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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Kämpfe für Dein Leben

>Charly Graf< wurde 1951 in Mannheim geboren und wuchs als uneheliches Kind eines US-Soldaten und seiner alleinerziehenden Mutter auf. Von Beginn an war sein Leben geprägt von Ausgrenzung, Gewalterfahrung und Angst, er lernte im wahren Sinne des Wortes "sich durchzuboxen" und auf diese Weise Anerkennung zu gewinnen. Schnell wurde er von profitgierigen Trainern verheizt, rutschte ab in die Kriminalität, rappelte sich wieder auf, stürzte erneut, sein Leben eine einzige Achterbahnfahrt.
>Armin Himmelrath<, Jahrgang 1967, studierte Sozialwissenschaft und Germanistik, arbeitet unter anderem als freier Journalist und erarbeitete nun gemeinsam mit Charly Graf dessen Biographie.
AUFBAU, SPRACHE
Das Buch steigt ein mit einem Ausschnitt aus Grafs aktueller Arbeit mit Kindern, wirft den Leser mitten hinein. Erst danach beginnt die eigentliche Biographie und geht voran bis in die Gegenwart. Ein sehr schöner Rahmen, durch den KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN an Struktur gewinnt und die spannende Frage aufwirkt, welche Schritte ihn von damals bis nach heute führten. Während ich bei Biographien auch schon eine recht chaotische Schilderung erleben musste, ist dieses Buch dagegen klar chronologisch aufgebaut. Durch sein ereignisreiches Leben enthält KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN sogar einen Spannungsbogen, was in diesem Genre ungewöhnlich ist. Wer bisher nichts von Charly Graf wusste, bekommt eine Geschichte geboten, die kein Autor besser hätte erfinden können. Doch auch für Freunde des Boxsports ist das Buch spannend, es bietet Einblicke in die Welt hinter dem Profiboxer, hinter die Kulissen des Sports.
Dem Schreibstil ist leicht zu folgen, Graf und Himmelrath spielen sich gegenseitig gekonnt den Ball zu. Graf erzählt aus seinem Leben, schildert seine Eindrücke und seine Sicht. Himmelrath (seine Texte heben sich kursiv von denen des Boxers ab) schildert dagegen sachlich die offizielle Seite: wie nahmen die Medien diese einzelnen Stationen wahr. Dadurch bildet sich ein interessanter Kontrast aus dem inneren Erleben und der äußeren Darstellung; sehr gut wird deutlich, wie leicht die Presse einen Sportler nach oben pushen, ihn jedoch auch stürzen kann. Es ist bedrückend zu lesen, wiesehr diese Berichterstattung Graf bedrückte, seinen Lebensweg dadurch auch beeinflusste.
Obgleich Himmelrath Graf unter die Arme griff, mit ihm bzw für ihn schrieb, ist dennoch ein deutlicher Unterschied zwischen der Ich-Erzählung des Boxers und der Schilderung des Journalisten zu erkennen. Grafs Anteil enthält eine deutlich einfachere Sprache, kommt ohne Fachbegriffe aus (erfreulicherweise auch ohne Fachbegriffe des Boxsports, was für Leser wie mich ideal ist), driftet niemals ins Umgangssprachliche, lässt aber dennoch seinen eigenen Stil erkennen.
CHARLY GRAFS LEBEN
Graf berichtet schnörkellos und direkt. Er beschönigt nichts, er verlangt kein Mitleid, kein Verständnis. Er entschuldigt sich auch nicht, schreibt ohne Reue. Sondern er nimmt die Dinge so an, wie sie waren. Er kommt aus der untersten Gesellschaftsschicht, erlebte Diskriminierung, Ausgrenzung. Er klagt niemanden an, obwohl er allen Grund dazu hätte. Die Frankfurter Rundschau schrieb 1971 von seinem "gefährlichen Hang zum Halbwelt-Milieu" und seiner "Trainingsfaulheit", rückblickend meint Graf "damals fand ich, dass die Einschätzung eine bodenlose Frechheit war. Heute weiß ich, da war was Wahres dran".
