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Die Worte der weißen Königin



DIE WORTE DER WEISSEN KÖNIGIN ist das neue Buch von Antonia Michaelis. Sie hat bereits viele Kinder- und Jugendbücher geschrieben, die mich begeisterten durch ihre Sprache und Vielfalt, aber der große Wurf ist ihr vor einiger Zeit mit DER MÄRCHENERZÄHLER gelungen. An diesen Erfolg anknüpfend, hat der Oetinger-Verlag wohl auch das Cover gestaltet. Auch die Idee, das "nackte" Buch ohne Schutzumschlag ebenso zu gestalten, das gleiche Motiv nur ohne den Menschen darauf, wurde übernommen. Es ist irritierend für den Leser, denn viele Elemente deuten darauf hin, dass es eine Fortsetzung des MÄRCHENERZÄHLERS sein könnte. Dennoch ist DIE WORTE DER WEISSEN KÖNIGIN ein komplett eigenes Buch.

INHALT

Seine Mutter hat die Familie verlassen, als Lion drei Jahre alt war, seitdem lebt er allein mit seinem Vater. Er lernt sehr viel von ihm, nicht für die Schule, das kann sein Vater nicht, aber fürs Leben. Doch als sein Vater die Arbeit verliert, beginnt er zu trinken, und anstelle des liebevollen Vaters tritt der "schwarze König", der seinen Sohn misshandelt. Lion möchte gerne frei sein wie die Seeadler, und er vermisst die "weiße Königin", die alte Frau, welche den Kindern Märchen vorlas. Doch die alte Frau ist nicht mehr da, und die Seeadler fliegen ohne ihn. Lion beginnt die Schule zu schwänzen, die Seeadler zu zähmen und sich auf die Suche nach Worten zu machen, wie man sie nur in Büchern findet und durch die er sich mit der "weißen Königin" verbunden fühlt. Als die Misshandlungen durch den Vater zunehmen, flieht er von zu Hause und beschließt, mit den Adlern zu leben und die "weiße Königin" zu finden.


GENRE

Für ein Kinderbuch ist dieses Buch meiner Ansicht nach etwas zu ernst. Während Lindgren in den BRÜDER LÖWENHERZ die Dinge wie den Tod umschreibt, ist Michaelis sehr direkt. Ein Kind wird geschlagen, ausgepeitscht, und es es denkt stellenweise daran, den eigenen Vater zu töten. Und dennoch sind die Worte kindgerecht. Für die Kleinsten ist es nicht passend, doch die Altersgruppe Lions, Kinder um die 10 Jahre, dürften bereits Verständnis für dieses Buch haben, wenn man sie nicht alleine damit lässt und mit ihnen darüber redet.

Durch die poetische Sprache, die zahlreiche Symbolik und die fantastischen Elemente mutet das Buch an wie ein Märchen. In Anlehnung an den Begriff der "Urban Fantasy" möchte ich gerne den Begriff "Urban Fairy Tale" einführen. Ein modernes Märchen, das in der Gegenwart spielt. Und so, wie Märchen grausam sein können, so ist auch dieses Buch auf gewisse Weise grausam und zugleich doch schön. Ein Widerspruch, wie ihn nur Märchen in sich vereinen können.

Das Buch vermischt Märchen und Realität auf faszinierende Weise. Während man in klassischen Märchenbüchern klar weiß, was Realität und Fiktion ist, so sind die Grenzen hier fließend. Kann man einen Seeadler zähmen? Kann ein Kind im Horst eines Seeadlers nächtigen? Auch ist der unsichtbare Freund (hier in Gestalt der jüngeren Schwester, einer Personifikation der nicht gelebten Wut Lions) ein häufiges Thema in realen Geschichten. Doch was, wenn der unsichtbare Freund mit realen Menschen agiert und diese reagieren: vielleicht ist der Freund ja doch real? Oder vielleicht können nur andere Kinder ihn sehen, nicht jedoch die Erwachsenen? Oder vielleicht ist es eine Metapher für das, was eigentlich Lion selbst tut und psychologisch betrachtet von sich abspaltet?

Das Buch richtet sich auch an Erwachsene, denn Kinder werden wohl all die Anspielungen nicht verstehen, können nicht die komplette Tragweite des Buches erfassen. Und ich bin sicher, dass durch die vielen verschiedenen Symbole auch die Erwachsenen das Buch sehr individuell lesen werden, jeder wird etwas anderes darin sehen und die Situationen unterschiedlich deuten. Es gibt unbeantwortete Fragen am Ende, die Antworten finden sich zwischen den Zeilen in einzelnen Umschreibungen. Ich bin sicher, dass das Buch die Gemüter sehr spalten wird. Das gefällt mir, denn es stellt keinen Absolutheitsanspruch, statt dessen regt es zum Nachdenken und Diskutieren an.



