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Strings - Fäden des Schicksals
Klappentext: Der endlose Krieg zwischen Hebalon und den Zeriths hat Herrscher Halderon jegliche Lebenskraft genommen. Im Glauben, dass sein Sohn Hal Tara Frieden über das Land bringen könnte, begeht er Selbstmord. Doch sein machtgieriger Bruder Nezo verwischt alle Spuren und stellt die Tat so dar, als wäre das verfeindete Volk der Zeriths verantwortlich gewesen. Bei dieser Gelegenheit will er auch den rechtmäßigen Thronerben Hal Tara aus dem Weg räumen. Dieser fällt auf die Lügen seines Onkels herein und zieht in das Land des Feindes hinaus, um den Tod seines Vaters zu rächen. Auf seinem Weg zum Heldentum trifft er nicht nur auf die schreckliche Vergangenheit seiner Vorfahren, sondern auch auf die schöne Zita. Erst als es schon fast zu spät ist, erkennt Hal Tara, dass die wahre Gefahr für Hebalon aus dem Inneren droht und steht nun vor der bisher schwersten Aufgabe seines Lebens: Eine letzte große Kriegsschlacht scheint unausweichlich.
WOW. Einfach WOW! Okay, etwas konkreter: der Film ist in seiner Machart einzigartig (zumindest ist mir nichts Gleichartiges bekannt). Er hat ein paar Schwächen, aber es war auf jeden Fall mal eine völlig innovative Idee, die liebevoll und ambitioniert umgesetzt wurde.
GESCHICHTE / ERZÄHLWEISE
Die Dialoge sind recht schlicht und knapp, der Film setzt vor allem auf Bilder. Je nach Szene wechselnd: düstere, dunkle, kalte Farben (Königshaus, Verrat, Kerker, ein altes Schlachtfeld, das schaurige Orakel). Und dann wieder warme, weiche, lebendige Rot- und Orangetöne (Aufeinandertreffen mit Zita, der lange Weg durch die Wüste, usw). Passend dazu die schön eingespielte Musik, die alles untermalt und für einige schönen Gänsehautmomente sorgt. Optisch also perfekt in Szene gesetzt, ein richtiger Hingucker.
Die Story selbst dagegen ist nicht neu: König stirbt, es gibt ´ne Intrige, Sohn zieht in die Welt hinaus, den Vater zu rächen. Jede Menge Verrat, Völker bekämpfen sich gegenseitig, der Thron ist heiß begehrt. Dazu wichtige ethische Themen wie Sklaverei und Unterdrückung. Marionetten sind durch ihre Fäden alle verbunden, einer bewegt den anderen, es gibt also auch ein wenig Religion / Spiritualität dabei. Kurz: Klassischer Monomythos, wie man ihn seit Anbeginn der Zeit kennt. Mit allen Zutaten, die hierfür nötig sind (Religion, Macht, Leben / Tod, Geheimnis / Intrige, Liebe)
Insofern könnte man die Handlung als "episch" bezeichnen. Könnte - denn leider kommt es beim Zuschauer nicht in jeder Szene an. Manchmal etwas zusehr in die Länge gezogen und überdramatisiert. Dies der Optik und des Stils wegen, was wiederum die große Stärke des Films ist und die Puppen in ein ganz besonderes Licht rückt. Nur wie gesagt leider auf Kosten der eher dünnen Handlung.
PUPPEN
Bei Marionetten denkt man natürlich erst einmal an die Augsburger Puppenkiste. Oder vielleicht an Handpuppen a la Muppets. Was die Künstler hier abliefern, hat damit aber wenig gemein. Statt dessen sind hier wunderschöne Figuren aus unterschiedlichstem Material gefertigt worden, Holz in allen Variationen, sogar Porzellan. Einige haben Schnitzmuster und Verzierungen gleich Tattoos, andere eine sehr auffällige Maserung. Puppen mit klobigem, derb geschnitzten Korpus, andere mit "Mut zur Lücke" sehr zerbrechlich und filigran gearbeitet.
Die Puppen haben bewegliche Augenlider, ansonsten aber ist das Gesicht starr. Die Münder bewegen sich nicht, sie haben keine Mimik. Dennoch gelingt es einerseits durch die Gestaltung des Gesichts (hier wurde sehr gute Arbeit geleistet, um Charakterzüge herauszuarbeiten), andererseits durch geschickte Montage. Man hat sich den >Kuleschow-Effekt< zunutze gemacht ;-)
FÄDEN ALS TEIL DER GESCHICHTE
Die Fäden sind kein störendes Element im Film, das zu retuschieren den Machern zu aufwändig gewesen wäre. Sondern sie sind Kern der Handlung. So sind alle Gebäude nach oben offen, damit die Figuren sich frei bewegen können. Es gibt viele kreative Ideen, wie die Waffen aussehen (mit denen im Kampf nicht der Körper verletzt sondern der Lebensfaden durchtrennt wird), wie Stadttore funktionieren oder wie ein Kerker gestaltet ist. Und es ist witzig anzusehen, wenn Kinder beim Spiel ihre Fäden verknoten. Auch eine "Zeugung" und "Geburt" wird sehr schön dargestellt, ebenso das Sterben. Auch eine wunderschöne Beerdigungsszene wurde gezeigt, in welcher die Fäden eingebunden wurden. Schade war, dass das Heranwachsen nicht gezeigt wurde (hierfür eine Lösung zu finden wäre aber wohl auch schwer gewesen: wächst das tote Holz der Puppen? Wird eine Figur neu geschnitzt?)
Und - ja, der Film ist unblutig. Kein Blut, kein tropfendes Harz. Trotzdem höchst emotional. Ich möchte nicht spoilern, wie es umgesetzt wurde. Aber das Bild auf dem Schlachtfeld gegen Ende war sowohl inhaltlich wie optisch äußerst bewegend, auch hier wurde wieder mit warmen Farben gespielt (kaltes Thema, warme Farben - der Widerspruch umso grausamer). Und auch hier wieder die Marionetten an ihren Fäden als zentrales Thema der Umsetzung.
FAZIT
STRINGS - FÄDEN DES SCHICKSALS ist ein beinahe epischer Film, der mit seiner innovativen Machart begeistert. Die Handlung ist leider ein wenig dünn gestrickt, doch beim Anblick der liebevoll gestalteten Figuren und der ungewöhnlich inszenierten Bühne kann man gut darüber hinwegsehen.
SaschaSalamander 13.01.2020, 13.22
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