SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Kinder

Das wilde Mäh

Ein seltsames Tier wird in den Wald gebracht. Die Waldbewohner beratschlagen, was das sein könnte und wer sich darum kümmern soll. Die Wölfin nimmt das kleine Wesen bei sich auf und zieht es groß. Doch als Ham älter wird, begreift er, dass er nicht so ist wie die Geschwister, und er möchte endlich wissen, wer er wirklich ist. Also begibt er sich auf eine gefährliche Reise, findet Freunde und dann seine Identität ... 

Die Geschichte selbst ist so alt wie das Geschichtenerzählen selbst. Ein Protagonist, großgezogen von Fremden, sucht seine Wurzeln zu finden. Die Frage nach "was ist meine Natur, was ist angeboren, wer bin ich und wie definiere ich mich" beschäftigt Alt und Jung, und die Erzählungen reichen von der Antike (Romulus und Remus) über die klassische Literatur (Kiplings Dschungelbuch) über moderne Varianten des Themas (Neil Gaimans Graveyard-Book), und ich kann nicht zählen, wie oft ich das schon gelesen habe. Aber es wird eben auch nie langweilig, denn diese drängende Frage nach dem, was uns eigentlich als das definiert, wer wir sind, treibt uns Menschen stets  umher.

Auch das Motiv der gegensätzlichen Freunde ist uralt, ob nun verfeindete Familie, Fuchs und Hase, Jagdhund und Fuchs, und immer rührt es das Publikum bzw die Leserschaft zu Tränen. Die Autorin bedient sich also vieler altbewährter Zutaten, um mit ihrer niedlichen Geschichte die Leser zu verzaubern. Das Konzept geht voll auf, DAS WILDE MÄÄÄH ist ein so liebenswertes, herzwärmendes Hörbuch, wie ich es in dieser Form schon lange nicht mehr hörte. 

Robert Missler verleiht allen Tieren eine eigenen Stimme, teils einen eigenen Dialekt und lässt sie während der beiden CDs lebendig werden. Er versteht es, die arrogante Katze ebenso wie den nervigen Hahn, den behäbigen Bären, die gütige Wölfin, den abenteuerlustigen Stier, die naiven Schafe, den quirligen Rehbock und all die anderen Freunde glaubwürdig darzustellen. Er selbst mit seiner leisen, weichen aber trotzdem sehr selbstbewussten Stimme ist der ideale Sprecher für das kleine Schaf, das täglich den Spagat aus wildem Wolfsein und friedlicher Schafsnatur leben muss.

Sehr schön und vor allem erwähnenswert finde ich die vielen kritischen Andeutungen in diesem Kinderbuch. So sagt der Stier beispielsweise "es ist besser, in Freiheit gefressen zu werden als auf der Weide zu fressen". Und auch das Dilemma das wilden, freien Schafes gegenüber den in Sicherheit vom Hund bewachten aber immer in Gefangenschaft leben Schafen wird ausgearbeitet. Kindgerecht, regt es dennoch zum Nachdenken an. 

Aber, jetzt mal weg von "kritisch, nachdenklich" und "klassische Themen der Literatur", es ist ein Kinderbuch, und es ist niedlich. Man sollte das Hörbuch hören und einfach nur genießen, Ham ist knuffig, und man schließt jeden einzelnen Charakter sofort ins Herz. Der Hörer weiß natürlich, dass er ein Schaf ist, aber sein Selbstfindungstrip ist wirklich köstlich. So wird er zwischendurch für einen Igel gehalten, für einen Rehbock und allerlei andere Tiere. Oder all die witzigen Interpretationen des Mondes am Himmel, der von jedem Tier eine andere Bedeutung erhält. Der liebevolle Umgang der Tiere miteinander tut sooooo gut ...  

DAS WILDE MÄÄÄH ist eines meiner liebsten Kinderbücher der letzten Monate, und ich möchte es allen, ob groß oder klein, wärmstens ans Herz legen!


SaschaSalamander 25.08.2014, 09.14 | (0/0) Kommentare | PL

The Cat and the Fiddle

Der Jumbo-Verlag hat THE CAT AND THE FIDDLE von 2003 in neuem Gewand wieder aufgelegt. Weil ich Kinderlieder rund um den Globus liebe, war ich sehr neugierig auf diese CD. 

Jacqui McShee spricht Englisch als Muttersprache, sie singt alle Lieder dieser CD. Ihre Aussprache ist meiner Ansicht nach sehr gut verständlich, sodass auch kleine Kinder zum Mitsingen angeregt werden und spielend an englische Texte herangeführt werden können. Ich habe schon verschiedene Sammlungen von Kinderliedern gehört, und es ist immer die Schwierigkeit, einerseits kindgerecht verständlich zu singen und nicht zu übertreiben, auf der anderen Seite aber auch Lebhaftigkeit und Abwechslung in die Musik zu bringen. Hier schwanke ich ein wenig, CAT AND THE FIDDLE wurde in dieser Hinsicht weitgehend gut umgesetzt, auch als Erwachsener kann man die CD gerne mehrfach hören, hat Spaß an den witzigen Texten und der angenehmen Stimme, die gut ins Ohr geht. Dennoch wirkt es stellenweise etwas unmotiviert, fast schon "vom Blatt gelesen", ein bisschen mehr Begeisterung im Gesang würde sowohl alte als auch junge Hörer etwas mehr mitreißen. Dafür, dass es Kinderlieder sind, hätte ich mir ein wenig mehr Pep im Vortrag gewünscht.

