SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag:

Schwarz wie Schnee

wilke_schnee_1.jpegAUTORIN

Vor einiger Zeit stolperte ich über >HOLUNDERMOND< von >Jutta Wilke<. Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, und ich wurde neugierig auf weitere Titel der Autorin. Einige Zeit später erschien >WIE EIN FLÜGELSCHLAG<, ebenso wie das neueste Buch nun ein Jugendroman, allerdings weniger düster und mit mehr kriminalistischen Elementen. >FLORENTINE< ist ein reines Kinderbuch, das mich wieder einmal richtig begeistert hatte. Ich mag es, wie die Autorin ihre Plots erarbeitet und den Leser durch den Roman führt. Sie nimmt ihre Leser ernst und vermag es, ihren Stil dem jeweiligen Genre - ob nun Kinder, Jugend oder All-Ager - anzupassen, ohne sich dabei zu verbiegen. Leichtfüßig bewegt sie sich zwischen den einzelnen Ebenen, schreibt mal humorvoll, mal düster. Ich bin gespannt, welches Genre mich als nächstes erwarten wird.

INHALT


Kira erwacht nach einem Unfall im Krankenhaus. Sie kann sich an nichts erinnern, erkennt nicht ihre Mutter und auch nicht den Klassenkameraden. Niemand außer den beiden besucht sie, viele Freunde schien sie nicht gehabt zu haben. Bald darf sie zurück in ihr altes Leben, doch sie ist unsicher, findet sich nicht zurecht. Warum erinnert sie sich an die "falschen" Dinge, warum fühlt sich ihre Kleidung an wie die einer Fremden, warum kann sie auf einmal Kuchen backen? Immer mehr "Fehler" findet sie, und sie fragt sich, was vor ihrem Unfall tatsächlich passiert sein mag. Der Arzt sagt, es läge an den Medikamenten, die eine Paranoia hervorrufen können, doch Kira spürt, dass es etwas anderes sein muss ...


GENRE

SCHWARZ WIE SCHNEE ist ein Jugendthriller. Bis kurz vor Ende ist es ungewiss, ob er in die dystopische, fantastische oder reale Richtung gehen wird. Sehr viele Mystery-Elemente sind enthalten, die den Leser lange Zeit auf verschiedene Fährten zu locken vermögen. Für mich war vor allem dieser Punkt das, was den Großteil der Spannung ausmachte. Mir fielen viele Szenarien und ähnliche Romane ein, welche eine Erklärung für Kiras Erlebnisse bilden könnten. Ich war froh, dass Jutta Wilke ihren eigenen Weg gewählt hat und nicht den xten Aufguss zweier inzwischen ausgenudelter Themen geboten hatte. Ein Novum ist die Antwort zum Schluss dennoch nicht. Was aber neu ist, das ist die Umsetzung des Themas in düsteren Thrillermomenten, was mir sehr gefiel und eine wirklich gute Idee ist.


CHARAKTERE

Die Handlung wird aus der Sicht der Ich-Erzählerin und Protagonistin Kira geschildert. Es ist vom ersten Moment an möglich, sich in das Mädchen hineinzuversetzen, die Angst und das Gefühl der Bedrohung gehen quasi nahtlos auf den Leser über. Es ist auffällig, wiesehr Kiras Leben und ihre Handlungen, Empfindungen im Konflikt stehen. Sie möchte helle Kleidung tragen, findet jedoch nur düstere Oberteile im Schrank. Nennt ihre Mutter nicht wie zuvor üblich "Mum". Und vor allem: hat keinerlei Bezug zum Rauchen oder gar zu Drogen, obwohl alles in ihrem Leben darauf hindeutet. Der Roman befasst sich also vor allem mit der Frage "wer bin ich" und "wodurch definiert sich mein Leben". Kira ist quasi von heute auf morgen eine scheinbar andere Person, und das passt nicht mit ihrer aktuellen Situation zusammen. Wiesehr wurde sie von ihrer Umwelt geprägt, und was geht tatsächlich von ihr aus? Nature or Nurture, Angeboren oder Erworben, das ist eine der indirekten Kernfragen des Buches und spiegelt sich hervorragend in Kiras Situation.

Andere Figuren werden lediglich aus der beobachten Position der Protagonistin heraus beschrieben. Die zwei wichtigsten Figuren sind die Mutter und Kiras Klassenkamerad Julian. Da Kira sich bedroht fühlt und in vielen Dingen Heimtücke erwartet, traut sie ihnen nicht, und auch der Leser wird mehrfach aufs Glatteis geführt. Was tatsächlich in den beiden vorgeht, bleibt verborgen. Andere Figuren wie die Lehrer, zwei Nachbarsmädchen oder weitere Klassenkameraden werden angerissen, nehmen wichtige Rollen in Kiras Identitätsfindung ein aber werden nur am Rande behandelt. Über sie erfährt man sogut wie gar nichts.


