SaschaSalamander

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Die Chronik der Unsterblichen 01

hohlbein_chronik01_150.jpgÜber die Feiertage wollte ich mich mal wieder so richtig gemütlich aufs Sofa fläzen und nichts als lesen oder hören. Nichts allzu Anspruchsvolles. Ausnahmsweise über die Feiertage auch mal nicht allzu blutig. Und dröge genug, dass ich nebenbei ein paar Arcade-Spielchen zocken oder gemütlich dösen konnte, ohne viel zu verpassen. Und ich habe es bestens getroffen, als ich "Die Chronik der Unsterblichen 01 - Am Abgrund" von Hohlbein griff.

Früher war ich ja großer Fan dieses Autors, inzwischen dagegen stehe ich ihm doch recht skepetisch gegenüber, seit er immer mehr Massenware vom Band präsentiert. Trotzdem, die mehrteilige "Chronik der Vampire" soll recht gut sein, ich habe schon viel Positives gehört. Also warum nicht ...

Andrej kehrt nach einer langen Ausbildung als Schwertkämpfer zurück in sein Heimatdorf. Und zu seinem Erschüttern findet er nahezu alle Dorfbewohner getötet und verstümmelt vor, einen mehrere Tage lang gefolterten Alten erlöst er auf dessen Flehen von seiner Qual. Da tritt ein Junge vor ihn, der sich als Frederic vorstellt und ihm erzählt, was vorgefallen war. Gemeinsam machen sich die beiden auf, die "goldenen Ritter", welche das Unheil über das Tal brachten, aufzuspüren und zu vernichten. Recht schnell wird ihnen klar, dass sie es mit der Inquisition zu tun haben, und Andrej muss erkennen, dass ER der Grund für das Leiden und die Qual in seiner Heimat war, denn ER wird gnadenlos von den Häschern des Vatikans gejagt. Auf der Flucht vor der Inquistition, auf der Jagd nach dem Rittern, auf Rettungsmission nach den verschleppten Überlegenbenden des Dores, erfährt Andrej immer mehr über sich selbst, seine Vergangenheit, seine Bestimmung und seine wahre Natur, ...

Ach, das tat mal wieder richtig gut, einen alten Hohlbein von bekannter Güte: plump, platt, voller Klischees, aber flüssig zu lesen und sehr unterhaltsam, ohne im Niveau ZU tief zu sinken. Hohlbein, wie ich ihn damals gerne gelesen habe, eben richtig gute Unterhaltung zum Entspannen und Genießen. Unzählige Anspielungen, sodass der Leser sich fragt, wenn Andrej denn endlich versteht. Ein naiver, liebenswürdiger Held, der im Laufe der folgenden Bände wohl noch eine recht drastische Entwicklung erleben wird, wie sie bereits im ersten Band begann. Eine Geschichte, wie sie schon unzählige Male in so vielen Variationen geschrieben wurde und wie sie für Freunde des Genres eben immer wieder schön ist. Ich möchte sie nicht loben, ich kann sie jedoch auch nicht zerreißen. Es ist eben ein ganz typischer mittelalterlicher Hohlbein - Fantasy. Man mag ihn oder nicht, ...

Damit wäre über das Buch für mich eigentlich schon alles gesagt. Keine Besonderheiten, die es positiv oder negativ hervorzuheben gäbe sprachlich oder ihnhaltlich. Das Hörbuch dagegen ... woooooow, da muss ich jetzt aber einige Takte ablassen. Denn als großer Liebhaber von Hörbüchern, Hörspielen und szenischen Lesungen kann ich dieses grausame Machwerk nicht so einfach unerwähnt lassen!

"Gelesen vom Autor" ist etwas, das mich immer sehr freut. Der eigene Autor, wer sonst sollte am besten wissen, wie ein Werk zu interpretieren ist, wer sonst könnte ihm soviel Gewicht verleihen. Und dann auch noch die Stimme des Autors zu hören, das ist etwas Besonderes! Wolfgang Hohlbein dagegen sollte besser darauf verzichten, seinen Lesern dies anzutun. Seine Stimme recht heiser, hoch und rauchig. Ich habe fast keinen unbegabteren Sprecher gehört (nope, ich sage Euch nicht, in welchen Genres man NOCH schlechtere Sprecher findet *rofl*) als ihn. Denn zusätzlich zu seiner unpassenden Stimme (für die er ja nichts kann und die auch keine Schande ist, nicht jeder kommt mit einem Organ wie Joachim Kerzel zur Welt) verfügt er über keinerlei Intonation. Er leiert, wie ein Erstklässer in den ersten Tagen es kaum schlechter kann. Zu Ende eines Satzes senkt er die Stimme, gleich ob er nun "ich werde Dich töten, niederes Gewürm" oder "oh ... welch Freude" sagt. Nicht jeder Sprecher beherrscht die Fähigkeit, unterschiedlichen Charakteren auch unterschiedliche Stimme und Dialekt zu verleihen, aber SO wenig Variationen habe ich bei noch keinem erlebt. Es ist schwer, nicht dabei einzuschlafen. Sein Räuspern und Krächzen dazwischen hält den Hörer jedoch davon ab. Ich frage mich, wie der Autor seinem eigenen Werk SO wenig Begeisterung entgegenbringen kann, dass man meint, er schliefe gleich selbst dabei ein.

