehmern erarbeitet werden wird.

Der zweite Abschnitt behandelt Methoden und Techniken des kreativen therapeutischen Schreibens. Und immer wieder geht es um die Basis Erinnern, Wiederholen und Verstehen. Für alle drei Punkte gibt es erst eine Erklärung, dann Übungen und auch Textbeispiele bekannter Schriftsteller und einzelner Schreibwerkstattteilnehmer. Es wird detailreich erklärt, welchem Zweck eine Übung dient und wie man sie ausführen sollte.

Das Erinnern dient dazu, unbewusste Momente hervorzuheben und sich selbst für das Vergessene zu öffnen, den Zugang zu seinen verborgenen Gedanken und Gefühlen zu entdecken. Beim Wiederholen erhält der Leser die Hilfestellung, die aufgedeckte Vergangenheit zu vertiefen, sich der in ihm steckenden Ressourcen bewusst zu werden und Kraft aus seinem früheren Leben zu schöpfen, aber auch sich mit seinem früheren Selbst zu versöhnen, sich anzunehmen und aufgebrochene Wunden zu heilen. Beim Durcharbeiten soll der Leser befähigt werden, seine Vergangenheit, sein gegenwärtiges Selbst literarisch umzusetzen. Das eigene Leben als Märchen, Geschichte oder gar Roman.


ZIELGRUPPE

Noch vor dem Inhaltsverzeichnis findet sich ein Hinweis: das Ausführen der Übungen setzt eine gewisse Belastbarkeit voraus, und gegebenenfalls sollte es nur unter psychotherapeutischer Begleitung erarbeitet werden. Ich möchte dies ergänzen um den Aspekt, dass Kursleiter und Tutoren nicht unbedacht Übungen aus diesem Buch verwenden sollten, falls sie nicht über den therapeutischen Hintergrund verfügen, ihre Teilnehmer entsprechend aufzufangen und mit ihnen weiterzuarbeiten.

Zwar richtet sich das Buch auch an Laien, trotzdem bin ich der Ansicht, dass es für diese nur bedingt geeignet ist. Sind Bücher für Einsteiger eher unterhaltsamer geschrieben und gehen weit kürzer auf fachliche Hintergründe ein, ist DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS doch eher trocken und sachlich gehalten, gespickt mit sehr vielen Fachbegriffen. Was ich nicht als Nachteil sehe, sondern als Hinweis auf die Zielgruppe. Grundkenntnisse über Techniken der Verhaltens-, Gesprächs-, Trauma- und Gestalttherapie sind nicht erforderlich, auch systemisches Arbeiten wird angesprochen, ebenso das Erarbeiten und Überprüfen von Zielsetzungen. Dennoch erleichtert das Wissen um diese psychologischen Hintergründe sehr und sorgt für ein flüssigeres Lesen. Ein in diesen Themen unbedarfter Leser wird das Buch vermutlich schnell unaufgefordert zur Seite legen.


THERAPEUTISCHER ASPEKT, UMSETZUNG

Wer ohne professionelle Begleitung für sich alleine arbeiten möchte, sollte eine gewisse Vorkenntnis haben. Leichtfertig zu sagen "das schaffe ich schon" wäre sehr fahrlässig, denn dieses Buch setzt therapeutische Prozesse frei, die einmal in Gang gesetzt nicht einfach gestoppt oder rückgängig gemacht werden können. Worte können sehr viel bewegen, und nicht umsonst schließt das Buch Haftungsansprüche aus.

Für Therapeuten und Kursleiter mit fachlichem Hintergrund sowie entsprechende Privatpersonen ist das Buch eine kostbare Sammlung von Übungen. Fundiert werden Techniken einzelner Therapieform, die sonst oft nur schriftlich oder in Gruppenarbeit umgesetzt werden, auf das Schreiben für sich alleine übertragen. So setzen die Autoren Imaginationsübungen wie den innere Ratgeber, den sichere Ort, das Krafttier, die Traumreise als Übung des kreativen Schreibens um. Das freie Assoziieren, wie man es aus der Psychoanalyse kennt, wird mittels Cluster, Mindmap und Freewriting erarbeitet. Archetypische Symbole der Tiefenpsychologie werden genannt, beschrieben, im Schreiben umgesetzt. Der Leser begegnet seinem Inneren Kind, muss sich seinem früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Selbst stellen.

Die Hintergründe der inganggesetzten Prozesse wird sehr ausführlich geschildert. So wird zum Beispiel erklärt, wiesehr Erinnerung sich im Laufe der Jahre verändern kann. Inhalte werden verfremdet oder gar komplett ausgeblendet, doch mittels verschiedener Techniken ist es möglich, sich schrittweise wieder an Vergessenes heranzutasten. So hängen einzelne Erinnerungen zusammen, und Gerüche können Auslöser sein für das plötzliche Auftreten von Bildern, die zurück in die Vergangenheit führen. Der Leser aktiviert verschiedene Kanäle: Gedanken, Gefühle, Gerüche, Orte, Personen legen des Verschüttete frei.


TECHNIKEN

Die Übungen sind teils sehr ernst in der Thematik, andere dagegen wirken locker und leicht. So gibt es eine Übung "ich bin der Schreibtisch von ...", in welcher der Leser angehalten wird, sich in ein unbelebtes Objekt seines Alltags hineinzuversetzen, etwa den Schreibtisch, die Brille, den Stift, den Computer etc. Es mag einfach und vielleicht sogar lustig klingen, kann jedoch sehr viel freilegen.

Die Übungen sind in der Regel einzeln, manche jedoch bauen aufeinander auf. Zudem ist es sinnvoll, sich nach der vorgegebenen Reihenfolge des Erinners, Wiederholens, Verarbeitens zu richten. Es gibt praktische Übungen, die sofortige Ergebnisse greifbar erzielen, aber auch Übungen, die rein den Geist betreffen und den weiteren therapeutischen Prozess ankurbeln, vorerst nicht sichtar in ihrer Wirkung und erst nach und nach spürbar. Der Leser erhält eine neue Sicht auf sein eigenes Leben, wird angeregt sich andere Personen hineinzuversetzen und dadurch seinen verkrampften Blick zu lösen. Es wird Mut gemacht, sich den eigenen Ängsten zu stellen und sich selbst, seinen Körper, seine Krankheit anzunehmen und zu lieben.

Neben den psychologischen Übungen wie das freie Assoziieren, dem Zeitstrahl, dem Genogramm, dem Brief an sein früheres Selbst, dem Traumtagebuch, Freewriting werden auch klassische Methoden des kreativen Schreibens dargestellt: Mindmap, Elfchen, Cluster, Haiku, Akristochon, Anapher, Limerick, Mindmap, Schneball.

Die Aufgabenstellungen sind klar und direkt, sehr leicht verständlich und regen zum Schreiben an.

FAZIT

Keine leichte Lektüre, um nebenbei ein paar neue Schreibtechniken zu lernen. Aber ein sehr gutes Buch für alle, die in der therapeutischen Arbeit als Anleiter oder für sich selbst das Schreiben als zusätzlichen Weg neben Gespräch und Aktion anwenden wollen. Die Autoren verfügen über ein fundiertes Fachwissen, sodass der Leser neben den Übungen auch umfassende Hintergründe erhält. DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS ist ein Basiswerk, das in keiner Sammlung entsprechender Fachbücher fehlen sollte.

SaschaSalamander 29.11.2011, 09.47| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Fachbuch

Lady Bedfort 47 und der kauzige Entführer

bedfort_47entfuehrer_1.jpgDie aktuelle Folge ist diesmal ein Spiel im Wettlauf gegen die Zeit: aus Wut über einen ihm versagten Kredit nimmt Harold Luper die Filialleiterin der Bank als Geisel, verscharrt sie in einer Kiste im Wald und verlangt Lösegeld. Die Übergabe geht schief, man erwischt Luper, aber er gibt keine Auskunft, bis er nicht das Geld erhalten hat und ungehindert gehen darf. Wo ist die Geisel versteckt? Wird Lady Bedfort sie rechtzeitig finden können, bevor es endgültig zu spät ist? Für mich war das wieder eine sehr starke Folge in vielerlei Hinsicht:


GESCHICHTE

Die Geschichte ist hervorragend erdacht. Gegen Ende ein Twist, der mich dann doch überraschte und von der bisherigen Machart abweicht. Eine Geiselnahme, eine lebensbedrohliche Situation, das ist nicht düsterer als so manch andere Folge der Lady bisher, und auch die Musik lässt es nicht gerade düster wirken, dennoch empfinde ich die Geschichte diesmal als besonders spannend. Dies liegt vor allem an dem zeitlichen Limit: noch ist niemand gestorben, aber die Uhr tickt, das Spiel mit der Zeit ist neu für die Lady, wenn ich mich recht erinnere, und diese Idee finde ich hervorragend. Man hätte ein klein wenig mehr Dramatik einbringen können, wenn man überlegt hätte, wie lange die Geisel noch zu leben hat, und wenn man dann zeitlich beengt an die Sache herangegangen wäre. Aber dann wäre es wohl zusehr amerikanischer Action gewesen und zu wenig unsere gemütliche Lady. Ich denke, die Umsetzung war genau richtig, auch wenn das Thema ein bisschen mehr möglich gemacht hätte.

Man erfährt in dieser Folge nicht wirklich etwas Neues über Clara und ihr soziales Umfeld, aber doch gibt es wieder nette Alltagsszenen zwischen Lady Bedfort und Vivien, man hört am Rande über die erste Liebe von Lynn, der Großnichte der Lady. Inspektor Miller, der noch immer im Urlaub ist, sendet einen lieben Brief, und das Geplänkel zwischen Gomery und Lady Bedfort nimmt kein Ende. Ehrlich gesagt, die Lady ist manchmal ganz schön dreist, und ich frage mich, wann ihr Verhalten eines Tages einmal Konsequenzen haben wird. Nicht immer ist ihr Handeln legal, und auch diesmal steckt sie ihre Nase wieder ziemlich weit in das Aufgabengebiet des Inspektors ...

