SaschaSalamander

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Wir lieben die Freiheit

ROCKY UND SEINE BANDE ist eine neue Comicreihe für Kinder, die neben sympathischer Unterhaltung für die Kleinen auch viel Gesprächsanregungen beinhaltet. Mir waren die einfachen, stilisierten Zeichnungen auf dem Cover sofort sympathisch, und die Idee dahinter gefiel mir. Also habe ich mir die ersten beiden Bände einmal angesehen und möchte sie Euch nun nicht nur vorstellen, sondern auch gerne ans Herz legen. 

Autor der Reihe ist Stephan Valentin, der bereits mehrere Ratgeber für Eltern veröffentlichte und für sein Werk "Vielfarben" mit dem >Bettina-von-Arnim-Preis< für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurde

Jean-Claud Gibert dürfte vielleicht nicht dem Namen nach, aber auf jeden Fall mit seinen Werken, all meinen Lesern hier bekannt sein: er illustriert Kinderbücher, und unter anderem auch den kleinen Elefant >BABAR<.

Rocky ist ein süßer Hund, der mit seinen menschlichen Freunden Abenteuer erlebt. Im ersten Band WIR LIEBEN DIE FREIHEIT besuchen die Freunde einen Zoo, und Rocky wartet mit der fußkranken Oma draußen im Park. Doch heimlich schleicht sich Rocky auf das Gelände, wo er all die eingesperrten Tiere sieht. Er freundet sich mit der alten Elefantendame an und erfährt, dass sie so gerne zurück nach Afrika möchte. Rocky will ihr helfen, aber wie soll man einen Elefanten heimlich aus dem Zoo schmuggeln? 

Ich bitte um Verzeihung, falls jemand das Folgende als Spoiler empfindet. Ich denke, da es für sehr junge Kinder gedacht und so kurz ist, kann ich direkt auf das gesamte Büchlein eingehen ;-)

Der Comic ist sehr klein und dünn, und ich war skeptisch, wie man eine ausreichende Handlung auf so wenigen Blättern transportieren konnte. Aber es ist möglich und wirklich herzallerliebst! In nur sehr wenigen Bildern gelingt es dem Autorenteam, die einzelnen Freunde mit ihren unterschiedlichen Charakteren darzustellen und nebenbei sehr viel Gesprächsgrundlage einzubinden. Der kluge Zoowärter, der freche Tim, die niedliche Rosalie, die schlaue Mia, der genäschige Enzo, der freundliche Lehrer. Klassische Stereotype, die aber sehr sympathisch umgesetzt wurden und den Kindern flink als Identifikationsfiguren dienen können und in denen jeder seine Klassenkameraden wiedererkennt. 

Auf nur 46 sehr kleinen Seiten (kleiner als Din A 5) mit maximal vier Panels lernt man die Charaktere kennen, macht Rocky einen Streifzug durch den Zoo, erfährt man viel Wissenswertes über verschiedene Tierarten und eine menschenverachtende Weltausstellung 1931, führen die Kinder ein Gespräch mit ihrem Lehrer, wird ein Fluchtplan ausgeheckt, der Elefant befreit und wieder eingefangen, führen die Kinder zu Hause Gespräche über Rockys seltsame Verhalten seit dem letzten Zoobesuch, gibt es letztendlich ein Happy End. Wow, das klingt, als wäre alles komplett gedrückt und gequetscht, aber in keinem Moment hatte ich das Gefühl, dass da etwas zusammengestaucht wurde. 

Der Autor hat die Geschichte auf seine wesentlichen Elemente reduziert und ermöglicht es dadurch, dass die Aussage auch wirklich den Kern trifft. Nämlich die Frage nach Freiheit. Es geht nicht nur um Freiheit und Gefangenschaft sondern auch die Freiheit des Denkens und Handels. Und die Frage, wo diese endet, nämlich dort, wo die Freiheit und das Recht des anderen eingeschränkt wird. So beschrieben, dass auch junge Kinder es begreifen und mit ihren Eltern oder Lehrern darüber diskutieren können. 

Die Zeichnungen sind im Gegensatz zu Comics für Erwachsene sehr simpel gehalten, recht vereinfacht und niedlich, genau richtig, um nicht vom Thema abzulenken und Kinder nicht zu überfordern. 

