SaschaSalamander

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Tag: Serie

Amadeus 01 - Wolferl

VORAB

Bereits letztes Jahr hat der Hörplanet sein neues Projekt angekündigt, lange wurden die Hörer auf die Folter gespannt, lange stellte sich die Frage, was nun bald kommen würde. Dann wurde es enthüllt: AMADEUS. Ein Hörspiel um den berühmten Wolfang Amadeus Mozart. Was natürlich zu Ratlosigkeit aber auch Neugier führte, denn das klang doch sehr gewagt und ungewöhnlich, die ersten Teaser dienten weniger einer Antwort auf die Frage nach dem Inhalt der neuen Serie als darauf, die Hörer neugierig zu machen. Auch das Genre war unklar. Was mich persönlich betrifft muss ich offen sagen, dass ich sehr, sehr skeptisch war. Sosehr ich klassische Musik liebe, und so gerne ich Hörspiele mit historischem Hintergrund mag - ein Mozartfan war ich noch nie, und auch Ort und Zeit in Wien sind nicht gerade das, was ich mir als spannende Kulisse ausgemalt hätte. Um die Hörproben bin ich lange herumgeschlichen, habe es nicht so recht gewagt. Nun aber lagen die ersten drei Folgen vor mir, und ich habe mich auf das Abenteuer AMADEUS eingelassen. Und jetzt ... tja, jetzt bin ich angefixt und werde versuchen, Euch ebenfalls neugierig zu machen ;-)


KLAPPTENTEXT

Es war im Frühjahr 1781. Wir hatten unsere Reise nach Wien unterbrochen und in einer kleinen Poststation Halt gemacht. Dort gingen furchterregende Dinge vor sich. Was mochte dem armen Mädchen widerfahren sein, das am ganzen Leib zitterte und unentwegt ins Feuer starrte? Und welch blutiges Schicksal war dem Gangleder beschieden, den wir tot auf dem Häußgen fanden - grausam zugerichtet und mit geraubtem Herzen. Mit dem Mute der Verzweiflung folgten Amadeus und ich der Blutspur des Mörders…


GRUNDIDEE, RAHMEN, GENRE

Jürgen Kluckert (Tim Denham, Benjamin Blümchen, Mr Crabs) bildet den äußeren Rahmen der Geschichte. Der gealterte Arzt Dr. Justus Resch erzählt von damals, als er Mozart begegnete und was er mit ihm erlebte. Kluckerts Texte sind teils philosophisch angehauchte Monologe, teils handlungsbegleitende Beschreibungen. Jedoch wird hier nicht der Schwerpunkt auf den Erzähler gelegt, der die Geschichte vorantreibt, die Geschichte wäre auch ohne diesen Part sehr gut zu verstehen und könnte gut auf eigenen Beinen stehen. Von daher bin ich sehr gespannt, ob dies noch eine tiefere Bewandnis haben wird. Natürlich, Resch und Mozart werden gemeinsam vieles erleben, sodass er sich als Beobachter eignet. Doch noch ist offen, ob dem Arzt später eine engere, vertrautere Rolle zukommen wird, oder ob er weiterhin der zufällige Begleiter an der Seite des jungen Komponisten bleibt.

Die Handlung selbst wird als Hörspiel erzählt, beinhaltet mystische und kriminalistische Elemente. In der ersten Folge ist anfangs unklar, ob Mozart und Resch es mit einem Werwolf zu tun haben, oder ob menschliche Machenschaften hinter dem grausen Mord stecken. Durch die düstere Untermalung wirkt es gruslig, jagt beim Hören einen leichten Schauder über den Rücken, ist stellenweise regelrecht eklig. Der Hörplanet hat die Einteilung in ein einziges Genre hier klar vermieden, setzt sich über die Schubladen hinweg und vermischt Historie, Krimi, Thriller und Mystery auf ungewöhnliche Weise. Zugegeben, ich hatte diese Konstellation anfangs für nicht möglich gehalten, und das Cover mit einerseits dem traditionell mystischen Wolf und andererseits dem allseits bekannten Mozart-Bild lässt den Hörer irritiert zurück. Doch nach dem Hören ist klar: dieser Mix ist gelungen!

Die Verbindung aus Fiktion und Realität ist etwas, das ebenfalls zum Konzept dieser neuen Serie gehört. So finden sich immer wieder Anspielungen auf reale Geschehnisse sowie auch das Leben des großen Komponisten. Auf der anderen Seite ist da natürlich die künstlerische Freiheit, Mozart auf eine Reise zu schicken, wo er immer wieder in tödliche Abenteuer verstrickt wird. Es gibt reale Charaktere (so trifft der Hörer ab der zweiten Folge etwa auf Constanze Weber), doch die meisten Figuren, allen voran Mozarts Begleiter Dr. Justus Resch, sind fiktiv.

Mozart und Resch stellen übrigens kein klassisches Ermittlerduo dar. Während Dr. Resch sich seine eigenen Gedanken dazu macht, ist Mozart vielmehr mit sich selbst beschäftigt. Dies gefällt mir, weicht in seiner Struktur klar von den klassischen Mustern aus Ermittler und Helfer ab und bietet dadurch abwechslungsreiche Spannung, die einmal nicht nach dem üblichen Muster verläuft.


CHARAKTERE, SPRECHER

Mozart ist ein Charakter, der für ein Hörspiel ungewöhnlich ist, in den üblichen Medien aber bereits eine inzwischen schon übermäßige Präsenz zeigt. Zeichentrickfilm, Realverfilmung, Bücher, er ist einfach eine schillernde Persönlichkeit, eine ideale Mischung aus Genie und Wahnsinn, dazu eine ordentliche Ladung Arroganz, Egoismus und kindlichem Gemüt. Es ist schwer, ihn wirklich zu mögen, er war ein unangenehmer Zeitgenosse, und dennoch faszinierend und auf seine Weise trotz allem auch irgendwie sympathisch. Diese Widersprüche werden hier sehr gut eingefangen. Tim Knauer ist die ideale Besetzung für den quirligen Lebemann, verkörpert die kindlich verspielte Leichtigkeit ebenso realistisch wie den derben Humor und die selbstbezogenen Momente. Tim Knauer hat als Sprecher sowohl in Hörspielen wie auch TV-Serien bereits Erfahrung gesammelt, war mir bisher als Stimme jedoch nicht präsent. Es gefällt mir, eine neue Serie auch mit neuen Sprechern zu besetzen. Dadurch wird mir als Hörer der Zugang erleichtert, ich muss keine alten Rollen und Bilder aus meinem Kopf löschen, um mich neu darauf einzulassen, sondern kann völlig aufgeschlossen den neuen Stimmen lauschen.

Dr. Resch wird gesprochen von Kim Hasper. Ihn kannte ich bereits als Tom Cole aus POINT WHITMARK, außerdem spricht er in weiteren Hörspielreihen wie auch als Synchronsprecher für Filme, TV-Serien und Anime. Auch er also ein professioneller Sprecher, der dennoch angenehm frisch klingt und wunderbar zu dieser ruhigen Rolle passt. Der analytische und gebildete Dr. Resch ist das Gegenstück zum hyperaktiven Mozart, ist ruhig und besonnen, macht sich umfassende Gedanken und ist ein scharfer Beobachter. Als Arzt hat er schon viel gesehen, ist nicht leicht zu beeindrucken. Während die anderen Mozarts grenzverletzendes Verhalten als störend empfinden, kommt er gut mit ihm klar, vermag seine Aufdringlichkeit zu ignorieren und sich stattdessen auf seine Lebendigkeit und Lebensfreude einzulassen

Die Nebencharaktere sind sehr schön dargestellt, die Sprecher verleihen ihnen glaubhaft Leben, und auch die Dialoge werden ihnen geschickt in den Mund gelegt, schnell hat man einen Zugang gefunden zu den Mitreisenden und den Wirtsleuten. Mit Tomas Petruo, Victoria Sturm, Sabine Jäger, Rainer Fritzsche, Stefan Fredrich, Bert Franzke, Harald Effenberg, Frank-Otto Schenk und Dennis Rohling finden sich hier Sprecher, die man als LADY BEDFORT-Fan alle bereits gehört hat, gelegentlich auch aus anderen Produktionen kennt und die mit ihrem Auftreten überzeugen.