GEFÜHL WÄHREND DES LESENS

Dies ist das Einzige, wo ich Parallelen zum MÄRCHENERZÄHLER ziehen möchte. Das Gefühl während des Lesens ist fast das gleiche. Einerseits die wunderbaren Worte, die ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, die klaren Bilder, die im Kopf des Lesers entstehen. Und zugleich der dicke Kloß im Hals, der den Leser zum Weiterlesen zwingt, man möchte den Kloß loswerden, man wünscht sich, dass diese Anspannung sich löst. Und doch ist das Buch zu realistisch, als dass es schön sein könnte. Eine dunkle Melancholie legt sich wie eine Decke über den Leser, nur manchmal wagt er einen Blick in den Himmel, wo er mit Lion und den Adlern durch den Himmel gleiten und diese Freiheit erleben möchte. Oft musste ich das Buch für einige Momente unterbrechen und das wirken lassen, was ich eben gelesen hatte. Ich kann nicht davon lesen, wie ein Vater sein Kind mit einem Holzscheit prügelt und dann einfach weiterlesen, als wäre nichts geschehen. Es braucht eine Pause, um dies zu verdauen. Die kindlichen Gedanken und Worte machen das Geschehen umso tragischer, die Verletzbarkeit des Jungen, seine kindliche Unschuld wirken regelrecht greifbar.

DER MÄRCHENERZÄHLER machte mich betroffen, doch dieses Buch steigert diese Gefühl. Denn Anna und Abel sind Jugendliche, die bereits eine gewisse eigene Entscheidungsfähigkeit und Selbstverantwortung tragen. Lion ist noch ein Kind, und er ist den Erwachsenen ausgeliefert. Sein Versuch sich zu wehren und Freiheit zerreißt dem Leser schier das Herz, vor allem, wenn er getriggert wird und Dinge tut, die ein Kind in diesem Alter niemals tun sollte, weil es Dinge weiß, die ein Kind nicht wissen sollte ...


LITERARISCHE BEZÜGE

Wie auch schon in einigen ihrer anderen Bücher bezieht sich Antonia Michaelis auf andere bekannte Bücher. In diesem Fall sind es Kipling (Rikki Tikki Tavi), Exupery (der kleine Prinz) und Astrid Lindgren (Klingt meine Linde, die Brüder Löwenherz). Geschickt hat sie die einzelnen Elemente in die Handlung gebracht und den Inhalten eine neue Bedeutung verliehen. Ich mag diese Bezüge und finde sie sehr treffend, sie passen in das Buch, stellenweise scheint es fast, als wären diese Geschichten Inspiration gewesen und als hätte sie das Märchen von Lion (der nicht zufällig den Namen des Löwen trägt) um diese Elemente herumgewebt.

Auch fällt es auf, wie sie Sprache und Metaphorik sowie die Bezüge zu den anderen Geschichten miteinander verbindet. So ist Olin, Lions unsichtbare Freundin / Schwester namentlich ein Anagram von Lions Namen. Und hat eine klangliche Ähnlichkeit zu dem Mädchen Malin, was ich hier jedoch ohne Spoiler nicht näher erklären kann aber sich dem Leser nach der Lektüre erschließen wird.


THEMEN

Das Buch beinhaltet sehr viele elementare Themen. Einige davon werden klar benannt, andere sind zwischen den Zeilen zu finden. So geht es nicht nur um Kindsmisshandlung, sondern auch um Wut, Hass, Angst. Aber auch Vergebung, Familie, Freiheit, Selbstbewusstsein, Stärke und Mut. Es stellt sich oft die Frage, was wichtig ist im Leben. Lion ist arm, er trägt zerfetzte Kleidung, geht auf eine Förderschule und beneidet andere Kinder um das, was sie haben: MP3-Player, neue Kleidung, ferngesteuerte Autos. Er ist wütend darüber, wie wenig sie ihre Frisur schätzen und wiesehr sie sich gehenlassen. Und doch ist er froh über das, was er hat und sie niemals haben werden: die Freiheit und das Wissen der Seeadler. Es ist ein Buch der großen Gefühle, gekleidet in kleine Worte mit großer Bedeutung. Lion sagt von sich selbst, dass ihm die Worte fehlen, erst durch die weiße Königin lernte er neue Worte kennen, die seinen Horizont erweiterten, doch als die Königin ging, suchte er nach neuen Worten, aber das Buch bleibt mit ihm stehen. Die Worte sind einfach. Die Inhalte sind groß ...


