SaschaSalamander

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Three Wolves Mountain

naono_3wolves_1.jpgINHALT

Jirou und sein älterer Bruder Tarou sind Werwölfe. Sie wurden von ihren Eltern aus dem Haus geworfen und müssen nun auf eigenen Beinen stehen. Da treffen sie den Café-Inhaber (und außerdem Friedhofswächter) Kaya. Nachdem sie seinen Kühlschrank leergefuttert haben, arbeiten sie ihre Schuld ab, indem sie ihm im Café zur Hand gehen. Schnell verliebt sich Jirou in Kaya, doch dieser hat anderes im Sinn: er muss das Grab seines verstorbenen Bruders bewachen. Außerdem stehen plötzlich die Eltern vor der Tür und wollen, dass die beiden Brüder nach Hause kommen. Und dann wäre da noch Tarous Verlobte, die ebenfalls für einigen Wirbel sorgt.


AUFBAU, GENRE

Hier vergibt die Zeichnerin leider einiges Potential. Wie schon aus der Inhaltsangabe ersichtlich, werden mehrere Handlungsstränge angerissen und aufgebaut, keiner davon wird allerdings so richtig vertieft. Eine klare Handlung im eigentlichen Sinne ist nicht geboten. Vielmehr bekommt der Leser einzelne kleine Episoden präsentiert, die sich einem neuen Thema widmen und zudem gelegentlich Elemente der vorherigen Episoden enthalten.

Das finde ich sehr schade, denn das Thema Werwolf ist zwar nicht gerade die Erfindung des Rades, aber Bohra Naono zeigt, dass sie es auf witzige und ansprechende Weise umzusetzen vermag. Mit viel Witz und hübschen Zeichnungen ist der Leser vom ersten Moment an gefesselt, ich konnte den Manga nicht mehr aus der Hand legen. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass man mindestens eine dreiteilige Serie, vielleicht sogar noch mehr Bände daraus macht. Und dafür dann intensiv auf die einzelnen Aspekte eingeht. So wird der Hintergrund des Werwolf-Clans sogut wie überhaupt nicht beleuchtet, auch der tote Bruder bekommt nur eine Nebenrolle. Allein die Idee rund um den Friedhof und die Grabräuber würde ebenfalls Stoff für einen eigenen Manga bieten. Von den Yaoi-Elementen zwischen Jirou und Kaya ganz zu schweigen.

Durch die verschiedenen Handlungsebenen ist es auch schwer, das Genre einzusortieren. Klar, es ist ein Yaoi. Aber es ist zugleich auch eine Komödie, enthält außerdem Mystery und Horror-Elemente. Eine faszinierende Mischung, und einige Male musste ich an meinen Lieblingsmanga YAMI NO MATSUEI denken, der auf ähnliche Weise bei mir punktet. Doch leider bleibt es hier beim Yaoi, und leider ist die "Handlung" mehr als dünn.


ZEICHNUNGEN, YAOI

Die Zeichnungen gefallen mir ausgesprochen gut. Gelungen finde ich die Szenen, in denen Jirou teilweise als Wolf zu sehen ist. Er kann sich im Gegensatz zu seinem Bruder nicht komplett verwandeln, mal sind es nur Ohren und Schweif, ein andermal geht er auf zwei Beinen und hat den Oberkörper eines Wolfes. Gerade in den erotischen Momenten gibt das einiges an Spielart her, etwa wenn der buschige Schweif geschickt eingesetzt wurde, um dadurch nicht allzu explizit werden zu müssen. Die Körperproportionen wurden hier sehr gut dargestellt, ich finde die Körper realistisch und teilweise auch ziemlich lecker.

Meistens begnügt sich die Zeichnerin mit Rasterfolie und einfachen Mustern zur Gestaltung des Backgrounds. Wenn jedoch einmal die Wohnungseinrichtung oder eine Landschaft zu sehen ist, dann ist diese sehr schön gezeichnet. Nicht so detailliert, dass ich lange darin versinken würde, aber dennoch ausreichend, um für eine dichte Atmosphäre zu sorgen und die jeweilige Szene zu intensivieren.

Was mich sehr stark stört sind ein, zwei Artworks, auf denen Jirou als Kind dargestellt wird (nicht im expliziten Kontext, sondern neutral). Das geht in den Bereich Sh*ta-Con, was mir zutiefst zuwider ist, und ich frage mich immer noch, weshalb solche Zeichnungen in Deutschland in Yaoi-Mangas veröffentlicht werden.


FAZIT

Der Manga hat mich sehr gut unterhalten, die Zeichnungen waren sehr schön, und ich hätte zu gerne mehr davon gelesen, liebend gerne würde ich sechs oder gar sieben Punkte vergeben. Da die Handlung allerdings trotz der schönen Vorlagen sehr vernachlässigt wurde und wegen des angedeuteten Sh*ta-Aspektes muss ich auf jeden Fall einen Punkt abziehen. Schade, denn eigentlich ein wirklich toller Manga, der bei mir nun auch im Regal steht und den ich sehr gerne ein weiteres Mal lesen werde.

Wertung: 3,6 von 5 Grabräuber

SaschaSalamander 02.10.2012, 09.15 | (0/0) Kommentare | PL

Ein plötzlicher Todesfall

rowling_vacancy_1.jpgDie momentanen Rezensionen sind vorgebloggt. Habe Urlaub und sitze nur sporadisch am Laptop in einer Gartenlaube, abhängig vom Handyempfang des Onlinesticks. Weil ich mal richtig entspannen will, bin ich auch nur sehr wenig am Computer. Aber ein paar lose Gedankensammlungen machen ja keine Arbeit, die tippe ich trotzdem, kann es nicht lassen ;-)

Weil ich mir vorgenommen habe, die nächsten Tage mal hobby-frei zu nehmen, lese ich keine Bücher, die ich rezensieren mag. Ein solches ist zum Beispiel die Rowling, da gibt es schon jetzt mehr als genug Meinungen im Netz. Falls ich später tippe, dann rein für mich. Aber ein paar Gedanken zwischendurch mag ich mir nicht verkneifen, und ich kann mir vorstellen, dass einige von Euch recht neugierig sind auf dieses Buch ...

Ich lese es auf Englisch, THE CASUAL VACANCY. Habe momentan den Luxus, dass ich mir diese Zeit nehmen kann und genieße es auch. Englisch liest sich für mich flüssig, aber ich kann natürlich nicht wie sonst über die Seiten rauschen. Und in diesem Fall ist es auch hilfreich, die Texte sehr bewusst zu lesen. Es mag zwar Unterhaltung sein, aber Rowling baut ihre Inhalte gut aufeinander auf, gerade so wie ich es mag.

