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Blogeinträge (themensortiert)
Thema: Rezensionen Buch
Das Katzen-Komplott
Die Neue Katze mochte niemand so wirklich in der Familie, denn sie brachte tote Tiere ins Haus und zerkratzte allen die Füße. Dem kleinen Tom war das egal, und als die Katze verschwindet, kümmert es niemanden, nur Tom macht sich große Sorgen. Ob sie, wie Herr Tucker sagt, wirklich nur in Urlaub gefahren ist? Oder war sie, wie Susanne vermutet, beleidigt, weil Vater sie mitten in den Regen gejagt und der Wohnung verwiesen hatte? Oder wurde das Tier gar von der Nachbarin überfahren? Hat die böse Nachbarin mit dem kleinen bissigen Hund die Neue Katze entführt? Gemeinsam mit seiner Schwester Anna, deren Freundin Susanne und mit dem Nachbarn, Herrn Tucker, macht er sich auf die Suche nach dem verschwundenen Tier.
CHARAKTERE
DAS KATZEN-KOMPLOTT ist der Nachfolger des Kinderbuches >DAS GROSSE HAMSTER-MASSAKER<, das mich letztes Jahr bereits begeisterte. Die beiden Bücher sind absolut unabhängig voneinander zu lesen, die Kenntnis des einen ist für das Verständnis des anderen nicht erforderlich. Trotzdem ist es natürlich prima, wenn man alten Freunden wiederbegegnet. Ich hatte die Charaktere bereits im HAMSTER-MASSAKER liebgewonnen und war begeistert, dass das zweite Buch auf diesen aufbaut und man somit mehr über Frau Rotherham, Herrn Tucker, Joe-von-der-Straße-runter und all die anderen schrulligen Figuren erfährt.
Das Buch ist erzählt aus Sicht der 9jährigen Anna, Toms Schwester. Entsprechend sind die Charaktere auch gestaltet: aus Sicht eines neunjährigen Kindes. Und es ist schnell klar, wen Anna mag und wen nicht. Susannes Vater schreit immer, und er ist dem Leser sofort unsympathisch. Während im ersten Band die inzwischen berentete Polizistin, Frau Rotherham, einen Hauptanteil der "Ermittlungen" übernahm, ist es diesmal Herr Tucker, der den Kindern zur Seite steht, ein alter Kriegsveteran, herrlich skurril und originell dargestellt.
Interessant ist, dass die Katze keinen Namen hat, immer nur "Neue Katze" genannt wird. Das zeigt, wie wenig das Tier in der Familie integriert war, baut eine gewisse Distanz zum Leser auf und macht das Ende - welches angemessen aber nicht unbedingt ein klassisches "happy End" ist - ein wenig leichter.
Was mir sehr gefällt: während das HAMSTER-MASSAKER ein rein witziges Buch ist, das kaum eine Botschaft transportiert und einfach nur unterhalten soll, geht das KATZEN-KOMPLOTT tiefer. Es erzählt von der alten Katzenlady. Eine traurige Figur, anfangs beängstigend und unangenehm, doch durch Toms kindliche Unschuld kommen sich die Protagonisten näher, lernt man die Katzenlady von einer anderen Seite kennen. Hier hat Katie Davies einen wirklich interessanten Charakter geschaffen, der Kindern altersgerecht auch viel Stoff zur Auseinandersetzung mit dem Thema "alleinstehende Senioren", "Messie-Syndrom" und "psychisch auffällige Menschen" bietet.
AUFBAU, ERZÄHLWEISE
Erzählt aus der Ich-Perspektive der neunjährigen Anna, ist DAS KATZEN-KOMPLOTT nicht immer wirklich korrekt. So berichtet Anna Dinge, die sie selbst nicht erlebt hat. Da es jedoch ein Kinderbuch ist und man die künstlerische Freiheit einbeziehen könnte (Kinder erfinden gerne Dinge und schmücken das Gehörte blumig aus), sehe ich das nicht als Mangel, es stört den Lesefluss nicht und ist nachvollziehbar.
Schön finde ich, wie in diesem Buch sogar eine kleine Geschichte in der Geschichte eingebaut ist: Die Katzen-Lady erzählt das Märchen "von der Katze, die eigene Wege ging". Gut, der Leser erfährt den Anfang, einzelne Szenen dazwischen sowie das Ende, aber findige Kids werden angeregt, sich die Geschichte selbst zu suchen, und die Eltern können dabei gerne ein wenig behilflich sein. Es ist eine nette Idee, wie die Katzenlady immer wieder eine Geschichte anfängt und aus den unterschiedlichsten Gründen abbrechen muss, eine Art Running Gag, der sich durch das Buch zieht.
Besonders witzig finde ich die Ereignisse, die nicht erzählt sondern nur angedeutet werden. So finden die Kinder beim Ausmisten der Rumpelkammer einen Toaster "den wir zum Explodieren brachten". Es wird nicht erzählt, wieso und warum, und ich bin sicher, das wäre fast schon ein eigenes kleines Buch wert. Und solche Momente, die den Leser aufhorchen lassen, die ihn gierig machen auf weitere Episoden aus dem chaotischen Familienalltag, gibt es zuhauf.
Die kindlichen Gedankengänge machen den Charme des Buches aus. Ein kleines Beispiel: Anna erzählt, dass die Neue Katze gerne Dinge mit nach Hause bringt, die tot, ein bisschen tot oder total tot sind. "Total tot" ist zum Beispiel dieses komische Zeug in der Küche, das mal in einem Tier drin war und von dem man gar nicht mehr weiß, ob das jetzt eine Maus oder ein Vogel war, nur noch die Innereien liegen in der Küche. Und "ein bisschen tot" ist der kleine Frosch, den sie in der Küche fanden, beerdigen wollten, und der dann im Garten während der Beerdigungszeremonie einfach wieder aus dem Schuhkarton herausgehüpft ist. Auch die naive Unschuld, das offene Reagieren auf direkte Fragen der Erwachsenen, ist einfach köstlich und gefällt den Eltern oft gar nicht, gerade in der Öffentlichkeit führt dies manchmal zu urkomischen Situation.