DIALOGE

Die Dialoge sind das, was für mich den größten Reiz an dieser Folge ausmacht. Sie stellen die Verbindung zwischen den düsteren Geschehnissen und der locker-verspielten Art des "Wunderkindes" Mozart dar. Mir gefällt der Witz, den der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE, LADY BEDFORT) hier geschickt eingebaut hat. Mozart steht immer im Mittelpunkt, selbst wenn er nur im Hintergrund agiert, ständig muss er dazwischenreden, Selbstgespräche führen, sich unpassenderweise einbringen. Er fällt den Leuten ins Wort, beendet ungefragt deren Sätze, immer muss sich alles nur um ihn drehen. Und er ist bekannt für seine derben Ausdrücke, die auch hier nicht geschönt werden. Hier spricht er auch schon mal von Ärschen oder davon dass er furzen muss. Dabei wirkt die Sprache nicht vulgär, sondern eher humorvoll, und sie passt auch in die damalige Zeit, wo es nicht unüblich war, sich auf diese Weise auszudrücken. Es freut mich, dass man hier kein Blatt vor den Mund genommen hat. So unverblümt Mozarts Äußerungen sind, so filigran, gewandt und voller Wortwitz sind die Aussagen von Dr. Resch und den anderen Charakteren. Ich liebe die Wortgefechte, mal simpel und direkt, mal wortreich und verstrickt. So etwa "Ich habe die Ehre, das Missvergnügen zu haben", "wenn ich mich damit zufrieden geben würde, was ich habe, wenn ich mich je zufrieden gegeben hätte, was wäre ich dann" oder "der Mann HAT keine Wunde, der IST eine Wunde".

Die Handlung selbst ist recht düster, es gibt einige Gänsehautmomente, actionreiche Spannung und einen Showdown mit einer Verfolgungsjagd. Und besonders in den tragischen Momenten kann Mozart es nicht lassen, ein unpassendes Kommentar abzuliefern. Es klingt wie eine unvereinbare Mischung, doch dem Label ist es gelungen, diesen schmalen Grat nicht zu überschreiten, niemals ins Alberne abzudriften oder die Atmosphäre zu zerstören.


UMSETZUNG

Die Atmosphäre ist trotz des Humors und der Leichtigkeit der Charaktere eher düster, man meint beim Hören regelrecht den Nebel zwischen den Bäumen aufsteigen zu sehen, wenn die Kutsche ihre Rast im Wald macht. Die Geräusche und Effekte sind genau so, wie ich sie mag: man muss sehr bewusst darauf achten, sonst gehen sie wie selbstverständlich in der Handlung unter, ergänzen die Sprecher und dienen vor allem einem dichten Hörgenuss ohne "Lücken". In besonderen Momenten allerdings treten sie hervor, man hört beispielsweise die Knochen knacken, das Blut spritzen, eine ordentliche Portion Ekel, die sogar den erfahrenen Wundarzt Dr. Resch überrascht.

AMADEUS ist ein Hörspiel auf historischer Basis, und die damalige Zeit wird hier vor dem inneren Auge des Hörers lebendig. Altmodische Formulierungen, damals übliche Redensarten, die Gepflogenheiten, auch Anspielungen auf die Forschung, Politik und Gesellschaft finden sich zuhauf und sorgen für eine realistische Umsetzung des Themas. Der Autor hat sich intensiv mit dieser Zeit auseinandergesetzt und versteht es, die Hörer in seinen Bann zu ziehen, auf eine spannende Zeitreise zu schicken.

Dem Hörspiel gelingt es außerdem, beide Hörerschaften zufriedenzustellen: die "Nebenbei-Hörer", die gerne während des Abspielens Hausarbeit erledigen, Auto fahren etc. Aber auch die "Puristen", die sich bewusst hinsetzen und nur dem Inhalt lauschen. Der Handlung ist einfach zu folgen, die Atmosphäre wird gut transportiert, der Humor ist auch nebenbei ersichtlich. Wer sich allerdings intensiver auf das Werk einlässt, bekommt viele Feinheiten und unterschwellige Anspielungen und Scherze geboten, die bei oberflächlichem Hören wohl verlorengehen (aber nicht handlungsrelevant sind). Somit also perfekt, die CD auch mehrfach zu hören, ob nun nebenbei oder pur.


MUSIK

Die Musik sind Variationen zu - na, zu was sonst, zu Mozarts Werken. Sowohl inhaltlich (etwa die Anspielung auf sein Werk IDOMENEO) als auch musikalisch dreht sich neben dem Mord natürlich alles um Mozart. Titelsong der Serie ist die bekannte Melodie aus der Symphonie No 40 in einer sehr schönen, Hörplanet-typischen Variation. Diese taucht abgesehen vom Intro auch gelegentlich als Teil des Soundtracks auf. Auch andere bekannte Themen des Komponisten werden aufgegriffen, bekommen ein neues Gewand und werden teilweise recht original übernommen und andernorts geschickt überarbeitet und zu beinahe neuen Melodien verarbeitet. Auch hier ist der Spagat gelungen: es ist erstaunlich, dass diese verspielten, leichten Melodien als Untermalung für ein solch düsteres Hörspiel dienen können, doch es funktioniert.

Bekannte und weniger bekannte Melodien des großen Musikers werden in das Hörspiel eingebunden. Auch eigene Kompositionen des Hörplaneten fließen in den Soundtrack ein und bilden eine kongeniale Untermalung der jeweiligen Handlung. Auch, wenn man als Hörer wohl nicht jede von Mozarts 626 Melodien kennt und daher nicht immer klar differenzieren kann - es gefällt und passt wunderbar zusammen. Mir hat die Musik in dieser ersten Folge ausgesprochen gut gefallen und sorgt dafür, dass ich mir die CD gerne mehrfach anhören werde.


FAZIT

AMADEUS 01 WOLFERL ist ein gelungener Auftakt in die lange erwartete neue Serie. Dramatik, Mystery, Spannung, ein historisches Setting und jede Menge Unterhaltung - der Hörplanet hat es geschafft, ein Hörspiel auf den Markt zu bringen, wie es in dieser Form noch nicht zu hören war. Ich wünsche der Serie großen Erfolg und hoffe auf viele weitere Folgen voller Tiefgang und Esprit.

Wertung: 14,5 von 15 schändlichst vernachlässigte Spinette

SaschaSalamander 18.09.2012, 08.29 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 56 - Die Stimme des Zweifels

bedfort56_1.jpgINHALT

Professor Portman ist zurückgekehrt nach Broughton, er und die Lady freuen sich über das Wiedersehen. Doch bald wird Portmans Freude überschattet von dem Besuch seines Neffen, der blutüberströmt vor der Tür steht und Hilfe einfordert. Lady Bedfort spürt natürlich sofort, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und zieht sofort die Verbindung zum Überfall auf einen Geldtransporter. Wie es aussieht, scheint der Professor ebenfalls in die Sache verwickelt, und weil Miller aufgrund eines bloßen Verdachtes nicht ermitteln kann, setzt die alte Dame wieder einmal ihren sturen Kopf durch und fasst einen eigenen Plan zur Überführung des Täters.


NEUE HAUPTROLLE

Die aktuelle Folge ist in mancher Hinsicht etwas Besonderes, und mit Margot Rothweiler als neuer Stimme für Lady Bedfort hat sich einiges geändert. Der Hörplanet und die bisherige Sprecherin müssen sich nicht dafür rechtfertigen, und Privatsphäre geht vor Sensationsjournalismus, das ist für mich absolut okay. Mitten während einer Produktion plötzlich den Hauptcharakter auszuwechseln birgt immer ein Risiko, und kein Label würde dies tun, wenn nicht triftige Gründe vorliegen. Von daher will ich das auch gar nicht infrage stellen sondern habe mich überraschen lassen, wie sich dies nun auf die erste Folge mit der "neuen" Lady auswirkt. Die ersten Hörproben könnten mich offen gesagt nicht allzu sehr überzeugen, und ich war dieses Mal extrem skeptisch. Und es hat auch einige Tracks gedauert, bis ich langsam "reinkam" und nicht mehr ständig dachte "hä, wer ist das". Ich bin sicher, so wird es jedem Hörer gehen: es ist ungewohnt, und mit alten Gewohnheiten bricht man nicht gern. Aber man sollte erst einmal abwarten ;-)


VERGLEICH RATTHEY, HABICHT, ROTHWEILER

Ich finde Frau Rothweiler wesentlich jünger als die beiden anderen Damen, und sie hat eine komplett andere Klangfarbe. Während ich mich mit Frau Habicht sofort "anfreunden" konnte und ihre Art schon in der ersten Folge sehr mochte, wird es hier wohl eine Weile dauern, bis ich mich an die neue Stimme gewöhnt habe, bis ich auch zu dieser Stimme ein passendes Gesicht beim Hören vor mir haben werde.

Auch in manch anderer Hinsicht waren Ratthey und Habicht sich sehr ähnlich. Beide waren die Kategorie "gewitzte alte Dame, die sich gut verstellt". Besonders die erste Lady griff gerne auf den Trick zurück, sich als hilfloses Mütterlein zu präsentieren und dadurch an einige zusätzlichen Informationen zu gelangen. Dies würde nicht zur neuen Stimme, zur neuen Lady passen, der Hörer würde ihr diese Rolle wohl nicht abkaufen, sie wirkt fitter, rüstiger und vitaler. Dafür kann ich mir vorstellen, dass sie vielleicht einige Dinge selbst in die Hand nehmen wird, die der bisherigen Clara wohl körperlich nicht möglich gewesen wären. Gelungen war in der aktuellen Folge zum Beispiel der gefährliche Alleingang am Ende, der gut zu der powergeladenen neuen Stimme passt.