SCHREIBSTIL

Ein Ich-Erzähler ist von Natur aus sehr persönlich und eindringlich. Doch hier wird nicht nur das Innere beschrieben sondern auch das Äußere sehr stark vermindert. Selten ist ein Jugendbuch so intensiv auf das Innenleben eines Charaktes bezogen. Die Handlung spielt zwar eine wichtige Rolle in SCHWARZ WIE SCHNEE, der Großteil des Buches wird aber dennoch von Kiras Erleben getragen. Was wirklich passiert, erfährt man nicht, sodass sehr viele Fragen offenbleiben und auch nach Abschluss nicht geklärt werden. Kira kann ihrem Erleben nicht trauen, Wahn und Wirklichkeit, Erinnerung und Gegenwart prallen unvereinbar aufeinander. Dadurch entsteht für den Leser das Gefühl einer nicht greifbaren Bedrohung, ungewiss ob tatsächlich real oder nur von Kira empfunden. Das Buch liest sich extrem schnell, ist hochspannend, und man kann es vom ersten bis zum letzten Satz kaum aus der Hand legen.

Kira wirkt nach dem Krankenhaus sehr benommen, und entsprechend sind die Sätze im Buch sehr knapp, fast nur Hauptsätze. Abgesehen von der Schlichtheit, die sehr gut Kiras Orientierungslosigkeit widergibt, hat dies vor allem den Effekt der Atemlosigkeit: nicht nur die inhaltliche Spannung, auch der Schreibstil verleitet zum raschen Weiterlesen, "nur noch ein Satz, geht ganz schnell" ...

Jutta Wilke vermag es zudem, in sehr bildhaften Metaphern zu schreiben, ihre Sprache ist wohlklingend und trotz (bzw gerade wegen) der Schlichtheit sehr eindringlich.

Ein kursiv gedruckter Text zwischen einzelnen Kapiteln lässt den Leser im Unklaren, ob hier über Kira gesprochen wird oder eine andere Person. Die stete Frage, was es mit den kurzen Passagen auf sich hat, trägt ebenfalls zur Spannung bei.


AUFBAU

Das Buch beginnt mitten in der Handlung, Kira öffnet die Augen und befindet sich im Krankenhaus, weiß nicht was geschehen ist. Von ihrem Erwachen nach dem Koma hin zum finalen Showdown mit seiner Auflösung erfährt der Leser nun schrittweise immer mehr. Anfängliche Unsicherheit hin zu den ersten Unstimmigkeiten bis hin zu panischer Angst und völliger Desorientierung, sich stetig steigernd und das Lesetempo immer mehr erhöhend, äußerst gelungen.

Was mir bei den Büchern der Autorin immer wieder gefällt, ist der gut ausgefeilte Plot: die Lösung liegt auf der Hand, Hinweise sind von Beginn an vorhanden, und am Ende sagt man "mensch, das war doch sooo klar". Doch die falschen Fährten locken immer wieder in eine andere Richtung, und der Leser darf sich keinen Moment in Sicherheit wiegen. Viele kleine Hinweise liegen in belanglosen Nebensätzen, bieten sich dem Leser ganz offensichtlich an. Jutta Wilke schreibt die Art Bücher, die sich lohnen zweimal zu lesen, einmal zur Spannung und ein zweites Mal, um die Hinweise herauszupicken und sich an der gut aufgebauten Geschichte zu erfreuen.

Inhaltlich lässt sich das Buch für mein Empfinden in drei bzw vier Teile gliedern: die Zeit im Krankenhaus, anschließend die Zeit erst zu Hause und dann in der Öffentlichkeit / Schule, zum Abschluss das Finale. Der zweite (und dritte) Teil nehmen 95 Prozent des Buches ein, für den Anfang und das Ende wurde kaum Raum belassen. Den Anfang hätte man ausbauen können, gerne hätte ich einige zusätzlichen Dinge gelesen, aber das war nicht notwendig. Das Ende allerdings ist sehr, sehr knapp gehalten, lässt extrem viele Fragen des bisherigen Geschehens und der weiteren Entwicklung offen, zack aus vorbei.


EIGENE MEINUNG

Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen und habe es aus zeitlichen Gründen zwar nicht in einem Rutsch aber ebenso atemlos gelesen. Immer weiter, immer schneller, voll dabei und mitten im Geschehen. Ich bin froh, dass die Autorin nicht eine andere Lösung wählte und das Ende auf diese Weise umsetzte. Allerdings gibt es etwas, an denen ich mich im Nachhinein doch gestoßen habe. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Für die Zukunft ist mir das egal, denn ich mag offene Enden, die den Leser zum Nachdenken anregen. Doch das Geschehen des Buches mag ich lieber in sich geschlossen und gut erklärt. Gerne hätte ich erfahren, was manche Szenen nicht aus Kiras Sicht darstellten, sondern wie sie sich tatsächlich abgespielt hatten. Wüsste gerne, was es mit einigen Dingen auf sich hatte, hätte gerne mehr über das Lebensfeld und die Sichtweise anderer Charaktere erfahren. Eine weitere Frage, die mich seitdem nicht mehr loslässt, kann ich hier aus Spoilergründen nicht umschreiben, doch die Unschlüssigkeit dieses Punktes schmeckt mir nicht, da fehlt für mich einfach etwas.

Um das Buch objektiv zu bewerten, muss ich aber fair sein: das Buch hat als Ziel, vor allem Kiras Zwiegespaltenheit und ihre Angst, und die Frage nach ihrer Identität, ihrer Entwicklung ist Dreh- und Angelpunkt des Romanes. Alles andere ist nicht relevant und muss daher auch nicht geschildert werden, es wäre ein Bruch mit der Intention und dem Genre. Bereits die intensive Schilderung des Innenlebens zeigt, wie wenig von Belang das ist, was mit den Personen um sie herum geschieht. Auf die Frage, wie man es anders und gar besser hätte machen können, kann ich keine Antwort geben, denn in sich ist der Roman absolut stimmig und hätte nicht anders sein dürfen. Es geht halt nicht immer nach meiner Nase ;-)


FAZIT

SCHWARZ WIE SCHNEE ist ein sprachlich und inhaltlich packender Jugendroman, der bewusst von den gängigen Klischees abweicht und von dem man keinen klassischen Aufbau erwarten darf. Klare Empfehlung für alle, die spannende Unterhaltung lieben.