Das Buch beginnt recht humorvoll, bis es knapp nach der Hälfte dann ernster wird und die Kinder auf die Katzenlady treffen. Es ist nicht wie im ersten Band ein zielloses Umherirren, sondern in diesem Buch gibt es eine konkrete Handlung, die sich auch tatsächlich weiterentwickelt. Auch die Kinder durchleben eine Entwicklung und sehen sich mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert. Es ist allerliebst anzusehen, wie sie damit umgehen und sich Mühe geben, der alten Lady zu helfen, auch wenn ihr Weg natürlich der falsche ist. Während das HAMSTER-MASSAKER einfach nur witzig ist, hat das KATZEN-KOMPLOTT mich tatsächlich berührt und bewegt.
BILDER, GRAFISCHE DARSTELLUNG
Das gesamte Buch ist von Zeichnungen unterlegt. Die Ausschnitte des Wörterbuches kleben auf Notizzetteln (Anna und Susanne wollen alles nachschlagen, was sie nicht verstehen). Und das Geschehen das Buches wird mit kleinen Bildern versehen, die die witzigsten Momente perfekt einfangen. Es sind keine hübschen, detailreichen Zeichnungen, sondern einfach Bleistift-Kritzeleien in herrlich schrägem Humor. In einigen Fällen ist der Text in die Zeichnung eingebunden, so findet sich der Fließtext beim Kennenlernen der Katzenlady zwischen die gestapelten Kartons und herumliegenden Gegenstände. Wenn Susannes Vater schreit, ist der Text in Großbuchstaben und in größerer Höhe geschrieben. Dadurch wirkt alles sehr bildlich, dennoch ist die Lesbarkeit sehr gut gewahrt.
SPRACHE
Die Übersetzung hat gute Arbeit geleistet, ich finde es gut der Sprache einer Neunjährigen entsprechend. Das Buch enthält keine Rechtschreibfehler, die Kinder übernehmen können, grammatikalisch allerdings wird z.B. auf Konjunktiv oder Genitiv verzichtet, was für ein Kind dieses Alters zu kompliziert wäre. Auch die Satzstellung ist nicht immer korrekt aber eben typisch. So liest man zum Beispiel: "Ich und Susanne und Tom", "und auf dem Dach fehlten viele Ziegel. Und oben auf dem Abflussrohr steckte ein Vogelnest. Und der Schornstein sah aus, wie als würde er gleich umkippen". Oder "Ich habe sie gefragt, weil, wir waren ja schon fertig". Oder "Und Mama hat gesagt, sie hat das gar nicht toll gefunden".
Ich habe das Buch als Erwachsener gelesen und finde die Idee und Umsetzung gelungen. Ob Eltern ihren Kindern dieses Buch in die Hand geben möchte, kann ich nicht entscheiden. Die einen sagen wohl "mein Kind kann das gut trennen zwischen Buch und wirklicher Sprache", die anderen sagen "mein Kind soll auf keinen Fall eine falsche Sprache lernen, das würde sich so etwas abgucken".
FAZIT
DAS KATZEN-KOMPLOTT ist ein Feuerwerk kindlichen Einfallsreichtums. Die Autorin hat eine herzliche Geschichte erschaffen, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen witzig zu lesen ist. Ob Vorlesen, selbst lesen oder gemeinsam, ich kann dieses Buch auf jeden Fall allen Altersgruppen empfehlen für eine unterhaltsame Lesezeit :-)
SaschaSalamander 06.04.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Die Flamingofrau
Einige Zeit habe ich überlegt, ob ich die FLAMINGOFRAU lesen soll oder nicht. Es sprach einiges dagegen. Aber die Neugier siegte. Denn ich mag >Verwandlungsmärchen< und darin besonders Vogelfrauen. Anhand der Inhaltsangabe war mir klar, dass es sich um kein Verwandlungsmärchen handeln würde, trotzdem wäre ich wohl vor Neugier gestorben, wenn ich nicht einen Blick in das Buch geworfen hätte ;-)
DIE AUTORIN
Laura Lay ist eine erfahrene Autorin, die in Publikumsverlagen unter ihrem realen Namen in verschiedenen Genres schreibt. Unter ihrem neuen Pseudonym möchte sie sich von diesen Büchern abgrenzen und einer neuen Zielgruppe ihre vergriffenen Geschichten sowie ihre neuen erotischen Phantasien zugänglich machen. DIE FLAMINGOFRAU stellt hierbei den Anfang.
INHALT
Leon ist ein erfolgloser Schriftsteller. Als er vor dem endgültigen Aus steht, spricht ihn eine Mäzenin an. Sie wünscht sich eine erotische Geschichte, deren Verlauf sie selbst bestimmen kann. Einige Seiten soll er ihr schicken, und sie sagt ihm, ob er etwas ändern soll und in welche Richtung es sich entwickeln muss, der Rest obliegt ihm. Seine Aufgabe besteht darin, zu den Flamingos im Zoo zu gehen, dort eine junge Frau zu beobachten, sie in die Geschichte einzubinden und zu schreiben. Wer ist diese seltsame Frau, und was hat es mit dem Fenster hinter dem Gehege auf sich?
Die Geschichte um Leon ist die Rahmenhandlung. Der erotische Anteil findet sich in der Binnengeschichte: Tania von Rosenfels ist neu in dem kleinen Ort, wo Christian als Lehrer unterrichtet und gelegentlich für die Lokalzeitung seine Artikel schreibt. Sie gibt sich unnahbar und kühl. Und dann ist da noch dieses zerbrechlich wirkende Mädchen an ihrer Seite, gleich einem Schmuckstück, einem Spielzeug, einem Objekt. Christian findet dies unmoralisch, doch sehr schnell zieht ihn Tania in ihr Spiel ein, er kann sich nicht entziehen. Mit sanfter aber bestimmtender Hand führt Tania die Fäden.