Was ich außerdem positiv finde: Frau Rothweiler hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ihre Stimme geht nicht in der Masse unter, sie hebt sich von den anderen Sprechern ab, so wie es auch schon bei den ersten beiden Sprecherinnen der Fall war. Das finde ich überaus wichtig, denn die Hauptrolle muss unverwechselbar sein, darf keinem anderen Charakter ähneln und sollte auch unabhängig von der Serie eine Art "Markenzeichen" einer Serie darstellen (schade finde ich, wenn Hörspiele durchweg mit Hauptcharakteren besetzt sind, die auch schon in fünf anderen Serien die wichtigste Rolle innehatten, dadurch verliert eine Serie an Charakter und Originalität, so gelungen sie ansonsten auch sein mag. Der "Titelheld" ist einfach das Markenzeichen, und das sollte unverkennbar sein).

Doch ich denke, ich werde auch mit Frau Rothweiler bald gut klarkommen. Ihre Stimme vermittelt ein angenehmes Selbstvertrauen, das für die Lady perfekte Maß an Aufdringlichkeit aber vor allem auch die Wärme und Herzlichkeit, die den Charme der Serie ausmacht. Aber ich brauche noch ein wenig, mich daran zu gewöhnen. Was jedoch nicht zu einem Punktabzug führt, denn diese Phase der Umgewöhnung bringen Änderungen eben mit sich.


WEITERE CHARAKTERE UND SPRECHER


Tim und Vivien sind dieses Mal außen vor. Dafür erwartet die treuen Fans eine Begegnung mit dem Anthropologen aus der ersten Folge der Serie, DAS GRAB IM MOOR. Er war mir schon damals sehr sympathisch, und ich dachte mir, dass man doch mehr aus dieser Rolle machen könnte. Ein alleinstehender alter Herr, der gut zu der verwitweten Dame passen könnte. Während Tim eher der Gegensatz ist, der die Lady anzieht (er wirkt auf mich oft recht unselbständig und etwas zu gemütlich), ist der Professor das männliche Gegenstück zur Lady, gewitzt, neugierig und sie würden ein interessantes Gespann abgeben, wenn sie gemeinsam ermitteln. Die Handlung lässt den Hörer bereits ahnen, dass Prof. Thomas Portman nun wohl häufiger auftreten wird, und es ist von Seiten des Hörplanet auch angedacht, den Charakter nun fester in die Folgen zu integrieren. Ich bin sehr gespannt, was sich zwischen Clara und Thomas entwickeln, vor allem wie sich das auf die Freundschaft zu Tim auswirken wird. Mit dieser Folge wurde ein neuer Spannungsbogen geschaffen, der als Nebenhandlung zu den Kriminalfällen sehr vielversprechend scheint.

Mit Thomas Petruo und Rainer Fritzsche finden sich in den Nebenrollen wieder einmal zwei neue Sprecher beim Hörplaneten. Beide haben bereits als Synchronsprecher  Erfahrung, und entsprechend professionell agieren sie auch hier. Mit Petruo dürfte man wohl bald die komplette Belegschaft der "Ananas ganz tief im Meer" beisammen haben: Ziesmer, Kluckert, Petruo, Pan, Prüter, Rothweiler, bei der Lady treffen sie sich alle wieder ;-)


STORY, AUFBAU, DIALOGE

Die Story ist diesmal eine angenehme Mischung: man kann ihr leicht folgen, sie ist nicht allzu komplex. Trotzdem werden geschickt einige falsche Fährten ausgelegt und bleibt es bis zum Ende hin spannend. Es ist eine Folge, bei der auch der Hörer ein wenig miträtseln kann, denn mit logischem Denken und geschicktem Kombinieren der Aussagen des Zeugen und durch genaues Hinhören bei den Dialogen kann man einige Hinweise erkennen. Nachdem sich einige Verwicklungen andeuteten, war ich gegen Ende dann allerdings etwas enttäuscht, als es sich recht schnell auflöste und gar nicht so kompliziert war, wie es stellenweise den Anschein hatte. Ich denke, man hätte ein bisschen mehr aus der Story herausholen können. Aber dafür bieten die aufgeklärten Punkte immerhin eine gute Basis für die kommenden Folgen und die Freundschaft zwischen der Lady und dem Professor.

Wenn ich von der Geschichte zum Ende hin auch etwas enttäuscht war, was mir dafür umso besser gefiel, waren dieses Mal die Dialoge. Die sind Marc Freund - inzwischen ein "alter Hase", der inzwischen über zehn Folgen für die Serie schrieb - wirklich sehr gut gelungen. Die Gespräche sind pfiffig, und ich musste einige Male schmunzeln. Ob es am Skript liegt, oder ob es Frau Rothweiler ist, die etwas mehr Pfeffer in die Szenen legt, kann ich schwer sagen, aber ich empfand die Gespräche als eine gelungene Mischung aus dem Biss von Ratthey und der Herzlichkeit von Habicht. Wenn man sich an die Stimme erst noch gewöhnen muss - ihre Art gefällt bereits, und sie passt perfekt in die Serie. Man kann sich zukünftig wohl darauf gefasst machen, dass es in diesem Stil weitergehen wird. Denn Rothweiler aka Clara geht stur ihren eigenen Weg. Miller sagt in der aktuellen Folge treffend: "Sie haben sich sogar für meinen Geschmack zu weit vorgewagt". Na, wir hoffen doch, dass sie das noch öfter tun wird ...

Was dem Autor ebenfalls sehr gut gelungen ist, das ist die Balance zwischen dem Kriminalfall und der persönlichen Entwicklung der Charaktere. Beide, sowohl Fans der Lady, als auch die reinen Krimiliebhaber, kommen voll auf ihre Kosten.


MUSIK

Zur Musik gibt es dieses Mal nicht viel zu sagen. Was mir immer wieder auffällt: die Musik ist jedes Mal anders, hat einen ganz eigenen Stil, und trotzdem ist sie klar zu erkennen als "Lady Bedfort". Auch das ist etwas, das mir für eine Serie sehr wichtig ist und das meiner Ansicht nach zum Erfolg beiträgt: Abwechslung mit Wiedererkennungswert.


FAZIT

Mit der aktuellen Folge schlägt der Hörplanet in vielerlei Hinsicht einen Bogen zur ersten Episode, und in gewisser Hinsicht ist DIE STIMME DES ZWEIFELS auch eine Art Neuanfang. Die Lady hat eine neue Stimme, und ein neuer Charakter wird in die Serie eingeführt. Für die Hörer bedeutet das vor allem erst einmal, sich umstellen zu müssen. Einfach fiel mir der Wechsel dieses Mal nicht, aber Frau Rothweiler macht es den Hörern leicht sie zu mögen. Die Handlung selbst beinhaltet einen soliden Fall, der aber trotzdem noch genügend Freiraum lässt für all die Änderungen und Nebenstränge der Geschichte.

Trotz anfänglicher Skepsis - es gab zwar schon bessere Folgen, aber insgesamt finde ich es dieses Mal wieder rundum gelungen und freue mich bereits auf die nächsten Folgen mit Frau Rothweiler.

Wertung: 8,5 von 10 geheime Botschaften

SaschaSalamander 14.09.2012, 08.35 | (0/0) Kommentare | PL

Darkside Park

INHALT

Porterville ist ein kleines Städchen, beschaulich und gemütlich. Nette Nachbarn, eine stets aufmerksame Polizei, die Straßen sauber und frei von Kriminalität. Wer hierherkommt, der kann sich auf einen ruhigen Lebensabend freuen, und auch seine Kinder kann man hier perfekt großziehen, einfach ideal für jeden, der kleine idyllische Orte mag. Doch hinter der Fassade lauert das Grauen. Menschen verschwinden, einige bleiben auf ewig verschollen, andere tauchen wieder auf, sind danach völlig verändert und traumatisiert. Ein Serienmörder verteilt zur Warnung Tarotkarten an seine ausgewählten Opfer. Und immer wieder hört man vom "bleichen Mann". Was ist das Geheimnis von Porterville?


GESAMMELTE LINKS

Eine Gesamtrezension für eine komplette 18teilige Serie ist schwierig, und deswegen habe ich mir vorab schon einige Gedanken gemacht. Zu jedem der 18 Teile habe ich meine Gedanken notiert. Nicht als Rezension, sondern als kurze Meinung zur jeweiligen Folge.

