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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Dystopie
Numbers 3 - Den Tod im Griff
SaschaSalamander 07.02.2013, 16.09 | (0/0) Kommentare | PL
The Final Cut
Habe ich schon erwähnt, dass ich Robin Williams Fan bin? Ja? Egal, ich kann es gar nicht oft genug sagen: dieser Mann ist einzigartig genial! Weniger genial leider oft seine Auswahl an Filmen, zwischen einigen wenigen Perlen (z.B. "Hinter dem Horizont", "Zeit des Erwachens", "Hook", etc) produziert er auch eine Menge Schrott und billigen Klamauk weniger guter Filme (z.B. "Der Überlebenskünstler", "Club Paradise", "Big White", etc).
In "Final Cut" spielt er Alan Hackman, dessen Aufgabe es ist, nach dem Ableben eines Menschen dessen Rememory zu erstellen. Denn nahezu jeder zweite trägt in der Zukunft einen Zoé-Chip, der aus Sicht des Trägers das gesamte Leben aufzeichnet. Als Erinnerung für die Hinterbliebenen wird dann eine Art "Best of" von Geburt bis zum Tod erstellt. Alan Hackman ist der beste aller Cutter, seine Filme sind begehrt. Sein Erfolg, wie er selbst sagt, lieg darin begründet, dass er nicht den Toten Respekt zollt, sondern den Lebenden. Er weiß, was seine Kunden sehen wollen. Allerdings ruft ein Projekt wie dieses natürlich auch Gegner auf den Plan, die fordern "erinnere Dich selbst". Als ein wichtiger Mann der Zoé-Firma stiribt, wird Alan als Cutter beauftragt. Dabei stößt er auf brisante Details, denn der Chef hatte vieles zu verbergen. Die Gegner sind interessiert an diesen Aufnahmen, und Alan gerät zwischen die Fronten. Dabei hat er eigentlich ganz andere Probleme: ihn plagt ein altes Kindheitstrauma, und in der Aufzeichnung des Konzernchefs scheint er endlich Erlösung zu finden und begibt sich auf die Suche nach dem, der ihm helfen kann.
Gutes Thema, weniger gute Umsetzung. Man hätte wirklich eine Menge daraus machen können. Aber leider, leider nur ein mittelmäßiger Film. Die Bilder sind allesamt ziemlich düster gehalten, obwohl mir das vom Thema her nicht unbedingt so erforderlich oder auch förderlich erscheint. Auch der eigentliche Kern des Filmes ist schwer auszumachen, ist dies nun Alans Arbeit, Alans Kindheitstrauma, Alans unbekannte Vergangenheit, die aktuell bearbeitete Rememory oder die anstehende neue des Konzernchefs? Es werden sehr viele Themen angeschnitten, ohne diese jedoch zu vertiefen. Vor allem der Kindsmissbrauch wird völlig an den Rand gedrängt und scheint nur eine Nebensache, obwohl genau dies einer der Hauptbeweggründe der "Bösen" (oder sind es die "Guten", die gegen Zoé-Chips kämpfen? Die Grenzen verschwimmen!) zu sein scheint.
Es gibt nur wenige Spannungsmomente, zieht sich eher etwas zäh dahin. Alan ist Einzelgänger, und auch in den Dialogen zeigt er sich wenig wortgewandt. Dies mag zwar seine Eigenart sein, macht den Film jedoch ein wenig langweilig an manchen Stellen. Ein bisschen mehr Pep, Dialog und Spannung hätte niemandem geschadet ;-)
Die ethische Frage einer Rememory ist für den Zuschauer sehr interessant, der Film gibt also auch im Nachhinein viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Schade, dass die Brisanz des Themas nicht ausgereizt wurde. Für Zwischendurch ein ganz netter Film, für Williams-Fans natürlich ein Muss, ansonsten aber gibt es Besseres, das man sich an einem gemütlichen Filmabend reinziehen kann ...
SaschaSalamander 17.01.2013, 19.37 | (0/0) Kommentare | PL
Vollendet
AUTOR, BUCH
>Neal Shusterman< ist Autor von Jugendromanen, schreibt auch Drehbücher für Filme und Serien. VOLLENDET erschien als erster Teil einer mehrteiligen Reihe bereits 2007 in Amerika unter dem Titel UNWIND. Im deutschen Buch findet sich keinerlei Hinweis auf die Folgeromane. Ausnahmsweise bin ich darüber allerdings nicht verärgert, denn das Buch kann sehr gut für sich stehen und benötigt keine Fortsetzung.
INHALT
Connor, Risa und Lev sind drei grundverschiedene Jugendliche. Connor hat ständig Ärger am Hals. Risa lebt in einem Waisenhaus und ist talentierte Klaviersolistin. Lev lebt wohlbehütet in einer strenggläubigen Familie. Doch allen drei ist etwas gemeinsam: sie sollen umgewandelt werden. Das heißt: gemäß der Charta des Lebens, die nach dem Heartland-Krieg erlassen wurde, können ihre Eltern bzw Heimleiter bestimmen, dass sie als Organspender komplett verwertet werden. Denn schließlich sterben sie ja nicht - sie leben lediglich in vielen anderen Körpern weiter, so sagt man. Während Lev sein Leben lang als Zehntopfer auf diese Aufgabe vorbereitet wurde und nun mit Stolz seinen letzten Weg antritt, sind Connor und Risa natürlich gar nicht begeistert über die Art ihres geplanten Ablebens. Bei Connors Flucht kreuzen sich die Wege, die drei treffen aufeinander, ein wildes Szenario mit jeder Menge Action nimmt seinen Lauf.
CHARAKTERE
Die Charaktere werden nicht großartig vorgestellt, der Leser wird sofort in die Handlung geschmissen. Man kann es gutheißen, dass der Autor sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält und gleich zum Wesentlichen kommt. Für mich selbst allerdings fehlt hier etwas, denn ich hätte schon gerne gewusst, welchen Ärger Connor seinen Eltern immer wieder machte, auf mich wirkt er im Buch nicht wesentlich schwieriger oder aufmüpfiger als jeder andere typische Jugendliche. Auch später wird nur wenig auf die Charaktere eingegangen. Besonders Lev, der im zweiten Band (noch nicht auf Deutsch erschienen) eine wichtige Rolle einnimmt, erlebt eine drastische Wandlung in seinem Denken und Handeln. Es ist zwar ersichtlich aus den Ereignissen, wird allerdings niemals erwähnt oder geschildert, es ist eben einfach so, plötzlich ist er anders. Charakterentwicklung ist etwas, worauf ich großen Wert lege, und das wurde hier bei allen Figuren leider unterschlagen. In einem Film wäre es okay, als Drehbuch wäre VOLLENDET hervorragend geeignet, in einem Buch wünsche ich mir allerdings intensiveren Einblick in die Köpfe der Hauptrollen.
Die Nebencharaktere (von denen es sehr viele gibt) werden lediglich am Rande gestreift, nehmen vom ersten Moment an sofort ihre Rolle als Good oder Bad Guy ein und sorgen nicht für Überraschungen. Sie sind sehr klar strukturiert.