Natürlich ist da noch die wichtige Frage, ob ein Zoo nun gut oder schlecht ist, ob man Tiere einsperren darf oder nicht. Diese Frage kann so einfach nicht beantwortet werden, und ich finde es gut, dass hier nicht gewettert wurde "alle Zoos sind böse" oder verharmlost "ein Zoo ist wichtig für die Arterhaltung, also ist er gut", sondern ein schönes Gleichgewicht gehalten zwischen beiden Optionen. Das sind dann weiterführende Inhalte, die Eltern gerne vertiefen können und die sich ältere Kinder dann auf jeden Fall stellen werden, während sie diesen Comic lesen. 

Am Ende des Büchleins finden sich drei Seiten mit Informationen, die das Thema nicht im Comicstil bearbeiten sondern alles noch einmal sachlich aufarbeiten und erklären. 

Ich hatte mich zwar auf den Comic gefreut, aber am Ende war ich wirklich erstaunt, wie präzise und warmherzig Autor und Zeichner die Inhalte für die jungen Leser aufzeigen konnten. Eine ganz klare Empfehlung für die Jüngste und deren Eltern :-)

SaschaSalamander 17.09.2013, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Marko Simsa - Karneval der Tiere

>Marko Simsa<, das ist für mich gleichbedeutend mit "klassische Musik für Kinder". Er bringt Kindern Musik näher, spielerisch und lehrreich vermittelt er Kenntnis über Instrumente, Musikstile und einzelne Werke. In meiner Kindheit kannte ich ihn leider noch nicht, lernte seine CDs erst als Erwachsene kennen. Aber wannimmer ich etwas von ihm höre, möchte ich wieder Kind sein und staunend in die Wunder der Musik eingeführt werden. 

Daher freute ich mich über die Neuauflage des >KARNEVAL DER TIERE< von Camille Saint-Seans, eine meiner liebsten symphonischen Dichtungen. Schon als Jugendliche habe ich den Karneval gehört (leider ohne Beschreibung zu den Inhalten, doch die Musik sprach für sich), es als Erwachsene gelegentlich wieder aufgelegt. Ganz zu schweigen davon, dass manche der Melodien uns im Alltag begleiten, ob nun Werbung, Handydudel oder TV-Untermalung (oder man denke gar an die Jojo-Flamingos aus Disneys Fantasia). 

Die Musik des KARNEVAL DER TIERE spricht eigentlich für sich. Wenn man den Marsch der Löwen hört, dann sieht man sofort die majestätischen Tiere mit ihrer prachtvollen Mähne, hört ihr Gebrüll. Beim Aquarium sieht man die bunten Fische vor dem geistigen Auge, hört die perlenden Bläschen nach oben steigen. Der Schwan mit seinen anmutigen Bewegungen, der lautlos über das Wasser gleitet und all die anderen Szenen, eigentlich bedürften sie gar keiner Erklärung. 

Doch um es für Kinder verständlicher zu machen und sie spielerisch zu animieren, erzählt Simsa dazu eine quirlige Geschichte. Die Affenkinder begleiten den Umzug, freunden sich mit anderen Tierkindern an, beteiligen sich an dem großen Marsch, es ist eine wahre Freude, die kleinen Texte zwischen der Musik zu hören, und ich war oft versucht, mitzumachen, wenn die Kinder angeregt werden, ebenso zu brüllen wie der Löwe, zu hüpfen wie das Känguru. Die Kuckucks wurden als Versteckspiel gehalten, sie haben sich im Wald in den Bäumen verborgen, und das Spiel besteht darin, sie alle zu finden, wenn sie "Kuckuck" rufen. Na, wie viele Kuckucks verstecken sich im Wald? ;-)

Eine kleine Änderung wurde vorgenommen, aber die begrüße ich von Herzen: die Fossilien fand ich schon als Kind seltsam. Was haben tote Gebeine zwischen all den lebendigen Tieren zu suchen? Die Vorstellung, wie irgendwelche Knochenablagerungen tanzen und marschieren, finde ich auch heute noch seltsam. Statt dessen hat man hier die Affen auf ihrem selbstgebastelten Xylophon spielen lassen, das passt hervorragend zur restlichen Geschichte und ist auch nachvollziehbarer, greifbarer.