FAZIT

Das Buch hat mich sehr bewegt, und unter den aktuellen Büchern ist es auf jeden Fall eine absolute Empfehlung für Jung und Alt. Kinder ab 12 Jahre sollten es allerdings nicht alleine lesen sondern einen Erwachsenen an ihrer Seite haben. Ältere Leser sollten sich bewusst sein, dass all die ernsten Themen nicht in Absolutheit behandelt werden können und vieles unbeantwortet bleiben muss. Die Worte klingen sanft und still, doch ihre Wirkung ist gewaltig. Ein Buch, für das man Zeit braucht und ein offenes Herz. 

SaschaSalamander 08.08.2011, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 31

Gelesen / Gehört
1 - Gothic Love (M Momono)
1 - Die Worte der weißen Königin (A Michaelis)
2 - Adekan 01 (T Nao)
3 - Verlockende Versuchungen (I L Minden)
3 - Payback (F Schirrmacher)
3 - Mach mich geil (I L Minden)
5 - Gargoyle (A Davidson)
5 - Das Graveyard-Buch (N Gaiman)


Gesehen
/


Geschenkt
/


Gekauft
GeisterRitter (C Funke)
Die Worte der weissen Königin (A Michaelis)


Getauscht
Hunde der Welt (Bildband)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 07.08.2011, 20.40 | (0/0) Kommentare | PL

Glückwunsch

Hier die Liste, anhand derer die Gewinner ausgelost wurden. "Glücksfee" waren die ersten drei User, die bei Facebook eine Zahl zwischen 1 und 63 nannten. Die Liste ist erstellt nach der Reihenfolge der Kommentare. Dazwischen hat jemand via Facebook kommentiert, das habe ich zeitlich an die passende Stelle eingefügt ;-)

Und hier die Sieger:
Nr 05 - Jutta (Glücksfee Tatjana)
Nr 24 - Steffi (Glücksfee Tina)
Nr 11 - Irina (Glücksfee Flo)

Die Gewinner werden im Laufe des Abends von mir informiert.

Danke allen die teilgenommen habe. Ich habe mich sehr über Eure Kommentare und Gedanken gefreut! :-)


SaschaSalamander 07.08.2011, 18.43 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Gothic Love

momono_gothic_1.jpgGOTHIC LOVE gefiel mir aufgrund des ansprechenden Covers. Auch die Grundstory klingt nett. Ich wurde umso neugieriger, als der Manga mehrfach im Laden vergriffen war und ich mehrere Anläufe brauchte, bis sie ihn endlich vorrätig hatten. Leider konnte der Manga mich dann nicht überzeugen:

Marika ist reich und hübsch, geht auf ein Internat, ist gut in der Schule. Aber sie fühlt sich eingeengt durch den Druck der Eltern und die fehlende Freiheit in der Schule. Als sie in der Kirche den Schulchaoten Kanzaki aus dem Jungentrakt trifft, ist es um sie geschehen. Sie verliebt sich und beginnt eine unerlaubte Affaire mit ihm. Doch natürlich kann dies nicht lange geheim bleiben, und die beiden stehen vor einem Problem ...

eine altbekannte Geschichte, aus der man sehr viel machen kann. Für meinen Geschmack wurde sie jedoch sehr leblos umgesetzt. Auf den ersten drei Seiten kommt Marika in die Schule, plaudert mit Freundinnen, sieht Kanzaki im Vorbeigehen. Auf der vierten Seite spielt sie in der Kirche Geige und wird von Kanzaki belauscht, auf der fünften Seite wird geflirtet, und auf seite Sieben zwirbelt er ihr bereits die Brustwarzen. Mir persönlich fehlt da die Story, ich kann die Liebe nicht nachvollziehen und somit das Prickeln nicht wirklich empfinden. Es braucht keine großen Worte und auch nicht endlos viele Seiten. Aber auf zwei Seiten von 0 auf 100, und das in einem Manga, der als romantische Mystery verkauft wird, das ist mir doch etwas zu spärlich.

Die Geschichte entwickelt sich auch nicht sonderlich weiter. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hübsche Bilder zeichnen wollte und dafür eine Story suchte. Die Dialoge führen die Handlung nicht voran, es geschieht nicht wirklich viel, das den Plot vorantreibt. Der Konflikt ist eher halbherzig, und die Charaktere agieren sehr naiv. Leider muss ich sagen, dass mir Marika mit ihrer unreifen Art und Kanzaki mit seinem coolen Machogehabe ziemlich auf die Nerven gingen. Zwei Charaktere, die noch einiges an Entwicklung vor sich haben. Für Jugendliche vielleicht nette Identifikationsfiguren, für Erwachsene allerdings anstrengend, man möchte sie packen und schütteln.