SPRACHE, EROTIK
An einigen kleinen Stellen merkt man, wie zumeist üblich in Eigenpublikationen, kleine Fehler wie Wortwiederholungen oder ähnliche. Diese fallen jedoch nicht ins Gewicht, die Geschichte selbst ist sehr kunstvoll geschrieben und lässt sehr schnell alles andere vergessen. Was mir besonders gut gefällt: die Autorin versteht es, in wenigen Worten klare Bilder zu erschaffen und die Figuren mit Leben zu erfüllen. Besonders in den erotischen Momenten war ich hingerissen: keine Gewalt, keine wilde Lust, kein heißes Begehren. Dafür Sinnlichkeit und eindrückliches Erleben. Obwohl es um Dominanz geht, ist die Geschichte sehr sanft. Tania wirkt zwar unnahbar, ist im Umgang mit ihrer Sklavin (dieses Wort fällt kein einziges Mal, überhaupt werden alle wertenden oder klischeebesetzten Wörter ausgespart) sehr sanft und still. Sie beherrscht nicht, sie führt und leitet verantwortungsvoll und ruhig.
Viele verbinden Dominanz und BDSM mit strengen Befehlen und lauten Worten. Wen dies stört, der sollte DIE FLAMINGOFRAU lesen, denn hier wird gezeigt, dass Führung von innen kommt. Sie liegt in der Ausstrahlung, in den Blicken, in einer selbstbewussten Haltung und einer starken Persönlichkeit. Wer dies verkörpert, benötigt keine laute Stimme.
Mancher mag anschließend fragen - ja, und wo war jetzt der Sex? Nein, es muss nicht immer Sex sein. Eine innige Verbindung zwischen zwei oder drei Menschen, das ist es, was zählt. Eine gemeinsame Erfahrung, eine intime Berührung, das kann weit lustvoller sein als das körperliche Verbinden zweier Leiber. Und dies beweist Laura Lay in ihrer sensiblen Kurzgeschichte.
ERZÄHLPERSPEKTIVE, AUFBAU
Zu Beginn lernt man Tania nur indirekt kennen, denn alle reden über sie, jeder weiß etwas Neues, die Bewohner überschlagen sich regelrecht mit Gerüchten. Auf diese Weise wird die Figur Tanias mit Leben gefüllt: "[...] hatte ich ein Gefäß vor Augen. Ein Gefäß, das nach und nach mit den Vorstellungen und der Neugier anderer gefüllt worden war." Auf diese Weise erfährt der Leser sehr viel über den Ich-Erzähler sowie die Dorfbewohner. Und je mehr dieser angeblichen Informationen man erhält, desto mehr drängt es, endlich die echte Tania kennenzulernen und auch zu erfahren, was es mit der jungen Frau an ihrer Seite auf sich hat.
Die Rahmengeschichte ist in der dritten Person aus Sicht des Schriftstellers geschrieben. Es gefällt, wie sein Alltag in die Geschichte um Tania einfließt und beide Ebenen sich auf diese Weise verbinden.
Nur als Ebook erschienen, beinhaltet die Geschichte umgesetzt 50 Seiten. Ein viel zu kurzes Lesevergnügen, an dessen Ende es den Leser nach mehr verlangt.
FAZIT
DIE FLAMINGOFRAU ist ein kleiner Leckerbissen für Liebhaber sinnlicher Erotik und sanfter Dominanz. Ideal für einen gemütlichen Abend allein zu Hause bei Kerzenlicht und romantischer Musik.
SaschaSalamander 28.03.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Verboten gut
Josh ist neu an der Uni und lernt dort Marc kennen. Zwischen den beiden funkt es auf Anhieb, der umtriebige Marc kann sich sogar vorstellen, dass es mit Josh etwas Festes werden könnte. Und Josh fühlt, dass Marc nicht nur der Erste sein wird sondern für ihn etwas ganz Besonderes ist. Doch plötzlich verhält sich Marc abweisend, er geht Josh aus dem Weg. Bald wird Josh erfahren, warum Marc ihn gemieden hat - und diese Erkenntnis könnte sein Leben kosten!
STORY, AUFBAU
Der Prolog handelt von George und Jason, zu Beginn bleibt dem Leser unklar, was die beiden mit dem Geschehen zu tun haben. Die Haupthandlung zu Beginn (mehr als den Anfang verrate ich vorab noch nicht) wird wechselweise aus dem Erleben der beiden Protagonisten erzählt. Doch auch aus Sicht von Marc erfährt der Leser bis zum entscheidenden Ereignis nicht, was vorgefallen ist und weshalb er sich von Josh distanziert, die Frage steht lange im Raum, und der Leser versucht die Zusammenhänge zwischen George, Jason, Marc und Josh zu erkennen.
Ich erwartete eine reine Romanze. Diese wandelte sich jedoch nach einem knappen Drittel des Buches in einen spannenden Thriller. Aber gut - wer die Autorin Inka Loreen Minden kennt, der weiß, dass alles mit einem astreinen Happy End abschließen muss. Der Thrill hielt sich für mich also in Grenzen, denn mit Auflösung des bisherigen Geheimnisses und somit dem Einsetzen der Gefahr konnte man natürlich sofort das Ende erahnen. Und es war herrlich zu lesen! Die Spannung einerseits, und doch auf der anderen Seite das Wissen "alles wird gut". Ich habe das Buch an einem Wellness-Nachmittag gelesen, denn zum Abschalten und Entspannen möchte ich keine keine Leichen und kein Drama, keine tiefschürfenden Charakterstudien, aber ich möchte mich trotzdem mit Spannung gut unterhalten und glaubhafte Protagonisten geboten bekommen. Und dafür war es einfach die perfekte Wahl. Zugegeben, früher mochte ich das klassische Happy End - Genre nicht. Aber die Autorin hat mich inzwischen so richtig auf den Geschmack gebracht ;-)
CHARAKTERE
In Josh und Marc kann man sich vom ersten Moment sehr gut hineinversetzen. Zugegeben, stellenweise sind sie, vor allem Josh, noch etwas unreif. Aber warum sollen junge Menschen nicht auch dazulernen dürfen. Was George und Jason betrifft - manchmal könnte ich schreien! Wenn Menschen miteinander reden würden statt immer nur Dinge anzunehmen und dann überstürzt zu handeln, dann wäre das Zusammenleben so viel einfacher, dann könnten wir sehr viel friedlicher miteinander leben! Aber andererseits - ohne Missverständnisse und Geheimnisse gäbe es auch keine spannenden Romane ...