Einleitung
>Teil 01 - Interview mit Ed<
>Teil 02 - Das böse Zimmer 01<
>Teil 03 - Der Gesang der Ratten 01<
>Teil 04 - Das böse Zimmer 02<
>Teil 05 - Porterville Times<
>Teil 06 - In den Jagdgründen<
>Teil 07 - Die verbotene Lichtung<
>Teil 08 - Porterville Steaks<
>Teil 09 - Das kalte Licht<
>Teil 10 - Lauter nette Damen<
>Teil 11 - Der Gesang der Ratten 02<
>Teil 12 - Jenseits des Rubikon<
>Teil 13 - Augen der Nacht<
>Teil 14 - Die Stille des St Helena Parks<
>Teil 15 - Die geheimen Kinder<
>Teil 16 - Die Farbe des Chamäleons<
>Teil 17 - Frischling, Frischling<
>Teil 18 - Willkommen in Porterville<


UMSETZUNG, AUFBAU

Die ersten 17 Folgen sind jeweils in sich geschlossene Geschichten aus der Ich-Perspektive. Verschiedene Beteiligte kommen zu Wort. Mal ist es ein fremder Gast von außerhalb der Stadt, mal ein Bewohner der Stadt ohne Hintergrundwissen, später auch Eingeweihte und Mitwisser. In der ersten Staffel haben die Folgen sehr wenig Bezug zueinander, und recht lange fragt man sich, was die einzelnen Figuren verbindet und welchem Zweck die Darstellung deren Situation jeweils dienen soll. Während die Serie dann langsam voranschreitet, gibt es nach und nach immer mehr Querverbindungen. Figuren aus anderen Geschichten werden erwähnt, hier und da wird eine Handlung aus nun einer anderen Perspektive geschildert, Symbole und Elemente aus anderen Episoden tauchen erneut auf. Doch der eigentlichen Lösung kommt man nicht wirklich näher. Da man weiß, dass DARKSIDE PArK mit 18 Folgen abgeschlossen ist, stört das jedoch nicht, auch wenn man gerade in der zweiten Staffel manchmal nah an der Verzweiflung ist, endlich mehr wissen will und sich noch so weit von der Antwort entfernt fühlt. Perfekt gemacht, die Spannung steigt von Stunde zu Stunde.

Auch, wenn jede Geschichte eine eigene Handlung in sich birgt und für sich selbst abgeschlossen ist, so gibt es doch eine übergeordnete Handlung. Manche Episoden dienen dabei lediglich als Füllelement und vervollständigen das Gesamtbild. Andere dagegen treiben das Geschehen um Martin Prey, der bald zum eigentlichen Protagonisten der Serie wird, voran. Die oben unter "Inhalt" geschilderte Zusammenfassung ist das Gesamtbild, die Handlung um Martin ist wesentlich konkreter: Martin trifft auf Sarah und erfährt durch sie, dass die Stadt ein Geheimnis birgt. Er beginnt zu ermitteln, wird dabei selbst zum Gejagten und irrt durch die Stadt, trifft auf verschiedene Mitstreiter und Gegner, bis er endlich am Ziel ist und alles erfahren soll.


SECHS VERSCHIEDENE AUTOREN

Die Zusammenarbeit verschiedener Autoren finde ich mehr als gelungen. Ein Gesamtkonzept, an dem sich alle orientieren, dabei aber kreative Freiheit. "Viele Köche verderben den Brei", mag man im ersten Moment denken. Hier aber hat das Projekt eine außergewöhnliche Eigendynamik gewonnen, die Anerkennung verdient. Sechs Autoren, unterschiedlich in ihrer Erzählweise und ihrem Ausdruck, haben gemeinsam ein Bild gemalt, das in sich stimmig ist. Sie alle haben dem DARKSIDE PARK ihren eigenen Stempel aufgedrückt, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Bei 18 Folgen kann es schnell passieren, dass es bald langatmig wird, dass man abbrechen möchte oder mittendrin die Lust verliert, Spannung hin oder her. Mir zumindest geht es so, dass ich nicht gerne allzu lange mit einer einzigen Reihe beschäftigt bin. Durch die unterschiedliche Vorgehensweise der Autoren allerdings hätte es für mich noch ewig so weitergehen können, es gab ausreichend Abwechslung und trotzdem immer einen roten Faden.

Folgen, die mir weniger gut gefielen, wurden von anderen Hörern teilweise als Lieblingsfolgen benannt. Was mich absolut begeisterte, fanden andere wieder nicht so gut. Mit anderen Worten, das Gesamtbild ist grandios, es gibt schwächere und stärkere Folgen, doch dies liegt nicht an schlechtem Handwerk sondern persönlichen Vorlieben der Hörer. Es ist also für jeden etwas dabei, Porterville dürfte aufgrund seiner Vielfalt und des auf verschiedenen Ebenen erzeugten Spannung weit mehr Fans ansprechen, als ein einzelner Autor es geschafft hätte.

Spannung baut sich durch die sechs Autoren und deren voneinander abweichende Erzähltechnik auf vielen verschiedenen Ebenen auf, die Genres mischen sich bunt durcheinander. Hardboiled, Phantastik, Horror, Thriller, Krimi, Cosy. Mal der knallharte Typ mit rauer Schale weichem Kern, mal die netten alten Ladies, mal eine historische Geschichte um Indianer, ein andermal ganz normale junge Erwachsene wie Du und Ich. Einige Geschichten erinnern in ihrer Düsternis und Direktheit an Stephen King, andere führen den Hörer im Stil eines H P Lovecraft direkt an die Grenzen des Wahnsinns. Mal Blut und Knochenknacken, mal "Arsen und Spitzenhäubchen", mal Gänsehaut und nackte Angst.


SPRECHER

Alle Rollen sind durchweg grandios besetzt mit bekannten Stimmen aus den Bereichen Hörbücher, Hörspiele, Filme. Sie alle machen ihre Sache professionell und mit sehr viel Elan, man hat hier sehr gute Arbeit geleistet bei der Auswahl, Koordination und Regie. Nicht nur im Ausdruck, auch Tonfall, Klang der Stimme, alles passt so perfekt zu den jeweiligen Protagonisten, dass man regelrecht einen 18stündigen Film vor sich zu sehen glaubt.

Bei diesem Punkt weiß ich gar nicht so recht, was ich weiter schreiben kann als "prima gemacht". Einzig mit einem Sprecher konnte ich mich nicht so recht anfreunden, da ich die Art des Vortrags zu wenig emotional und zu monoton fand. Bei 18 Folgen kann man keinesfalls 100 Prozent erwarten, aber der DARKSIDE PARK ist verdammt nahe dran ;-)


HÖRBUCH / HÖRSPIEL

Teil 1 bis 17 sind reine Hörbücher. Hörspieltypisch allerdings ist das klassische Intro von Friedrich Schönfelder, der den Hörer begrüßt und dann die Überleitung zur aktuellen Geschichte gibt. Zu Beginn und am Ende gibt es dann noch jeweils ein kurzes Geräusch. Es ist nur ein leises, unaufdringliches Geräusch, aber es ist faszinierend, wie stark diese Wirkung ist! Besonders in einer Folge stach es drastisch heraus und verlieh der gesamten Story zusätzlich noch einmal den perfekten Abschluss.

Obwohl es ein Hörbuch ist, sortiere ich es gedanklich immer in die Kategorie Hörspiele. Teilweise wegen der typischen Hörspielsprecher, aber auch weil ich es trotz des jeweils einzelnen Sprechers immer als Hörspiel empfunden haben. Sie haben die jeweiligen Dialoge so gut verkörpert, dass man stellenweise regelrecht vergass, dass nur ein einziger Sprecher vor dem Mikrofon saß!

Folge 18 dagegen ist ein Hörspiel mit zwei Protagonisten und kleinen Nebencharakteren. Ich muss zugeben, dass ich sosehr auf die Gespräche zwischen Martin und Hudson fixiert war, dass ich wenig auf Musik und Geräusche geachtet habe, jedoch ist mir nichts negativ aufgefallen, auch hier war wieder alles in sich stimmig und eben richtig "rund". Nur selten nimmt ein Hörspiel mich derart gefangen, dass ich das "Drumherum" völlig vergesse und mich nur noch komplett auf den Inhalt konzentriere.

Ich weiß nicht, ob ein Hörspiel teurer ist als eine Lesung, vermutlich ja (da man mehr Sprecher braucht, Musik und Geräusche, es macht wohl mehr Arbeit als ein Soloauftritt). Ansonsten hätte ich es großartig gefunden, wenn die Reihe komplett als Hörspiel gemacht worden wäre, oder wenn man wenigstens die reine Lesung zu einer szenischen Lesung aufgestockt hätte, mit etwas mehr Geräuschen und hier und da Musik im Hintergrund zum Verdichten der Atmosphäre.