Die Musik stammt - Jumbo eben ;-) - von Ulrich Maske, der ein sehr gutes Gespür dafür hat, Musik wirken zu lassen, alles zu untermalen ohne dabei in den Vordergrund zu rücken. Die Bühne gehört in diesem Fall der Sängerin, die Musik unsterstreicht ihren Vortrag. Texte zu allen Songs finden sich im Booklet.

Die Sammlung der Songs an sich ist sehr klassisch, etwa der Mitmachtanz Hokey-Pokey, das namensgebende Cat and the Fiddle, die Freunde Jack und Jill, der Song von den sechs kleinen Enten und auch Titel wie Baa Baa Black Sheep oder Mary had a little lamb dürften jedem, der Nursery Rhymes und englische Kinderlieder mag, bekannt sein. Ring-a-ring-a-Roses ist in ähnlicher Form auch in Deutschland bekannt, interessant für Erwachsene Hörer die Unterschiede in Text und Melodie zu vergleichen.

Aber auch Titel, die mir noch nicht bekannt waren, finden sich auf der CD, ich weiß nicht ob sie weniger bekannt sind oder ich sie einfach noch nicht gehört hatte. Ein kleiner, kurzer Reim wie If all the world were paper oder Lucky Locket lockert die Songs auf, If i had a donkey ist ein liebenswertes Stück darüber, wie man mit einem Hier umgehen sollte, wirklich ganz niedlich. Ein Loblied auf das Albernsein in Ain´t it great to be crazy, auch Abzählreime und Zahlenlieder, in denen absteigend immer ein Tier oder Gegenstand verloren geht, einiges an herrlich schrägem Nonsens und weitere. 

Das ist natürlich nur eine Auswahl der Songs, es finden sich noch weitere, da empfehle ich Neugierigen einfach selbst einmal ein Ohr. Und auch, wenn mir gelegentlich ein wenig die Begeisterung auf der CD fehlt, für zwischendurch finde ich sie trotzdem prima, denn die Stimme geht gut ins Ohr, und die Wahl der Lieder gefällt mir sehr. 


SaschaSalamander 11.08.2014, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen

ES GIBT DINGE, DIE KANN MAN NICHT ERZÄHLEN von Kirsten Boie liegt schon etwas länger in meinem Regal. Grund ist, dass ich schon einiges von der Autorin gelesen habe und weiß, dass sie nicht zimperlich ist, die Wahrheit zwar in kindgerechte Worte zu packen, sie aber dennoch unverblümt zu beschreiben. Mit den Geschichten um Geschichten aus Swasiland greift sie viele Themen auf, die harte Kost sind:

Thulani hat keine Eltern mehr und lebt bei seiner Großmutter. Er dürfte in der nahegelegenen Stadt in die Schule gehen, wenn er den Totenschein seiner Eltern vorlegt. Doch der Oberste im Dorf wird ihn nicht in die große Stadt begleiten, also bekommt Thulani keine Ausbildung. Sipho freut sich, dass diesmal er das Ei gefunden hat und wird wütend, als er es nicht selbst essen darf. Bei dem nachfolgenden Streit bricht ein Brand aus, doch Sipho hatte aus Trotz zuvor kein Wasser geholt. Sonto und ihre Geschwister sind Waisen und machen sich auf eine lange Reise, während der Sonto den jüngeren Kindern aus dem Erinnerungsbuch der Mutter vorliest. Und Thuli möchte neue Schuhe für die kleine Schwester kaufen, weil diese Voraussetzung für den Schulbesuch sind. Niemand möchte ihre handgefertigte Ware kaufen, doch die Trucker haben Arbeit für ein junges Mädchen ... 

Puh, noch immer läuft es mir kalt den Rücken herunter, gebe ich zu. Als ich mich mit meinem Mann über den Inhalt der Geschichten austauschte, war auch er erschrocken und fragte sich, wie man solche Dinge in ein Kinderbuch packen kann. Doch, "man" kann, und Frau Boie gelingt das hervorragend. 

Wir wurden groß mit Wölfen, denen man den Bauch aufschneidet, mit glühenden nagelbesetzten Schuhen, mit Hexen im Backofen. Das war nicht minder brutal und oft wenig pädagogisch erzählt. Die Autorin dagegen begibt sich auf die Höhe der Kinder und berichtet von Dingen, die traurig und ungerecht sind, die aber nicht ohne Hoffnung bleiben. Auch im Nachwort geht sie auf einige Fragen ein, etwa ob die Geschichten real oder fiktiv sind. Sie hat in Swasiland viele Menschen kennengelernt, Gruppenstunden besucht und Erfahrungen gesammelt, die sie in diesem Buch verarbeitet. 

Ich denke, aus Sicht des Erwachsenen sind die Geschichten wesentlich schmerzvoller als für Kinder. Ein Erwachsener weiß, dass es nicht bei diesem einen Mal Prostitution bleibt, dass hier sehr viel mehr geschieht als nur berührt zu werden und was überhaupt hinter dieser schrecklichen Krankheit steckt. Doch kindgerecht beschreibt Boie lediglich, dass der Mann Thuli berührt (was man in vielen Kinder-Aufklärungsbüchern zu diesem Thema lesen kann), und im Hinblick auf Aids schreibt sie als wiederkehrendes Mantra des Mädchens, dass die anderen es auch tun und der liebe Herr Jesus sie beschützen wird. Für Kinder ist dies ein Trost, sie fühlen sich geborgen in Thulanis Sichtweise und dem "Wissen", dass es wohl gut ausgehen wird. Dennoch begreifen sie, dass Thulani etwas tun muss, das sie nicht möchte und das nicht in Ordnung ist und die Gefahr der Krankheit drohend über ihr schwebt. Sie erfahren, wie Kinder in anderen Ländern leben und was ihren Alltag prägt. Wichtig ist dabei, dass die Kinder nicht mit der CD, dem Buch alleine gelassen werden sondern die Möglichkeit haben, ausführlich mit dem Lehrer oder den Eltern darüber zu reden, Fragen zu stellen, sich damit auseinanderzusetzen. 

