SaschaSalamander

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Enzo hat Geburtstag

Als ich den neuen Teil der Reihe ROCKY UND SEINE BANDE in der Hand hielt, war ich etwas überrascht: ENZO HAT GEBURTSTAG heißt der dritte Band. Wie würde der Autor dieses Thema verarbeiten, würde sich da wirklich so viel herausholen lassen, dass es den ersten beiden Geschichten gerecht würde und die Reihe auf gleichem Niveau fortsetzen könnte? 

>Band 1< und >Band 2< hatte ich ja bereits hier im Blog vorgestellt. Auf das Konzept und den Aufbau der Büchlein werde ich also nicht mehr näher eingehen.

Enzo möchte dieses Jahr eine ganz besondere Geburtstagsparty feiern und all seine Klassenkameraden einladen. Doch ein beliebter Mitschüler legt seine Party auf exakt das gleiche Datum. Nun fragt sich Enzo, ob er überhaupt beliebt ist. Seine Eltern und die Eltern der Freunde haben derweil mit ganz anderen Problemen bezüglich Enzos Feier zu kämpfen. Am liebsten möchte er gar nicht mehr feiern. 

Schon auf den ersten Seiten war ich überrascht, wie treffend Stephen Valentin die Sorgen der Kinder eingefangen hatte: Enttäuschung des Kindes, wenn ein gewünschtes Geschenk nicht möglich ist. Das Problem, dass die Eltern sich eine solch große Feier nicht leisten können. Eltern, die nicht nur Geschenke kaufen wollen sondern anregen etwas Eigenes zu basteln. Die Frage nach der Beliebtheit unter den Freunden als auch im Klassenverband. Der Schmerz, nicht zu einer Feier eingeladen zu werden und sich benachteiligt zu fühlen. Und am Ende eine sinnvolle und herzliche Lösung, mit all diesen Dingen umzugehen und trotzdem etwas ganz Besonderes an diesem Tag zu erleben. 

Jean-Claude Gibert steuert wieder die Bilder zu diesem Büchlein bei. In treffsicheren Darstellungen zeigt er, was in den Freunden vorgeht und wie sie sich fühlen. Besonders Enzo ist herrlich getroffen, am liebsten möchte man den Kleinen packen und knuddeln. Es bewegt richtig, ihn leiden zu sehen. Und auch, wenn meine Zeit der Kindergeburtstage schon sehr lange um ist, konnte ich mich sofort hineinversetzen, fühlte mit Enzo mit und erinnerte mich an eigene Erlebnisse. Gerade für Kinder in der Grundschule sind der einfache Text, die schlichten aber treffenden Bilder und die alltägliche Handlung ideal. Welches Kind hatte noch nicht mit diesem Problem zu kämpfen und wird sich in Enzo und seinen Freunden wiedererkennen? 

Doch, ich wurde nicht enttäuscht, der dritte Band passt hervorragend in die Reihe und macht neugierig auf weitere Abenteuer der Freunde. Der vierte Band heißt "Wer wählt Mia". Ich vermute, dass es wohl um eine Wahl zum Klassensprecher gehen wird und bin tatsächlich schon neugierig, wie Valentin und Gibert das umsetzen werden. Die Serie ist eine Perle unter den Kinderbüchern. Und ich schäme mich auch als Erwachsener nicht zu sagen, dass sie mein Regal ziert und ich immer mal wieder einen Blick hineinwerfe ;-)


SaschaSalamander 30.04.2014, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL

Kartoffelpizza

Weil ich ausnahmsweise mal Lust auf ein HowTo mit Fotos hatte, gibt es heute eines unserer Favoriten aus dem Hause Salamander: Kartoffelpizza. Nicht nur pflanzlich, sondern zufälligerweise sogar glutenfrei:-)

Ich stelle hier einfach mal das vor, was es letzte Woche bei uns zu Essen gab. Und im Anschluss ein paar Ideen, wie Ihr das für Euch variieren könnt. 

Grundzutaten: 
- eine Packung Kloßteig
- Tomatenmark
- Olivenöl
- Pizzagewürz
- Räuchertofu
- Pflanzenmargarine
- passierte Tomaten
- Zucchini, Zwiebeln, Champignons, Tomaten

Kuchenblech mit Backpapier belegen (etwa 35x25 cm). Wichtig: unbedingt das Papier mit Öl einfetten, sonst lässt sich der Teig später nicht davon lösen. Dann den Kloßteig auf dem Blech verteilen. 