ABSCHLUSS IN FOLGE 18

Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Recht schnell zeichnet sich ab, worauf es hinausläuft. Klar, exakt das Ende konnte wohl niemand vorhersehen, aber die Tendenz war klar. Und auch für konkretere Informationen gab es einige Hinweise. Absolut zufriedengestellt hat es vermutlich niemanden, dazu ließ es einfach zuviele Fragen offen. Trotzdem, gerade in diesem Genre ist es nicht wirklich möglich, alles zur Zufriedenheit zu klären, und das offene Ende sowie die unbeantworteten Fragen sind in einem für mich annehmbaren Umfang. Dafür, dass man 17 Folgen lang auf diesen einen Moment hingezittert hat, wäre etwas mehr wünschenswert gewesen, der DARKSIDE PARK ist perfekt für jede Menge Spin-Offs, Prequel, Sequel und eine Fortsetzung. Auch, wenn ich das Ausschlachten eines erfolgreichen Titels durch Fortsetzungen verachte, würde ich es hier ausnahmsweise sogar begrüßen. Nicht, weil ich unbedingt mehr will, sondern weil es einfach schade ist, dass so viel genialer Stoff nun ungenutzt in den Hirnen der Autoren brachliegt und nicht geteilt wird. Es gibt so viel, was man noch aus der Serie noch machen kann!


FAZIT

Der DARKSIDE PARK ist ein Projekt, das es in dieser Form noch nicht gab. Ivar Leon Menger und seinen Kollegen ist ein Meisterwerk gelungen, das so schnell niemand wiederholen kann, etwas ganz Eigenes und Anderes wurde hier erschaffen. Die Reihe packt den Hörer von der ersten Folge an und hält ihn bis zur letzten Episode gefangen, indem sie eine perfekte Mischung unterschiedlichster Genre und Erzähltechniken darbietet.

Und zum Abschluss: wer die Reihe bereits gehört hat, der wird nach Folge 18 wohl sehr viele Fragen haben. Viele von diesen Fragen wurden von Ivar Leon Menger und anderen Autoren ausführlich und nachvollziehbar im Forum der >Hörspiel-Freunde<

Wertung: 95 von 100 Versandhauskataloge

SaschaSalamander 15.08.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL

Die drei ??? 155 - Meister des Todes

fragezeichen155_1.jpgNachdem ich bei den letzten Folgen stellenweise sehr enttäuscht war, hatte mir Folge 154 - BOTSCHAFT AUS DER UNTERWELT außerordentlich gut gefallen. Und auch MEISTER DES TODES hatte seinen Reiz, daher möchte ich die Folge gerne vorstellen.

Diesmal wollen die drei mit Freunden einen Film drehen. Dafür finden sie die perfekte Kulisse: ein altes, verlassenes Haus, dessen Besitzerin es ihnen gerne zur Verfügung stellt. Ihre einzige Bedinungung ist, dass niemand die Bannkreise um die Marionetten zerstören darf, denn dies würde tödlich enden, die Marionetten seien verflucht. Natürlich glaubt niemand an diesen Fluch. Bis Justus nachts plötzlich seltsame Dinge tut und die Puppen scheinbar Besitz von ihm ergriffen haben.

Ich halte nichts davon, bei 155 Folgen die allererste mit der jetzigen zu vergleichen. Die Zeiten ändern sich, ebenso wie das Zielpublikum, die Musik, die Umsetzung, die Autoren, und und und. Klar bin ich Nostalgiker, aber ich will nicht 155 Folgen lang immer das gleiche bekommen, also akzeptiere ich Änderungen. Hier und da werde ich zukünftig Rezensionen zu den ??? schreiben, wenn mir danach ist, aber diesen Punkt werde ich zukünftig nicht mehr erwähnen. Doch wenigstens einmal wollte ich es gesagt haben: ich bewerte jede Folge in sich geschlossen, nicht im Hinblick auf das Große Ganze ;-)

Was mir hier außerordentlich gut gefallen hatte, war die Atmosphäre. Hier meinte ich stellenweise wirklich das alte Gemäuer vor mir zu sehen, die muffige Luft zu riechen. Das ist sehr gut gelungen und macht für mich persönlich einen großen Reiz der aktuellen Folge aus.

Ebenfalls gefiel es mir, dass diesmal nicht Peter als Angsthase herhalten musste, sondern dass es Justus erwischte. Klar geht er die Dinge rationaler an, aber es war schön, auch ihn einmal als Opfer des "Spuks" zu sehen. Auch die Hintergrundgeschichte
war sehr stimmungsvoll, die Geschichte in der Geschichte sehr schön umgesetzt und eingebaut.

Ich empfand diese Folge als etwas grusliger und düsterer als die letzten CDs. Hier kam wirklich ein schönes Gänsehautgefühl auf (nun ja, der Zielgruppe entsprechend, natürlich hatte ich weder Angst noch Gänsehaut, aber für jüngere Hörer dürfte es tatsächlich recht schaurig sein). Auch, wenn die Lösung sich bald ankündigt, wurde der anfangs vermeintlich übernatürliche Aspekt gut als Fährte gelegt, der Spannungsbogen blieb für mich bis kurz vor Ende erhalten.

Was mit Peter gegen Ende passiert, fand ich allerdings recht heftig, und ich konnte auch das Verhalten von Justus in dieser Situation nicht nachvollziehen, das sah ich recht skeptisch, und das hätte eigentlich nicht sein müssen.

Kein Highlight, aber eine insgesamt recht solide und gut gemachte Folge, die ich gerne gehört habe. Und schön, dass der Titel wieder einmal zur Folge gepasst hatte, das ist nicht selbstverständlich bei dieser Serie ;-)

Wertung: 7,9 von 10 Unterwasserstromschlägen

SaschaSalamander 01.08.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL

MindNapping 09 - Montana

mindnapping09_1.jpgMINDNAPPING ist eine Hörspielreihe des Labels Audioanarchie, die ein abgeschlossenen Einzelfolgen spannende Geschichten erzählt, häufig getragen vom Wahnsinn der Protagonisten oder dem Mindfuck der Story. Es gab schwächere Folgen, aber auch starke Episoden wie >DOPAMIN<. Montana hat mich wieder einmal sehr begeistert, deswegen möchte ich kurz ein paar Gedanken mit Euch teilen.

Die Handlung ist schwer zu beschreiben, da sie auf mehreren Ebenen spielt. Rahmenhandlung bildet ein Drehbuchautor, der tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Sein letzter Wille: sein Skript muss verfilmt werden, sonst geht sein Geld an die Blackfeet - Indianer. Beim Filmdreh wird schnell klar, dass es mit dem Skript etwas Besonderes auf sich hat, und die Realität beginnt mit der Fiktion zu verschmelzen.

Ein wiederkehrendes Thema des Hörspieles ist die Sebstreferenzialität, einerseits spielerisch erklärt und in witzigen Geschichten oder Paradoxa, andererseits in der Handlung selbst. So handelt der Film von einem Drehbuchautor, der einen Film dreht, in welchem es usw. Nicht umsonst ist auf dem Cover ein >Möbius-Band< abgebildet.

Selten höre oder lese ich etwas zweimal, und noch seltener beginne ich direkt nach dem Ende erneut von vorne. In diesem Fall habe ich es getan, ansonsten wäre es kaum möglich gewesen, die Geschichte zu erfassen. Mit dem Wissen um spätere Entwicklungen und das Ende war das erneute Hören ein komplett anderes Hörerlebnis, das sich absolut lohnte und mir sogar noch besser gefiel als beim ersten Mal. Nein, nebenbei darf man MONTANA auf keinen Fall hören, wenn man es verstehen möchte!

Die Sprecher agieren gekonnt, die Hintergrundmusik vermittelt eine sehr schöne Atmosphäre passend zum Westernsetting des gedrehten Filmes, ich konnte tief in die Welt abtauchen. Mich darin zu verlieren war erst beim zweiten Mal möglich, da anfangs doch zuviele offene Fragen waren und ich Schwierigkeiten hatte, die drei bzw vier Erzählebenen auseinanderzuzalten.

Eine rundum gelungene Folge, die man auch unabhängig vom Rest der Reihe sehr gut hören kann. Wer Hörspiele und Mindfuck liebt, der kommt an MONTANA nicht vorbei!

10 Luchse - 0,9 Kojoten = 9,1 ungleiche Brüder

SaschaSalamander 03.07.2012, 08.27 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag

bedfort55_tag_1.jpgInspektor Gomery stürmt ein Hotelzimmer, und statt Leiche und Täter finden sie - Leiche und Inspektor Miller! Und alles deutet auf Miller als den Täter! Doch er kann sich nicht mehr erinnern, was nach dem gemeinsamen Abend mit Vivien geschehen ist. Wie kam er in das Zimmer, und warum sollte er das Opfer ermordet haben?

