SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Der Ruf der Stille

Klappentext: Im Sommer 1986 begibt sich Christopher Knight auf einen Roadtrip von Massachusetts nach Maine und verschwindet in den Wäldern. 27 Jahre lang bleibt er dort, abgeschieden von der Welt, ohne menschlichen Kontakt, bis er wegen Diebstahls gefasst wird: Er hatte Essen geklaut. In einem einfachen Zelt überlebte Knight die härtesten Winter, weil er klug wie ein Eichhörnchen Vorräte gebunkert und alles darauf ausgerichtet hatte, nicht zu erfrieren. In den nahegelegenen Ferienhäusern versorgte er sich mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern und verstörte als unheimliches Phantom die Bewohner von North Pond. Der Journalist Michael Finkel hat das außergewöhnliche Leben des Chris Knight dokumentiert. Entstanden ist eine fesselnde Story, die den fundamentalen Fragen über ein gutes Leben nachgeht und das tief bewegende Porträt eines Mannes hinterlässt, der sich seinen Traum erfüllte: ein Leben in absoluter Stille.


Der Fall von Christopher Knight ging durch die Presse, auch ich fand das spannend. Und im Fichtelgebirge wurde 2015 ein Mann festgenommen, den man als "Waldläufer" bezeichnete, nachdem er knapp ein Jahr auf ähnliche Weise gelebt hatte wie damals Knight.

Das hat schon was, das liest man doch gern. Also nicht, dass sie festgenommen wurden, sondern der Gedanke, sich einfach abzusetzen. Weg von der Gesellschaft, rein in die Wälder, so ganz alleine mit sich selbst und der Natur. Der Zivilisation entsagen, befreit von den Zwängen des Hamsterrades. Aber was so verlockend klingt, ist natürlich für die meisten von uns nur ein Traum, und spätestens wenn es draußen kalt wird und wir uns lieber eine DVD einlegen statt draußen spazierenzugehen, ist dieser Traum auch schon wieder vorbei ;-)

Trotzdem, das Buch wollte ich gerne lesen. Um mehr zu erfahren, wie Christopher Knight gelebt hat. Was ihn dazu bewogen hat und wie er über den Winter kam. Der Autor fühlte sich von den Schilderungen der Presse angesprochen und nahm Kontakt zu Knight auf. Obwohl Knight eher zurückgezogen ist und wenig redet, öffnete er sich dem Autor bis zu einem gewissen Grad.

Trotzdem bleibt das Buch über Motive und Hintergründe eher still. Einerseits, weil es da vielleicht nicht viel zu erzählen gibt. Denn Knight hat es eben getan, ohne großes Tamtam. Und zum anderen, weil der Kontakt zwischen Autor und Knight zwar von mehr Offenheit geprägt war als zu anderen Personen seines Umfeldes, er sich aber dennoch recht bedeckt hielt und wenig Worte verlor. Die Versuche des Autors, den Kontakt immer wieder aufrechtzuerhalten, wirken ein wenig verloren und manchmal auch aufdringlich. Dadurch wirkt das Buch an manchen Stellen etwas aufgebauscht, so als wolle er unbedingt dieses Buch schreiben und auf Biegen und Brechen noch ein wenig Material dafür herauskratzen. Dass er jedoch auch menschlich Sympathie für Knight hegt, kommt dabei zwar beim Leser an, wirkt aber ein wenig künstlich.

Insgesamt liest sich das Buch flink und flüssig, ich hatte es recht schnell beendet und legte es nur ungern aus der Hand. Mit dem Wissen, dass dies keine Fiktion ist sondern real geschehen, war es umso interessanter. Literarisch gesehen ist es nicht gerade hohe Lektüre, aber der Mensch dahinter, Christopher Knight, wird dem Leser wohl lange im Gedächtnis bleiben.

SaschaSalamander 18.05.2018, 14.18

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