Wertung: 4,6 von 5 Stoffhasen

SaschaSalamander 09.10.2012, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Getrieben

Erster Absatz Vorwort:
Das wird ein seltsames Vorwort. Hier will der Autor dem Leser vom Buch abraten. Sagen wir, dem "falschen" Leser. Das wäre im vorliegenden Fall der moralisch einwandfreie Zeitgenosse, der zartnervige, der genitalzonenfreie, der von aller kriminellen Energie erlöste, eben jener, der gern zum "guten Buch" greift. Hier greift er daneben.

Erster Satz:
Liebe soll etwas Verbotenes haben.

Letzter Satz:
Noy dreht sich langsam um die eigene Achse, grinst wieder, bleibt stehen, sieht stumm auf die verdammt schöne Welt.

aus: Andreas Altmann: Getrieben; Solibro 2012

SaschaSalamander 08.10.2012, 14.29 | (0/0) Kommentare | PL

Wie man die Ratschläge seiner Eltern ignoriert

INHALT

Marcus ist ein Halbvampir, und gerade jetzt erklären seine Eltern ihm, dass er demnächst zwei "Blutfieber" - Attacken erleiden wird. Deswegen soll er in den nächsten Wochen unbedingt eine Flasche Blut mit sich tragen. Bitte in der rechten Hosentasche, die linke hat nämlich ein Loch! Und dann wäre da noch Marcus´ Klassenkameradin Tallulah, die auf Vampirjagd geht (sie weiß natürlich nicht, dass er ein Halbvampir ist). Um sie zu beschützen, spielt er mit und besucht die ältere Dame, die im Internet vorgab, mehr über die dunklen Wesen zu wissen. Außerdem ist da das junge Halbvampir-Mädchen Gracie, das sich ebenfalls in der Wandlung befindet und dem Marcus auf Bitten seiner Eltern hin ein bisschen Aufmunterung zukommen lassen soll. Und als wäre all das nicht schon genug, vereinbart sein Kumpel auch noch ein Doppeldate mit dem Ziel, Marcus mit der hübschen Julie zu verkuppeln. Na, wenn das mal nicht alles schiefgeht ...


AUTOR, BUCH, GENRE

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist der dritte Teil einer Vampir-Reihe, wie ich nun im Nachhinein erfahren habe, steht allerdings komplett für sich und erfordert keinerlei Kenntnisse über die anderen Titel, auch ist es in sich geschlossen und lässt keine weiteren Fragen offen. Im Original heißt das Buch THE VAMPIRE HUNTERS, wurde für Deutschland jedoch in Anlehnung an andere erfolgreiche Titel des Autors (WIE MAN SEINE ELTERN ERZIEHT, WIE MAN IM CHAOS ÜBERLEBT u.a.) umbenannt.

Ein Jugendbuch, und wieder einmal Vampire. Klingt abgedroschen und langweilig, aber >Pete Johnson< ist nicht umsonst so erfolgreich: Er hat erneut ein faszinierendes Buch geschaffen, das sogar ich als Erwachsener kaum beiseite legen konnte.

Was das Buch für mich zu etwas Besonderem macht ist nicht der Humor oder der Vampir-Aspekt, sondern der realistisch geschilderte Alltag des Jugendlichen. Ganz normale Probleme, witzig verpackt und mit dem aktuell beliebten Thema Vampire versehen, das ist genau DIE Mischung, mit der man Lesemuffel wachkitzelt. Denn eigentlich ist dieses Buch ein ganz normales Werk über das, was einen Jungen in Marcus´Alter beschäftigt: die Veränderungen des Körpers und die Unsicherheit gegenüber anderen. Mädchen sind nicht mehr nur doof sondern werden plötzlich interessant. Und obwohl man schon längst groß ist, behandeln einen die Erwachsenen noch immer wie ein Kind und kommandieren einen herum, geben irgendwelche Ratschläge und wissen alles besser. Dabei fühlt man sich, als könnte man Bäume ausreißen und die Welt verändern! Zumindest solange, bis einem der "neue" Körper und die eigene Impulsivität einen Strich durch die Rechnung machen und man sich so richtig blamiert.


CHARAKTERE

Marcus und seine Freunde bieten als Identifikationsfiguren beste Vorlage. Durch Gracie und Tallulah werden auch typische Mädchen-Probleme benannt, und ihre beiden Charaktere bieten abwechslungsreiche Projektionsflächen. Nebenfiguren wie die alte Dame, Marcus´ Eltern, sein Kumpel und der böse Vampir werden dabei aber nicht vernachlässigt. Sehr schön finde ich, dass gut und böse hier von Beginn an nicht überzeichnet werden sondern viel Freiraum für Interpretationen lassen und der Geschichte dadurch sehr viel Spielraum für Entwicklung und spannende Wendungen lässt.


