SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Krimi

Mord am Leuchtturm

Klaus-Peter Wolf kenne ich von unzähligen Filmen, Romanen und Krimis für Jugendliche und Erwachsene. Alle Titel, Reihen und Romane aufzuzählen und auch die Variationen seiner Themen zu beschreiben würde hier bei weitem den Rahmen sprengen. Daher möchte ich einfach nur auf seine >Homepage< verlinken. Er ist ein Autor, den ich sowohl für seine Vielseitigkeit als auch seine intensive Recherche und den Realitätsbezug schätze, sodass ich gar nicht mehr zählen kann, wieviele Titel ich schon von ihm verschlungen habe.

Kurzgeschichten allerdings bin ich von ihm nicht gewohnt, nur auf der CD >STILLE WASSER SIND TIEF< gab es eine Geschichte von ihm als Highlight zum Abschluss. Mit MORD AM LEUCHTTURM gibt es jetzt endlich Nachschub "für zwischendurch", und natürlich musste ich unbedingt hören, wie das umgesetzt wurde ;-)

Das Buch umfasst 17 Geschichten, für die drei CDs wurden sechs davon ausgewählt und von unterschiedlichen Sprechern vorgetragen. Sätze wie "bei den Sprechern muss man eh nicht mehr sagen, wie toll sie sind" gefallen mir in Rezensionen gar nicht, aber gerade auf dieser CD fällt mir wirklich kaum etwas anderes ein: Stefan Kaminski, das Stimmwunder. Julia Nachtmann, die ich für ihre Vorträge vor allem in Jugendromanen schätze. Jacob Weigert mit seiner angenehmen Stimme. Dietmar Wunder und Bernd Stephan, fast schon "Klassiker", deren Stimmen nahezu jedem Deutschen bekannt sind. Und Claudia Michelsen, über sie kann ich offen gesagt nichts erzählen, da ich nicht fernsehe und die von ihr eingesprochenen Hörbücher nicht in mein Beuteschema fallen, doch sie fügt sich nahtlos zu den anderen. 

Kurz ein paar Gedanken zu den einzelnen Geschichten:

INTERVIEW MIT EINEM KILLER
Eine sehr kurze Geschichte, die zeigt, wie gut der Autor sich in seine Charaktere hineinversetzen kann. Fast schon beängstigend klar schildert der Protagonist seine Taten als Leuchtturmmörder. Und dann, zum Abschluss, ein unerwarteter Twist, zack Ende, der Hörer steht und staunt, bleibt nachdenklich, es schwingt sehr viel Gesellschaftskritik mit und wirft Fragen auf, denen man sich nicht stellen möchte. Sehr schöne Einleitung  in das Hörbuch.

INTERNETHEXEN
Ich liebe den trockenen Humor des Autors: "Hexe Hedwig Janischewski", das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Was anfängt wie ein Spiel, was einfach nur nach Horoskop und Zufall klingt, wird plötzlich grausamer Ernst. Hier verlässt der Autor ausnahmsweise seinen Realitätsbezug und lässt den Leser darüber philosophieren, dass Glück und Leid zwei Seiten einer Medaille sind. Dennoch sehe ich die Geschichte weniger kritisch als einfach unterhaltsam, erinnerte mich beinahe ein wenig an Kings "Thinner". 

MAMIS HELD
Kurz und böse. Ich liebe es, wenn Kinder böse sind, grausamer und erschreckender kann eine Geschichte kaum sein. So unschuldig nach außen, und doch so durchtrieben, herrlich was der Autor hier darstellt. Und auch hier die Gedanken so nachvollziehbar, der Protagonist so realistisch, dass man sich fast schon vor sich selbst fürchtet und dem, was womöglich in einem selbst stecken könnte ... 

DAS MÖRDERISCHE KRIMIDINNER
Mit 24 Tracks auf 1 1/2 CDs ist dies die längste Geschichte der Sammlung. Und ich bin sicher, es dürfte die Lieblingsgeschichte aller Leser und Hörer sein! Der Autor verarbeitet hier seine Erfahrungen, die er real als Teilnehmer beim Promi-Dinner machen durfte. Was davon in seiner Geschichte nun Realität und was Fiktion ist, vermag man als Außenstehender nicht immer zu sagen. Auf jeden Fall ist diese Story ein Leckerbissen für alle Wolf-Fans. Ann-Kathrin Klaasen und Weller treten auf, aber auch sonst finden sich viele Bezüge. Regelmässige Leser werden unzählige Referenzen finden und sich über all die kleinen Häppchen freuen. Dazu kommt der typische Humor, mit dem er die Absurdität des Filmdrehs schildert, ich habe viel gelacht. 