Es beginnt damit, dass jemand stirbt. Dafür braucht es lediglich zweieinhalb Seiten (in denen er und seine Familie in groben Zügen bereits sehr gut charakterisiert werden). Und dann breitet sich die Nachricht langsam über die Stadt aus. Ein Mann, der es miterlebte, ruft seinen Vater an und erzählt ihm davon. Eine Schwester aus der Notaufnahme erzählt es wieder jemandem. Und so erzählen es verschiedene Personen ihren Freunden und werden auf wenigen Seiten vorgestellt und recht tiefgehen mit wenigen Sätzen beschrieben, sodass man ein sehr gutes Bild von den Figuren bekommt. Auch werden in den Kapitel z.B. Freunde oder Familienangehörige oder Bekannte der jeweils beschriebenen Personen benannt, die dann in anderen Kapiteln als Protagonisten auftreten (der Erzählstil ist bisher aus der personalen Sicht verschiedener Akteure) oder wieder am Rande erwähnt werden. Ich überlege fast, ob ich nicht eventuell eine Dramatis Personae anlegen sollte, um den Überblick zu wahren, wer mit wem verheiratet ist, wer Vater / Sohn ist, wer mit wem befreundet ist und wie alles zusammenwirkt. Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht (vorab gab es ja keine Info, und Rezis möchte ich noch nicht lesen, will mich ganz überraschen lassen), aber ich vermute, dass die Zusammenhänge der einzelnen Personen sehr wichtig werden könnten.

Was den Stil betrifft - VERY British: bissig, hintergründig und teilweise auch unter der Gürtellinie. Einige Sätze las ich meinen Mann vor, wir haben viel gelacht. Rowling ist eine Autorin, die es wirklich schafft, Personen nicht mit Adjektiven sondern alleine durch die Schilderung ihres Verhaltens sehr subtil und aussagekräftig zu porträtieren, und sie hebt die Absurditäten des Alltags hervor, spielt mit den Macken der Menschen und ist dabei nicht gerade zimperlich. Worte wie masturbate, pink vagina, balls und ähnliche sind keine Seltenheit, der Leser sollte nicht unbedingt prüde veranlagt sein.

Gesellschaftskritisch, bissig und gleichzeitig humorvoll, das ist mein erster Eindruck, und ich bin gespannt, wie es weitergeht :-)

Und nur eine kurze Sache zu Harry Potter: es regt mich ziemlich auf, wenn Leute es ständig vergleichen. Sorry, aber ich mag es nicht, wenn ein Autor immer im gleichen Fahrwasser bleibt. Mag sein, dass das ihr persönliches Meisterwerk ist und sie Großes geschaffen hat, aber ich finde es toll, dass sie nun einen anderen Weg einschlägt und etwas anderes probiert. Es beeindruckt mich, wenn Autoren von Kinderliteratur über Thriller oder Erotik viele Dinge ausprobieren anstatt zehnmal das gleiche Buch mit leichter Variation zu veröffentlich. Mit Potter hat dieser Titel nichts gemeinsam, auch wenn Leute über den Vornamen des Verstorbenen Barry lästern und behaupten, dass das Buch nur ein lauwarmer Aufguss sei (vermutlich haben sie es nicht gelesen und wollten sich einfach wichtigmachen). Was mich betrifft - ich habe hiermit erwähnt, dass ich das nicht vergleichen möchte. Und mehr werde ich dazu nicht sagen. Wäre Zeitverschwendung ...

SaschaSalamander 01.10.2012, 16.31 | (0/0) Kommentare | PL

Fast nur ein Spiel

gruen_spiel_150_1.jpg2008 las ich FAST NUR EIN SPIEL von Nele Grün. Hatte damals noch nicht den Überblick über erotische Literatur und war quasi auf der Suche nach Autoren und Verlagen, die meinem Geschmack entsprechen. Dabei bin ich über viele Bücher gestolpert, mit denen ich wirklich so gar nichts anfangen konnte. Dies hier ist eines davon gewesen ;-)

(Die Rezension ist also von damals. Wie immer bitte beachten: Zeiten ändern sich, bitte diesen vermeintlich aktuellen Beitrag also bitte dennoch als das sehen, was es ist, nämlich ein fast fünf Jahre alter Text)

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Klappentext:

Eines Nachts wird Andrea auf der Straße von einem Mann angesprochen, der ihr ein eindeutiges Angebot macht. Zu ihrer eigenen Überraschung nimmt sie den Unbekannten gegen Bezahlung mit in ihre Wohnung. Es beginnt eine heftige erotische Liaison, deren unwiderstehlichem Sog sich keiner von ihnen entziehen kann. Bald stellt sich jedoch heraus, dass die beiden weit mehr verbindet als ihr aufregendes Spiel. Denn beide hüten ein düsteres Geheimnis aus ihrer Vergangenheit ...


"Fast nur ein Spiel" ist das faszinierende Psychogramm einer jungen Frau, die den Mut hat, die Fesseln der Konvention zu sprengen und ihren ganz eigenen Weg zu gehen - und eine mitreißende erotische Geschichte über die Verstrickungen von Liebe, Sex und Lust an der macht, prickelnd und abgründig.


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Wie üblich bei Goldmann: jede Menge Rechtschreib- und Grammatikfehler, die mir vor die Flinte kamen. Ansonsten dachte ich mir ein paarmal "oh Gott, ist das Buch scheiße übersetzt". Bis ich später dann mal nachschlug und feststellte, dass die Autorin Nele Grün in Tübingen lebt und das Buch in Deutsch verfasst wurde. Wie peinlich (für Autorin, Lektorat, Verlag) ...

Handlung, well, da könnte man was draus machen, der Klappentext klingt wirklich vielversprechend, oder? Und die beiden Protagonisten sind nicht ohne, aus ihnen könnte man prima Antihelden machen, mit denen man so richtig mitfiebert. Die eiskalte Femme Fatal, der knallharte Geschäftsmann. Klischee, aber wir lassen uns ja gerne unterhalten, muss ja nicht immer hochwertige Literatur sein.

Die Charaktere gewinnen für mich einfach keine Tiefe, zwar ist einiges aus dem Gedankenspiel von Andrea dargestellt, aber es ist seit langem das erste Mal, dass ich eine Hauptperson vor mir habe, mit der mich ab-so-lut nichts verbindet. Es gibt zuviel Gerede Drumherum, welches weder zur Handlung beiträgt noch die Charaktere vertiefen noch die Spannung erhöhen würde. Frauen, die zusammensitzen und über ihre Lover klönen, ohne dass die Leserin sich davon angesprochen fühlt.