AUFBAU

Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Schultag, als Marcus von seinem bevorstehenden Blutfieber erfährt. Natürlich schlägt er die Warnungen in den Wind, außerdem hat er andere Sorgen. Einige Probleme kündigen sich bereits an, immer steigert sich das Chaos. Das Buch ist sehr gut geplottet, bietet kleine Hinweise auf Kommendes und baut gut aufeinander auf, sogar mich vermochte es zu überraschen. Alltagsprobleme werden geschickt mit der fortlaufenden Handlung um die Suche nach dem Supervampir verbunden.


SPRECHER

Anton Sprick macht seine Sache prima, passt sehr gut zu dem jugendlichen Darsteller und vermag die witzigen Momente gut hervorzuheben, ohne das Buch albern werden zu lassen. 1994 geboren, ist er noch einer von den jungen Sprechern. Ich finde es schön, wenn gerade für Jugend- und Kinderhörbücher bevorzugt frische Stimmen genommen werden. Und es freut mich, wenn ich neue Stimmen für mich entdecke statt immer nur die gleichen bekannten Sprecher zu hören.


FAZIT

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist ein pfiffiges Hörbuch für Jugendliche, das mir große Freude bereitet hat und das ich sehr gerne weiterempfehle.


SaschaSalamander 08.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 40

GELESEN / GEHÖRT
1 - Dark Mysteries 03 - Hotel der verlorenen Zeit (WinterZeit)
1 - Dark Mysteries 04 - Schließe nicht die Augen (WinterZeit)
1 - Lady Bedfort 21 - Der schreckliche Nachbar (Hörplanet)
1 - Lady Bedfort 22 - Der Tod auf der Landstraße (Hörplanet)
1 - Baby an Bord (Katsuragi)
1 - Das Fenster (N Rabengut)
1 - Heiße Beute (N Rabengut)
2 - Nachtblauer Tod (K-P Wolf)
2 - Ihr unschuldiges Herz (R Hagen)
3 - The Casual Vacancy (J K Rowling)


GESEHEN
Tomboy


NEUZUGÄNGE
Getrieben (A Altmann)
Vier Seiten für ein Hallelujah (H-P Roentgen)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 07.10.2012, 21.09 | (0/0) Kommentare | PL

The Casual Vacancy

rowling_vacancy_1.jpgSo leid es mir tut, aber ich habe das Buch abgebrochen. Es liegt jetzt schon eine halbe Woche hier auf dem Tisch. Ich fang nix Neues an, weil ich denke "baah, muss das erst fertig lesen", aber weiterlesen juckt mich auch nicht wirklich.

Die Charaktere sind toll beschrieben. Es ist eine große Kunst, in nur zwei oder drei Sätzen eine Beschreibung abzuliefern, die so eindringlich und direkt ist. Show don´t tell, das beherrscht Rowling hier in diesem Buch wirklich ganz, ganz toll. Es gibt sehr viele Sätze, die sich mir regelrecht eingeprägt haben aufgrund ihrer Aussagekraft. Sie zeichnet die Figuren ziemlich schamlos und freimütig, im Grunde so wie Menschen denken aber nicht wagen es auszusprechen. Und dazu ein bitterböser, sehr zynischer Humor. Hat was, absolut.

Wobei, Humor - viele Leser sagen, das Buch sei bitter und in keinster Weise lustig. Vielleicht bin ich etwas abgestumpft und habe ein arg dickes Fell bekommen, aber ich konnte über manche Absurdität lachen, weil die bittere Wahrheit einfach so schräg und schmerzhaft ist, dass Lachen einfacher ist als Weinen. Von daher, ich fand einige Stellen in der Tat lustig.

Es war vielleicht nicht so gut, das Buch so extrem geheimzuhalten, wie Rowling es getan hat. Dadurch wurden viele Erwartungen enttäuscht. Die Leute, für die das Buch geeignet wäre, sind nun womöglich abgeschreckt, nachdem es einige recht negative Kritiken gibt. Schlechte Propaganda, zwar ein riesiger Ansturm in der ersten Woche nach Veröffentlichung, aber ziemlich schnell verebbt. Besser wäre es gewesen, das Buch regulär zu veröffentlichen, sodass ein paar Leute sich vorab ein Bild machen können, dann hätte man es auch zielgruppengerecht vermarkten können und die Leute, die sich nicht dafür interessieren, aussortieren, sodass es anfangs vielleicht weit weniger aber dafür umso begeistertere Kunden sind. Aber was rede ich, ich habe keine Ahnung vom Verlagswesen, just my five cent ...

Ich ging weitgehend ohne Erwartungen heran, trotzdem hatte ich gewisse Vorstellungen. Aufgrund des Covers, das ein bisschen an die alten Hardboiled erinnert und an Edgar Wallace und alte britische Krimis, schön deftig und ein bisschen Noir, rechnete ich eher mit einer Art altmodischem Krimi. Glaube auch irgendwo was von Krimi gelesen zu haben vorab, zumal "Todesfall" und "Kleinstadt im Krieg" ja auch nach Krimi oder Thriller klingt.

Statt dessen scheint es (was ich bisher selbst gelesen habe und anderen Rezensionen und Meinungen entnehme) eher eine Milieustudie zu sein. Ehrlich gesagt, das brauche ich nicht. Ich lese, um nach der Arbeit abzuschalten und im Urlaub einfach mal zu entspannen. Was sie schreibt, erlebe ich auf Arbeit, und das ist für mich keine Erholung sondern teilweise Alltag. Genau der Alltag, von dem ich abschalten will.