Mir persönlich hat es vor allem Josh angetan. Er ist so herrlich unschuldig, ein wenig naiv noch, und manche Leserin, mancher Leser wird sich denken "den würde ich ja zu gerne verderben". Oder umgekehrt, von Marc würde man sich gerne verderben lassen. Sie sind trotz ihrer manchmal unvernünftigen Handlungen sofort sympathisch. Der Leser fragt sich, was hinter Marcs Verhalten steckt, und er bangt gemeinsam mit Josh auf eine baldige Lösung. Die Beziehung zwischen den beiden wird nicht lange aufgebaut, sondern sie spüren sofort eine Verbindung, das muss man hinnehmen, und das passt sehr gut zum Rest des Buches: nicht fragen, nicht analysieren, einfach zurücklehnen und genießen, wie die Autorin uns mit Worten verzaubert und drumherum eine mitreißende Geschichte webt ;-)
EROTIK
Bei jedem Buch, das ich neu von Inka Loreen Minden lese, frage ich mich "was hat sie sich dieses Mal einfallen lassen?". Denn inzwischen weiß ich, dass sie neben der üblichen Erotik mindestens eine oder gerne auch mehrere Besonderheiten eingebaut hat, etwa eine spezielle Technik oder ein ausgefallenes Spiel. Und auch dieses Mal hat mir sehr gut gefallen, was Josh und Marc im Club bei ultraviolettem Licht erleben durften. Eine heiße Idee, die richtig Lust macht!
FAZIT
Erotische Unterhaltung auf allerbestem Niveau, das ist Inkas Spezialität. Heiße Jungs, viel Gefühl, eine spannende Handlung, und im Hinterkopf das Wissen "alles wird gut". Was will man mehr ;-)
SaschaSalamander 27.03.2012, 08.21 | (0/0) Kommentare | PL
G.E.N. Bloods 02 - Verhängnisvoll
Reese arbeitet als Ärztin. Sie verdächtigt einen ihrer Patienten, der aktuell gesuchte Serienmörder zu sein, doch "John Smith", wie er sich nennt, flieht aus dem Krankenhaus. Sie trifft während ihrer Arbeit auch auf Simba, Teammitglied der G.E.N. Bloods, beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Simbas Vergangenheit, die Suche nach dem Mörder und ein feindlicher Angriff auf das Team stellen die junge Liebe auf eine harte Probe. Und plötzlich gerät auch Reeses Nichte in das Visier des Killers!
G.E.N. BLOODS
Ungern vergleiche ich Bücher miteinander. Da dies jedoch der zweite Teil einer Reihe ist, möchte ich natürlich ausnahmsweise auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingehen, damit der Leser eine Vorstellung hat, was ihn erwartet oder auch nicht. Im ersten Band EISFEUER ging es neben der Beziehung zwischen Dix und Jamie sowie den Kriminalfall vor allem um die Vorstellung des Teams der G.E.N. Bloods. Der Leser erfuhr sehr viel über die anderen Teammitglieder, deren Fähigkeiten und einzelne Hintergründe. Hier geht es vor allem um Reese und Simba sowie den Thriller-Anteil. Allerdings bekommt das Team einen neuen gemeinsamen Gegner, der auch für die zukünftigen Bände viel Spannung verspricht, sodass auch Freunde der anderen Team-Mitglieder auf ihre Kosten kommen.
Natürlich gibt es auch insgesamt wieder sehr viele Hinweise und Bezüge auf das erste Buch. So ist zum Beispiel die Maskenbildnerin des ersten Teils auch Reese Patientin im zweiten Band. Der zweite Band ist für sich alleine lesbar, aber für Kenner der Reihe ist dies natürlich ein nettes Schmankerl. Und für Fans ihrer Bücher hat Kathy Felsing ein weiteres Goodie eingebaut: na, wer findet im Buch die Anspielung auf ihren Titel BLUTSVERMÄCHTNIS? ;-)
CHARAKTERE
Die Autorin legt dieses Mal wieder viel Wert auf den Beziehungsaufbau zwischen Reese und Simba. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und die beiden lassen auch keine Zeit vergehen, bis sie sich vertrauen und gegenseitig öffnen. Wer es also aufregend liebt, ist hier genau richtig. Die Liebe zwischen ihnen ist gewaltig, die Worte dafür sind intensiv. Ich bin sicher, dass Kathy mit VERHÄNGNISVOLL auf jeden Fall den Geschmack der Genreliebhaber mitten ins Herz trifft ;-)
AUFBAU
Wie bereits beschrieben, empfand ich in diesem Buch der Romance-Anteil sehr eindringlich, sowohl sprachlich als auch im Inhalt. Schon zu Beginn spürt man sofort das Prickeln zwischen Reese und Simba. Doch auch die Gefahr durch den Serienkiller wird sofort deutlich: Reese beschleicht ein ungutes Gefühl, als sie den neuen Patienten kennenlernt, und dies soll sich bewahrheiten. Von da an gibt es drei Handlungsstränge: Die Beziehung der beiden. Die Jagd nach "John Smith". Und der Kampfeinsatz des G.E.N. Teams in Indien. Die Handlung ist perfekt ausbalanciert, der Wechsel zwischen den einzelnen Momenten gelungen, es gibt unzählige Cliffhänger, die es unmöglich machen, das Buch beiseite zu legen. Besonders das letzte Fünftel lässt den Leser nicht einmal mehr durchatmen. Der Showdown zieht sich über eine gewaltige Länge, was jedoch aufgrund der Spannung gar nicht auffällt, da man es in einem Rutsch verschlingt. Die Zeit vergeht bei diesem Buch wirklich viel zu schnell ;-)
SPRACHE
Die Bücher der Autorin haben einen auffälligen Schreibstil, der von außergewöhnlicher Wortwahl und recht komplexer Grammatik geprägt ist. VERHÄNGNISVOLL dagegen ist etwas zurückhaltender geschrieben. Einerseits vermisse ich ein wenig ihre spezielle Schreibweise. Andererseits liest sich das Buch nun wesentlich flüssiger, man fliegt nur so über die Seiten und findet sich sofort mitten im Geschehen wieder. Und wie gewohnt ist ihre Sprache sehr bildlich. Sie lässt den Leser alles selbst erleben und findet immer die passenden Worte, ob nun für die verkommene Psyche des Killers oder die stürmische Leidenschaft zwischen Reese und Simba.
