SaschaSalamander

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Der König von Narnia

Sind ja etwas viele Filmrezensionen in der letzten Zeit, aber ich sehe auch wieder etwas öfter Filmchen an. Und der hier ist okay, ist ja schließlich eine Literaturverfilmung ;-)

Ich gehöre zu den Leuten, die Narnia vor dem Film nicht kannten. Leider habe ich es nicht geschafft, das Buch zuvor zu lesen, bevor ich den Film sah, aber das stört mich nicht. Zum ersten Mal hörte ich von Tsuzuki vor einiger Zeit davon, als wir uns über Bücher austauschten, danach stieß ich öfter auf die Chroniken aus der Feder des C.S. Lewis. Daher kann ich nicht beurteilen, wie der Film im Vergleich zum Buch gehalten ist, und ich werde hier mal so tun, als gäbe es das Buch (und vor allem elf weitere Bände) nicht. Auch die christlichen Aspekte, welche von vielen hervorgehoben werden, möchte ich ausklammern. Da ich das Buch nicht kenne, trete ich mit diesem Verriss (sorry, nichts anderes wird es) hoffentlich keinen Fans des Buches auf die Füße ;-)

Die Geschwister Lucie, Edmund, Susan und Peter werden von ihrer Mutter zu ihrem Onkel geschickt, um dem Krieg zu entfliehen. Dort ist es recht trist, sie dürfen nicht rennen, lärmen, sie fühlen sich eingeengt. Als sie sich eines Tages über das Verbot der Haushälterin, ihren Onkel nicht durch lautes Toben zu stören, hinwegsetzen, spielen sie Verstecken. Dabei findet Lucie einen geheimnisvollen Schrank, der die Tür zu einer neuen Welt darstellt. Sie trifft dort einen Faun, der sie zum Tee einlädt. Als sie zurückkehrt und ihren Geschwistern davon erzählt, glauben diese ihr nicht. Doch als sie sich auf der Flucht vor der Haushälterin am nächsten Tag in dem Schrank verstecken müssen, betreten sie alle vier das geheimnisvolle Land Narnia. Dort herrscht ewiger Winter. Die Kinder erfahren, dass sie Teil einer großen Prophezeiung sind, sie werden die weiße Hexe zu Fall bringen und das Königreich Narnia zu viert in Frieden regieren. Sie machen sich mit ihren neuen Freunden, der Familie Biber, auf den Weg, den mächtigen König Aslan zu treffen, der bereits eine Armee für die Kinder aufstellt. Können die vier tatsächlich die weiße Hexe besiegen und die Prophezeiung erfüllen?

Achtung: ab hier kommen einige Spoiler. Aufgrund der Bekanntheit des Buches und des Filmes werde ich hier einige Dinge anschneiden, die im späteren Verlauf der Handlung geschehen!

Die Geschichte ist nett. Das war mein erster Eindruck. Ein wirklich nettes Märchen. Aber mehr auch nicht. Die Charaktere nicht sonderlich ausgefeilt, die Animationen ganz okay für ein Märchen. Die Idee etwas Neues, wenngleich aber leider aufgewärmt aus altbekannten Elementen. Unzählige Fabelwesen und ein paar sprechende Tiere wurden zusammengewürfelt, dazu Andersens Schneekönigin und eine geheimnisvolle Prophezeiung. Mittenrein ein paar unreife Kinder (Verzeihung, sie wirken wirklich sehr unreif auf mich, die einzelnen Verhaltensweisen wenig nachvollziehbar. Wieso stellte sich Edmund auf die gegnerische Seite? Wieso hatte Peter nicht dazugelernt und kommandiert seinen kleinen Bruder am Ende noch immer herum? Etc)

Die Geschichte an sich ist schon okay, aber zu schnell erzählt. Die Erzählung wirkt abgehackt und geschnitten, eigentlich hätte man gut und gerne die doppelte Zeit auf Charakterentwicklung, Konflikte der Geschwister untereinander und vor allem Voranschreiten der Handlung legen können. Die Kinder kommen nach Narnia, schon müssen sie fliehen, direkt im Anschluss wird gekämpft, und dann ein Happy End. Es geht einfach alles zu schnell, es ist keine Zeit für den Zuschauer oder die Darsteller, die neue, bezaubernde Welt kennenzulernen.