Auch, wenn ich nicht mehr dem Alter der Zielgruppe entspreche - in vielen Jugendbüchern kann ich mich gut in die Figuren hineinversetzen, fiebere mit ihnen, kann mich mit ihnen identifizieren. Das war hier nicht der Fall. Durch den Schreibstil (mehr dazu im Absatz zur Sprache) und die wenigen Einblicke in die Köpfe der Charaktere fehlte mir der Bezug. Ich litt nicht mit ihnen, ihr Schicksal war mir relativ egal. Es ließ mich leider ziemlich kalt, wenn ihnen schreckliche Dinge widerfuhren, einzelne von ihnen sogar starben, umgewandelt wurden oder verschwanden.
AUFBAU
Das Buch ist in unzählige sehr kurze Kapitel unterteilt, gelegentlich sogar nur zwei oder drei Seiten, selten 10 oder mehr. Überschrift ist jeweils der Name der agierenden Person (die Handlung wird erzählt aus verschiedenen Perspektiven) oder aber der beschriebenen Einrichtung, des vorgestellten Ortes. Durch die vielen Sprünge hatte ich das Gefühl, immer wieder herausgerissen zu werden aus dem Lesefluss, zwar gab es Cliffhanger, aber was nützt der schönste Cliffhanger, wenn ich auf den zwei Seiten zuvor nicht die Chance hatte, mich ausreichend in die Figur hineinzuversetzen, um den spannenden Moment wirklich mitzuempfinden.
Die Geschichte an sich ist sehr geradlinig und direkt, sie führt von A nach B. Gelegentlich verlieren sich die drei Jugendlichen und gehen willentlich oder gezwungen getrennte Wege, doch natürlich wird am Ende alles wieder zusammengeführt. Fast ein Roadmovie, bei dem die Kids imemr wieder auf der Flucht vor dem Staat auf Helfer treffen, die sie verstecken, aber auch auf Menschen, die sie verraten.
Es gibt keine Nebenhandlung, auch mit Überraschungen, Konflikten und Twists ist der Autor sehr sparsam. Konflikte werden sehr schnell erklärt, ungewöhnliche Ereignisse werden sofort aufgelöst.
SPRACHE
Die Handlung wird in der Gegenwart erzählt, eine klare und nüchterne, sachliche Sprache führt dazu, dass der Leser sich von den Figuren und der Geschichte distanziert. Es wird weniger dazu animiert, mitzufiebern, als einfach und klar eine Story erzählt, der Leser ist weniger in den Köpfen der Protagonisten als vielmehr lediglich der Zuschauer eines actionreichen Filmes. An sich nicht schlecht, denn es lässt sich schnell und flüssig lesen, man hat es zügig in einem Rutsch abgeschlossen. Doch das, was Bücher für mich von Filmen abhebt, das was die Faszination Lesen im Vergleich zum Filmsehen ausmacht, das fehlt hier. Für Lesemuffel, die einen Film nach dem anderen sehen und mal zum Lesen animiert werden sollen, ist das also wirklich perfekt, aber für geübte Leseratten, die sich etwas mehr versprechen, ist die Sprache zu einfach gehalten und kratzt zusehr an der Oberfläche.
Es gibt sehr viele Begriffe in der Zukunft, die dem Leser vom ersten Moment an inflationär entgegengeworfen werden: Klatscher, Storchen, Umwandeln, Zehntopfer, Wandler, JuPos und viele mehr. Das ist eine nette Idee, durch die man sich im ersten Moment auch wirklich in eine andere Welt / Zeit versetzt fühlt, doch da sich der fiktionale Charakter inhaltlich und sprachlich auf diese Elemente beschränkt, wirkt es eher aufgepropft und gewollt als Teil eines großen komplexen Ganzen.
Ein Beispiel für das Innenleben der Charaktere, auf das wenig eingegangen wird: "er schämte sich, doch er verspürte keinerlei Gewissensbisse". Das ist eine klare Beschreibung des Gefühls, doch dem Leser wird es zu knapp serviert. Gewissensbisse, Scham, das sind feste Begriffe, das ist erzählen statt zeigen, doch ich bin Fan von "Show, don´t tell", ich will es selbst erleben statt nur erzählt zu bekommen. Ich will lesen, wie ihm das Blut heiß in die Wangen schießt und er den Blick senkt. Aber wie er darauf wartet, dass sich der Magen zusammenkrampft und das Gewissen an ihm nagt, dies jedoch nicht passiert. So aber bleibt es für meinen Geschmack eine trockene Aneinanderreihung von Beschreibungen, wie er sich gerade fühlt.
THEMEN, UMSETZUNG
Die Themen des Buches sind wirklich gelungen, und immer wieder werden verschiedene Aspekte angeschnitten, die weitläufige Denkansätze bieten. Eine Szene gibt es, in der die Jugendlichen über Seele und Leben diskutieren, die ich sehr gelungen finde. Ansonsten allerdings werden die Themen eher nebenbei angeschnitten. Man kann nicht erwarten, dass der Autor Antworten hierauf gibt, das ist klar, doch all diese Dinge eher nur nebenbei zu streifen, das erweckt bei mir den Eindruck, als wolle da jemand möglichst intellektuell und philosophisch wirken, ohne jedoch einen tieferen Hintergrund zu bieten. Bauen wir Dinge ein wie Abtreibung, Kriminalität, Scheidung, Religiösen Wahn, Adoptionsrecht, Ehe zwischen Homosexuellen, Existenz von Seele, Organspende, die Schere Arm-Reich, ein bisschen Kritik am aktuellen Gesundheitssystem - und schwupps habe ich einen Bestseller, über den die Leute reden. Dazu vielleicht noch die Frage, ob Kriminalität angeboren ist oder in den Genen liegt, inwieweit das motorische Gedächtnis einen Teil der Seele beinhalten könnte und ob ein Mensch für die Verbrechen eines anderen bestraft werden kann, wenn dessen Seele bzw Körper ein Teil von ihm wurde.
Schade, schade, das verschenkte Potential dieses Buches ist enorm! Die Themen sind wichtig, und der Autor hat das Talent, fesselnd zu schreiben und Kids zu unterhalten. Er hätte sehr, sehr viel aus dieser Story machen können. Aber einfach nur alle Zutaten in einen Topf zu werfen macht leider keinen guten Eintopf, es braucht auch gute Gewürze und das "gewisse Etwas", sonst bleibt es einfach nur eine Mischung verschiedener Zutaten.
Was hier auch ein bisschen fehlt bei der Umsetzung, das ist die nähere Beschreibung der Zukunft. Wie beim Absatz Sprache schon angedeutet, ist die Welt eigentlich exakt die gleiche wie bei uns, wenn man von ein paar Gesetzen und Fachbegriffen absieht. Es scheint also eine Zukunft zu sein, die allzu weit nicht von unserer Gegenwart entfernt ist. Wie kommt es also, dass die Menschen ihr ethisches Verständnis so grundlegend verändert haben, dass Eltern bereit sind, ihre eigenen Kinder ab dem Alter von 13 quasi rückwirkend abtreiben zu lassen? Dass menschliches Leben so wenig wert ist, dass man lieber ein fremdes Körperteil transplantiert anstatt zu operieren und zu heilen? Es wird erklärt, aber die Gründe sind nicht schlüssig. Es erinnert mich an Salomos Urteil: "wenn beide das Baby wollen - dann werden wir es eben teilen" - das mag als alte Bibelgeschichte funktionieren, aber in VOLLENDET wurde das Baby quasi wirklich geteilt, um beiden Müttern etwas abzugeben, und es ist mir unbegreiflich, wie in wenigen Jahren von heute an auch nur ein einziger vernünftiger Mensch dieser Entscheidung zustimmen konnte. Ich hätte mit dieser Aussage leben können, wenn mehr Hintergründe geschildert worden wären, so jedoch ist es ein Buch, das viele Ideen verpulvert, ohne eine komplexe Geschichte dahinter zu bieten.