SANDRA UND ANNA
Eine kurze Episode um das Thema häusliche Gewalt mit unerwartetem Twist am Ende. Besonders die Perspektive aus Sicht des gewalttätigen Ehemannes war beängstigend real. Ich selbst konnte wenig mit der Geschichte anfangen, in ihrer Art der Erzählweise und des Inhalts steht sie den anderen allerdings in nichts nach, es sind in diesem Fall einfach die persönlichen Vorlieben, die über "mag ich" oder "mag ich nicht" entscheiden. 

DER NYLONSTRUMPFMÖRDER
Der Nylonstrumpfmörder rundet die CD ab, wie schon in der ersten Geschichte tritt ein Täter als Ich-Erzähler auf. Geschickt gewählt und mitreißend erzählt. 

Der Autor wechselt wie es für ihn üblich ist sehr oft die Perspektive, auch innerhalb der teils sowieso schon sehr kurzen Geschichten. Jedoch geht er dabei nicht so sprunghaft vor wie in den Romanen (für die muss ich mir sonst immer eine Liste mit allen beteiligten Personen anfertigen), aufgrund der Kürze bleiben die Charaktere also überschaubar. Und auch der Lokalkolorit darf nicht fehlen, findet sich ja bereits im Titel des Werkes. Wolf versteht es, seiner Heimat Charme und Persönlichkeit zu verleihen, am liebsten würde ich sofort den nächsten Urlaub buchen, trotz all der blutigen Morde, die dort geschehen ;-)

Eine sehr schön zusammengestellte Sammlung, gekonnt vorgetragen und genau richtig für den kurzen Krimi zwischendurch, mit Hirn, Herz, Humor und einigen Leichen ... 

SaschaSalamander 14.08.2014, 09.19 | (0/0) Kommentare | PL

Das Nebelhaus

Eric Berg ist das Pseudonym des bekannten Autors Eric Walz, der bisher vor allem historische Titel veröffentlichte. Schon lange wollte er einen Kriminalroman schreiben, und das hat er mit DAS NEBELHAUS nun getan. Ich war neugierig, denn der Inhalt klang sehr vielversprechend:

Die Journalistin Doro Kagel will einen Beitrag schreiben über den Fall der Blutnacht: mehrere Jugendfreunde trafen sich auf Hiddensee, und dann wurden drei der Anwesenden (Bewohner, Gäste, Personal) von ihnen erschossen. Der Frau, der die Waffe gehört und die als Täterin gilt, liegt im Koma und kann sich nicht zu den Geschehnissen äußern. Doro versucht mit Hilfe eines jungen Mannes, der dabei war und überlebte, mehr über die schreckliche Tat zu erfahren. 

Die Handlung wird sehr geschickt auf zwei Ebenen erzählt. Sie beginnt mit Doro, die den Sohn der Bediensteten interviewt. Sie freunden sich an, und dadurch kommt Doro - und mit ihr der Leser - hautnah an den Ort des Geschehens, denn der Vater lebt noch immer auf der Insel und hat das Haus (den Tatort) unverändert gelassen. Langsam aber stetig erfährt die Journalistin immer mehr. Während sie die Geschehnisse aufrollt, wird der Hörer in die Vergangenheit geführt: alle Anwesenden des Treffens werden vorgestellt, beginnend vom ersten Aufeinandertreffen über die Zeit des Beisammenseins bis hin zur Mordnacht. 

Dem Autor ist es sehr geschickt gelungen, die Handlungsbögen so zu verweben, dass beide ein großes Puzzle ergeben. Was in einem Strang als Frage aufgestellt wird, kommt kurz darauf als Antwort der anderen Erzählebene. Die Geschichte bezieht ihre Spannung aus den teils wie nebenbei erwähnten Details, und es ist kaum möglich das Hörbuch zu unterbrechen. Nur noch ein paar Minuten, um die nächste Antwort zu erfahren, ehe man es sich versieht, sind 660 Minuten verstrichen. Langweilig wird es an keinem Punkt, zu geschickt hat Eric Berg immer wieder die nächsten Häppchen verteilt, welche die Handlung ein kleines Stück vorantreiben. Dennoch sollte man ein wenig Geduld mitbringen, denn er lässt sich dabei genüsslich Zeit und erzählt sehr gemütlich. 