Mmh, eine wunderbare Folge, die mir wieder außerordentlich gut gefallen hatte. Zwar geht es auch um den Fall, doch im Vordergrund stehen diesmal die Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre Vergangenheit. So erfahren die Hörer nun endlich den Grund, weshalb Miller damals in das vermeintlich (bis eines Tages eine Hörspielreihe regelmässig für neue Verbrechen sorgte) ruhige Städchen Broughton strafversetzt wurde. Auch die Beziehung zwischen Vivien und Sam wird hier zum ersten Mal nicht nur angedeutet sondern auch deutlich thematisiert. Und vor allem wird Lady Bedfort zum ersten Mal heftig kritisiert für ihr oft herablassendes Verhalten (nachdem ich mich besonders in der letzten Folge >DIE CHINESISCHE UHR< sehr über diese Unart geärgert hatte, freute es mich sehr, dass man sie dieses Mal in ihre Schranken wies, denn ihre Umwelt leidet doch oft unter ihr).

Die Erzählweise finde ich sehr gelungen, da sie wieder eine Abwechslung zu den klassischen Folgen bietet. In DER VERLORENE TAG wird sowohl die Gegenwart geschildert als auch die Vergangenheit dargestellt, wenn Miller, Vivien oder andere von ihren Erinnerungen berichten. Auch das wieder ein schönes Stilmittel, den Hörer in kleinen Etappen an die Lösung des Rätsels heranzuführen. Trotzdem bleibt die Handlung übersichtlich, überfordert den Hörer nicht und ist insgesamt eine der gut nebenbei zu hörenden Folgen, da der Fall wenig Verwicklungen bietet und es eher darum geht, das Geschehen am Vortag zu rekonstruieren.

Sebastian Weber schrieb nun die achte Folge für die Serie, und diesmal zeichnet er sich besonders durch recht viele Wortgefechte aus. Die Lady in Höchstform, aber auch Gomery, Tim und die anderen lassen sich nicht lumpen. Leider kann ich diese Dialoge exemplarisch schlecht widergeben, da sie auf mehreren Sätzen und den darauffolgenden Reaktionen basieren, doch ich habe viel gelacht und mich gefreut, dass diese Folge wieder einmal richtig Biss hatte. Da wird geneckt, gefrotzelt und gestichelt, dass es eine wahre Freude ist.

Wie es mit Vivien und Inspektor Miller weitergehen wird, bin ich sehr gespannt. Diese Entwicklung zwischen den beiden ist etwas, mit dem ich mich in den letzten Folgen noch nicht so gut anfreunden konnte, es kam mir zu plötzlich und ist noch nicht ganz nachvollziehbar. Aber gut, wer weiß, was die Macher da geplant haben ...

Zu Musik, Hintergrunduntermalung und Sprechern kann ich dieses Mal nicht viel erzählen, es passt einfach alles ineinander, ist in sich stimmig und gelungen. Außer den beiden Kluckert-Brüdern und Dascha Schmidt-Foss wird diesmal nur die Stammbesetzung herangezogen, die wie gewohnt im gewohnten und geschätzten Bedfort-Stil interagiert.

DER VERLORENE TAG ist eine sehr schöne Folge, die aufgrund der vielen persönlichen Hintergründe aller Beteiligten nur für Fans geeignet ist. Spannend erzählt, mit jeder Menge Wortwitz und eine Story, die das Geschehen in Broughton einen großen Schritt voranbringt. Man kann gespannt sein, was sich nun alles daraus ergeben wird!

8 von 8 Doppelmordwaffen
oder
5 von 5 Erdnussknackern

SaschaSalamander 25.06.2012, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Lady Bedfort 54 - Die chinesische Uhr

bedfort_china_1.jpgINHALT

Der Koch eines chinesischen Restaurants erhält täglich Todesdrohungen, ein Countdown. Er versucht die Sorge vor seiner Tochter herunterzuspielen, doch sie ahnt, dass mehr dahintersteckt. Die Neugier der Lady, die - wie es der Zufall wieder einmal will - dort mit Tim Denham speist, ist geweckt. Ein Chinese, der schon seit mehreren Tagen regelmässig Gast ist, scheint verdächtig. Was steckt hinter den Drohungen?


CHARAKTERE, SPRECHER

Die Charaktere agieren sehr gelungen. Wobei ich sagen muss, dass Lady Bedfort hier gelegentlich Äußerungen von sich gab, die ihre Herablassung unterstrichen, das passte zwar sehr gut zu ihrem Charakter, war aber gerade im Hinblick auf den interkulturellen Hintergrund schon sehr gewagt. Tim agiert wieder als steter Begleiter, ohne jedoch wichtige Aufgaben zu übernehmen, Vivien fehlt gänzlich. Während Dennis Schmidt-Foss eine nur kleine Rolle innehat, trägt seine Frau Dascha dieses Mal wieder eine Hauptrolle, die sie auch gekonnt umsetzt. Harald Effenberg ist der ideale Sprecher für die Rolle des scheinbar schrulligen Sinologen. Robert Missler als zwielichtige Figur gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, da er hier geschickt agiert, je nach Fortlauf der Handlung wirkt seine Rolle harmlos oder gefährlich, diese Gegensätze konnte er sehr gut einfangen.

Überhaupt ist es dieses Mal die Darstellung der Charaktere, die einen großen Teil des Hörspieles trägt. Zu Beginn scheint alles offensichtlich, klarer Fall, doch im Laufe der Handlung erfährt der Hörer kleine Puzzlestücke, die das Bild verändern. Wenn man glaubt, die Lösung zu wissen, kommt ein weiteres Element hinzu, und der Plot nimmt eine neue Richtung. Zudem werden zwei Handlungsfäden verknüpft, die zwar bereits parallel liefen aber anfangs nicht als solche zu erkennen waren, auch das ein netter Effekt. Dies ist tatsächlich eine Folge, in der man niemandem trauen darf.


HANDLUNGSAUFBAU

Zugegeben, die Reihe fängt etwas schwächer an, die Folge mutet in den ersten Tracks an wie ein simpel gestrickter Fall, der seinen Reiz alleine aus der neuen Kulisse ziehen möchte. Gemischt mit ein paar Klischees und Namen wie Lo Feng, Wong Ping und Wong Fu, dann betont die Lady auch noch überdeutlich den Jade-Buddha und macht somit das Klischee der Innenraumausstattung eines chinesischen Restaurants perfekt. Aber schnell wird dem Hörer klar, dass hinter dieser Folge weit mehr steckt! Der Fall DIE CHINESISCHE UHR ist clever gestrickt und bietet dem Hörer einige Wendungen, mit denen man zu Beginn ganz sicher nicht gerechnet hätte.


FREMDE KULTUR

Ein Chinarestaurant macht noch keine fremde Kultur. Doch einzelne Bräuche und Traditionen spielen in dieser Folge eine Rolle. Schön finde ich, dass man verzichtet hat, Klischees breitzutreten. Die Musik der Folge ist im asiatischen Stil gehalten, weckt sofort Assoziationen, ist jedoch nicht übertrieben, wirkt dabei immer noch westlich und eben "typisch Bedfort". Die Sprecher reden normal, besonders dafür war ich dankbar. Nichts wäre schlimmer gewesen als womöglich eine komplette Folge mit gekünsteltem Dialekt hören zu müssen. Wenn auch die Lady selbst sehr unfein über andere Sitten wertet - das Hörspiel selbst ist angenehm neutral, es werden verschiedene Sichtweisen und und derselben Situation aufgezeigt aus dem Blickwinkel verschiedener kultureller Hintergründe. Eine gelungene Idee, die Serie zwar in England spielen zu lassen aber doch das Ambiente einmal völlig neu zu gestalten und auf diese Weise Abwechslung einzubringen.


AUTOR THORSTEN BECKMANN

Thorsten Beckmann schrieb mit >DIE WEISHEIT DES CICERO< sein Debut für LADY BEDFORT, eine Folge die einige Längen in sich trug. DIE CHINESISCHE UHR DAGEGEN ist zwar zu Beginn etwas träge, gewinnt dann aber flink an Fahrt. Dialoge zwischen einzelnen Charakteren wie etwa dem Vater und seiner Tochter oder der Tochter und dem geheimnisvollen Gast bieten immer wieder kleine Hinweise, die gerne auch geschickt in die Irre führen. Und wieder agiert die Lady etwas mehr im Hintergrund. Beckmann zeigt in beiden Folgen, dass er neue Charaktere in Kürze sehr gut präsentieren kann. Es gelingt ihm, durch unterschiedliche Szenen das Gesamtbild nach und nach zu vervollständigen, die Spannung dabei aufrecht zu erhalten. Allerdings sind seine Folgen zwar nicht düster dennoch sehr ernst, ein paar spitze Dialoge oder kurze auflockernde Momente würden es perfekt abrunden.


MUSIK, GERÄUSCHE

Die Musik ist der Serie angepasst, klingt asiatisch angehaucht, übertreibt dabei aber nicht, sodass eine nette Atmosphäre geschaffen wird. Mir gefiel die Musik dieser Folge wieder einmal außerordentlich gut. Die Geräusche rückten eher in den Hintergrund, mir fiel nichts negativ oder positiv aus, das erwähnenswert wäre.