Damit will ich nicht sagen, dass das Buch schlecht ist. Es legt den Finger auf die Wunden der Gesellschaft, und es zeichnet mit klarem, ungeschönten Strich ein Bild von dem, was hinter der Fassade des Kleinbürgertums schlummert. Solche Bücher mögen wichtig sein. Und in diesem Fall ist es auch gut geschrieben.

Aber trotzdem - was mir fehlt, ist eine gewisse Handlung (statt ein und dieselbe Szene aus rund 20 verschiedenen Perspektiven. Was seinen Reiz hat, durchaus, aber nicht dazu verleitet, schnell noch ein paar weitere Seiten zu lesen, obwohl man schon längst aufhören wollte). Das Buch zu lesen ist harte Arbeit, ich habe mir während des Lesens alle Charaktere und deren Zusammenhänge notiert, um den Überblick zu behalten, und es waren verdammt viele. Ich hatte keine Lust, weiterzulesen, weil selbst mir, die ich ja sogut wie immer mit dem Stift in der Hand lese, es einfach zuviele Notizen und Namen waren, die ich hätte notieren müssen. Overflow. Gekonnt, wie sie es miteinander verwoben hat und alle so geschickt auf dem Spielfeld angeordnet hat, das muss ich ihr lassen. Aber eindeutig Overflow. Nicht nur für mich, sondern auch für viele andere, deren Meinungen ich hier im Internet gelesen habe und mit denen ich mich privat ausgetauscht habe.

Was ich anderen Kritiken ebenfalls entnehme und mich wenig motiviert, das Buch zu beenden: die Klischees scheinen sich zu häufen. Schon jetzt sind die Charaktere sehr gut beschrieben aber doch recht offensichtlich, wenig überraschend. Macht nichts, dafür herrlich bissig. Aber wenn sie sich nicht weiterentwickeln und so bleiben, wenn sich dieser Stil dann tatsächlich durch das Buch zieht, dann ist das traurig. Ein Buch lebt für mich auch von der Entwicklung, 500 Seiten Stagnation sind nichts, das mich am Ende bereichert. Wenn ich ein Buch gelesen habe, will ich sagen können, dass es mich entweder unterhalten hat oder mein Leben bereichert. Unterhaltung ist Rowling in diesem Fall nicht. Und Bereicherung - naja, sie erzählt mir nichts Neues, bietet mir keine neuen Aspekte oder Denkweisen.

Vielleicht, wenn mein Arbeitsvertrag mal endet und ich viel, viel Zeit habe. Oder wenn ich sechs Wochen Urlaub am Stück habe. Oder wenn ich wieder Teilzeit arbeite. Wenn ich irgendwann mal den Nerv habe, mich ausgiebig mit einem Werk zu befassen und mir ein Buch zu erarbeiten statt es gemütlich zu lesen. Aber Milieustudien gehören nicht zu meinen favorisierten Genres, ich würde es nicht aufgrund des Inhalts lesen, sondern aufgrund der wirklich guten Sprache (die, wie ich an einigen deutschen Übersetzungen im Web sehen konnte, bei uns ja ziemlich verunstaltet wurde. Bitte, wer kann, möge es auf Englisch lesen! Das Deutsche wurde verweichlicht und verhunzt).

Falls jemand Interesse hat - fünf Tickets bei Tauschticket, ich stelle es erst nächste Woche ein (bin noch ein paar Tage unterwegs) und kann es gerne schonmal für jemanden reservieren. Und irgendwann, wenn es dann mal für 10 Euro als Taschenbuch erhältlich ist, dann werde ich es mir vielleicht holen, falls mir danach ist. Aber momentan - reizt mich nichts daran, es weiterzulesen ...

SaschaSalamander 06.10.2012, 21.12 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Ein ewiger Kampf

Gnarf, ich hasse dieses Thema ... jetzt habe ich eine knappe Viertelstunde Zeit vertrödelt. Habe das Buch gelesen und rezensiert und wollte es bei Tauschticket einstellen. Aber im Hinterkopf ständig dieses "neeeee, das musst Du behalten, das war gut, da kannst Du immer mal wieder was nachschlagen". Aber ich will Tickets für neue Bü-hüüücher! Und außerdem nimmt es doch eh nur Platz weg im Regal. Sollte ich es irgendwann mal wieder lesen wollen, dann kaufe ich es halt noch einmal, besser als wenn es ungenutzt im Regal verstaubt, weil ich lieber Neuzugänge lese als alte Schinken! Behalten? Tauschen? Habe es eingestellt und wieder gelöscht, bin rüber zum Regal und dann zurück an den Rechner, das Buch in der Hand zum erneuten Einstellen bei Tauschticket, hin und her, ich konnte mich nicht entscheiden.

Herrjeh, manchmal ist das echt kompliziert. Ich habe vier Regale (wenn man CDs und DVDs dazunimmt fünf, aber die Scheiben machen mir weniger Probleme). Zwei mit ungelesenen Titeln und zwei mit gelesenen Titeln. Ich habe mir eines zum Ziel gesetzt: niemals mehr als je zwei Regale. Ich werde weder anbauen noch in Kartons umschlichten noch irgendwas in den Keller stellen. Bücher werden zum Lesen gedruckt, nicht zum Rumstehen.