Diese Naivität sowie das kindliche Aussehen der Protagonistin sind für mich ein weiteres Problem: ich weiß, dass Mangas kindliche Figuren zeichnen, es ist ein Stilmittel. Sobald jedoch Sex im Spiel ist - und in GOTHIC LOVE wird nicht nur Händchen gehalten, hier werden Körper aneinandergepresst und vereinigt, wenn auch nur angedeutet - halte ich es für wichtig, dass die Figuren nicht wie 12jährige Kinder aussehen. Und gerade bei Marika gibt es sehr viele Momente, in denen sie sehr unschuldig, niedlich aber vor allem wie ein Kind wirkt. Mangastilmittel hin oder her, für mich persönlich ein NoGo.

Dazu kommt die Vermarktung, die sehr irreführend ist. Der Manga heißt GOTHIC LOVE, und das Cover sieht auch sehr gothic angehaucht aus. Wallende Locken, Rosenranken, schwarze Strapse, Engelsflügel. Hat was. Der Inhalt jedoch ist in keinster Weise "gothic", auch wenn die Grundstimmung melancholisch sein mag und die Protagonistin hübsche Kleidung trägt. Schwarze Kleidung macht noch kein Goth-Genre (es sei denn, man schwimmt als Teenie auf einer Welle mit, die gerade in ist, das kann ich nicht beurteilen).

Empfehlen kann ich ihn nicht, da gibt es andere Werke, die ich deutlich vorziehe, ob nun Romantik, Gothic oder Erotik. Junge Mädchen allerdings, kann ich mir vorstellen, werden ihren Gefallen an diesem Manga finden. Die Zeichnungen sind hübsch gemacht, und manch einer kann sich vermutlich in einer der beiden Hauptfiguren wiederfinden. Unerfüllte Liebe, ein gemeinsames Geheimnis, Liebeskummer und das Schicksal eines jungen Mädchens, das von vielen Seiten unter Druck gesetzt wird. Doch, für die Zielgruppe bestimmt eine nette Geschichte. Aber alle anderen sollten die Finger davon lassen.

SaschaSalamander 05.08.2011, 17.01 | (0/0) Kommentare | PL

Gargoyle

davidson_gargoyle_1.jpg13 CDs, das ist ganz schön lang dafür, dass das Buch als Hardcover 576 dick ist. Egal, ich genieße gerade jede einzelne. Aber ich muss zugeben, dass das Buch schon sehr ungewöhnlich ist in seiner Art. Die erste CD stimmte mich sehr skeptisch, wie ich >hier< bereits beschrieben habe. Der Erzählstil allerdings war genial, deswegen hörte ich weiter.

Jetzt bin ich aktuell in der Mitte der sechsten CD und bin begeistert. Denn nachdem der Autor sich 70 Minuten lang ausgetobt hat, in aller Ausführlichkeit Verbrennungen zu beschreiben, kam die Handlung ins Rollen, trafen die beiden Protagonisten aufeinander. Und es fällt mir schwer, das Buch beiseite zu legen und mich anderen Dingen zu widmen.

Ich kann nicht einmal sagen, was mich konkret reizt. Die Sprache? Die ungewöhnliche Schilderung? Die Vermischung so vieler verschiedener Genres und Stile? Der Gegensatz der sanften Marie zu dem zynischen Ich-Erzähler? Ein ganz eigener Zauber geht von diesem Buch bisher aus, jede einzelne Figur wird liebevoll ins Detail beschrieben, die Sprache fesselt mich.

Ich freue mich schon auf die ausführliche Rezension. Und hoffe, dass es so faszinierend weitergeht wie bisher ...

SaschaSalamander 04.08.2011, 18.54 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Adekan 01

nao_adekan_1.jpgAuf der Brautbrücke soll angeblich nachts eine Geisterbraut mit blutigem Hochzeitskleid entlanglaufen. Bei Ermittlungen zu diesem Fall lernt der zuständige Polizist Kojiro einen Schirmmacher kennen, der sein Leben alleine nicht auf die Reihe bekommt. Kojiro und Shiro versuchen gemeinsam den Fall zu lösen, und auch in Zukunft warten spannende Abenteuer auf sie ...