Sodom und Gomorrha, Andrea betrügt Frau Schmidt mit deren Mann Cord, Frau Schmidt betrügt ihren Mann mit Andreas Freund Steffen, Deborah hat was mit Chris, und der alte Geliebte von Andrea wurde über den Jordan gegangen, Cord hat einmal etwas sehr Schlimmes getan, Andrea natürlich auch, und während Cord weiß, dass er Andrea eigentlich hassen müsste, will er sie am liebsten von hinten vor dem Schlafzimmer vögeln. Sorry für die Wortwahl, aber diese entspricht dem Niveau des Buches ...

ich hatte wirklich gehofft, dass das Buch wenigstens offenbaren würde, was die beiden Schlimmes getan haben. Aber Cords Tat wird am Anfang schon nebenbei und banal abgehandelt, und ihr Vergehen erst auf den letzten zwei oder drei Seiten mal kurz angerissen, auch wenn der Leser es eh schon von Beginn an wusste. Was für ein Glück, dass ich das Buch nur überflogen habe, sonst hätte ich noch mehr Rechtschreib- und Logikfehler gefunden und mich womöglich richtig gelangweilt ...

Was den "erotischen" Teil des Buches betrifft: naja, es wird halt beschrieben, wie er sie mal hart rannimmt und ihr dann 1000 Euronen auf den Tisch blättert ... oder ihr die Augen verbindet und durchknallt (wie gesagt: wer die Rezi nicht verkraftet, sollte das Buch dringend meiden, und ich habe wenig Lust, extra für diesen Roman irgend etwas zu umschreiben) und sie darüber gar nicht amused ist und ihm ihre hochhackigen Stiefel an die Schläfe donnert, was ihn widerum nicht sonderlich amused. Einmal treiben sie es sogar so, dass beide zufrieden sind, nämlich nachdem sie seine Frau aus dem Rennen haben und ... ach, neeeee, hör auch, von Erotik ist nicht wirklich die Rede. Ich finde, Erotik ist in der Literatur SEHR von der Sprache abhängig, und in diesem Fall musste ich während der Sexszenen einige Male lachen. Und die Vergleiche, einfach zum Brüllen. "Ich fühlte mich wie eine Wüstenblume, eine Rose aus Jericho, und meine vertrockneten Stängel rollten sich ihm entgegen" und ähnlich schwachsinniger Wulst ... jede Menge "will und kann nicht" ...

nein, mir fällt niemand ein, dem ich das Buch empfehlen könnte. Wirklich, Sinn und Zweck meines Blogs soll ja eigentlich sein, Euch zum Lesen zu animieren, und ich kann wirklich fast jedem Werk etwas Gutes abgewinnen, zumindest sagen "diese oder jene Zielgruppe wird es bestimmt ansprechen", aber in diesem Fall: Finger weg, nutzt Eure Zeit besser ...

SaschaSalamander 01.10.2012, 09.03 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 39

GELESEN / GEHÖRT
1 - Wie m d Ratschläge seiner Eltern ignoriert (P Johnson)
1 - Mindnapping 10 - Der Traumtänzer (Audionarchie)
2 - Schwarz wie Schnee (J Wilke)
2 - The Casual Vacancy (J K Rowling)


GESEHEN
/


NEUZUGÄNGE
D unwahrsch Pilgerreise d Harold Fry (R Joyce)
Ihr unschuldiges Herz (R Hagen)
The Casual Vacancy (J K Rowling)
Licht und Liebe (G v Delden)
Die Mechanik des Herzens (M Malzieu)
Evies Garten (K L Going)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 30.09.2012, 20.50 | (0/0) Kommentare | PL

Die Arwinger 1-4

INHALT

Die Handlung beginnt im Verlies. Der Pirat Johannes Torn soll gefoltert und verhört werden, man will durch ihn mehr über die geheime Organisation der ARWINGER erfahren. Wenn nicht gerade der Richter anwesend ist, unterhalten sich der Kerkermeister und Johann. In Rückblicken erzählt er, wie er als Henkerssohn den Beruf des Vaters übernehmen sollte, sich weigerte und statt dessen als Matrose anheuerte. Seine Mannschaft wurde von der Pest dahingerafft, kurz darauf wurde das Boot von Piraten gekapert, Leif rettete ihn und brachte ihn auf das Piratenschiff. Dort verdiente er sich das Vertrauen des Kapitäns und wurde zu Johann Schleicher, dem Boten. Was er auf diesem Weg erlebt hat und wie es nun zu seiner Einkerkerung kam, das soll der Hörer nun erfahren.

arwinger02_1.jpg 


ASGARD

Die Asgard Produktionsgesellschaft sagte mir nichts, aber plötzlich waren sie da, und sie präsentieren nun also DIE ARWINGER. Bei all dem Medienrummel, den Piraten in der letzten Zeit verursachen, ist es verwunderlich, warum nicht schon längst ein entsprechendes Hörspiel auf dem Markt ist. Nun, Asgard hat dafür gesorgt, dass auch diese Lücke gefüllt wird. Eine kleine Firma, bisher unbekannt, und dann gleich die große Ankündigung eines Fünfteilers? Ganz schön gewagt, dazu auf der >Homepage< ein "Kinotrailer". Ob sie da nicht etwas zu hoch gepokert hatten? Wenngleich Piraten nicht unbedingt mein Lieblingsgenre sind, meine Neugier hat gesiegt, ich habe mir die ersten vier Teile angehört. Und kann den Abschluss in der nächsten Folge kaum erwarten!


THEMA

Es geht also um Johannes Torn. Sein Leben, seine Entwicklung, seine Zweifel als christlicher Mann den Piraten anzugehören, seine Erfahrungen in der Organisation der ARWINGER. Doch dies ist nur der Aufhänger für die abenteuerliche Geschichte, welche das friesische Piratenleben um 1420 darstellt: die großen Tage der >Vitalienbrüder< (Störtebecker und Co) waren gezählt, und die >Deutsche Hanse< befand sich im Aufschwung. Johannes Torn ist nur ein kleines Rädchen im Getriebe, die Strukturen der Hanse und der Piraten sind weit verzweigt, und schrittweise wird nach und nach enthüllt, in was Johannes eigentlich geraten ist.

Zugegeben - was davon nun Fiktion ist und was Realität, damit habe ich mich nicht befasst, Piraten sind nicht gerade mein Wissensgebiet. Doch realistisch hin oder her, dem Hörer wird es vor allem darum gehen, wie unterhaltsam das Piratenleben dargestellt wurde, wie gut die Atmosphäre spürbar ist. Ob sich all das nun tatsächlich ereignet hat, oder ob es einfach nur eine spannende Geschichte ist, das ist erst einmal nachrangig. Mich jedenfalls hat das Hörspiel neugierig gemacht, mich derzeit etwas genauer mit der Hanse und den deutschen Piraten vertraut zu machen und mehr über diese spannende Zeit zu erfahren. Und die Idee der Umsetzung eines solchen Themas finde ich sehr gut. Endlich einmal Piraten, die auch wirklich Piraten sind, und keine niedlichen Disney-Figuren, die über ihre eigenen Füße stolpern. Hier bekommt man das raue Leben zu hören, hier geht es um Folter, um Brandzeichen, um Saufgelage, Glücksspiel und geheime Intrigen, um die Pest und andere Dinge, die den Menschen der damaligen Zeit das Leben schwer machten.