AUSBLICK AUF BAND 3
Ich kann den nächsten Band - Titel HÖHENFIEBER - kaum erwarten, denn Virgin ist mein bisheriger Favorit des Teams. Die Autorin schickt ihn mitten in die Geiselnahme eines Flugzeugs, das klingt sehr vielversprechend. Doch bis November müssen wir uns leider noch gedulden ;-)
FAZIT
Mit VERHÄNGNISVOLL hat Kathy Felsing eine spannungsgeladene Fortsetzung der G.E.N. BLOOD - Reihe geschrieben, die Romance - Herzen höher schlagen lässt. Wer die Reihe bisher noch nicht kannte, sollte spätestens jetzt einen Blick riskieren und sich dieses Leseabenteuer gönnen ;-)
SaschaSalamander 23.03.2012, 15.54 | (0/0) Kommentare | PL
Im Park - Think Positive
Mit IM PARK - THINK POSITIVE präsentiert Justin C Skylark zwei Kurzgeschichten. Wirklich extrem kurz. Aber dafür pfiffig. Nur eine minimale Inhaltsbeschreibung, da alles andere wirklich zuviel wäre: IM PARK will René eigentlich nur kurz mit seiner Hündin Gassi gehen, aber es kommt zu einem netten Stelldichein. THINK POSITIVE erzählt davon, wie der Protagonist beim Arzt einer Sexbekanntschaft begegnet und aus dessen Reaktion eine positive HIV - Diagnose ableitet, eine Zeit bangen Wartens bis zum eigenen Test beginnt.
Beide Geschichten sind außerordentlich kurz, dafür aber ungewöhnlich witzig. Nicht wie sonst gewohnt eine reine Erotikgeschichte, sondern der Schwerpunkt liegt auf dem humorvollen Anteil. Das fand ich zur Abwechslung sehr angenehm, und ich habe mich hervorragend unterhalten. Der Schreibstil liest sich flüssig, und die Idee zu beiden Stories gefiel mir sehr gut. Bei IM PARK gefällt mir besonders, wie der Leser ebenso wie der Protagonist etwas Entscheidendes völlig vergisst und dann am Ende auflacht: "stimmt, da war noch was". Und bei THINK POSITIVE musste ich an Watzlawicks >Mann mit dem Hammer
Zur Beschreibung von Handlungsaufbau oder Charakteren waren die Geschichten doch etwas sehr kurz, deswegen möchte ich es ausnahmsweise bei diesen wenigen Sätzen belassen. Aber eine klare Empfehlung möchte ich trotzdem aussprechen. Freunde knallharter Gay-Erotik bekommen ausnahmsweise nichts geboten, aber Fans von Justin und Freunde ansprechender Kurzgeschichten kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten ;-)
SaschaSalamander 23.03.2012, 09.22 | (0/0) Kommentare | PL
Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit
Linus Lindbergh ist Sohn einer Erfinderfamilie und lebt in einem eiförmigen Haus auf dem Flugplatz. Sein Vater arbeitet mit Zeitmaschinen, seine Mutter beeinflusst die Naturgewalten und kann sogar Tornados im Haus entstehen lassen. Sein Opa bastelt Flugmaschinen. Und Linus will einen Helm gegen Albträume erfinden, aber es will einfach nicht klappen. Zur Seite steht ihnen allein der Roboter Majus 12. In der Schule ist Linus ein Außenseiter, denn er darf nichts von den genialen Erfindungen erzählen, sodass er einfach grundlos wie ein Freak wirkt und gehänselt wird. Und so kommen drei Handlungsstränke zusammen: die neue Mitschülerin Riana von Waldenfels könnte eine gute Freundin werden, wenn die Mutter nicht allen Gästen sofort das Gedächtnis löschen würde. Der böse Hausmeister des Flugplatzes will ihnen die Wohnung kündigen und sie vom Flughafen vertreiben. Und dann ist vor einiger Zeit sein Vater verschwunden - wurde er entführt, oder gab es Komplikationen bei einer seiner Zeitreisen?
TRILOGIE
Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, der zweite Band ist im Herbst diesen Jahres zu erwarten. Die Handlung des ersten Bandes ist nicht abgeschlossen, lässt sich aber dennoch gut als Einzelband lesen, da bis auf einen wichtigen Hauptstrang andere Themen abgeschlossen werden.
CHARAKTERE
Die Charaktere sind sympathisch ausgebaut und in der Tiefe genau richtig für ein Kinderbuch: nicht zu komplex, aber doch mit Hintergrund und Eigenheiten. Linus ist sympathisch aber doch eher ein junger Antiheld. Riana dagegen ist ein richtiges Powergirl, sie hat sehr viel Energie, ist kreativ und ziemlich gewitzt. Sie hat eine hervorragende Auffassungsgabe und einen recht eigenwilligen Humor, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, für mich war sie die eigentliche Heldin des Buches. Und Majus ist auch etwas ganz Besonderes. Roboter mit menschlichen Gefühlen und seltsamen Schrullen sind ja nun wirklich keine Besonderheit mehr in der Literatur, aber Majus ist schon SEHR schrullig und SEHR menschlich. Und sogar er erhält eine komplexe Vergangenheit, die sich erst im Laufe der folgenden Bände offenbaren wird.
ERFINDUNGEN, ABENTEUER
Das Buch ist für Jungen wie Mädchen gleichermaßen geeignet, wobei Action, Erfindungen und Abenteuer im ersten Moment eher nach einem Buch für Jungs klingt. Trotzdem, die Erfindungen werden Mädchen sicher ebenso begeistern, und Riana wird bestimmt eine Menge weiblicher Fans unter den Lesern finden.
