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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Thriller
Darkside Park Staffel 1 - Folge 3 und 4
Autor: >Christoph Zacharie<
Sprecher: Nana Spier (Buffy, Lucy Liu, Claire Danes, uvm)
Sarahs Freund Tom erhält ein Stipendium als Jurist in Porterville, und so ziehen die beiden um. Frisch verliebt, Stipendium für ihn, Traumjob für sie und ein hübsches Häuschen für sie beide. Auf einer Erkundungstour durch die Stadt betreten sie einen verbotenen Ort. Hätten sie dieses Verbot lieber befolgt ...
Diese Geschichte empfand ich etwas zwiegespalten. Sie hatte einige Längen, auch wenn die Rahmenhandlung an sich äußerst spannend ist. Dazu kommt, dass ich Nana Spier eher mit romantischen Hörbüchern verbinde. Als Buffy und Lucy Liu mag sie zwar beweisen, dass sie auch Mystery beherrscht und knallhart sein kann, trotzdem verbinde ich ihre Stimme mit einer rosa Geschichte voller Herzen und Blümchen. Doch abgesehen von meinem persönlichen Eindruck leistet Nana Spier wieder herausragende Leistung, sie weiß ihre Stimme zu gebrauchen und unterschiedlichen Charakteren Leben zu verleihen, was besonders in dieser Folge gut zur Geltung kommt.
Die Erzählweise und Perspektive am Ende der Geschichte irritiert mich. Entweder ist da in grober Fehler passiert, oder es wird sich auflösen, warum Sarah in der Ich-Form von Dingen erzählt, die in ihrer Abwesenheit geschehen und die sie nicht wissen kann.
Immerhin werden recht viele Geheimnisse angekratzt, es wird ein Bogen gespannt zur zweiten Geschichte. Porterville zieht den Hörer in seinen Bann.
04 - DAS BÖSE ZIMMER 02
Autor: >Hendrik Buchna< (Die Dr3i)
Sprecher: Eckart Dux (Arthur aus King of Queens, uvm)
Dr. Frank Morgan forscht weiter nach den Gründen für das seltsame Verhalten seines Patienten. Was hat den Mann damals sosehr traumatisiert? Er findet das mysteriöse Zimmer aus dem Katalog und macht eine schreckliche Erfahrung ...
Die Geschichte als Teil des Ganzen ist wichtig und spannend, da hier sehr viele neue Puzzlestücke hinzukommen, einige Fäden nicht entwirrt aber immerhin zusammengeführt werden, mehrere neue Geheimnisse kündigen sich an. Dem Hörer wird klar, dass in dem beschaulichen Städtchen das Böse regiert.
SaschaSalamander 25.07.2012, 14.20 | (0/0) Kommentare | PL
Darkside Park Staffel 1 - Folge 1 und 2
Autor: >Ivar Leon Menger< (>Der Prinzessin<, Terminal 3, Die Dr3i)
Sprecher: Till Hagen (Ian G aus Offenbarung 23, Kevin Spacey, uvm)
Edward Leroy Shipman ist ein Held, er hat einem Menschen das Leben gerettet. Die Reporterin verspricht ihm mit seinem Interview die Titelseite. Und so erzählt Ed aus seinem Leben, eine ganz heiße Story bahnt sich für die Zeitung an. Er hat eine erstaunliche Vergangenheit, wurde bereits als Held geboren, doch auch er geriet in die Fänge der Stadt Porterville ...
Ein sehr schöner Auftakt, der prima in die Serie einführt, anfangs im netten Plauderton, bald immer spannender. Till Hagen als Sprecher höre ich sehr gerne, er hat eine kraftvolle, eindringliche Stimme, die sehr gut zu Mengers intensiver Erzählung passt. Dem Hörer wird bald klar, dass der vermeintliche Held wohl ganz andere Pläne haben könnte. Es ist anfangs verwirrend und etwas störend, dass die komplette Geschichte von Hagen selbst vorgetragen wird, während bei einem Interview doch zwei Sprecher ideal wären, doch ein cleverer Twist öffnet dem Hörer die Augen.
Noch ist es schwer, einen roten Faden zu erkennen und zu unterscheiden zwischen dem, was von Ed kommt und was mit den Geheimnissen Portervilles zu tun hat. Trotzdem kristallisieren sich erste Rätsel und Hinweise, die man im Kopf behalten sollte, um hinter das Geheimnis des Städtchens zu blicken. Ein herausragender Start in die Reihe, der mich sofort gepackt hat.
2 - DAS BÖSE ZIMMER 01
Autor: >Hendrik Buchna< (Die Dr3i)
Sprecher: Eckart Dux (Arthur aus King of Queens, uvm)
Dr. Frank Morgan, Psychotherapeut, erzählt, dass der die Stadt verlassen will und welche Grauen sie birgt. Dafür holt er weit aus und erzählt von seiner Arbeit. Damals gab es einen kleinen Jungen, dessen Fall ihn bewegte und lange verfolgte. Die Erinnerung holt ihn ein, als er bei einem aktuellen Patienten die gleiche seltsame Aussage hört. Haben beide es nur erfunden, oder sagen sie die Wahrheit? Doch was steckt dahinter? Morgen beginnt zu recherchieren und stößt auf erste Besonderheiten und Mysterien seines Heimatortes.
Die Geschichte ist nicht abgeschlossen, sie wird in Folge 04 fortgesetzt. Dux als Sprecher ist hervorragend für die Rolle des gealterten Therapeuten. Diese Episode braucht einen Moment, bis sie in die Gänge kommt, doch nach kurzer Zeit ist man gebannt von dem, was Morgan berichtet. Es gibt kaum einen Bezug zur ersten Folge, dafür werden neue Handlungsfäden gewebt, die in neue Richtungen weisen. Ich bin gespannt, wohin sich alles entwickeln wird, Düsternis kündigt sich an.
SaschaSalamander 24.07.2012, 14.15 | (0/0) Kommentare | PL
Darkside Park Einleitung
Porterville, ein bezauberndes Städtchen, friedlich und freundlich, doch es birgt ein düsteres Geheimnis. Seit vielen Jahren verschwinden regelmässig Menschen, und manche von ihnen tauchen unerwartet und völlig verändert wieder auf. Eine wichtige Rolle hierbei scheint der Darkside Park zu spielen, welcher damals nach einer Häufung von Entführungen saniert und neu bebaut wurde, er ist eine Legende, die Stadt versucht ihn totzuschweigen und seinen früheren Standort geheimzuhalten.