Die Musik geht ins Ohr, die Erzählung ist witzig. Und wenn man fertig ist mit dem letzten Track, spielt man die CD wieder von vorne. Während das bei anderen Titeln wohl schnell lästig wird, dürften Eltern sich in diesem Fall nicht daran stören, denn Marko Simsa kann man tatsächlich immer wieder anhören, seine Stimme klingt angenehm und unaufdringlich, die Musik wird im Gegensatz zu so mancher Kinderkassette nicht nervig. Mit anderen Worten: diese CD gehört einfach in jedes Kinderzimmer. Und wenn man Spaß an kindlicher Freude an dieser Form von Musik hat, dann gehört sie auch in das Regal von Erwachsenen ;-)


SaschaSalamander 16.09.2013, 08.31 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 37

GELESEN / GEHÖRT
1 - Stille Wasser sind tief - Mörderische Geschichten (Antho)
1 - Rocky - Rosalie will ein Haustier (S Valentin, J-C Gibert)
1 - Rocky - Wir lieben die Freiheit (S Valentin, J-C Gibert) 
1 - Was wir tun, wenn es an der Haustür klingelt (K Berlin, P Grünlich)
1 - Der Karneval der Tiere (M Simsa)
1 - Bloody Magic (A Völker)
1 - Evies Garten (K L Going)
1 - Phobia (W Dorn)
2 - No place, no home (R Morton)
3 - Schantall, tu ma die Omma winken (K Twilfer)
3 - Das Ende der Sterne, wie Big Hig sie kannte (P Heller)
3 - Chopperman - Lehrer und Meister (H Takei)
3 - Eine tuwinisische Geschichte (G Tschinag)


GESEHEN
Dr Who Movie
Dr Who Staffel 4
Spongebob Schwammkopf Staffel 1
Twin Peaks Staffel 2
Auf den Spuren des Marsupilami
Sushi in Suhl

NEUZUGÄNGE
Rocky - Rosalie will ein Haustier (S Valentin, J-C Gibert)
Rocky - Wir lieben die Freiheit (S Valentin, J-C Gibert)
Gute Nacht, PunPun 03 (I Asano)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 15.09.2013, 20.38 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 67 - Die verschlossene Kammer

Ein junges Pärchen interessiert sich für das Haus - und am nächsten Tag verstirbt die Eigentümerin, die das Grundstück niemals verkauft hätte. Reichlich mysteriös. Und wie es der Zufall wieder einmal will - die Verstorbene ist Max´ Vermieterin. Klar, dass Lady Bedfort im nächsten Moment an Ort und Stelle ist, noch vor der Polizei ;-)

Altes Haus, jemand soll ausziehen, es spukt, andere wollen unbedingt das Grundstück haben. Woher das plötzliche Interesse? Nein, wirklich neu ist die Idee nicht, und daher dürfte die Auflösung auch kaum jemanden überraschen. Und trotzdem weiß die aktuelle Folge wieder zu gefallen:

abgesehen von der recht bald versterbenden Vermieterin gibt es nur vier zusätzliche Akteure: das junge Pärchen, ein Bankangestellter und der Makler. Dass nur einer von ihnen (oder mehrere) der Täter sein kann, ist wohl kein großer Spoiler. Und doch verfolgt man gespannt, wie sich die Handlung entwickelt, welche Entdeckungen die Lady macht, wie sie ermittelt und wer nun schuldig ist. Denn auch, wenn die Grundidee dahinter oft eine ähnliche ist, das Karussell dreht sich jedes Mal neu, das genaue Motiv variiert, die Beteiligten sind auf unterschiedliche Weise verstrickt. 

Dazu kommt, als Schmankerl für Max-Fans, dass er das erste Mal seit seinem Auftauchen wieder richtig dabei ist. Nicht in kleinen Szenen und Dialogen, sondern als Protagonist, der nicht nur den Mord beobachtete, sondern auch endlich wieder neben der Lady ermittelt.  

Es ist schön, dass verschiedene Autoren an der Serie arbeiten, durch die verschiedenen Ideen kommt Abwechslung und frischer Wind. Doch seit dem verrückten Hutmacher in Folge 37 ist es Marc Freund, der der Serie Stabilität verleiht und auf den man sich immer verlassen kann. Er vermittelt genau das richtige Flair, um sich in der Serie so richtig wohlzufühlen, und ich freue mich, dass gerade er diese für die Rahmenhandlung wichtige Folge geschrieben hat. 