FAZIT

Nach anfänglichem Geplänkel wird es richtig spannend, Beckmann beweist ein geschicktes Händchen für clevere Verwicklungen. Eine Folge, die man gerne mehrfach hört, ob Neueinsteiger oder Serienfan.

8,51 von 10 China-Böllern

SaschaSalamander 23.06.2012, 18.52 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Lady Bedfort 52 - Das Tal des Unheils

bedfort_52_tal_1.jpgAusnahmsweise nach langer Zeit erschien mit Folge 53 - DAS TAL DES UNHEILS wieder einmal ein Titel aus der Reihe LADY BEDFORT, der mich etwas enttäuscht zurückließ. Anfangs schüttelte ich mehrfach den Kopf und fragte mich, ob ich es wirklich über mich bringe, ausnahmsweise nur Negatives über meine Lieblingsserie zu schreiben. Gegen Ende allerdings zog die Folge deutlich an, wurde besser und hätte es fast geschafft, sich in die anderen guten Titel einzureihen. Trotzdem - ein Nachgeschmack bleibt. Aber alles der Reihe nach:

Lady Bedfort, Tim und Vivien fahren mit dem Auto auf einer verlassenen Landstraße, geraten in ein Unwetter und werden von einer seltsamen Familie in deren Herrenhaus aufgenommen. Ein weiterer Gast ist dort anzutreffen. Außerdem hat sich der Sohn der Familie "angekündigt": Norman, brutaler Serienmörder, ist aus der Anstalt geflohen und will sich nun an seinen Eltern rächen. Inspektor Miller würde gerne helfen, doch die Straßen sind unpassierbar. Und wie es aussieht, scheint Norman bereits das Herrenhaus erreicht zu haben, ...

Die ersten zwei Drittel des Hörbuches war ich sehr enttäuscht. Die Handlung wird nicht dargestellt sondern in künstlich wirkenden Dialogen erklärt. Wobei "Handlung" recht euphemistisch ist, denn im Grunde gibt es zu Beginn kaum eine Handlung, nur Beschreibungen. Ein langatmiges Telefonat zwischen Vivien und dem Inspektor, konstruierte Gespräche zwischen den Gastgebern und unseren drei Freunden erklären das Weitere. Der Serienmörder tritt niemals persönlich in Erscheinung, der seltsame Gast wirkt wie eine überflüssige Rolle, und dem geübten Hörer werden schnell die Zusammenhänge klar. Umso mehr zieht die Geschichte sich gefühlt in die Länge, wenn einfach nichts passiert. Meiner Ansicht nach hätte man DAS TAL DES UNHEILS mühelos um ein Drittel kürzen können, sodass die Geschichte an Tempo und Handlung gewinnt.

Auch empfand ich das Handeln der Figuren dieses Mal oftmals als sehr unpassend. Tim ist alleine mit einer Person, die er als Täter verdächtigt und spricht ihn / sie einfach auf die Ungereimtheiten an, die er entdeckte, scheint sich keine Gedanken um seine Sicherheit zu machen. Der Vater / Ehemann der Familie stirbt, Vivien schildert das Auffinden der Leiche eher wie nebenbei, Lady Bedfort reagiert auf Viviens Selbstvorwürfe sogar mit einem lapidaren "Das ist jetzt nicht zu ändern". Auch Inspektor Millers "Scherz" "Da könnte ich gleich meine Katze fragen" kommt nicht so recht an und wirkt im Zusammenhang sehr bemüht und eher unpassend. Es mag sein, dass die Protagonisten nach über 50 Morden natürlich an das Verbrechen gewohnt sind, dennoch strahlen Vivien, Tim und die Lady hier eine Kaltblütigkeit aus, die mir nicht gefällt und die hoffentlich in dieser Folge eine Ausnahme darstellte. Ein klein wenig Angst hätte ihnen dennoch gut zu Gesicht gestanden.

Nein, leider hat mich DAS TAL DES UNHEILS trotz des gelungenen Endes nicht überzeugt. Dies liegt nicht an den insgesamt sehr guten letzten Folgen oder gar der herausragenden Jubiläumsfolge, denn ich habe zwischen Folge 51 und 52 einige der älteren Geschichten vom Beginn der Serie gehört, sodass ich also nicht "verwöhnt" bin.

Trotzdem, nur schlecht war diese Folge nicht, es gibt einiges Positive hervorzuheben: Wie man bereits an der Inhaltsangabe erkennt, ist dies eine durch und durch klassische Kriminalgeschichte im Stil der alten Meister. Ein Mörder in einem alten Herrenhaus, ein Gewitter, eine Gruppe von Menschen abgeschlossen von der Umwelt, und dann natürlich das angedeutete Thema der zehn kleinen Negerlein (politisch korrekt Agatha Christies "Und dann gabs keines mehr"). Inhaltlich ein Krimi, wie man ihn kennt und liebt. Gerade für die Musik eine ideale Folge, um Spannung zu erzeugen und den Hintergrund zu untermalen. Dies ist auch sehr gut gelungen, man meint regelrecht selbst in dem Herrenhaus zu stehen, den Muff der alten Tücher über den Möbeln zu riechen, die vielen Treppen zu steigen, von Zimmer zu Zimmer zu schleichen. Bei den Geräuschen gab es mit Gewitter, Regen und Kaminprasseln nicht viel falschzumachen. Diese Folge eignet sich prima, um sie gemütlich abends bei Kerzenlicht zu hören, um tief in die Atmosphäre einzutauchen.

Auch das Ende ist gelungen. Die vielen Fäden, die sich am Ende entwirren und zu einem Handlungsstrang führen, wurden geschickt gelegt. Es gibt einen netten Showdown, die Atmosphäre verdichtet sich, das Erzähltempo passt.

Die Sprecher passen sehr gut zu den ihnen angedachten Rollen. Franziska Trogner und Peter Weis, die beide schon mehrfach auftraten und bereits in der Folge DIE SORGEN DES MISTER BLOOM ein altes Ehepaar darstellten, passen hier wieder sehr gut zusammen und lassen die Spannung der Figuren untereinander fast greifbar spüren. Arianne Borbach beweist ebenso wie Robert Missler wieder einmal ihre Wandelbarkeit hinsichtlich Emotion und Ausstrahlung. Diese Folge liefert ein perfektes Zusammenspiel der Sprecher untereinander, das mit der dichten Atmosphäre eine prima Grundlage für ein eigentlich solides Hörspiel liefert. Zu Beginn wirken zwei der Darsteller zwar sehr künstlich, was mich aufgrund deren Professionalität eigentlich verwunderte, doch mit dem Auflösen der Handlung erklärten sich diese Momente und zeigten umso mehr, wie gut sie ihre Stimme als Werkzeug im Griff haben.

Insgesamt leider ein schwächerer Titel. Für Einsteiger in die Serie nicht zu empfehlen, da es inzwischen weit bessere Folgen gibt. Für Fans der Serie aber natürlich ein Muss. Und wenn man über den zähen Einstieg und die erklärenden Dialoge hinwegsieht, kann man die düstere Atmosphäre, die spannungsgeladene Musik und die gelungene Sprecherauswahl durchaus genießen.

SaschaSalamander 16.05.2012, 09.22 | (0/0) Kommentare | PL

Das Tal 1.4. - die Prophezeiung

kuhn_tal_1.jpegIn >diesem< Beitrag habe ich bereits einiges über das Tal von Krystyna Kuhn geschrieben. Nun habe ich auch den vierten Band gelesen, "die Prophezeiung". Leider ist passiert, was ich befürchtet habe. Aber erst einmal der Reihe nach:

im vierten Band verschwindet einer der Studenten für ein paar Tage und kehrt völlig verändert, fast wie unter Drogen, voller Wahnvorstellungen, zurück ins Tal. Er kommt ins Krankenhaus, eine Rettung nicht in Sicht. Katie, Robert und David machen sich auf Spurensuche. Mit Hilfe bon Benjamins Kamera versuchen sie herauszufinden, wo er in der Zeit seiner Abwesenheit war und was geschehen sein könnte und begeben sich dann selbst auf den Weg an den von ihm besuchten Ort.

Nun ja, wie gesagt: wie ich befürchtet hatte. Die Story an sich wäre spannend. Aber es ist wieder das gleiche Schema: Rätsel, Spurensuche, Geheimnis, noch mehr Fragen als zuvor. Man hat auch Antworten, aber die fühlen sich für mich mehr an wie ein Anfüttern auf mehr. Ich denke an die Serie LOST, die ich irgendwann bei der zweiten Staffel abbrach, weil immer mehr rätselhafte Dinge geschahen und ich mir als Zuschauer ausgenutzt vorkam für Quote und Zahlen, und weil ich mich fragte, ob die Macher überhaupt wissen, worauf es hinausläuft, oder ob sie einfach nur eine spannende Story erzählen wollen, um Kohle zu machen.