PERSÖNLICHE MEINUNG
Es tut mir leid, durchgehend so negativ über das Buch zu schreiben. Denn ich habe es sehr schnell und an sich auch angeregt gelesen. Die Gedanken dahinter, das hat mich sehr gereizt, ich habe mich auch nach der Lektüre intensiv mit dem Buch befasst, wie man dieser Rezension deutlich anmerkt. Und ich habe mich durchweg sehr gut unterhalten. Besonders für Lesemuffel halte ich es geeignet, ich kann mir vorstellen, dass es für Jugendliche eine gute Diskussionsgrundlage bietet, ohne ständig mit dem Zeigefinger zu wedeln. Die vielen positiven Rezensionen bei Amazon zeigen mir, dass das Buch bei der Zielgruppe wohl auch tatsächlich sehr gut ankommt. Nun, es ist wohl wirklich ein reiner Jugendroman, kein All-Ager, und allzu viel Tiefgang, Komplexität oder Hintergrund sollte man nicht erwarten. Ich finde allerdings, dass Jugendliche es verdient haben, mehr als nur oberflächliches Kratzen und rein straight handlungsorientierte Stories geboten zu bekommen.
Ich verstehe, warum so viele Leser positiv überrascht sind und das Buch lobend beschreiben. Und ich möchte auch niemandem den Lesespaß daran vergällen. Aber für mich selbst muss ich sagen, dass ich mir weit mehr von den Themen versprochen hatte. Das Buch ist für mich eine Ansammlung von verschenkten Möglichkeiten.
FAZIT
VOLLENDET ist ein dystopischer Jugendroman, der sich schnell und ohne Schwierigkeiten in einem Rutsch lesen lässt. Kurze Kapitel, eine einfache Sprache, in seiner einfach gestalteten Handlung auch sehr gut geeignet für Lesemuffel, die sich mit spannenden Themen auseinandersetzen möchten. Doch wer sich Tiefgang erhofft, wer mehr über die dargestellte Zukunft erfahren möchte, wer komplexe Charaktere liebt - wer findet, dass Bücher mehr sein sollten als actionreiche Drehbücher - der wird zwar gut unterhalten, ansonsten aber enttäuscht.
Wertung: 3 von 5 Haifisch-Tattoos
SaschaSalamander 21.08.2012, 09.20 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Doppelrezension - Vollendet
Die Umwandlung ist schmerzfrei. Jeder Teil des Körpers lebt als Organspende in einem anderen Organismus weiter. Aber … wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben in jemand anderem ... lebst du dann, oder bist du tot?
Neal Shusterman: VOLLENDET, Sauerländer 2012;
Original: Unwind, Simon and Schuster 2007
SaschaSalamander 21.08.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Gattaca
Kurz nach Erscheinen sah ich den Film, und nun etwa 15 Jahre später erneut, er begeisterte mich heute ebenso wie damals. Der Film ist bekannt und schon recht alt. Trotzdem möchte ich kurz erzählen, warum ich diesen Film so schätze:
Er ist hochspannend auch ohne "Krachbumm". Die Frage nach dem wahren Täter ist dabei gar nicht einmal so wichtig, es ist kein Krimi. Viel entscheidender ist es, ob Vincent alias Jerome sich seinen Traum erfüllen wird und eines Tages zu den Sternen fliegt. Es gibt unzählige Hindernisse, doch er gibt nicht auf und arbeitet hart. Die Disziplin, die er dafür aufbringt, ist beeindruckend, und die Methoden zur Verschleierung seiner wahren Identität sind faszinierend. Er ist eine Identifikationsfigur, er verkörpert eisernen Willen und eine Zielstrebigkeit, die Mut macht. Von Geburt an zum Scheitern verurteilt, niemand glaubt an ihn, doch er will es schaffen. Immer wieder gibt es Momente, in denen ich angespannt den Atem anhielt. Jede sportliche Leistung könnte für ihn das Aus bedeuten, der intime Moment mit seiner Freundin eine Bedrohung, für alle möglichen und unmöglichen Situationen des alltäglichen Lebens muss er gewappnet sein und Körperzellen, Hautschuppen, Blutproben, Urinproben etc parat haben.
Nichts fliegt in die Luft, es gibt keine Verfolgungsjagden, es wird nicht geschossen, die Musik ist immer ruhig, mal jazzig, mal klassisch, der Soundtrack alleine ist hörenswert und geeigneter Hintergrund für einen entspannten Abend bei Kerzenlicht und Tee. Die Farben sind je nach Szene mal in warmen Sepiaton gehalten, weich wie Vincents Innere, seine Träume und Hoffnungen. Ein andermal blenden sie hell, blank und kühl, so steril und aseptisch wie seine neue Identität. Man spielt viel mit Licht und Schatten, sorgt auf diese Weise für zusätzliche Atmosphäre.
Womit ich wirklich nicht gerechnet hätte ist ein zusätzlicher Twist am Ende, der nicht einmal nötig gewesen wäre aber eigentlich auf der Hand lag. Ich ärgerte mich ziemlich, dass ich nicht darauf kam, denn die Hinweise am Anfang waren deutlich, und zudem war dieses Thema viel zu lange offen geblieben. Hervorragend, so liebe ich meine Bücher und Filme: intelligent geplottet, gut durchdacht und in sich stimmig.
Der Film befasst sich mit dem Thema der Eugenik. Schon 1997 war es wichtig, doch nun, 15 Jahre später, ist die damalige Dystopie bzw Science-Fiction schon einen Schritt weiter. Das menschliche Erbgut wurde immer besser erforscht, kurz vor Erscheinen des Filmes wurde Dolly erschaffen. Aktuell, im Juli 2012, soll ein neuer Bluttest auf den Markt kommen, der das Down-Syndrom bereits in einer frühen Phase der Schwangerschaft erkennen soll, die Legalität des Tests ist umstritten, immer komplizierter werden heute die Fragen der Ethik und die Forderungen der Wissenschaft. Wie weit ist Gattaca tatsächlich entfernt? Ohne ein einziges Mal den Zeigefinger zu heben, wird das Thema sehr gut dargestellt, und auch die Symbolik des Filmes weist darauf hin. Eine Wendeltreppe gleich dem menschlichen Erbgut im Haus des Validen, der zweite Vorname des Validen Eugene sowie viele weitere kleine Merkmale fallen dem aufmerksamen Zuschauer auf.
GATTACA ist vordergründig ein Science-Fiction bzw eine Dystopie, doch vielmehr ist es ein Drama, eine Gesellschaftskritik. Und vor allem ein Film der leisen Töne, dessen eindringliche Bilder lange im Gedächtnis bleiben ...