Ich bin zwiegespalten. Erst einmal die positive Seite: der Manga besteht aus vier in sich geschlossenen Kurzgeschichten, die Abwechslung, Spannung, auch etwas Grusel bieten. Leichtes Gänsehautfeeling und auch eine Menge Humor. Subtiler Humor, der sich meist aus der Situation ergibt und nicht über die Stränge schlägt.

Obwohl die Geschichten in sich geschlossen sind, haben sie einen roten Faden. Es ist bereits ersichtlich, dass sich ein größeres Thema aufbaut, das deutlich in den Fantasybereich übergehen wird und Lust auf den zweiten Teil macht. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weitergeht.

Andererseits empfinde ich persönlich den Manga in vielerlei Hinsicht als überladen. Die Charaktere sind stellenweise sehr überspitzt. Die Zeichnungen sind außergewöhnlich hübsch, manchmal jedoch etwas zuviel des Guten. Tsukiji Nao überschreitet manchmal die Grenze - ein paar Speedlings zuviel, die Action ein klein wenig zu actionlastig, die Chibi etwas zu niedlich, das Drama etwas zu dramatisch, der Humor stellenweise ein bisschen zu albern. Ein kleiner Tick weniger hätte an vielen Stellen besser gewirkt. So wurde viel Potential in eine tolle Story gesteckt, und es scheint, als hätte man versucht, soviel als möglich herauszuholen. Weniger ist manchmal mehr.

Eine Zielgruppe zu benennen finde ich eher schwer, da es zwar von allem etwas bietet, aber keines bisher so richtig ausbaut. Drama, Fantasy, Thriller, Action, Historisch, Bishonen. Ich denke, es wird sich im Laufe der folgenden Bände zeigen, wo der Autor seinen Schwerpunkt legen wird. Bisher leider noch nicht so ganz ausgereift ...

Trotzdem ist ADEKAN eine nette Empfehlung für zwischendurch, die durch eine witzige und zugleich spannende Story gefällt und auch viel für das Auge zu bieten hat.

SaschaSalamander 04.08.2011, 08.10 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Bad Fucking

palm_fucking_1.jpgBAD FUCKING ist der Titel eines Krimis von Kurt Palm. Ich kannte den Autor nicht, obwoh er schon recht viel veröffentlicht hat. Aber gut, ich lese vor allem Belletristik, und er ist doch recht speziell. >Hier< kann man mehr über ihn erfahren. Auf seiner Homepage ist er mir recht sympathisch, die Seite ist anders aufgebaut, als man es von Autoren sonst gewohnt ist, das gefällt mir, und auch die Inhalte sind sehr individuell :-)

Der Inhalt des Buches ist schwer zu beschreiben, da es sehr viele einzelne Handlungsfäden gibt, die sich am Ende alle vereinen. Daher lediglich eine Beschreibung einiger wichtiger Erzählstränge: eine Gruppe von Cheerleadern verbringt eine Woche Trainingsurlaub im Hotel des Dörfchens. Der Dorfpolizist wartet enthusiastisch auf die Aale. Ein Gewitter braut sich zusammen und plant über Bad Fucking niederzugehen. Ein Zahnarzt hat ein Verhältnis mit der Putzfrau und wird erpresst. Ein junger Mann fühlt sich von seiner großen Liebe zurückgewiesen und vom Vater missachtet. Ein Einsiedler wird tot in seiner Höhle aufgefunden. Die Innenministerin wird entführt. Ein Asylantenheim soll gebaut werden. Erst gibt es einen Toten, bald folgt der nächste, dann noch einer, immer schneller und immer mehr, bis es in einem Drama endet, welches eines Shakespeare würdig wäre.

Schade fand ich, dass das Buch sehr fäkal war in Sprache und Inhalt. Es soll eine Satire sein, daher ist es klar, dass die Charaktere nicht wie üblich geschönt werden sondern ihre Körperlichkeiten in aller Deutlichkeit ausleben. Und wenn die Würstl nicht mehr taufrisch waren, hat dies eben Konsequenzen, natürlich braucht man dafür keine Umschreibungen. Aber die Beständigkeit, mit der diese Worte immer wieder wiederholt wurden und die Szenen auf rund eine halbe Seite gedehnt wurden, beleidigte mein empfindliches Sprachseelchen dann doch. Zumal der Autor durch seinen Stil eigentlich bewiesen hat, dass er es besser kann. Denn im Grunde ist BAD FUCKING ein hervorragendes Buch!

