SaschaSalamander

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Mindnapping 20 - Und es ward tiefe Nacht

Duke stellt dem Liebhaber seiner Frau eine Falle. Es kommt zur Konfrontation. Zu dumm nur, dass Otis angeschossen fliehen kann und plötzlich die Frau samt Schwiegereltern vor der Tür steht - scheinbar hat Duke da etwas Wichtiges übersehen in seiner Terminplanung. Und jetzt heißt es das Wochenende mit der Familie zu verbringen und gleichzeitig irgendwie die Sache mit dem verwundeten geflohenen Liebhaber zu regeln. Was nicht einfach ist, denn der Schwiegervater Merle kann Duke nicht ausstehen und beobachtet ihn genau, hat ihn schon einmal bei einer illegalen Tat erwischt und will ihm jetzt so richtig eins auswischen. Und dann wird die Situation immer komplexer, als Norris, ein Kumpel von Duke auftaucht ...


Das also ist Folge 20 der Reihe Mindnapping, ganz schön weit hat man es inzwischen geschafft. Und immer wieder vermag das Label zu überraschen und ungewöhnliche Plots zu präsentieren. Für eine rundgenullte Folge ging es diesmal ziemlich geradlinig zu, IN TIEFER NACHT unterscheidet sich dadurch deutlich von den meisten Titeln der Reihe, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. 

Der Spannungsbogen beginnt fast wörtlich mit einem Knall, als es bei der Konfrontation zu einem Schusswechsel kommt. Der Angeschossene flieht, die Frau steht vor der Tür, und dem Hörer ist klar, dass Duke gewaltig in der Klemme sitzt. Auch ohne Spoiler ist klar, worauf es hinausläuft: der Liebhaber lebt noch und macht Duke nun das Leben schwer. Der Plot ist weder mysteriös noch geheimnisvoll, wie es sonst gelegentlich der Fall ist. Die Spannung besteht dieses Mal vor allem darin, wie Duke, Norris und Earl umeinander tänzeln und was gerade mit Otis geschieht. Natürlich gibt es wieder einen Twist gegen Ende. Der hat mich aufgrund der ansonsten eher schlichten Handlung doch sehr überrascht, und auch der Epilog dauert etwas länger als erwartet und birgt eine weitere Wende. 

Während ich zu Beginn noch dachte "was soll das werden, ist doch langweilig, wir wissen ja schon, was kommt", wurde ich schnell in den Bann der Geschichte gezogen. Alles ist sehr atmosphärisch (vor allem, weil diesmal sehr dosiert und gewählt agiert wird), die Szenen sind greifbar und plastisch geschildert, die Effekte sehr realistisch, sodass die Dunkelheit, das Aufeinandersitzen am Esstisch, die gemeinsame Fahrt im Auto, die Tour mit Norris wie ein Kinofilm vor mir abliefen. 
 
Es gibt actionreiche Momente und tolle Effekte, trotzdem wird die Handlung dieses Mal sehr stark von den Dialogen vorangetrieben. Besonders gefielen mir die Gefechte zwischen Merle und Duke (Klaus-Dieter Klebsch und Dietmar Wunder), das hatte was von "Professor Doom meets John Sinclair". Die beiden sind Profis und haben eine sehr intensive Stimme - was für ein Genuss, wie sich sich gegenseitig beschimpfen, belauern, besänftigen, in Sicherheit wiegen, bedrohen und viele ihrer Facetten ausreizen. Auch Uschi Hugo als Ehefrau weiß zu überzeugen, ebenso deren Schwester und Mutter, gesprochen von Annina Braunmiller-Jest und Rita Engelmann. Was für eine durchtriebene, verschlagene, hinterhältige Bande, alle zusammen, oh, man muss diese Familie einfach hassen, und die Sprecher verkörpern so wunderbar die unangenehme Seite dieser Menschen ;-)

Verantwortlich für die Story zeichnet sich dieses Mal Marc Freund, den ich sowohl als >Krimiautor< schätze wie auch als einen meiner Lieblingsautoren bei >Lady Bedfort<. Bei ihm schätze ich vor allem die ausgefeilten Dialoge und auch die klare Handlung, die möglichst harmlos beginnt und sich dann immer mehr steigert hin zu einem tragischen Höhepunkt. Auch hier hat er bewiesen, wie gut ihm das gelingt, sei es nun bei harmloseren Kriminalfällen oder wie hier bei einer brutalen Gewaltspirale.

Eine Jubiläumsfolge, die mir aufgrund der Harmonie von Sprechern / Dialogen und der dichten Atmosphäre außerordentlich gut gefallen hat. Man weiß bei dieser Reihe eben nie, was man bekommen wird: Action? Mystery? Blut und Gewalt? Sex? Eine Verschwörung oder den ultimativen Hirnknoten? Aber eines ist immer sicher: MINDNAPPING bedeutet professionelle Handarbeit mit viel Liebe zum Detail, ob Sprecher, Skript, Sound, Musik oder Regie. 

SaschaSalamander 10.03.2016, 07.34

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