Räuchertofu in kleine Würfelchen schneiden und mit einem EL Margarine scharf knusprig anbraten. Darf schön kross und dunkel werden. Knusprig gebratener Räuchertofu schmeckt zwar anders als Speck, kann aber genauso in Rezepten verwendet werden und sorgt sowohl für den richtigen Biss als auch einen deftigen Geschmack. 



Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden. Wenn der Tofu fertig ist das Gemüse dazugeben, kurz zusammen anbraten. Etwas passierte Tomaten dazugeben (nicht zuviel, der Pizzabelag soll saftig aber nicht flüssig sein) und mit Pizzagewürz oder nach Belieben würzen. 



Die fertige Gemüsemasse auf dem Blech verteilen. 



Schatz bekommt normalen Käsen. Für mich gab es testweise einen Teil mit Smokey Risella ("Käse" aus gekeimtem Vollkornreis, der sehr schön zerläuft und wie Mozarella verwendet werde kann. Hab ihn in diesem Rezept erstmals probiert, war lecker). Für den anderen Teil habe ich mir >Hefeschmelz< hergestellt, mein absoluter Favorit für Nudeln und Überbackenes. 



Dann ab damit in den Ofen. Auch hier: ich seh nie auf die Uhr und stelle den Ofen nach Gefühl ein. Ich nehme normalerweise um die 180 Grad Umluft. Fertig ist die Pizza, wenn der Käse schön zerlaufen ist :-)



Ein Tip: so heiß aus dem Ofen ist der Kartoffelteig noch etwas zu weich. Beim Portionieren zerbricht er manchmal. Ist mir egal, ich esse es gerne richtig heiß. Aber wenn es hübsch aussehen soll für Gäste, dann einfach ein wenig warten, bis es etwas abgekühlt ist und man den Teig auch schön in Portionen vom Blech heben kann ;-)

Variation I: ich finde Pizza immer ideal, wenn Gäste kommen, die der pflanzlichen Ernährung skeptisch gegenüberstehen. Jeder darf sich seine Pizza selbst belegen, und da ist immer noch Raum für Salami, Schinken, Speck, Hackfleisch, Thunfisch, Sardellen, Käse und Co.

Variation II: auch beim Gemüse lässt sich herrlich variieren: Spinat, Brokkoli, Aubergine, Spargel, Artischocke. Da lässt sich eine richtig edle Pizza zusammenstellen :-)

Variation III: Ob Ihr nun Seidenknödelteig nehmt, halb-halb, bayerische, rohe, Thüringer, das liegt allein bei Eurem Geschmack. Testet, wie sich das auf den Boden und das Gesamtergebnis auswirkt und findet Euren eigenen Favoriten ;-)

Variation IV: man muss das Gemüse nicht vorher in der Pfanne anbraten mit der Sauce. Manchmal bestreiche ich den Teig einfach mit einer Paste aus Tomatenmark und Olivenöl und lege mir die gewünschten Zutaten roh drauf. Teig aufs Blech streichen, Zeug drauflegen, Käse drüber, das dauert nur ein paar Minuten, NOCH einfacher und schneller kann man Pizza nicht zubereiten, oder? Es komme mir also keiner mit "ich kann nicht kochen" oder "ich hab keine Zeit für sowas ;-)

SaschaSalamander 29.04.2014, 08.40 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Ein Sommernachtstraum

Eine Titel wie für mich gemacht: der Jumbo-Verlag mit seinen geschickt inszenierten Hörbüchern, Ulrich Maske als eine DER Größen für Hörspiele, und Katharina Thalbach meine Lieblingssprecherin. Alle zusammen arbeiteten an einem Werk meines Lieblingsbarden, und heraus kam - EIN SOMMERNACHTSTRAUM. 

Lieblingsbarde hin oder her, alle Werke von ihm kenne ich leider nicht, und dieses stand schon länger auf meiner Wunschliste. Umso gespannter war ich nun, was dabei herausgekommen war.

Der SOMMERNACHTSTRAUM erzählt davon, wie der Hofnarr Puck mit seinem Liebestrank für jede Menge Wirrungen zwischen den Liebespaaren im Wald von Athen sorgt. Basierend auf den Shakespeare-Nachdichtungen von August Wilhelm Schlegel überarbeitete Ulrich Maske das Original. Natürlich wurde hier und da gefeilt, ausgelassen oder leicht variiert, doch anders wäre es auch nicht möglich, eine solch komplexe Geschichte auf eine Stunde kindergerechte Erzählung zu stauchen. Das Ergebnis jedenfalls wird dem Original mehr als gerecht, und Ulrich Maske hat die Schere genau an den richtigen Stellen angesetzt. 