Die Geschichten sind sehr detailreich, man spürt sofort, dass die Autorin eine Ahnung hat, wovon sie erzählt. In vielen kleinen Erwähnungen fließen Informationen ein, die spannend sind. Über das Schulsystem, die medizinische Versorgung, das soziale Umfeld, die Landschaft, Vegetation, das Klima, vor allem aber auch die klaffende Schere der reichen Touristen und armen Bewohner. 

Zwischen den Erzählungen sind Gesänge zu hören, die den Hörer nach Afrika entführen und die Texte etwas auflockern. Ich habe zwischen den einzelnen Passagen jeweils eine Pause gemacht, bevor ich zum nächsten Kind überging, und die Musik ist eine deutliche Überleitung, ein Signal "drück mal auf Pause". 

Julia Nachtmann ist mir bereits von Poznanskis Hörbüchern bekannt, sie spricht mit ruhiger Stimme und legt sehr viel Emotion in den Text. Ich mag ihren Vortrag. Aleksandar Radenkovic hat inzwischen ebenfalls viele Erfahrungen in Kinder- und Jugendhörbüchern gesammelt, so habe ich letztens in >Nikos Reise durch Zeit und Raum< über ihn berichtet. Katja Danowski mit ihrer weichen Stimme schafft es wunderbar, junge Zuhörer zu verzaubern, und sie gehört inzwischen zu meinen weiblichen Lieblingssprechern. Jürgen Uter war mir bisher kein Begriff, doch auch er spricht seinen Part einfühlsam, ruhig und eindringlich.

Trotz der schweren Thematik ist dieses Werk für Kinder geeignet. Kirsten Boie hat wieder einmal bewiesen, dass man Kindern auch anspruchsvolle Lektüre vorsetzen kann, ohne sie zu überfordern.


SaschaSalamander 28.05.2014, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

Stella Menzel und der goldene Faden

INHALT

Klappentext: Stella liebt ihre Decke aus blauem Seidensatin, die sie von ihrer Ururgroßmutter geerbt hat - eine Decke, übersät mit Sternen und Scheeflocken aus Silberbrokat und mit einem goldenen Faden eingefasst. Auf jeden, der ihn besitzt, übt dieser Stoff eine magische Wirkung aus - denn seine Falten bergen die Kraft, die Geschichten seiner Besitzerinnen einzufangen: wundersame Geschichten vom alten Russland, vom Berlin der 20er Jahre, von der Flucht der jüdischen Familie nach New York und einem Neuanfang in Berlin. Dieses Erbstück begleitet Stella von der Wiege bis zum ersten Kuss. Und während der Stoff sich im Laufe der Zeit verwandelt und immer kleiner wird, wird auch Stella schließlich ein Teil seiner Geschichte.

STELLA MENZEL UND DER GOLDENE FADEN ist vordergründig die Geschichte vom Aufwachsen eines jungen Mädchens zwischen den Kulturen. Dahinter ist es die Geschichte einer Großfamilie, verstreut über Russland, Amerika und Deutschland mit jüdischen Wurzeln. Kultur, Tradition, Kulinarisches, Sprachliches, eine kleine Reise durch Zeiten und Länder. Kindgerecht erzählt, ohne pädagogischen Zeigefinger, dafür mit viel Liebe, Herz und Wärme. 


CHARAKTERE

Heldin der Geschichte ist Stella. Der Leser begleitet sie von ihrer Zeit als Kleinkind hin bis zu ihrer ersten Liebe. Sie ist sympathisch, weil die Autorin sie menschlich darstellt, unperfekt und liebenswert durch und durch. Neugierig, aufgeschlossen, manchmal auch quenglig und in späteren Jahren dann auch gerne einmal frech und rebellisch. Sie ist neidisch auf eine Klassenkameradin, ihr passieren Missgeschickte, sie erlebt kleine und große Abenteuer, und immer hat sie hinter sich ihre Familie: 

Die alte Oma, eine typische Bilderbuchoma, die Besonnene, Ruhige, die Geschichtenerzählerin. Die "weise Alte", die selbst aus nichts noch etwas machen kann. Die Mutter, liebevolle aber strenge Erzieherin, stets ein wenig skeptisch gegenüber der großmütterlichen Gelassenheit und dem Humor des Vaters. Der Vater, Künstler und immer ein wenig anders, mit schelmischem Grinsen und einem witzigen Spruch, oft amüsiert er sich, wenn seine Frau wieder einmal viel zu ernst ist. Dazu all die anderen Familienmitglieder, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt und ins Herz schließt. Nein, es ist keine perfekte Familie, und gerade deswegen mag man sie sosehr.  