In 18 Folgen erzählen verschiedene Protagonisten ihre Erlebnisse. Manche Geschichten setzen sich über mehrere Episoden fort, andere sind in sich geschlossen. Sehr bald fügen sich erste Puzzlestücke zusammen, greifen die Schicksale ineinander. Der Hörer bekommt wichtige Schlüsselmomente aus verschiedenen Perspektiven erzählt, das anfangs verschwommene Bild wird nun immer schärfer wird. Doch je klarer es wird, desto mehr Fragen stellen sich. Und die größte Frage: was passiert wirklich in Porterville?
Aktuell habe ich bis zum Ende der ersten Staffel gehört, also 6 Folgen. Es gibt stärkere und schwächere Episoden, das ist natürlich klar, und jeder wird andere Favoriten haben. Was mir gefällt ist, dass verschiedene Autoren zusammenarbeiten, teilweise die gleichen Charaktere beschreiben und doch ihre eigene Note einbringen. Auch die wechselnden Sprecher je Episode sind eine sehr gute Idee, sie verkörpern bestimmte Charaktere, sodass man beim Hören ein sehr gutes Bild von Porterville bekommt, geprägt von verschiedenen Personen und Stimmen.
Ich habe bereits erste Hinweise gelesen (dass die Deppen in ihren Rezensionen auch immer spoilern müssen *motz*), dass das Ende wohl nicht so toll sein soll (der Meinung eines Rezensenten, der spoilert, messe ich sowieso wenig Bedeutung bei). Naja, das werde ich für mich selbst beurteilen, und ich bin dennoch sehr gespannt, was am Ende herauskommt. Hier im Blog werde ich nach und nach je zwei Folgen zusammenfassen. Da ich diesmal nicht im Anschluss rezensiere, sondern etappenweise aktuelle Eindrücke schildere, ist es für mich etwas komplett Neues, und ich bin selbst sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird.
Mein bisheriger Eindruck jedoch: Hochspannung und Thrill auf allerfeinstem Niveau, die Serie hat Kultcharakter.
SaschaSalamander 23.07.2012, 09.03 | (0/0) Kommentare | PL
Precious Lies
PRECIOUS LIES ist ein Einzelband. Für einen Thriller ungewöhnlich aber durchaus machbar. Japanische Autoren besitzen häufig das Talent, in nur wenigen Strichen und Sätzen komplexe Zusammenhänge und psychologische Dramen auf wenigen Seiten zu skizzieren und kleine Meisterwerke zu erschaffen. Die Geschichte klang vielversprechend, also habe ich es gewagt. Leider wurde ich enttäuscht.
Die Zeichnungen sind sehr schlicht, es gibt kaum Hintergründe oder andere Details. Dies empfinde ich jedoch nicht als störend, denn es passt gut zum Grundton der Geschichte.
Der Erzählstil leider ist sehr problematisch. Erst wird der Leser einige Zeit im Unklaren gelassen, Spannung wird in dieser Zeit jedoch nicht aufgebaut. Als dann die Situation klar ist, entsteht trotz der gefährlichen Lage nicht das Gefühl "ich muss jetzt sofort weiterlesen", sondern zieht sich über viele weitere Seiten hin. Den Reiz soll wohl die Ungewissheit ausmachen: Was nun mit Maa-Chan los ist und warum sie sich so verhält, erfährt man erst nach und nach, und zwar durch Mii-Chan, der eigentlich der Protagonist der Geschichte ist. Doch währen Maa-Chan, wie schon der Titel sagt, die Gebrochene ist, ist Mii-Chan der Lügner. Daher kann sich auch der Leser nicht sicher sein, was nun Berechnung ist, was Lüge und was Wahrheit.
Pschologisch ist PRECIOUS LIES höchst komplex, aber das Thema wird nur angerissen. Mit einigen Fachbegriffen um sich zu werfen und ein Drama zu inszenieren ist leider wirkungslos, wenn der Bezug zwischen Leser und Charakteren nicht aufgebaut werden kann. Schade, denn die Geschichte hätte Potential gehabt.
Im Grunde also eine durchaus interessante Geschichte, in sich abgeschlossen und gut durchdacht, mit einem dafür passenden Zeichenstil. Doch es fehlt die Spannung, und die Möglichkeiten des Themas wurden nicht genutzt.
2,7 von 5 frühkindliche Traumata
SaschaSalamander 04.07.2012, 08.54 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Mein böses Herz
Doro zieht mit ihrer Mutter in einen neuen Ort. Dort erhält sie auch gleich ihre ersten Therapiesitzungen bei einem neuen Psychiater, denn seit dem Tod ihres kleinen Bruders leidet sie unter Halluzinationen. Eigentlich dachte sie, sie hätte alles im Griff, es würde besser. Doch statt dessen nun kommen neue Halluzinationen hinzu. Oder sind es gar keine Wahnvorstellungen, geschehen die seltsamen Dinge wirklich? Die Polizei, ihr Therapeut, ja sogar die Mutter halten sie für krank, doch Doro weiß, was sie gesehen hat ...
MEIN BÖSES HERZ gefiel mir ehrlich gesagt sogar besser als die Erwachsenenromane des Autors. Er hat sich gut in das junge Mädchen hineinversetzt, ihre Ängste und Probleme geschildert. Auch lernt Doro zwei Jungen kennen, verliebt sich in einen davon (der bereits vergeben ist) und freundet sich mit dem anderen an. Zum Glück hat er keine Romanze eingebaut sondern das Thema einfach laufenlassen, Doros Gefühle kommen beim Leser an, doch dankenswerterweise verzichtet Dorn auf jegliche romantisch-kitschigen Superlative. Doro ist eine toughe Heldin, die mir sehr gut gefällt.
Der Thrilleranteil ist für Jugendliche genau richtig. Doro hat recht unheimliche Halluzinationen, und die Erinnerung an ihren toten Bruder und sein verzerrtes Gesicht holen sie immer wieder ein. Obwohl ihre Unschuld bewiesen ist, kann sie sich nicht an die Nacht vor dem Tod erinnern und gibt sich Schuldgefühle, nach und nach wird das Bild klarer und erschreckender. Auch das unheimliche Geschen, das Doro gesehen hat (?), sorgt für Spannung, während das Mädchen auf eigene Faust ermittelt. Trotzdem ist alles in einem Ton geschrieben, den ich für Jugendliche angemessen halte, es gibt weder sinnlose Gewalt noch unnötige Grausamkeiten, dafür jede Menge atemlose Spannung und unheimliche Momente.