Katharina Thalbach als Sprecherin verleiht der Geschichte die perfekte Würze. Ihre großmütterliche Stimme als Erzählerin, gepaart mit Schalk und Hintersinn für die pfiffigen Streiche des Hofnarren, das ist ideal. Die Augen schließen, in ihrer Stimme versinken und zusehen, wie die Figuren vor dem inneren Auge lebendig werden, ein Genuss!

Auch das erneute Hören macht Spaß. Als Theaterstück, Film oder bebildertes Buch (als das es mit dem Hörbuch ja ebenfalls erschien) fällt es leichter, die Charaktere auseinanderzuhalten. Beim ersten Hören gebe ich zu, dass ich mit meinem Problem für Namen und Charaktere ganz schön zu kämpfen hatte. Aber genau DAS ist ja der Reiz dieses Stückes: das Durcheinander, Miteinander, Gegeneinander, das Verweben der einzelnen Fäden wer nun wen liebt aufgrund des Trankes oder in Realität und wie man all das wieder entwirrt.

Und wofür Ulrich Maske besonders bekannt ist unter Hörspielfreunden: für seine Musik. So trägt er natürlich auch in dieser Produktion zur Untermalung bei. Kleine auflockernde Momente zwischen den Erzählungen Thalbachs, die sehr schön die Atmosphäre unterstreichen und zum Träumen einladen. 

Eine rundum gelungene CD für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Ich werde sie mir immer wieder gerne anhören. 


SaschaSalamander 28.04.2014, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Statistik KW 17

GELESEN / GEHÖRT
Meister der Angst 01 - Jack the Ripper
Meister der Angst 02 - Jekyll und Hyde
In these Words 01 (Guilt / Pleasure)
In these Words 02 (Guilt / Pleasure)


GESEHEN
Plastic Planet
Game of Thrones Staffel 2


NEUZUGÄNGE
Heinz Erhardt für Kinder 
Sukuiya 01 (Peach-Pit)
Schuld (F v Schirach)
Lady Bedfort 70 - Der Mann mit der grünen Trompete 
Lady Bedfort 71 - Die tödlichen Tricks
Lady Bedfort 72 - Der mörderische Jackpot
Lady Bedfort 73 - Die Stimme aus der Hölle
In these Words 02 (TogaQ + Kichiko Neko)
Finder Brandmal (A Satoko, A Yamane)

SaschaSalamander 27.04.2014, 21.53 | (0/0) Kommentare | PL

Die Gottespartitur

VORAB

von Edgar Rai habe ich noch nichts gelesen, jedoch schon einige Titel von ihm gesehen, hatte schon immer mal geplant etwas von ihm zu mir zu nehmen. WENN NICHT, DANN JETZT oder SONNWENDE, VATERLIEBE und einige anderen Bücher. DIE GOTTESPARTITUR ist nun also mein erstes, der Titel sprach mich von der Beschreibung der Geschichte her sosehr an, dass ich sofort neugierig wurde. 

INHALT

Gabriel Pfeiffer ist Literaturagent. Auf der Messe reicht ein junger Mann ihm ein Manuskript ein, das angeblich jede Menge Zündstoff enthält: der Junge glaubt tatsächlich in den alten Schriften eines Reisenden einen Gottesbeweis gefunden zu haben. Natürlich glaubt Pfeiffer ihm nicht. Doch als sein Kunde tot in einer Kirche aufgefunden wird, beginnt der alternde Agent Nachforschungen anzustellen. Er glaubt nicht an Gott, aber was könnte sonst hinter diesem geheimnisvollen Manuskript stecken? 


AUFBAU

Die Handlung selbst lässt sich genaugenommen in wenigen Sätzen komplett erzählen. Fleisch der Geschichte sind die Ansichten und Gedanken Pfeiffers rund um den Verlag, seine Nachforschungen und seine Erinnerungen daran, wie er seinen Glauben an Gott verlor.

DIE GOTTESPARTITUR beginnt sehr langsam, erst nach und nach baut sich die Handlung auf. Mit Spannungsbögen ist der Autor ungewohnt sparsam. Zugegeben, bei obiger Inhaltsbeschreibung hatte ich doch mit etwas mehr Tiefe oder Action gerechnet, je nachdem. Das Buch wird vielfältig gepriesen als von philosophischer Tiefe. Vielleicht ließ ich mich da etwas irreleiten in meinen Erwartungen. Ja, es gibt einige Ansätze über biologische, psychologische und religiöse Ansätze der Erkenntnis Gottes, aber nichts, das wirklich bahnbrechend oder tiefschürfend wäre meiner Ansicht nach. Vielleicht liegt es an der gekürzten Version des Hörbuchs, wer weiß. 