Der neue Fall sollte ursprünglich inspiriert sein von Natascha Kampusch, doch bald war klar, dass man aus dem Thema der langjährigen Entführung keine typische Folge produzieren könnte, also wurde umgedacht, und nur der Grundgedanke "Entführung" blieb bestehen. Aber nicht nur der Hintergrund, auch die Umsetzung empfinde ich dieses Mal als sehr realistisch. Denn es stellt sich die grundlegende Frage der Ethik: was ist man zu tun bereit, um ein Menschenleben zu retten? Weit weit darf man gehen, um den Täter zu einer Aussage zu bewegen? Darf die Polizei sich dem Willen eines Erpressers beugen? Sehr ernste Gedanken, die dieses Mal mitschwingen und Folge 47 damit zu einer für mich eher düsteren Folge werden lassen.

Miträtseln konnte man dieses Mal leider weniger, ein wichtiger Anhaltspunkt ist für den Hörer nicht ersichtlich und wird erst später eingeworfen. Macht nichts, umso größer ist die Überraschung, als Clara Bedfort den Fall endlich gelöst hat und den Hörer mit der Wahrheit konfrontiert.


SPRECHER

Mit von der Partie sind dieses Mal wieder Christine Pappert und Martin Kautz, die als Geschwisterpaar in Folge 46 bereits sehr gute Arbeit leisteten. Da sie in der Serie noch unverbraucht sind, stört es auch nicht, dass sie so knapp hintereinander eingesetzt werden, im Gegenteil, es war ein sehr schönes Wieder"sehen" mit den beiden. Simone Guttmacher und Jochen Arlt sind das erste Mal in dieser Serie zu hören und fügen sich in kleinen Gastrollen hervorragend zwischen all den anderen geübten Stimmen ein.

Ansonsten setzt Hörplanet auf die gewohnte Qualität: Michael Pan (der übrigens der Vater von David Nathan ist) als gewalttätiger Entführer Luper. Computerfans ist er bekannt als der Großinquisitor bei SACRED II, Hörspielfans kennen ihn vor allem als Pia Boysens Vater in OFFENBARUNG 23. Und so ziemlich jedem dürfte die Stimme von DATA aus STAR TREK bekannt sein. Bei LADY BEDFORT ist er nun zum fünften Mal dabei, seine Stimme und sein Engagement verleihen der Rolle dieses Mal eine besondere Intensität, die zur düsteren Grundstimmung beiträgt.


MUSIK

Die Musik ist es diesmal, die trotz der dunklen Story und der tickenden Uhr die Folge auflockert und wieder zu einer leicht zu hörenden Unterhaltung macht. Die Variationen des Hauptthemas sind sehr gut gelungen, der Klang ist heller, freundlicher als bisher gewohnt. Schon beim ersten Anspielen des Titelsongs hielt ich inne und hörte ganz genau hin. Normalerweise steht man als Gewohnheitstier Änderungen eher skeptisch gegenüber, bis man sich an das Neue gewöhnt hat. Doch in diesem Fall war ich sofort begeistert, die Folge wirkt lebendiger, freundlicher, heller. Hörplanet hat nicht vor, immer nur auf das Bewährte zu setzen, sondern gerne wendet man neue Techniken und Ideen an, um auch nach fast 50 Folgen immer wieder für Abwechslungs zu sorgen.

Was diesmal anders ist an der Musik, das wird im Booklet ausführlich erklärt. Aber um nicht alles vorwegzunehmen: nur wer die CD kauft, kann auch das Heft lesen und mehr über die Hintergründe des neuen Sounds erfahren. Es lohnt sich ;-)


FAZIT

Ein ungewöhnlich actionreiches Thema für die Serie, jedoch mit dem gewohnt beschaulichen Flair des kleinen Städtchens Broughton - eine perfekte Mischung aus Spannung, Charme und cleverer Ermittlungsarbeit. Mit der Musik hat der Hörplanet nun einen neuen Weg eingeschlagen, der viel für die kommenden Folgen verspricht. Neben Folge 46 eine der besten Folgen seit langem!

SaschaSalamander 28.11.2011, 09.37| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Tags: Krimi

Statistik KW 47

Gelesen / Gehört
1 - Leben und Essen im Mittelalter (E Schubert)
1 - Troposphere (T Scarlett)
1 - Lady Bedfort 47 - der kauzige Entführer
1 - D heilende Kraft d Schreibens (L Werder u.a.)
2 - So gehts (J v d Lippe)
2 - Detektiv Conan 69 (G Aoyama)
4 - Lilith Parker - Insel der Schatten (J Wilk)
4 - Nerds - wo eine Brille ist ist auch ein Weg (J Zittlau)
4+5 - Der Karpfenstreit (D Glattauer)
4+5 - Im Meer schwimmen Krokodile (F Geda)


Gesehen
Anastasia (D Bluth)


Geschenkt
/

Gekauft
/

Getauscht
Imagery (C Marzi)
Hamlet (K Branagh)
Lady Bedfort 47 - der kauzige Entführer
Nerds - Wo eine Brille ist, ist auch ein Weg (J Zittlau)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen

SaschaSalamander 27.11.2011, 20.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Troposphere

Aktuell lese ich TROPOSPHERE und weiß noch nicht, ob ich am Ende eine Rezension schreiben werde. Es ist eines der Bücher, die mich wieder einmal vor die Frage stellen, was ich weiß, wer ich bin und wo meine Grenzen sind. Dieses Buch führt den Leser, so er bereit ist zu folgen, auf Gedankengänge der ungewöhnlichen und doch faszinierenden Art. Ein bisschen von Allem: Religion, Homöopathie, Quantentheorie, MATRIX, Einstein, BEING JOHN MALKOVICH, Schrödingers Katze, Thomas Hardy, Daguerreotypie, die vierte Dimension, Edgar Allans Poe Mesmerismus, etc. Und ein Traum in einem Traum, oder besser, eine Geschichte in einer Geschichte. Genre Mindfuck. Und auch vom Fuck auch ohne Mind gibt es in diesem Buch ziemlich viel, denn die Protagonistin ist wahrlich keine Heilige.

Ich kann verstehen, wenn einige das Buch als großartiges Meisterwerk hervorheben und begeistert sind. Kann aber auch verstehen, wenn andere sagen, es sei zu langgezogen und hätte mancher Auswüchse nicht bedurft und sich besser auf das Wesentliche konzentrieren sollen. Wobei ich denke, dass das Wesentliche an sich genau das ist, was einigen zu langgezogen erscheint, denn wie der Protagonist des Buches im Buch die Protagonistin des Buches TROPOSPHERE in seinen Bann zieht, so will der Autor den Leser an sich binden. Gelungen oder nicht, der Ansatz ist genial, für den einen wirkt das Buch wie ein Sog, dem anderen ist es zu theoretisch und abgedreht. Man kann es drehen, wenden, wirbeln, am Ende entscheidet doch ganz allein der Leser, ob er etwas damit anfangen kann oder nicht.

Meine bisherige Meinung? Ich bin kurz vor der Hälfte. Und jetzt erst kommt das Buch langsam zum Kern der Handlung. Bisher war es interessant zu lesen, aber das megagroße WOW blieb bisher aus. Ich selbst finde es in mancher Hinsicht ein wenig überladen, wie immer, wenn Autoren ihr geballtes recherchiertes oder gelerntes Fachwissen in ein Buch pressen und es dann Belletristik nennen ohne Rücksicht auf den Leser zu nehmen. Andererseits sind gerade diese Bücher es, die mir zeigen, dass es weit mehr gibt und man immer wieder über den Tellerrand hinausblicken muss, wenn man nicht im Sumpf des Alltags und des vermeintlichen Wissens um die Mechanismen des uns umgebenden Alltags untergehen will. Es fällt mir schwer, das Buch beiseite zu legen.

Ach ja: falls ich keine Rezension schreibe, hier zumindest eine knappe Inhaltsangabe (die weniger vorgreift als die meisten Rezensionen, denn ich finde in diesem Fall, dass der Leser es selbst erfahren soll).

Ariel ist Studentin, hat ein verkorkstes Leben, ist arm. Ihre Doktorarbeit schreibt sie über das Thema Gedankenexperimente, der Autor Thomas Luman ist ihr hierbei Grundlage und Inspiration. Um eines seiner Bücher rankt sich die Mär eines Fluches, der alle Leser nach der Lektüre tötet. Dieses überaus seltene Buch fällt Ariel zufällig in die Hände, und natürlich muss sie es lesen. Das Buch heißt "The End of Mr Y" und erzählt von einem Mann, der sich des Wissens wegen auf ein seltsames Experiment eines Zirkusdoktors einlässt und daraufhin besessen ist von dem, was er dabei erfuhr. Er forscht, er jagt, sein einziger Lebensinhalt ist das Erlebnis auf diesem Jahrmarkt, bereit für die völlige Selbstaufgabe seiner materiellen Existenz. Nur ein Buch, nur eine Geschichte, doch auch Ariel verfällt der Idee hinter dem Buch und will es ausprobieren und ihren Horizont erweitern, erleben was der Protagonist erlebte. Und erlebt eine abefahrene Reise in die Welt des Geistes ...

SaschaSalamander 24.11.2011, 20.27| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles | Tags: Tip, Mindfuck,

Troposphere

Das wirkliche Leben ist, regelmässig kein Geld und dann kein Essen mehr zu haben. Das wirkliche Leben ist, keine vernünftige Heizung zu haben. Das wirkliche Leben ist konkret. Gebt mir Bücher stattdessen, gebt mir die unsichtbaren Inhalte von Büchern, die Gedanken, die Ideen, die Bilder. Lasst mich ein Teil des Buches werden; ich würde alles dafür geben. Von "The End of Mr. Y" verflucht zu sein, das muss bedeuten, Teil des Buchs zu werden; ein intertextuelles Wesen: ein Buch-Cyborg oder, wenn man in Betracht zieht, dass Bücher nichts Kybernetisches sind, dann vielleicht ein Bibliorg. Dinge in Büchern können nicht schmutzig werden, aber das wirkliche Leben ist es, nun ja, am Ende ist es Staub. Selbst Bücher werden zu Staub, wie die zerbröselten Reste, die H.G. Wells´ Zeitreisender in dem Museum findet. Aber Gedanken sind sauber.

