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Ausgewählter Beitrag
Eddie Dickens Trilogie
01 - Schlimmes Ende
02 - Furcht erregende Darbietungen
03 - Schlechte Nachrichten
04 - Unliebsame Überraschungen
05 - Abscheuliche Angewohnheiten
Dies sind die Titel der Eddie-Dickens Trilogie von Philip Ardagh. Und wer will schon behaupten, eine Trilogie müsse zwangsläufig drei Teile haben? Auch sonst hält sich Philip Ardagh nicht unbedingt an das, was man als Leser gewohnt ist. Aber vorerst ein paar Worte zu den Inhalten der einzelnen Bände:
Eddies Eltern sind krank: sie riechen nach alten Wärmflaschen und sind an den Rändern gelb und wellig. Und da die Krankheit höchst epidermisch (also ansteckend, wie sie sagen) ist, soll ihr Sohn Eddie (den seine Mutter Simon nennt, wenn sie seinen Namen vergessen hat, und den der Vater Jonathan nennt, wenn er den Namen sowie den Namen, welchen seine Mutter ihm gibt, vergessen hat) zu dem Wahnsinnigen Onkel Jack und dessen Frau, der Noch Wahnsinnigeren Tante Maude. Und da stehen sie auch schon vor der Tür, ihn abzuholen. Eddie steigt in die Kutsche und erlebt ein unglaubliches Abenteuer auf der Fahrt nach "Schlimmes Ende", wie sich das Haus des Onkel und der Tante nennt und wo er bis zum Schluß des Buches auch niemals ankommen wird. Denn die beiden Verwandten tragen ihren Namen nicht zu Unrecht. Aber worin sich der Wahnsinn der beiden kauzigen Alten äußerst, ob Eddies Eltern geheilt werden, was es mit Malcolm oder Sally dem ausgestopften Wiesel auf sich hat und wer die Laberliese ist und wieso Eddie plötzlich in einem Waisenhaus endet - das erfährt nur, wer das Buch liest ;-)
Im zweiten Band findet Eddie im Garten seines wahnsinnigen Onkels Jack, wo er nun mit seinen Eltern lebt (wie es dazu kam, ist eine laaaange Geschichte und wird in Teil 1 erzählt), einen Sarg. Und daraus erhebt sich - nein, nicht etwa ein Zombie, sondern der "Groo-hoooße Zuchini", Eskamoteur, Eskapologe und Entfesselungskünstler. Und kurz darauf landet ein Heißluftballon im Garten. Außerdem wären da noch die ausgebrochene Gefangenen im Hochmoor, aber das wäre jetzt alles etwas zu kompliziert zu erklären ...
Weil der W.O. Jack schon lange keine "schlechten Nachrichten" (so der Titel seiner ihm eigenen Zeitung aus den Vereinigten Staaten) erhielt, soll Eddie nach Amerika, um abzuklären, was dort vor sich geht. Wie üblich versinkt Eddie im Chaos zwischen all den wahnsinnigen Erwachsenen, behält als Einziger einen kühlen Kopf, aber am Ende führt es doch alles zu nichts ...
Im Vierten Teil stößt der britische Eddie auf dem schottischen Landhaus seiner N.W.T. Maude auf gehörigen Widerstand, als er das Anwesen verkaufen soll. Aber kein Thema - auch hier geht wieder alles drunter und drüber!
Der fünfte Teil ist erst im August diesen Jahres erscheinen, sodass ich ihn noch nicht gelesen habe. Aber er ist bestimmt genauso großartig wie seine Vorgänger!
Was mir als erstes einfällt, wenn ich an Eddie Dickens denke? Genial! Großartig! Einzigartig! Britisch! Zum Lachen! Viel zu unbekannt! Ein kleines Meisterwerk! Nicht nur für Kinder! Voller versteckter und offener Anspielungen! Wortwitz auf höchstem Niveau (hier ein spezieller Dank an den Übersetzer Harry Rowohlt).