SPRECHER, DIALOGE

>Martin Sabel< ist als Stimme in unzähligen Hörspielen und Hörbüchern bekannt, auch im Fernsehen oder in Computerspielen hört man ihn. Er trägt als Erzähler und Protagonist das Hörspiel und macht seine Sache sehr gut, eben ein Profi. Die anderen Sprecher waren mir bisher nicht wirklich ein Begriff (eine Liste der Mitwirkenden findet man auf der oben verlinkten Homepage des Labels).

Einigen der Sprecher merkt man an, dass sie Laien sind, nicht alles klingt perfekt eingespielt. Manches klingt etwas zu bemüht betont, anderes recht steif und unsicher. Bei anderen Hörspielen stoße ich mich oft an schlechter Betonung oder unpassendem Dialekt, hier jedoch passt es dennoch sehr gut. Es sind Piraten, Hafenarbeiter und andere raubeinigen Kerle, da stört das nicht so massiv wie bei anderen Produktionen. Außerdem kommt dazu, dass man hier wirklich auf eine authentische Umetzung des Dialektes geachtet hat, das kommt hier sehr schön zur Geltung und verleiht dem Hörspiel eine besondere Note.

Die Dialoge sind noch nicht so ganz ausgefeilt, da sollte der Autor noch ein wenig üben, manches klingt etwas zu gestellt und künstlich. Doch im Kontext der (nicht perfekten aber dafür) sympathischen Sprecher und der spannenden Handlung empfand ich das jetzt nicht als allzu großen Makel und konnte gut darüber hinwegsehen, war meist viel zusehr gebannt von der mitreißenden Atmosphäre. Hervorheben möchte ich die Gespräche zwischen Johannes und dem Kerkermeister, die trotz der Gefahr der Folter manchmal fast schon absurd witzig anmuten. Mir ist unklar, ob das ungewollt komisch ist oder Absicht darstellt, aber ich fand es fast schon lustig, wie der Kerkermeister sich immer wieder vor Johannes rechtfertigt und seine Arbeit in ein positives Licht rücken möchte. Gerade in diesen Szenen gibt es einiges zu schmunzeln ;-)


HANDLUNGSAUFBAU

Die Geschichte beginnt, wie gesagt, im Kerker, und Johannes erzählt seine Lebensgeschichte. Dabei werden bereits in der ersten Folge verschiedene Themen angesprochen, und der Hörer wird mit einigen Zeitsprüngen konfrontiert. Es ist alles nachvollziehbar geschildert, trotzdem ist es ein wenig umständlich, immer wieder zwischen den verschiedenen Schauplätzen zu springen und die einzelnen Szenen in Zusammenhang zu bringen. Nun gut, in einem realen Gespräch würde man wohl auch springen. Doch ein Hörspiel ist eben kein echtes Gespräch, sondern eine eigene Erzählform.

Stellenweise gibt es einige Längen, die für mich jedoch nicht groß ins Gewicht fielen, da immerhin die Atmosphäre und die Musik währenddessen für gute Unterhaltung sorgten.


EFFEKTE, MUSIK, ATMOSPHÄRE

Die Atmosphäre ist das größte Plus dieser Serie. Wow! Ich konnte wunderbar in dem Hörspiel versinken, meinte mich auf einem knarzenden Schiff zu befinden, glaubte den Dreck und Gestank des Kerkers zu riechen, fühlte mich inmitten des Hafens zwischen Seeleuten und Hafenarbeitern, besonders die Wirtshausszenen sind wirklich gelungen. Manchmal sind Geräusche, Musik und Sprache nicht ideal abgestimmt, könnte es etwas lauter oder leiser sein im Verhältnis, aber für eine Erstproduktion ist das okay, ich habe schon professionelle Hörspiele in schlechterer Umsetzung gehört.

Manche Effekte sind so gut, dass ich sie fast schon zu intensiv fand, gerade die Folterszenen oder das Setzen eines Brandzeichens waren regelrecht unangenehm, ich hoffte, dass sie Szene schnell vorbei war. In einem Horror-Titel wie Sinclair, >MANALTAK< oder >DARK MYSTERIES< erwarte ich solch eine Detailtreue in den Ekelszenen, hier jedoch war es zuviel. Hut ab vor der realistischen Umsetzung, aber nächstes Mal bitte etwas weniger Gewicht auf den Ekelfaktor ;-)

Die Musik muss in diesem Fall gesondert erwähnt werden, denn sie ist wirklich großartig. Sie untermalt die Handlung, ist passend eingespielt und macht Lust auf Mehr, ich hätte gerne einen eigenen Soundtrack, um ihn zur Gestaltung von Rollenspielabenden (z.b. Piratenabenteuer in DSA) oder einfach als Unterhaltung zu hören. Der Chor, der sich in der Kneipe erhebt, lässt dem Hörer eine Gänsehaut über den Rücken laufen, die Musik geht unter die Haut und veranlasst dazu, die Augen zu schließen und sich einfach nur noch von der Musik treiben zu lassen, mitzuwiegen, mitzusingen, und dann den Track von vorne und in Dauerschleife zu hören.


COVER

Die Cover sind auffällig gestaltet, die gezeichneten Bilder heben sich in ihrer Machart und Gestaltung von anderen Hörspielen ab, springen sofort positiv ins Auge. Und sie vermitteln ein gutes Bild von der Stimmung, die hier transportiert wird. Abenteuer, aber auch Kälte und Dunkelheit, keine Serie für Kinder (wie man bei Piraten im ersten Moment denken könnte) sondern vor allem für Erwachsene.