Aber das war auch nicht der Grund, warum ich es mir anhörte. Es ist klar, dass Rai nicht wirklich einen Gottesbeweis liefern oder innovative Konzepte aufweisen kann, sonst wäre das Buch anders vermarktet worden, es ist eben ein Unterhaltungsroman. Und in dieser Sparte kann der Autor auf jeden Fall punkten und einen Roman präsentieren, der für Unterhaltung dann doch etwas unterhalb der Oberfläche schürft und gelegentlich für einen nachdenklichen Moment sorgt. Indem viele Dinge unausgesprochen bleiben, ist es die Aufgabe des Lesers / Hörers, diese Lücken zu füllen und eigene Ansichten einzubinden. Ob das Werk also gefällt oder nicht hängt zu einem großen Teil davon ab, was der Leser selbst einbringen möchte an Erfahrungen, Phantasien und Meinung. 

Das Ende kommt überaus abrupt. Mit offenen Enden habe ich kein Problem, mag sie gerne und freue mich, wenn der Autor mir die Verantwortung überträgt. Doch ein offenes Ende ist etwas anderes als ein abruptes. DIE GOTTESPARTITUR endet abrupt. Erstmals steigt der Spannungsbogen drastisch an, Kontrahenten treffen aufeinander, ein großer Showdown, und dann - zack, aus. Als die CD endete, habe ich erst einmal das Case geholt und überall gesucht, ob ich vielleicht eine fünfte CD übersehen haben könnte, auf der die Geschichte nun fortgesetzt wird. Ein wenig überstürzt, so als hätte dem Autor die Idee für einen Epilog oder einen vernünftigen Abschluss gefehlt. Schade, denn mit einem zwar offenen aber etwas runderen Ende wäre das Buch wohl deutlich stimmiger gewesen. 


CHARAKTER

Der Roman ist erzählt aus der Perspektive des Gabriel Pfeiffer. Sein sarkastischer Grundton prägt die Geschichte, bringt Würze und sorgt dafür, dass der Leser gerne dem Fortgang folgt, selbst wenn sich die Geschichte gelegentlich zieht. 

Gabriel Pfeiffer ist müde, seine Krankheit lähmt ihn, und oft denkt er daran, den Verlag aufzugeben und an seine Mitarbeiterin und rechte Hand zu übergeben, für vieles hat er nur Spott übrig, er trägt seinen Sarkasmus vor sich wie ein Schild. Er hat Bestseller erschaffen, Autoren bis ganz an die Spitze gebracht, und nun blickt er zurück. Es scheint, als sei ihm alles zuviel. Durch die Jagd nach der Gottespartitur (was ich einen sehr unglücklich gewählten Titel finde, weil er bereits einiges von der eh schon eher geringen Spannung vorwegnimmt) erwacht neues Leben in ihm, er hat eine Aufgabe, die ihm etwas Neues bietet und vielleicht sogar Erfüllung verspricht. 

Er ist es, der die Geschichte trägt. Einige weiteren Charaktere des Werkes hätten weitere Beachtung verdient, so finde ich zB die Figur seiner Mitarbeiterin sehr faszinierend. Schade, dass sie rein aus Pfeiffers Sicht betrachtet wird und der Leser wenig Einblick in ihr tatsächliches Innenleben erhält. Ansonsten tauchen nur wenige Personen auf, sie lassen sich problemlos an zwei Händen abzählen und haben größtenteils nur sehr kurze, wenn auch ziemlich relevante, Auftritte. 


SPRECHER

Achim Buch als Sprecher war mir bis dahin neu. Er stand bisher vor allem auf der Bühne und wirkte in TV-Produktionen mit, kein Wunder also, dass ich bisher nicht auf ihn aufmerksam wurde. Seine Stimme wirkt im ersten Moment etwas träge, und ich war fast enttäuscht, aber schon nach zwei, drei Tracks wurde mir klar, wie perfekt er für die Figur des Gabriel Pfeiffer gewählt wurde. Der erschöpfte Tonfall, die innere Trägheit. Und je mehr Gabriel sich ereifert und der Spur der Partitur folgt, desto lebendiger und wacher wird auch der Sprecher. Er fängt den eigenwilligen Ton des Protagonisten hervorragend ein, und die Zeit während des Hörens verging wie im Fluge. 