Das neue digitale Orchester, das seit der letzten Folge zur Geltung kam, ist wirklich eine Bereichung für das Hörspiel. Und auch hinsichtlich der Sprecher wurde wieder geschickt ausgewählt: Sven Hasper, der aus AMADEUS gut bekannt ist sowie Jaron Löwenberg und Frau Pappert, die ebenfalls schon mehrfach bei Lady Bedfort auftauchten. Thomas Kästner und Evelyn Gressmann dagegen sind neu, und auch hier kann ich nichts einwenden. Der Hörplanet hat fast immer ein geschicktes Händchen für die richtigen Stimmen. 

LADY BEDFORT UND DIE VERSCHLOSSENE KAMMER ist somit eine Folge, die diesmal wenig Überraschungen bietet, über die ich nicht allzu viel erzählen kann, die dafür aber in gewohnter Qualität überzeugt und gefällt. 

SaschaSalamander 13.09.2013, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL

Schlicht aber lecker - Bento von Yasmine

Heute zeige ich Euch wieder ein Bento von Yasmine. Ich mag es, dass sie eher schlicht sind. Sie sehen weit besser aus als eine normale Lunchbox, aber sie sind realistisch, sodass man es auch nach der Arbeit flink machen kann, oder auch mal morgens nach dem Aufstehen. 

Sie schreibt, dass die Box eher pragmatisch ist statt verschnörkelt. Weil sie manchmal eben einfach viel zu flink verputzt wird. Ja, das kann ich verstehen. Denn ehrlich, diese liebevollen, aufwändigen Boxen sind toll. Aber wenn man wenig Zeit hat und dann überlegt, in wie kurzer Zeit sie gefuttert sind und wie lange man dafür in der Küche stand (obwohl ein viereckiges Ei genauso schmeckt wie ein ovales, ein geschnitztes Radieschen ebenso wie ein normales), dann ist halt schon die Frage, ob das jetzt sein muss. Und auch ohne "Schnörkel", ich finds lecker, was sie hier eingepackt hat:

Mohnkuchen, Weintrauben, Gurken und Tomaten, ein halbes Schinken-Käse-Croissant, Mini-Hanuta, Schokobon und zwei Brote mit Fleischsalat. 

Nicht auf dem Bild sind der Apfel und der Joghurt sowie die Gnocchi in Pesto für Mittag ;-)


SaschaSalamander 12.09.2013, 16.53 | (0/0) Kommentare | PL

Alice vs Wunderland

Über die Handlung von ALICE IM WUNDERLAND muss ich wohl nichts mehr erzählen. Was ALICE VS WUNDERLAND betrifft, erwarten den Leser viele bekannten Dinge (die Raupe, das Kaninchen, die Herzogin und ihr Mann, die Spielkarten, die Grinsekatze, der Hutmacher und all die anderen Figuren und Elemente), dennoch sollte man sich hier auf einiges gefasst machen: denn Alice steckt mitten in der Pubertät und verarbeitet die Krise nach der Trennung ihres Freundes Ronny auf ganz eigene Weise. Und während das Mädchen Erfahrungen sammelt und über sich selbst hinauswächst, kümmert sich ihre Mutter zwischen Sherry und Plastikblumengestecken eifrig um den Psychologen und Arzt, die sie ihrer Tochter wegen aufsuchen. 


AUTOR
 
Auch, wenn ich in (fast) allen literarischen Genres und Nationalitäten unterwegs bin, bevorzuge ich doch unsere heimischen Autoren. Und besonders diejenigen, die mich mit ihrem Erfindungsreichtum überraschen und bei denen kein Buch dem anderen gleicht. Eine meiner Entdeckungen ist Christian von Aster, der mich seit eineinhalb Jahren immer wieder begeistert. >Gedicht<, >Kurzgeschichte<, >Roman<, >Videoclip<, aktuell sogar die Arbeit an zwei Filmen. Mal Fantasy, dann wieder Krimi, dann Satire, rabenschwarz, märchenhaft verträumt, auch ein Kinderbuch findet man unter seinen Werken. Mal Texte zum raschen Überfliegen, ein andermal Satzkkonstrukte zum Auseinanderfitzeln und Wort-Für-Wort-Erarbeiten, ein andermal lautmalerisch melodisch. Wer ein Buch von ihm aufschlägt, der muss für alles bereit sein und mit allem rechnen. Auf jeden Fall aber mit Hintersinn und Esprit.