Bewegt hat mich insbesondere, wie er ohne Scham von seinen Ängsten berichtet. Er wurde von den Liebhabern seiner Mutter geschlagen, einmal sogar hatte er solche Angst vor ihrem Geliebten, dass er die Mutter und den ihm fremden Mann nicht in die Wohnung ließ. Seine Mutter drohte ihm an, dass sie sich unter den Zug legen würde, wenn er die Tür nicht öffnete. Dann ging sie und kam nicht wieder, er suchte sie stundenlang an den Gleisen, bis sie später erst nach Hause kam. Eine kleine Episode, die keiner weiteren Worte bedarf und nichts rechtfertigt, nichts entschuldigt aber Vieles erklärt.
ACHTERBAHN
Geschlagen von den Liebhabern der Mutter, verheizt von egoistischen Trainern, Anerkennung erlebt im Rotlichtmilieu, musste er ins Gefängnis. Nachdem er eine Meuterei anzettelte, wurde er nach Stammheim verlegt, ein Hochsicherheitsgefängnis, wo auch der RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock inhaftiert war. Zwei Menschen, so verschieden wie zwei Menschen nur sein können. Graf trainiert Boocks Körper, und Boock gelingt, was kein Sozialarbeiter bisher vermochte: er zeigt ihm auf, wie wichtig es ist, nicht den Körper sondern auch den Geist zu trainieren. Bildung ist wahre Freiheit, und so beginnt der Boxer zu lesen, von Dostojewski über Faulkner und Hesse.
Doch der Stempel leuchtet auf seiner Stirn: Neger, uneheliches Kind, Benz-Baracken, Zuhälter, Krimineller, Unterschichtler. Es ist faszinierend, auf welch unrechte aber dennoch clevere Weise er dagegen ankämpfte, sich die Möglichkeit erschlicht, aus dem Gefängnis heraus zu trainieren und dann sogar einen Boxkampf zu initiieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, doch es gelang ihm, und sosehr ich den Kopf schüttle über die Unverfrorenheit und die Lüge, sosehr bewundere ich insgeheim den Wagemut und die Dreistigkeit dieses Unterfangens. Es ist teilweise absurd zu lesen, mit welchen Mitteln er die Zeit im Gefängnis verbrachte, wie er Dinge zu seinem VOrteil drehte und andere für sich arbeiten ließ. Da wird ein Bordell schnell mal als Hotel deklariert, und ein Inhaftierter sitzt an der Seite des Gefängnisdirektors und trifft Entscheidungen über andere Mitgefangene. Wäre es ein Roman, so würde man ihn abstrafen als unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen und völlig hanebüchen, doch was Graf schreibt, ist wahr, und es ist kaum zu glauben.
ARBEIT MIT KINDERN
Charly Graf ist auf jeden Fall ein Sympathieträger, und dieses Charisma ist im Buch deutlich zu spüren. Indem er sich selbst nicht schont, kommt er an Kinder heran, die von Lehrern und Sozialpädagogen bereits aufgegeben wurden. Er versteht die Ängste der Kinder, wie es andere Erwachsene nicht können. Sie fassen vertrauen zu dem Mann, der ohne Scham von seiner eigenen Angst erzählt und davon, dass Gewalt und Kriminalität lediglich Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit darstellen. In der Talkshow des NDR sagt er "Aggressivität kommt von Lebensängsten". Um die Aggressivität abzubauen hilft also nicht die "Sozialpädagogenscheiße" (wie er es drastisch in seinem Buch formuliert, was mich schmunzeln ließ. So ungern ich es zugebe, aber als Sozialpädagoge muss ich ihm dennoch zustimmen), sondern die Bewältigung dieser Ängste. Sein Boxtraining ist mehr als nur ein schlagender Sport, es ist ein Wegweiser zu selbstbestimmtem Denken und Handeln, zu einem Leben in Freiheit ohne Angst.
