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Sex in Serie 01 - Spiel der Begierde
Eine neue Reihe des Labels Contendo Media erblickte im Januar das Licht der Hörspielwelt. SEX IN SERIE ist ein Ableger des erfolgreichen Titels MORD IN SERIE. Das Konzept: verschiedene Autoren, verschiedene Inhalte, jede Episode eine einzelne Geschichte für sich. Nun wagt sich Contendo also auch an Erotik, gepaart mit spannendem Thrill. Episode 12, GIER, aus MORD IN SERIE war bereits ein Hörspiel mit erotischem Anklang, und auch Mindnapping wagte mit Folge 6 - DOPAMIN diesen Schritt. Abgesehen davon ist mir das Konzept, erotische Hörspiele (kein Porno, sondern mit Handlung, Inhalt und jeder Menge Kribbeln) zu produzieren, noch nicht begegnet. Nun also gleich eine komplette Serie machen zu wollen, halte ich für mutig, innovativ und sehr vielversprechend.
Michael und Andrea wollen ihr Sexleben ein wenig aufpeppen und treffen sich mit zwei Paaren im Strandhaus. Der Abend beginnt sehr lustvoll, doch am nächsten Morgen wird einer von ihnen tot am Strand gefunden. Was soll nun mit der Leiche geschehen?
Es beginnt mittendrin, als Michaela und eine Kollegin sich austauschen über die Möglichkeiten, das Liebesleben aufzupeppen. Zwar nur in einer kurzen Szene, aber Arianne Borbach zeigt hier, was sie kann. Sie verkörpert ja oft die dralle Vollblutfrau in Hörspielen, und bereits in ihren wenigen Sätzen und Andeutungen an die noch unerfahrene Kollegin versprüht sie jede Menge lasziver Energie. Ich hoffe, dass man sie für weitere Folgen gewinnen kann, gerne auch als Protagonistin.
Die beiden Hauptcharaktere, Michael und Andrea, werden ebenfalls überzeugend dargestellt. Viktor Neumann und Uschi Hugo, beide Profis vor dem Mikrofon. Uschi Hugo gelingt es sehr schön, die unsichere junge Frau darzustellen, die sich neugierig ins Abenteuer stürzen möchte, Neumann präsentiert den glatten Geschäftsmann, dem Karriere im Wahlkampf wichtiger ist als alles andere. Auch die anderen Sprecher (Rainer Fritzsche, Tanja Dohse, Hanno Friedrich, Ute Dänekamp und in einer kurzen Nebenrolle Pat Murphy) machen ihren Part sehr gut.
Hier geht es ja vor allem darum, auch Sexszenen darzustellen, ohne visuelle Anreize. Überzogen und zuviel geht schnell ins Pornografische und wirkt lächerlich, zu wenig ist langweilig und wenig überzeugend. Für das gelungene Mittelmaß in dieser Folge großes Lob! Zugegeben sind die Szenen eher kurz, aber das finde ich gut, denn minutenlanges Stöhnen und Keuchen muss nicht sein, das zerstört die Stimmung. Dafür geht es aber sehr deutlich zur Sache, wenn manches ausgesprochen und sehr viel auch der Phantasie des Hörers überlassen bleibt (er verspricht ihr, dass sie es auf jeden Fall mögen wird - was das ist, erfahren wir nicht, aber wir hören, dass er wohl nicht zuviel versprochen hat). Dieser Spagat ist also sehr gut gelungen, sowohl hinsichtlich der Dialoge (Autor: Markus Topf) wie auch der Umsetzung durch die Sprecher.
Was mich etwas stört, das ist der Erzähler. Uve Teschner leitet eine Szene über und erklärt ein paar Dinge. Ich wage zu behaupten, dass es auch ohne ihn funktioniert hätte, daher verstehe ich seinen Part nicht ganz. Für die anderen Produktionen des Labels ist das okay, doch hier wirkt es fehl am Platz, zerstört irgendwie die Stimmung.
Die Einleitungsmusik klingt ein wenig nach amerikanischem Roadmovie, ich fand sie zwar sehr schön aber für die Handlung etwas ungewöhnlich. Insgesamt aber passt die Musik sehr gut, vor allem einige von Streichern untermalte Stellen sorgen für Spannung und Atmosphäre. Auch die Geräusche wurden wieder sehr schön umgesetzt, sie fügen sich vor allem in den erotischen Momenten sehr schön in das im Kopf entstehende Bild und runden das Setting ab.
Einzig den Verlauf des Geschehens nach dem Mord fand ich etwas enttäuschend. Die Story ist sehr geradlinig aufgebaut, und das Verhalten der Charaktere nach dem Mordfall fand ich sehr unrealistisch, Karriere / Angst vor der Öffentlichkeit hin oder her (mehr kann ich leider nicht sagen ohne Spoiler). Ich konnte die Figuren ab diesem Moment nicht mehr begleiten, weil ich einen anderen Weg einschlug und ihnen nicht wirklich folgen konnte. Alles, was ich fühlte (Wer ist der Mörder? Wenn es einer von uns ist - könnte ich der nächste sein? Warum hat er das getan?), wurde völlig ignoriert, es ging plötzlich um etwas komplett anderes. Es gibt auch keine Ermittlung oder Suche nach dem Motiv, der Täter wird eher zufällig überführt. Der Grund stellt sich als ziemlich überzogen heraus. Das Ende selbst ist dann wie abgeschnitten, es fehlt eine Art Epilog, ein paar abschließende Gedanken, die Geschichte endet abrupt und unfertig. Nein, unrealistisch ist das alles nicht, es hätte schon so passieren können, aber ... da ist man von Markus Topf einfach mehr Biss gewohnt als solch einen eher schlichten Einfall und ein so offenes Ende.
Zusammengefasst heißt das: die Handlung ist verglichen mit dem, was man sonst von Markus Topf und Contendo gewohnt ist, etwas einfacher gehalten. Musik und Sound passen dafür sehr gut zur Story und sorgen für stimmungsvolles Kopfkino. Das Konzept und die Idee der Reihe sind hervorragend und beweisen Mut zur Innovation. Die Sprecher machen ihre Sache großartig, ich bin sicher sie hatten viel Spaß und haben viel gelacht beim Dreh, denn gelegentlich wird es sehr direkt.
Die Reihe ist noch jung und muss sich finden. Für den Einstieg gelungen, wobei die Handlung aber - Erotik hin oder her - zukünftig gerne etwas anspruchsvoller sein darf. Ich bin schon mächtig gespannt auf die zweite Episode und hoffe, dass es noch viele Ideen gibt, die man auf diese Weise umsetzen kann.
SaschaSalamander 01.04.2016, 08.51
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