(Anmerkung: ich bilde mir ein, früher gab es einmal ein schöneres Cover, in warmen Brauntönen. Das aktuelle Cover wird dem Film nicht gerecht, finde ich, weil es ein Gefühl vermittelt, das nicht zur Atmosphäre passt. Aber egal, man hat sich wohl etwas dabei gedacht)
SaschaSalamander 13.07.2012, 08.15 | (0/0) Kommentare | PL
Delirium
Kurz zur Handlung: Magdalena lebt in einer Zeit nach der unseren, Liebe wurde verboten, nach dem 18ten Geburtstag wird man "geheilt". Alles ist rational und praktisch in der Gesellschaft, Ehen werden nach einem festen System geschlossen, bei dem die Menschen aus einer Liste einen potentiellen Partner wählen dürfen, Kinder werden ohne Liebe, dafür jedoch höchst praktisch und pädagogisch erzogen. Bald ist es so weit, dass Lena "geheilt" werden soll, noch genießt sie die letzten Wochen ihres Schulabschlusses und die Zeit mit ihrer besten Freundin. Doch dann lernt sie Alex kennen, sie verliebt sich, und plötzlich sieht sie die Welt mit anderen Augen, die langersehnte Heilung wird zu einer unausweichlichen Bedrohung!
Die Idee selbst ist nicht neu, unter den aktuellen Veröffentlichungen allerdings ist der Gedanke noch recht unverbraucht. Das Thema klingt interessant, und ich war recht angetan von dem Buch. Der Anfang liest sich sehr flüssig, ich fand die Darstellung von Lenas Welt recht interessant.
Für mich selbst möchte ich das Buch in zwei Teile teilen: der erste Teil ist bezogen auf die Emotionen neutral, denn Lena freut sich auf den Eingriff, hat ihre Gefühle wie es von der Umwelt erwartet wird unter Kontrolle. Alles wird rational geschildert, man erfährt wenig über die Welt an sich, dafür jedoch über Lena und ihr Umfeld, lernt bald darauf auch Alex kennen. Lena besucht verbotene Treffen, erhält einen ersten Einblick, dass es mehr gibt als das, was man nach außen propagiert. Dieser Teil gefiel mir sehr gut, da er sich sehr stark von den üblichen Dystopien unterscheidet.
Ganz ehrlich? Zielgruppe sind meist junge Mädchen, und entsprechend sind viele Bücher sehr kitschig gehalten, die Emotionen kochen hoch, überall Blümchen, Schmetterlinge, unendliche Liebe und alles rosarot. Handlung oft nett, aber der Schmalz ein unnötiges Übel. Umso mehr habe ich es genossen, dass die erste Hälfte des Buches so anders war und sich dadurch deutlich vom Mainstream abhob, ich war begeistert und ging davon aus, ein ganz besonderes Buch in den Händen zu halten, was Inhalt, Aufbau und Machart betrifft.
In der zweiten Hälfte erfährt man wesentlich mehr über die zukünftige Welt ohne Liebe, der Leser bekommt gemeinsam mit Lena einen Blick "hinter die Kulissen", erfährt von dem, was die Medien verschweigen und was niemand öffentlich zugeben würde. Das gefiel mir, die Idee einer Welt ohne Liebe wurde immer greifbarer und durchdachter. Aber da Lena sich nun auch immer mehr zu Alex hingezogen fühlt, "infiziert" ist vom Virus der Amor Deliria Nervosa, wird das Buch an diesem Punkt dann doch wieder eines von vielen. Unrationales Verhalten aufgrund übermäßiger Verliebtheit, rosarote Brille, Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, unreifes Verhalten und der übliche Kampf gegen das System. Nett umgesetzt, schön geschrieben, ein Buch von vielen, fast wie aus der Jugendroman-Fabrik. Superlative ohne Ende, sobald es um ihre sooooo innigen Gefühle geht, das mag ich niemandem abstreiten, aber ich habe auch keine Lust, zum hundertsten Mal das gleiche Buch in nur minimaler Variation zu lesen.
Das Ende dann krachwumm mit einem großen Knall, man kann DELIRIUM getrost als Einzelband lesen, das Ende ist nicht gerade "happy", aber das ist das in diesem Buch vielzitierte ROMEO UND JULIA auch nicht. Aus gefühlter "wahrer Liebe" wird irgendwann Alltag, und das kann ein Autor dem Leser nicht zumuten, doch durch einzelne Kniffe des Autors kann die Liebe der Protagonisten immer im Herzen getragen werden. "Wenns am schönsten ist, soll man aufhören". Prima gelöst, fand ich sehr gelungen von der Autorin. Weniger gelungen finde ich, dass es der erste Teil einer Trilogie ist, es wird also weitergehen. Hätte meiner Ansicht nach nicht sein müssen, damit zerstören viele Autoren ihr Werk selbst: indem sie kein Ende finden. Wäre Romeo und Julia ein Roman der heutigen Zeit - die Autoren hätten sicher einen zweiten Teil geschrieben, in dem sie doch nicht tot sind, wo sie weiterleben und das nächste Abenteuer bestehen. Nein, Romeo und Julia wurden unsterblich in der Literaturwelt, weil der große Meister wusste, wann Schluss ist.
Insgesamt fand ich DELIRIUM klasse, anfangs konnte ich kaum aufhören, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, und ich hoffte, eine Perle unter den vielen Neuerscheinungen gefunden zu haben. Doch etwas nach der Hälfte wurde es zu einem der üblichen Bücher, die nett zu lesen sind, die Teenager erfreuen und die man bedenkenlos jedem empfehlen kann, der dieses Genre liebt. Es unterhält, ist spannend geschrieben, es gefällt. Es ist "nett".
SaschaSalamander 11.06.2012, 15.57 | (0/0) Kommentare | PL
Everlasting
Das Buch trägt einen schnulzigen Titel. Hat ein rosafarbenes Cover mit Prägung, darauf sieht man einen Parfumflacon. Und es handelt von Romantik. Stell Dir vor, Du verliebst Dich. Stell Dir vor, sie erwidert Deine Liebe. Aber in Deiner Welt gibt es keine Liebe. Und auch kein Ich. Wie sagst Du "Ich liebe Dich". Nein, ohne Außeneinwirkung würde ich ein Buch mit diesem Klappentext nicht anfassen. Aber zum Glück greife ich manchmal trotzdem zu Titeln, die mich eigentlich nicht interessieren. Zum Beispiel, weil es mir persönlich empfohlen wird oder ich positive Rezensionen lesen. In diesem Fall eine Spontanentscheidung, die ich mir nicht erklären konnte, manchmal greife ich einfach zu Büchern, die nicht mein Genre sind, um eben mal über den Tellerrand zu blicken. Als es dann im Regal stand und ich es griff, dachte ich mir "na toll, warum habe ich mir das überhaupt geholt. Aber jetzt muss ich durch. Wenigstens mal reinlesen, weglegen kann ich es immer noch". Tja, so kann man sich täuschen. Und deswegen bin ich froh, dass ich mir manchmal auch Bücher außerhalb meines Beuteschemas greife. Denn Cover, Titel und Werbung passen hervorragend zum Buch, sind aber dennoch eine starke Reduktion eines in sich sehr vielschichtigen und clever durchdachten Werkes.