(Aus: Scarlett Thomas, Troposhpere. rororo 2008, S. 179)

(Anmerkung: "The End of Mr. Y" ist das Buch, welches eine entscheidende Rolle im Buch TROPOSPHERE spielt. Das Buch gilt als verflucht: es heißt, wer es liest müsse sterben)

SaschaSalamander 24.11.2011, 18.18| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Zitate

Troposphere

Erster Satz:
Sie haben jetzt die Wahl.

Letzter Satz:
Und dann begreife ich.

aus: Scarlett Thomas: Troposhere; rororo 2008

SaschaSalamander 24.11.2011, 16.06| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Bellford House



Als Hörspielfan stolpere ich manchmal über Titel, die nicht allzu bekannt sind. Und vor ein paar Tagen fand ich eines, das ich als etwas ganz Besonderes bezeichnen möchte: BELLFORD HOUSE. Es wurde privat von Chrys Chambers produziert und kostenlos bei Youtube zur Verfügung gestellt. Auf meine Anfrage nach dem Hintergrund des Hörspieles und ob es tatsächlich eine legale Version sei und ich es verlinken dürfe, gab er an, dass es tatsächlich öffentlich zugänglich sei, entstanden einfach weil er Spaß daran hatte. Da kann ich nur sagen: tausend Dank für diese ungewöhnliche Hörspielperle! Und um Euch so richtig neugierig darauf zu machen, werde ich es hier vorstellen :-)

Shelly ist wenig begeistert, als sie mit ihrer Mutter den Sommer in Bellford House verbringen soll, und dann auch noch kostenlos im Laden der Gastgeberin aushelfen! Doch bald lernt sie Nathan kennen. Als sie einige seltsame Dinge erlebt, kann sie sich niemandem außer dem neuen Freund anvertrauen. Sie sieht ein Mädchen am Fenster, wo niemand stehen dürfte. Auf ihren Fotos sieht sie Dinge, die während des Fotografierens definitiv nicht zu sehen waren. Und jemand scheint ihr schaden, ja vielleicht sogar sie töten zu wollen! Gemeinsam machen sich die zwei Jugendlichen daran, das Rätsel um Bellford House zu lösen.

CHARAKTERE: es gibt einige Nebencharaktere, Protagonisten sind allein Shelly und Nathan, zwei Jugendliche, wie sie aus einem professionellen Jugendhörspiel stammen könnten. Sie haben ihre Alltagssorgen, Shelly ist gefrustet von den Entscheidungen der Erwachsenen über ihren Kopf hinweg, und sie sucht sich nun ihren eigenen Weg. Als sie endlich auf ein Abenteuer stößt, ist sie Feuer und Flamme, man spürt richtig die Begeisterung, mit der sowohl Drehbuchautor als auch Sprecher am Werk waren. Nathan ist der etwas ruhigere Gegenpol, auch er eine ganz klassische Figur, wie man ihn nicht besser hätte umsetzen können.

DIALOGE: es klingt einfach, einen Dialog zu schreiben, ist es allerdings ganz und gar nicht. Gerade bei Hörspielen muss ein guter Mittelweg gefunden werden, der einerseits klingt wie das natürliche, gesprochene Wort. Andererseits ist zu bedenken, dass der Hörer nicht sieht, was geschieht, sodass zusätzliche Informationen fließen müssen. Diese Waage ist schwer zu halten, und ich habe schon einige Hörspiele gehört, die an diesem Punkt gescheitert sind. Hier dagegen ist es perfekt umgesetzt. Ich hatte das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, als würde ich es mit eigenen Augen erleben, ohne dass auch nur ein Wort zuviel erklärt wurde oder etwas vergessen wurde zu beschreiben.

MUSIK und GERÄUSCHE: die Musik ist sehr angenehm und stimmungsvoll, sie untermalt das Geschehen zwischendurch und nebenbei und beschert dem Hörer zwischendurch sogar ein wenig Gänsehaut. Geräusche gibt es eher die einfachen, typischen Standardklänge, z.B. Schritte, klapperndes Geschirr, und es wirkt sehr natürlich und fällt kaum auf, so gut fügt es sich in das Hörspiel ein. Dadurch wirkt alles sehr echt und realistisch. Ebenfalls sehr gelungen: die Abmischung ist hervorragend gelungen, Hut ab! Oft stört es mich, wenn Sprache und Geräusche nicht zusammenpassen und ich ständig die Lautstärke hoch- oder runterdrehen muss. Hier habe ich den Finger kein einziges Mal am Regler gehabt. Selbst bei professionellen Hörspielen ist dies nicht selbstverständlich, im Gegenteil, erst letztens habe ich mich bei zwei sehr erfolgreichen Jugendkrimis geärgert, dass ich ständig die Arbeit unterbrechen und die Lautstärke ändern musste! BELLFORD HOUSE dagegen ist sehr gut ausgewogen und ideal für entspannten Hörgenuss.

STORY: die Geschichte ist im Aufbau wie aus dem Lehrbuch, absolut klassisch. Und so funktioniert es auch am besten: Einführung der Charaktere, man fühlt mit der gefrusteten Shelly, sie lernt jemanden kennen und ist skeptisch, ein erstes ungewöhnliches Erlebnis, dann zeichnet sich eine drohende Gefahr ab, immer mehr Hinweise bis zum Showdown und dann dem glücklichen Ende. Erfolgsrezept, immer wieder gut. Die Geschichte macht den Eindruck, als hätte der Autor Erfahrung im Schreiben und hätte schon hunderte Erzählungen zuvor geschrieben.

SPRECHER: die Sprecher haben mich besonders fasziniert. Denn auch, wenn man hier und da mal einen kleinen Ausrutscher hört, an dem man die Laien erkennt, wirkt alles dennoch sehr professionell. Wie schon bei den anderen Kritierien: ich habe schon offizielle Titel gehört, die nicht an die Qualität von Bellford House herankamen. Einen Charakter gibt es, der meinen Ohren etwas schmerzte, aber die Stimme gehörte so und passte vom Gesamteindruck sehr gut zum Hörspiel, sodass ich das nicht als Kritikpunkt sehe. Auch die Stimmen an sich sind größtenteils geeignet für Hörspiele, und ich könnte mir durchaus vorstellen, die Sprecher bald in offiziellen Produktionen zu hören.

GESAMTEINDRUCK: WOW! Und nochmal: WOW! Ehrlich, hätte man mir das Hörspiel ohne jegliche Info vorgesetzt, dann hätte ich nicht erraten, dass es ein privates Amateurhörspiel ist. Gut, man merkt, dass es nicht Folge 75 eines bekannten Labels ist, aber nichtsdestotrotz wirkt es wie eine Produktion aus einem Verlag, der zwar am Anfang steht aber bestimmt bald ziemlich erfolgreich sein wird, sobald er etwas bekannter ist. Und ich hoffe in der Tat, dass wir noch sehr viel mehr von Chrys und seinen Freunden hören werden, denn BELLFORD HOUSE macht Lust auf sehr viel mehr. Und gerne werde ich dafür auch bezahlen, denn es steckt sehr viel Arbeit in solch einem Werk. Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine neue Hörspielfirma? ;-)

SaschaSalamander 23.11.2011, 08.52| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel

Der Karpfenstreit

glattauer_karpfenstreit_1.jpgBegonnen und wieder abgebrochen. Eigentlich bin ich ja begeisterter Leser von Daniel Glattauer. Was ihn allerdings beim KARPFENSTREIT geritten hat, vermag ich nur zu ahnen. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Weihnachtsmuffel diese Form der heuchlerischen Weihnacht selbst nie erlebt habe. Oder vielleicht wollte er einfach witzig sein und hat sich einfach mal vertan. Bei so vielen genialen Titeln wie GUT GEGEN NORDWIND, DARUM, JETZT NICHT MAMA, THEO und anderen darf ihm sowas schon mal passieren, ist ja auch nur ein Mensch ;-)

Eine Aneinanderreihung von Auflistungen. Über die Art der Katastrophen und Streitthemen, jedoch nicht in witzige Anekdötchen verpasst, sondern als eine Art "Anleitung zum Nicht-Selbermachen" monoton beschrieben. Und dann auch noch weitere Einteilungen, z.B. welche Arten von Kipferlfreunden es gibt, welche Arten von Weihnachtsbaumkäufern, etc. Naja, sowas bin ich von gmx, Brigitte und Co gewöhnt, aber nicht von Glattauer. Schade.

Naja, wie gesagt: vielleicht muss man Weihnachtsfan sein, um dieses Buch zu mögen. Für Muffel wie mich empfehle ich da eher Titel wie >DAS FEST< von John Grisham.

SaschaSalamander 22.11.2011, 16.43| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles

Das Scheißleben meines Vaters

altmann_bio_1.jpgEine Rezension werde ich nicht schreiben. Denn DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS, DAS SCHEIßLEBEN MEINER MUTTER UND MEINE EIGENE SCHEIßJUGEND ist kein Roman, sondern es ist eine Biographie, eine Katharsis, eine Abrechnung, ein Schicksal. Es sind die persönlichen Gedanken eines Mannes. Was sein Ziel des Schreibens war, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er mit seiner Familie, den alten bigotten Moralvorstellungen der Altöttinger und den heuchelnden Wallfahrern abrechnen. Vielleicht wollte er es endlich mal rauslassen und sich davon befreien. Vielleicht wollte er einfach nur erzählen. Ich weiß es nicht, und es geht mich auch nichts an.

Der Autor ist bekannter Reisejournalist und hat bereits viele Bestseller veröffentlicht sowie für Magazine wie Geo geschrieben und auch einige Preise für sein Werk erhalten. Mir persönlich war er bis zum Erscheinen dieses Buches nicht bekannt, da ich mich weniger mit dem Genre Reisen befasse, aber an diesem Titel kann man schlecht vorbei, und ich habe einiges davon gehört.