Schnell wird klar, dass man niemandem trauen darf. Doro verliert sich zwischen Wahn und Wirklichkeit, und auch der Leser erhält keine Aussage darüber, was tatsächlich real ist. Nun gut, es ist ein Thriller, irgendetwas geht also tatsächlich vor sich, doch wie hängen die einzelnen Geschehen zusammen?
Das Ende kam mir etwas zu abrupt, nicht bezogen auf Länge und Handlungsaufbau, sondern im Hinblick auf die Lösung. Es schien mir "hervorgezaubert", sodass auch andere Personen hätten involviert sein können ohne dass man das Buch dafür hätte abändern müssen. Diese Art Überraschung / Auflösung mag ich nicht, denn sie weckt bei mir das Gefühl, dass der Autor sich während des Schreibens gerne ein paar Optionen für das Ende offen lassen wollte, zudem stellt sich die Frage, welchen Zweck die Handlung vor der Auflösung verfolgte. Ich bevorzuge straffere Plots mit kleinen Hinweisen, bei denen man am Ende weiß "es lag doch auf der Hand". Da ich allerdings das gekürzte Hörbuch vorliegen hatte statt den Roman, kann ich nicht sagen, ob es im Roman ähnlich spontan ist (allerding glaube ich nicht, dass man für die Auflösung relevante Elemente kürzen würde).
Das Hörbuch selbst - da gibt es nicht viel zu sagen außer: Laura Maire. Meine persönliche Nummer 1 unter den Sprecherinnen. Sie hat eine ausdrucksstarke Stimme, mit der sie das Hörbuch jedes Mal zu einem besonderen Erlebnis macht. Freude, Verliebtsein, Begeisterung, Trauer, Verzweiflung, Angst, Panik, sie ist unglaublich wandelbar. Es gelingt ihr, sogar kleine Nuancen noch punktgenau herauszuarbeiten und den Charakteren dadurch nicht nur Leben, sondern sogar eine Persönlichkeit zu verleihen. Mein Lob und meine Anerkennung für diese Leistung :-)
Abschließend kann ich nur sagen, dass MEIN BÖSES HERZ ein spannender Jugendthriller ist. Trotz des eher enttäuschenden Endes habe ich die Zeit mit Doro sehr genossen und freue mich bereits auf den nächsten Roman des Autors, welches Genre und welche Zielgruppe auch immer.
8 von 10 Stoffhasen
SaschaSalamander 21.06.2012, 11.14 | (0/0) Kommentare | PL
End of Time
Oliver Döring ist in der Hörspiel-Scene ein bekannter Name, vor allem die Serie JOHN SINCLAIR ist jedem Fan ein Begriff. Nach Unstimmigkeiten mit dem Verlag beendete er die Arbeit an JOHN SINCLAIR, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen. Wer mehr erfahren möchte: ein interessantes Interview mit Döring findet sich im >Zauberspiegel<
ANKÜNDIGUNG AUF DEM HÖRSPIELMARKT
END OF TIME ist nun ein neues Projekt unter dem neuen Label IMAGA. Wie ich darauf aufmerksam wurde? Ganz einfach: "Nichts, was der kommerzielle Hörspielmarkt zurzeit bietet, ist mit "End Of Time" vergleichbar", "Blockbuster", "er geht neue Wege, bricht mit allen Konventionen", "stellt alles in den Schatten", das sind schon arg große Töne, die er da spuckt, bisheriger SINCLAIR-Erfolg hin oder her. Brachte mich offen gesagt zum Lachen, denn jedem dürfte klar sein, dass das ein Versprechen ist, das man so nicht halten kann. Trotzdem, Ziel erreicht, ich wurde neugierig. Und meine Meinung zu diesem unvergleichlichen Werk? Positiv überrascht aber wie zu erwarten etwas ernüchtert.
INHALT
Der Inhalt selbst ist schwer wiederzugeben. Viele Handlungsstränge greifen ineinander, es fällt nicht leicht den Überblick zu behalten. Ein paar Beispiele: ein Polizist kümmert sich rührend um seine Frau, welche von Wahnvorstellungen geplagt wird. Eine junge Frau hört seltsame Geräusche in ihrer Wohnung. Der Sohn eines sterbenden Geschäftsmannes schließt ein dubioses Geschäft ab. Eine gefährliche Bombe soll gezündet werden. Doch wie hängen all diese Ereignisse zusammen? Die Welt rast auf den Abgrund, doch noch ist unklar, was eigentlich geschieht ...
KOMPLEXE HANDLUNG
Eines kann ohne Zweifel gesagt werden: END OF TIME ist kein Hörspiel, das man nebenbei hören sollte. Die Handlung allerdings erfordert absolute Konzentration. Nebenbei den Verkehr im Auge behalten, am PC etwas zocken oder in die Pedale treten fällt schwer. Ein paar Sekunden fehlende Aufmerksamkeit, schon hat man den Handlungsfaden verpasst. Sehr komplex verstrickt und sehr interessant. Ob dies allerdings eine Stärke oder Schwäche der Serie ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Szenenwechsel sind geschickt umgesetzt, die Szenen gehen teilweise ineinander über, das ist ein gelungener Effekt, allerdings für den Hörer auch eine zusätzliche Erschwernis, den roten Faden im Blick zu behalten und nicht einzelne Szenen und Charaktere zu vermischen.
Sollte die Serie in dieser Qualität weitergehen, sollten die Stränge sich verknüpfen und am Ende eine gute Lösung präsentiert werden - Meisterleistung! Sollten aber Handlungsfäden ins Leere führen oder die Hörer über zig Folgen stets im Unklaren gelassen werden, um einfach noch mehr Geld aus der Reihe zu schröpfen, dann wäre es eine herbe Enttäuschung. Je nachdem, wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Veröffentlichungen ist, kann es gut sein, dass man die vorherigen Titel nochmals hören muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Vielleicht werde ich nicht sofort den zweiten Teil hören sondern erst ein paar CDs sammeln, um besser am Ball zu bleiben.