GENRE

Oh, wie ich Bücher liebe, die sich keinem Genre zuordnen lassen! Der Buchhandel sieht das leider anders, denn für genreübergreifende oder gar genrelose Bücher wurden noch keine Regale erfunden. Schubladen langweilen mich, und daher ist ALICE VS WUNDERLAND einfach genial für mein neu-gieriges Hirn: 

Schon bei der simplen Trennung in Unterhaltung und ernsthafte Literatur wird es schwierig. Unterhaltsam zu lesen, nette Zeichnungen, jede Menge Spaß und Seitenhiebe, trotzdem voller Tiefgang, sprachlich und inhaltlich ein literarisches Experiment. 

Nonsensliteratur, auf jeden Fall. Neologismen, völlig unserer Realität widersprechende Gesetzmäßigkeiten und Regeln, ungewöhnliche Metaphern, verspielte Sprache mit scheinbar zusammenhanglosen Aussagen, jede Menge Wortwitz und wiederkehrende Stilmittel.

Der Autor selbst bezeichnet das Buch als Pubertäts-Dramödie. Klingt, finde ich, besser als die neumodischen Begriffe des Slice-of-life eines Jugendlichen oder Coming-of-Age. Und "Entwicklungsroman" wäre dann doch zu hoch gegriffen für die 104 Seiten in Buchkleinformat mit Großdruck und vielen ergänzenden Bildern. Ja, doch, Pubertäts-Dramödie trifft es einfach am besten.

Soweit also zu den Gedanken, was das Buch alles sein könnte und wo es inhaltich und stilistisch anzusiedeln ist. Wo man es auf keinen Fall ins Regal stellen sollte: bei den Kinderbüchern. Selbst, wenn Alice an sich und auch die niedlichen Zeichnungen dies vermuten lassen ;-)


BEZUG ZUM ORIGINAL UND ANDEREN WERKEN

Man kann gar nicht mehr zählen, wie oft Alice inzwischen als Zeichentrick, Real, Film, Serie, Roman, Comic, Manga, Computerspiel verarbeitet wurde, ob nun für Kinder, Jugendliche oder mit rotem FSK-Zeichen. Manche halten sich dabei nur sehr vage an das Original, während andere es recht genau nehmen. 

Christian von Aster hat die Charaktere als Vorlage genommen und gewissermaßen eine eigene Interpretation verfasst (ja, er lässt zwischen den Zeilen sogar den Autor selbst eine psychologische Analyse der jungen Alice vornehmen). Einzelne Elemente des Originals entfallen, es wurden vor allem die bekanntesten Elemente herausgenommen und neu in Szene gesetzt. So erfährt der Leser endlich eine Antwort auf die Frage nach dem Raben und dem Schreibtisch. Die Grinsekatze offenbart das Geheimnis ihres breiten Grinsens, und der Psychologe erklärt uns, warum es gerade ein weißes Kaninchen ist, welches Alice in das Wunderland führt. 

Was mir sehr gefällt ist, dass der Autor das Werk zwar selbst in Szene setzt und umarbeitet, dabei aber sehr eng am Stil des Originales bleibt. Andeutungen an mathematische Rätsel, eine Übernahme nicht der Sprache aber der Stilmittel, Anspielungen auf das Werk, den Autor und die Hintergründe. Es ist nicht möglich, all die Andeutungen zu erkennen, die auf jeder Seite versteckt sind, doch immer wieder gibt es kleine Aha-Effekte, an denen Fans von Lewis Carroll sich laben dürfen. 

Und damit es nicht so angestaubt ist (falls jemand auf die Idee käme, das von diesem zeitlosen Klassiker zu behaupten?!?), gibt es sehr viele Bezüge auch zu anderen Werken der Moderne, von Filmkomödien über Bücher, Filme, Autoren.


CHARAKTERE

Alice wird zerlegt und analysiert, das Buch beginnt mit ihrem Konflikt, dessen Erarbeitung und Lösung. Für die wenigen Seiten eine erstaunlich gut umgesetzte und vielschichtige Entwicklung, die der Autor präsentiert. Und während im originalen Werk lediglich Alice und die Bewohner des Wunderlandes zur Sprache kommen, spielt die Handlung hier parallel in der "realen" (nicht minder fantastisch als das Wunderland) Welt weiter. Während Alice aber nicht nur körperlich über sich hinauswächst, bleibt die Mutter in ihrer Entwicklung stehen, ein trauriges Abbild des Erziehungsversagens, gefangen in ihrer Welt aus Sherry, Plastikblumen und Alltagsgrau.