Er beschreibt seine Jugend im bayerischen Wallfahrtsort Altötting. Die prügelnden Lehrer, die scheinheiligen Pfaffen, die heuchelnden Wallfahrer. Aber vor allem seine Familie. Die Mutter, die ihn als Baby töten wollte und später die Kinder alle im Stich ließ und statt die Kinder gegen den Vater zu verteidigen einfach floh. Und den Vater, den Tyrann, das Arschloch. Prügelnd, schreiend, unberechenbar.

Altmann erzählt von seinen Träumen als Kind und deren Platzen, von seinem Versagen. Von seiner Hilflosigkeit gegen den Tyrann. Und es ist verdammt harter Tobal. Ich konnte das Buch nicht am Stück lesen, sondern zum Glück sind die Kapitel sehr kurz, teils nur eine halbe Seite, manchmal mehrere Seiten, sodass ich immer nur ein paar einzelne Seiten las und das Buch auf etwa zwei Wochen verteilte. Nein, das kann man nicht leicht verkraften, was er schreibt.

Wie gesagt: ein Urteil dazu maße ich mir nicht an. Was ich aber sagen kann: es war hart zu lesen, und "gefallen" ist das falsche Wort. Aber es fesselte. Ein so ehrliches und offenes Buch habe ich selten gelesen, und der Autor schönt nichts, weder sprachlich noch inhaltlich. Und er schont auch nicht, weder der Leser noch sich selbst. Knallhart und direkt seine Worte. Ich habe das Buch gern gelesen. Aber jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist. Neugierig auf seine anderen Titel wurde ich allerdings, vielleicht werde ich mir hier und da mal ein Buch von ihm schnappen, der Buddha-Titel klingt schon mal sehr interssant, ...

SaschaSalamander 22.11.2011, 10.30| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Aktuelles

Mein fahler Freund

Erster Satz:
Ich bin tot, aber das ist nicht so schlimm.

Letzter Satz:
Weil wir es wollen.

aus: Isaac Marion: Mein fahler Freund; Klett-Cotta 2011

SaschaSalamander 21.11.2011, 15.11| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Schreibstilratgeber II

strecker_ratgeberII_1_1.jpgERSTER VS ZWEITER BAND

Nachdem der >erste Band< mich bereits sosehr begeisterte, sind Teil II und Teil III natürlich Pflichtprogramm. Ich habe die Reihe inzwischen vielen Freunden und Bekannten empfohlen. Und ich blättere selbst sehr viel darin: schlage nach, frische auf, überarbeite und genieße.

Der erste Band war vor allem eine Gegenüberstellung eines falschen und eines korrigierten Textes. Der zweite Band arbeitet dafür häufiger mit Tabellen und Listen, auch Mindmaps sind zur Veranschaulichung eingebaut. Maria und Josef, die man im ersten Band genauer kennenlernte, tauchen hier nur noch in Beispielsätzen auf, nicht mehr in kompletten Passagen, die entsprechenden Textblöcke gibt es hier nicht mehr, ich habe sie ein wenig vermisst.


INHALT

Die Gewichtung liegt im zweiten Band auf folgenden Themen:
- Erzählperspektive (Innen und Außen, auktorial, personal, neutral etc)
- Zusammen- und Getrenntschreibung
- "falsche Bruder" (ähnliche Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung)

Kleinere aber nicht minder wichtige Themen sind die richtige Beschreibung von Farbadjektiven und Wochentagen. Am Ende des Buches folgt eine "Manuskript - Kernspintomographie", wobei Texte von angehenden Jungautoren überarbeitet und analysiert werden. Learning by Doing, man kann der Lektorin auf diese Weise über die Schulter sehen.


ART DER DARSTELLUNG, BEISPIELE

Die Beispiele sind alle sehr anschaulich und nachvollziehbar. Um nicht nur trockene Theorie zu bringen, führen die Autorinnen Susanne Strecker und Stephanie Bösel zahlreiche Beispiele aus moderner und klassischer Literatur an. Was mir hierbei besonders gefällt: es wird kein Genre bevorzugt, sondern alles ist vertreten, von Romantik über Horror, Kinderbücher, Historienromane, Thriller, Krimis und klassische Literatur, ja sogar Erotik, Romance und Dark Fantasy. Besonders interessant wird es für den Leser, wenn Beispiele verwendet werden, die aus dem Lesealltag bekannt sind: Andreas Fitzek, Jussi Adler-Olsen, Simon Beckett, Patrick Süßkind, Stephen King, John Saul, Eoin Colfer, Iny Lorentz, Cecilia Ahern, Nora Roberts, Barbara Wood, Henning Mankell, Hans Christian Andersen, Merlene Haushofer, Terry Pratchett, Nina Jansen, J R Ward, die Liste könnte noch lange fortgeführt werden. Dadurch zeigen die Autorinnen vor allem, dass sie nicht auf althergebrachten, trockenen Regeln herumreiten, sondern Sprache etwas Modernes und Spannendes sein kann. Manch ein Deutschlehrer könnte sich ein paar Scheibachen davon abschneiden ;-)

Der Leser stößt auf viele Beispiele, die ihm bereits bekannt sind. Gerade bei den falschen Freunden konnte ich einige Dinge finden, die ich schon häufig bei anderen Schreiberlingen bemängelte oder bei denen ich selbst kurz überlegen muss. So muss ich doch grinsen, wenn mir jemand von einem ökonomischen Gottesdienst erzählt oder ein Kind von den Eltern adaptiert wird. Von der Intension einer Rezession natürlich ganz zu schweigen *grusel*. Wenn sich die Zeitform ändert, wird es für manchen kompliziert: wurde der Stein geschleift oder geschliffen? Wann sind es "Worte", wann nennt man diese Anhäufung "Wörter"? Hat schon einmal jemand einen Café in einem Kaffee getrunken? Und kann eine Reflexion eine Reflektion erzeugen?

Farben, das klingt nach einem Thema, das keiner Erklärung bedarf. Sollte man meinen. Aber mal ehrlich: wie ist das Adjektiv zu "orange"? Oranges - orangenes? Oder zu "lila"? Lila - lilanes? Was ist mit speziellen Farben wie khaki, creme, aubergine, ocker?

Bei den Sichtweisen der Erzählung gibt es sehr viel zu erklären. Es scheint einfach: immer nur beschreiben, was jemand tut, und schon erzählt man aus dessen Sicht. Falsch gedacht! Denn ein falsches Adjektiv kann bereits eine Wertung von außen sein, sodass die Erzählweise geändert wird. Eine kurze Unaufmerksamkeit des Autors, und schwupps muss der Lektor bereits zum Rotstift greifen. Um dem Lektor Arbeit zu sparen und dem frischgebackenen Autor den Frust allzuvieler Fehler zu ersparen, werden die wichtigsten Merkmale und häufigsten Fehler bei der Erzählperspektive genannt.

Von einem guten Freund bekam ich zu hören: "ich lese es schon zum zweiten Mail, ein besseres Buch habe ich zu diesem Thema noch nicht gelesen. Die Autorin erklärt nicht zum tausendsten Mal, wie man Charaktere entwickelt, sondern sie geht wirklich nur auf das Schreiben selbst ein. Genial! Jetzt muss ich es nur noch umsetzen."

Eine Bekannte dagegen merkte frustriert an, dass es ihr zuviel um Schreibweisen und falsche Brüder ginge. Nun ja, dazu kann ich nur sagen: "Augen auf beim Bücherkauf". Denn dieses Thema wird auf Klappentext und Cover hervorgehoben. Es ist kein Buch für Sprachwissenschaftler, Deutschlehrer oder Lektoren. Sondern es ist ein Buch für Hobbyautoren und Hobbylektoren, die sich gerne ihr Wissen auffrischen möchten. Es macht Mut zum Schreiben und vermittelt Freude an der Arbeit.


EIGENE MEINUNG

Kein Drama, nur ein kleines Problem, das mich manchmal ein wenig irritiert: der Beispieltext ist im Gegensatz zum ersten Band weniger gut hervorgehoben. Im zweiten Band ist der Text leicht grau unterlegt. Bei ungünstigem Lichteinfall oder flinkem Überfliegen ist dies nicht sofort ersichtlich, sodass es ein klein wenig unübersichtlich sein kann, wenn man sehr optisch orientiert ist. Nachdem ich das erkannt habe, fällt es mir leichter, zu Beginn hat es mich gelegentlich doch irritiert.

Ansonsten finde ich das Buch im Aufbau und Stil sehr gelungen. Die Beispiele sind verständlich. Die leider notwendige Theorie ist sachlich aber verständlich erklärt, und die Beispiele sind eine gute Auflockerung. Oft habe ich mich bei Dingen ertappt, die mir selbst schwer fielen / schwerfielen *g* oder noch immer ein Problem für mich darstellen. Und ebenso oft fand ich Dinge, über die ich immer wieder bei anderen stolpere. Ja, die Fehlerquellen sind aus dem Alltag gegriffen, das merkt man ;-)


FAZIT

Für begeisterte Schreiberlinge und angehende Lektoren sehr interessant und unterhaltsam zu lesen. Die Theorie wird sehr gut vermittelt. Wer viel mit Texten arbeitet, kommt an diesem Titel kaum vorbei ...