Die Handlung bietet sehr viele Wendungen, sodass jeder im Laufe der Geschichte einmal verdächtigt wird. Geschickt legt der Autor die Fäden, lässt den Leser / Hörer in die Falle tappen und weidet sich daran, im letzten Moment wieder eine neue Erkenntnis zu präsentieren, die alles in ein neues Licht rückt. Besonders clever ist dabei der Schachzug, dass der Leser / Hörer nicht weiß, wer die Überlebenden sind. Dadurch ist auch unklar, ob eine Person Täter ist oder womöglich selbst getötet wurde. Auch das Motiv bleibt bis kurz vor Ende im Dunkeln, und auch hier werden sehr viele Theorien aufgeführt und wieder verworfen. Ein Verwirrspiel allerfeinster Güte!

Die Charaktere sind glaubwürdig dargestellt. DAS NEBELHAUS ist eine Geschichte voller psychischer Abgründe. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder der Beteiligten trägt eine Schuld tief in sich, und jeder hätte ein Motiv. Das Erschreckende daran ist, dass man als Leser sich zwar nicht mit jedem identifizieren, jedoch alles Verhalten nachvollziehen kann und somit erkennt, was in jedem von uns schlummert und jeden Moment hervorbrechen könnte. 

Gesprochen wird das Hörbuch von Anneke Kim Sarnau und Jürgen Uter. Sarnau begleitet den Hörer bei den Ermittlungen der Gegenwart, Uter erzählt, was damals wirklich geschah. Beide sind mir als Hörbuchsprecher bis dato nicht bekannt, sie machen ihre Sache jedoch sehr gut und nehmen sich als Person soweit zurück, dass die Handlung optimal wirken kann. Unaufgeregt, dem ruhigen Erzählstil angemessen, sodass man ihnen gerne 11 Stunden lauscht. 

Auch, wenn ich den Autor bisher nicht kannte und glaubte, in Sachen Krimi schon die meisten Kniffe und Tricks der Erzähltechnik zu kennen, war ich sehr positiv überrascht. Eric Berg hat es geschafft, mich zu fesseln und begeistern. DAS NEBELHAUS ist ein ungewöhnlich erzählter Krimi, der lange im Gedächtnis bleibt ... 

SaschaSalamander 28.07.2014, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Schattengrund

Ein weiterer Roman von Elisabeth Herrmann. Von ihren Jugendbüchern hatte vor allem >LILIENBLUT< mich damals sehr bewegt. Und kürzlich durfte ich sie sogar persönlich kennenlernen und auf >zwei Lesungen< erleben. Unter anderem stellte sie dabei ihren Jugendthriller SCHATTENGRUND vor. Angefixt, wollte ich danach natürlich sofort das Buch lesen. Et voilá, hier meine Gedanken dazu:

Bei der Verlesung des Erbes erhält Nico ein paar seltsame Gegenstände. Und die Aussicht, das Haus Schattengrund in Siebenlehen zu besitzen, falls sie einige Rätsel löst, die mit diesen Gegenständen zusammenhängen. Da sie noch sechs Wochen lang minderjährig ist, verbieten ihre Eltern dies. Überhaupt kann Nico nicht verstehen, warum ihre Eltern das Erbe auf jeden Fall ausschlagen wollen, ohne sich das Haus überhaupt angesehen zu haben. Also beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch was sie in dem kleinen Ort erwartet, hätte sie niemals geahnt: Die Menschen reagieren mit Feindseligkeit, sie wird nicht nur bedroht, sondern es wird sogar ein Mordanschlag auf sie verübt. Nachts wird sie von seltsamen Träumen geplagt. Nach und nach versucht Nico das Geheimnis ihrer eigenen Vergangenheit zu lüften. Was hat es mit Schattengrund auf sich? Warum sind die Bewohner so böse zu ihr? Was ist damals wirklich geschehen?

Sowohl die Wortwahl der Autorin, als auch die Stimme der großartigen Laura Maire und der packende Inhalt haben mich wie erwartet recht schnell in ihren Bann gezogen. Aber der Reihe nach: 

SCHATTENGRUND erzählt die Geschichte aus Sicht von Nico. Dadurch ist es dem Leser möglich, intensiv in die Gedankenwelt des Mädchens einzutauchen. Auch, wenn Nicos Verhalten nicht immer dem des Lesers entspricht (sie oft sogar völlig gegensätzlich handelt), ist es doch stets nachvollziehbar, und ich konnte mich sehr gut in die Lage des Mädchens hineinversetzen. Die anfängliche Unsicherheit, die sich schrittweise verdichtet und am Ende in eine tödliche Gefahr steigert, wird wunderbar dargestellt. Die Probleme der Protagonisten werden zum Problem des Lesers: wem kann man trauen? Handelt es sich um Einbildung, oder steckt mehr dahinter? War es ein dummer Zufall oder ein Anschlag? 

