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Ausgewählter Beitrag
Mein Leben - mit 18 mein Sturz
INHALT
Mihrali Simsek, dessen Namen natürlich für das Buch abgeändert wurde, sitzt wegen Totschlages für 6 Jahre und 6 Monate im Gefängnis. In seinem Buch MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ erzählt er, wie es dazu kam und wie es im Gefängnis ist. Im Grunde hätte er gute Chancen gehabt, besuchte ein Gymnasium und hatte Familie und soziale Kontakte, die ihn unterstützt haben. Doch er entschied sich für einen anderen Weg und erkannte erst zu spät, dass es der falsche war. Da war es bereits zu spät, ein junger Mann musste für diese Erkenntnis sterben, und für Mihrali begann ein neuer Lebensabschnitt
AUFBAU
Der Autor schrieb das Buch selbst, ein professioneller Schriftsteller stand ihm hierfür zur Seite. MEIN LEBEN ist gegliedert in neun Kapitel, denen jeweils ein kurzes Gedicht, ein kleiner Rap vorausgeht. Die Kapitel sind gegliedert in jeweils zwei Erzählstränge: "Draußen" und "Drinnen". Parallel erzählt er zum einen, wie sein Haftalltag aussieht, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte, welche Gedanken ihn bewegen. Zum anderen ist das Leben vor dem Knast, draußen, wo er schildert, was der Tat vorausging und wie es dann dazu kam.
Das Buch ist vom ersten Moment an mitreißend, Stil und Inhalt ziehen den Leser (nicht nur die jugendliche Zielgruppe) sofort in seinen Bann. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, wie es enden wird. Man kennt den Inhalt, weiß was geschehen wird. Und doch lässt die Geschichte nicht mehr los, steigert sich von Seite zu Seite bis zum Ende. Das Ende ist ungewiss, Mihrali droht die Abschiebung in ein für ihn fremdes Land, dass mancher Pauschaltourist besser kennt als er selbst.
SCHREIBSTIL
Mihralis Stil ist direkt, nahezu ein Musterbeispiel für das unverblümte Schreiben: kein Drumrumgerede, keine schönen Worte für unschöne Dinge, alles klar und deutlich. In kurzen Sätzen, selten ein Nebensatz. Er gewährt dem Leser einen Einblick in seine Gedankenwelt. Nein, er versucht nicht seine Tat zu rechtfertigen, deutlich erkennt man die Reue und das Wissen, dass es zu spät ist für eine Wiedergutmachung. Sein Ziel ist es, Jugendliche anzuspreche und ihnen klarzumachen, dass genau jetzt der richtige Punkt zum Umkehren ist.
Das Buch ist sehr kurz, und doch hat man am Ende das Gefühl, dass alles gesagt wurde, was wichtig ist. Mihrali braucht keine großen Worte. Als ich das Buch nach dem Lesen reflektierte, war ich sehr erstaunt, wieviel Inhalt er auf diesen wenigen Seiten untergebracht hatte, wie präzise er seine Situation geschildert hatte und wie deutlich das Bild am Ende für den Leser zu erkennen ist.
DRAUßEN
Der Leser erfährt, dass Mihrali gute Changen gehabt hätte auf eine Karriere, auf eine eigene Familie. Er wurde von allen Seiten unterstützt. Trotzdem entschied er sich anders. Gruppendruck, Freundschaft, Ehre, Blutsbrüderschaft. In eindrucksvollen Momenten schildert er, wie er in kleinen Etappen immer tiefer in die Gewalt rutschte, in der Schule schlechter wurde, seine Familie im Stich ließ und die falschen Freunde traf. Gutheißen kann man es nicht, das verlangt er auch nicht. Aber er schildert es so nachvollziehbar, dass auf jeden Fall ersichtlich wird, warum er trotzdem so gehandelt hat.
Besonders interessant ist, wie er sich als Deutschtürke selbst wahrnimmt, wie er die Reaktion der Gesellschaft auf ihn und seine Familie erlebt. Auch die Geschichte seines Großvaters, der als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kam, ist bewegend.
DRINNEN
Pendeln, Zinken, Fenstergespräche, Haftschaden, Kostverteilung, Mohas, Privatspähre, Decken an Fenstern, Bedeutung von Kleinigkeiten, Einschluss, Hofgang, Filzen, Knasthirarchie, TV und Radio, Kochen, Scherze, Masturbation, Suizidversuch eines "Kollegen".
Ein Außenstehender kann es nur erahnen, wie der Alltag im Gefängnis aussieht. In diesem Buch findet sich eine sehr bildhafte Darstellung. Mihralis Sicht ist menschlich, er äußert seinen Frust über manche Entscheidung, schildert jedoch weitgehend sachlich. Winzige Dinge wie ein Becher Joghurt werden zu einem Machtkampf zwischen Gefangenem und Beamten. Scherze der Inhaftierten untereinander werden geschildert. Mihrali nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt die Themen beim Namen.