SaschaSalamander 21.11.2011, 08.52| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch

Statistik KW 46

Gelesen / Gehört
1 - Die Insel der besonderen Kinder (R Riggs)
1 - Bellford House
1 - Simons Cat III - Kätzchenchaos (S Tofield)
1 - Unterwegs in der Weltgeschichte (G v Böhm, H Kerkeling)
2 - Die die Fragezeichen 150 - die Geisterbucht
2 - Das Scheißleben meines Vaters [...] (A Altmann)
3 - Detektiv Conan 69 (G Aoyama)
5 - So gehts (J v d Lippe)


Gesehen
/


Geschenkt
/


Gekauft
Finder 06 (A Yamane)
Die Wahrheit über Sherlock Holmes (J Moriarty)
Detektiv Conan 71 (G Aoyama)
Simons Cat III - Kätzchenchaos (S Tofield)
Rumo und die Wunder im Dunkeln (W Moers)


Getauscht
Volltreffer (C Arnold)
One Hour Photo (R Williams)
The Final Cut (R Williams)
Joe Cool´s Blues (W Marsalis)
S&M Dreams Inc. (T de Torres)
Anastasia / Bartok der Großartige (Don Bluth)



ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 20.11.2011, 20.21| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Blue Friend

eban_bluefriend_1.jpgBLUE FRIEND ist ein Manga, den ich Euch auf jeden Fall vorstellen möchte, da er aus der Masse der aktuellen Romance herausragt. Es gibt sehr viele Shonen Ai und Yaoi, in denen Männer sich verlieben, Sex haben und Frauenherzen höher schlagen lassen. Was es dagegen selten gibt, sind gute Titel, in denen Frauen ihre Gefühle füreinander entdecken, und dies ist hier der Fall.

Ayumu ist sportlich, maskulin und eine Frohnatur. Misuzu ist wunderhübsch, der Traum aller Jungs, aber sie ist unnahbar und hat kein Interesse an einem Freund, weist alle Bewerber eiskalt ab. Die beiden Mädchen freunden sich nach und nach an, Misuzu verliebt sich, und Ayumu weiß einfach nicht, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen soll. Und natürlich gibt es einige Mitschüler, denen die tiefe Freundschaft zwischen den beiden Mädchen ein Dorn im Auge ist.

Zeichnungen, Erzählstil, Charakterentwicklung, Story, einfach alles ist hier gelungen. Während ich andere Mangas ziemlich schnell verschlinge, musste ich mir für BLUE FRIEND wirklich Zeit nehmen. Die Zeichnungen sind filigran und drücken die aufkeimenden Gefühle sehr gut aus. Die Charaktere sind liebevoll beschrieben, und gerade Ayumu wächst dem Leser nach wenigen Seiten ans Herz. Man fiebert mit ihr mit, diese Spannung erstreckt sich über den kompletten Manga und macht einen Großteil des Charmes dieser Geschichte aus.

Kein romantisches Rosa, sondern eher ein melancholisches Blaugrau gibt die Atmosphäre des Mangas wider, die Zeichnungen sind schlicht gehalten und lassen alles weg, was unnötig den Blick vom Wesentlichen ablenken würde.

Erotik oder Sex gibt es hier nicht, auch wenn der Manga als Yuri angepriesen wird. Dafür wird sehr viel Gefühl vermittelt, das sehr schnell das Herz des Lesers ergreift und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Eine absolute Empfehlung für alle, die einen ruhigen Erzählstil und sutbile Zwischentöne mögen.

Meine ausführliche Rezension hierzu findet sich bei >AnimeY<

SaschaSalamander 19.11.2011, 17.02| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Manga | Tags: Queer, Romantik,

Samstag Vormittag

Früh um 05.30 aufstehen, um dann um 06.30 loszutigern. Den Fluss entlang durch den Nebel über Feldwege und durch den Wald auf eine große Wiese. Über Brücken, unter Brücken hindurch und zurück in die Stadt. Dort Frühstücksbuffet mit Rührei, gebratenem Speck, geräuchertem Lachs, Salat, Müsli, Pudding, Melonenkügelchen, frischgebackenem Brot. Auf dem Heimweg beim Zweitausendundeins - Laden zufällig über einen neuwertigen Rumo Hardcover gestoßen für 10 Euro, der jetzt mir gehört. Einen kleinen Umweg über die Packstation, wo eine CD auf mich wartet, die ich seit 20 Jahren liebe und nun endlich im Regal haben werde.

Ich hasse es, vor 08.00 aufzustehen. Aber manchmal lohnt es sich ein bisschen ...

(auch, wenn die Leute im Café weniger die Ruhe und den Morgen genießen wollten als vielmehr genossen, sich lauthals gackernd gegenseitig an Lautstärke zu übertrumpfen)

SaschaSalamander 19.11.2011, 11.17| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Pulp

Die Insel der besonderen Kinder

riggs_insel_1.jpgDurch Werbung und Blogger stieß ich auf die INSEL DER BESONDEREN KINDER. Was ich in der Werbung nicht erfuhr, war die angedachte Fortsetzung. Davon erfuhr ich nur von anderen Rezensenten, meine Meinung zu dieser Vermarktungsstrategie habe ich ja schon oft genug hier kundgetan und werde sie mir aktuell nun tunlichst verkneifen und statt dessen gleich zum Wesentlichen kommen.

Jacob Portman hört als Kind von seinem Großvater spannende Geschichten von dem Heim, in welchem dieser früher lebte. Getarnt als Waisenhaus, in Wirklichkeit jedoch ein Zufluchtsort für Kinder mit besonderen Fähigkeiten. So etwa ein Mädchen, das Feuer kontrollieren kann, ein Geschwisterpaar kann Felsen stemmen, ein Junge vermag Leben zu nehmen und geben, ein anderes Mädchen kann schweben und derlei fantastische Dinge mehr. Natürlich wird Jacob älter und begreift immer mehr, dass die Erzählungen des Großvaters Metaphern waren, um seine Zeit als Kriegswaise zu verarbeiten. Doch eines Tages stirbt der Großvater, und Jacob hat ein Erlebnis, nach dem er an seinem Verstand zu zweifeln beginnt. Sind die alten Geschichten wirklich wahr?

Dies ist die Einleitung, und hier beginnt die eigentliche Geschichte. Unnötig zu erwähnen, dass die Geschichte natürlich wahr ist, sonst gäbe es das Buch nicht. Doch was dahintersteckt und wie sich dies auf Jacob auswirkt, das möchte ich nicht vorweggreifen. Nur soviel: im Zuge seiner Therapie will er sich nun endlich auf die Spuren seines Großvaters begeben und sucht die Insel auf. Doch vorerst findet er dort nur eine zerbombte Ruine ...

DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER hat mich begeistert und fasziniert. Die Themen des Buches (aufgrund Spoiler benenne ich sie hier nicht) wurden für sich betrachtet schon sehr oft verarbeitet, in dieser form jedoch habe ich es noch nicht gelesen, und ich danke jedem Autor für kreative Ideen. Ungewöhnlich ist auch die Aufmachung des Buches: gleich dem Cover sind inmitten des Buches ganzseitige Fotos um die Zeit von 1940, die die alte Insel vor dem Auge des Lesers lebendig werden lassen. Es ist toll, wie Riggs die Geschichte und die (originalen, aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragenen) die Originale zu einem Gesamtwerk verknüpft, das verleiht der Geschichte eine dichte Atmosphäre. Gruslig im Sinne von Horror ist das Buch nicht, aber einige Male bekam ich doch eine Gänsehaut, so stimmungsvoll ist die Handlung erzählt, so unheimlich und perfekt platziert sind die Fotos.

Der Erzählstil ist schmucklos und einfach, sehr angenehm. Jakob fungiert als Ich-Erzähler und beschreibt in schlichten Worten den Ablauf, ohne sich in unnötigen Details zu ergehen. Dadurch verschenkt der Autor leider die Möglichkeit, einzelnen Protagonisten etwas mehr Tiefe zu verleihen. Jakob trifft auf sehr viele Charaktere, und es ist angenehm, dass das Buch dennoch nicht auf unzählige Seiten aufgebläht wurde, sodass man die mangelnde Charaktertiefe verschmerzen kann. Da der Autor bereits an einer Fortsetzung arbeitet, gehe ich zudem davon aus, dass die wichtigsten Kinder im Laufe der Folgebände noch mehr Raum für ihre Darstellung erhalten werden.

Mit diesem Buch hat Riggs eine eigene kleine Welt erschaffen, unbemerkt von der unseren, mit eigenen Naturgesetzen und Wesen, und natürlich gibt es auch schaurige Feinde. Die erste Skizze (ein Phantombild, das von einem Polizeimitarbeiter anhand Jakobs Beschreibung angefertigt wird) sieht bereits sehr furchteinflößend aus.

Der erste Band ist in sich zwar geschlossen, lässt jedoch sehr viele Fragen offen ist und eindeutig nur der Auftakt zu einem großen Abenteuer, auf dessen Fortsetzungen ich schon sehr gespannt bin. Hoffentlich wird es nicht zu lange dauern bis zum nächsten Teil!

Eine sehr gute Empfehlung für alle Freunde von Jugendfantasy und -abenteuer. Schnell gelesen, macht hungrig auf mehr und lässt den Leser während der Lektüre tief in die fremde und doch so vertraute Welt eintauchen. Wer mit einem offenen Ende nicht umgehen kann, sollte allerdings auf die Fortsetzungen warten und dann alles am Stück genießen.

SaschaSalamander 16.11.2011, 19.49| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Jugend, Fantasy, Tip,

Das Scheißleben meines Vaters

Erster Satz:
Als ich zum ersten Mal in Paris lebte, hatte ich meine Wohnung in Deutschland vermietet.

Letzter Satz:
Ich war frei.

aus: Andreas Altmann: Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend; Piper 2011

SaschaSalamander 16.11.2011, 16.44| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Welches Buch verbirgt sich hinter diesen Protagonisten?

Heute möchte ich eine große Rätselrunde veranlassen:

Sucht Euch ein bekanntes Buch aus Eurem Regal (bevorzugt das aktuell gelesene, falls Ihr denkt, dass man es erraten kann). Wie heißen die Protagonisten?

Die Antwort bitte nicht verraten (vielleicht ein kleiner Tip, in welchem Genre das Buch zu finden ist, oder ob älter oder aktuell), sondern ein paar Kommentare abwarten und erst verraten, wenn niemand auf die Lösung kommt. Ich bin gespannt auf Eure Rätsel! :-)


SaschaSalamander 15.11.2011, 16.37| (12/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rätsel

Der Hundertjährige

Leider fällt es mir schwer, eine Rezension zu DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND zu schreiben. Denn es Buch ist enorm komplex, und außerdem finde ich nicht so wirklich die richtigen Worte, meine Begeisterung zu formulieren. Deswegen einfach ein paar Gedanken :-)

Allan wird hundert, unzählige wichtige Menschen rücken an zum Feiern. Das ist Allan zuviel, und er steigt aus dem Fenster. Am Bahnhof klaut er einen Koffer (der statt der erwarteten Schuhe leider 50 Mio Drogengeld enthält) und macht sich auf in den nächsten Ort, wo er Julius kennenlernt. Gemeinsam machen sich die Männer auf den Weg und treffen später auch noch auf Benny, Gunilla samt Buster und Sonja sowie einige andere, die sich ihnen anschließen.