Von der Aussprache Hohlbeins ganz zu schweigen: "er weckte es ab" - ?!?!? ich musste einige Zeit sinnieren, bis ich merkte, er wollte eigentlich "er wägte es ab" meinte. Eine "Chance" wird zur "Schangse" und ähnliche Grausamkeiten.

Dann die Umsetzung: ein Hörbuch ist lediglich der vom Sprecher vorgetragene Text. Ein Hörspiel sind verschiedene Sprecher sowie Geräusche und Musik. Eine szenische Lesung ist ein Sprecher, unterlegt von unterschiedlichen Geräuschen und ab und zu ein wenig Musik. Dieses Werk war ... äh ... nichts davon. Sondern nur schlecht. Die Musik gänzlich unpassend. Was hat Musik, die man nachmittags im chinesischen Restaurant hört, in den transsylvanischen Dörfern und mittelalterlichen Städten zu suchen? Und wenn der Autor vorlas, wie die Hufen eines Pferdes zu hören waren, dann hört man zwei Kokosnüsse gegeneinanderschlagen. Liest er vom Lärm in der Kneipe, hört man eine billige Szenerie wie aus einem uralten Computerspiel ein paar Trinksprüche johlen, zwischendurch ein Grunzen, Ächzen oder Stöhnen, wenn gekämpft und gelitten wird. Ich wage zu behaupten, dass jeder, der nur ein klein wenig Ahnung von Geräuschuntermalung hat, es besser gestalten könnte. Anfangs mag es amüsant scheinen, später scheint es lächerlich, gegen Ende wird es einfach nur lästig..

Doch, das Buch selbst ist eigentlich gar nicht mal so übel. Das Hörbuch, naja, ich finde es schon eine recht interessante Erfahrung, sich das einmal angetan zu haben. Trotzdem, wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich eher das Buch selbst. Es lohnt sich. Einer der besseren Hohlbein. Sofern man ihn nicht hören muss, ...

SaschaSalamander 29.12.2006, 09.17

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Iris

Hallo Sunsy.

Ich lese * Ein Hut voller Stern* und bin nach 150 Seiten toal begeißtert. Ich hatte doch in Deinem anderen Blog schon geschrieben, das ich das Buch *einfach göttlich * finde ;)

LG und ein schönes Wochenende,
iris

vom 30.12.2006, 11.22
Antwort von SaschaSalamander:

Stimmt, hab ich total verhaspelt, dass Du das schon geschrieben hattest, sorry ;-)
2. von Iris

Hmmm ,danke für die tolle Rezi. Das steigert meine Vorfreude doch enorm denn ich habe die Chronik auch hier stehen. Mal sehen wann ich dazu komme sie zu lesen.

Jetzt ist ja erstmal der Pratchett dran und dann hab ich noch die ganzen Bartimäüsbücher aus der Bücherei hier liegen. Die müssen auch erst weg weil ich die ja wieder abgeben muß.

LG
Iris


vom 29.12.2006, 21.25
Antwort von SaschaSalamander:

Jau, lohnt sich zu lesen, auch wenn die CD dazu nicht so toll ist, ... ich hör mir aber trotzdem noch dei zweite dazu an, und dann les ich Band drei und vier, hab ich gestern in der Bib geholt, ...

welchen Pratchett wirst Du lesen?

Ach, die Bartimäus, die sind soooo klasse, bin gespannt, wie sie Dir gefallen!!!

1. von Sunsy

Liebe Sara, schade dass du keine shoutbox angeschlossen hast, denn hier passt es eigentlich gar nicht so gut hin... und Rezensionen versuche ich so weit wie möglich erst zu lesen, wenn ich das Buch selbst gelesen habe ;), einfach, um keine Vorurteile aufzubauen.

Ich wollte nur einen lieben Gruß da lassen, weil ich gleich wieder losdüse. Komm gut ins neue Jahr, feiere schön und bleib gesund und munter! Ich wünsch dir daher für 2007 vor allem Gesundheit, die Bücher kommen von ganz alleine ;)

glg, Sunsy

vom 29.12.2006, 17.36
Antwort von SaschaSalamander:

Hm, hab schon öfters überlegt, ob ich eine Shoutbox reinbasteln soll, vielleicht mach ich es dieser Tage ja mal, ... dafür ist halt das Gästebuch normalerweise *grübel* ... na, mal sehen ...

danke für Deine lieben Wünsche, und auch Dir wünsch ich ein gutes neues Jahr ;-)

Und, jau, Du hast Recht, die Bücher vermehren sich wie von selbst, da muss man keine Sorge haben *ggg*

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