Gerne würde ich sehr, sehr viel mehr über das Buch schreiben, es ist in diesem Fall wieder einmal mehr eine Analyse denn eine Rezension. Trotzdem keine Angst, ich spoilere nicht, auch wenn es mir schwerfällt ;-)
INHALT
Finn lebt im Jahre 2264, er arbeitet als Historiker und soll nun das Tagebuch eines jungen Mädchens aus Berlin um 2003 lesen. Er ist recht enttäuscht, hatte er doch auf ein bedeutendes Werk gehofft statt auf die pubertären Gedanken eines Kindes. Doch er verliert sich immer mehr in dem Werk, fühlt sich dem Mädchen nahe, beginnt sich zu verlieben. Und dann, im Rahmen einer geheimen Zeitreise, steht er ihr eines Tages gegenüber ...
CHARAKTERE
Die Charaktere bleiben anfangs recht blass, und ich wunderte mich sehr darüber, wie wenig man über einzelne Figuren erfuhr. Dies war etwas, das auf den ersten 100 Seiten dazu führte, dass mir das Lesen recht schwer fiel und ich sehr viele Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte. Da die Geschichte mich dennoch interessierte, las ich weiter. Leider kann ich nicht erklären, was es damit auf sich hat, es wäre ein zu heftiger Spoiler. Aber soviel kann ich sagen: es hat seine Gründe, warum die Autorin einige Kniffe anwendet, wenn sie das Äußere das Protagonisten beschreibt oder warum man nichts über die Motive anderer wichtiger Figuren erfährt. Es würde mich reizen, das Buch direkt im Anschluss ein zweites Mal zu lesen, um es mit dem Wissen um den Twist am Ende mit anderen Augen zu betrachten.
Finn war mir vom ersten Moment an sympathisch. Er lebt in einer Welt, die das Individuum zurückstellt und Emotionen als hinderlich sieht. Entsprechend ist die Distanziertheit des Buches angemessen. Und immer wieder blitzt in kleinen Momenten hervor, dass Finn ein Träumer von kindlicher Neugier und Naivität ist. Der Spagat zwischen "emotional distanziert" und "verträumt, verspielt, verliebt" ist sehr überzeugend gelungen.
SPRACHE, ERZÄHLSTIL
Die Sprache ist stellenweise ein wenig ungewöhnlich, erklärt sich jedoch auch nach dem Twist. Im ersten Viertel stolperte ich über einige Formulierungen, es lief noch nicht wirklich flüssig. Dennoch hatte ich aufgrund des Aufbaus (mehr dazu gleich) das Gefühl, dass es eines der Bücher ist, bei denen ich erst einmal abwarten muss.
Der Erzählstil ist sehr ungewöhnlich, man erfährt viel über den Protagonisten Finn, dennoch bleibt er erstaunlich distanziert. Man erfährt viel über die zukünftige Welt, allerdings erschließt es sich eher aus dem Zusammenhang als erklärt zu werden, manches bleibt offen. Die Protagonisten sprechen von sich in der dritten Person, das Wort "ich" wird vermieden, diese Idee gefiel mir sehr gut. Nachdem ich mich jedenfalls an einige Formulierungen und Redensweisen gewohnt hatte, las es sich sehr flüssig und angenehm.
Da das Buch in der Zukunft spielt, gibt es sehr viele fiktive Begriffe. Zugegeben hätte ich mir eine Art kleines Glossar gewünscht, da einige Abkürzungen zwar zu Beginn erklärt wurden, aber es waren doch sehr viele, sodass ich nach einiger Zeit den Überblick verlor. Andererseits ist es angenehm, wie flüssig die Begriffe in den Text eingebunden sind, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Anfangs empfand ich das als Overload, da nahezu jeder Satz gespickt ist mit Formulierungen und Begriffen. Doch auch hier: es gehört zum Buch, es ist der Alltag des Protagonisten und ist in sich absolut stimmig, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Die Erzählperspektive und die Sprache ist der Punkt, über den ich gerne am meisten schreiben würde. Doch ohne Spoiler ist dies leider nicht möglich, deswegen nur soviel: die Autorin hatte eine Idee, die sie kreativ und gekonnt umgesetzt hat. Ich musste schmunzeln, weil ich selbst nicht darauf gekommen bin, was es mit manchen Elementen des Erzählstils auf sich hatte, und weil ich mich im Anschluss freute, dass Ihr dieser Kunstgriff so gut gelungen war. Die Szene, in der alles erklärt wird, hat mich sehr bewegt und ist eine der entscheidenen Momente des Buches.
AUFBAU, ERZÄHLTEMPO
Was mir von Beginn an außerordentlich gefiel: man merkt sofort, dass die Autorin sorgfältig geplottet hat. Bei manchen Büchern fragt man sich, ob der Autor überhaupt einen Plan hat, wie sich das Buch weiterentwickelt, da es viele langgezogenen Szenen oder ungeklärten Sprünge gibt. Hier jedoch erkennt man klar, dass Holly-Jane Rahlens eine klare Vorstellung hatte, wie die Charaktere sich entwickeln, welche Ereignisse sie erleben und wie die Geschichte aufgebaut ist. Immer wieder gibt es kleine Häppchen und Andeutungen, mehrfach kleine Aha-Effekte und einmal sogar einen sehr markanten Twist. Ich mag es einfach, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor sich Mühe gemacht hat und den Leser gekonnt in die Irre führt, um ihm kurz darauf den richtigen Weg zu zeigen.
Auch das Tempo ist dadurch perfekt getimed: keine Längen, keine unnötige Hektik, das Erzähltempo ist stets in einem gleichmäßigen Fluss. Der Anfang zugegeben zieht sich ein klein wenig. Allerdings habe ich im Web eine Leserunde bei Brigitte.de gefunden, wo ich den Grund dafür las: die Autorin wollte zu Beginn nicht verraten, dass es um eine Zeitreise geht, der Leser sollte ebenso wie der Protagonist an ein Computerspiel denken. Der Verlag jedoch pries das Buch unter der Thematik Zeitreise an. Durch die Erwartung an Zeitreise und Liebe fragt man sich also ständig, wann nun das Buch endlich "auf den Punkt kommt", auch ich habe mich gefragt, warum so ein langes Vorspiel notwendig sein muss. Im Nachhinein, nach dem Lesen: ja, dieses Vorspiel ist notwendig, es gehört zur Geschichte und hätte nicht anders sein dürfen für mein Empfinden. Doch ich hätte es schön gefunden, wenn man den Aspekt Zeitreise nicht vorweggenommen hätte, sodass man dem Lesefluss unvoreingenommen folgen kann.
ZEITREISE, SCI-FI
Als Zeitreise-Fan muss ich sagen, dass ich die Umsetzung gelungen fand. Klar können Kritiker dies oder jenes mokieren, aber ich denke mir, da wir das noch nicht getestet haben, können wir viel theoretisieren und sagen "unrealistisch", wer will das schon prüfen? Ich fand die Idee jedenfalls sehr schön geschildert, zumal es hier nicht um den wissenschaftlichen Aspekt der Zeitreise ging sondern diese eher eine faktische Gegebenheit darstellt, durch die jene Bindung zwischen Finn und Eliana möglich wird.