Das Buch hat mehrere Handlungsstränge: Allans Roadtrip. Die Suche der Polizei und Presse nach Allan, der sich inzwischen sogar des Mordes verdächtig macht. Die Suche des Gangsterbosses nach dem Koffer und seinem Dieb. Und Allans bewegte Vergangenheit von 1905 bis 2005.

Obwohl er polistisch nicht interessiert ist, mischt Allan ungewollt ziemlich bei einer Menge wichtiger Momente der Weltgeschichte mit. Ähnlich wie Forrest Gump ist er ein naiver, liebenswürdiger Kerl, der immer wieder von einem Moment in den nächsten tapst und darauf wartet, was das Leben ihm diesmal schenkt. So begegnet er bzw beeinflusst er Kim-Il Jong, Truman, Roosevelt, Stalin, Einsteins Bruder, Churchill, Mao und einige andere. Er überquerte den Himalaya, war in einem U-Boot, verbrachte viel Zeit in einem Gulag und hatte einen nicht unbedeutenden Anteil an der Atombombe.

Das Ganze ist durchwandert von rabenschwarzem Humor. Ein paar skurille Todesfälle gibt es, jede Menge Verwirrungen und mittendrin Allan, der eigentlich gar nicht so recht begreift, was er da eigentlich tut. Eben genauso wie Pu der Bär oder Forrest Gump. Er tut es einfach, und es wird dann schon irgendwie gut.

Ein paar Längen hatte das Buch für mich, weil ich gestehen muss, dass ich in Geschichte nicht so versiert bin wie ich es für das volle Verständnis dieses Buches sein müsste. Ich wage zu behaupten, dass es vielen Lesern ähnlich ging. Aber wie bei des Kaisers neue Kleider - wer würde es schon zugeben, wenn so viele Leute loben und man selbst sich so klein fühlt, nur einen Teil zu verstehen? Doch, ich stehe dazu. Es ist stellenweise hochpolitisch, und nicht jede Anspielung habe ich verstanden, viele Witze gingen leider an mir vorbei, vermute ich. Aber ich habe es nicht vermisst, denn auch ohne volle historische Kenntnisse gab es viel zu Schmunzeln, ich würde am liebsten hier an die 50 Zitate bringen, eines besser als das andere.

Keine Action, keine Romantik, kein Fantasy, kein Drama, aber auch kein Roadmovie oder Krimi. Eigentlich nur eine Erzählung. Aber was für eine! Ein Buch, das den Weg in mein Regal "Lieblingsbücher" geschafft hat und seinen Erfolg zu Recht verdient.

SaschaSalamander 15.11.2011, 09.28| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles | Tags: Tip

Die Insel der besonderen Kinder

Erster Satz:
Gerade, als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames.

Letzter Satz:
Wir ruderten schneller

aus: Ransom Riggs: Die Insel der besonderen Kinder; Pan 2011


SaschaSalamander 14.11.2011, 16.33| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Lady Bedfort 46 und der panische Maler

Vivien erhält einen Anruf von ihrem alten Studienfreund Norris Denton, der sie um Hilfe bittet. Irritiert macht Vivien sich auf den Weg, sie ahnt nicht, welche Gefahr ihr droht. Lady Bedfort beginnt sich zu sorgen, dass ihre Nichte sich plötzlich nicht mehr meldet und drängt Inspektor Gomery, mit ihr zusammen auf die Suche nach Vivien zu gehen, denn irgendetwas Schlimmes muss geschehen sein!

LADY BEDFORT 47 - DER PANISCHE MALER ist in zweierlei Hinsicht eine besondere Folge: zum einen gibt es ein Booklet, zum anderen ist es ein Kammerspiel.

Das Booklet beinhaltet interessante Hintergründe über die Entstehung der aktuellen Folge hinsichtlich Autor, Musik, Sprecher und die Kulisse Nordengland. Auch wird beschrieben, welche Schwierigkeiten aber auch Möglichkeiten es mit sich bringt, ein Kammerspiel zu inszenieren. Ich finde die Idee mit dem Booklet klasse und hoffe, dass es fortgeführt wird in den späteren Folgen, denn die Zusatzinfos machen den Inhalt lebendiger, verbinden Hörer und Verlag und lassen den Kunden teilhaben am Geschehen hinter den Kulissen, man fühlt sich persönlich angesprochen.

Dann das Kammerspiel: Ein Kammerspiel ist ein Stück mit nur sehr wenigen Charakteren auf kleinem Raum. In diesem Fall sind das lediglich Lady Bedfort, Vivien, Inspektor Gomery sowie der Maler Norris Denton und seine Schwester Ashley. Dies bietet ausreichend Möglichkeit zur Charakterentwicklung, spannende Dialoge und eine dichte Handlung, auf der anderen Seite ist es eine besondere Herausforderung an den Verlag, denn jeder Dialog muss sitzen, die Charaktere müssen perfekt überarbeitet sein, es gibt kaum etwas, womit man einen Fehler "kaschieren" könnte.

Wie beim Hörplanet nicht anders zu erwarten, ist dieses Projekt sehr gut gelungen. Besonders Inspektor Gomery und die Lady sind ein besonderes Schmankerl für treue Hörer, die um das angespannte Verhältnis der beiden wissen. Trotzdem geht es nicht anders, sie müssen zusammenarbeiten, und dabei können sich beide ihre Kommentare nicht verkneifen, natürlich immer hübsch gesittet, wie es sich für einen Polizisten und eine Lady gehört, dafür mit spitzer Zunge und jeder Menge Ironie, allein die Wortgefechte zwischen den beiden sind bereits ein großer Pluspunkt.

Christine Pappert und Martin Kautz sind zwei neue Sprecher, die sich sehr gut der restlichen Crew einfügen prima Arbeit leisten. Sie haben sehr schwierige Rollen, denn die wahren Motive des Malers und seiner Schwester bleiben bis kurz vor Ende im Dunkeln, sie müssen in dieser Folge mehrere Facetten ihrer Persönlichkeit spielen lassen und zeigen, was sie von der Bandbreite "sympathisch" bis "wahnsinnig" so auf dem Kasten haben. Der Hörer fragt sich, ob Norris krank ist, ob er ein bedrohtes Opfer, oder ob er krimninell ist, oder vielleicht alles zusammen? Was steckt hinter seinem angeblichen Wahnsinn? Und warum will Ashley Vivien unbedingt vom Grundstück vertreiben, ist es wie sie vorgibt reine Sorge des wahnsinnigen Bruders wegen, oder steckt doch etwas anderes dahinter? Es gibt mehrere Twists, und der Autor Marc Freund hat diesmal alles herausgeholt, was in diesen 57 Minuten mit dieser Besetzung möglich war.

Die Atmosphäre ist sehr düster, mas man sonst bei Lady Bedfort eher nicht gewohnt ist. Immer wieder einmal gerät jemand in Gefahr und geht es um ein Verbrechen. Doch durch die dichte Handlung und das enge Aufeinandertreffen der lediglich fünf Personen gibt es weniger Wechsel im Schnitt und in der Kulisse, ist das Geschehen umso intensiver. Auch die Musik unterstreicht die schaurige Stimmung, bleibt angenehm im Hintergrund. Eigentlich viel zu schade dafür, gerade in dieser Folge, und ich wünsche mir bald eine Soundtrack-CD mit den schönsten Melodien, um sie z.B. für als Untermalung für einen spannenden Spieleabend zu hören.

Für Neueinsteiger ist Folge 46 - DER PANISCHE MALER nicht zu empfehlen, da man die Charaktere kennen sollte, um das Hörspiel komplett zu genießen, aber für Fans ist es dieses Mal etwas ganz Besonderes, ein kleines Highlight und für mich persönlich eine der besten Folgen seit langem.

SaschaSalamander 14.11.2011, 08.14| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Tags: Krimi

Statistik KW 45

Gelesen / Gehört
1 - Heff der Chef 03 - der Ausbilder
1 - Heff der Chef 04 - das Krankenhaus
1 - Heff der Chef 05 - die Finanzkrise
1 - Heff der Chef 06 - der Bauernhof
1 - She the ultimate Weapon 4-5 (S Takahashi)
1 - A foreign love affair (A Yamane)
1 - D Hundertjährige, d a d Fenster stieg [...] (J Jonasson)
2 - Zen wrapped in Karma dipped in Chocolat (B Warner)
5 - Detektiv Conan 69 (G Aoyama)
5 - Das Scheißleben meines Vaters [...] (A Altmann)
5 - Die die Fragezeichen 150 - die Geisterbucht


Gesehen
/


Geschenkt
/


Gekauft
Angel Sanctuary Deluxe 05 (K Yuki)
Das Scheißleben meines Vaters ... (A Altmann)
Ich arbeite in einem Irrenhaus (M Wehrle)



Getauscht
Die Insel der besonderen Kinder (R Riggs)
Schreibstilratgeber III (S Strecker)
Die heilende Kraft des Schreibens (div)



ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 13.11.2011, 20.28| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Trailer Eisfeuer

                             

SaschaSalamander 12.11.2011, 16.19| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rund um Bücher

Eisfeuer

felsing_eisfeuer_1_1.jpgVORABGEDANKEN

Normalerweise ist das Romance Genre (ob nun Paranormal, Mystic oder anderes) weniger mein Ding, weil sich zuviel wiederholt, weil die Sprache mir selten zusagt, weil ich das Gefühl habe nach einem bereits alle zu kennen. Trotzdem lasse ich mich ab und zu überzeugen, dass es Ausnahmen gibt. In diesem Fall wurde mir EISFEUER empfohlen, und ich bin wirklich froh, dass ich es dann tatsächlich gelesen habe. Denn auch, wenn der Inhalt bekannt ist (treffen sich, verlieben sich, er hat raue Schale weichen Kern, sie ist selbstbewusst aber schutzbedürftig, am Ende riesige Verwicklungen, und am Ende haben sich alle lieb), hat mich dieses Buch wirklich gefesselt, sodass ich nicht ins Bett konnte, bis ich endlich die letzte Seite aufgeschlagen hatte!