Als Buch hätte mich DIE GOTTESPARTITUR möglicherweise wenig gereizt. Nicht aufgrund der fehlenden Handlung sondern aufgrund der Erzählweise, welche meinen Nerv nicht unbedingt getroffen hat. Doch durch Achim Buch konnte ich die CD am Ende nicht mehr beiseite legen, hörte alles hintereinander weg. Seine Stimme überzeugt, und ich hoffe ihn bald in weiteren Produktionen zu hören. 


EIGENE MEINUNG

Es fällt mir sehr schwer, das Buch einem Genre zuzuordnen, da es für alles "ein bisschen zu wenig" oder "etwas zuviel" hat, in keine Schublade möchte es so wirklich passen. Das verwirrt mich, stört mich aber nicht unbedingt und macht es umso interessanter. Für diese Rezension habe ich mir bewusst einige Tage Zeit gelassen, weil ich nachspüren wollte, wie lange Gabriel Pfeiffer und die Gedanken um die Partitur in mir arbeiten. Während des Hörens hatten Autor und vor allem Sprecher mich gefangen, ich habe mich hervorragend unterhalten und hing in den Pausen auch der Handlung gut nach. Doch in der vergangenen Woche dachte ich außer im Rahmen der Rezension nicht mehr näher über das Buch nach. Die Gedanken hatten, obwohl einige von ihnen im Ansatz interessant waren, wenig in mir gewirkt. Der Protagonist, obwohl mit interessantem Hintergrund, hatte mich nicht mehr im Alltag begleitet. 

Ich denke nicht, dass es das Ziel des Autors war, langfristig etwas Bewegendes zu erschaffen. Daher sehe ich es nicht grundlegend als Mangel, wenn DIE GOTTESPARTITUR mich lediglich für den Moment unterhalten hat. Vermutlich war das sein Ziel, und das ist ihm größtenteils gelungen.


FAZIT

Mit DIE GOTTESPARTITUR hat Edgar Rai ein Werk geschaffen, das sich nur schwer einordnen lässt. Abwechslungsreich und interessant erzählt er von Pfeiffers Suche nach dem endgültigen Gottesbeweis. Durchaus empfehlenswert :-)

SaschaSalamander 25.04.2014, 17.33 | (0/0) Kommentare | PL

Warum wir Hunde lieben

Zum Thema fleischlose Ernährung, Gründe für und wider, gibt es ja unzählige Bücher. Ich habe viele davon gelesen in den letzten Jahren, habe aber nicht alle hier vorgestellt. Manche waren mir zu plakativ, zu platt. Ja, Tiere leiden, aber ehrlich, das wissen wir, das hat bisher (leider) wenig verändert.

Hatte auch nie das Buch, von dem ich sagen kann "DAS ist es". Bisher. Denn WARUM WIR HUNDE LIEBEN, SCHWEINE ESSEN UND KÜHE ANZIEHEN von Melanie Joy hat mich sehr beeindruckt. Nicht wegen der Fakten rund um Tierhaltung und der Gründe für die fleischlose Ernährung. Sondern vor allem, weil sie dieses Thema von einer völlig neuen Seite beleuchtet: im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte sie die Theorie des "Karnismus": Statt zu fragen, warum man kein Fleisch essen sollte, hinterfragt sie, weshalb man es als so selbstverständlich nimmt, Fleisch zu essen. Und ihre Ergebnisse sind äußerst beeindruckend ... 

"Fleischesser" ist nicht das Gegenteil von Veganer. Denn Veganismus ist eine Ideologie, die mehr beinhaltet als nur den Aspekt der Ernährung. Also hat die Autorin den Begriff des Karnismus geprägt, um die Ideologie des Fleischessens zu beschreiben. 

Eine Ideologie dieser Größenordnung wird gelernt und institutionalisiert, durch gesellschaftliche Praxis und Diskurs aufrecht erhalten. Joy beschreibt, auf welche Weise dies im Alltag umgesetzt wird und wie die durch Medien aufgesetzte Wahrnehmung die vermeintliche Wahrheit des einzelnen Menschen bestimmt. 

So geht sie zum Beispiel darauf ein, wie es möglich ist, dass trotz des Wissens um die Hintergründe (denn wir alle wissen ja, dass unser Fleisch nicht zu Tode gestreichelt wurde, bevor es auf dem Teller landet) das Verdrängen so stark ist, dass wir das gleiche Tier essen, das wir am Vortag noch als Schweinchen Babe so niedlich fanden.