UMSETZUNG
Zu Beginn gleich eine von Kerzel gesprochene Warnung, dass die Schockeffekte drastisch seien, man den Ton nicht nachträglich lauterstellen solle und das Hörspiel nicht geeignet sei für Autofahrten. Im Grunde gibt es diesbezüglich heftigere Hörspiele, ich empfand END OF TIME sogar recht gut ausgewogen. Actionsequenzen waren ebensogut zu hören wie Telefonate oder geflüsterte Stimmen, die Balance zwischen Sound, Geräusch und Sprache ist optimal gelungen, wirklich erschrocken bin ich nie (was ich aber als zeichen einer guten Abmischung empfinde), das lästige Lauter- und Leiserdrehen wie bei vielen anderen Actionproduktionen konnte ich mir erfreulicherweise sparen.
Die Geräusche waren passend und sehr gut gemacht, allerdings haben sie mich nicht vom Hocker gerissen, ich hatte mir nach der Ankündigung mehr davon erwartet. Trotzdem, wenn auch nicht die versprochene Innovation so immerhin solide Arbeit und realistische Klänge, die für bildreiches Kopfkino sorgen.
SPRECHER
Die Besetzung liest sich wie ein Who´s Who der Hörspielszene und namhaften Synchronsprecher. Rund 60 Stimmen hat Döring zusammengetragen, darunter Größen wie Michael Pan, David Nathan, Joachim Kerzel, Arianne Bohrbach, Torsten Michaelis, Dietmar Wunder, Till Hagen, Sascha Rotermund und und und. Das noch zu rezensieren ist langweilig, was soll ich da noch schreiben. Außer vielleicht, was ich hervorheben möchte - und wenn ich mir andere Rezensionen ansehe, ging es vielen Hörern ebenso wie mir - ist das Ehepaar des Polizisten mit seiner Frau. Wow, das ist wirklich eindringlich und herausragend gesprochen, ich habe mitgelitten, mitgehofft und war sehr bewegt, hat einen Hörspiel-Oscar verdient
FAZIT
Wie nicht anders zu erwarten ist END OF TIME ein vielversprechender Serienstart, der zwar den Ankündigungen nicht gerecht wird aber trotzdem durch eine gelungene Umsetzung und spannende Handlung überzeugt. Aber man soll die Serie nicht vor ihrem Fortlauf oder gar ihrem Ende loben. Deswegen warten wir ungeduldig ab, wohin sich Dörings neues Baby entwickeln wird ...
SaschaSalamander 20.06.2012, 09.30 | (0/0) Kommentare | PL
Unland
Franka ist neu im Haus Eulenruh. Ein Erziehungsprojekt, das die Sozialpädagogen Vera und Andreas Kämpf führen. Es fällt ihr nicht leicht, sich in die Gruppe einzufügen, doch in den Zwillingen Lizzie und Ann findet sie bald Freunde, und auch Ricardo ist gar nicht so übel. In der Schule ist sie aufgrund ihres burschikosen Auftretens und ihrer eigenwilligen Art von Beginn an ein Außenseiter. Als Bewohnerin von Eulenruh hat sie sowieso keine Chance, denn das Dorf beäugt das Projekt mit kritischem, unwilligem Blick. Bald geschehen seltsame Dinge, Franka fühlt sich beobachtet, und die Stromausfälle im Dorf häufen sich. Dann ist da noch das Ruinengelände namens Unland, das von einem gefährlichen Zaun geschützt wird und zu dem Franka auf ihre Fragen nur düsteres Schweigen erntet. Die Ereignisse spitzen sich zu, und bald wird aus dem seltsamen Gefühl eine reale Bedrohung ...
CHARAKTERE
Die Charaktere finde ich neben der Sprache das Besondere, was dieses Buch ausmacht. Geschildert aus der Perspektive von Franka, hat der Leser in sie natürlich den größten Einblick. Doch auch die anderen Figuren werden sehr gut vorgestellt und schrittweise immer klarer. Alle, die in Eulenruh leben, haben eine bewegte Vergangenheit. Sie sind Außenseiter und tragen ihre eigene Last, ihr eigenes Geheimnis. Zu Beginn erscheint vieles, was sie tun, ungewöhnlich, doch Toleranz wird in der Gruppe großgeschrieben, und je besser Franka die anderen kennenlernt, desto mehr fühlt sie sich ebenso wie der Leser zu ihnen hingezogen. Selbst die anfänglichen Unsympathen werden mit der Zeit zu Sympathieträgern. Anders sieht es in der Schule aus, wo Franka von Beginn an gemobbt wird. Die Mitschüler bleiben bis auf eine Freundin dort eher blass, sie dienen als Statisten mehr ihrer jeweiligen Rolle als einer ausführlichen Charakterstudie.
Was mir gefällt ist, wie nebenbei Themen eingewoben werden, ohne sie zum Hauptthema das Buches zu machen. Jeder Charakter hat seine eigene Persönlichkeit, die Themen reichen von Kleinkriminalität (z.B. Graffity) über Homosexualität, Schulproblemen, virtueller Realität, Mobbing hin zu Mord und Missbrauch durch die Eltern. Die Autorin urteilt nicht, sie erzählt. Auf diese Weise vermittelt sie ein sehr glaubwürdiges Bild von ihren Figuren, die täglich darum kämpfen, nicht mehr als Außenseiter zu gelten, etwa Matthias mit Wut und Aggression, Lizzie mit ihren Verführungskünsten, die Fünfjährigen mit Schweigen, Franka mit Kämpfernatur und Tatendrang.
SPRACHE
Wie bereits erwähnt, ist auch die Sprache des Buches etwas ganz Eigenes. Das Buch ist in der Ich-Form aus Frankas Sicht geschrieben, und Franka ist eine Berliner Göre. Der Schreibstil ist also zwar einem hochdeutschen Buch entsprechend, dennoch fließt hier und da unauffällig eine falsche Berliner Grammatik ein, und natürlich hat Franka keine Hemmungen, auch Wörter wie Vollhorst, Scheiße und ähnliche in den Mund zu nehmen. Es ist als Jugendbuch absolut geeignet, keinem Leser werden vor Scham die Ohren abfallen, das Maß ist sehr gut gehalten, niemals werden die Ausdrücke zuviel oder zu unangenehm.
Auch verwendet die Autorin sehr viele Metaphern und Personifizierungen, die dem Buch Leben und Atmosphäre verleihen. Obwohl das Buch sehr dicht gefüllt ist mit diesen Stilmitteln, wirkt es nicht überladen. Die Bilder fügen sich in das Bild, der Text ist ein großes Ganzes, in dem nichts Unpassendes hervorsticht. Die Autorin gehört für mich zu den wenigen, denen es tatsächlich gelingt, >mit Worten zu malen<. Sie braucht keine Adjektive, um ein Gefühl zu beschreiben, sie versetzt den Leser selbst in die Lage des Protagonisten.