Wäre KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ein Roman, so müsste ich ihm bescheinigen, dass dem Autor eine herausragende Charakterentwicklung voller Intensität und Komplexität gelungen ist. Da es eine Biographie ist, neige ich mein Haupt vor Charly Graf und zolle ihm meinen Respekt. Einmal dafür, wie er vom kriminellen Underdog den Schritt in ein neues Leben wagte, das dennoch geprägt ist von Enttäuschung, Einsamkeit und Armut, aber erfüllt von Stolz und Selbstbewusstsein. Aber vor allem dafür, dass er diese Erfahrungen nun weitergibt an Kinder, die in ihm ein Vorbild sehen. An Kinder, die durch ihn nun eine neue Chance bekommen.
Graf erzählt in knappen Sätzen von einzelnen Kindern, deren Lebenslauf schrecklich ist. "Es gibt Biographien, da habe ich keine Antwort". Wenn auch nur einem dieser Kinder geholfen werden kann, hat er ein Wunder gewirkt, und einige Male ist es ihm bereits gelungen.
FAZIT
KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ist ein Buch, das jeder Leser anders wahrnehmen wird. Biographie eines Sportlers. Das Märchen vom Underdog zum Helden. Die Zeit in Stammheim und die Begegnung mit Broock. Die Kriminalität im Rotlichtmilieu und der Ausstieg aus der Szene. Oder einfach nur ein packender Lebenslauf. Doch egal, aus welchem Grund man das Buch liest - es lässt niemanden kalt.
SaschaSalamander 28.06.2012, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL
Mr Gum und der fettige Ingo
Dies ist die Geschichte von der Schlacht zu Bad Lamonisch an der Bibber bzw von den Essenszeit-Kriegen, als die sie auch bekannt wurde, bzw Ghostbuster III, als die sie nicht bekannt wurde.
Letzter Satz:
Ich hab diesen Affen noch nie leiden können.
Aus: Andy Stanton / David Tazzyman: Mr Gum und der fettige Ingo; Sauerländer 2012
SaschaSalamander 27.06.2012, 18.14 | (0/0) Kommentare | PL
Klassentreffen

Die Geschichte ist knapp und direkt, im Präsens und der ersten Person geschrieben. Mit der Inhaltsangabe ist im Grunde schon alles erzählt, die Handlung wird in sinnliche Worte verpackt und bereitet ein kurzes aber durchaus lustvolles Vergnügen. Was mir besonders gefiel war das Outing vor den Klassenkameraden. Klar hatte man das ausbauen können, aber darum ging es eigentlich nicht, und mir genügte allein der Gedanke, ich konnte mir die Reaktionen voller Möchtegern-Toleranz (Zitat Christoph) sehr gut vorstellen.
Glatt, vorhersehbar, romantisch und ohne Verwicklungen, einfach eine perfekte kleine Wohlfühlstory :-)
Wertung: 8,5 von 10 heimliche Jugendlieben
SaschaSalamander 27.06.2012, 12.53 | (0/0) Kommentare | PL
Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum
Mr Gum ist ein alter Ekelbatzen, fies und gemein. Alles an ihm und um ihn herum strotzt vor Hässlichkeit, nur sein Garten ist wunderschön. Denn in Mr Gums Badewanne lebt eine Fee, die täglich den Garten kontrolliert und Mr Gum zur Strafe mit der Bratpfanne verdrischt. Eines Tages kommt Jakob der Hund und beginnt regelmässig das Grün zu verwüsten, also muss Mr Gum zur Tat schreiten. zu einer fiesen, gemeinen Tat. Die kleine Polly möchte Jakob retten, aber was kann ein kleines Mädchen alleine schon gegen diesen Fiesling tun?