Joy geht gar nicht darauf ein, warum einige Menschen Ekel vor Fleisch empfinden. Statt dessen führt sie auf, wie ungewöhnlich es ist, dass die meisten Menschen sich NICHT vor Fleisch ekeln. Ich konnte nie begreifen, warum manche Vegetarier sich sogar weigern, etwas zu essen, das mit Fleisch in Berührung kam (zB einfach den Schinken aus dem Salat weglassen), aber mit dem Wissen um die psychologischen Hintergründe der Funktion "Ekel" ist das absolut nachvollziehbar. 

Sie beschreibt, wie Tiere sowohl sprachlich als auch optisch immer mehr objektifiziert werden und an Individualität verlieren. Im englischsprachigen Original geht sie dabei auch auf Vergleiche zum Nationalsozialismus ein, wo ebenfalls eine Entpersonifizierung stattfand, für die deutsche Ausgabe wurden entsprechende Passagen des Buches jedoch gestrichen. Wobei ich offen sagen muss, dass der Vergleich zwar sehr hart ist, die psychologischen Hintergründe jedoch auf exakt die gleiche Weise funktionieren, wer mitdenkt kann es sich auch aufgrund ihrer Theorie selbst erklären, auch wenn es heraustrichen wurde. 

Es ist alles so offensichtlich, dass ich mich schäme, es noch nie auf diese Weise betrachtet zu haben. Was sie schreibt, ist so alltäglich und normal, dass niemand darüber nachdenkt. Und genau DAS ist der Grund, weshalb wir verdrängen: weil das Fleischessen sosehr im Alltag integriert ist, gesellschaftlich so tief verankert ist, dass manches gar nicht hinterfragt wird. So kommt es, dass das Empfinden und das Verhalten einer Person sich absolut widersprechen können, ohne dass wir das überhaupt bemerken. 

So komplex die Theorie in ihrem Buch ist, so einfach und direkt ist ihre Sprache. Melanie Joy kommt weitgehend ohne Fachbegriffe aus und schreibt verständlich, flüssig. Ihre Beschreibung von der Entstehung, Entwicklung und Durchführung einer Ideologie lässt sich problemlos auf viele andere Themen übertragen, etwa Frauenwahlrecht, Sklaverei, Homosexualität. Dinge, die damals selbstverständlich waren, die manch einer im Stillen vielleicht anzweifelte aber die als unumstößlich galten. 

Fleischesser werden in diesem Buch nicht angegriffen, allerdings müssen sie es hinnehmen, quasi als "Opfer eines Systems" dargestellt zu werden. Und wenn man das Buch gelesen hat, begreift man, warum Karnismus nicht wirklich eine freie Entscheidung ist sondern vielmehr eine gesellschaftliche Norm. 

Melanie Joy geht mit dem Einzelnen nicht ins Gericht, trotzdem ist ihr Stil gelegentlich provokant gegenüber der Industrie und der Gesellschaft. Dabei wird sie allerdings niemals unsachlich, sondern sie argumentiert erschreckend schlüssig und logisch. Veganer werden sich in diesem Buch bestätigt sehen, Fleischesser werden animiert ihre eigene Haltung zu hinterfragen und danach tätsächlich eine eigenständige, individuelle Entscheidung zu treffen. 

Von allen Büchern rund um dieses Thema hat Melanie Joy das erste geschrieben, das mich wirklich beeindruckt hat. Seine Stimmigkeit, die Schlüssigkeit, und vor allem auch die Übertragbarkeit auf so viele andere Themen unseres Alltags, das hat mich sehr bewegt. 

Allerdings ist mir klar, dass ihre Herangehensweise sehr verkopft, sehr philosophisch und theoretisch ist. Wenn ich erklären möchte, warum ich ich mich vegan ernähre, dann würde ich wohl als Lektüre eher Karen Duves >ANSTÄNDIG ESSEN< heranziehen. Aber guten Freunden, mit denen ich wirklich bis an die Substanz diskutieren kann und die wirklich tief in die Psyche des Menschen abtauchen wollen und WIRKLICH wissen wollen WARUM, denen lege ich Melanie Joy ans Herz. 