BESONDERHEITEN
Ich habe schon mehrere Bücher über das Thema Jugendkriminalität und Haft gelesen, doch kaum eines hat mich sosehr bewegt wie dieses. Das Buch ist lebendig, menschlich. Man kann es nicht lesen, beiseite legen und vergessen, sondern es arbeitet. Und das soll es! Unzählige Jugendliche werden sich mit Mihrali identifzieren können, mit seinen Hobbies, Freunden, seinem Abstieg. Kein einziges Mal sieht man den erhobenen Zeigefinger, und doch ist das gesamte Werk eine Mahnung an alle Betroffenen.
Viele andere Bücher über Kriminalität, Drogen, Jugendprobleme werden von Erwachsenen geschrieben, so etwa Morton Rhue, Jana Frey, Gudrun Pausewang und andere. Doch so erfolgreich die Bücher sind, so gern ich sie lese, es ist die gute Recherche und das schriftstellerische Vermögen eines Erwachsenen, der sich lediglich versuchen kann hineinzuverstezen. Authentische Bücher wie Christiane F sind selten, und Mihrali ist mit MEIN LEBEN ein solches Buch gelungen.
Die Schilderung des Haftalltages sind so unglaublich realistisch, wie es kein Außenstehender je hätte schreiben können. Wer sich für dieses Thema interessiert, kommt an diesem Buch auf keinen Fall vorbei. Ich empfehle das Buch jedem, der einen Blick in die Welt hinter Gittern werfen möchte und erfahren will, wie wenig die Realität mit Filmen und gestellten TV-Berichten gemeinsam hat.
FAZIT
MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ ist ein Buch, das sich hervorragend als Schullektüre eignet. Es räumt mit vielen Vorurteilen auf, richtet sich an Jugendliche, ist schnell gelesen, regt zum Diskutieren an und lässt keinen unberührt. ABSOLUTE Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene!
Mihrali Simsek, dessen Namen natürlich für das Buch abgeändert wurde, sitzt wegen Totschlages für 6 Jahre und 6 Monate im Gefängnis. In seinem Buch MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ erzählt er, wie es dazu kam und wie es im Gefängnis ist. Im Grunde hätte er gute Chancen gehabt, besuchte ein Gymnasium und hatte Familie und soziale Kontakte, die ihn unterstützt haben. Doch er entschied sich für einen anderen Weg und erkannte erst zu spät, dass es der falsche war. Da war es bereits zu spät, ein junger Mann musste für diese Erkenntnis sterben, und für Mihrali begann ein neuer Lebensabschnitt
AUFBAU
Der Autor schrieb das Buch selbst, ein professioneller Schriftsteller stand ihm hierfür zur Seite. MEIN LEBEN ist gegliedert in neun Kapitel, denen jeweils ein kurzes Gedicht, ein kleiner Rap vorausgeht. Die Kapitel sind gegliedert in jeweils zwei Erzählstränge: "Draußen" und "Drinnen". Parallel erzählt er zum einen, wie sein Haftalltag aussieht, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte, welche Gedanken ihn bewegen. Zum anderen ist das Leben vor dem Knast, draußen, wo er schildert, was der Tat vorausging und wie es dann dazu kam.
Das Buch ist vom ersten Moment an mitreißend, Stil und Inhalt ziehen den Leser (nicht nur die jugendliche Zielgruppe) sofort in seinen Bann. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, wie es enden wird. Man kennt den Inhalt, weiß was geschehen wird. Und doch lässt die Geschichte nicht mehr los, steigert sich von Seite zu Seite bis zum Ende. Das Ende ist ungewiss, Mihrali droht die Abschiebung in ein für ihn fremdes Land, dass mancher Pauschaltourist besser kennt als er selbst.
SCHREIBSTIL
Mihralis Stil ist direkt, nahezu ein Musterbeispiel für das unverblümte Schreiben: kein Drumrumgerede, keine schönen Worte für unschöne Dinge, alles klar und deutlich. In kurzen Sätzen, selten ein Nebensatz. Er gewährt dem Leser einen Einblick in seine Gedankenwelt. Nein, er versucht nicht seine Tat zu rechtfertigen, deutlich erkennt man die Reue und das Wissen, dass es zu spät ist für eine Wiedergutmachung. Sein Ziel ist es, Jugendliche anzuspreche und ihnen klarzumachen, dass genau jetzt der richtige Punkt zum Umkehren ist.
Das Buch ist sehr kurz, und doch hat man am Ende das Gefühl, dass alles gesagt wurde, was wichtig ist. Mihrali braucht keine großen Worte. Als ich das Buch nach dem Lesen reflektierte, war ich sehr erstaunt, wieviel Inhalt er auf diesen wenigen Seiten untergebracht hatte, wie präzise er seine Situation geschildert hatte und wie deutlich das Bild am Ende für den Leser zu erkennen ist.
