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Ausgewählter Beitrag
Die Wand
Als ich mir neugierig das ungekürzte Hörbuch ">die Wand<" von Marlen Haushofer lieh, wusste ich nicht, wie bedeutend dieses Werk eigentlich ist. Vielleicht hätte ich mich sonst lange davor gegraut, es überhaupt anzuhören, denn "wichtige" Werke haben immer einen Beigeschmack von "schwerfällig" und "langweilig". So aber hörte ich das Buch gerne und suchte danach neugierig >im Internet< nach Interpretationen.
Die namentlich ungenannte Ich-Erzählerin wird von ihren Freunden auf eine Jagdhütte eingeladen. Die Freunde gehen abends noch kurz in das benachbarte Dorf. Am nächsten Morgen sind sie noch immer nicht zurück. Die Frau geht in Richtung des Dorfes und stößt unweit der Jagdhütte mitten auf der Wiese gegen eine unsichtbare Wand. Hinter der Wand scheinen die Menschen in ihren Bewegungen erstarrt, gestorben, ebenso die Tiere. Nur auf ihrer Seite der seltsamen Barrikade geht das Leben weiter. Der Hund Lux, eine ihrer Herde entlaufene Kuh und eine Katze werden zu ihren Gefährten. Die Frau muss lernen, mit dieser Situation zu leben. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, schreibt sie später dieses Buch.
Mir gefällt das Buch sehr gut. Es zählt zu den 100 Lieblingswerken der Deutschen, was mich nicht erstaunt. Zu den zehn persönlichen Favoriten würde ich es im Gegensatz zu Frau Elke Heidenreich jedoch keinesfalls zählen. Das Buch hat etwas von einer typischen Schullektüre, finde ich. Und es lässt soviele Interpretationsmöglichkeiten offen, dass es schon fast beliebig scheint. Angst vor Atomkrieg, endogene Depression, Emanzipation, Antizipation, das Urwesen des Menschen, autobiographische Züge, was habe ich da beim Überfliegen im Internet alles gefunden. Was wirklich dahinter stecken mag, könnte uns wohl nur Frau Haushofer erzählen, so sie noch lebte. Ich persönlich sehe es einfach als interessantes Buch.
Allerdings ist es sehr beunruhigend. Manch einer gruselt sich vor Blut, Mord, Monstern oder Außerirdischen, ich empfinde offen gesagt (Achtung, hier wirds jetzt sehr persönlich!) Visionen einer leeren Welt, wie etwa "The Stand" oder "Langoliers" von Stephen King oder eben "die Wand" beängstigend. Ich möchte mir diese Situation gar nicht vorstellen. Doch die Frage "wie hätte ich reagiert" kommt jedem Leser während dieser Lektüre zwangsläufig wie von selbst. So kann ich es nicht nachvollziehen, wie scheinbar gelassen die Erzählerin diese Wand hinnimmt. Ich hatte sogar den Eindruck, sie wäre ihr recht willkommen. Kein Versuch, Höhe oder Tiefe der Wand zu erkunden, sie durch Gewalteinwirkung zu zerstören, keine Suche nach anderen Menschen in der von der Wand gesteckten Einsamkeit.
Das Buch ist sehr ungewöhnlich, geschieht in dieser Zeit kaum etwas. Alles wird reduziert auf den Kreislauf des Lebens, bestehend aus Saat und Ernte, Geburt und Tod. Die Frau kümmert sich um ihre Tiere, sie lernt im Einklang mit der Natur zu leben, bebaut ihren Kartoffelacker, melkt die Kuh, bereitet Heu für den Winter vor. Sie hat sich damit abgefunden. Sollten ihr Menschen begegnen, hat sie immer ein Gewehr in ihrer Nähe. Das Buch ist also reduziert auf das Wesentliche, und genau dadurch gibt es soviel Raum für Interpretation. Ein Mensch, auf sich alleine gestellt, fernab jeglicher Zivilisation. Das alte Robinson-Motiv. Immer wieder spannend.
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es manchem Leser rasch langweilig werden mag, sich alleine auf diese Frau, die zu melkende Kuh und den Kartoffelacker zu konzentrieren. Die eigentliche Frage, welche die Frau beschäftigt und weswegen sie diese Niederschrift beginnt, stellt sich erst ganz am Ende, ist quasi die Kernfrage, auf die alles abzielt, und auf die bereits in den ersten Seiten hingearbeitet wird: was trieb den Menschen dazu, ihre Tiere so grausam zu töten? Diese Frage belastet sie während des gesamtes Buches weit mehr als die Mauer, welche sie inzwischen als gegeben hinnimmt, wohl eine von Menschen geschaffene Waffe. Es wäre für mich sehr interessant, über die Weltsicht der Erzählerin, ihre Prioritätensetzung, ihr Menschenbild, ihren Neuanfang, ihr selbstgestaltetes Leben zu diskutieren. Wer solche Fragen eher langweilig findet, der wird vermutlich wenig Interesse an diesem Buch zeigen, denn um kaum etwas anderes geht es.