Ich wundere mich, warum die Eddie-Dickens Trilogie hierzulande noch immer so unbekannt ist. Oder, zumindest: warum ich bisher noch nichts von ihr gehört habe? Denn mit dem einzig vernünftigen Charakter Eddie, seinen wahnsinnigen Verwandten, den liebenswerten Eltern, aber auch dem ausgestopften (und dennoch gemeingeefährlichen!) Wiesel Malcolm (oder heißt es jetzt Sally?) und der ausgestopften Kuh Margerie (die der Tante als Wohnmobil dient) schuf Philip Ardagh Helden, wie sie die Literatur leider viel zu selten sieht. Aber ihre Einzigartigkeit ist es wohl, die sie zu etwas Besonderem macht. Keiner, der auch nur eine rational logische Handlung ausführt, wenn man von dem hilflosen Eddie einmal absieht. Einer verrückter als der andere.
Der staubtrockene und gleichzeitig völlig absurde Humor erinnert stark an Monty Python, der Wortwitz und die schrägen Ideen lassen das Herz eines Lemony-Snicket Fans (wie mir *g*) um ein Vielfaches höher schlagen, und Eddie Dickens trägt seinen Nachnamen wohl zu Recht. Denn bei sovielen Waisenkindern und allerlei Elend muss man ja zwangsläufig auch ein paar Parallelen zu dem alten Charles ziehen. Was sich der Autor in einem Nebensatz auch nicht verkneifen kann, als der W.O. Eddie von seinen Vorfahren und Brüdern erzählt. Auch sonst gibt es massig Anspielungen auf andere Bücher, manchmal mit einem Hinweis des Autors "voila, seht mal, dieses Buch hier meine ich" versehen, manchmal für findige Leser zwischen den Zeilen versteckt und nicht unbedingt leicht zu finden. Mein persönliches Highlight natürlich die Erwähnung eines Gefangenen, der für den Diebstahl eines Laib Brotes eine weit, weit höhere Strafe erhalten hat ...
Die Bücher sind versehen mit Zeichnungen, die wunderbar zu den schrägen Geschichten und Hauptfiguren passen, da macht das Lesen für Kinder (die sowieso nicht alle Anspielungen dieses Buches verstünden) und auch Erwachsene (die sich ebenso wie Kinder an den witzigen Momenten des Buches erfreuen können) gleich doppelt Spaß! Und die Hörbücher werden vorgetragen vom Übersetzer Harry Rowohl persönlich. Mit seiner tiefen Bass-Stimme verleiht er allen Figuren Leben und bringt die Zuhörer durch gekonnte Betonung zum Lachen. Da fällt es schwer, sich zwischen Buch und Vortrag zu entscheiden!
Wer es gerne skurril mag, wer das Lachen nicht verlernt hat und wer mal wieder ein richtig geniales Kinderbuch lesen mag, der sollte die Eddie Dickens Trilogie auf jeden Fall zur Hand nehmen! Es gibt Bücher, die sind einfach etwas Besonderes!
SaschaSalamander 04.09.2006, 09.47
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Kommentare zu diesem Beitrag
1.
von kleine-seele
Hi Chris,
vielen Dankf für den Tip. Ich setzt es mit auf meine Liste. Leider komme ich im Mom. nicht so zum lesen wie ich es möchte, kann also noch ein wenig dauern mit Charlie. Soll ich es dir dann noch schicken? Aber der Anfang ist schon mal vielversprechened. Mehr verrate ich dir nicht.
LG Kathrin
vom 04.09.2006, 12.18
Hi Chris,
vielen Dankf für den Tip. Ich setzt es mit auf meine Liste. Leider komme ich im Mom. nicht so zum lesen wie ich es möchte, kann also noch ein wenig dauern mit Charlie. Soll ich es dir dann noch schicken? Aber der Anfang ist schon mal vielversprechened. Mehr verrate ich dir nicht.
LG Kathrin
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Ich habe lange nach dem viel zu frühen Dahinscheiden des britischen Genies Douglas Adams nach jemandem gesucht, der einen diese Lücke als weniger schmerzlich empfinden lässt, sie vielleicht vergessen machen kann. Statt dessen gibt es hier mit Philip Ardagh ein weiteres Genie, das auch wieder eine weitere, eventuell selbstgeschaffene Nische besetzt, in die vorzudringen niemand sonst den Mut und die Gabe hat. Ich freue mich sehr, die Hörspielfassungen alle zu haben und las früher meinem Sohn als er krank war gerne von den seltsamen Leuten vor, die leicht wellig am Rand sind.
More to come I hope!
vom 24.09.2006, 18.01