SPRACHE

Während Stella sich ebenso wie ihre Geschwister entwickelt und verändert, als Identifikationsfigur für die jungen Leser, bleibt die erwachsene Kernfamilie gleich. Ihnen legt die Autorin Schlüsselsätze in den Mund, die sich häufig wiederholen, sich nur selten verändern und erst zum Schluss auch von anderen Personen übernommen werden. Sie sind einer der vielen Fäden, die sich symbolisch durch die Geschichte ziehen. Der Leser kann sich an ihnen festhalten, freut sich über die Wiederholung. Auch, wenn alles im Leben sich ändert - manche Dinge bleiben gleich, und diese Dinge bedeuten Geborgenheit, Gewissheit und Zusammenhalt.

Die Übersetzerin sowie die Autorin haben sehr gute Arbeit geleistet, um Stellas Geschichte und die ihrer Familie nicht nur in Worten zu präsentieren, sondern auch zwischen den Zeilen zu vermitteln. Metaphern wie "es löste ein Kichern in ihrem Herzen aus" oder Wortspiele wie "Das Fundbüro war anscheinend auch verlustig gegangen und nirgends zu finden" lösen ein Lächeln beim Leser aus und erzählen viele kleine weitere Geschichten. Als Stellas Eltern sich das erste Mal begegnen, "stieß er zufällig absichtlich mit ihr zusammen", diese wenigen Worte in ihrer widersprüchlichen Kombination sind so beredet, dass jeder sofort eine komplexe Handlung vor Augen hat, ohne dass diese erst erklärt werden muss. 

Trotz ihrer Feinsinnigkeit ist die Geschichte für junge Leser ebenso geeignet wie auch zum Vorlesen. Kinder müssen nicht jedes Detail verstehen, um die Geschichte zu mögen. Sie werden STELLA MENZEL aus anderen Gründen lieben als die Erwachsenen, und das macht auch den Reiz dieses Buches aus.

>Hier< und >hier< habe ich bereits geschrieben, wie allein der erste und letzte Satz sowie die Kapitelüberschriften das Buch zu etwas Besonderem machen.


AUFMACHUNG DES BUCHES

Nicht nur die Geschichte, auch das Buch ist ein Erlebnis. Dezent und unaufdringlich, aber Ton in Ton zur Geschichte illustriert und gestaltet. Ein goldenes Bändchen als Lesezeichen. Auch auf den Seiten windet sich überall ein goldener Faden auf dem Papier, verbindet alles und hält die Geschichte zusammen, mal oben, mal unten, mal diagonal oder nur in der Ecke. Die Blätter auf der Innenseite der Deckel sind geschmückt mit dem blauen Stoff, um den es im Buch geht. Vereinzelt finden sich in warmen Farben gehaltene Bilder, gleich Fotos, in denen das Geschehen in einem besonderen Moment festgehalten wurde für den Leser. Alles sehr schön aufeinander abgestimmt und passend. 


PERSÖNLICHE MEINUNG ZUM SCHLUSS

STELLA MENZEL ist eines der Kinderbücher, wie ich sie liebe: kindgerecht, aber mit Hintersinn und so erzählt, dass auch Erwachsene ihre Freude daran haben. Kinderbücher lassen mich den Alltag vergessen und für einen Moment selbst wieder Kind sein. Abtauchen in ein Universum, in dem andere Dinge gelten als für "die Großen". Lachen und Weinen können über Dinge, die älteren Menschen unbedeutend und klein geworden sind. Das Staunen des Kindes spürt man beim Lesen in sich, und es tut gut, beim Lesen das Herz zu öffnen, wenn die Oma wieder einmal mit ihrer Geschichte ansetzt. Ich habe das Buch geliebt :-)


SaschaSalamander 16.05.2014, 08.49 | (0/0) Kommentare | PL

Heinz Erhardt für Kinder

"Hinter eines Baumes Rinde lebt die Made mit dem Kinde" ... wer kennt diese Zeilen nicht? Nur zu Recht ist das Cover dieser CD geschmückt mit einem Bild zu diesem traurigen und doch witzigen Gedicht. 

HEINZ ERHARDT FÜR KINDER - 31 GEDICHTE UND NOCH´N GEDICHT lautet der Titel der Veröffentlichung mit 32 Gedichten des inzwischen leider verstorbenen Schauspielers, Dichters, Komikers. Ob die junge Generation sich an ihn erinnert, weiß ich nicht, aber ich bin mit seinen Filmen und Gedichten groß geworden, und ich habe seinen Humor geliebt. Manchmal Nonsens, manchmal mit einem gewissen Tiefgang, ein schräger Wortwitz, und immer sympathisch, niemals bösartig, vielleicht ein wenig schadenfroh, stets den Schalk im Nacken. 

Auf dieser CD finden sich Gedichte rund um Tiere (bis auf ein paar wenige Ausnahmen wie etwa die Turmuhr oder der Pflasterstein). Märchenhaft, lustig, traurig, fröhlich, scherzend, hintersinnig, so kennt man Heinz Ehrhardt, und sein Ton wird hier sehr schön getroffen und eingefangen. 

Als ich die CD hörte, konnte ich gar nicht anders, als lachend einige der Titel mitzusprechen, die ich wiedererkannte. Es waren viele Aha-Erlebnisse, in denen ich mich erinnerte, und es war wie eine kleine Reise in meine Kindheit, als ich mit Klassenkameraden auf dem Pausenhof seine Verse zitierte und mit meiner Familie die Filme ansah. Ich lauschte den Gedichten während der Arbeit in der Küche, und viel zu schnell war sie schon zu Ende. Was tun? Ganz einfach: Play drücken und wieder von vorne anfangen und diesmal noch mehr Texte mitsprechen als beim ersten Mal ;-)

Gesprochen werden die Gedichte von Katja Danowski, Stefan Kaminski, Katinka Kultscher, Regina Lemnitz, Julia Nachtmann, Hans Löw, Jürgen Uter, Jacob Weigert und Samuel Weiss. Außer Katinka und Jürgen sind mir alle bekannt, teils von anderen Produktionen des Verlags, teils als Schauspieler oder grandiose Hörbuchsprecher. Die anderen beiden sind mir sehr positiv aufgefallen, vor allem die junge Katinka Kultscher macht ihre Sache hervorragend. 