NONSENS
Um das Buch zu beschreiben, möchte ich vorab erklären, dass es sich um Nonsense-Literatur handelt. Ich liebe dieses Genre, leider gibt es viel zu wenige intelligente Bücher dieser Art, allen voran ALICE IM WUNDERLAND von Lewis Carroll, gegenwärtig denke ich z.B. an die EDDIE DICKENS Trilogie von Philipp Ardagh oder OTTOLINE von Chris Riddell. Diese Werke zeichnen sich unter anderen dadurch aus, dass es eben non-sense ist, also keinen Sinn ergibt. Der Autor schreibt unlogische Dialoge, erfindet neue Wörter, zieht unpassende Vergleiche aus dem Hut und widerspricht sich sogar selbst. Warum? Was der Sinn davon ist? Nein, zu sagen "das macht keinen Sinn" wäre unpassend. Indem der Autor den Dingen ihren gewohnen Sinn entzieht, wird die Phantasie angeregt, rein passiver Konsum ist kaum möglich, man ist zum Mit- und Umdenken gezwungen. Wie reich der Mensch, der sich vom Erwarteten lösen kann und an das Unmögliche glaubt
AUFBAU
Zurück zu Mr. Gum. Es ist schwer, etwas an diesem Buch konkret zu benennen, denn dazu müsste es ja einen vergleichbaren Sinn ergeben. So ist also auch der Handlungaufbau schwer zu beschreiben. Der Autor hält sich nicht mit wichtigen Details auf, bewahre! Er verliert sich in seinen Ausschweifungen und Belanglosigkeiten, und trotzdem gelingt es ihm irgendwie, die Handlung voranzutreiben und eine Art Showdown zu gestalten. Abzusehen ist das Ende lediglich insofern, als ein Kinderbuch in der Regel positiv endet, doch ansonsten kann sich der Leser auf jede Menge Überraschungen gefasst machen. Und wenn das Buch vorbei ist, wird auf mehreren Seiten angekündigt, dass keinesfalls eine Bonusgeschichte folgen wird, die am Ende natürlich dennoch folgt.
CHARAKTERE
Auch die Charaktere sind abstrus. Etwa ein Mädchen namens Peter. Friday O Leary, der am Ende des Satzes immer sagt "die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser". Die Fee mit der Bratpfanne. Der Geist des Regenbogens. Ganz zu schweigen von dem Mädchen namens "Jammy Grammy Lammy F´Huppa F´Huppa Berlin Stereo Eo Eo Lebb C´Yepp Nermonica Le Straypek De Crespin De Crespin De Spespin De Vespin Die Schupp die Wupp de Brönckel Frohe Weihnachten Lenoir" (Freunde dürfen sie Polly nennen, deswegen ist jeder gerne mit ihr befreundet). So wunderlich sie alle sein mögen, eines ist gewiss - gut ist überaus gut, und böse ist böse. So böse, dass es keine Zauberschokolade isst aber dafür Popel.
ZEICHNUNGEN / BUCHGESTALTUNG
Die Reihe um Mr Gum spielt mit Sprache, Sprache wird jedoch auch als optisches Mittel genutzt. Daher hält sich die deutsche Gestaltung nahezu identisch an das Original von Stanton. Die Seite ist nur zu einem knappen Drittel mit Sätzen gefüllt, manchmal bleibt dieser Platz frei, häufig bietet er Raum für Zeichnungen oder hervorgehobene Wörter, die in zigfach vergrößerter Schrift und anderem Schriftsatz (teils wie von Hand gekrakelt) zu lesen sind. Gelegentlich werden Lieder nicht auf Zeilen sondern in Wellenlinien geschrieben. Zudem sind die Seiten des Buches nicht weiß sondern mit grauen Flecken übersät. Einige Male erwischte ich mich dabei, wie ich in Gedanken über die Seiten strich, um den vermeintlichen Staub abzuwischen.