Durch das Malen entsteht eine tiefe Symbolik, die in dem Buch auf Kommendes verweist. Schon der Traum Frankas in der ersten Nacht ist sehr bildgewaltig. Sie ist umgeben von hohem Gras, es wächst, immer höher wächst es, droht sie zu verschlingen. Die Natur erobert ihr Reich, der Mensch nur ein unbedeutender Teil der Erde, Bedrohung für Franka lauert in harmlosen, sie alltäglich umgebenden Dingen, nicht einmal das beständige, verlässliche Wachsen und Wandeln der Natur bietet noch Sicherheit. Der düstere See, der gleich einer zähen Ölmasse die darin Schwimmenden umschließt, und die Sonne verreckt oben in den Baumkronen, kein Licht dringt hinab auf die Lichtung. Es ist so still wie im Inneren einer toten Uhr. Eine tote Uhr, das impliziert das Ende der Zeit, das Ende dessen, was unantastbar scheint, das Ende aller Dinge. Ein Kleid wird dreckig, das Kleid einer bis dahin unangetasteten, strahlenden Figur, doch auch sie bekommt Flecken, ihr Glanz erlischt. Oh, ich könnte in dieser Sprache versinken!
GENRE
Schön finde ich, wie Antje Wagner sich geschickt den Schubladen der gängigen Genres entzieht. Statt dessen bringt sie Elemente verschiedener Bereiche in ihr Buch ein, ohne jedoch alle Ansprüche zu erfüllen. Es gibt Fantasyelemente (wobei diese stark von der Interpretation abhängen, reines Fantasy ist dieses Buch keinesfalls), es gibt Thrillerelemente (die Spannung, das drohende Unheil, die Verbrechen, aber dennoch kein Thriller), es beinhaltet Teile eines Entwicklungsromanes und einer Charakterstudie (was jedoch sich stark in die Mystery-Elemente und den Thrill einfügt und eher ein Teil des Ganzen als ein eigenes Genre darstellt). Nein, das Buch braucht kein Genre. Es steht für sich, es schildert die Schicksale mehrerer Jugendlicher und lässt den Leser einen intimen Blick auf das Innere der Protagonisten werfen.
SOUNDTRACK
Im Buch wird sehr viel Bezug zur Musik genommen, die Franka hört, die Texte fließen in den Roman ein, tragen ihre eigene Bedeutung in sich. Die jeweiligen Titel werden von der Autorin am Ende nochmals aufgezählt, sodass der Leser sich, wenn er möchte, seine eigene CD zum Buch erstellen kann oder auch auf neue Titel aufmerksam wird. Eine nette Idee und ein schönes Goodie am Schluss.
NACHGESCHMACK
Ein einziges Problem hatte ich mit dem Buch: das Ende. Ich habe es einige Tage auf mich wirken lassen. Mit dem Ergebnis, dass das Buch mir noch immer sehr gefällt und ich es absolut empfehlen kann, weil es einfach etwas Besonderes ist. Trotzdem wurde der bis kurz vor Ende uneingeschränkte Lesegenuss etwas getrübt, und mir hing das ziemlich nach. Im Internet hat die Autorin bei >Literella< dazu Stellung genommen.
Ich finde die Erklärung sehr einleuchtend. Und im Hinblick auf die Starke Symbolkraft des Buches ist das durchaus nachvollziehbar, sodass ich jetzt mit diesem Wissen auch für mich abschließen kann und sagen "eine tolle Idee, dieser Twist am Ende". Von alleine, gebe ich allerdings zu, wäre ich nicht darauf gekommen, mir war dieser Bruch zwischen "Real" und "Fantasy" (so nenne ich es, um nicht zu spoilern) zu heftig und ließ mir zu viele Fragen offen. Aber, wie gesagt - ein Ende, bei dem man zwischen den Zeilen lesen muss und die Dinge keinesfalls so sehen darf, wie sie scheinen. Etwas, das während des kompletten Buches gefordert wird und den Leser am Ende dann doch unter Umständen überfordert. Trotzdem - ich würde es auf jeden Fall empfehlen, Ende hin oder her!
FAZIT
Der Autorin gelingt es, mit ihren Worten leuchtende Bilder zu malen. Handlung und Äußerlichkeiten treten in den Hintergrund, um Raum zu schaffen für Symbolkraft und Innensicht. UNLAND ist ein Buch, das nach der Lektüre noch lange nachwirkt.
SaschaSalamander 22.05.2012, 08.43 | (0/0) Kommentare | PL
Schattengesicht
Zum Inhalt ist es schwer, etwas zu sagen. Denn die Geschichte wird rückwärts erzählt. Es beginnt damit, dass der Leser mit Milanas Inhaftierung und ihrem Tatvorwurf konfrontiert wird: Die junge, unscheinbare und stille Frau ist angeklagt des mehrfachen Mordes. Rückblickend wird in einzelnen Episoden geschildert, wie Milana und Polly auf der Flucht versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch wo sie auch sind, endet es in einem tragischen Unglück oder gar Mord. Woran liegt es, dass die Menschen so seltsam auf Polly reagieren? Und warum gerät Milana immer wieder in solch schrecklichen Situationen?
AUFBAU
Auch der Aufbau ist schnell beschrieben: die ersten Seiten sind der Ist-Zustand, die Gegenwart. Dann führt die Autorin die Leser schrittweise in die Vergangenheit. Das erste Ereignis fand zwei Monate vor der Inhaftierung statt, das nächste Kapitel springt bereits eineinhalb Jahre zurück, dann fünf Jahre, und zuletzt sogar elf Jahre bis in die Kindheit der Protagonisten. Das letzte Kapitel spielt 14 Jahre in der Zukunft und ist als Epilog zu verstehen, welcher die Geschichte schließlich abrundet und alle Fäden zusammenführt.