FAZIT

Ein gelungenes Erstlingswerk der Firma Asgard, das auf weitere Titel hoffen lässt. Kleine Schwächen in der Sprecherwahl, den Dialogen und dem Handlungsaufbau, im Großen und Ganzen aber gelungen und äußerst unterhaltsam. Einen kleinen Bonus möchte ich geben, weil es ein Erstlingswerk ist und die Macher es tatsächlich geschafft haben, ein für mich eher uninteressantes Thema wie Piraten so spannend umzusetzen. Außerdem hat die Serie für mich einen Mehrfach - Hörwert, weil sie im Hörspielgenre etwas Neues geschaffen hat und dabei vor allem die Musik dazu einlädt, die CD gleich noch einmal einzulegen :-)

Wertung: 8 von 10 geheime Brandzeichen

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SaschaSalamander 28.09.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

Tripods 00 - Die Ankunft der dreibeinigen Monster

VORAB

1967 schrieb der britische SciFi-Autor >John Christopher< die Trilogie >TRIPODS< (Dt: DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER). 1984 und 1985 wurde die Reihe dann von BBC verfilmt. Es wurde ein riesiger Erfolg, und ich denke, viele Erwachsene meiner Generation können sagen, dass sie mit den Tripoden aufgewachsen sind. Wie gebannt hing ich vor dem Fernseher, habe mich zugleich gegruselt und dabei spannend unterhalten, die Tripoden waren wirklich toll! Viele Jahre danach habe ich versucht, wieder an die Serie heranzukommen, lange war sie nicht erhältlich, seit einiger Zeit gibt es sie auf DVD und als Hörbuch. Die Serie beinhaltet leider nur die ersten beiden Staffeln, der dritte Teil wurde nicht verfilmt, was ich sehr schade finde. Aber gut, dafür gibt es Bücher und Hörbücher. Und sogar ein Prequel: 1988 schrieb Christopher die Vorgeschichte und erzählte, wie die Tripoden die Erde eroberten.


INHALT

Laurie und sein Freund beobachten einen Angriff riesiger dreibeiniger Wesen, doch das Monster ist schnell besiegt, und in der Schule wird alles zu einer Lachnummer abgetan. Ähnliche Angriffe in anderen Ländern werden ebenso schnell abgewehrt. Die Tripoden, wie man sie inzwischen nennt, scheinen harmlos, und bald gibt es sogar eine TV-Sendung, "Die Trippys", in denen diese außerirdischen Herrscher immer wieder als  ungefährlich dargestellt werden. Die Sendung gewinnt immer mehr an Fans, wird zu einem Selbstläufer, auch Lauries Schwester sieht sich die Sendung regelmässig an, bis sie eines Tages regelrecht aggressiv wird, als ihr Bruder die Videoaufzeichnung verpasst. Ein Arzt stellt fest, dass hier mehr im Spiel ist als nur Begeisterung: das Mädchen scheint hypnotisiert zu sein. Und nur so lässt sich erklären, warum der Trippy-Wahn nun immer mehr um sich greift, warum auf den Schulhöfen regelrechte Streits entbrennen und Kinder von zu Hause flüchten und sich in Gruppen organisieren. Auch die Erwachsenen werden nach und nach betroffen. Lauries Familie will in die Schweiz fliehen, doch es ist bereits zu spät, die Tripoden haben das Land bereits erobert. Es scheint keinen Ausweg zu geben ...


AUFBAU

Die Geschichte lässt sich in einige Abschnitte gliedern: der Angriff und die darauffolgenden Tage / Wochen, in denen man von den Tripoden spricht und sie verharmlost werden. Die Ausstrahlung der "Trippys" und die Wirkung auf Kinder, Eskalieren der Situation an der Schule. Danach der Abschnitt, in dem die Tripoden immer mehr Raum im Alltag einnehmen und die Gesellschaft sich in Trippys und die anderen spaltet, bis hin zur Unterdrückung derjenigen Menschen, die nicht den Tripoden anhängen. Zum Schluss die Flucht in die Schweiz und die beschwerliche Reise in die Berge.

Der Aufbau ist leider das, was problematisch ist. Während die drei Hauptteile sehr dicht sind und kontinuierlich in der Handlung voranschreiten, wirkt es, als sei dieser Band nur geschrieben worden, weil der Autor musste. Ein bisschen lieblos scheint es, wenig spannend und an einigen Stellen recht zäh. Das Hörbuch ist gekürzt und dennoch manchmal etwas langatmig, sodass ich mir vorstellen kann, wiesehr das Buch sich an manchen Stellen zieht.

Die Schwierigkeit für den Autor lag wohl besonders darin, dass das Ergebnis ja bereits bekannt ist: die Tripoden übernehmen die Erde. Wie es dazu kam, dass sich die Außerirdischen schrittweise in das Leben der Menschen eingeschlichen haben, das wäre ein sehr guter Stoff für eine Kurzgeschichte gewesen, wurde aber leider viel zu breit erzählt.


SPRECHER, UMSETZUNG

Was die Vorlage an Mängeln mit sich bringt, wurde dafür mit der Umsetzung es Hörbuches wieder wettgemacht. Torsten Michaelis, der bereits die ersten drei Bände las, spricht auch hier wieder. Er ist bekannt als Schauspieler z.B. im Tatort, aber auch als Synchronsprecher für Größen wie Wesley Snipes oder Sean Bean, Hörbuchfreunde kennen ihn auch von Ivo Palas >ELBENTHAL-SAGA<. Er spricht mit ruhiger, gelassener Stimme, unaufdringlich und sympathisch.

Und wie auch in den anderen Bänden wurde wieder die originale Filmmusik inclusive der markanten Geräusche eingespielt, also vielmehr eine inszenierte Lesung denn ein reines Hörbuch. Für Fans ist DAS natürlich der Grund, warum man sich diese CD anhören muss, da kommen Erinnerungen hoch, und man meint einen Film vor sich zu sehen. Ich habe mich jedenfalls riesig gefreut, wannimmer diese Elemente eingespielt wurden ;-)


FAZIT

Einsteigern rate ich unbedingt, die Serie mit der Trilogie zu beginnen. Die Vorgeschichte ist dann ein nettes Extra zum Schluss. Und ich empfehle, die Hörbuchvariante zu hören, denn sie vermittelt einen sehr schönen Eindruck der TV-Serie, ist außerdem etwas gekürzt und damit inhaltlich dichter als das Buch.


Wertung:
2,5 von 5 Kappen für die Story
5 von 5 Kappen für die Umsetzung des Hörbuches
macht 3,75 Kappen für beides zusammen :-)


SaschaSalamander 27.09.2012, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

Rango

Letzte Woche habe ich RANGO angesehen. Eine lange Ausführung schreibe ich nicht, denn der Film wurde schon ausführlich überall behandelt und vorgestellt. Aber ein paar Gedanken möchte ich gerne teilen.

Rango legt in seinem kleinen Terrarium, als er eines Tages (das Terrarium wird transportiert und durch einen Schlenker des Fahrers von der Ladefläche geworfen) mitten in der Mojave-Wüste landet. Hilflos irrt er umher, bis er in das Westernstädtchen "Dirt" gelangt. Da niemand ihn kennt und er nichts zu verlieren hat, spielt er sich auf als großer Held. Wer sagt denn, dass er kein Held sein könnte? Und weil die Bewohner des Örtchens gerade jetzt in Zeiten der Wasserknappheit dringend einen Helden brauchen können, nehmen sie Rango zu gerne als solchen an. Tja, und jetzt hat er den Salat: die Wasserbank wird ausgeraubt, und es scheint, als würde jemand das kostbare Wasser verschwenden und in der Wüste versickern lassen! Rango stellt eine Truppe auf und reitet in die Wüste ...