Die Zeichnungen sind witzige Kritzeleien, immer passend zum Inhalt des Buches. Für die deutsche Version wurden einige Dinge geändert, da die Bilder häufig Worte enthalten (etwa die Beschriftung der Milchflaschen, das Städteschild am Bahnhof etc). Tazzyman verleiht der Geschichte eine weitere witzige Note, die die Bücher zu etwas ganz Besonderem macht.
SPRACHE / ÜBERSETZUNG
Übersetzen ist eine Kunst für sich. Doch wie soll man etwas übersetzen, das aus Wortschöpfungen, Wortspielen und ungewöhnlichen Satzkonstellationen besteht? Ich war gespannt auf die Umsetzung und habe mir deswegen sowohl die englische als auch die deutsche Ausgabe gekauft, um diese miteinander zu vergleichen. Und ich bin begeistert:
Harry Rowohlt ist dieses Kunststück hervorragend gelungen, er hat die Eigenheiten Stantons aufgefangen und mit seinem ihm eigenen Stil ins Deutsche übertragen, ohne den Grundton des Buches zu verändern. Manches Mal musste er dafür Sätze umstellen. Einige Wortwitze fielen leider unter den Tisch, dafür hat er an passenden Momenten eigene Feinheiten eingebaut, die widerum in der englischen Sprache nicht möglich gewesen wären. Auch er kreiert Wortneuschöpfungen, wendet Lautmalerei an und spielt mit der Sprache. Zudem verwendet Rowohlt gerne alte, teils fast ausgestorbene Worte udn spielt mit ihnen, was dem Text einen ganz eigenen Reiz verleiht. So wird aus "fürbass" (vorwärts, voran) das Verb "fürbasseln" (vorwärtsgehen). Auch begegnet man so herrlich seltenen Wörtern wie "kabolzen" oder "schlumpeln", für Sprachfreunde sind Rowohlts Übersetzungen wie üblich ein Festmahl.
Sowohl im Englischen wie auch im Deutschen sprudelt der Text über von kreativen Ideen, und MR GUM ist eines der wenigen Bücher, bei denen die Entscheidung "Original oder doch lieber Übersetzung" viel zu schwer fällt.
ZIELGRUPPE
MR GUM ist ganz klar ein Kinderbuch und kann bedenkenlos auch vorgelesen werden. Und trotzdem ist es auch ein Buch für die Großen, denn hier können Alt und Jung gemeinsam lachen. Die Kinder über so schräge Vorstellungen wie eine Fee, die mit ihrer Bratpfanne in der Badewanne lebt, Erwachsene über das kongeniale Sprachgenie von Stanton und Rowohlt. Außerdem - wer geistig jung bleiben will, der macht es wie die Herzogin aus ALICE IM WUNDERLAND: "ich denke schon vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge". Das Buch ist einfach für alle geeignet, die Spaß haben an folgenden Sätzen:
Jakob war eins dieser großartigen Tiere, die weder Furch noch Zögern noch das Rezept für Rühreier kannten. (S. 110)
Er kratzte nachdenklich seinen Bart, nicht den Bart, der auf seinem Kinn wuchs, sondern einen Ersatzbart, der an der Wand wuchs und den er von Zeit zu Zeit zum Kratzen benutzte. (S. 56)
Die Raupen waren so froh, ihn zu sehen, dass sie sofort zu Schmetterlingen metamorphosierten. Eine der Raupen war sogar so froh, dass sie zu einem Esel metamorphosierte. Die Maulwürfe quiekten, und die Schmetterlinge brüllten vor Vergüngen. (S. 113)
Er tanzte einen grausamen Freudentanz wie ein gehässiges Flaschenteufelchen, welches am 1. Weihnachtstag auf alle Geschenke gerotzt hatte. (S. 86)
Mr. Gum hatte keine Zeit, kurz herinzuschauen [...]. Er hatte wichtigere Igel zu kämmen. (S. 78)
FAZIT
MR GUM strotzt nur so vor Einfallsreichtum und Lebensfreude, und niemand hätte das Buch besser übersetzen können als Harry Rowohlt. Wer sich davon also nicht begeistern lässt, ist selbst schuld ;-)
Wertung: 127,538 von 12,539 Schmetterlingen, die triumphierend ihre kleinen Fäuste in den Himmel recken


SaschaSalamander 27.06.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum
Aus: Andy Stanton: Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!, dtv Junior 2012
SaschaSalamander 26.06.2012, 15.13 | (0/0) Kommentare | PL
Lustpunkte

LUSTPUNKTE ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die jeweils einzeln als Ebook erhältlich waren. Nun gibt es natürlich Leser, die keinen Reader haben. Und Leser wie mich, die zwar gerne elektronisch lesen aber doch das Printmedium bevorzugen. So ein schickees Buch im Regal ist einfach schöner als ein paar 0 und 1 und Bits und Bytes auf der Festplatte.