Durch das schnelle Drängen der Handlung gehen viele Szenen auch verloren, und manches bleibt unklar. Einzelne Nebenhandlungen bleiben offen (wie geht es der Mutter? War der alte Onkel nun auch in Narnia? Was ist in den zehn Jahren zwischen dem Kampf und ihrer Rückkehr geschehen? Kehrt der Vater aus dem Krieg nach Hause? etc). Zudem ist es oft nicht ersichtlich, in welchem zeitlichen Zusammenhang Handlungen ablaufen, etwa der stete Schnitt zwischen dem Kampf und der Reise der Mädchen mit Aslan. Während die Begenung mit dem König mehrere Tage zu dauern scheint, kann der Kampf unmöglich mehrere Tage dauern ohne die Kämpfer zu ermüden.

Einige Szenen fand ich äußerst verwirrend. Was hat der Weihnachtsmann in einer fremden Welt zu suchen? Dies schien mir eine etwas kitschige Möglichkeit, den Kindern ihren späteren Kampf durch die ihnen gegebenen Geschenke zu erleichtern. Auch die kurz eingeschobene Ritterweihe wirkte etwas fehl am Platz, wenig würdevoll. Zumal der Satz "nein, zurück. Dies ist SEIN Kampf" mir unangemessen scheint, wenn ein Jungspund mit Schwert zum ersten Mal einem überaus gefährlichen Gegner gegenübersteht, ohne jemals zuvor ein Schwert in der Hand gehalten zu haben.
 
Die Animation war nicht perfekt, aber passend. Sie hat mir sehr gut gefallen. Die Bewegungen der Tiere und die Mundbewegungen beim Sprechen gefielen mir sehr gut. Manches wirkte zwar etwas hölzern (vor allem der Fuchs schien ein wenig steif in seinen Bewegungsabläufen), ansonsten jedoch top. Besonders die Landschaften waren ansprechend, ich konnte mir die fremde Welt sehr gut vorstellen. Der Soundtrack ist absolut spitze, sehr stimmungsvoll und passend. Ich werde ihn mir auf jeden Fall auch ohne den Film einmal anhören.

Da mir die Geschichte an sich sehr gut gefiel, ich die Umsetzung (abgehackte Erzählweise, offene Nebenhandlungen, oberflächliche Charaktere) jedoch für eher unausgereift hielt, werde ich auf jeden Fall die Bücher lesen, in der Hoffnung auf viele Antworten.

Wie fandet ihr den Film? Das Buch? Beides im Verhältnis? Geben die anderen Bücher oder der Teil "Der König von Narnia" Antworten auf die offenen Handlungsstränge?

SaschaSalamander 28.04.2006, 09.26

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Tsuzuki

Wollte dir nur sagen, dass Narnia meines Wissens nach aus insgesamt 7 Büchern besteht (nicht 12):
Das Wunder von Narnia
Der König von Narnia
Der Ritt nach Narnia
Prinz Kaspian von Narnia
Die Reise auf der Morgenröte
Der silberne Sessel und
Der letzte Kampf

Der Kommentar, den Tina geschrieben hat, drückt es echt treffend aus, warum der Film nicht so gut rüber kommt. Das Buch ist halt auch schon so. Ich hab es dir ja auch schon versucht zu erklären, aber sie hat die richtigen Worte dafür gefunden. Da kann ich mich nur anschließen.

vom 02.05.2006, 12.21
Antwort von SaschaSalamander:

Danke für die Auflistung :-)
2. von Tina

Tja ich sags mal so, als Kind hab ich die Bücher schon mal gelesen und war damals total gefesselt davon und fand sie super. Vor dem Film hab ich alle Bücher nochmal gelesen - sogar in Orginalsprache - und war eigentlich ziemlich enttäuscht. Es sind nette Kinderbücher, mehr auch nicht, zumal ich sagen muss, dass ich ja eigentlich recht gerne Kinderbücher lese, aber die Bücher von Astrid Lindgren, Michael Ende und wie sie alle heißen, gefallen mir dann doch auch heute noch um einiges besser. Mein Problem mit den Büchern ist vor allem, dass einfach total wenig passiert, besonders spannend sind sie nicht, man kann sich nicht so recht in die Charaktäre hineinfühlen und was etwas nervt ist immer der erhobene Zeigefinger des Autors und die christlichen Anleihen.
Einige deiner Fragen werden übrigens in anderen Teilen beantwortet (z.B. das mit dem Onkel), das "Problem" an der Verfilmung ist auch leider, dass die Bücher in der Reihenfolge verfilmt werden, wie sie geschrieben wurden und nicht wie chronologisch aufeinanderfolgen. Vor dem Band der verfilmt wurde, gibt es nämlich noch einen Band, der allerdings später geschrieben wurde, in diesem Band wird erzählt wie Narnia geschaffen wird und wie das erste Mal Kinder in diese Welt kommen.
Die Sachen die du am Film bemängelst liegen meiner Ansicht nach auch nicht mal am Film selbst, sondern dass das Buch nicht besser ist, wenn ich das mal so sagen darf ;o). Der Film orientiert sich eben sehr stark am Buch.
Und wenn ich nochmal sehr ehrlich sein darf, ich kann die Bücher eigentlich Erwachsenen nicht zum Lesen empfehlen, ich denke Kindern haben da ihren Spaß dran, gibt doch einige nette Charaktäre, aber Erwachsene stören sich dann sicher doch an der einen oder anderen Sache.
Soweit meine bescheidene Meinung dazu :o).
Liebe Grüße Tina

vom 30.04.2006, 20.58
Antwort von SaschaSalamander:

Wow, ganz schön ausführliche Gedanken dazu, danke! :-)

Ähnliches hat mir Tsuzuki (meine Freundin) schon erzählt, und Deine Aussage bestätigt mir das jetzt eigentlich nur noch. Ich denke, ich werde es mal querlesen oder vielleicht als Hörbuch genießen, aber in Muse das Buch lesen, da werde ich wohl momentan immer andere vorziehen ... ich hielt es in der Buchhandlung mal in der Hand und habe es ein wenig überblättert und hier und dort überflogen, es hat mich auch nicht so wirklich gepackt. Es gibt Bücher, da lese ich eine oder zwei Seiten und kann es nicht mehr weglegen, auch wenn es mittendrin udn völlig aus dem Zusammenhang ist ... war hier nicht so ...



1. von Biene

Hallo Erowyinn!
Wir haben uns "Narnia" damals gleich zum Kinostart mit unserem Sohnemann angesschaut, denn er hatte sich den Kinobesuch sooo gewünscht (die Ausrede ist doch dann immer gut *grins*).
Ich kannte bis dahin weder Buch noch genaueren Inhalt der "Chroniken von Narnia".
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es ein netter Kinderfilm geworden ist (wir haben es mit "Herr der Ringe für 8jährige" umschrieben). Wir Erwachsene haben uns stellenweise ziemlich gelangweilt - nur die Darstellerin der Schneekönigin hat es für uns rausgerissen - und als dann auch noch der Weihnachtsmann auftaucht ... ne, das war wohl nix!
LG, Biene


vom 29.04.2006, 21.01
Antwort von SaschaSalamander:

Mh, ich denke auch, das ist es: ein reiner Kinderfilm ... schade, wirklich gute Kinderfilme und Kinderbücher können auch Erwachsene begeistern (Lindgren, M.G. Schmidt, etc). Aber es war schon ganz nett eigentlich ... aber halt eben nur nett ... "HdR für 8jährige" trifft es ganz gut ...

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