Dies ist nun der letzte Teil der Bände 1.1. bis 1.4., im Herbst wird 2.1. erscheinen. Ich hätte gewünscht, dass dieses eine Thema, welches sich durch die ersten Bände zieht, abgeschlossen wird, sodass mit dem fünften Band etwas Neues beginnt. Aber wie es aussieht, wird es wohl 12 Bände geben, und der Leser wird ausgenommen, um auch ja jedes Buch zu kaufen.

Die Handlung kam mir im vierten Band recht zusammengestopselt vor, mir fehlte ein wenig die Spannung der vorherigen Bände. Außerdem - habe ich etwas verpasst, oder fehlt mir die Begründung für den Titel "die Prophezeiung"? Vielleicht lag es daran, dass ich allgemein schon ein wenig genervt war von dem "viele Fragen, fast keine Antworten". Vielleicht liegt es daran, dass es diesmal keine neuen Protagonisten gab (bisher hat man immer einen neuen Studenten intensiver kennengelernt. Diesmal ging es wieder um Katie. Ich hätte mir gewünscht, dass mal ein anderer im Mittelpunkt steht, z.B. Robert).

Für begeisterte Fans auf jeden Fall ein super Buch. Wer sich nicht an fortlaufenden Serien stört, wird ebenfalls begeistert sein. Krystyna Kuhn versteht es, den Leser zu fesseln. Ihr Erzählstil ist große Klasse und super Unterhaltung, die nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene begeistert. Auch ich werde mir den fünften Band wieder holen.

Aber wer sich genervt fühlt von der um sich greifenden Serienvermarktung, der wird halt das Buch lesen, nett finden und sagen "ich hab es ja gleich gewusst - schon wieder keine Antworten, und für das nächste Buch soll ich auch wieder löhnen, ich fühle mich wie eine Melkkuh" ...

nun gut, jedem seinen eigenen Geschmack. Wäre es nicht als Serie angelegt und würde den Leser von Mal zu Mal mehr im Unklaren lassen, dann wäre ich uneingeschränkt begeistert!

SaschaSalamander 12.04.2011, 09.57 | (0/0) Kommentare | PL

Allwissend

deaver_allwissend_150_1.jpgMein erster Jeffery Deaver. Eigentlich ein bekannter Autor, aber man kann einfach nicht alles lesen, nicht einmal ich schaffe das (obwohl ich mich redlich bemühe *g*). Hier also mein Eindruck über den Roman "Allwissend".

Die Kinesiologin Kathryn Dance hat die Aufgabe, anhand kleiner Gesten, anhand Mimik und winzigster verräterischer Eigenheiten das Gespräch ihres Gegenüber zu analysieren. Auf diese Weise verraten sich Täter, geben schweigende Mitwisser Informationen preis. Diesmal geht es um einen Serientäter, der ein Kreuz an den Straßenrand stellt, welches das morgige Datum trägt. Am nächsten Tag soll dort ein Mord geschehen. Recht bald findet man die Spur zu einem Weblog, in welchem dessen Autor anprangert, dass die Straßenverhältnisse zu einem tödlichen Unfall geführt hätten. Doch im Laufe des Threads wird der überlebende Fahrer des Wagens immer bösartiger gemobbt. Ein Freak, ein Perverser, ein Onlinegamer, ein Noob, sogar rituelle Praktiken und andere verrückte Dinge werden ihm nachgesagt. Die angekündigten Morde betrafen stets einen der Trolle, welche ihn beschimpften. Dann verschwindet der Fahrer / Jugendliche mit der Waffe seines Vaters, und der nächste Mord wird angekündigt. Eine wilde Jagd in der realen und "synthetischen" Welt beginnt.

Soweit so gut. Prima Thema. Ich war angetan von dem Roman, allerdings kann ich auch sehr viele Schwächen benennen, die mich persönlich sehr störten. Meine Meinung ist recht zwiespältig.

Zuerst einmal hat mich der Roman sehr gut unterhalten, ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ein absoluter Pageturner. Interessant auch, die "synthetische" Welt (wie der Autor es nennt) einmal aus Sicht eines Außenstehenden zu erfahren, Begriffe wie RSS, NSC, MMORPG, Thread, Flamewar und ähnliche erklärt zu bekommen. Es war sehr spannend, wie Dance vor allem auch aus dem Verhalten des Avatars im Onlinespiel versuchte, Rückschlüsse auf den realen Charakter der Täters zu ziehen.

Weniger gut dagegen fand ich, dass die Erklärung der Begriffe irgendwann lästig wurde. Immer stärker kam mir der Eindruck, dass Blogger, Gamer und sonstige im Web aktiven Leute irgendwelche Freaks sein müssen. Der Blogger dargestellt als arroganter, egozentrischer Pseudojournalist mit zwielichtiger Ehre, der Täter ein jugendlicher Gamer, welcher sich zusehr in der "synthetischen" Welt verloren hat und diese für real hält, und natürlich sind das alles Leute, die den Kopf nicht vor die Tür kriegen, um die Personen, mit denen sie im Web Kontakt haben, auch einmal real zu treffen. Pubertierende Teenager mit Pickeln, die metzeln und morden. Dermaßen klischeebeladen, dass ich manchmal schmerzhaft das Gesicht verzog. Oft hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen: ich bin nicht krank! Ich habe reale Kontakte! Und nur, weil ich gerne Killerspiele spiele, bin ich noch lange kein Amokläufer!

Was mich anfangs sehr verwirrte, war die rasche Aufklärung des Falles schon zu Beginn, und ich fragte mich, womit das restliche Buch gefüllt sein würde? Aber bei Rezensionen über andere Bücher von Deaver konnte ich erfahren, dass der Autor wohl die Eigenheit hat, eine völlig unerwartete Wendung einzubringen (durch das häufige Anwenden bei ihm jedoch von Stammlesern bereits erwartet), die alles Bisherige über den Haufen wirft. Ah, okay, dann wusste ich also, was passieren würde, denn das allzu Offensichtliche würde sich also verkehren. Und tatsächlich, nachdem ich dies ahnte, war es mir während des Lesens absolut klar.

Die Charaktere fand ich nicht allzu interessant, für mich blieben sie eher farblos, und ich konnte mich nicht hineinversetzen. Nicht, dass sie nicht ausreichend beschrieben worden wären in ihrem Verhalten, ihren Eigenheiten, trotzdem fehlt mir irgendwie die Seele. Aber gut, man kann nicht mit jedem, das ist mit fiktiven Figuren wie mit realen Menschen. Kathryn Dance wird wohl trotzdem ihre Fans in der Lesergemeinde haben, ich gehöre allerdings nicht dazu.

Ebenfalls störend fand ich den ständigen Begriff der "synthetischen" Welt. Ich weiß leider nicht, ob es ein Übersetzungsproblem war oder der Autor sich so ungewohnt ausdrückt, oder ob man es im Englischsprachigen so nennt. Hier jedoch redet man von virtueller Realität. Dadurch, dass es immer wieder hieß, der Junge wäre zu tief in die synthetische Welt abgetaucht, entstand ständig der Eindruck, es sei etwas Krankes und Absonderliches, online zu zocken oder sich in Blogs und Communities aufzuhalten.

Zugute halten muss ich dem Autor jedoch, dass er auch die positiven Seiten gezeigt hat. Am Ende wird klar, dass es auch "gute" Arten von Onlinespielen gibt, dass nicht alle Zocker böse sind und Menschen durch das Netz auch reale Kontakte knüpfen können.

Außerdem wird in diesem Roman recht nett aufgezeigt, welche Gefahren das Netz birgt. Wie schnell ein unbedachter Beitrag etwas auslösen kann, wie wenig man seine tatsächliche Identität hinter Nicknames verbergen kann, wie schnell man durch das Internet zum gläsernen Menschen wird. Auch die Darstellung der Netzkultur, das Reagieren der einzelnen Mitglieder untereinander, wurde sehr bildlich dargestellt, und die Nachteile des Web sowie die daraus eskalierende Situation waren sehr realistisch dargestellt.

Alles in allem sehr unterhaltsam, stellenweise ungewollt witzig wegen der Erklärungen und der scheinbar extremen Unkenntnis der Protagonistin (hat sie wirklich SO wenig Ahnung vom Internet?), die Handlung ohne große Längen und mit vielen Cliffhangern. In meiner Favoritenliste wird "Allwissend" nicht landen, aber für zwischendurch war es mal wieder prima Futter. Ich kenne keine anderen Romane von Deaver bisher, aber zum Einstieg sollte man vielleicht doch eines der anderen Bücher bevorzugen.

SaschaSalamander 27.12.2010, 18.27 | (0/0) Kommentare | PL

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