Unsere Welt im Jahre 2011 sowie auch die Jahrezehnte davor sind für uns etwas Selbstverständliches. Die Autorin wirft jedoch einen zukünftigen Blick auf unsere Welt, bringt viel Humor und auch verdeckte Kritik dabei ein. So wundert sich Finn über einen zerlumpt aussehnden Mann, der Geld haben möchte aber nichts verkauft. Ebenso wundert er sich darüber, warum er für den Kauf eines Mobiltelefons an einen Kaffeehersteller verwiesen wird. Und es kommt auch manchmal ein wenig Nostalgie auf. Besonders die Szene, in der Eliana und ihre Schwester Finn zeigen, wie man Hubba Bubba erst einmal weichkauen muss, bevor man ihn zu großen Kugeln blasen kann, hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Elianas Gedanken im Tagebuch ließen mich an meine eigene Jugend denken, die Autorin hat das Lebensgefühl der 13jährigen gekonnt eingefangen.
Spannend zu lesen ist auch, welche Elemente unserer heutigen Welt in diesem Buch überlebt haben, was augestorben ist und wie die zukünftigen Menschen damit umgehen. Gebäude und Städte, die die Katastrophe überlebt haben, Redewendungen die übernommen oder abgewandelt wurden. Trommelnde Mönche scheinen die Zeit zu überleben, das sind kleine Randnotizen, die dem Buch Lebensnähe und Unmittelbarkeit verleihen.
Durch das Aufeinanderprallen der zwei Kulturen kommt es oft auch zu witzigen Momenten. Woher soll ein Mensch der Zukunft auch wissen, dass man Kaugummis nicht herunterschluckt oder dass man von Greifswald nach Berlin keine Austauschstudenten schicken würde. Einige Male musste ich herzlich lachen, mir gefielen die Ideen der Autorin, sie hat einen liebenswerten und kindlich-unschuldigen Blick auf unsere Zeit geworfen.
LOKALKOLORIT
Das Buch spielt in Berlin. Als Nicht-Berliner, der jedoch schon sehr oft zu Besuch dort war, habe ich vieles wiedererkannt und hatte ein klares Bild vor Augen. Als später geklärt wird, was es mit dem Gebäude des OZ-Institutes auf sich hat, war das einer der großen Aha-Momente, und ich ärgerte mich fast, dass ich nicht selbst darauf gekommen war. Überhaupt schafft Rahlens ein deutliches Bild der Gegenwart, das sie teils mit Änderungen und teils 1:1 in die Zukunft übernimmt. Ich war beeindruckt von der Präzision, mit der sie manche Orte umriss, ohne sich dabei in endlosen Beschreibungen zu verlieren. Genau richtig, um Lokalkolorit zu versprühen aber Ortsfremde nicht zu langweilen.
FORTSETZUNG
Das Buch ist in sich abgeschlossen, ich war zufrieden am Ende. Nur eine Sache blieb offen. Doch es muss nicht alles geklärt werden für mich, zumal das Buch es eigentlich gar nicht zulässt, einige Dinge zu klären. Dafür wäre eine andere Erzählweise erforderlich gewesen, und das hätte dem Buch seinen Charme genommen. Dennoch gibt es sehr viele Elemente im Buch, die eine Fortsetzung ermöglichen, die Autorin hat sich da einige Hintertürchen gelassen. Obwohl alles erklärt wird, wäre es sehr schön, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Ich bin ein Freund in sich geschlossener Bücher. Doch in diesem Fall würde ich mich sehr freuen, wenn Rahlens die Ideen, die zusätzlich in ihr schlummern, nun ebenfalls zu Papier bringt. Denn es ist offensichtlich, dass beim Plotten sehr viel mehr Gedanken in ihrem Kopf waren, als sie tatsächlich im Buch unterbringen konnte. Und die will ich bitte lesen! :-)
COVER
Manchmal wundere ich mich auch ein wenig über Vermarktung. Gut, das Cover spricht die Hauptzielgruppe an. Dennoch stößt es auch manche Leser ab. Ich kenne viele, die das Buch großartig fänden, es aber aufgrund der Gestaltung nicht beachten würden. Es ist schon arg kitschig geworden, finde ich. Mir persönlich hätte ein anderes Motiv gefallen, das für das Buch ebenso bedeutsam ist wie das Everlasting-Parfum: ein schwarzes Kästchen, leicht geöffnet, dazu ein Füllfederhalter und ein Bernsteinring. Ich denke, das wäre neutraler gewesen und ebenso ein Eye-Catcher. Es wirkt ernsthafter, geheimnisvoller und hätte meiner Ansicht nach den Inhalt besser getroffen, da es hier vor allem um Tagebücher, das Schreiben von Hand und die Wirkung von Sprache und Text geht. Zumal ein von Hand geschriebener Text etwas sehr Sinnliches sein kann und dies die Romantik auch ohne Rosa transportiert hätte.
FAZIT
EVERLASTING ist ein Buch, das weit mehr zu bieten hat, als Titel und Cover vermuten lassen. Zeitreise, Romantik, Entwicklungsroman, Science-Fiction, Dystopie, Dramatik, Parallelwelten, Gesellschaftskritik, Nostalgie, Tagträume und vieles mehr erwarten den Leser, der sich von Holly-Jane Rahlens entführen lässt. Komplexe Themen in einfachen Worten, geeignet sowohl zum Diskutieren wie auch zum Träumen. Nicht nur eine Empfehlung, sondern ein MUST HAVE!
SaschaSalamander 08.05.2012, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL
Die Bestimmung
Trotzdem fehlt mir persönlich etwas. Wie ich >hier< schon sagte, komme ich mit der Protagonistin überhaupt nicht klar. Sie befindet sich in einem Lernprozess, den im Rahmen von Pubertät, Schule, Durchsetzungsvermögen jeder Jugendliche machen muss: Lasse ich mich von anderen dirigieren, oder zeige ich meinen eigenen Willen? Und bleibe ich dabei ruhig, oder soll man mich auch laut hören und vielleicht sogar fürchten? Selbstfindung. Ich halte sie durchaus für realistisch, und die Autorin hat das gut dargestellt. Trotzdem blieb das Mädel (und auch die anderen Charaktere um sie herum) mir fern, und ihre Verbissenheit, ihre Sturheit, ihre Härte, das war mir zuviel. Sie wurde für meinen Geschmack zu kalt, ließ sich zusehr von den falschen Idealen ihrer Gruppe beeinflussen.
Was nicht schlimm war, ich beim Lesen aber als schade empfand: sie entwirft eine eigene Welt mit eigenen Regeln und Mustern. Dabei deutet sie zwei oder dreimal Gott an, etwa eine Taufe oder den Ausspruch "Gott sei mit Dir". Ja, wie ist das jetzt - glauben die Fraktionen? Welche glaubt an was, und glauben sie an den monotheistischen, oder haben sie ihre eigene Religion entwickelt? Es wäre nicht schlimm, es auszulassen. Aber wenn man es andeutet, fände ich es gut, etwas besser auszubauen.