SaschaSalamander 24.04.2014, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 16

GELESEN / GEHÖRT
Die Gottespartitur (E Rai)


GESEHEN
Game of Thrones Staffel 1


NEUZUGÄNGE
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Eine Handvoll Worte (J Moyes)
Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte (R Joyce)
Fessel mich! Schlag mich! Aber mach es richtig (Gerwalt)
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (J Dicker)

SaschaSalamander 20.04.2014, 17.51 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 15

GELESEN / GEHÖRT
Die Gottespartitur (E Rai)
Stella Menzel und der goldene Faden (H-J Rahlens)


GESEHEN
Kick-Ass
Doctor Who Staffel 7
Imaginaerum


NEUZUGÄNGE

SaschaSalamander 13.04.2014, 00.00 | (0/0) Kommentare | PL

Anständig essen

Karen Duve hat vor einiger Zeit einen Selbstversuch gestartet. Angeregt durch eine Freundin begann sie sich damit zu befassen, wie man sich im ethischen Sinne "anständig" ernähren kann. Dafür hat sie angefangen mit Bio, ist über das Vegetarische zum Veganen, und am Ende testet sie die frugane Ernährung. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht hat, wie es ihr ging, was sie dabei herausfand, das teilt sie in ihrem Buch. 

Während viele Sachbücher mit trockenen Fakten daherkommen und die Gewalt an Tieren möglichst blutig und brutal darstellen um zu schockieren, geht Duve das Thema erfrischend menschlich an. Sie liebt ihre Hähnchenpfanne, möchte ungern verzichten, und ohne Cola geht erstmal gar nichts. Als sie allerdings immer mehr "hinter die Kulissen" blickt und sich mit dem Thema der Fleischproduktion und Tierhaltung befasst, wird ihr so einiges klar. Und auch die geliebte Cola schmeckt plötzlich nicht mehr ... 

Während sie immer mehr erfährt, geht viel in ihr vor, es macht sie wütend, sie tritt vor Frust auch mal gegen den Kühlschrank oder redet ihrer vegetarischen Freundin ein schlechtes Gewissen ein, einfach um sich selbst besser zu fühlen. Sie verhält sich nicht immer fair und korrekt. Auch ihre Art der Umstellung und die Wegwerfmentalität stoßen mir gelegentlich auf. Das ist nicht okay, aber wie gesagt absolut menschlich, und gerade das macht das Buch sympathisch. Es zeigt, dass Biokäufer, Vegetarier, Veganer oder Fruganer keine "besseren Menschen" sind und mit ihren eigenen Schwächen ebenso zu kämpfen haben wie Fleischesser. 

Sie geht auch auf ihren Alltag ein. Auf den kranken Hund, auf ihr Maultier, die Hühner, die Katzen, auf ihre Tätigkeit als Autorin. Durch den Vergleich der Käfighühner zu ihrem Haustier-Huhn wird manches wesentlich drastischer, als Zahlen oder Fakten es darstellen könnten. Auch die Gegenüberstellung von Nutztier und Haustier wird sehr deutlich gezeichnet, ohne dass die Autorin es wörtlich ansprechen muss. 

Auf viele Aspekte geht sie nicht ein, zum Beispiel wie ihr Ernährungsplan konkret aussieht oder gar einzelne Rezepte. Auch Dinge wie Klima, Plastik, Regionalität, Nahrungsergänzung und Nährstoffe werden nicht näher behandelt. Das ist okay, denn es ist wie gesagt ein Buch über ihre persönlichen Erfahrungen. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und legt Wert auf andere Aspekte, daher finde ich das absolut okay, mir haben diese Punkte im Buch nicht gefehlt. Wer konkrete Informationen will, sollte besser zu einem Sachbuch greifen.

Sehr schön finde ich im Gegenzug, was hier beschrieben wird und andere Bücher nie beschreiben: den Prozess des inneren Wandels. Fleischesser werden nachvollziehen können, was in ihr vorging und vielleicht sogar angeregt, selbst etwas zu ändern. Pflanzenköstler gleichwelcher Coleur werden sich in diesem Prozess wiederfinden: Die Wut darüber, dass solche Methoden erlaubt und zulässig sind. Das plötzlich Sich-Selbst-Infrage-Stellen, die Mischung aus Scham, Wut, Hilflosigkeit, teilweise auch Verleugnung und Nicht-Wahrhaben-Wollen. 

Wie kann etwas, das so lecker schmeckt, so falsch sein? Warum erzählt man überall, wie notwendig Milch ist, wenn doch Länder ohne Milchkonsum weniger Osteoporose haben und trotzdem nicht an Calciummangel leiden? Warum ist es zulässig, dass selbst bei Bioproduktion noch immer an die fünf Hühner auf einer hasenstallgroßen Fläche sich gegenseitig qualvoll mit ihren gekürzten Schnäbel blutig hacken und kein Gefieder mehr tragen? Kann all das, was man jahrzehntelang verinnerlicht hat, wirklich so falsch sein? Oder biegen Veganer sich ihre Argumente nur zurecht?