DRAUßEN
Der Leser erfährt, dass Mihrali gute Changen gehabt hätte auf eine Karriere, auf eine eigene Familie. Er wurde von allen Seiten unterstützt. Trotzdem entschied er sich anders. Gruppendruck, Freundschaft, Ehre, Blutsbrüderschaft. In eindrucksvollen Momenten schildert er, wie er in kleinen Etappen immer tiefer in die Gewalt rutschte, in der Schule schlechter wurde, seine Familie im Stich ließ und die falschen Freunde traf. Gutheißen kann man es nicht, das verlangt er auch nicht. Aber er schildert es so nachvollziehbar, dass auf jeden Fall ersichtlich wird, warum er trotzdem so gehandelt hat.
Besonders interessant ist, wie er sich als Deutschtürke selbst wahrnimmt, wie er die Reaktion der Gesellschaft auf ihn und seine Familie erlebt. Auch die Geschichte seines Großvaters, der als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kam, ist bewegend.
DRINNEN
Pendeln, Zinken, Fenstergespräche, Haftschaden, Kostverteilung, Mohas, Privatspähre, Decken an Fenstern, Bedeutung von Kleinigkeiten, Einschluss, Hofgang, Filzen, Knasthirarchie, TV und Radio, Kochen, Scherze, Masturbation, Suizidversuch eines "Kollegen".
Ein Außenstehender kann es nur erahnen, wie der Alltag im Gefängnis aussieht. In diesem Buch findet sich eine sehr bildhafte Darstellung. Mihralis Sicht ist menschlich, er äußert seinen Frust über manche Entscheidung, schildert jedoch weitgehend sachlich. Winzige Dinge wie ein Becher Joghurt werden zu einem Machtkampf zwischen Gefangenem und Beamten. Scherze der Inhaftierten untereinander werden geschildert. Mihrali nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt die Themen beim Namen.
BESONDERHEITEN
Ich habe schon mehrere Bücher über das Thema Jugendkriminalität und Haft gelesen, doch kaum eines hat mich sosehr bewegt wie dieses. Das Buch ist lebendig, menschlich. Man kann es nicht lesen, beiseite legen und vergessen, sondern es arbeitet. Und das soll es! Unzählige Jugendliche werden sich mit Mihrali identifzieren können, mit seinen Hobbies, Freunden, seinem Abstieg. Kein einziges Mal sieht man den erhobenen Zeigefinger, und doch ist das gesamte Werk eine Mahnung an alle Betroffenen.
Viele andere Bücher über Kriminalität, Drogen, Jugendprobleme werden von Erwachsenen geschrieben, so etwa Morton Rhue, Jana Frey, Gudrun Pausewang und andere. Doch so erfolgreich die Bücher sind, so gern ich sie lese, es ist die gute Recherche und das schriftstellerische Vermögen eines Erwachsenen, der sich lediglich versuchen kann hineinzuverstezen. Authentische Bücher wie Christiane F sind selten, und Mihrali ist mit MEIN LEBEN ein solches Buch gelungen.
Die Schilderung des Haftalltages sind so unglaublich realistisch, wie es kein Außenstehender je hätte schreiben können. Wer sich für dieses Thema interessiert, kommt an diesem Buch auf keinen Fall vorbei. Ich empfehle das Buch jedem, der einen Blick in die Welt hinter Gittern werfen möchte und erfahren will, wie wenig die Realität mit Filmen und gestellten TV-Berichten gemeinsam hat.
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MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ ist ein Buch, das sich hervorragend als Schullektüre eignet. Es räumt mit vielen Vorurteilen auf, richtet sich an Jugendliche, ist schnell gelesen, regt zum Diskutieren an und lässt keinen unberührt. ABSOLUTE Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene!
SaschaSalamander 02.12.2011, 16.21
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Ich frage mich gerade, ob das Buch etwas für meinen Neffen ist. Er ist 14 und liest eigentlich gerne, denkst du das wäre etwas für ihn, oder ist er noch zu jung?
Danke für die Hilfe schonmal :)
vom 02.12.2011, 17.16
Der Protagonist selbst ist 18, aber sein Stil angenehm schlicht. Das Buch ist inhaltlich komplex, sprachlich aber sehr einfach zu erfassen und daher leicht zu lesen. Komplex sind vor allem die Gedanken und folgenden Gespräche, weil es sehr viele Fragen aufwirft und Themen anspricht. Wenn er also nur lesen will, ist das kein Problem, es liest sich sehr einfach. Aber es bietet ihm die Möglichkeit, tiefer zu gehen und sich intensiver mit der Thematik zu befassen.
Ich denke, Kriminalität und Knast sind für alle Altersgruppen interessant. Und die Themen "draußen" sind genau das, was Jugendliche bewegt: die erste Freundin, Geschwister, Eltern, Familie, Schulprobleme, Alkohol, Drogen. Die Suche nach der eigenen Identität, dem eigenen Weg.
Doch, ich denke, 14 ist okay, es wird ihm bestimmt gefallen :-)