SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Die Mitternachtsbande

Klappentext: Als Tom mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus kommt, schließt er schnell Freundschaft mit den anderen Kindern auf der Station: Da ist Amber mit ihren Gipsarmen und -beinen; Robin mit seiner Augenbinde; George, der sich von einer Mandeloperation erholt; und die kleine Sally, die so krank ist, dass sie die meiste Zeit im Bett liegen muss. Alle fünf teilen ein spannendes Geheimnis: Sie sind die MITTERNACHTSBANDE! Jede Nacht schleichen sie sich heimlich in den Keller des Krankenhauses, denn ... Aber von den wilden Abenteuern, die sie dort erleben, darf natürlich niemand etwas wissen. Schon gar nicht die boshafte Stationsschwester.


Und wieder ein neues Buch von David Walliams. Seine Titel werden mir nie langweilig, und ich freue mich immer wie ein kleines Kind, sobald ein neues Werk von ihm erscheint. Seine Bücher lassen mich laut lachen, und sie vermitteln auch stets eine schöne Botschaft.

DIE MITTERNACHTSBANDE unterscheidet sich in einem Punkt von den bisherigen: Protagonisten sind sonst immer einzelne Kinder in einer speziellen Lebenslage. Hier ist es plötzlich eine ganze Gruppe. Zwar ist die Geschichte aus Toms Sicht erzählt, doch auch all die anderen schließt der Leser sofort ins Herz. Diesmal wird nicht nur ein Herzenswunsch erfüllt oder eine Aufgabe gelöst, sondern gleich mehrere: jedes der Kinder hat Ziele, Wünsche, Hoffnungen - und diese zu realisieren erfordert für Walliams jede Menge Kreativität. Er hat sich dieses Mal richtig ins Zeug gelegt! Er ist ja immer einfallsreich und witzig, doch dieses Mal übertrifft er sich in dieser Hinsicht selbst, um all seinen kleinen liebgewonnenen Patienten im Buch gerecht zu werden (bitte verzeiht mir gerade die vielen Superlative, aber es ist bei Walliams einfach angebracht).

Wieder ist sein Buch respektlos, rotzfrech und wunderbar absurd. Da wird gerotzt, geschnoddert, gepupst, gerülpst, es gibt Hasenköttel und Zehnägel und jede Menge anderer ekliger Dinge, die kleinen und großen Kindern so richtig Spaß machen. Er trifft genau den richtigen Ton, um dabei nicht zu unanständig zu werden sondern einfach die kindliche Freude und Unbefangenheit im Umgang mit diesen Themen zu spiegeln (mit typisch amerikanischem Fäkalhumor haben seine Unanständigkeiten nichts zu tun, eher mit dem britischen Spiel der Etikette).

Und wie immer gibt es eine tolle Botschaft. DIE MITTERNACHTSBANDE strotzt nur so vor Freundschaft und Familie. Es handelt davon, wie verschiedene Charaktere zusammenfinden, sich befreunden, füreinander einstehen und miteinander Dinge erschaffen, die einem alleine nicht möglich wären.

Für die Illustration ist diesmal wieder Tony Ross verantwortlich (für andere Titel manchmal auch Quentin Blake - ich könnte mich nicht entscheiden, wen von beiden ich besser finde), der zB auch schon im >ZOMBIE-ZAHNARZT< oder für >DER ETWAS NERVIGE ELEFANT< zeichnete. Knappe, kindliche Skizzen, die gekonnt eine Szene einfangen und unterstreichen. Ohne seine schrägen Bilder wäre das Buch wohl nur halb so lustig.

DIE MITTERNACHTSBANDE ist wie alle Kinderbücher von Walliams perfekt zum Vor- und Selbstlesen. Kinder können beim Lesen viel entdecken, wenn Geräusche Worte in der Schriftform besonders hervorgehoben sind, den Inhalt lautmalerisch wie auch optisch unterstreichen. Für Erwachsene zum Vorlesen sind die gezeichneten Worte eine perfekte Vorlage, wann sie variieren, schreien, flüstern, ihre Stimme verstellen und die Geschichte damit lebendig werden lassen können.

Während des Lesens entdeckte ich, dass es den Titel auch als Hörbuch von einer meiner Lieblingssprecherinnen bei meinem Musikanbieter gibt. Andrea Sawatzki schafft es perfekt, den Vortrag wie eben genannt zu gestalten. Es ist eine Freude, ihr zuzuhören. Aber ich gebe zu, eine weibliche Stimme (so angenehm sie ist, und so gut sie auch vorträgt) in teilweise sehr lauten, zur Handlung passend stellenweise auch schrillen oder quäkenden Tonlagen empfand ich auf Dauer als sehr anstrengend, sodass ich häufig pausieren musste (was ihren Vortrag allerdings nicht schmälert sondern im Gegenteil besonders lobt, denn sie wird dem Inhalt sehr gut gerecht. Als Kind hätte ich meine helle Freude an ihrer Stimmakrobatik gehabt. Als Erwachsener bin ich inzwischen eher ein Freund der leiseren Töne).

Mancher wird wohl den gekonnten Vortrag Sawatzkis bevorzugen, andere eher die genialen Bilder von Tony Ross. Mein Tipp: am besten beides! Es war ein Genuss, das Buch zu lesen und nebenbei zu hören. Das erinnerte mich an die Zeit meiner Kindheit, als es Hörspielkassetten in Kombi mit Märchenbüchern gab, sodass man lesen und hören konnte, was habe ich die geliebt! ;-)

Also, kurz gesagt: DIE MITTERNACHTSBANDE ist wieder ein tolles Werk von David Walliams. Vorlesen lassen, selbst lesen, Hörbuch einlegen, Bilder ansehen, alleine oder gemeinsam - egal, wie man dieses Buch genießt, es bereitet Freude und Spaß.

SaschaSalamander 06.05.2019, 09.17

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