Die Erfindungen sind oft nebenbei in der Handlung eingebunden. So wünscht sich Linus an einer Stelle, er könnte die Erwachsenen besser verstehen. Dafür gibt es sogar ein Gerät, den Zwi-Zei-Les, den Zwischen-den-Zeilen-Leser. Aber der funktioniert nur an Erwachsenen. Kinder scheinen klar und direkt zu reden, bei ihnen schlägt das Gerät nicht an. Oder ein Geruchsneutralisator, den man auf einer öffentlichen Toilette oder anderen ekligen Orten tragen kann. Ein Computerspiel, das hypnotisiert und das Gedächtnis löscht. Ein Grammophon, das versetzt mit ein wenig Duftöl schöne Erinnerungen hervorruft. Fluggeräte, Zeitmaschinen, Tornadowirbler, eine Erfindung aufregender als die andere.
Und auch mit Abenteuern unterschiedlichster Art wartet der Autor seinen jungen Lesern auf. Das Buch beginnt bereits mit einem Beinaheabsturz mit einer der vielen Flugmaschinen. Immer wieder gerät Linus in spannende Momente. Welcher Jugendliche kann schon von sich sagen, dass seine Hausaufgaben von einem Tornado gefressen wurden? Dass sein Haushaltsroboter ihn mit hässlicher Kleidung in die Schule schickt? Dass der Vater bei einer Zeitreise verschwunden ist?
HANDLUNGSAUFBAU, SPANNUNGSBOGEN
Das einzige, was ich schade fand, war der Spannungsaufbau. Man merkt klar, dass es der erste Band einer Trilogie ist. Es wird sehr viel Zeit für die Charaktere, die Beschreibung von Schule und Flughafen verwendet. Das ist nicht schlimm, denn auch ohne eine konkrete Handlung zu Beginn liest sich das Buch humorvoll und spannend. Im Grunde las ich es auch weniger wegen der Handlung als vielmehr wegen der vielen ungewöhnlichen Ideen. Trotzdem störte es mich ein wenig, dass etwas so Wichtiges wie das Verschwinden des Vaters lediglich in einigen kurzen Momenten angeschnitten wird. Es erstaunte mich, warum Linus und der Rest der Familie so wenig unternahmen, ihn wiederzufinden, so als hätten sie sich damit abgefunden.
Die ersten zwei Drittel dienen lediglich dazu, Linus und Riana bekannt zu machen. Auch der Plot um den möglichen Verlust ihres Hauses auf dem Flughafen ist eher am Rande erwähnt und wird in einem kurzen Kapitel abgehandelt. Dadurch fiel es mir recht leicht, das Buch immer wieder beiseitezulegen. Für mich als Erwachsenen finde ich das schade, denn ich liebe Cliffhanger und mag eine komplexe Handlung, und es gibt auch Kinderbücher, die dem erwachsenen Leser dies bieten können. Andererseits ist LINUS LINDBERGH dadurch perfekt geeignet, dass Eltern vor dem Schlafengehen kurz ein Kapitel vorlesen oder die Kinder selbst 10 Seiten lesen und es dann aber auch konsequent beiseitelegen bis zum nächsten Tag. Von daher sehe ich das nicht als Manko, eher als "schade".
Im letzten Drittel dann allerdings zieht der Autor so richtig an der Spannungsschraube, Riana und Linus geraten in Gefahr und müssen sich einem seltsamen Test unterziehen, Majus wird bedroht und kann ihnen nicht zur Hilfe eilen, alles steuert zu auf einen gewaltigen Showdown. Die beiden Kinder sind auf sich alleine gestellt und können nun endlich zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Riana voller Esprit und Flexibilität, Linus logisch und rational. Ab hier kann man das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.
ZEICHNUNGEN
Das Buch selbst hat leider keine Zeichnungen im Verlauf der Handlung, obwohl es sich angeboten hätte. Dafür aber ziert eine witzige Landkarte des Flughafens die Innenseiten des Buches. Die Protagonisten werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Ich mag den liebevollen Stil der Bilder, die Charaktere werden sehr gut in ihren Eigenschaften eingefangen. Wie gesagt: diese zwei Seiten mit Bildern gefallen mir so gut, dass ich zu gerne noch mehr davon innerhalb des Textes gesehen hätte, z.B. am Kapitelanfang oder im Text.
FAZIT
Spannend erzählt, ideal zum Vorlesen und Selberlesen ist LINUS LINDBERGH ein wundervolles Kinderbuch, das Jungen und Mädchen gleichermaßen lieben werden. Humorvoll, aufregend und kreativ, genau richtig für aufgeweckte Kids.
SaschaSalamander 22.03.2012, 09.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Zuschauer - exzessive Freunde
Eine leider viel zu kurze Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Für eine Kurzgeschichte dieser Länge sind die beiden Hauptcharaktere Kathy und Ian recht gut ausgebaut, der Leser erfährt zwischen den Zeilen ein bisschen mehr über die Hintergründe der beiden, sodass man mitfühlen und sich gut in die Story hineinversetzen kann.
Was Kathy macht und Ian noch weiter ausbaut, hat mich im ersten Moment sehr geärgert. In der Realität würde ich wütend werden: einfach das intime Geheimnis eines anderen weitersagen und das dann auch noch schamlos ausnutzen. Aber man hat Kathy als Charakter gut genug kennengelernt um zu begreifen, dass sie es nicht böse meinte, sondern nur helfen wollte. Und außerdem - es ist nur eine Fiktion, und wenn alles immer moralisch und politisch korrekt wäre, dann müsste ich keine Geschichten lesen sondern könnte die Zeitung abonnieren. Also habe ich mich einfach in der Handlung fallenlassen und das Setting genossen.
Piero, noch so unschuldig und scheu aber doch so verlangend, die personifizierte Versuchung. Der draufgängerische Ian, der ihm zwar sanft aber doch sehr bestimmt zeigt, wonach es ihm verlangt. Und die freche Kathy, die - ebenso wie wir Leserinnen, die wir uns an solchen Geschichten ergötzen - gerne zusieht und mindestens soviel Spaß hat wie die beiden Männer. Eine kurze aber heiße Szene, die prima umgesetzt wurde.