Heinz Erhardt widerzugeben ist nicht leicht, sind seine Reime und Verse oft nicht rhythmisch in den Text gebunden, sodass sich alles flüssig vortragen ließe. Es gilt einerseits den Inhalt zu wahren und die Sätze klar zu lesen, andererseits auch die Wortspiele und Reime dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Eine Herausforderung, die für die geübten Sprecher ein Leichtes schien und die auch von Katinka sehr gut gemeistert wurde. Wie nebenbei gehen ihnen die Worte von den Lippen.

Die eingespielte Musik von Steve Baker passt wunderbar zu den Texten. Ich finde es immer wieder klasse, wie es im Jumbo Verlag gelingt, die Balance zu halten, nicht zuviel Musik zu bringen, nicht zu wenig. Auch die Stimmung der Musik passt sehr gut dazu, heiter und leichtfüßig, doch nicht zu albern. 

Nach 31 Gedichten folgt "noch´n Gedicht", eine alte Aufnahme vom Autor persönlich. Das Sahnehäubchen zum Abschluss.

Die Musik, die Wahl der Sprecher, der gesamte Vortrag, Heinz Erhardt hätte sicher seine Freude an dieser CD gehabt. Und nachdem ich sie nun schon zweimal gehört habe, werde ich sie in ein paar Tagen ein drittes Mal aufleben. Irgendwann kann ich alle Texte auswendig, und dann höre ich einfach weiter ;-)



SaschaSalamander 07.05.2014, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

Enzo hat Geburtstag

Als ich den neuen Teil der Reihe ROCKY UND SEINE BANDE in der Hand hielt, war ich etwas überrascht: ENZO HAT GEBURTSTAG heißt der dritte Band. Wie würde der Autor dieses Thema verarbeiten, würde sich da wirklich so viel herausholen lassen, dass es den ersten beiden Geschichten gerecht würde und die Reihe auf gleichem Niveau fortsetzen könnte? 

>Band 1< und >Band 2< hatte ich ja bereits hier im Blog vorgestellt. Auf das Konzept und den Aufbau der Büchlein werde ich also nicht mehr näher eingehen.

Enzo möchte dieses Jahr eine ganz besondere Geburtstagsparty feiern und all seine Klassenkameraden einladen. Doch ein beliebter Mitschüler legt seine Party auf exakt das gleiche Datum. Nun fragt sich Enzo, ob er überhaupt beliebt ist. Seine Eltern und die Eltern der Freunde haben derweil mit ganz anderen Problemen bezüglich Enzos Feier zu kämpfen. Am liebsten möchte er gar nicht mehr feiern. 

Schon auf den ersten Seiten war ich überrascht, wie treffend Stephen Valentin die Sorgen der Kinder eingefangen hatte: Enttäuschung des Kindes, wenn ein gewünschtes Geschenk nicht möglich ist. Das Problem, dass die Eltern sich eine solch große Feier nicht leisten können. Eltern, die nicht nur Geschenke kaufen wollen sondern anregen etwas Eigenes zu basteln. Die Frage nach der Beliebtheit unter den Freunden als auch im Klassenverband. Der Schmerz, nicht zu einer Feier eingeladen zu werden und sich benachteiligt zu fühlen. Und am Ende eine sinnvolle und herzliche Lösung, mit all diesen Dingen umzugehen und trotzdem etwas ganz Besonderes an diesem Tag zu erleben. 

Jean-Claude Gibert steuert wieder die Bilder zu diesem Büchlein bei. In treffsicheren Darstellungen zeigt er, was in den Freunden vorgeht und wie sie sich fühlen. Besonders Enzo ist herrlich getroffen, am liebsten möchte man den Kleinen packen und knuddeln. Es bewegt richtig, ihn leiden zu sehen. Und auch, wenn meine Zeit der Kindergeburtstage schon sehr lange um ist, konnte ich mich sofort hineinversetzen, fühlte mit Enzo mit und erinnerte mich an eigene Erlebnisse. Gerade für Kinder in der Grundschule sind der einfache Text, die schlichten aber treffenden Bilder und die alltägliche Handlung ideal. Welches Kind hatte noch nicht mit diesem Problem zu kämpfen und wird sich in Enzo und seinen Freunden wiedererkennen? 

Doch, ich wurde nicht enttäuscht, der dritte Band passt hervorragend in die Reihe und macht neugierig auf weitere Abenteuer der Freunde. Der vierte Band heißt "Wer wählt Mia". Ich vermute, dass es wohl um eine Wahl zum Klassensprecher gehen wird und bin tatsächlich schon neugierig, wie Valentin und Gibert das umsetzen werden. Die Serie ist eine Perle unter den Kinderbüchern. Und ich schäme mich auch als Erwachsener nicht zu sagen, dass sie mein Regal ziert und ich immer mal wieder einen Blick hineinwerfe ;-)


SaschaSalamander 30.04.2014, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL

Ein Sommernachtstraum

Eine Titel wie für mich gemacht: der Jumbo-Verlag mit seinen geschickt inszenierten Hörbüchern, Ulrich Maske als eine DER Größen für Hörspiele, und Katharina Thalbach meine Lieblingssprecherin. Alle zusammen arbeiteten an einem Werk meines Lieblingsbarden, und heraus kam - EIN SOMMERNACHTSTRAUM. 