Der Leser weiß nur minimal mehr als Nico. Allerdings sind alle Informationen, die man erhält, zwar Hinweise darauf, DASS etwas geschehen ist, jedoch niemals für das, was sich tatsächlich ereignet hat und inwiefern die jeweilige Person darin beteiligt war. Die gut gemachten Szenenwechsel sowie die Darstellung der weiteren Charaktere führt dazu, dass man immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt wird und im Laufe des Buches wohl jeden einmal verdächtig, gleich welchen Alters oder Geschlechts. Die Bedrohung bleibt stets präsent, und ich konnte das Hörbuch kaum ausschalten, wollte immer einen weiteren Track hören, um endlich dem Rätsel ein Stück näher zu kommen. 

Sprachlich kann ich ein Hörbuch natürlich weniger gut beurteilen als einen Roman, den ich gelesen habe. Was mir jedoch auffiel: die Worte gehen sehr gut ins Ohr, wie nebenbei lässt sich der Text verstehen und verarbeiten. Ohne Fremdworte und ohne komplizierte Satzstrukturen, aber doch mit malerischen Worten umschrieben, sodass selbst Gefahr, drohender Tod und die schrecklichen Erkenntnisse von damals so weich und poetisch klingen wie eine Gutenachtgeschichte. Dies macht es umso erschreckender, dringt umso tiefer, reißt es den Hörer vor allem beim Showdown aus dem gemütlichen Lesesessel. 

Was bei einem Jugendroman dieser Art natürlich nicht fehlen darf ist eine Romanze. Sehr gelungen finde ich, dass es dabei niemals kitschig wird. Wer also auf Küsse, Kuscheln und Herzklopfen steht, wird enttäuscht. Umso realistischer dafür die Gefühle, die Nico für Leon empfindet, und umso drängender ihre Angst, ob er nicht doch mehr weiß, als er zugibt. Ob nicht vielleicht sogar er es sein könnte, der ... 

Obwohl es ein Jugendroman ist, ist die Geschichte sowohl durch ihr ab der Mitte des Buches auftretenden Thematik als auch durch die Darstellung der Charaktere als Krimi für Erwachsene sehr gut lesbar. Auch, wenn es vermeintlich recht einfach aufgebaut ist und einfach geschrieben, wird auch der Erwachsene Leser gefordert mitzudenken und dem Handlungsverlauf zu folgen. Zwar war die Überraschung dann nicht so groß für mich wie erwartet (zumal ein guter Autor das Buch so strickt, dass man mit ein wenig Erfahrung selbst auf die Lösung kommen könnte aber einfach zusehr in der Handlung gefesselt ist als dass man es erkennt), aber der Weg dorthin war so gewunden und voller Wendungen, dass es eine reine Freude war, die CD zu hören. 

Laura Maire als Sprecherin war für mich einer der Gründe, SCHATTENGRUND als Hörbuch zu kaufen. Sie verfügt über ein breites Spektrum an Emotionen, Tönhöhen, Stimmen, Sprechweisen, Sprachmelodien. Für ihr junges Alter ist sie bereits sehr geschickt darin, auch ältere Personen zu imitieren, die jeweiligen Charaktere klingen glaubwürdig und zum Greifen nahe. Besonders gefällt mir, dass sie zwar schreien kann und ihre Stimme höher schraubt, um Wut oder Panik umzusetzen, dabei aber immer noch angenehm zu hören ist ohne den Ohren zu schmerzen (eine Gabe, die nur sehr wenige Frauen beherrschen *g*). Ein Hörbuch von Laura Maire ist für mich gleich einem Film, den ich vor mir sehe, oft sogar noch farbenprächtiger und detailreicher, da ich ihn mit eigenen Assoziationen ausschmücken kann. 

Das Hörbuch ist gekürzt, dabei habe ich aber keine Szene vermisst, alle Fragen wurden beantwortet. Gute Arbeit, welche der Verlag geleistet hat. 

