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Ausgewählter Beitrag
Wir sind das Klima
Kürzlich habe ich WIR SIND DAS KLIMA von Jonathan Safran Foer gehört. Hochaktuell, da schwimmt mal wieder einer auf der Welle mit, wie so viele. Denkt man. Und vielleicht ist das auch so. Und manchmal heiligt der Zweck tatsächlich die Mittel. Denn wenn ein Bestsellerautor bei einem so wichtigen Thema viele Lesenden erreicht, dann ist das klasse. Deswegen bin ich dem Autor sehr dankbar für dieses Buch.
Worte über den Inhalt verlieren möchte ich nicht, das haben schon mehr als genug Leute getan. Ich denke, bekannt machen muss ich das Buch nicht mehr. Dirk Rossmann, Inhaber gleichnamiger Drogerie-Kette, fand das Buch sogar so wichtig, dass er es an 25.000 Kunden verschenkte, um den Inhalt zu teilen und auf diese Weise dazu beizutragen, etwas für das Klima und unseren Planeten zu tun.
Trotzdem möchte ich ein paar Zeilen schreiben, warum ich das Buch gehört habe, weshalb ich es wichtig finde und was es bei mir auslöst.
Ich ernähre mich seit 1995 vegetarisch, seit etwa 2014 vegan. Dazwischen gab es aber immer wieder Phasen, in denen ich teilweise wieder "rückfällig" geworden bin. Ich bin nicht perfekt. Sondern ich gehöre zu denen, die es aus ethischen und gesundheitlichen Gründen tun. Am Geschmack liegt es nicht, denn ja: ich vermisse das Zeug. Als ich 2011 TIERE ESSEN des Autors hörte, hatte ich gerade eine Phase, in der es mir verdammt schwer fiel. Zwischendurch aß ich doch mal wieder Fleisch und Fisch. Das Buch hat einen ziemlichen Nerv bei mir getroffen, weil es nicht anklagte, dafür aber den Finger in die Wunde legte und erzählte. Das Thema persönlich machte. Ich hinterfragte mich und mein Verhalten, weil der Autor das Thema zu MEINEM Thema machte, weil er mich direkt ansprach und nicht mit Kopf in den Wolken von oben herab schrieb.
Ich hatte es trotzdem abgebrochen. Denn Tierleid geht mir extrem nah, und ich hatte mich schon lange und ausführlich damit beschäftigt. Mir war zu diesem Zeitpunkt damals eher nach Sachbuch denn nach plaudernder Erzählung. Doch obwohl ich abgebrochen habe, ist es mir bis heute sehr intensiv in Erinnerung geblieben.
Klima ist nun also ebenso wie Tierleid ein sehr unangenehmes Thema. Eines, bei dem jeder mitfühlende Mensch spürt "ich sollte etwas tun". Und trotzdem sagen wir (ich nehme mich nicht aus): "aber ich alleine kann doch eh nichts bewirken. Und den Urlaub im Flieger hab ich mir doch ausnahmsweise genauso verdient wie dieses Steak".
Foer ist kein Heiliger. Er missioniert nicht, er predigt nicht. Er erzählt einfach nur. Vor allem von sich, seinen Gefühlen, Gedanken. Er führt Zwiesprache mit sich selbst. Mit seinen Gedanken möchte er andere zu bewegen, sich eigene Gedanken zu machen.
Der Autor ist auch kein Wissenschaftler. Er nennt keine trockenen Fakten, die als Zahlen irgendwo wieder aus dem Gedächnis verschwinden. Sondern er verwendet eindrückliche Bilder und Metaphern, um die Zahlen anschaulich zu verdeutlichen. Dadurch zeigt sich die tatsächliche Brisanz, die jeden einzelnen zum Handeln drängt.
Er ist auch kein Pharisäer, der Wasser predigt und Wein trinkt. So unangenehm es ihm ist, steht er offen dazu, dass er sich bei seiner Lesereise zum Buch TIERE ESSEN zwischendurch immer wieder Burger gekauft hat, und dass ihm der Verzicht extrem schwerfällt.
In diesem Buch schildert er sehr gut, WARUM es ihm (und so vielen anderen Menschen mit ihm) schwerfällt, die kleinen Schritte für einen besseren Planeten zu gehen. Der Planet betrifft uns alle, und doch ist das Thema nicht greifbar. Wir können die Augen schließen, Fakten bagatellisieren oder mit Ausreden anderweitig begründen. Wir können die Verantwortung von uns auf die anderen schieben. Um dies möchte Foer ändern, indem er es für die Lesenden greifbar macht, ihnen die Augen öffnet.
Was mir sehr gefällt ist, wie er auf denkbar einfache Weise ein WIR-Gefühl schafft. Er erklärt, wie wir Menschen alle miteinander verbunden sind. Die gleiche Luft atmen, auf dem gleichen Planeten leben. Wie das Verhalten eines Menschen völlig simpel das Verhalten eines wildfremden Menschen tausende Kilometer entfernt nachhaltig verändert und beeinflusst. Er schildert es so greifbar und plausibel, dass man diese Zusammenhänge nicht leugnen kann. Und vor allem: er schildert sie emotional. So, als müssten wir nicht unseren Planeten retten sondern unsere Oma, unsere Kinder, uns selbst (was ja auch stimmt).
Dieses Mal wusste ich, worauf ich mich beim Hören einlasse: kein Sachbuch, sondern ein emotionales Buch voller Selbstgespräche und Reflektionen, die der Autor in einer Art Selbstgespräch führt und mit mir teilt. Ich hörte ihm zu, ließ mich berühren. Und fühlte mich verstanden. Er tadelt nicht die fünf Tage, wenn ich schwach werde. Sondern motiviert und lobt für die 360 Tage, an denen ich mich bewusst FÜR den Planeten, die Tiere, meine Mitmenschen entscheide.
Und ich hoffe, dass sein Buch unzählige Menschen erreicht, die ebenso motiviert und inspiriert werden, unsere Welt durch viele kleine Taten und ein großes Miteinander zu verändern ...
SaschaSalamander 10.02.2020, 09.41
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