INHALT

Seit ihre Eltern starben, kümmert sich Jamie nun um ihre kleine Schwester Cindy. Eines Tages offenbart Cindy, dass sie seit drei Jahren von einem Stalker verfolgt wird, es wird immer schlimmer. Was sie anfangs für harmlos hielt, wird nun beängstigend. Da sie keine Hilfe von Seiten der Polizei erhalten, entschließt sich Jamie zu einem drastischen Schritt: die beiden Schwestern ziehen um, aus Jamie und Cindy werden Megan und Kristy, sie hoffen alle Spuren verwischt zu haben.

Dixon arbeitet zusammen mit seinen Freunden bei den G.E.N. Blood. Eine Gruppe sonderbegabter junger Männer. Dixon zum Beispiel kann Frequenzen filtern, sodass er ohne technische Hilfe Fernseher, Radio, Funkgeräte abhören kann. Ein anderer verfügt über spezielle Kampftechniken, der nächste kann sich unsichtbar machen und derlei nette Fähigkeiten mehr. Natürlich arbeiten sie im Geheimen und dürfen nichts davon nach außen dringen lassen.

Um die Tarnung perfekt zu machen, will Megan heiraten und Kristy als Untermieterin einziehen lassen. Dixon fiel ihr bereits auf dem Flughafen auf, und als sie ihm nun erneut begegnet, hält sie um seine Hand an. 100 000 Dollar, keine Fragen, kein Vollzug der Ehe, nur der äußere Schein. Dixon sagt wider Erwarten zu, und nun lügen sich die beiden fleißig an, denn Megan verschweigt ihre Vergangenheit, und Dixon darf nicht über sein Team erzählen. Verwicklungen vorprogrammiert. Erst recht, als der Stalker die Schwestern ausfindig macht und nun endlich sein Werk vollenden will ...


AUFBAU, GENRE

Schon an der Inhaltsangabe merkt man, dass dieses Buch sich abhebt. Die Handlung ist nicht in drei, vier Sätzen erklärt, ich muss dafür schon ein wenig ausholen. Es gibt mehrere Handlungsstränge, und die einzelnen Parts sind sehr gut miteinander verknüpft, bis sie am Ende zu einem werden und alle aufeinandertreffen. Der Erzählstil wechselt zwischen dem des Stalkers, der älteren Schwester und Dixon hin und her, denn jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Beweggründe. Auch Megan und Dixon können sich gegenseitig nicht die volle Wahrheit anvertrauen, sodass der Leser jeden von ihnen begleiten muss, um die Geschichte im Ganzen zu begreifen.

Auch, wenn das Buch als Romance verkauft wird, habe ich es als Thriller empfunden. Es kommt Romantik vor, es gibt natürlich auch (recht spät erst) eine Sexszene, und es kribbelt ganz gewaltig, sogar Romantikmuffel wie ich spüren die Funken zwischen den beiden Protagonisten knistern. Trotzdem wäre die Handlung auch sehr gut ohne den romantischen bzw erotischen Teil zu lesen, ich hätte es nicht vermisst. Im Gegenteil, mal anders betrachtet: gibt es eigentlich Thriller ohne wenigstens ein paar sexuelle Komponenten? Gibt es fast nicht, das gehört einfach dazu.

Die Geschichte ist sehr intensiv ausgearbeitet, und während der Beginn sich eher wie eine nette Einleitung liest, beginnt ab etwa Seite 40 eine kontinuierliche Steigerung bis hin zum absoluten Höhepunkt im letzten Kapitel, als sich endlich alles auflöst und der Leser aufatmen kann. Doch bis dahin wird der Puls von Seite zu Seite schneller. Erst ahnt man die Konflikte, dann zeichnen sich erste Probleme ab, sie werden immer mehr, eine beständige Spannungskurve von 0 auf 100 ohne Leerlauf, ohne Pause hin zum absoluten Showdown.


SPRACHE

Was diesen Roman für mich von den meisten anderen abhebt ist die Sprache. Ich muss sagen, dass sie dem Genre entsprechend etwas ungewohnt ist, anfangs habe ich ein paar Seiten gebraucht, mich daran zu gewöhnen, bin hier und da über einen Satz gestolpert. Aber nicht im negativen Sinne, sondern einfach weil die Autorin auf besondere Worte und Satzkonstruktionen Wert legt und dadurch einen ganz eigenen Stil präsentiert. Was eher selten vorkommt: ich habe tatsächlich einige Male im Duden nachgeschlagen, um einige Dinge zu überprüfen. Es ist korrekt, es klingt gut, aber es ist einfach stellenweise ungewöhnlich (z.B. "wehtuend", "aphrodisisch", ein grammatikalisch korrektes "als wie"). Für sich betrachtet klänge mancher Satz vermutlich seltsam, im gesamten Kontext allerdings ergibt sich ein sehr schönes Sprachbild, das bei mir für eine wirklich angenehme Abwechslung gesorgt hat. Ich denke, auf diese Weise wird Kathy schnell dafür sorgen, dass man ihren Stil aus der Masse herauspickt und wiedererkennt!


CHARAKTERE

Was das Buch ebenfalls ausmacht, sind vor allem die Charaktere. Im Grunde genauso wie in den anderen Büchern auch, nämlich er nach außen cool und in Wirklichkeit doch absolut vernarrt in seine große Liebe und eigentlich der weiche Knuddelbär. Sie ist stark, selbstbewusst, hat alles im Griff, aber sie sehnt sich nach einem Beschützer und kann sich ihm dennoch nicht anvertrauen, als er vor ihr steht. Bekannt, nichts Neues. Was es dennoch zu etwas Besonderem werden lässt: der Leser erhält sehr guten Einblick in die Beweggründe und das Vorleben der Protagonisten. Dadurch erklärt sich das Verhalten, kann man sich hervorragend hineinversetzen. Megan verhält sich auch nicht anders als die anderen Mädels, aber ich habe dennoch mit ihr mitgefiebert wie sonst kaum mit einer weiblichen Heldin. Ihre Sorge um die Schwester, das verletzte Vertrauen in Männer, die Angst vor dem Stalker, die Liebe zu Dixon und die Furcht sich ihm zu offenbaren, ihre Verzweiflung über die neue Wendung, all das habe ich nicht gelesen sondern gespürt.

Da es sich um einen Teamroman handelt, gibt es außer Dixon natürlich noch andere attraktive Jungs. Im zweiten Teil der Reihe (das Buch heißt "Verhängnisvoll" und ist für April 2012 geplant) geht es um Narsimha, eine Anspielung hierzu gab es bereits am Ende des letzten Kapitels. Und ich freue mich endlich, wenn mein persönlicher Favorit an der Reihe sein wird!


FAZIT

Eine neue Serie, die für Romance Fans sowieso ein absolutes Muss ist: Romantik, Thrill und jede Menge Verwicklungen vom Feinsten. Und für Leute, die es eher selten in die romantische Ecke verschlägt, ist dieser Band eine ganz besondere Empfehlung. Es lohnt sich reinzuschnuppern, Ihr kommt nicht mehr davon los! EISFEUER ist erfrischend anders und sorgt für eine lange, schlaflose Nacht ;-)

SaschaSalamander 12.11.2011, 14.12| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Romantik, Thriller, Tip,

Der Hundertjährige

jonasson_hundertjaehrige_1.jpgEigentlich wollte ich noch ein weiteres Zitat posten. Aber dann kurz darauf das nächste. Und noch eines. Und dann all die vielen Momente, die man nicht zitieren kann, weil sie sich aus der Situation ergeben und über mehrere Seiten hin erstrecken.

Auf die Story war ich neugierig. "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" klingt ja schon witzig, und die Story klang nett. Aber als ich es anforderte, da rechnete ich damit, dass es auf dem SuB eher nach hinten rutscht, nette Lektüre irgendwann mal. Dann hielt ich es in der Hand, las den ersten Satz, und dann noch einen, noch einen, ...

Der Humor trifft genau meinen Geschmack, er ist rabenschwarz und absolut trocken. Man muss schon sehr genau hinsehen. Einzelne Situationen stechen ins Auge, sind witzig, aber die eigentliche Komik steckt hinter den Worten. Es ist einfach zum Piepen! Die Charaktere, die irrsinnige Situation an sich. Und überhaupt ...

SaschaSalamander 08.11.2011, 17.51| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles

Gedanken

Heute habe ich in einem Anfall von Entrümpelungsaktion ein paar günstige Angebote bei Tauschticket eingestellt. Was nutzt es, wenn das Zeug seit Jahren ungelesen im Regal steht. Klar will ich es unbedingt mal lesen, aber wenn ich es die letzten 8 Jahre nicht gelesen habe, werde ich es vermutlich morgen und nächstes Jahr auch nicht lesen bei all den Neuzugängen in meinem Regal.

Ab Dezember werde ich mehr Geld zum Bücherkaufen haben. Aber dafür auch weniger Zeit zum Lesen und Schreiben. Die Welt ist irgendwie ungerecht, aber so ist eben das Leben. Ich denke, ich werde das Beste draus machen *smile*.

Da ich in letzter Zeit so irre viel Sachen losgeworden bin bei Tauschticket, habe ich momentan soviele Tickets, dass es fast schon pervers ist. Ich muss mich bemühen, jetzt nicht in einem suchtartigen Anfall zu stöbern und irgendwas anzufordern. Aber das wäre dumm, denn dafür genieße ich es, dass ich derzeit bei begehrten Sachen ohne Blick auf die Tickets einfach zuschlagen kann. So habe ich vorhin "die Insel der besonderen Kinder" erhalten *freu*. Und ein paar weitere Neuheiten stehen in meinen Suchauftragen, vielleicht habe ich ja Glück.