Lieblingsbarde hin oder her, alle Werke von ihm kenne ich leider nicht, und dieses stand schon länger auf meiner Wunschliste. Umso gespannter war ich nun, was dabei herausgekommen war.

Der SOMMERNACHTSTRAUM erzählt davon, wie der Hofnarr Puck mit seinem Liebestrank für jede Menge Wirrungen zwischen den Liebespaaren im Wald von Athen sorgt. Basierend auf den Shakespeare-Nachdichtungen von August Wilhelm Schlegel überarbeitete Ulrich Maske das Original. Natürlich wurde hier und da gefeilt, ausgelassen oder leicht variiert, doch anders wäre es auch nicht möglich, eine solch komplexe Geschichte auf eine Stunde kindergerechte Erzählung zu stauchen. Das Ergebnis jedenfalls wird dem Original mehr als gerecht, und Ulrich Maske hat die Schere genau an den richtigen Stellen angesetzt. 

Katharina Thalbach als Sprecherin verleiht der Geschichte die perfekte Würze. Ihre großmütterliche Stimme als Erzählerin, gepaart mit Schalk und Hintersinn für die pfiffigen Streiche des Hofnarren, das ist ideal. Die Augen schließen, in ihrer Stimme versinken und zusehen, wie die Figuren vor dem inneren Auge lebendig werden, ein Genuss!

Auch das erneute Hören macht Spaß. Als Theaterstück, Film oder bebildertes Buch (als das es mit dem Hörbuch ja ebenfalls erschien) fällt es leichter, die Charaktere auseinanderzuhalten. Beim ersten Hören gebe ich zu, dass ich mit meinem Problem für Namen und Charaktere ganz schön zu kämpfen hatte. Aber genau DAS ist ja der Reiz dieses Stückes: das Durcheinander, Miteinander, Gegeneinander, das Verweben der einzelnen Fäden wer nun wen liebt aufgrund des Trankes oder in Realität und wie man all das wieder entwirrt.

Und wofür Ulrich Maske besonders bekannt ist unter Hörspielfreunden: für seine Musik. So trägt er natürlich auch in dieser Produktion zur Untermalung bei. Kleine auflockernde Momente zwischen den Erzählungen Thalbachs, die sehr schön die Atmosphäre unterstreichen und zum Träumen einladen. 

Eine rundum gelungene CD für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Ich werde sie mir immer wieder gerne anhören. 


SaschaSalamander 28.04.2014, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Nikos Reise durch Raum und Zeit

NIKOS REISE DURCH RAUM UND ZEIT ist eine Perle unter den Kinderbüchern, für deren Entdeckung ich wirklich dankbar bin! Ich bin hin und weg von diesem zugleich spannenden, lehrreichen und auch unterhaltsamen Buch, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich bei der Rezension nun anfangen soll. UND es ist ein Buch, mit dem ich gerne in das neue Jahr 2014 starte, denn zum Start möchte man ja doch etwas ganz Besonderes ;-)


AUTORIN

NIKOS REISE ist das Debut der Autorin Sonia Fernandez-Vidal. Die 35jährige ist Quantenphysikerin, die unter anderem im CERN arbeitete und viele Vorträge hielt. Sie hat also nicht nur mal kurz recherchiert oder ein wenig Halbwissen in ihrem Buch verteilt, sondern sie hat eine klare und konkrete Ahnung von dem, wovon sie schreibt und worum es hier geht:


INHALT

Niko wacht eines Morgens auf, vor seinen Augen das Zitat "Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert, musst du aufhören, immer das Gleiche zu tun". Er ist irritiert, aber er beschließt, den Weg zur Schule einmal anders zu gehen als sonst. Und schon entdeckt er eine Tür, die ihm zuvor noch nie aufgefallen war. Er geht hindurch, und er landet - in der Quantenwelt! Dort ist alles anders als bei uns in der "klassischen" Welt, wie die Bewohner dort es nennen.

In der Quantenwelt erlebt Niko mit seinen neuen Freunden allerlei Abenteuer, erfährt mehr über das Wesen der Physik und die Bausteine, aus denen unsere Welt erbaut ist. Doch eigentlich dürfte er gar nicht da sein, sein Erscheinen löst große Unruhe unter den Bewohnern aus, und bald muss er sich vor dem großen Rat verantworten ... 


THEMEN, UMSETZUNG

Das Buch beinhaltet wie aus der Inhaltsbeschreibung ersichtlich verschiedene Themen der Quantenphysik. Darunter etwa Relativitätstheorie, Higgs-Boson, Tunneleffekt, Schrödingers Katze, Urknall, Heisenbergsche Unschärferelation, Schwarze Spektren, Paralleluniversen, Superposition oder auch das Institut CERN und den Teilchenbeschleuniger. 

Zwischendurch wird das Ganze gewürzt mit Lateral-Rätseln, die es ein wenig auflockern und auch Humor in die Story bringen. "Was ist nötig, um eine Tür zu öffnen" oder "Wie kann man in einen Luftballon stechen, ohne dass es ein Geräusch gibt und ohne dass Luft entweicht" sind zwei der vielen Beispiele, die zum Knobeln anregen und für einige Aha-Effekte sorgen. Auch Zitate wie das oben genannte oder "Wenn Du eine Frage stellst, bist Du einen Moment lang dumm. Wenn Du nicht fragst, bleibst Du ein Leben lang dumm" machen den Kindern Mut, sich ihres eigenen Denkens zu bedienen, das Um-Die-Ecke-Denken wird hier angeregt.