Sprachlich ist ZUSCHAUER weitgehend gelungen, ein paar kleine Schwächen sind zu finden, die jedoch Geschmackssache sind: ob man bei wörtlicher Rede nur Verben des Sagens verwenden darf oder auch andere Begriffe, da wurde schon viel diskutiert. Mich stört es, und auch hier bin ich einige Male gerade zu Beginn darüber gestolpert. Im Gesamtbild aber ließ es sich trotzdem angenehm flüssig lesen.
ZUSCHAUER - EXZESSIVE FREUNDE ist eine gelungene Kurzgeschichte, genau richtig für zwischendurch. Nur zu gerne möchte ich mehr von Kathy, Ian und Piero lesen, schon nach wenigen Seiten habe ich sie ins Herz geschlossen. Romantik, Lust und Sex in perfektem Mischungsverhältnis neben Charakterbeschreibung und Handlung. Ein perfekter Happen, der Appetit auf mehr macht.
SaschaSalamander 20.03.2012, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
Tote Mädchen lügen nicht
Die Erzählweise des Buches ist ungewöhnlich und erwähnenswert: es gibt zwei Erzählstränge. Das eine ist die wörtliche Rede Hannahs auf den Kassetten, der Leser (bzw der Hörer der Kassetten) wird mit "Du" angesprochen. Das andere ist in normaler Schriftweise der Ich-Erzähler Clay, der zwischendurchden Text Hannahs während des Hörens gedanklich kommentiert und der, wenn er nicht die Kassetten hört, sein aktuelles Handeln beschreibt. Beide Erzählstränge fügen sich perfekt ineinander, sodass man einem ungestörten Lesefluss folgen kann.
Ich fand diese Methode sehr gelungen, denn der Leser fühlt sich durch das "Du" direkt angesprochen, als wäre er selbst ein Teil der Umstände, die Hannah zu ihrer Tat brachten, was ein sehr beklemmendes Gefühl auslöst. Zugleich durch den Ich-Erzähler erhält er einen tiefen Einblick in das Erleben eines der Betroffenen. Clay und den Leser treibt die gleiche Frage voran: was hat er damit zu tun? Warum erhält auch er die Kassetten? Und wie können kleine Neckereien und unbedachte Handlungen dazu führen, dass Hannah sich das Leben nehmen wollte? Immer wieder macht das Mädchen Andeutungen auf das Kommende, und man will endlich wissen, was dahintersteckt.
Dazu die bange Frage: WANN erscheint Clay auf den Kassetten? Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Schuld haben die erwähnten Personen auf sich geladen. Doch käme Clay bereits am Anfang, welche Motivation hätte er noch, die anderen Kassetten zu hören, welche Motivation hätte der Leser, das Buch zu beenden? Aber kann dieser sympathische Junge, der so liebenswürdig scheint, wirklich etwas so Schwerwiegendes getan haben?
Während Clay das Tonband hört, wird er zudem von Hannah aufgefordert, die Punkte aufzusuchen, die sie auf einer Landkarte markiert hatte, welche alle Betroffenen vor dem Suizid erhalten haben. Und so wandert Clay durch die Stadt und trifft andere, die bereits vor ihm auf der Kassette erwähnt wurden. Jeder geht anders mit seiner Schuld um, manche tragen schwer daran, andere nehmen ihren Teil daran nicht wahr, laden neue Schuld auf sich und erkennen nicht, was ihr Verhalten bei anderen auslöst.
Der Roman geht unter die Haut, ist sehr realistisch gehalten. Ein Satz, der mir sehr gut gefiel: "Wenn Du jemanden lächerlich machst, bist Du dafür verantwortlich, wie andere sich ihm gegenüber verhalten". Eine wichtige Aussage. Denn Mobbing ist an Schulen keine Seltenheit. Und es beginnt bereits im Kleinen, wo man es noch nicht einmal als Mobbing wahrnehmen würde. Es sind Kleinigkeiten, unbedachte Aussagen, harmlose Späße, die große Wunden reißen können. Auf gewisse Weise muss sich jeder fragen, was er hätte tun können, um Hannahs Selbstmord zu verhindern.
Für die achte und neunte Klasse halte ich das Buch auch sehr gut als Schullektüre geeignet (wobei ich allerdings deutsche Autoren hierfür bevorzuge). Denn es bietet sehr viel Stoff zum Diskutieren. Es fällt mir schwer, hier keine ausufernde Analyse einzelner Szenen, Charaktere und Verhaltensweisen zu erstellen, denn es bietet sich dafür geradezu an. Die Jugendlichen können sich hervorragend in die Handlung einfinden, die Sprache ist flüssig und angenehm. Sogar Lesemuffel werden dieses Buch nur ungern aus der Hand legen. Ideale Voraussetzung zu einem Schulbuch, um sich im Klassenverband über ein wichtiges Thema auseinanderzusetzen.
SaschaSalamander 17.03.2012, 15.28 | (0/0) Kommentare | PL
Fünf
Poznanski hat mich bereits mit >EREBOS< und >SAECULUM< begeistert. Diese beiden Titel waren Jugendthriller, mit FÜNF begibt sie sich nun in den Bereich der Erwachsenenliteratur. Und zwar sehr gekonnt. Der Roman hat mich von der ersten Sekunde gefesselt, nachdem ich begonnen hatte, wollte ich nichts anderes mehr als beständig nur weiterzulesen. EREBOS handelt von einem Onlinerollenspiel, SAECULUM beleuchtet die Welt des Liverollenspiels, und FÜNF bedient sich des Themas Geocaching. Ich finde es prima, wie Poznanski immer wieder aktuelle Trends aufgreift und daraus eine spannende Geschichte webt. Ein Buch wie FÜNF war tatsächlich schon lange fällig (mag sein, dass ich eines verpasst habe, das ist natürlich nicht ausgeschlossen. Kennt jemand einen Krimi zu diesem Thema? Ich freue mich über Tipps).