Ich kann gar nicht zählen, wie viele Charaktere es gab, es wurde quasi das komplette Dorf samt Touristen und Gäste vorgestellt. Dennoch behielt ich den Überblick und konnte mir sowohl Namen als auch Eigenschaften sofort einprägen. Normalerweise weiß ich am Ende eines Buches oft nicht einmal, wie die Protagonisten heißen (jaja, ich und Namen), aber hier genügte oft ein einziger Satz, schon hatte ich die Person vor mir, als würde ich sie schon lange persönlich kennen.

Der Autor schreibt sehr exakt und pointiert, kein Wort ist zuviel (bis auf die Fäkalszenen, die er jedes Mal genüsslich in die Länge zieht). "Show, don´t tell" beherrscht er hervorragend. Nur sehr wenige Adjektive, dafür klare, präzise Sätze, die sofort ein Bild im Kopf des Lesers entstehen lassen.

Die Geschichte an sich wirkt recht albern, birgt aber einige Gesellschaftskritik in sich. Was mir besonders gefällt ist, wiesehr die einzelnen Fäden miteinander verwoben sind. Nach und nach erfährt der Leser immer mehr, was in Bad Fucking hinter den Kulissen alles geschieht. Gnadenlos lässt er hinter die Fassade blicken.

Schenkelklopfer waren nicht dabei, aber ich musste schon recht oft schmunzeln über die Absurditäten, mit denen er mich mehrfach pro Seite konfrontierte. Ein Satz gegen Ende, der das gesamte Buch sehr gut beschreibt: Ihr fiel der Titel eines Buches ein: Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. "Schwachsinn", dachte sie, "das Leben ist eine verfickte, stinkende Kloake".

Die Charaktere haben so viel Pech auf einem Haufen, dass es für eine ganze Großstadt reichen würde. Was schiefgehen kann, geht schief, und der Humor des Autors ist derb und sehr, sehr makaber. Man muss schon einiges wegstecken können, wenn man diesen Roman lesen möchte.

Auch der Erzählaufbau ist klasse: es beginnt temporeich, jedes Kapitel sitzt, nirgends zieht sich ein Kapitel in die Länge (außer siehe oben), und gegen Ende wird es immer rasanter, bis alles in einem großen Knall endet. Ich las die letzte Seite und dachte mir "war es das jetzt etwa?". Ja, das war es. Es kracht, eine Menge Leute sind tot, die Welt ist ein Sündenpfuhl. Die Handlungsstränge sind nur teilweise abgeschlossen, aber das kann den Protagonisten teilweise egal sein, sie haben eh schon alles verloren, da kommt es auf das nun auch nicht mehr an. Jeder hat auf seine Weise irgendwie abgeschlossen. Und nach mir die Sintflut ...

Die Themen sind so klassisch, dass der Roman einem Lehrbuch entsprungen sein könnte. Es kommt so ziemlich alles darin vor: Sex, Religion, Geheimnis, Verbrechen, Politik, Tiere.

Angeblich soll das Buch einige politische Anspielungen enthalten, aber als Bayer kenne ich mich in Österreich wohl nicht gut genug aus, um diese zu verstehen. Macht nichts, man kann das Buch auch so lesen. Auch über die häufigen Vergleiche zu Wolf Haas kann ich nichts sagen, da ich diesen Autor auf meiner To-Do-Liste habe aber noch immer nicht gelesen habe.

Insgesamt hat mir BAD FUCKING sehr gut gefallen, es ist ein Garant für Kurzweil und leichte Unterhaltung zwischendurch. Das Niveau findet man zwischen den Zeilen, der Autor lässt immer wieder durchblicken, dass er sowohl schreiben kann als auch insgesamt recht gebildet ist. Umso mehr fand ich es schade, dass er sich dazu herablässt, gelegentlich eine halbe Seite über Fürze, Durchfall, Ficken, Kotzen, Wichsen und derlei Dinge auslässt. Das hat den Lesespaß stellenweise leider sehr gemindert. Ich bin sicher, Kurt Palm könnte es weit, weit besser!