ERZÄHLWEISE, GENRE
Das ist eine sehr schöne Idee. Nicht das erste Buch dieser Art, doch die Idee ist noch angenehm unverbraucht und somit eine Abwechslungs zu den sonst üblichen Erzählstrukturen. Was ebenfalls auffällt: das Buch ist nicht leicht einzuordnen. Für ein Drama ist es beinahe etwas zu nüchtern erzählt. Für einen Thriller fehlt der "Thrill", die Action. Für ein Mystery-Buch fehlen ein paar Fantasyelemente. Ein Krimi ist es nicht, denn die Verbrechen sind zwar von Bedeutung aber nicht Kern der Geschichte und entsprechend unspektaktulär beschrieben. Ich empfinde es als eine Mischung aus Roadmovie und Entwicklungsroman mit psychodramatischen Elementen, aber da wird wohl jeder Leser seine eigene Vorstellung haben, wo er das Buch einordnet, es gibt sehr viel Raum für Interpretationen. Und genau das gefällt mir daran: ein Buch, das zum Nachdenken anregt statt alles sofort klar auf der Hand zu präsentieren. Ein spannendes Experiment, das hier präsentiert wird.
SPRACHE
Das Besondere an SCHATTENGESICHT ist für mich die Sprache. Schnörkellos, schlicht und absolut klar. Das einzige, was sich abhebt und dann sehr markant daherkommt, sind die Metaphern und Personifikationen. Die Handlung selbst ist egal, doch die Ereignisse, die Gegenstände werden lebendig, entwickeln ein Eigenleben. Auf diese Weise wird ein sehr faszinierendes Bild der Erlebniswelt der Protagonisten entworfen: die Mitmenschen, der Beruf, der Alltag, das alles scheint weit weg, unpersönlich und unwichtig. Nicht einmal die Protagonisten selbst werden charakterisiert sondern bleiben verschwommen und für den Leser nicht einsehbar.
Die Umgebung dagegen wird präzise beschrieben. Das Wetter, die Natur, die Häuser, sogar der Schimmel an den Wänden und die fehlenden Wohnungstüren werden so lebendig, als wären sie die Hauptfigur. >Hier< habe ich einige Beispiele notiert, es entsteht beim Lesen eine dichte Atmosphäre von Todessehnsucht und Bedrohung. Der Leser kann sich nicht sicher fühlen, denn er weiß nicht, ob nicht die nächste Tür erwacht und ihn verschlingt, ob nicht die Pflanzen an den Wänden lebendig werden und ihn umschlingen, ersticken. Nirgends sind Milana und Polly sicher, überall droht Gefahr, und doch ist diese Gefahr faszinierend, fühlt sich Milana davon angezogen, zieht es sie immer wieder zu solchen Menschen, an solche Orte.
Die Kapitelüberschriften lauten z.B. "Mintgrün", "Nummer 13", "Irrtum", "Hitze". Knappe Worte, sofort ein Bild im Kopf, besetzt mit vielen persönlichen Assoziationen und von symbolischem Charakter, somit quasi stellvertretend für den gesamten Stil des Buches.
Durch die Schlichtheit der Sprache gewinnt das Buch eine Anmut und Fragilität, spiegelt sich der Zustand der beiden Hauptfiguren wieder, die verletzlich und ohne aufwändigen Schmuck von einem Ort zum anderen ziehen. "Erotisch" wäre zu weit gegriffen, das Buch ist nicht erotisch, doch der Schreibstil ist es stellenweise: er berührt sanft den Leser, verursacht eine wohlige Gänsehaut, ein Schauern, ein Verlangen nach Mehr. Oft fragte ich mich, wann Milana und Polly sich küssen würden, wann Milana sich in einen Kollegen verlieben würde, weil ich stets das Gefühl habe, es müsste auf den nächsten Seiten nach soviel Prickeln und Anspannung nun eine erotische Szene folgen. Das mag hochtrabend klingen und dem Inhalt des Buches auch nicht angemessen, dennoch war dies eine Empfindung, die mich beim Lesen immer wieder überkam.
FAZIT
SCHATTENGESICHT ist ein Buch, das man schwer beschreiben kann. Man muss es lesen, spüren, erleben, um den ganz besonderen Reiz der Geschichte zu erfahren. Deswegen eine klare Leseempfehlung für alle Bücherfreunde, die gerne zwischen den Zeilen lesen :-)
SaschaSalamander 30.04.2012, 09.29 | (0/0) Kommentare | PL
Das Geheimnis der Sklavin
Sandra lässt alles hinter sich und macht sich auf den Weg zur ersten Begegnung mit ihrem neuen Meister. Er soll es sein, der ihr Leben komplett für sich einnimmt, stark und mächtig und stolz. Bald zeigt sich, dass ihr Meister etwas zu verbergen hat, in Sandra keimt der Verdacht, dass es vor ihr bereits andere Sklavinnen gab, und dass deren Verbleib ein tragischer war. Trotzdem gibt sie sich ihrem neuen Meister hin und genießt die Situation. Nur die Haushälterin Elena steht zwischen ihnen, behandelt Sandra herablassend und grausam, nimmt sogar den Tod der Sklavin in Kauf, ja vielleicht provoziert sie ihn sogar. Doch nichts ist, wie es scheint, und auch Sandra hat viel zu verbergen. Nicht umsonst hat sie die Brücken hinter sich abgebrochen ...
CHARAKTERE
Die Charaktere bleiben sehr lange im Dunkeln. Der Leser erfährt sogut wie gar nichts über Sandra, ihren Meister Martin oder dessen Haushälterin Elena. Sie drei stellen die Protagonisten, andere Figuren gibt es nicht. Es handelt sich quasi um ein literarisches Kammerspiel an einem einzigen Ort (von der kurzen Einleitung auf dem Flughafen abgesehen) und mit lediglich drei Personen.
Obwohl die Geschichte aus der Sicht Sandras geschildert wird, bleibt ihr Handeln und ihre Vergangenheit unklar. Es beschleicht den Leser eine Ahnung, was der Grund für ihr Verhalten sein könnte, doch die Auflösung gibt es erst am Ende. 160 Seiten muss man hinter sich bringen, bevor auf den letzten 20 Seiten das bisherige Geschehen entschlüsselt wird und man mehr über Sandra und Martin erfährt. Elenas Geheimnis wird erst auf der vorletzten Seite in einem kurzen Nebensatz erwähnt und lässt viele Fragen offen. Auch die Vergangenheit von Sandra und Martin wirft mehr Fragen auf als zu beantworten.
Gelungen finde ich jedoch, dass durch die Erzählweise der Leser sich gut in Sandra hineinversetzen kann. Etwas, das normalen Lesern gerade bei dem Thema der kompletten Kontrollabgabe an den Meister schwerfallen dürfte. Alles aufgeben: das Geld, den Ausweis, die Kleidung, ja sogar die eigene Persönlichkeit, die eigene Stimme. Keine Rechte, kein eigener Wille. Dafür jedoch auch keinerlei Verantwortung. So unvorstellbar das für die meisten Menschen klingen dürfte, so nachvollziehbar und gekonnt beschreibt er diesen Gedanken.