In ihrem Stil ist die Autorin sehr direkt, schreibt was Ihr durch den Kopf geht, der ihr eigene Humor über die Tücken des Alltags kommt auch in diesem Buch zur Geltung, macht das an sich ernste Thema etwas erträglicher, ohne es dabei abzuschwächen. 

Es ist eines der Bücher, die man sehr gut empfehlen kann. Ein zweites Mal lesen werde ich es nicht, es war unterhaltsam, auch weil es mal die emotionale Seite der Umstellung zeigt statt nur die Fakten. Trotzdem werde ich das Buch behalten, auch um es an Freunde zu leihen. Denn was die Autorin schreibt, ist wichtig. ANSTÄNDIG ESSEN ist ein Titel, der den Leser wirklich "dort abholt, wo er steht", und das halte ich bei diesem Thema sehr wichtig. Jeder kann sich darin wiederfinden, ob Fleischesser oder Pflanzenköstler, und die Identifikation mit der Autorin ist hoch, sodass beim Lesen zwangsläufig das eigene Hinterfragen beginnt. 

Absoluter Tip für alle, die zwar wissen, dass Strom nicht aus der Steckdose kommt, aber immer noch glauben, dass Kühe vom Biohof glücklich auf der Weide grasen ... 


SaschaSalamander 08.04.2014, 08.44 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Das Leben wird gewirbelt, und der Blog geht weiter

Einfach mal wieder ein paar Zeilen, einfach so ohne Buchbezug :-)

Momentan ist viel los, im positiven Sinne. Privat ändert sich so einiges, das meine Aufmerksamkeit erfordert und das den täglichen Rhythmus durcheinanderwirbelt. Beruflich wird die Arbeit täglich scheinbar mehr, aber ich kann sie super handlen, hab Spaß daran und habe ein paar neue Projekte ins Leben gerufen. Auch im Freundeskreis gab es einige Neuerungen, wo die Kontakte natürlich gepflegt werden wollen. Das Wetter wird endlich besser, und die Vespa bettelt um Kilometer auf der Landstraße. Die Touren wollen gebloggt werden. Und dann gibt es noch haufenweise neue Rezepte, seit ich meine Ernährung umgestellt habe, die Küche ist der Ort der Wohnung, wo ich momentan hobbymäßig am meisten Zeit verbringe.

Ich komme nicht mal mehr dazu, täglich zu lesen. Das wäre vor einiger Zeit undenkbar gewesen, das Wort "Sucht" war ziemlich wörtlich zu nehmen, und ich wurde bei Buchentzug unausstehlich. Inzwischen merke ich es manchmal gar nicht, wenn ich drei oder vier Tage kein Buch zur Hand nehmen konnte. 

Klar, einerseits fehlt es mir irgendwie. Bücher sind mein Leben. Aber auf der anderen Seite freut es mich, denn lesen zu "müssen" als Sucht und nicht lesen zu "wollen" aus Spaß an der Freude ist nicht schön, das empfand ich lange als Belastung. Ich habe das Gefühl, dass sich das langsam ändert, und das Lesen wird immer mehr zu einem "jetzt hab ich Lust dazu" oder "och nö, das lass ich jetzt mal liegen, heute nicht". Auf gewisse Weise ist das eine Befreiung. 

Aber deswegen wird der Blog natürlich nicht brachliegen. Durch die veganen Rezepte und Produkte und durch die Bentos bleibt er weiterhin aktiv, und regelmässige Rezensionen werden natürlich weiterhin gepostet werden, es gibt viel zu viele gute Bücher. Vielleicht nicht mehr fünf oder mehr pro Woche, aber immer noch genügend, um Euch zu unterhalten und mein Hobby weiterhin zu pflegen ;-) 

Wem das nicht genügt, der findet im >Touren-Blog< auch noch jede Menge Ausflüge, Spaziergänge und Fotos von meinen Aktivitäten fernab von Monitor, Buchstaben und Literatur ...

Außerdem, Bücher sind mein Leben, und auch wenn ich momentan weniger poste - es ist eben der aktuelle Zustand. Wird auch Zeiten geben, wo der Blog mal wieder vor täglichen Rezis strotzt und ich mich überschlage, um Euch täglich neue Beiträge vorzustellen ;-)

Einfach dranbleiben, das Leben geht weiter *smile* ...

SaschaSalamander 07.04.2014, 20.44 | (0/0) Kommentare | PL

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