Bisschen gefrustet war ich, als ich später im Web nach Rezis zu den besonderen Kindern surfte. Mannmann, scheinbar schon wieder der Auftakt einer Serie. Mensch, können die Autoren sich nicht mehr auf das Wesentliche beschränken? Müssen die alle Serien schreiben? Ich bin dankbar für jedes Buch, das ich anfange und dann beende und sagen kann "fertig". Ohne irgendwann Band 173 im Regal stehen zu haben. Wenn ein Buch ständig zur Serie gezogen wird, fühle ich mich als Leser irgendwann wie eine Milchkuh ...

SaschaSalamander 07.11.2011, 18.18| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Pulp

Der Hundertjährige

Erst ein paar Seiten gelesen, aber schon hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Zwei Zitate, die in meinen Augen den Humor wundervoll widerspiegeln, schwarz und subtil:

Außerdem experimentierte er fleißig in der Kiesgrube hinter der Hütte [mit Sprengstoff] - bei einer Gelegenheit gleich so fleißig, dass die zwei Kilometer entfernt grasende Kuh seines Nachbarn eine Fehlgeburt erlitt. (S. 39)

Er arbeitete als Knecht auf dem Hof und bekam jeden Tag Prügel von seinem Vater, welcher der Meinung war, dass sein Sohn zu gar nichts taugte. Als Julius fünundzwanzig war, starb erst seine Mutter an Krebs, und ihr Sohn trauerte sehr um sie. Wenig später ertrank der Vater im Sumpf, bei dem Versuch, eine Kuh zu retten. Auch da trauerte Julius sehr, denn er hatte wirklich an der Kuh gehangen. (S. 22)

aus: Jonas Jonasson:  Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand; Carl´s Books, 2011

SaschaSalamander 07.11.2011, 17.03| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles

Sweet Santa

tsukuba_sweetsanta_1.jpgNormalerweise rezensiere ich, was ich mir selbst ausgesucht habe, und normalerweise weiß ich auch, was ich mag und was nicht. Selten liegt etwas auf dem Tisch, das so überhaupt nicht meinem Stil entspricht und über das ich dann etwas schreiben soll, aber es kommt hier und da eben vor. Dies ist so ein Fall. Und wieder einmal bin ich dankbar dafür, dass ich dann trotzdem aufgeschlossen an einen Titel herangehe, denn auf diese Weise findet sich so mancher nette Titel, den ich sonst verpasst hätte. Niemals hätte ich mir SWEET SANTA gekauft, aber dafür habe ich ihn dann wirklich begeistert gelesen.

Klappentext: "In den weihnachtlich geschmückten Straßen prallt die 17jährige Krumi mit dem Jungen Kaito zusammen. Dieser behauptet dreist, sie wäre Santa Claus und er ihr Rentier. Kurumi kann kaum glauben, was sie da hört! Doch Kaito hat die Wahrheit gesprochen. Und so erwartet Kurumi von nun an alle Jahre wieder eine wichtige und zugleich wundervolle Aufgabe."

Ein Weihnachtsmanga im Oktober ist seltsam. Erklärt sich aber von selbst, wenn man erfährt, dass er aus drei Bänden besteht und im Dezember abgeschlossen ist. Außerdem verstehen sich die Protagonisten so gut, dass "Santa" ihr Rentier nicht nur im Dezember zu sich ruft, sondern sie treffen sich auch den Rest des Jahres. Es gibt also Episoden in allen Jahrezeiten, die Autorin bevorzugt den Sommer mit Meer, Sonne und hübschen Bodies ohne störende Kleidung.

Eindeutig ein Shojo, richtig niedlich mit allem, was für einen Shojo dazugehört. Man sollte das Genre also schon mögen, sonst legt man den Manga schnell wieder weg. Aber zum Glück übertreibt die Autorin nicht, Erwachsene Leser kriegen also keinen Zuckerschock sondern können sich einfach amüsieren. Jüngere Leserinnen dagegen werden ziemlich schmachten, wenn sie das Traumpaar Kurumi und Kaito sehen. Liebe, Wirrungen, Romantik pur. Die Zeichnungen sind gelungen und hübsch anzusehen, genretypisch, Sakura Tsukuba hat ganze Arbeit geleistet. Die Geschichten sind sehr schön erzählt, rührig aber niemals kitschig, und das Verhältnis zwischen Kurumi und Kaito ist nachvollziehbar und dem Alter entsprechend prickelnd.

Band 1 und 2 haben eine Bonusstory, die recht lang ist. Ich habe den Eindruck, auf diese Weise hat die Autorin die zwei Bände künstlich zu drei Teilen gestreckt, denn zwei, drei Kurzgeschichten der Hauptgeschichte wirken wie Füllstories, die man auch gut weglassen könnte, ohne dass etwas fehlt. Finde ich als erwachsener Leser Geldschneiderei, jüngere Leser freuen sich dagegen, dass sie nicht nur zwei, sondern sogar drei Bände mit ihren inzwischen liebgewonnenen Charakteren genießen dürfen. Eine prima Einstimmung auf Weihnachten für alle Fans von romantischem Shojo :-)

>Hier< geht es zur offiziellen Rezension bei AnimeY.

SaschaSalamander 07.11.2011, 09.11| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Manga | Tags: Romantik

Statistik KW 44

Gelesen / Gehört
1 - Blue Friend (F Eban)
1 - Heff der Chef 01 - das Aquarium
1 - Heff der Chef 02 - der Aufstand
1 - G.E.N. Bloods 01 - Eisfeuer (K Felsing)
1 - Die drei Fragezeichen 142 - Tödliches Eis
1 - Die drei Fragezeichen 143 - Poker-Hölle
1 - Holger auf Weltreise 04 - in Indien
1 - Holger auf Weltreise 05 - in Australien
1 - She - the ultimate Weapon 1-3 (S Takahashi)
2 - Dornröschens Erwachen (A Roquelaure)
2 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
2 - Herr aller Dinge (A Eschbach)
4 + 5 Perfume Master (K Yuki)


Gesehen
/


Geschenkt
/


Gekauft
/


Getauscht
Die siebte Stunde (E Herrmann)
Blutsvermächtnis (K Felsing)
G.E.N. Bloods 01 - Eisfeuer (K Felsing)
Schreibstilratgeber II (S Strecker, S Bösel)
The World God only knows (T Wakaki)
Indras Traum (R Hohlbein)
Thans Geheimnis (R Hohlbein)
Schafkopf (T Goertz)
Dunkles (T Goertz)
Tabaluga und Lilly Live
Tabaluga und das leuchtende Schweigen


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 06.11.2011, 20.50| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Blue Friend

Erster Satz:
Ich ertrank in diesem Gefühl, für das ich nicht mal einen Namen hatte.

Aus: Fumi Eban: Blue Friend 01; Tokyopop 2011

SaschaSalamander 01.11.2011, 14.39| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz

Lady Bedfort 45 und der mysteriöse Verlobte

bedfort_verlobte_1.jpgNur wenige Wochen, nachdem sie sich kennen, hält Rick um Toris Hand an, die junge Frau ist überglücklich. Doch man darf skeptisch sein, denn Tori ist die Erbin einer reichen alten Dame, und was liegt da näher als ein Heiratsschwindel? Tori vertraut ihrem Freund, doch bei der Hochzeit kommt es zu einem tragischen Zwischenfall,der Wein war vergiftet! Und auch Lady Bedfort hat von dem Wein getrunken, auch sie muss ins Krankenhaus. Die Polizei und die Lady finden immer mehr über die Vergangenheit des Bräutigams heraus, doch Tori möchte verzweifelt an die Unschuld ihres Gatten glauben ...

Eine Folge, die recht einfach gestrickt ist, kein komplizierter Fall, bei dem es aufwändig zu ermitteln gälte. Dafür eine solide Handlung, bei der man sich als erfahrener Hörer gemütlich entspannen kann. Der Täter wird so offensichtlich präsentiert, dass jedem Bedfort-Fan und Krimiliebhaber bereits klar ist, wer es war und wer nicht. Das ist etwas, das ich an Lady Bedfort besonders mag: es sind sehr ausgewogene Folgen aus kniffligen Fällen, komplexen Themenverflechtungen und manchmal auch einfach nur unterhaltsamer Hörgenuss.

Bei den Sprechern greift man auf gute Bekannte zurück, so waren Hendrik Riehemann, Kerstin Draeger und Karen Schulz-Vobach zuletzt erst in Folge "43- die ewige Ruhe" zu hören, gerade wenn man mehrere Folgen hintereinander hören möchte ein wenig verwirrend. Trotzdem kein Kritikpunkt für mich, da man natürlich nicht für jede Folge neue Sprecher anheuern kann, und das bisher bewährte Team macht seine Sache hervorragend.

Die Musik wie immer sehr passend, die Hintergrundgeräusche realistisch und passend. Das muntere Treiben der Hochzeitsgesellschaft, das Gläserklirren, die Bowlingbahn, die Vögel im Garten etc sind hervorrangend im Hintergrund, um die Handlung zu untermalen aber niemals zu stören. Eine wundervolle Kulisse, die ich mir besonders in diese Folge sehr gut vorstellen konnte.

Da dieses Mal wenig Aufwand für Ermittlungen nötig ist, bleibt Raum für Charakterentwicklung: wieder erfährt der Hörer ein wenig mehr über die alte Dame, die es versteht, ihr Umfeld mit ungewöhnlichen Fähigkeiten zu überraschen. Wer hätte gedacht, dass die alte Lady den Inspektor beim Bowling herausfordert?

Insgesamt wieder eine hervorragend gelungene Folge, bei der ich abschließend nur eines sagen kann: lehnt Euch zurück, entspannt Euch und lasst Euch gut unterhalten ;-)

SaschaSalamander 01.11.2011, 08.39| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Tags: Krimi

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