Die Themen werden sehr leichtfüßig beschrieben, die Physik der klassischen Welt erhält in der Quantenwelt ihre ganz eigene Bedeutung. So beobachtet Niko ein Fußballspiel zwischen Materie und Antimaterie, welches den Urknall und seine Möglichkeiten beschreibt. Das Higgs-Boson wird personifiziert und bekommt eine eigene wichtige Rolle, ebenso die Schwarzen Spektren. Die Relativitätstherie wird veranschaulicht durch den Uhrmacher Chronos, der Uhren mit unterschiedlich schnell laufenden Zeiten anzubieten hat, die Unschärferelation kann man auf der Tanzfläche in der Disco beobachten. Vidal leistet hervorragende Arbeit, wie sie alles kindgerecht erklärt und in passende Metaphern überträgt, verständlich und doch intelligent. 


VERSTÄNDNIS, WEITERFÜHRENDE GEDANKEN

Die Autorin wagt sich an große Themen, an denen schon viele Lehrer gescheitert sind sie vernünftig zu vermitteln. Und wegen ihres großen Fachwissens (manch einer neigt zur Fachidiotie, sprechen wir es doch ganz direkt aus) war ich anfangs auch skeptisch, wie sie all das vermitteln will, erst recht für Kinder, noch dazu mit einer netten Story verpackt. 

Aber in der Tat, es gelingt Fernandez-Vidal wie beschrieben tatsächlich, selbst komplexe Dinge wie Schrödinger, Heisenberg, Einstein und Co so anzureißen. Klar, wirklich in die Tiefe kann man dabei nicht gehen, aber die Grundzüge werden hervorragend erklärt. Die Neugier wird geweckt, ich habe danach viel gegoogelt, um einige Dinge etwas genauer zu beleuchten. Was im Rahmen von drei CDs und so vielen verschiedenen Theorien möglich ist, wurde sehr schön umrissen. Wäre Physik in der Schule ebenso spannend und vor allem nachvollziehbar gewesen, meine schulische Laufbahn hätte wohl eine andere berufliche Richtung eingeschlagen (denn wie gesagt, sosehr ich die Literatur liebe, die Naturwissenschaften begeistern mich nicht minder, doch leider blieben sie mir verschlossen) ... 

Doch nicht nur die Quantenphysik bringt Vidal den Kindern näher. Zwischen den Zeilen verbergen sich auch viele ethischen Grundsätze, die sehr gut veranschaulicht werden. Und neben Ethik, Physik und Freundschaft kommen auch Action und Abenteuer nicht zu kurz, es wird gegen Ende sehr gefährlich, und die Freunde stehen vor einer wichtigen Entscheidung, ich war gebannt und neugierig auf den Fort- und Ausgang des Hörbuches. Natürlich, es ist ein Kinderbuch und bietet wenig Twists oder Überraschungen, trotzdem war ich oft verblüfft über die genialen Ideen und ihre gelungene Umsetzung, und Kinder werden einfach nur begeistert sein, wie Niko und die anderen Helden die Aufgaben lösen und gemeinsam die Abenteuer bestehen!


SPRECHER

Aleksandar Radenkovic kenne ich bereits aus >SAECULUM< und >SPIEGELSCHATTEN<. Inzwischen hat er sich ziemlich gut gemacht, er ist wirklich ein prima Sprecher geworden, der professionell an die Sache herangeht und der an einigen seiner anfänglichen Schwächen gearbeitet hat. Hut ab, eine tolle Leistung! Ich mag seine Stimme sehr gerne, und er passt ideal zu NIKOS REISE. Er vermittelt sehr gut die Geschichte um Niko und seine Freunde, bringt Emotion und Leben in den Text, verleiht den Charakteren eigene Persönlichkeiten, macht sie sympathisch. Trotzdem gelingt es ihm, sich soweit zurückzunehmen, dass der an sich komplexe Inhalt gut beschrieben wird und genügend Raum erhält, um wirken zu können. Ja, Radenkovic ist klasse, ich will mehr von ihm!


FAZIT

Ich liebe dieses Buch. Es zelebriert das laterale Denken, es vermittelt die Grundzüge der Quantenphysik, es macht Mut den eigenen Weg zu gehen, es befasst sich mit ethischen Grundsätzen und ist trotzdem super unterhaltsam. Was will man mehr?



SaschaSalamander 01.01.2014, 09.34 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Der Nussknacker

DER NUSSKNACKER ist ein Ballet von Tschaikowski, einem meiner Lieblingskomponisten. Die Musik dazu habe ich schon unzählige Male gehört. Aber die Handlung, gebe ich zu, war mir bisher fern. Ich habe mir immer wieder vorgenommen, einmal das Ballett anzusehen oder eine CD mit Geschichte dazu anzuhören oder mir die Handlung anzulesen, aber wie es so ist, man hat eine Menge vor, das man dann nicht umsetzt. Umso schöner, dass der Jumbo-Verlag mit Marco Simsa die CD vom Nussknacker wieder aufgelegt hat. 

Simsa führt wie auch schon im >KARNEVAL DER TIERE< und seinen vielen anderen Projekten mit angenehmer, ruhiger Stimme durch das Programm. Man hört ihm an, dass er kein professioneller Sprecher ist, aber seine Freude und Begeisterung am Thema hört man ebenfalls, auch die Erfahrung der bereits vielen veröffentlichten Titel, und sein Feuer ist ansteckend, der Hörer lauscht gebannt seinen Worten. 