SaschaSalamander 03.08.2011, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Fetzer

Markus Heitz kenne ich als Autor schon recht lange. Er schrieb für das Rollenspiel SHADOWRUN einige Romane, und auch seine Bücher aus dem Bereich Fantasy sind bekannt und beliebt, z.B. RITUS, KINDER DES JUDAS, DIE ZWERGE, ULLDART und andere. Umso mehr war ich begeistert, als ich auf das Hörspiel FETZER stieß. Ich liebe Horror, Splatter und Grusel in Hörspielform, und Heitz kann ja nur Gutes bedeuten ;-)

Die Handlung ist fix erzählt: in einer nahen Zukunft werden Menschen zu Zombies, der Virus greift um sich. Es gibt eine Zombieabwehrstelle. Aber es gibt auch Zombies, die überaus intelligent sind, und die werden nicht getötet, sondern bei der Filmfirma "Fetzer" unter Vertrag genommen. Zombiefilme machen einfach mehr Spaß, wenn die Effekte nicht gespielt sind, und die Opfer sind Menschen, die aufgrund von Krankheit oder persönlichen Problemen bereits mit dem Leben abgeschlossen haben und sich auf diese Weise gerne ihren Idolen anbieten, um im Film unsterblich zu werden. Leider erschießt ein neues Mitglied der Zombieabwehr dummerweise einen Schauspieler, und die Firma sinnt auf Rache. Der nächste Hilferuf geht ein, und allen ist klar, dass es eine Falle von Fetzer sein muss. Aber welcher Art diese Falle ist, das hätten sie nicht geahnt ...

Ich bin absolut begeistert von diesem Hörspiel! Meine Erwartungen im BEreich Hörspiel sind bezogen auf Sprecher, Effekte und eine packende Story. Und hier hat für mich alles gepasst. Normalerweise bevorzuge ich Serien, daher war ich bei FETZER als Einzel-CD eher skeptisch. Aber es ist wirklich eine der Perlen im Regal!

Die Sprecher machen ihre Sache sehr gut. Ein, zwei Nebencharaktere wirken etwas künstlich, aber man kann ja nicht für jede Rolle die Besten der Besten nehmen. Aber die Stimmen sind sehr angenehm, die Text sind prima gesprochen. Die Dialoge passen, das Hören fiel mir leicht, auch wenn ich nebenbei stellenweise recht beschäftigt war.

Die Effekte waren sehr gut. Splatterhorror eben. Knirschende Hirnschalen, spritzende Gedärme, abgebissene Körperteile, Waffensound, klassische Kulisse für Zombies eben. Es war stellenweise wirklich arg eklig, und ich bin diese Hörspiele ja nun wirklich gewohnt. Aber sie haben das wirklich gut gemacht. Zimperlich darf man auf keinen Fall sein, wenn man FETZER hören möchte.

Die Story ist witzig umgesetzt. Zombies sind ein Dauerbrenner, seit George A Romero damals so einen Erfolg hatte. Und gerade momentan in Zeiten von Werwölfen, Gestaltwandlern und anderen Wesen werden Zombie wieder so richtig aktuell. Umso mehr freue ich mich über kreative Umsetzungen, die von der Norm abweichen. Das ist hier der Fall. Allein der Gedanke, "Zwangscarnivoren" (wie die intelligenten Zombies genannt werden) als Schauspieler für Filme zu nutzen ist schon sehr schräg und ließ mich manchmal an den Film FIDO - GUTE TOTE SIND SCHWER ZU FINDEN denken, wo Zombies gezähmt und als Diener genutzt werden.

Gegen Ende gibt es einen Twist, mit dem ich nicht gerechnet hatte und der super in das Hörspiel passt. Ja, nicht immer enden Bücher / Hörspiele so, wie man sich das vorstellt. Manchmal kommt alles auch ganz anders.

Absolute Empfehlung für alle Zombiefreunde und Liebhaber schwarzen Humors. Hier wird gesplattert, was das Zeug hält, aber die Story bleibt dahinter trotzdem nicht zurück. Ich hoffe, Ihr habt einen starken Magen ;-)


SaschaSalamander 02.08.2011, 08.46 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Gargoyle

davidson_gargoyle_1.jpgDas Cover sprach mich an, der Inhalt klingt klasse. Stefan Kaminski und Sascha Icks als Sprecher sind sowieso spitze. Ein Buch genau für mich, dachte ich.

Jetzt habe ich die erste von 13 CDs gehört und bin skeptisch. Okay, es ist super vorgetragen, die Zeit ist recht schnell verflogen, ich werde weiterhören. Aber bisher bin ich enttäuscht.

Fast die gesamte CD handelt davon, was mit dem Körper passiert, wenn er verbrennt. In aller Ausführlichkeit wird beschreiben, was bei welchem Grad der Verbrennung geschieht, wie man sich das vorstellen muss, wie es riecht, aussieht, sich anfühlt, was man tun kann um es zu simulieren und was er dabei dachte und wie es passierte und und und. Ich habe einen kräftigen Magen, was Bücher und Filme betrifft, aber der Autor ist hier inzwischen auf einem Level, bei dem ich mich frage, ob das sein muss. Er übertrifft sogar die Schilderungen mancher Thrillerautoren an Ekligkeit, und das will wirklich etwas heißen!