Insgesamt war SCHATTENGRUND ein spannendes Hörbuch, das ich an wenigen Tagen verschlungen habe. Hervorragende Unterhaltung, die ideal ist, um nach der Arbeit die Auszeit zu genießen und sich mit Nico nach Schattengrund zu begeben ... 

9 von 10 kopflose Krähen 

SaschaSalamander 17.06.2014, 09.08 | (0/0) Kommentare | PL

Bluthatz

Inga "Jägerin" Jäger und Kai "Rübezahl" Gebert werden kurz nach Abschluss des letzten Falles bereits in den nächsten verwickelt. Ein einflussreicher Mitarbeiter aus Eltvilles Rathaus wird grauenvoll hingerichtet. Schnell zeigt sich, dass er viele Feinde hatte und die Zahl der Verdächtigen nicht gerade klein ist. Doch die weiteren Geschehen machen deutlich, dass mehr dahinter stecken muss als eine persönliche oder politische Feindschaft. Was spielt sich hinter den Türen des Rathauses ab?

BLUTHATZ ist der zweite Band des Ermittlerduos und knüpft nahtlos an >IHR UNSCHULDIGES HERZ< an. Ich weise vor allem auch deswegen auf meine alte Rezension hin, weil vieles, das dort steht, auch 1:1 auf diesen Band übertragbar ist hinsichtlich Sprache, Charakteren und anderen relevanten Merkmalen. 

Band eins ist bereits eineinhalb Jahre her, die Leser hatten viel Zeit, einige der Inhalte zu vergessen. Der Autor (Richard Hagen ist ein Pseudonym von Ivo Pala) geht also gelegentlich in Anspielungen auf die Vorgeschichte ein, sodass man sich schnell wieder in das Setting einfindet. Ich fand es schön, den Freunden wieder zu begegnen, vor allem Falkenberg ist wieder auf ihre ganz eigene Weise mitten im Geschehen. Eine detaillierte Charakterisierung möchte ich also gar nicht weiter ausführen, sondern verweise auf meine alte Rezension ;-)

Sprachlich wie auch schon im ersten Band und wie diesmal auch im >ersten Satz< des Prologes und ersten Kapitels erkennbar: die Sätze sind gelegentlich ziemlich lang und verschachtelt. Vor allem, wenn der Autor erklärt oder längere Szenen beschreibt, werden die Sätze immer länger. Trotzdem fällt es nach einigen Seiten nicht schwer, sich in dem Buch fallenzulassen und den Protagonisten zu folgen. Denn die Sprache an sich ist eher einfach gehalten und lässt sich angenehm lesen, sodass man an spannenden Stellen ziemlich über die Seiten rast. 

Gebremst wird der Lesefluss gelegentlich von zahlreichen Erklärungen rund um Rezepte, medizinische Hintergründe, die historische Geschichte des Ortes, Kriminalstatistik und andere recherchierten Informationen. Wer solche detaillierten Beschreibungen mag, wird begeistert sein, da sie gut in die Dialoge und Handlung integriert sind. 

Insgesamt empfinde ich auch den zweiten Band wieder als Pageturner, den ich in kürzester Zeit gelesen hatte. Gelegentliche Szenen habe ich allerdings überflogen, diesmal gab es sehr viel "literarisches Bullet-Time". Die Handlung erstreckt sich von der ersten bis zur letzten Seite nur über eine sehr geringe Zeitspanne, die jedoch durch extrem viele Details sehr gestreckt wird, sodass neben der Handlung auch sehr viel Input, Charakterisierung, Innenansicht, Hintergrundinformation gepackt wird, um einen kurzen Moment zu füllen. 

Auch, wenn BLUTHATZ für sich stehen kann, empfehle ich zuerst die Lektüre des Vorgängers, um beide Bücher entsprechend zu genießen ;-)

SaschaSalamander 27.05.2014, 09.10 | (0/0) Kommentare | PL

Todestrieb

Zu Nora Schwarz aka Britta Hasler gibt es sehr viel zu erzählen. Aber bevor ich mich ständig im Blog wiederhole, verweise ich einfach auf meinen >Beitrag<, den ich Anfang des Jahres zu ihr verfasst habe.

Mit TODESTRIEB schreibt sie nun ihren ersten düsteren Thriller unter dem Pseudonym Nora Schwarz. Ein berühmter Skandal-Fotograf wird unter brutalen Umständen ermordet aufgefunden. Hanna Mantolf und ihr Kollege Tom Krohne ermitteln. Es gibt ebensoviele Motive wie mögliche Täter, der Mann hatte sich viele Feinde gemacht in seinem Leben. Doch je tiefer die beiden in die Welt des Künstlers abtauchen, desto mehr werden auch Hannas Verwicklungen in diesen Fall offenbar. 