"Die Wand" ist ein wichtiges Buch, das sich flüssig und rasch in einem Zug lesen lässt. Es fesselt den Leser ab der ersten Seite, oder er wird über die ersten Seiten niemals hinauskommen. Es ist etwas ganz Eigenes, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.
Die namentlich ungenannte Ich-Erzählerin wird von ihren Freunden auf eine Jagdhütte eingeladen. Die Freunde gehen abends noch kurz in das benachbarte Dorf. Am nächsten Morgen sind sie noch immer nicht zurück. Die Frau geht in Richtung des Dorfes und stößt unweit der Jagdhütte mitten auf der Wiese gegen eine unsichtbare Wand. Hinter der Wand scheinen die Menschen in ihren Bewegungen erstarrt, gestorben, ebenso die Tiere. Nur auf ihrer Seite der seltsamen Barrikade geht das Leben weiter. Der Hund Lux, eine ihrer Herde entlaufene Kuh und eine Katze werden zu ihren Gefährten. Die Frau muss lernen, mit dieser Situation zu leben. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, schreibt sie später dieses Buch.
Mir gefällt das Buch sehr gut. Es zählt zu den 100 Lieblingswerken der Deutschen, was mich nicht erstaunt. Zu den zehn persönlichen Favoriten würde ich es im Gegensatz zu Frau Elke Heidenreich jedoch keinesfalls zählen. Das Buch hat etwas von einer typischen Schullektüre, finde ich. Und es lässt soviele Interpretationsmöglichkeiten offen, dass es schon fast beliebig scheint. Angst vor Atomkrieg, endogene Depression, Emanzipation, Antizipation, das Urwesen des Menschen, autobiographische Züge, was habe ich da beim Überfliegen im Internet alles gefunden. Was wirklich dahinter stecken mag, könnte uns wohl nur Frau Haushofer erzählen, so sie noch lebte. Ich persönlich sehe es einfach als interessantes Buch.
Allerdings ist es sehr beunruhigend. Manch einer gruselt sich vor Blut, Mord, Monstern oder Außerirdischen, ich empfinde offen gesagt (Achtung, hier wirds jetzt sehr persönlich!) Visionen einer leeren Welt, wie etwa "The Stand" oder "Langoliers" von Stephen King oder eben "die Wand" beängstigend. Ich möchte mir diese Situation gar nicht vorstellen. Doch die Frage "wie hätte ich reagiert" kommt jedem Leser während dieser Lektüre zwangsläufig wie von selbst. So kann ich es nicht nachvollziehen, wie scheinbar gelassen die Erzählerin diese Wand hinnimmt. Ich hatte sogar den Eindruck, sie wäre ihr recht willkommen. Kein Versuch, Höhe oder Tiefe der Wand zu erkunden, sie durch Gewalteinwirkung zu zerstören, keine Suche nach anderen Menschen in der von der Wand gesteckten Einsamkeit.
Das Buch ist sehr ungewöhnlich, geschieht in dieser Zeit kaum etwas. Alles wird reduziert auf den Kreislauf des Lebens, bestehend aus Saat und Ernte, Geburt und Tod. Die Frau kümmert sich um ihre Tiere, sie lernt im Einklang mit der Natur zu leben, bebaut ihren Kartoffelacker, melkt die Kuh, bereitet Heu für den Winter vor. Sie hat sich damit abgefunden. Sollten ihr Menschen begegnen, hat sie immer ein Gewehr in ihrer Nähe. Das Buch ist also reduziert auf das Wesentliche, und genau dadurch gibt es soviel Raum für Interpretation. Ein Mensch, auf sich alleine gestellt, fernab jeglicher Zivilisation. Das alte Robinson-Motiv. Immer wieder spannend.
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es manchem Leser rasch langweilig werden mag, sich alleine auf diese Frau, die zu melkende Kuh und den Kartoffelacker zu konzentrieren. Die eigentliche Frage, welche die Frau beschäftigt und weswegen sie diese Niederschrift beginnt, stellt sich erst ganz am Ende, ist quasi die Kernfrage, auf die alles abzielt, und auf die bereits in den ersten Seiten hingearbeitet wird: was trieb den Menschen dazu, ihre Tiere so grausam zu töten? Diese Frage belastet sie während des gesamtes Buches weit mehr als die Mauer, welche sie inzwischen als gegeben hinnimmt, wohl eine von Menschen geschaffene Waffe. Es wäre für mich sehr interessant, über die Weltsicht der Erzählerin, ihre Prioritätensetzung, ihr Menschenbild, ihren Neuanfang, ihr selbstgestaltetes Leben zu diskutieren. Wer solche Fragen eher langweilig findet, der wird vermutlich wenig Interesse an diesem Buch zeigen, denn um kaum etwas anderes geht es.