Dazu die Absurdität, die ich in diesem gehäuften Ausmaß nicht mehr lustig finde. So verstarb bei der Geburt seine Mutter, er kam in einem Schwall Blut zur Welt, trug eine Narbe während der Geburt davon, die Krankenschwester rutschte auf dem Blutschwall aus, seine Großmutter verstarb vor seinen Augen, während er schaukelte und seine Schaukel dann über ihren toten Leib schwang, er musste zwischen seinen Talenten wählen und entschied sich für eine Karriere im Pornobereich, und während des entsprechenden Unfalls kippte er auch noch kurz zuvor Whiskey über seinen Hosenschritt, sodass ihm natürlich sein kompletter Penis verkohlte und amputiert wurde.

Ich weiß nicht, mir ist das zu heavy. Oder, besser gesagt: ich ertrage es. Aber ich frage mich, wozu? Was will mir der Autor damit sagen? Falls er eine gute Geschichte zu erzählen hat, warum erzählt er diese nicht und hält sich mit Absurditäten und Ekel auf? Die eigentliche Handlung soll sich laut Beschreibung darum drehen, dass nach dem Unfall eine Frau zu ihm kommt, welche ihn angeblich aus einem früheren Leben kennt. Er schöpft neuen Mut und erlebt eine spannende Reise durch Zeit und Raum. Hm, und dann höre ich 70 Minuten lang Madenbehandlung, Pornofilm, abgefaulte Penisse und eine Aufklärung über die verschiedenen Hautschichten. Geschmackssache ...

Mindestens eine, vielleicht zwei CDs werde ich noch hören, denn der Schreibstil an sich ist klasse und mitreißend. Aber was nutzt der beste Schreibstil, wenn ich den Inhalt nicht mag?

SaschaSalamander 01.08.2011, 16.51 | (0/0) Kommentare | PL

Die Lustsklavin

palmer_lustsklavin_1.jpgDieser Tage stieß ich auf DIE LUSTSKLAVIN von Lucy Palmer. Ich gebe zu, langsam wird es kompliziert, denn da gibt es die Bücher "mach mich scharf", "mach mich wild" usw mit wechselnden Adjektiven, und dann gibt es daraus Kurzgeschichten, die einzeln vermarktet werden, etwa WELLSEX, DIE LUSTSKLAVIN oder andere. Trotzdem eine klasse Idee! Denn in einer Sammlung von Kurzgeschichten gefallen oft nicht alle gleich gut, und da ist es praktisch, wenn man sich die Favoriten heraussuchen kann und nicht das gesamte Buch kaufen muss. Und so picke ich mir von Lucy Palmer gerne genau DAS heraus, worauf ich gerade Lust habe ;-)

Trish leitet einen SM-Club und muss eines Abends ausnahmsweise selbst als Sklavin für einen der Gäste dienen. Sie ist aufgeregt, denn sie kennt den Kunden: er war ihr früherer Herr. Wird er sie erkennen? Wie wird er reagieren?

Eine Kurzgeschichte, vorgetragen von Magdalena Berlusconi, rund 45 Minuten. Ich habe schon einige erotischen Hörbücher oder Hörspiele gehört, aber bisher war es für mich keines wert, es hier vorzustellen, da meistens zu pornographisch oder zu platt und billig. DIE LUSTSKLAVIN allerdings ist anders, sehr ansprechend und sinnlich.

Es geht rein um die Session, eine Rahmenhandlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Und doch erhalten die Personen eine Persönlichkeit, wird eine Geschichte in der Geschichte erzählt. Und es gibt sogar ein Happy End, was ich dann für diese Art der erotischen Erzählung dann doch sehr ungewohnt und angenehm finde (normalerweise gibt es gar kein "End", sondern nur ein "die Session ist vorbei, und tschüss", die meisten Autoren lassen ihre Erotik nach dem Höhepunkt enden, wen interessiert schon, was nach dem Sex passiert).

Lucy Palmer und Magdalena Berlusconi lassen Bilder im Kopf des Hörers entstehen, die hungrig auf mehr machen. Ich kann diese CD wirklich empfehlen. Sowohl für Freunde des klassischen SM, als auch für experimentierfreudige Blümchenfreunde. Es gibt nur wenig erotische Literatur, die guten Geschmack beweist und gleichzeitig die Lust zu wecken versteht. Lucy Palmer gehört definitiv dazu!

SaschaSalamander 01.08.2011, 08.31 | (0/0) Kommentare | PL

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