Eine der Stärken der Autorin ist die greifbare und überaus menschliche Darstellung ihrer Protagonisten, aber auch aller auftretenden Nebencharaktere. Mit Fingerspitzengefühl beschreibt sie ihre Figuren, lässt sie zerbrechlich wirken, verletzbar. Die Art und Weise, wie die Menschen in ihren Büchern miteinander umgehen, wie sie sich verhalten, was sie tun und denken, das geht über eine reine Charakterisierung hinaus, vermittelt einen Inhalt zusätzlich zur Handlung des Buches. Es schwebt viel Ungesagtes zwischen den Figuren, das den Fortgang der Geschichte maßgeblich beeinflusst, und der Leser kann viele Ereignisse eher erspüren als tatsächlich begreifen, das Lesen erfordert sehr viel Initution, wodurch der Leser sich der Geschichte weit mehr verbunden fühlt als würde der Plot auf klassische Weise erzählt werden. 

Auch das Spiel der Charaktere untereinander ist sehr gut abgestimmt. Die beiden Dominas, die aufeinandertreffen, sich umkreisen, belauern. Der "unschuldige kleine Junge" Tom Krohne vs die pralle erotische Welt der Latexdomina im Studio. Die enttäuschte Ehefrau trifft auf die Geliebte ihres Mannes. Der Alltag ihrer Figuren strotzt nur so von Begegnungen, dynamischen Interaktionen, Entscheidungen.

Besonderes Augenmerk legt die Autorin auf ihre Protagonistin Hanna Mantolf, deren Rollenkonflikte sehr lebendig beschrieben werden. Energische Ermittlerin, unnahbare Kollegin, enttäuschte Tochter, alleinerziehende Mutter. Dazu eine Vergangenheit, an der sie schwer trägt und die sie im Laufe ihres Buches zu verarbeiten beginnt. Aber keine Sorge, den Leser erwartet keine depressive Persönlichkeit a la skandinavischer Krimi, auch keine billige Möchtegern-Powerfrau, sondern eine selbständige, realistische und in allen Punkten menschliche, durch und durch normale Frau. 

Wie schon in ihrem Roman >DAS STERBEN DER BILDER< zeigt Nora Schwarz auch ein Gespür für geschicktes Storytelling. Die Handlung ist perfekt getimed, kein Wort zieht das Buch in die Länge, niemals wird es hektisch oder rasant. Der Leser ist anfangs im Unklaren, erst nach und nach entrollt sich das Geschehen. Oft glaubt man etwas zu wissen, nur um kurz darauf eines Besseren belehrt zu werden. Wie mit der Karotte am Bindfaden lockt sie den Leser, immer ein Stück voraus, man muss nur danach schnappen, es ist greifbar, sichtbar, und doch unerreichbar. Sie genießt es, den Leser zappeln zu lassen, bis alles in einem gewaltigen Showdown endet. Doch bis es soweit ist, muss man sich auf einige Twists und Überraschungen gefasst machen.

Nora Schwarz kann hervorragend mit Worten spielen. Ich empfinde ihre Bücher nicht als reine Unterhaltung sondern genieße auch ihren Umgang mit der Sprache. In diesem Fall hat der Verlag leider einiges zerstört, sei es der schwierige Lesefluss durch fehlende Absätze, inflationärer Gebrauch von Kommata oder schlechtes Korrektorat. Das ist jedoch nichts, was ich einem Autor ankreide, der Punktabzug geht eindeutig an den Verlag.

Sie selbst dagegen nutzt ihre Worte als Werkzeug, sie umschmeichelt den Leser, führt ihn mal sanft, mal brutal an der Leine, und im passenden Moment schafft sie es, mit nur einem Satz, einem Wort wie ein Donnerschlag zu schockieren. So punktgenau zu treffen ist nur möglich, wenn Sprache über den reinen Gebrauch von Worten hinausgeht, wenn sie bewusst eingesetzt wird. 