Und, was mich von Kapitel zu Kapitel mehr verärgerte: "ich trug ein Shirt, das die Schulter freiließ, als Altruan wäre das nie möglich", "Du bist sehr direkt, Du könntest auch eine Candor sein", "ich aß nur ein wenig Huhn und einen Löffel Bohnen, im Herzen war ich noch immer eine Altruan", "ich ließ mich tätowiren, als Ferox war das normal" ... ARGH! Sehr viel "tell", das "show" blieb dahinter völlig auf der Strecke meiner Ansicht nach. Ich will nicht fünfmal auf jeder Seite erzählt bekommen, welche Fraktion sich wie zu verhalten hat. Ich will es an ihren Taten selbst erkennen. Ich bin ein mündiger Leser und mag es nicht, wenn der Autor mich an die Hand nimmt und mir alles erklärt. Er soll es mir zeigen!
Insgesamt also fand ich es hochspannend und prima konstruiert. Ich kann es gerne weiterempfehlen. Gerne werde ich auch die Fortsetzung lesen. Aber wirklich zufrieden bin ich nicht, diese zwei Mängel (Herumreiten auf den Fraktionen, eine zu erbarmungslose Protagonistin) zogen sich durch das komplette Buch und hielten mich sehr auf Distanz.
SaschaSalamander 14.04.2012, 08.00 | (0/0) Kommentare | PL
Die Bestimmung
Ich finde DIE BESTIMMUNG von Veronica Roth bisher um einiges besser als die meisten aktuellen Dystopien (wobei die HUNGER GAMES natürlich weiterhin außer Konkurrenz stehen, da sie den Boom ja erst ausgelöst haben, sie sind nicht vergleichbar mit den Folgebüchern), da die Charaktere und die Welt wirklich gut ausgebaut sind. Ich unterhalte mich nicht nur, sondern es regt mich auch zum Nachdenken an und beschäftigt mich außerhalb des Lesens, drängt sich in meine Gedanken, das ist ein gutes Zeichen.
Trotzdem, es fehlt mir selbst der "gewisse Kick". Ich fiebere nicht so wirklich mit den Protagonisten mit. Was aber daran liegen kann, dass von allen fünf Fraktionen, die zur Wahl standen (das Volk ist in fünf Fraktionen gegliedert, die alle einem Idel folgen, so etwa der Selbstlosigkeit, Freimütigkeit, Furchtlosigkeit, Freundschaft, dem Wissen). Und von all diesen entschied sich die Autorin dafür, die furchtlosen, übermütigen, rauflustigen Ferox für ihre Protagonistin zu wählen. Macht das Buch spannend, ist stimmig. Aber es sind wohl diejenigen, mit denen ich mich am allerwenigsten identifizieren kann. Mutproben, Prügeleien, Tapferkeit vor Vernunft. Und das, was mich reizen würde, wird allgemein sehr negativ dargestellt, sodass ich mich selbst immer als Außenseiter in diesem Buch sehe, der eigentlich nichts dort verloren hat, ich empfinde mich in dem Buch als Eindringling.
Ich kann momentan nicht wirklich trennen, ob ich aus persönlichen Gründen einfach keinerlei Zugang finde, oder ob das am Buch selbst liegt. Wie gesagt, es unterhält mich prima, und ich ärgere mich über jede Minute, die ich nicht lesen kann sondern anderen Tätigkeiten nachgehen muss. Aber ich finde keinen Zugang zu den Charakteren, und ich schüttle mindestens alle drei Seiten mit dem Kopf über das törichte Verhalten der Ferox.
Dazu kommt, dass ich alles etwas sehr schubladenhaft finde. Es ist der Autorin bisher (ich bin bei etwa der Hälfte angekommen) zwar sehr gut gelungen, die Charakteristika der einzelnen Fraktionen sehr schön zu beleuchten, aber ich finde es stellenweise sehr klischeebeladen. Wie in einem Pen and Paper Rollenspiel, in dem jeder zwanghaft versucht, auch nur ja stur seinen Charakter zu erfüllen, ohne Charakter aber immer im Hinblick auf die ihm zugetragenen Eigenschaften. Der Elf bitte immer arrogant und mysteriös, der Zweger stets rauflustig und mutig, und so weiter. Kein Raum für Möglichkeiten. Die sind zwar dadurch gegeben, dass die Protagonistin keiner Fraktion eindeutig angehört und sich der Form halber entscheiden musste, aber trotzdem versucht auch sie immer wieder, sich platt an ihre Fraktion zu halten, und egal was sie tut, niemals heißt es "weil ich gerne möchte", sondern immer nur "weil ich als Selbstlose das gelernt habe" oder "dieses Verhalten wäre eines Wissenden würdig" oder "so diskutieren nur die Freimütigen" und "aber weil ich eine Furchtlose bin, schon immer war". Wie gesagt: ich verachte Schubladen, und deswegen geht mir diese Form des Denkens und Handels, wie es hier im Buch praktiziert wird, gewaltig gegen den Strich. So gut das Buch auch sein mag, das will ich ihm nicht abstreiten.
Für sich betrachtet finde ich es im Rahmen der aktuellen Dystopieschwelle zur Gruppe der besseren Bücher zugehörig, für meinen persönlichen Geschmack sogar eines der besten. Zumindest allgemein betrachtet. Für mich persönlich eher weniger ...
Das Cover ähnelt sehr stark den HUNGER GAMES. So stark, dass es sogar mir auffällt. Mich wundert, dass das keinen Ärger unter den Verlagen gab. Aber egal, es ist hübsch gemacht, und es verkauft sich. Das ist es, was heute zählt. Auch, wenn mich das ein wenig traurig stimmt ...
An diejenigen, die es bereits gelesen haben: falls Ihr selbst nicht die Ferox gewählt hättet - wie geht es Euch mit der Darstellung des Buches? Fühlt Ihr Euch der Protagonistin nahe? Oder wünscht Ihr Euch, dass mehr über "Eure" Fraktion erzählt worden wäre? Fühlt Ihr Euch als Eindringling oder als Teilhaber des Buches?
SaschaSalamander 13.04.2012, 16.06 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Starters
Bei einer schlimmen Krankheit gab es nur Gegenmittel für die Jungen und die Alten. Die Starters und die Enders. Die Alten haben die Macht, und sie bestimmen über die Jungen. Viele der Starters müssen ohne Angehörige auf der Straße leben, werden im Heim für Zwangsarbeiten missbraucht. Callie lebt mit ihrem kranken Bruder und einem Freund auf der Straße. Um an Geld für die Behandlung des Bruders zu kommen, verkauft sie ihren Körper an die Body Bank: sie wird zurechtgemacht, und dann wird ihr Bewusstsein "ausgeknipst", ein Ender bemächtigt sich ihres Körpers, kann endlich wieder tun, was ihm als gebrechlichen alten Menschen inzwischen verwehrt ist. Drei Aufträge, die ersten beiden kurz, der dritte soll einen Monat dauern. Doch es geht etwas schief, und Callies Bewusstsein findet den Weg zurück in den Körper, während er eigentlich noch vermietet ist. Und dabei erfährt das Mädchen, dass ihr Körper für eine schreckliche Tat missbraucht werden soll. Sie muss dies unter allen Umständen verhindern!