Da ich die einzelnen Geschichten schon weitgehend vorgestellt habe, kann ich das Buch kaum rezensieren. Trotzdem, ich kann die Geschichten kurz vorstellen und ggf auch innerhalb meines Blogs verlinken. Ansonsten ist zu bemerken, dass Inka zwar meistens homoerotische Geschichten schreibt, in LUSTPUNKTE finden sich allerdings die wenigen "klassischen" Stories. Außerdem gefällt mir die Vielfalt: von Doktorspielen über Historisches, ab in den Wilden Westen, dazu Dämonen, Baustelle, immer lässt sich Inka etwas Neues einfallen.
>DOKTORLUDER<
Ein Arzt führt mit seiner Mitarbeiterin einige "Experimente" durch. Die Geschichte ist in ihrer Sichtweise etwas männlicher gehalten und dadurch eine interessante Abwechslung zu Inkas ansonsten eher femininer Schreibweise.
GELIEBTER FEIND
Claire und Justin sind von Kind an befreundet, später verliebt. Doch ihre Familien sind verfeindet. Als Erwachsene begegnen sie sich wieder, Claire ist bereits verheiratet. Niemals dürften sie sich ihre Liebe gestehen. Ich bin sehr angetan. Historischer Hintergrund, eine vermeintlich unmögliche Liebe, sanfte Verführung und unausgesprochene Gefühle - wunderschön, romantisch und seeeeehr erotisch :-)
>WILDES BEGEHREN<
Trish interessiert sich für ihren Chef, dieser allerdings würdigt sie keines Blickes, zumindest bis zu dem Tag, als sie überfallen wird. Eine eher einfach gestrickte Story, die mir sehr gut gefiel. Das Ende ist süß, und ich mag es, wenn eine Geschichte mich zum Lächeln bringt.
DAS PRAKTIKUM DER LÜSTE
Antonia soll ein Praktikum auf der Baustelle des Vaters machen. Sie hat keine Lust auf die Arbeit, doch einer der Mitarbeiter weckt andere Lüste in ihr. Habe ich gelesen, jedoch nicht rezensiert. Mein Geschmack war sie nicht, die Meinung der anderen Leser allerdings ist begeistert, das Buch stand lange Zeit auf Platz 3 der Bestseller in der Kategorie Kindle-Erotik.
>DÄMONENBRAUT<
Ryan hat einen ungewöhnlich heißen Traum um eine dämonische Domina. Als er im Büro erscheint, erlebt er allerdings eine Überraschung. Diese Geschichte fand ich spannend, denn der Handlungsverlauf bietet eine außergewöhnliche Wende, mit der ich nicht gerechnet hatte im Rahmen einer Kurzgeschichte. Ryan hätte einen eigenen Roman verdient.