Aber beide Regale sind gerade kurz vor dem Überquellen. Auf der "to do" Liste finden sich rund 330 Titel, ich hatte bei Tauschticket einfach zuviel Glück, und "dank" der vielen Neuerscheinungen werden ältere Titel sträflich vernachlässigt. Aber jetzt wird es eng, vielleicht noch 10, maximal 20 passen ins Regal, danach ist Sense, dann passt nix mehr rein, nicht mal doppelt gestapelt oder horizontal draufgelegt. Ich sollte also wieder etwas mehr lesen und weniger horten.

Die gelesenen Titel sind inzwischen auch am Limit. Da passen noch 50 bis 100 Titel rein (was bei meinem momentanen Tempo recht schnell gehen dürfte. Seit einigen Wochen habe ich fast nur Titel gelesen, die ins Regal gewandert sind statt zu Tauschticket, diese Tendenz ist zwar schön in Hinblick auf die vielen guten Titel aber schlecht für mein Tauschkonto). Wenn ich die Bücher auf die aufgestellten Titel lege, wenn ich die Romane staple statt sie nebeneinander zu stellen, dann ist noch gut Platz. Aber es soll schließlich auch hübsch aussehen. Und mal ehrlich, wann lese ich denn die ganzen Bücher erneut? Ich glaube, es wird Zeit, in den nächsten Tagen mal wieder ordentlich auszumisten. Aber das könnte verdammt hart werden. Mal sehen, ob ich es schaffe ...

*******************

Edit am 07.10.2012

Habe ich vorgestern gejammert? Ach, was solls. Ich habe einen riesigen Stapel Sachen aus dem Regal geholt und bei Tauschticket eingestellt. Seitdem habe ich 20 Tickets bekommen. Einziges Problem: die Bücher werden nicht weniger, weil ich ja wieder tausche.

Aber ich habe schonmal was gegen die Buchregalfüllung getan: habe Briefpapier angefordert und Stanzer (für die Noriblätter beim Bento), die stelle ich nicht ins Bücherregal ;-)

SaschaSalamander 06.10.2012, 08.05 | (0/0) Kommentare | PL

The Casual Vacancy

Erster Satz:
Barry Fairbrother did not want to go out to dinner.

Letzter Satz:
Her family carried ::::: back down the royal-blue carpet, and the congregtion averted its eyes.

aus: J K Rowling: The Casual Vacancy; Little, Brown Book Group 2012

SaschaSalamander 05.10.2012, 16.10 | (0/0) Kommentare | PL

Days off

Die letzten Tage war ich also wieder einmal unterwegs. Da man zu Hause nicht so wirklich abschalten kann, waren wir unterwegs. Nach Berlin hat es uns wieder einmal gezogen. Abgesehen von Familienangelegenheiten und einem Treffen mit einer lieben Freundin wollten wir vor allem ein paar Dinge erleben. So lange waren wir nicht, also haben wir schonmal geplant, was wir alles erleben möchten. Und das hat dann auch alles gut geklappt:

Als erstes besuchten wir die >Zitadelle Spandau<. Burgen und ähnliche Bauten sind immer spannend, und mein Berliner hatte mir schon so viel davon vorgeschwärmt, dass wir uns das also einmal ansehen mussten. Es war schön über das Gelände zu bummeln, wir sind auch auf den Turm geklettert und haben den militärischen Teil der Ausstellung angesehen. Einige Areale waren leider nicht zugänglich (worauf man aber nirgends hingewiesen wurde und dann wie ein begossener Pudel vor verschlossener Tür stand. Beim Zahlen des Eintritts erhielt man einen Flyer und bekam darin den Mund mit all diesen gesperrten Bereichen wässrig gemacht ohne Vermerk auf die Sperre). Und das Museum, auf das wir uns am meisten gefreut hatten, war ebenfalls gesperrt. Dass man uns dies am Eingang nicht gesagt hatte und dass wir dennoch den vollen Preis zahlen mussten, hat uns ziemlich verärgert. Bin ja kein Nörgler und Beschwerdeführer, im Gegenteil, aber das hat mich schon recht geärgert. Das, weswegen wir also eigentlich gekommen waren und worauf ich mich am meisten gefreut hatte, wurde uns kommentarlos vorenthalten. Ist irgendwie nicht fair, nope. Aber ansonsten war es nett, ich habe die Zitadelle jetzt zumindest einmal gesehen und kann mir etwas darunter vorstellen, wenn er davon erzählt.

Danach waren wir in den >Babelsberger Filmstudios<. Es war nett. Ich wünschte, ich könnte sagen "es war toll", aber es war eben einfach nett. Ein schöner, unterhaltsamer Tag, ich habe viel gesehen und erlebt. Aber ich gebe zu, dass ich mir etwas mehr davon versprochen habe. Vielleicht lag das an der hohen Erwartung, die von außen vorab in mir geschürt wurde. An vielen Figuren hatte der Zahn der Zeit genagt, sie sahen recht oll aus, von der Kulisse des kleinen Muck blätterte die Farbe ab, Fuchur ist inzwischen gelb (und leider nur noch als Kopf zu sehen, den Rest hat man ihm genommen, gerade auf ihn hatte ich mich am meisten gefreut).

Die Attraktionen waren recht interessant, aber man hätte hier und da etwas mehr draus machen können. Wie ich gehört habe, wurde z.B. das U-Boot entschärft und war früher deutlich heftiger, eher eine spannende Show, während es inzwischen eine sachlich bezogene Führung mit kurzem Actionmoment ist. In der Schänke wurde einmal kurz das Licht gedimmt und ein paar Rülpser und Fürze  eingespielt als Soundkulisse, das war dann das mittelalterliche Ambiente (hier ist es vielleicht meine Heimat, die mich da zusehr verwöhnt mit originalem Mittelalter - Flair auch ohne Flatulenzen aber dafür mit originaler Kulisse).