Die Charaktere des Wunderlandes wurden neu inszeniert, ihre Botschaften für Alice tragen zur Entwicklung während ihres Trennungsschmerzes bei und helfen ihr, den Wahnsinn der Realität besser zu verstehen. 


SPRACHE

Die >Kapitelüberschriften< sprechen für sich, auch einige >Zitate< habe ich Euch im Blog vorgestellt. Vor allem die Wortakrobatik ist es, die mich immer wieder zu Werken des Autors greifen lässt. Man spürt, wie er genüsslich mit Worten jongliert und Sprache neu zu erfinden versucht: ALICE VS WUNDERLAND ist ein kuioser Mix aus Alltagsdeutsch, Umgangssprache, Behördenstil, Alliterationen und kreativen Wortschöpfungen. 

Durch die ungewohnten grammatikalischen Konstrukte und neu zu erfassenden Worte liest sich das Buch eher langsam. Es verlangt die uneingeschränkte ihm gebührende Aufmerksamkeit, will erkundet werden. Verstärkt wird das auch durch den verspielten Font, bei dem man manchmal genau hinsehen muss, um ein Wort zu lesen.


ZEICHNUNGEN, AUFMACHUNG DES BUCHES

Die Textseiten sind nicht weiß sondern graubraun, wirken ein wenig dreckig, passen hervorragend zum erdigen Grundton der Zeichnungen. BenSwerk, die auch schon >DER WASSERSPEIER FLEDERMEIER< gestaltete, verleiht dem eigenwilligen Stil von Asters Gestalt. Die ganzseitigen Bilder sind verschnörkelt, perspektivisch verzerrt, die Farben und Muster erinnern an die Siebziger mit ihren psychedelischen orange-braunen Kringeln. Es macht Spaß, in den Bildern zu verweilen, immer wieder kleine Details zu entdecken, manchmal auch zweimal, dreimal hinzusehen, bis einem eine kleine Besonderheit auffällt. Noch nie habe ich ein so hübsches Paragraphenzeichen gesehen ;-)


FAZIT

ALICE VS WUNDERLAND ist eine ganz eigene, gelungene Neuinterpretation des Klassikers, die mit eigenen Ideen und stimmigen Zeichnungen überzeugt. Eines der Büchlein, die man zur Deko ins Regal stellt und dann immer wieder einen Blick hineinwirft, Neues entdeckt, sich festliest und die Zeit vergisst. Und eigentlich viel zu klein für das, was alles drinsteckt. 

Wertung: superb (das ist die frz Kurzform für "grandiös und kreativitätig)


SaschaSalamander 11.09.2013, 08.28 | (0/0) Kommentare | PL

Enders

Mein Gesamturteil über >STARTERS< fiel damals nicht allzu gut aus. Die Grundidee war gut, und mit einem starken zweiten Teil hätte man die Mängel des ersten Bandes ausgleichen können. Trotz meiner Kritik hatte das Buch es geschafft, dass ich mir den Folgeband holen musste. 

Die Zeit für eine volle Rezension möchte ich mir für den zweiten Band nicht nehmen. Denn ich könnte das, was ich am ersten Band bereits bemängelt habe, für die Fortsetzung 1:1 übernehmen - zuviel erklärt und zu wenig gezeigt. Die Hintergründe der Katastrophe bleiben unklar. Die Charaktere sind zu schwach ausgebaut. Der Leser fiebert nicht mit der Protagonistin mit. Die Story ist geradlinig und zwar nicht im Detail vorhersehbar aber doch recht klassisch gestrickt. Einzig die Dreiecksgeschichte fiel weg. Warum dann aber das Thema Romantik komplett wegfiel, ist mir ein Rätsel - warum ist sie im ersten Band so verliebt und ohne Grund im zweiten scheinbar nicht mehr als eine gute Freundin?