SPRACHE, KULISSE
Die Sprache ist wie bei Torres gewohnt niveauvoll und angenehm, ich habe den Roman blitzschnell gelesen. Der Blick fliegt nur so über die Seiten, der Lesefluss ungestört und die Umschreibung der teilweise sehr drastischen Szenen gekonnt.
Dazu eine traumhafte Kulisse, die Lust auf Urlaub macht: spanisches Gebirge, weite Landschaften, das Haus auf einem hohen Bergsporn mit drei tief abfallenden Felswänden. Man vermeint selbst vor Ort zu sein, einen Blick auf das Panorama zu werfen. Etwas, das mich bereits an dem Buch >SKLAVENJAGD< sehr begeisterte.
Wenngleich ich es dort nicht erwähnte. Das Problem ist, dass die Rezensionen sonst einfach zu lang werden, mir fällt soviel auf, zu gerne würde ich sehr viel mehr schreiben, aber schon jetzt bin ich stark an der Grenze des Zumutbaren ;-) Aber, wie gesagt: traumhafte Kulisse, Torres beherrscht es meisterlich, über Spanien und seine wundervolle Landschaft zu schreiben.
EROTIK
Die Erotik in diesem Buch ist dem Hardcore - Bereich einzuordnen. Wie bereits in SKLAVENJAGD weniger aufgrund der Beschreibung oder der Handlung, sondern teils auch hier wieder aufgrund der Auslassungen und Andeutungen. Sandra gibt alles an ihren Meister ab, und dieser nimmt sich, was er will. Natürlich auch, aber nicht nur bezogen auf den sexuellen Aspekt. Der reine Geschlechtsverkehr ist es nicht, worum es hier geht, vielmehr die fantasievolle Gestaltung der Demütigung, des Schmerzes und der Unterwerfung. Der Autor versteht es, das Kopfkino anzuregen. Allerdings auf einer Stufe, die deutlich über Romance oder normale Erotik hinausgeht und eine Akzeptanz des Themas BDSM und auch der härteren Praktiken dieser Spielart voraussetzt. Er spielt nicht nur mit dem Körper, er spielt auch mit der Seele der Protagonistin, und dies auf einer Basis des Metakonsens, die bereits in den kriminellen Bereich übergeht. Dafür ist es ein Thriller, dafür ist es in Ordnung und spannend.
STORY, AUFBAU
Was mich allerdings enttäuschte, war der Handlungsaufbau. Das Buch beginnt sehr vielversprechend mit einer Szene am Flughafen, als Sandra sich für ihren neuen Herren zurechtmacht, sehr viele anregende Fetischelemente. Viele Fragen werden aufgeworfen, man hofft auf eine Steigerung der Handlung. Dann die erste Begegnung mit dem Meister. Sie kannte ihn nicht, hat jedoch alles für ihn hinter sich gelassen. Erst am Ende wird klar, warum sie dies tat und was sie sich davon versprach. Doch bis es soweit ist, vergehen fast 160 Seiten. Auf diesen Seiten geschieht fast nichts. Der Leser erlebt aus Sandras Sicht die Unterwerfung. Angekettet in der Box, eingekerkert in einem dunklen Loch, gepeitscht und mit dem Rohrstock bestraft, der prallen Sonne ausgesetzt, das Metronom als Taktgeber der Lust. Kreative Ideen, nette Umsetzungen. Aber erwartet hatte ich einen Thriller, bekommen eine erotische Umschreibung. Die Thrillerelemente waren mir deutlich zu wenig, die Handlung zu spärlich. Sie ließe sich hier in wenigen Sätzen, gar kürzer als meine Rezension selbst, beschreiben.
Keine Nebenplots, keine Komplexität. Hier und da eine Andeutung. Ein neu entdeckter Blutfleck, ein gefundener Gegenstand. Die lebensbedrohliche Gefahr ist vorhanden, ich habe sie selbst jedoch nicht gespürt, sie wirkte auf mich imaginär, entstanden aus Sandras Vermtungen, keinen Moment lang real. Eine gefährliche Szene gibt es, doch das Wissen "sie wird eh nicht sterben, da kommen noch 100 Seiten" hielt meine Anspannung deutlich in Grenzen. Müsste ich eine Spannungskurve zeichnen, so wäre es eine fast gerade Linie mit nur sehr wenigen Erhebungen, erst im letzten Achtel hebt sich die Kurve und steigt im Showdown an.
GESAMTEINDRUCK
Insgesamt war der Roman sehr schnell gelesen, doch das Erleben stand hinter der Erwartung an den Autor und das Genre "SM-Thriller" leider sehr zurück. Schlecht war das Buch nicht, dazu schreibt Torres einfach zu flüssig, dazu baut er eine zu lebendige Kulisse auf. Ich bin sicher, es kommt bei den Lesern an und weiß hervorragend zu unterhalten. Meinen persönlichen Geschmack aber hat es dieses Mal leider nicht komplett getroffen, ich hätte mir mehr Komplexität und Handlung erhofft. Der Autor kann es besser, und so hoffe ich bereits auf das nächste Buch und werde auch dieses wieder gerne lesen.
FAZIT
Ein SM-Thriller vor atemberaubender Kulisse. Spannend geschrieben, die Situation der völligen Kontrolle gekonnt beschrieben, sodass der Leser sich sehr gut in die Hauptfigur hineinversetzen kann. Ein eher schlicht aufgebauter Roman, der dafür jedoch großen Wert auf eine klar Beschreibung setzt und in den erotischen Momenten zu überzeugen weiß. Handlungsorientierte Leser sollten nicht zuviel erwarten. Freunde anspruchsvoller Hardcore - Erotik dagegen werden begeistert sein.
SaschaSalamander 10.04.2012, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Painting Marlene
Nach dem Tod ihres Vaters zieht Marlene in dessen Atelier. Die Bilder sind nicht mehr auffindbar, nur ein Gemälde ist geblieben: Marlenes Portrait. Die junge Frau muss nun ihr Leben alleine regeln, aber es will ihr nicht so recht gelingen. Sie jobbt, ist unentschlossen bezüglich ihres Studienganges, und so lässt sie die Tage an sich vorüberziehen, stets umsorgt von ihrer klammernden Mutter, begleitet von ihren zwei besten Freunden. Doch nicht alles läuft glatt. So fühlt sie sich von ihrem Hausmeister belästigt, und mit ihrem Freund Jasper ist auch nicht alles perfekt. Aber wirklich schlimm wird es, als das Gemälde in ihrer Wohnung plötzlich beginnt, sich stetig zu verändern. Wer ist es, der sich unerlaubt Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft und auf diese makabere Weise immer neue Botschaften sendet?