Beim Sandmännchen hat man die Nostalgie fast komplett entfernt und nur noch das Neue gezeigt (toll für Kids, aber für Oldies wie mich wäre es nett gewesen, Schnatterinchen, Pitti und Co nicht nur bei den Souvenirs, sondern auch in der Ausstellung zu sehen).  Dafür war die Vulkanshow super, es wurden viele Actionstunts gezeigt, etwa mit dem Motorrad durch eine "Glastür" fahren, eine Tankstelle "in Brand setzen", Sprung kopfüber von 20 m Höhe, Prügeleien und Co, ziemlich beeindruckend. Wie gesagt, ich habe mich gut amüsiert und hatte einen schönen Tag, und für Kinder ist es bestimmt ein grandioses Erlebnis.

Das >Gruselkabinett< zum Abschluss war toll! Ein Berliner Luftschutzbunker in drei Stockwerken. Im obersten Geschoss gibt es eine Art Geisterbahn, durch die man läuft. Großes Areal, abgedunkelt, viele Räume. Dort stehen dann schaurige Puppen, sieht man schaurige Schatten, es werden künstliche Schreie eingebaut (was nicht nötig wäre, die Leute haben auch von sich aus geschrien). Man läuft also auf einem beliebigen Weg durch die Räume und sieht sich die Puppen an. Hier und da sind Effekte eingebaut, etwa geht beim Betreten eines Raumes das Licht aus und hört man plötzlich gruslige Geräusche, steht völlig hilflos im Dunkel. Oder Figuren, die einem plötzlich entgegenschnellen oder sich aufrichten. Das Übliche eben, aber sehr schön inszeniert. Dazu gibt es ein paar Mitarbeiter, die in schwarze Kutten gewandet sich in besonders dunklen Ecken oder hinter Mauervorsprüngen verstecken und einem entgegenspringen oder einen verfolgen. Wie gesagt, die Gäste haben viel geschrien, wurden oft erschreckt. Manchmal haben sich die Besucher versehentlich auch gegenseitig erschreckt, etwa wenn man sich im Dunkeln nicht sah und plötzlich fast zusammenprallte. Es waren recht einfache Mittel, mit denen gearbeitet wurde, aber es hat gewirkt und hat richtig Spaß gemacht.

Ein Stockwerk tiefer gab es eine Ausstellung von medizinischen Szenen unterschiedlicher Epochen und auch Darstellung verschiedener Kulte. So gibt es Räume mit Kannibalen, mittelalterliche Beinamputationen, asiatische lebend eingemauerte Mumien, Scheintote, ein Pestzimmer und derlei Dinge mehr. Ich fand das sehr spannend, denn auch wenn es natürlich um den Grusel ging, stand doch die Realität dahinter. Ohne den Besucher mit Input zu überfordern wurden auf kleinen Texttafeln weiterführende Informationen gegeben. Während man bei einem Museumsbesuch das meiste wieder vergisst ob der Fülle, war die Dosis hier klein, dafür aber umso einprägsamer. Und die Figuren wirklich schön. Man sieht, dass hier in den letzten Jahren auch gearbeitet, verändert und erweitert wurde, sodass sich ein Besuch lohnt, obwohl man früher schon einmal dort war.

Im Kellergeschoss dann gibt es historische Belege aus der Zeit, wo das Gebäude als Luftschutzbunker diente. Dokumente, Zeitungen, Gegenstände, Unterlagen, Fotos. Filme und Bücher zum Thema 2. WK interessieren mich nicht so, aber vor Ort sich Dinge ansehen, das finde ich sehr einprägsam. Es war ein beklemmendes Gefühl, man konnte es gut nachempfinden, und die Informationen waren wieder perfekt dosiert, die Ausstellungsstücke eindrucksvoll dargeboten. Man wurde an keinem Punkt von der Info erschlagen und hatte dadurch auch den Wunsch, alles zu lesen, alles genau anzusehen. In diesem Teil hielten wir uns am längsten auf, und ich werde diesen Besuch nicht vergessen.

Alles in alleim ein sehr schöner Besuch mit kleinen Ecken und Kanten, ansonsten aber erlebnisreich und eindrucksvoll. Ich habe in dieser Zeit wenig Gelegenheit gefunden, etwas zu lesen. Auch habe ich nicht am Blog gearbeitet und fast nicht gemailt. Einfach mal ein paar Tage Auszeit, das tat gut. Und genauso gut tut es nun, zu Hause wieder selbst das Zepter im Haushalt führen zu dürfen und mich direkt auf den Blog zu stürzen. Was die Bücher betrifft, die aktuell auf mich warten - auweia, da reicht der Urlaub nicht! Geplant sind für die nächsten Wochen zehn aktuelle Titel. Von den älteren habe ich derzeit rund 15 liegen, die ich am liebsten sofort lesen würde (klar, SuB hat man immer, aber einige liegen halt ganz oben, und Tauschticket war in der letzten Zeit für mich wie eine sprudelnde Ölquelle, soviele Suchaufträge am Stück habe ich schon lange nicht mehr ergattern dürfen).