WIE DU MIR
Was sich liebt, das neckt sich. Doch Fredericks Neckerei ist verletzend, Ulrike ist sauer und will sich an ihm rächen. Aus Rache wird Lust, aus Lust wird Liebe. Die Leser haben entschieden: Amazon Jahresbestseller 2011 im Bereich Kindle-Erotik :-)
>RANCHERHERZEN<
Saloongirl Shelley ist das Geburtstagsgeschenk für Brad. Brad will das Geschenk gemeinsam mit seinem Bruder Jimmy genießen. Dieser hat allerdings nur Augen für die hübsche Indianerfrau Ayashe. Eine Story, die neben einem Dreier etwas Bondage bietet und auch sonst sehr abwechslungsreich ist.


SaschaSalamander 26.06.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL
Eine besondere Perle
Biographien lese ich eher selten, viele sind recht trocken. Und die Leute, die mich interessieren, schreiben eh keine. Und dann noch die Biographie eines Sportlers? Zweimal nein! Eines Boxers? Dreimal nein!
Aber dieser Boxer war lange Zeit inhaftiert, und inzwischen arbeitet er mit verhaltensauffälligen Kindern. Zwei Themen, die für mich dann doch interessant sind, erst recht in dieser Kombination. Wie kam es, dass er sosehr abrutschte, was hielt ihn aufrecht, wie kam er wieder nach oben? Und mit welcher Einstellung trainiert er die Kinder, was kann er ihnen auf den Weg mitgeben? Ich warf also trotz meiner Bedenken einen Blick in das Buch und war überwältigt. Charlys Leben ist weit spannender, als jeder fiktive Roman es sein könnte! Seine Biographie wäre die perfekte Vorlage für einen Spielfilm im Stil von MILLION DOLLAR BABY und ähnliche des Genres, doch Charlys Geschichte ist wahr.
Am 12. Juni war die Erstausstrahlung der Doku CHARLY GRAF - EIN DEUTSCHER BOXER, am 4. August wird sie um 22.45 im NDR wiederholt. >Hier< kann man sich über den Film informieren. In einer >NDR-Talkshow< erzählt er einzelne Etappen seines Lebens, in der Sendung >DAS< war er ebenfalls zu Gast, bei den angegebenen Links kann man das jeweilige Video streamen. Ich empfehle unbedingt den Film am 4. August, denn das Buch ist sehr spannend, dennoch liest man nur von Charly (als Ich-Erzähler) und Armin (als Beobachter), im Film dagegen kommen z.B. auch Peter-Jürgen Boock (ehem. RAF-Terrorist, der ihm im Gefängnis ein guter Freund wurde), Thomas Classen (sein letzter Gegner im Ring, der ihm den Titel - zu Unrecht? - abrang), ein Ex-Promoter und viele andere zu Wort. Unbedingt sehenswert! :-)

SaschaSalamander 25.06.2012, 15.00 | (0/0) Kommentare | PL
Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag

Mmh, eine wunderbare Folge, die mir wieder außerordentlich gut gefallen hatte. Zwar geht es auch um den Fall, doch im Vordergrund stehen diesmal die Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre Vergangenheit. So erfahren die Hörer nun endlich den Grund, weshalb Miller damals in das vermeintlich (bis eines Tages eine Hörspielreihe regelmässig für neue Verbrechen sorgte) ruhige Städchen Broughton strafversetzt wurde. Auch die Beziehung zwischen Vivien und Sam wird hier zum ersten Mal nicht nur angedeutet sondern auch deutlich thematisiert. Und vor allem wird Lady Bedfort zum ersten Mal heftig kritisiert für ihr oft herablassendes Verhalten (nachdem ich mich besonders in der letzten Folge >DIE CHINESISCHE UHR< sehr über diese Unart geärgert hatte, freute es mich sehr, dass man sie dieses Mal in ihre Schranken wies, denn ihre Umwelt leidet doch oft unter ihr).