THEMA
Die Geschichte, die Lissa Price hier gebastelt hat, ist nicht neu. Zwei Seelen in einem Körper. Oder aber ein Geist in einem echten oder künstlichen Mietkörper. Ob nun THE HOST / SEELEN von Stephenie Meyer (mein Favorit des Genres) oder SURROGATES mit Bruce Willis oder DIE INSEL oder Komödien wie SOLO FÜR ZWEI von Steve Martin und einige weitere Titel. Trotzdem, den Körper wie hier direkt zu vermieten, sowie die Geschichte um Starters und Enders in einer dystopischen Gesellschaft, das ist eine nette Umsetzung des Themas, und von daher war ich sehr, sehr gespannt auf das Buch.
CHARAKTERE
zu den Charakteren konnte ich wenig Verbindung aufbauen, sie haben mich nicht sonderlich gerührt. Callie selbst ist ein nettes Mädchen, aber sie hatte mir zu wenige Ecken und Kanten, sie war mir zu flach, als dass ich mehr für sie hätte empfinden können. Sie ist das klassische Mädchen, wie es in diesem Genre üblich ist: durch die äußeren Umstände ist sie nicht fein herausgeputzt, empfindet sich selbst als nichts Besonderes, aber hübsch zurechtgemacht ist sie ein Blickfang, alle drehen sich nach ihr um, und natürlich ist sie auch clever und intelligent, hat einige besondere Talente. Sie muss sich ein bisschen weiterentwickeln. Ebenfalls gern gesehen: ein Junge, den sie liebt und der auf sie wartet, während sie in ihrer Abwesenheit aber einen anderen kennenlernt. Und dann ist da plötzlich ein Dreiergespann. Sie hat niemandem etwas versprochen, aber moralisch ist das natürlich für sie eine Zwickmühle, und auch der Leser muss sich entscheiden zwischen den beiden. Ach, das hat man schon so oft gelesen, es fängt an mich zu langweilen. Es ist nicht schlecht, aber es ist einfach der hundertste Aufguss, das schmeckt irgendwann nicht mehr. Zumindest mir nicht.
Die Nebencharaktere sind sehr oberflächlich gehalten, sogar der kleine Bruder oder der zurückgelassene Freund sind recht farblos. Ich hätte mir besonders gewünscht, dass die Enderin, die sich ihren Körper gemietet hatte und die gedanklich Kontakt zu ihr aufnahm, stärker ausgebaut wird. Schließlich ist sie eine wichtige Schlüsselfigur. Trotzdem bleibt sie immer im Hintergrund, verschwindet in den wichtigsten Momenten und ist dann auch viel zu schnell wieder weg. Etwas für mich sehr Wichtiges (aufgrund der Spoilergefahr kann ich es nicht nennen, sorry) wurde überhaupt nicht näher beleuchtet, sondern einfach nur kurz erwähnt. Ich hätte in die Tischkante beißen können, wie kann man das so unter den Tisch fallen lassen? Vielleicht werden die näheren Umstände im zweiten Band besser beleuchtet, es ist zu hoffen!
Traurig fand ich, dass mich die Schicksale einzelner Figuren wenig bewegt haben. So gibt es ein junges Mädchen, das mir sofort sympathisch war. Aber mehr auch nicht. Denn der Abschied von ihr war so emotionslos gehalten, dass es mich nicht berührte. Ich erinnere mich, wiesehr ich bei TRIBUTE VON PANEM (was leider ein Maßstab ist, da es der Auslöser für diese Dystopie-Welle war. Wenngleich zu Recht, denn diese Reihe ist wirklich etwas Besonderes in ihrer Ausarbeitung und Umsetzung) weinte, als Rue sterben musste, und wiesehr es mich jetzt noch bewegt, wenn ich daran denke. Hier eine ähnliche Szene - gar nichts. Ich dachte "okay, gut, tot, Kollateralschaden, passiert, weiter im Text".
In meinen Augen ist die Charakterausarbeitung eine der großen Schwächen des Buches. Die Frage, die ich mir stelle: wie hätte die Autorin es besser machen können. Aber ich denke, das wäre zuviel für eine Rezension. Deswegen nur so viel: ich hätte mir mehr Substanz gewünscht. Weniger Charaktere, weniger Nebenschauplätze, dafür mehr Charakterdesign. "Show dont tell". Ich hatte sehr oft das Gefühl, dass die Autorin enorm viel erzählt, aber nur sehr, sehr wenig zeigt. Über den Charakter zu erzählen, berührt nicht das Herz des Lesers. Ich will nicht hören "er ist krank". Sondern er muss husten, Blut spucken, vom Treppensteigen erschöpft sein.
AUFBAU, UMSETZUNG
Der Aufbau ist sehr, sehr klassisch, und deswegen ist das Buch auch so erfolgreich, es gefällt, denn es beinhaltet alles, was dazugehört. Die Dreiecksgeschichte, die aufzudeckende Verschwörung, das hässliche Entlein wird zum stolzen Schwan und zur Anführerin einer großen Mission. Außerdem ist die Geschichte äußerst geradlinig. Es gibt kaum Nebenplots und zusätzliche Elemente, nur den Hauptstrang. Dadurch ist das Buch sehr einfach zu lesen, es eignet sich ideal zum Entspannen und für nebenbei. Ist kein Manko, weil ich sowas zwischendurch auch gerne lese, trotzdem wäre ein bisschen Komplexität stellenweise nett gewesen.
Was ich schade finde: es gab sehr viele Logikprobleme. Einige Male musste ich irritiert innehalten und fragte mich, warum das jetzt gerade so geschehen konnte. Warum ein Charakter so und nicht anders reagierte, warum dieser oder jener Umstand besteht und weshalb man ein Problem nicht einfach anders hätte lösen können. Dies hätte nur verhindert werden können, indem die Autorin das dystopische Thema genauer ausbaut. Denn sie deutet die Vorgeschichte der Krankheit sowie das Sterben der Menschen mittleren Alters eher an, auch die bestehende Gesellschaft wird nicht komplett beleuchtet, sondern der Fokus wird auf die armen Starters und reichen Enders gelegt. Dass es auch reiche Jugendliche und vernünftige, nicht korrupte Senioren gibt, das wird hier und da aufgezeigt aber ansonsten eher unter den Teppich gekehrt. Aber das wäre wichtig gewesen. So jedoch wirkt vieles auf mich platt und leblos, sehr klischeebeladen.
Das Ende ist leider komplett offen und wird erst im zweiten Buch geklärt. Das fand ich ärgerlich, denn auch wenn man Mehrteiler schreibt, kann man ja trotzdem die Bücher in sich abschließen. Hier meiner Ansicht nach nicht der Fall.
GESAMTEINDRUCK
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich hervorragend unterhalten, und ich hatte es flink beendet, weil ich es nur schwer aus der Hand legen konnte. Es liest sich sehr flüssig, die Grundidee ist prima, und ich habe mitgefiebert. Für sich alleine betrachtet ist das Buch ganz nett und gelungen. In der breiten Masse der Dystopien allerdings empfinde ich es als eines von vielen. Es reitet auf einer großen Welle. Es gehört zu den besseren Titeln, aber an die Spitze schafft STARTERS es nicht. Ich finde es gut und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen, trotz der Schwächen. Es kann nicht immer Kaviar sein, manchmal genügt auch einfach eine gute Unterhaltung. Aber ich empfehle allen, die es lesen möchten: wartet, bis auch der zweite Teil auf dem Markt ist!
SaschaSalamander 07.04.2012, 09.22 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
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