Und für meinen Teil ist damit eigentlich alles schon gesagt. Was ich sehr schade finde. Denn selbst, wenn die Charaktere hier nicht die treibende Kraft im Buch sind - hätte die Autorin offene Fragen geklärt und die Handlung besser ausgebaut, die Lücken des ersten Bandes gestopft und noch ein wenig Zuckerguss obendrauf, dann hätte es eine wirklich gute Dilogie sein können. So aber, wenn ich bei Amazon Sterne verteilen müsste, käme das Buch nicht über 2 von 5 hinaus. Immerhin hat die Autorin es geschafft, dass ich es nicht abgebrochen habe, sondern die Story soweit überflog, dass ich die (nicht vorhandenen) Inhalte erfasst habe. Und ich gebe zu, gegen Ende habe ich dann doch recht genau gelesen, um nichts zu verpassen, weil ich gefesselt war. Aber sie hat einfach alle Möglichkeiten verschenkt. Tut mir gerade bei diesem Buch weh, es ist schade drum :(

2,3 von 5 Bettelarmbänder

SaschaSalamander 10.09.2013, 09.06 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Pizzabrötchen und Toastsushi

Es wird natürlich immer wieder zwischendurch Fotos von Bento mit Brot geben. Aber die kleine Aktion mit lauter Brotbentos am Stück ist jetzt vorbei. Mir war einfach danach. Und danach geht es jetzt wieder ganz normal weiter :)


Bei Totoro hab ich immer Lust auf etwas Verspieltes, Buntes. Kein selbst belegtes Brot, nur ein Pizzabrötchen, gekauft. Aber dafür so richtig lecker. Dazu Bananen-Pudding aus dem Asialaden, Tomaten, Salami und Gurkenstückchen. Weiß nicht mehr, was in dem Döschen war, aber ich liebe meine Umeboshi morgens, also tippe ich darauf. Die Gurke habe ich ausgestochen zu Blümchen und Schmetterlingen :-)



Rührei, bevorzugt dekoriert mit der Entenfamilie, ein bisschen Ironie darf sein. Dazu Mango und Gurke. Und das Highlight der Box: Toastsushi. Einfach ein Toastbrot mit dem Nudelholz plattrollen und belegen, z.B. mit Frischkäse und Schinken und Tomatenmark. Rollen und mit Picks oder Zahnstochern fixieren. Voilá, fertig ist das Toastsushi :-)

Auf dem Bild sind zwei Portionen, für mich grün und orange, er nur die kleine dreieckige.

SaschaSalamander 09.09.2013, 14.21 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 66 - Die Providence-Verschwörung

Die Lady und Professor Portman machen Urlaub: sie besuchen das Providence-Inn, das von seiner Cousine Kate geführt wird. Doch statt Urlaub wittert Clara Bedfort sofort einen Fall, als einige Scheiben des Hotels eingeworfen werden. Gegen Kates und Portmans Willen beginnt die alte Dame zu ermitteln. Und dabei gerät sie selbst ins Visier - sowohl der Täter wie auch der Opfer. 

Vor dem Hören ging ich mit etwas Skepsis an die Sache heran, ein beschauliches Hotel ist keine besonders neuartige Kulisse. Und Ermittlung statt Urlaub ist auch nicht neu. Dann fehlen auch noch Miller, Gomery, Tim, Max oder andere vertraute Personen. Wenigstens Portman war dabei, der mir von der ersten Folge an direkt ans Herz gewachsen war. Doch die Folge überraschte mich vom ersten Moment an, begonnen bei der Musik und dann hinsichtlich der Handlung bis hin zum Finale. Aber der Reihe nach:

Die Musik ist sehr ruhig und passt zu der beschaulichen Idylle des Hotels in bester Lage. Ein ruhiges Viertel, ohne Kriminalität, alles friedlich. Doch die Idylle wird schnell getrübt. Erste Flecken erscheinen auf der weißen Weste, die Musik wird etwas weniger harmonisch, und je mehr sich offenbart, desto mehr verändern sich auch die Melodien, das Tempo. Abgesehen von den klassischen Motiven wurden einige Themen eingespielt, die die Serie insgesamt einmal auflockern und mir sehr gefielen. Die Musik ist in der Regel immer stimmig, ich mag Rohlings Kompositionen, doch dieses Mal war die Musik für mich wirklich eines der Highlights der aktuellen Folge. 

Auf Nachfrage erfuhr ich dann, dass das Label nun mit einer neuen Orchester-Library arbeitet. Das erklärt dann auch den ungewohnten Sound. Die Instrumente können nun realistischer als bisher in ihren Spielarten eingesetzt werden. Aber bevor ich die technischen Hintergründe näher erkläre - hört es Euch einfach selbst an, die aktuelle Folge ist musikalisch wirklich ein Leckerbissen! Und mit dem Wissen um die neuen Möglichkeiten kann ich es kaum erwarten, wie sich das auf AMADEUS auswirken wird! 