Passend dazu eine Aussage, die sie auf Facebook gepostet hat (danke, dass ich das hier verwenden darf): "Es gibt für mich nichts Erfüllenderes als so eine Lesung. Egal wie viele Menschen da vor mir sitzen, allein die Situation ist wunderschön. Ich bin zum Geschichtenerzähler geboren, das merke ich immer wieder. Und in solchen Momenten fühle ich eine solche Macht .... eine viel größere Macht als damals in der Zeit, als ich noch als Domina gearbeitet habe....Dann fühle ich, dass ich genau auf dem richtigen Weg bin." Dem kann ich nichts hinzufügen und damit möchte ich meine Rezension abschließen ;-)

SaschaSalamander 21.03.2014, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL

Leide

AUTOR

Siegfried Langer fiel mir damals durch das Buch >VATER MUTTER, TOD< auf, das mich restlos begeisterte. Auch der Nachfolger >STERBENSWORT< hatte mir gefallen. Auf LEIDE war ich nun also neugierig, was ihm diesmal eingefallen war, um seine Leser zu unterhalten. 


INHALT

Die Geschichte handelt von einer Privatdetektivin, die von der schrulligen Nachbarin einen vermeintlich harmlosen Auftrag erhält. Dieser bringt sie jedoch in Lebensgefahr. Auch handelt LEIDE von dem jungen Polizisten, der aus privaten Gründen nach Berlin versetzt wird und mit seinem ersten Fall sofort mit einem brutalen Mord konfrontiert wird. Und dann ist dann ist da noch der Täter, dessen Handeln und Motive nach und nach aufgerollt werden.


AUFBAU

Der Prolog beginnt ziemlich brutal mit einem Kind, das eine Fliege quält. Es liest sich unangenehm, und schon hierbei verzieht der Leser schmerzerfüllt das Gesicht, leidet mit dem armen Tier. Der Blick des Jungen zur Katze lässt den Leser Schlimmes ahnen und bereitet ihn darauf vor, was geschehen wird, wenn dieses Kind erwachsen ist und das Quälen von Tieren nicht mehr die gewünschte Befriedigung verspricht ... 

Das Buch selbst springt zwischen den Charakteren hin- und her. Keine Besonderheit, das machen viele Romane. Was allerdings eher ungewöhnlich, beinahe schon ein Markenzeichen für Langer ist, das ist der Wechsel zwischen den Zeitebenen. Pfingsten, Mai, Juni, irgendwann in der Vergangenheit, unchronologisch erzählt und dadurch zu Beginn etwas verwirrend.

Da der Täter jedoch bekannt ist und sich die einzelnen Puzzleteile schnell zusammenfügen, ist es hier eine nette Umsetzung, jedoch nicht mehr das Nonplusultra, das es in den vorherigen Bänden war. Die Handlung ist dem Leser recht schnell klar, nur die Frage, wie es dazu kam und welches das Motiv des Täters ist, bleibt bis kurz vor Ende offen. 


CHARAKTERE

Die Charaktere scheinen darauf angelegt, weitere Krimibände folgen zu lassen. Sie entwickeln sich im Laufe der Handlung, der Leser erfährt einiges über ihr Privatleben, und gegen Ende werden einzelne Stränge verknüpft, sodass man sie zukünftig gut gemeinsam agieren lassen kann. Und ein erster Konflikt ist bereits vorprogrammiert, denn der nette Bestattert von nebenan kommt als möglicher Partner ebenso in Betracht wie der Polizist. Auch die Familienangehörigen bieten sehr viel Raum für weitere Geschichten. Und vor allem sind alle sehr sympathisch, haben zwar ihre Macken aber sind nicht ganz so tragisch und depressiv wie in den von fast allen (mir nicht) geliebten skandinavischen Thrillern. Bei Langer gibt es gelegentlich noch ein Schmunzeln, sehr viel Selbstironie und witzige Momente. Eben der alltägliche Wahnsinn im menschlichen Miteinander.

So ungern ich Fortsetzungen lese, aber hier schreit alles gerade zu danach, und ich würde mich sehr freuen, falls Langer weitere Ideen zu Papier bringt.


STIL

Der Stil hat mich wenig überrascht, da bleibt Langer sich treu: unterhaltsame Kost, die flink zu lesen ist und nach einem anstrengenden Tag nette Abwechslung bietet, ohne den Leser zu überfordern. Schlichte Sätze, keine weiteren Fremdwörter, nur wenige Grundzutaten. Also perfekt für zwischendurch, ich hatte mich bereits zu Recht wieder darauf gefreut und es sehr genossen. 