Er schildert das Ballett und beschreibt für jüngere Hörer, wie man sich das vorstellen muss: die Menschen reden nicht, sondern sie tanzen, sogar der Kampf der Mäusearmee wird getanzt, und die Tänzer zeigen durch ihre Bewegungen und Gesichter, was gerade geschieht. Ich finde, die Beschreibung ist sehr bildlich, sodass man sich das Bühnengeschehen recht gut vorstellen kann (auch, wenn ich mich in einigen Punkten schon dafür interessiert hätte, wie genau dies oder jenes nun umgesetzt wurde, aber das wäre wohl zusehr in die Tiefe gegangen, dafür sollte ich mir das Werk besser endlich einmal direkt auf der Bühne bzw auf DVD ansehen. Ich glaube, ich bin als Erwachsener zu verkopft, Kinder hätten es da vielleicht einfacher gehabt *smile*). 

Die Musikstücke werden sehr schön von Simsa beschrieben. Er erklärt, was gerade getanzt wird, auch geht er gelegentlich näher auf die einzelnen Instrumente ein oder erklärt, wo man etwas Besonderes heraushören kann. Dadurch werden Kinder animiert, genauer auf die Musik zu achten, und die Geschichte wird zum Leben erweckt. 

Mit dem NUSSKNACKER ist wieder eine CD in meinem Regal gelandet, die ich gerne wieder anhören werde, wenn mir nach einem weihnachtlichen Märchen ist. Simsas Werke sind keine Geschichten, die man hört und dann wieder vergisst - die Kombination aus Erzählung, Musik, Unterhaltung und Wissen verleitet dazu, immer und immer wieder mit ihm zu hören, lachen und staunen. 

SaschaSalamander 30.12.2013, 08.36 | (0/0) Kommentare | PL

Die Schneekönigin

Ich habe nun in der Vorweihnachtszeit DIE SCHNEEKÖNIGIN genossen, vorgetragen von Katharina Thalbach. Ach, ich liebe dieses Märchen, es gehört neben einigen anderen zu meinen Favoriten, und ich könnte es immer wieder gerne hören. 

Zugegeben, es ist nicht leicht, eine Rezension zu schreiben über einen Klassiker, selbst wenn er in neuem Gewand auftritt. Trotzdem möchte ich ein paar Zeilen darüber verlieren, warum ich mich für diese CD entschieden hatten, wenn ich das Märchen auch in anderer Weise hätte hören können? 

Naja, Jumbo bzw Goya Lit ist ein Verlag, dem ich vertraue, das sage ich jetzt mal ganz so direkt, auch wenn ich sonst selten konkret Werbung mache. Aber schon seit längerer Zeit verfolge ich die Neuerscheinungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, und ich wurde bisher nur sehr selten enttäuscht. Die Leute haben einfach ein gutes Gespür für die Umsetzung ihrer Titel. Manchmal ist ein Autor oder Verlag für mich einfach Garant für ein gelungenes Buch oder Hörbuch, so auch hier.

Was dazu kommt, das ist auch Katharina Thalbach als Sprecherin. Ich mag sie, ob nun als Schauspielerin (erst letztens in dem TV-Movie DIE KANZLERIN) oder als Sprecherin im Hörbuch oder Hörspiel. Sie hat eine markante, leicht kratzige und doch sanfte Stimme, mit der sie perfekt für alles passt, was nicht in der Masse untergehen darf. Daher finde ich sie ideal für diese Umsetzung, denn sie ist zwar sehr gut geeignet als "Märchenoma" für die Kleinen (durch ihren warmen, sanften Ton), bringt aber auch schelmische Untertöne und sehr viel persönlichen Charakter ein für ältere Hörer, die der Geschichte gerne neue Aspekte abgewinnen möchten. Durch Thalbachs gelungene Interpretation wurde es für mich keine Minute langweilig, und stellenweise war es, als würde ich die Geschichte zum ersten Mal hören. Gebannt lauschte ich ihrer Stimme und ließ mich verzaubern, als Gerda sich auf die Suche nach ihrem Freund machte. 

Zwischen einzelnen Passagen wird Musik von Ulrich Maske eingespielt, die sehr schön zur winterlichen Atmosphäre des Märchens passt. Kinder kommen zur Ruhe, können das bisher Gehörte sacken lassen. Erwachsene können dadurch tiefer eintauchen in die Atmosphäre, können sich entspannt zurücklehnen und genießen. 

DIE SCHNEEKÖNIGIN ist wie gesagt ein Klassiker, bei dem man viel falsch machen kann, wenn man ihn umdichtet und zusehr verändert. Auch ein stupides Ablesen des Originals ohne Liebe zum Detail (Sprecher, Zwischentöne, Musik) wäre gefährlich, denn man hat das Märchen zu zu oft gehört, als dass man den hundersten langweiligen Aufguss hören möchte. Die Balance wurde hier perfekt gehalten.

In der Vorweihnachtszeit ist dieses Märchen einfach ein Muss, und mit Katharina Thalbach und Ulrich Maske ist es dem Verlag gelungen, die ideale Besetzung für das Hörbuch zu engagieren. Eine absolute Empfehlung für alle, die dieses zauberhafte Märchen neu entdecken möchten :-)


SaschaSalamander 23.12.2013, 09.14 | (0/0) Kommentare | PL

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