Die Erzählweise finde ich sehr gelungen, da sie wieder eine Abwechslung zu den klassischen Folgen bietet. In DER VERLORENE TAG wird sowohl die Gegenwart geschildert als auch die Vergangenheit dargestellt, wenn Miller, Vivien oder andere von ihren Erinnerungen berichten. Auch das wieder ein schönes Stilmittel, den Hörer in kleinen Etappen an die Lösung des Rätsels heranzuführen. Trotzdem bleibt die Handlung übersichtlich, überfordert den Hörer nicht und ist insgesamt eine der gut nebenbei zu hörenden Folgen, da der Fall wenig Verwicklungen bietet und es eher darum geht, das Geschehen am Vortag zu rekonstruieren.
Sebastian Weber schrieb nun die achte Folge für die Serie, und diesmal zeichnet er sich besonders durch recht viele Wortgefechte aus. Die Lady in Höchstform, aber auch Gomery, Tim und die anderen lassen sich nicht lumpen. Leider kann ich diese Dialoge exemplarisch schlecht widergeben, da sie auf mehreren Sätzen und den darauffolgenden Reaktionen basieren, doch ich habe viel gelacht und mich gefreut, dass diese Folge wieder einmal richtig Biss hatte. Da wird geneckt, gefrotzelt und gestichelt, dass es eine wahre Freude ist.
Wie es mit Vivien und Inspektor Miller weitergehen wird, bin ich sehr gespannt. Diese Entwicklung zwischen den beiden ist etwas, mit dem ich mich in den letzten Folgen noch nicht so gut anfreunden konnte, es kam mir zu plötzlich und ist noch nicht ganz nachvollziehbar. Aber gut, wer weiß, was die Macher da geplant haben ...
Zu Musik, Hintergrunduntermalung und Sprechern kann ich dieses Mal nicht viel erzählen, es passt einfach alles ineinander, ist in sich stimmig und gelungen. Außer den beiden Kluckert-Brüdern und Dascha Schmidt-Foss wird diesmal nur die Stammbesetzung herangezogen, die wie gewohnt im gewohnten und geschätzten Bedfort-Stil interagiert.
DER VERLORENE TAG ist eine sehr schöne Folge, die aufgrund der vielen persönlichen Hintergründe aller Beteiligten nur für Fans geeignet ist. Spannend erzählt, mit jeder Menge Wortwitz und eine Story, die das Geschehen in Broughton einen großen Schritt voranbringt. Man kann gespannt sein, was sich nun alles daraus ergeben wird!
8 von 8 Doppelmordwaffen
oder
5 von 5 Erdnussknackern
SaschaSalamander 25.06.2012, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Statistik KW 25
1 - You´re a bad man, Mr Gum (A Stanton)
1 - Kämpf für Dein Leben (C Graf, A Himmelrath)
1 - Butler Parker 01 - Die weiße Göttin (Zauberstern)
1 - Lady Bedfort 54 - die chinesische Uhr (Hörplanet)
1 - Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag (Hörplanet)
1 - Mindnapping 09 - Montana (Audioanarchie) (2x)
1 - Precious Lies (H Iruma, A Satoh)
1 - Lady Bedfort (Hörplanet)
1 - Jo Raketenpo (P Tulim)
3 - Der Stalker (T Carver)
GESEHEN
Source Code
NEUZUGÄNGE
Beim ersten Sonnenstrahl 02 (I L Minden)
Precious Lies (H Iruma, A Satoh)
Lustpunkte (I L Minden)
Nemesis 1-6 (W Hohlbein)
Hannes (R Falk)
Lady Bedfort 54 - die chinesische Uhr (Hörplanet)
Lady Bedfort 55 - der verlorene Tag (Hörplanet)
Träume von Flüssen und Meeren (T Parks)
Der kleine Horrorladen (DVD)
Die Ehre der Am´Churi (S Gernt)
Abscheuliche Angewohnheiten (P Aardagh)
Caius, d Lausbub a d alten Rom 1-3 (H Winterfeld)
D unwahrscheinliche Reise d Jonas Nichts (W Freund)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 24.06.2012, 21.39 | (0/0) Kommentare | PL
Schlagt ihn tot, den Hund
SaschaSalamander 24.06.2012, 14.08 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
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