Also, Schluss mit Tippen, ran ans Lesen! :-)

SaschaSalamander 05.10.2012, 14.26 | (0/0) Kommentare | PL

"Das Fenster" und "Heiße Beute"

Gestern habe ich mir DAS FENSTER und HEIßE BEUTE von Natalie Rabengut gegönnt. Erotik genieße ich gerne in Kurzgeschichten, ideal für zwischendurch, und da kamen diese beiden Titel gerade recht.

DAS FENSTER erzählt von zwei Freundinnen. Sie beobachten gerne den Nachbarn gegenüber, denn er gewährt ihnen durch sein offenes Fenster regelmässig Einblicke in sein recht aktives Sexualleben. Als Mona nun gelangweilt und mit gebrochenem Bein frustriert am Fenster sitzt, sieht sie plötzlich Mandy, die mitten in die Kartenrunde des Nachbarn und seiner Kumpel platzt. Bald fallen Hüllen und Hemmungen, und es scheint, Mandy inszeniert das alles nur für ihre Freundin ...

In HEIßE BEUTE ist Sarah recht enttäuscht von ihrem Freund. Der gemeinsame Urlaub wurde kein Liebeswochenende, sondern einfach nur eine Sauftour mit seinen Kumpels. Sie ist kurz davor, sich von ihm zu trennen. Bei einer gemeinsamen Bootstour plötzlich werden sie von Piraten überfallen, und sie wird entführt. Aber natürlich ahnt Sarah schnell, dass mehr dahinter steckt, die Situation wirkt doch sehr aufgesetzt. Es wird ein "Urlaub", den sie wohl nicht so schnell vergessen wird ...

Beide geschickten lassen sich angenehm lesen, kurz und ziemlich direkt zur Sache in angenehmen Formulierungen. Kein Drumrumgerede, sobald es zur Sache kommt, aber auch kein Obszönitäten. Einfach zielstrebig und lustvoll. Das Setting beider Geschichten ist gelungen. Einmal das voyeuristische Element, der Leser fühlt sich selbst fast schuldig, all das so schamlos zu beobachten. Und in der anderen Story die Idee mit den modernen Piraten, das hat was, eine Entführung ist ein spannendes Szenario. Aber keine Sorge, hier ist dennoch alles einvernehmlich ;-)

Schade finde ich insbesondere bei der Piratenstory, dass man die Geschichte noch ein wenig hätte ausbauen können, sie bot einiges Potential an Charakteren und Setting, die Rahmenhandlung war ziemlich anregend, leider wurde das Augenmerk nur auf die erotischen Momente gelegt. Aber gut, das ist klar Geschmackssache, der eine mag Erotik pur, der andere braucht die Story dazu ...

Sprachlich merkt man, dass die Autorin noch am Anfang steht. Es lässt sich flüssig und angenehm lesen, und wer gerne komplett in der Handlung versinkt, wird auch nicht viel zu bemängeln haben. Wer allerdings wie ich gerne genauer hinsieht, der entdeckt doch hier und da Grammatik- und Tippfehler oder mal ein Wort zuviel. Der Stil zeigt, dass sie um gute Sprache bemüht ist, meist gelingt es auch, doch hier und da rutschen Umgangssprache oder künstliche Elemente dazwischen. Auch an der Perspektive muss zukünftig noch etwas gefeilt werden, im Eifer des Gefechts gibt es da in beiden Geschichten einige Verwechslungen.

rabengut_fenster_1.jpg 

SaschaSalamander 05.10.2012, 08.51 | (0/0) Kommentare | PL

The Casual Vacancy

rowling_vacancy_1.jpgWährend der letzten Tage hatte ich wenig Zeit zum Lesen. Ja, klar, Urlaub, aber wir waren viel unterwegs, haben viel gesehen. Und abends ... ich gestehe: da ich keinen Fernseher habe, zappe ich im Urlaub bei anderen Leuten gerne mal durch die Programme. Sinnloser Zeitvertreib, der mir auch immer wieder sehr deutlich zeigt, WARUM ich keinen TV habe, aber irgendwie auch witzig.

Jedenfalls bin ich noch nicht wirklich sehr weit gekommen. Und ich stelle fest: es ist sehr witzig, ich mag den subtilen Humor, er geht mir nach und wirkt, ich habe hier und da Szenen vor dem inneren Auge. Auf der anderen Seite reißt es mich aber nicht so extrem mit, dass ich denke "boah, ich MUSS jetzt SOFORT weiterlesen". Habe jetzt zwei Tage nicht an dem Buch gelesen, weil ich anderes zu tun hatte. Und "anderes zu tun" ist ja meist eine Sache von Prioritäten, ein anderes Buch hätte ich vielleicht bereits dennoch verschlungen.

Die Charaktere, die geschildert werden, sind sehr platisch, das gefällt mir. Eine wirkliche Handlung gibt es bisher noch nicht. Ich brauche keine Handlung, dennoch sind Charakterstudien etwas, das nicht so ganz meine Wellenlänge ist. Zwischendurch mal nett, auf Dauer aber zuviel. Ich warte mal ab. Heute werde ich wohl noch etwas weiterlesen, und dann mal sehen, ob es mich packt und ich weiterlesen muss, oder ob ich es immer wieder liegenlasse für andere Titel ...

SaschaSalamander 04.10.2012, 16.16 | (0/0) Kommentare | PL

Einträge ges.: 3902
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2819
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 7393
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3