Ein wenig schade fand ich storytechnisch, dass Portmann der Lady so wenig entgegenzusetzen hatte. Eigentlich empfinde ich Tim als denjenigen, der sich eher von ihr führen lässt und ihr nachgibt, während Portman seinen eigenen Kopf hat und ihr intellektuell wie auch in Charakterstärke gegenübersteht, deswegen mag ich die Folgen mit ihm besonders. Doch hier lässt er zu, dass sie sich in seine Familie einmischt, einfach ohne den Willen der Cousine ermittelt. Zugegeben war mir Clara in diesem Moment sehr unsympathisch. Aber okay, dieser Charakterzug ist es ja, der einen Teil der Reihe ausmacht, auch wenn wir ihn nicht immer mögen: "Dass Sie meine Hilfe ablehnen heißt nicht, dass Sie keine bekommen", wie sie gegenüber Kate ausdrücklich betont. Tja, so ist sie ;-)

Während ich mich in den ersten Tracks noch darüber ärgerte, dass sie wieder einmal viel zu weit ging - folgte kurz darauf die Rechnung, und die Wendung gefiel mir außerordentlich gut. Denn was hier passiert, war schon lange fällig: wer ständig in fremder Leute Angelegenheiten schnüffelt, wer überall Fragen stellt, der macht sich verdächtig. Und so kommt es, dass hier plötzlich alle gängigen Rollen von Täter, Opfer, Ermittler und Verdächtige komplett über den Haufen geworfen werden. 

Durch geschickte Szenenwechsel, in denen einzelne Beteiligte über die Anschläge und möglichen Verdächtige diskutieren, wird es ziemlich unübersichtlich. Jeder könnte der Täter sein, sogar die Polizei steckt möglicherweise hinter den Drohungen. Jeder verdächtigt jeden, ein herrliches Verwirrspiel, bei dem ich dieses Mal sehr viel lachen musste und so richtig Spaß beim Hören hatte. 

Autor ist wieder Yann Krehl, der bereits für >LB 59 - DIE RACHE DER DRUIDEN< das Skript schrieb. Und auch  hier kann ich wieder sagen: eine im Grunde eher simple Story, die aber durch bissige Dialoge, sehr geschickten Aufbau und interessante Szenenwechsel genau das bietet, was ich von Lady Bedfort erwarte: der richtige Mix aus ein wenig Spannung (dem Genre entsprechend eher soft), gepaart mit interessant ausgebauten Charakteren und pfiffigen Dialogen. Bitte mehr davon, Yann! :-)

Für die aktuelle Folge konnten einige neue Sprecher gewonnen werden. So haben - falls ich nichts übersehen habe - zum Beispiel Ulf-Jürgen Wagner, Gerald Paradies, Markus Pfeiffer ihren ersten Auftritt in der Reihe. Und ich fand sie passend gewählt, sie haben die undurchsichtigen Charaktere und ihre Verschwörungen sehr gelungen verkörpert.  Peters-Arnolds, Debora Weigert und Martin Kautz sind bereits aus früheren Folgen bekannt, auch hier fand ich die Sprecherwahl stimmig und gut für die Folge geeignet. 

Insgesamt eine Folge, die zwar etwas gemütlicher startet, die sich dann aber zügig entwickelt und richtig gute Dialoge, Szenen und komische Momente bietet. Und das neue Orchester kann sich wirklich hören lassen :-)

Wertung: 9,5 von 10 Drohanrufe

SaschaSalamander 09.09.2013, 08.52 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 36

GELESEN / GEHÖRT
1 - Enders (L Price)
1 - Das Labyrinth der Spiegel (S Lukianenko)
1 - Lady Bedfort 67 - die verschlossene Kammer (Hörplanet)
1 - Die drei ??? 162 - Der verschollene Pilot (Europa)


GESEHEN
Pom Poko
2 - Sponge Bob Schwammkopf Staffel 1
2 - Twin Peaks Staffel 2
2 - Doctor Who Staffel 3


NEUZUGÄNGE
Der Junge, der sich in Luft auflöste (S Dowd)
Schantall, tu mal die Omma winken (K Twilfer)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 08.09.2013, 20.41 | (0/0) Kommentare | PL

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