Genial! Schade, dass er eher als Familienfilm vermarktet wurde. Er ist auch ab 6 freigegeben. Aber ich kann mir vorstellen, dass Kinder wenig Freude an dem Film haben. Die Figuren sind nicht nur "nicht plüschig", sondern teilweise sogar ziemlich hässlich, fast schon furchteinflößend. Ein Hase mit zerzaustem Fell und nur einem Ohr. Ein Vogel mit einem Pfeil mitten durchs Auge, der auf der anderen Seite des Kopfes wieder herauskommt. Ein alter zahnloser blinder Nacktmull. Ganz zu schweigen vom überfahrenen Gürteltier mit den noch sichtbaren Gedärmen. Die kleine Wüstenmaus hat solch große, unförmige Augen, dass es nicht mehr niedlich sondern fast schon alienartig abstoßend ist. Aber gerade das gefällt mir, ist mal was anderes. Und passt außerdem hervorragend in die Western"idylle" aus zerbrochenen Flaschen, staubigem Untergrund und dem harten, kargen Leben.

Der Humor ist ebenfalls keiner für die ganze Familie. Manchmal ist er ziemlich derb, makaber und hintergründig. Einige Sprüche gehen unter die Gürtellinie, sind zwar nicht vulgär aber dennoch ziemlich direkt, wie eben erwachsene Männer miteinander sprechen. Situationskomik gibt es, aber nicht in Form von Schenkelklopfern, sondern eher durch absurde Momente. Alle Charaktere sind ziemlich schräg, haben jede Menge Macken und sind auch sonst ziemlich kaputt. Es ist eine Westernparodie, und als solche greift RANGO bekannte Klischees auf und übersteigert sie. Ich bin kein Fan der Italo-Western, aber dieser Film hat mir richtig Lust gemacht, mal wieder einen solchen Schinken anzusehen, wo Männer noch echte Kerle sind und man pünktlich mittags breitbeinig auf der Hauptstraße steht und dafür sorgt, dass Recht und Ordnung herrscht. Und nachdem alle gerettet wurden und der Held seine Liebe gefunden hat, reitet er einsam in den Sonnenuntergang.

Die Animationen sind genial, kommen erst so richtig auf einer großen Leinwand zur Geltung. Mensch, wenn ich denke, wie damals FINAL FANTASY als DER Animationsfilm gehypt wurde, und was jetzt inzwischen mit sehr viel weniger Aufwand alles möglich ist, dann bin ich wirklich baff über diesen Wandel. Es ist unglaublich, wie jedes einzelne Haar sich bewegt, wie regelrecht dreidimensionale Struktur im Bild sichtbar wird, wie jede kleine Schuppe sich einzeln bewegt. Das Flimmern der Luft, der aufwirbelnde Staub auf den Straßen, die einzelnen Glieder des Gürteltieres, sprudelndes Wasser, Tropfen in einer großen Pfütze, die anmutigen Bewegungen der riesigen Schlange mit ihren Schuppen, ihrer Zunge und den Zähnen, an manchen Stellen sah es schon nicht mehr aus wie Animation sondern fast wie echt, wow!

Abgesehen von hintergründigem Humor und makaberen Situationen bietet der Film vor allem einiges an Gesellschaftskritik. Was nun allerdings der Grund des Wassermangels ist und worin also (unter anderem) die Kritik des Filmes liegt, das möchte ich nicht näher ausführen, manch einer kann sich die Lösung bereits denken, und ich finde es tragisch, es wurde hier sehr gut dargestellt.

Die Synchronsprecher sind klasse gewählt im Deutschen. David Nathan (mal wieder) als Titelheld mit seiner ruhigen, unaufdringlichen Art passt sehr gut zum Antihelden Rango. Ansonsten fielen mir sehr viele bekannte Stimmen auf, die ich jetzt allerdings nicht alle beim Namen nennen konnte. Jedenfalls wurde bis in die kleinste Nebenrolle mit Top Sprechern besetzt.

RANGO ist ein Film, der vermutlich bald den Weg in unser Regal finden wird. Er hebt sich durch seine ihm ganz eigene Anti-Ästhetik aus der Masse hervor, bietet hervorragend animierte Bilder und einen sehr erwachsenen Humor. Ein Film zum Immer-wieder-sehen.

Eine sehr schöne, ausführliche Rezension findet sich im >DVD-Forum<


SaschaSalamander 26.09.2012, 08.28 | (0/0) Kommentare | PL

Das blaue Buch

kennedy_blauebuch_1.jpgKlappentext:
Elizabeth Barber überquert den Atlantik auf einem Kreuzfahrtschiff mit ihrem mehr als vorbildlichen Freund Derek, der kurz davorsteht, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ihrer großen Liebe Arthur hat sie den Rücken gekehrt - und damit auch ihrer Vergangenheit als Betrügerin. Doch während Derek seekrank im Bett liegt, taucht auf dem Schiff plötzlich Arthur auf. Wird sie sich seinem Bann entziehen können? Die Antwort steht im Blauen Buch, das Elizabeth ihm schenkt. Er verzeichnet ihre Geschichte - eine Geschichte von Täuschungen, die wie der Hörer ahnt, vielleicht wahrhafter sind als alle Wirklichkeit.

Lange habe ich an diesem Hörbuch gesessen. Leseproben gesucht, die erste von vier CDs gehört und einige Tracks davon sogar mehrfach. Habe mich mit Freunden ausgetauscht, ihnen die Leseproben gezeigt. Sogar eine Szene, die ich besonders interessant fand, vom Gehörten aufgeschrieben und mit Freunden geteilt, um darüber zu diskutieren.

Die Meinungen dazu sind geteilt. Von "ich hatte Mühe, mich überhaupt durch den ersten Satz zu quälen" über "gewöhnungsbedürftig, aber mal was anderes und ziemlich interessant" hin zu "wirklich großartig, diese Frau schreibt wortgewaltig und außergewöhnlich".

Und meine Meinung? Zugegeben, ich finde keinen Zugang. Die erste CD habe ich gehört, und es gab Momente, die mir sehr gut gefielen, z.B. zu Beginn die Schilderung des Jungen im Wald. Tatsächlich sehr eindrucksvoll, bildreich, wortgewaltig und schön, ich fühlte mich an diesen Ort versetzt. Es wird in dieser Szene keine direkte Handlung beschrieben, eher eine Ansammlung von Momenten, und das ist angenehm, denn es muss nicht immer Action, Handlung und ein vorgegebenes Ziel sein, gerne lasse ich mich in Worten fallen.