Die Charaktere gefallen mir sehr gut. Normalerweise stört es mich eher, wenn zuviel private Ereignisse der Ermittler in den Roman einfließen. Ich will einen packenden Thriller, kein Sozialdrama. Bei FÜNF allerdings wird das Privatleben Beas zu einem Teil der Schnitzeljagd, denn der Täter scheint ihre Vergangenheit zu kennen, scheint ihr aktuelles Leben zu kennen. Es gibt zu Beginn nur Andeutungen, und ich konnte es nicht erwarten, bis ich endlich erfuhr, was hinter den gelegentlichen Anspielungen auf ein früheres Ereignis steckt und inwiefern dies mit dem Fall zusammenhängen könnte.
Auch gefällt es mir, dass die Charaktere zwar Probleme haben und nicht wirklich Helden darstellen, trotzdem aber keine so heruntergewirtschafteten Antihelden sind, wie sie gerade in der Literatur beliebt sind. Mit Bea und Florin hat Poznanski zwei Ermittler geschaffen, die mir ausnahmsweise wirklich sympathisch waren und von denen ich sehr gerne weitere Fälle lesen möchte.
Der Fall selbst ist clever inszeniert. Ziemlich lange tappt der Leser im Dunkeln, die Motive des Täters sind unklar. Normalerweise habe ich ein recht gutes Gefühl dafür, was hinter den Taten stecken könnte und wer der Täter ist. Hier jedoch ging es mir wie den Ermittlern: es lag alles klar auf der Hand, es schien offensichtlich und war doch nicht erkennbar, es fehlten kleine Elemente zum Rest des Puzzles. Die Auflösung ist nachvollziehbar und logisch, sehr gut durchdacht.
Eine Szene gab es, in der ich nicht ganz mitkam und mich fragte "wie kamen sie bitteschön auf diese Lösung?", aber ansonsten war es eine astreine Ermittlungsarbeit, wie ich sie liebe. Recherche, Nachforschungen, tagelange Information. Zeugenbefragungen, das Ausgraben von vergangenen Ereignissen. Die Verbindung zwischen den einzelnen Elementen erkennen und dann am Ende das Rätsel lösen. Sehr schön, so liebe ich Thriller und Krimis!
Das Thema Geocachen hat sie auch sehr schön umgesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach diesem Buch viele Leser Lust auf dieses Hobby bekommen haben.
Wie erwartet hat FÜNF mich ziemlich begeistert, der Inhalt einige Zeit beschäftigt. Und jetzt sitze ich hier und hoffe so bald als möglich auf den nächsten Roman der Autorin. Ich bin gespannt, welchen Themas sie sich als nächstes annimmt :-)
SaschaSalamander 16.03.2012, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL
Blutflucht
Kate lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel Sam. Sie ist eine Mutantin erster Klasse, kann Gedanken lesen und manipulieren. Doch Mutanten sind nicht gerne gesehen im Volk, und so hat Kate ihre Fähigkeiten viele Jahre unterdrückt, um unerkannt zwischen den normalen Menschen zu leben. Eines Tages begegnet ihr der geheimnisvolle Jack, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Auch er hat ein Auge auf Kate geworfen, und er vertraut ihr seine Vergangenheit an: er ist ein unregistrierter Mutant dritter Klasse, das heißt er verfügt über psychische und physische Kräfte. Von Loyal Pharmaceutics wurde er für militärische Zwecke gefoltert, konnte jedoch entkommen und ist seitdem auf der Flucht. Gemeinsam machen sich Jack und Kate auf eine gefährliche Mission: Jack will sich rächen, und Kate möchte als Rebellin für die Rechte der Mutanten kämpfen.
Sonst in der Gegenwart oder meist Vergangenheit, wagte sich die Autorin bei ihrem Erstling in die Zukunft. Geschickt erwähnt sie hier und da Einzelheiten, um die Welt von Jack und Kate lebendig werden zu lassen: Müll wird atomisiert, Tiger leben nicht mehr aber streifen als 3D-Holos durch den Zoo, Autos erledigen Kurierfahrten im Autopilot, ein ID-Chip unter der Haut ersetzt den Ausweis und viele Dinge mehr. Wann genau die Geschichte allerdings spielt, das bleibt dem Leser unklar, es ist jedoch alles realistisch und gar nicht einmal so fern unserer Gegenwart beschrieben, wenn man von den Mutanten absieht.
Handlung, Verhaltensweisen, Konflikte sind alle sehr geradlinig und übersichtlich. Die Handlung verläuft klassisch und vorhersehbar vom Beginn hin zum Ziel, es gibt keine Überraschungen für den Leser. Auch ist klar definiert, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, das Geschehen ist einfach gestrickt. Die Charaktere sind sympathisch, jedoch wenig detailiert. Dadurch ist das Buch angenehm leicht und flink zu lesen. Denn die Sprache ist flüssig, die Handlung trotz der Vorhersehbarkeit spannend. Und wenn die Autorin eines kann, damals in Blutflucht mindestens so gut wie heute in den aktuellen Büchern, dann ist das die Beschreibung von Erotik. Immer wieder fallen ihr neue Möglichkeiten ein, wie man abseits von normal üblichen Praktiken Abwechslung für den Leser schaffen kann. In diesem Fall nutzen Jack und Kate ihre psychischen Kräfte, um unbemerkt öffentlich ihre (und unsere) Gedanken anzuheizen und sich Lust zu verschaffen.
Ein wenig mehr Tiefe wäre insgesamt wünschenswert gewesen, sowohl in der Komplexität der Handlung und des gesellschaftlichen Hintergrundes wie auch bei den Charakteren. Ansonsten ist das Buch top, noch kein typischer Minden oder Palmer, aber dafür ein würdiger Ravenscroft. Gäbe es noch keine anderen Bücher von ihr, so würde ich sagen: "die Autorin hat wirklich Potential, man sollte sie im Auge behalten". Aber das hat sich ja inzwischen bereits bestätigt.
Für alle, die noch nichts von Inka, Lucy oder Loreen gelesen haben, ist es ein unterhaltsamer Einstieg mit dem Versprechen für weitere, noch bessere Titel. Und für alle Fans ist der bisher unveröffentlichte Erstling natürlich ein Muss, der unbedingt in die Sammlung gehört ;-)
Und weil Jack so lecker ist, gibt es das Cover heute in größerer Variante:
SaschaSalamander 13.03.2012, 08.43 | (0/0) Kommentare | PL
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