"Die Wand" ist ein wichtiges Buch, das sich flüssig und rasch in einem Zug lesen lässt. Es fesselt den Leser ab der ersten Seite, oder er wird über die ersten Seiten niemals hinauskommen. Es ist etwas ganz Eigenes, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.
SaschaSalamander 31.03.2006, 13.22
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Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.
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Kommentare zu diesem Beitrag
1.
von Miyelo
Ich habe das Buch "Die Wand" vor wirklich urewigen Zeiten gelesen und es hat mich damals sehr beeindruckt. Mittlerweile habe ich so viele neue Lebenserfahrungen auf einander gehäuft, dass ich es vermutlich nochmal lesen sollte, um zu sehen, wie es nun bei mir ankommt. Danke für den Tipp.
LG - Elke
vom 31.03.2006, 18.46
Antwort von SaschaSalamander:
Ja, in der Tat, dieses Buch wird dem Leser wohl, je nachdem, aus welcher Lebenssituation heraus er es liest, unterschiedliche Inhalte vermitteln ... deswegen stelle ich mir eine Diskussion hierzu auch so interessant vor, weil wohl jeder etwas anderes hineininterpretiert oder selbst etwas anderes darunter versteht ... es ist schön, dass es soviel offen lässt, dadurch kann man es eigentlich immer wieder einmal mit ewtas Abstand lesen ...
Ich habe das Buch "Die Wand" vor wirklich urewigen Zeiten gelesen und es hat mich damals sehr beeindruckt. Mittlerweile habe ich so viele neue Lebenserfahrungen auf einander gehäuft, dass ich es vermutlich nochmal lesen sollte, um zu sehen, wie es nun bei mir ankommt. Danke für den Tipp.
LG - Elke
vom 31.03.2006, 18.46
Ja, in der Tat, dieses Buch wird dem Leser wohl, je nachdem, aus welcher Lebenssituation heraus er es liest, unterschiedliche Inhalte vermitteln ... deswegen stelle ich mir eine Diskussion hierzu auch so interessant vor, weil wohl jeder etwas anderes hineininterpretiert oder selbst etwas anderes darunter versteht ... es ist schön, dass es soviel offen lässt, dadurch kann man es eigentlich immer wieder einmal mit ewtas Abstand lesen ...
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Gut zu lesen, dass du es gehört hast :-)
Ich habe "Die Wand" Anfang 90 von einer Freundin geschenkt bekommen und als ich wissen wollte, worum es geht, meinte sie: eigentlich um Nichts - das ist das Spannende...
Es hat mich sehr beeindruckt, die Gedankenspiele, die damit unweigerlich verbunden sind,( besonders im Hinblick auf unsere Zivilisationsschäden )liessen mich lange Zeit nicht los.
Ich hatte es übrigens bei unserem 1. Büchernachmittag des V.z.V.k.V.D.i.A. als Empfehlung ( Neuauflage )vorgestellt und mein Original nach dem letzten Ausleihen leider (noch) nicht wiederbekommen :-(
Diskussionsbereite Rondagrüsse von Gabriela
vom 01.04.2006, 01.23
Oh, Diskussion über dieses Buch, wahnsinnig gerne! Mich würden viele Punkte dazu interessieren ... wie andere das sehen ...
Was hältst Du davon, dass sie bis auf die Anfangszeit mit dem Abschreiten der Wand eigentlich gar nicht versucht hat, die Mauer zu zerstören? Ich hätte Steine dagegen geworfen, versucht die Höhe zu erkunden, die Tiefe zu erbuddeln, sie täglich mit irgendwelchem Material bearbeitet, dagegengetreten, und und und ...
Diese Angst vor Menschen / Männern (so kam es mir zumindest in dem Buch vor, vielleicht überinterpretiere ich da auch), zieht die sich durch dieses Buch, oder auch durch das restliche Werk der Autorin?
Was könnte den Menschen am Ende bewegt haben, getan zu haben, was er tat (will nicht spoilern, aber wer es gelesen hat, weiß, wovon ich rede)? War diesr Mensch auch verantwortlich für Perle, oder war dies Schicksal / Natur?
Was könnte diese Mauer sinnbildlich darstellen? Was ist mit den Menschen geschehen, die draußen waren? Warum hat sich der andere Mensch solange nicht blicken lassen, wo war er bisher gewesen?
Wird die Mauer eines Tages verschwinden?
Wie würdest Du reagieren?
Erstaunlich, dass die Frau soviele Kenntnisse über Ackerbau hatte ... viele Dinge erledigt sie so selbstverständlich (wann und wie muss man Kartoffeln setzen, etc), wie es ein normaler Mensch der heutigen Zivilisation eigentlich nicht könnte ...
Was ging Dir / Euch sonst noch so durch den Kopf?
Also, von mir aus gerne drauflosdiskutiert, ich werde mir Mühe geben, so schnell als möglich alle Kommentare hierzu zu beantworten, damit es forenartig ablaufen kann ... denn dieses Buch hat mir zwar nicht unbedingt "gefallen", mich jedoch sehr bewegt und beschäftigt ...