Es gab aber auch Momente, und leider überwiegen diese für mich, mit denen ich nichts, absolut nichts anfangen kann. "Keine Handlung" ist in Ordnung. Wenn allerdings nach einer von vier CDs noch immer kaum etwas passiert ist, außer dass einige Andeutungen fielen und man erst am Ende der ersten CD eine Ahnung bekommt, worum es überhaupt gehen könnte, dann fällt es mir sehr schwer. Alles, was im Klappentext steht und in den Rezensionen zu lesen ist, das ist auf der ersten CD noch gar nicht geschehen, das erste Viertel ist quasi nur Vorbereitung, Hinführen, und mir ging einfach die Puste aus. Ich habe aufgegeben.

Es fällt mir extrem schwer, dem Hörbuch zu folgen. Woran das liegt, glaube ich zu wissen und habe daran gearbeitet: eine Szene, die mir besonderes Kopfzerbrechen bereitete, schrieb ich also während des Hörens auf. Hörte einen Satz, schrieb ihn auf, hörte weiter, usw. Zehn Minuten lang. Dies war der Text, den ich mit Freunden teilte. Und in diesem Abschnitt wechselt die Autorin vom "ich" zum "Du" zum "man" und wieder zum "Du" und "ich". Ob dies nun eine Handlung beschreibt, ob es nun ein Gedankensprung über verschiedene Zeitebenen war, ob es generelle Gedankengänge einfach aus purer Freude am Denken war, und was sie damit eigentlich sagen wollte, das hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht bin ich das Kind, das ruft "aber der Kaiser ist doch nackt". Oder vielleicht bin ich einfach zu dumm, und alle sehen etwas Wunderbares, nur ich nicht. Oder es ist einfach eine ganz andere Wellenlänge. Alles das ist keine Schande, es ist einfach so.

Meine Vermutung aber ist eine andere: in den Leseproben, die ich fand, stellte ich fest, dass die Texte teilweise voneinander getrennt sind, etwa durch Absätze, kursive Schrift oder andere Markierungen. Dies ist sprachlich teilweise nicht möglich. Die Sprecherin macht einen sehr guten Job, aber sie kann nicht kursiv oder fett lesen. Vielleicht ist A L Kennedy eine Autorin, die man nur lesen kann, nicht hören sollte? Der Text, den ich selbst niedergeschrieben hatte, war jedoch für mich kaum lesbar, da er ohne Absätze und Markierungen keinen wirklichen Sinn ergab, den ich mir erschließen konnte.

Was mir bei ihren Texten noch auffällt, das sind sehr intensive Metaphern. Ich liebe dieses Stilmittel, doch mit ihren Bildern werde ich nicht warm. Sosehr die Feuilettons und Rezensionen ihre Wortwahl, ihre Bildgewalt loben, kann ich mir dennoch wenig darunter vorstellen und habe einige Male sogar irritiert das Gesicht verzogen. Dazu kommt, dass sie mit Worten spielt und scheinbar auch das Spiel mit den Gegensätzen liebt. Zarte Worte, filigrane Satzgefüge, und mittendrin immer wieder das Wort "scheiße" (sehr oft und gerne) oder "Wichser" und ähnlich derbe Dinge. Das reißt mich aus dem Fluss. Das kann Kunst sein, Mut zum Gegensatz und ein Ausdruck davon, wie nahe Feinsinn und Obszönitäten beieinander liegen, ein Zeichen der Zerrissenheit unserer Gesellschaft, der Zerrissenheit in uns selbst, Sex als göttliche Vereinigung und zugleich dreckiger Akt der Macht und niederen Triebe (in der von mir benannten Szene ging es um Liebe und Sex, daher dieser Vergleich). Was immer es sein mag, es zog an mir vorüber.

Schade, denn die Grundidee fand ich nett, und die Sprache an sich gefällt mir in den meisten Teilen. Aber was bringt es, wenn ich mich durch die CD quäle, damit ist keinem gedient.

Eines möchte ich noch anmerken: an der Sprecherin lag es nicht. Die CDs sind gelesen von Ulrike Hübschmann, sie macht ihre Sache wunderbar und hat eine angenehme Stimme, der ich sehr gerne gelauscht habe. Sie vermag es, die Worte zum Leuchten zu bringen und dem Text ein ganz eigenes Leben zu verleihen. Bis zu dem Punkt, an dem Martin Sabel spricht, habe ich nicht gehört, doch auch er ist ein sehr guter Sprecher, den ich gerne höre und der vermutlich eine gute Wahl für diesen Text ist ...

Nun ja. Hat nicht sollen sein. Und falls jemand von Euch das Buch oder die Autorin kennt - ich freue mich über eine Diskussion und Eure Kommentare :-)

Infos und Leseprobe bei >Amazon<
Rezension in der >Welt<
Nochmal die >Welt<
Und zum Abschluss >Falter.at<

SaschaSalamander 25.09.2012, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 03 - Schofar

INHALT

In der dritten Folge der neuen Reihe AMADEUS bekommt Mozart angeboten, als Organist im Kloster an der alten Orgel zu spielen. Er ist begeistert und setzt sich sofort an das Instrument. Dabei bemerkt er, dass eines der Register defekt ist und will der Sache nachgehen. Auch verwundert es ihn, dass von beiden vorherigen Organisten keine Aufzeichnungen über den Gebrauch der Orgel vorhanden sind, ja man sogar einen der beiden sogar regelrecht totzuschweigen versucht. Was ist mit den Organisten geschehen? Und was hat es mit dem seltsamen Geräusch aus den Katakomben des Klosters auf sich?


AUFBAU

Auffällig und positiv bisher finde ich, dass es bisher keine "klassischen" Kriminalfälle sind, in denen Mozart und Resch ermitteln. In der ersten Folge ein grausamer Todesfall, dessen Zeuge sie gezwungenermaßen wurden. Darauffolgend ging es eher nebenbei um die Klärung des Falles (der eigentlich recht offensichtlich erschien anfangs) und vielmehr um eine bahnbrechende Neuheit. Und in SCHOFAR nun weiß der Hörer zwar durch das Intro von einem Verbrechen, doch dessen Hintergrund wird dem Hörer erst recht spät klar, und Mozart selbst hat in dieser Folge nicht wirklich mit einem Mord zu kämpfen als vielmehr mit einer kaputten Orgel. Wie man aus einem kaputten Register fast ein komplettes, spannendes Hörspiel gestalten kann und dann zum Ende hin nicht nur einen blutigen Mord, sondern sogar noch ein bombastisches Finale zaubern kann, finde ich erstaunlich und hätte es nicht für möglich gehalten. Erstaunlich und beachtenswert!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Mozart und Resch agieren wieder perfekt als Team: frech und gewitzt vs rational und gelassen. Während Resch sachlich seine Schlüsse zieht, überschreitet Mozart wieder einmal einige Grenzen, um sich mit kleinen Listen die Aussagen anderer Personen einzuholen, für ihn scheint alles ein Spiel. In dieser Folge bilden nicht nur Mozart und Resch einen Gegenpart, sondern auch Mozart und die Kirche. Sein Programm ist sehr weltlich angehaucht, und sein Verhalten ist für die Ordensbrüder sehr gewöhnungsbedürftig bzw geht einige Male zu weit, der Hörer kommt in den Genuss einiger witziger Dispute.