CHARAKTERE, REALISMUS
Die Charaktere in >PAINTING MARLENE< sind recht gut ausgestaltet. Allerdings war mir keiner davon so wirklich sympathisch, und nahezu jedem Beteiligten würde ich zu einer regelmässigen Therapie raten. Aber gut, es gibt keine Regel, dass Protagonisten sympathisch sein müssen, und realistisch waren alle Hauptpersonen, das muss ich der Autorin lassen.
Allen voran die Mutter, welche eine extreme Glucke ist und der ohne ihr Kind scheinbar jeglicher Lebensinhalt zu fehlen scheint. Aber auch Marlene empfand ich nicht gerade als Sympathieträger. Immer wieder dachte ich "Selbstmitleid" und "Drama Queen". Ich konnte nicht wirklich mit ihr mitfühlen, immer wieder dachte ich nur "geschieht ihr recht, hätte sie mal anders reagiert". Jedes kleine Ereignis ihres Lebens wirft sie fast komplett aus der Bahn, ob sie sich nun an der Hand verletzt oder ihren verlorengeglaubten Teddybär wiederfindet. Und immer, wenn ein tragisches Ereignis geschieht, muss sie sofort ihre Mutter anrufen, weil sie nicht alleine bleiben kann und Beistand braucht.
Der lüsterne Hausmeister, der alles kontrollieren muss, ist ebenfalls ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. Und dann wären da noch Rike, Georgie und Jasper, über die man gelegentlich auch etwas erfährt, die aber eher am Rand gehalten werden und erst später an Bedeutung gewinnen, das möchte ich jedoch nicht spoilern ;-)
Und dann am Ende, als der Täter bekannt ist, erzählt ein anderer Charakter, wie er ihn im letzten Moment entlarven konnte. Der Grund dafür wirkte auf mich sehr ... ähem ... an den Haaren herbeigezogen, denn dann würden sehr viele Menschen sich verdächtig machen, und wenn allein dies für eine Verdächtigung genügt, dann hätte die Polizei wirklich wenig Arbeit und könnte einfach so jeden mal schnell wegsperren.
ERZÄHLWEISE, AUFBAU
Die erste von vier CDs empfand ich als eher träge, es fiel mir schwer, mich in die Handlung einzufinden. Es dümpelt vor sich hin, es geschieht nicht wirklich etwas, man fragt sich, wann es endlich losgeht. Als es dann losgeht, wird es allerdings recht spannend. Doch, ich habe PAINTING MARLENE nach einiger Zeit sehr gerne gehört und habe jede Möglichkeit genutzt, die Kopfhörer aufzusetzen, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht.
Erzählt wird aus drei Sichtweisen: Marlene, ihre Mutter und der Hausmeister. Immer wieder wechselt die Perspektive zwischen den dreien. Der Täter bringt als Ich-Erzähler vereinzelt Passagen ein, in denen er eine weitere Tat ankündigt oder in denen er von seinem Erleben, seiner Vergangenheit erzählt.
Was ich äußerst gelungen finde und was einen großen Reiz des Buches ausmacht: ich ahnte bereits recht früh, wer der Täter ist. Es kamen zwei Personen infrage, erzähltechnisch hätte ich auf jemand anderen getippt, aber die Darstellung der Charaktere in ihren Rollen ließ nur einen Schluss zu. Trotzdem gelingt es Sabine Ludwig hervorragend, den Hörer immer wieder auf eine falsche Fährte zu locken. Die Passagen des Ich-Erzählers fügen sich geschmeidig in den Text ein, sodass der Verdacht quasi auf jeden fällt. In einer Szene kauft die Mutter Blaubeerkuchen, gleich darauf füttert der Ich-Erzähler einen Vogel mit Krümeln dieses Kuchens. Einmal betritt der Hausmeister ihre Wohnung, und im nächsten Absatz erzählt der Täter, wie er in Marlenes Zimmer ist. Man erfährt etwas Wichtiges über George, und schon hört man in der Ich-Form von einem gleichartigen Ereignis. Marlene und Jasper tanzen, im nächsten Moment hört man vom Ich-Erzähler seine Eindrücke über Marlenes Tanz. Auch, wenn man den Täter erahnt, sorgt dieser Stil für Verwirrung, der Hörer ist hin und hergerissen und sucht immer wieder verzweifelt nach Anhaltspunkten für den wahren Schuldigen, hat ihn endlich erfasst und schon entgleitet er.
HÖRBUCH
Tanja Geke ist eine bekannte und großartige Sprecherin, die ich sehr gerne höre. Ich muss zugeben, dass ich sie häufig mit Sandra Schwittau (dt. Stimme von Bart Simpson) verwechsle. Doch Tanja ist ebenso bekannt wie Sandra, sie hat bereits in bekannten Rollen wie Uhura aus Star Trek wie auch unzählige Filme und Serien. Zuviele, diese alle zu benennen, deswegen >an dieser Stelle< ein Link mit einigen ihrer Werke. Sie passt sehr gut als Sprecherin, trägt das Hörbuch mit dem nötigen Ernst und einer gewissen Spannung vor, die den Hörer sofort fesselt.
>Jona Mues< spricht den Ich-Erzähler, und auch er passt sehr gut in den Kontext, wirkt glaubwürdig. Er setzt die Mischung aus Verliebtheit, Wahnsinn und Bedrohung sehr gut um. Für den Leser bleibt der Ich-Erzähler geschlechtslos, der Hörer hat natürlich durch die männliche Stimme einen weiteren Anhaltspunkt über den Täter. Dies ist jedoch nicht störend und leider nicht anders umsetzbar.
FAZIT
PAINTING MARLENE hat seine Schwächen im Aufbau, und die Charaktere sind nicht gerade sympathisch. Aber im Ganzen betrachtet fügt sich alles wunderbar und passt hervorragend zusammen. Nach den ersten etwas mühsamen Tracks wird der Hörer bestens unterhalten und in den Sog der Geschichte gezogen. Ein sehr schönes Jugendbuch, das zu gefallen weiß :-)
SaschaSalamander 24.03.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL
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