Bodo Wolf als Bruder Adelphus spricht seine Rolle überzeugend und mit entsprechender Würde, ich sah den Mönch regelrecht vor mir. Obwohl er als Inspektor Gomery eine regelmässige Rolle in LADY BEDOFORT spielt, hatte ich kein Problem, sofort umzuschalten und in ihm statt des Inspektors nun den Ordensbruder zu sehen. Was mich fasziniert ist Rainer Fritzsche, den ich nun schon in vielen unterschiedlichen Rollen hörte und der es dennoch schafft, jedes Mal neu zu erscheinen, sodass ich ihn zwar erkenne aber dennoch nicht mit einer festen Rolle assoziiere (und das, obwohl Basil Creeper aus JACK SLAUGHTER wirklich sehr markant ist). Auch Dennis Rohling, Stefan Fredrich, Helmut Gauß und Bert Franzke sind Hörspielfreunden inzwischen gut bekannt und verkörpern ihre jeweiligen Rollen passend und angenehm.


THEMEN

Natürlich geht es wieder um Musik. Hier besonders um die Königin der Instrumente, die Orgel. Ohne sie explizit zu erklären, wird hier ziemlich intensiv auf Bauart und Spielweise der Orgel eingegangen. Die Beschreibung der verschiedenen Register, die Kalkanten und der zugehörige Klingelzug, die Bauweise und die Besonderheiten des Orgelspiels. Ich denke, das ist schon sehr speziell, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade diese Teile für manche Hörer wenig interessant sein könnten, es ist recht gewagt vom Hörplaneten, ein solch ungewöhnliches und vor allem spezielles Thema für ihre neue Reihe zu wählen. Dafür finde ich die Umsetzung umso gelungener, kann mir vorstellen, dass auch Hörer, die sich im Alltag wenig mit klassischer Musik und Instrumentenbau beschäftigen, von AMADEUS fasziniert sind, einfach weil es einmal etwas komplett anderes ist und diese Themen eben geschickt in den Fall um die verschwundenen Organisten und die zu Beginn angedeutete Leiche eingebaut ist, ohne den Hörer zu langweilen.

Der Kriminalfall selbst ist ebenfalls sehr gut inszeniert. Da es ein historisches Hörspiel ist, sind die Motive nicht nur die heute üblichen, sondern eben entsprechend eingebunden in die damalige Zeit, in diesem Fall die katholische Kirche und entgegengesetzte häretische Ansinnen. Auch das, was dem Hörspiel seinen Titel gab, ist wirklich grandios. Allein dieses uralte Thema auf diese Weise einzubinden finde ich wirklich einzigartig und neu, würde dafür gerne zusätzliche Extrapunkte vergeben sowohl für den Mut zu solch ungewöhnlichen Themen wie auch für die Idee an sich.


UMSETZUNG

Einzelne Stücke von Mozart, aber auch eigens für das Hörspiel komponierte Melodien sorgen für die perfekte Untermalung. Auch hier wurde wieder sehr gut die Waage gehalten zwischen leichtfüßiger Unterhaltung und düsteren Momenten, in denen die Musik unterschwellig bereits die Gefahr ankündigt und später in den Katakomben für wohlige Schauer sorgt.

Besonders gelungen fand ich in dieser Folge die Geräusche. Und wieder betone ich die Szenen, die sich in den Katakomben abspielen. Bereits die Stimmung des Klosters bzw der Kirche war sehr gewichtig und beklemmend, versetzen den Hörer in kalte Gemäuer und dunkle Gänge, doch als es dann unter die Erde ging, fühlte ich mich regelrecht beklommen, meinte den alten Moder zu riechen, die Nässe aus den Wänden kriechen zu spüren, ein Effekt führte sogar dazu, dass ich regelrecht erschrak und danach erst einmal tief durchatmen musste (und ich bin in Hörspielen beileibe nicht schreckhaft, doch diesmal war ich sosehr in das Hörspiel versunken, sosehr von der Szene gebannt, dass ich richtig zusammenzuckte).


EIGENE MEINUNG

Ich habe mich zu Beginn amüsiert (über Mozart, Resch und die witzigen Dialoge), später etwas gegruselt (als die Atmosphäre immer dunkler wurde) und war zum Ende hin einerseits angeekelt (von der Auflösung eines Teils des Falles) wie auch tief berührt (von der Tragik der Situation). AMADEUS ist eine Reihe, die für mich mehr ist als nur Unterhaltung oder Spannung, sie berührt etwas in mir und trifft genau meinen Nerv wie nur wenige andere Titel.


FAZIT

Waren eins und zwei bisher schon gelungen, Folge drei vermag sie zu toppen. Die Verbindung von historischen Elementen, witzigen Dialogen und einem packenden Mordfall ist hier besonders dicht gewebt. Beim Hören taucht man sofort ab in die Atmosphäre des Klosters und der dunklen Katakomben, wird hineingezogen und am Ende mit einem bombastischen Finale belohnt. Absoluter Hör-Tipp!

Wertung: Wertung: 14,8 von 15 häretische Beile im Haupt der Madonna

SaschaSalamander 24.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 38

GELESEN / GEHÖRT
1 - Jack Slaughter 17 - Gedankenspione
1 - Sigmund Freud 03 - Versehrung
1 - Sigmund Freud 04 - Stimulus
1 - Sigmund Freud 05 - Friedhof der Namenlosen
1 - Sigmund Freud 06 - Sein und Haben
1 - Sigmund Freud 07 - Hassliebe
1 - Amadeus 03 - Schofar (Hörplanet)
1 - Tripods - Ankunft der dreibeinigen Monster (J Christopher)
- Schwarz wie Schnee (J Wilke)
2 - Das Känguru-Manifest (M-U Kling)
2 - Treue ist auch keine Lösung (H Lend, L Fischbach)


GESEHEN
Rango


NEUZUGÄNGE
Nana und Kaoru - Black Label 01 (R Amazume)
Der Wolkenatlas (D Mitchell)
In the Groove (Game)
Wie man die Ratschläge seiner Eltern ignoriert (P Johnson)
Nachtblauer Tod (K-P Wolf)
Schwarz wie Schnee (J Wilke)
Wie ich einmal fast berühmt wurde (T Elsäßer)
Verteufelte Lust (M Hanke)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 23.09.2012, 20.50 | (0/0) Kommentare | PL

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