Besonders gefällt mir, wie Langer mit den Erwartungen der Leser spielt und diese dann binnen eines Satzes in Stücke reißt. Gelegentlich ist laterales Denken gefordert: die Dinge nicht einfach automatisch ergänzen sondern wirklich genau lesen, was tatsächlich gesagt wurde. So habe ich mich zum Beispiel köstlich über die erste Szene amüsiert, in der eine Mutter ihrem Kind das Pausenbrot für den Tag bereitet. Köstlich! Ich mag es, wenn Autoren mit dem Gehirn Katz und Maus spielen :-)

Was ungewöhnlich ist, das ist dieses Mal die Brutalität, mit der der Täter vorgeht. Die anderen Bücher gingen ja schon nah, hier jedoch ekelte es mich stellenweise. Weniger wegen blutrünstiger Momente (die gab es, wurden jedoch erfreulicherweise nicht ausgeschmückt) als vielmehr die psychische Folter, die der Täter anwendet. Er ist ein Teufel in Menschengestalt, das wird sehr gut transportiert, einem solchen Menschen möchte niemand begegnen ... 


FAZIT

LEIDE ist wieder ein gelungener Roman von Siegfried Langer, der auf weitere Fälle der Ermittler hoffen lässt. Flink zu lesen, sympathische Charaktere und vor allem atemlose Unterhaltung. Perfekt für einen verregneten Nachmittag im Lesesessel ...


Wertung: 9 von 10 Internetdates

SaschaSalamander 03.02.2014, 08.16 | (0/0) Kommentare | PL

Blinde Vögel

Das Ermittlerteam aus >FÜNF< wird mit einem neuen Mordfall konfrontiert. Erst sind es eine erdrosselte Frau und ein erschossener Mann. Die Spuren führen zu einer Lyrikgruppe auf Facebook, bald stirbt dort eine weitere Person, der Tod greift um sich, und einige Mitglieder der Gruppe scheinen mehr zu wissen als andere. Was bedeuten die seltsamen Anspielungen? Warum mussten einige von ihnen sterben?

Der Stil von Poznanski gefällt mir, auch schon in anderen Werken, ob nun Jugendkrimis wie >SAECULUM< oder >EREBOS<, Dystopien wie >DIE VERRATENEN< oder ein Krimi wie FÜNF. Sie schreibt unaufgeregt, ruhig und vermittelt Spannung nicht durch Action und Gewalt sondern durch eine mitreißende Handlung. Das ist eine angenehme Abwechslung zum "schneller, höher, weiter" - Trend der modernen Medien und beweist, dass es auch noch Leser gibt, die gerne mitdenken statt nur zu konsumieren. 

Das Privatleben der Ermittler wurde sehr schön in den Fall eingebracht. Für meinen Geschmack gelegentlich etwas zuviel, aber das ist bei dieser Art Krimis üblich und für die meisten Leser interessant. Sehr schön wird geschildert, wie die beiden sich näherkommen, welche Gewissenbisse die Protagonistin plagen und was sie bewegt. 

Poznanski widmet sich gerne modernen Themen, etwa dem LARP, Geocachen, Computerspielen oder wie in diesem Fall Facebook. Nein, nägelkauend saß ich nicht davor, wenn Sawatzki die Dialoge aus Facebook vorlas, die Spannung hielt sich in Grenzen. Dennoch war ich gefesselt, wollte mehr darüber erfahren. Es gelingt der Autorin sehr gut, die einzelnen Beteiligten nur anhand weniger Facebook-Kommentare oder Likes zu greifbaren Personen zu machen, die man symnpathisch oder unangenehm findet, man möchte mehr über sie erfahren, fragt sich was wohl als nächstes passieren wird und welche Reaktionen auf bestimmte Vorgehen der Ermittler folgen werden. 

Was mir auch sehr gut gefiel: alles erschien mir absolut nachvollziehbar und logisch, die einzelnen Schritte bauten gut aufeinander auf und fügten sich wie ein Puzzleteil an das andere. 

Einziges AAAAABER: der Schluss. Eieiei, das war etwas zuviel. Offen gesagt empfand ich den Roman und den Schluss als zwei verschiedene Werke. Es war zwar nachvollziehbar und logisch, aber es wirkte mir doch etwas aufgesetzt. Alles wirkt eher nach einer kleinen Verschwörung oder einer privaten Sache, und dann auf einmal wird aus dem kleinen gefährlichen Hai ein riesiger Killerwal, und das Buch bekommt eine zusätzliche Dimension, für die es einfach inhaltlich bisher zu klein war. Der fette Wal passt nicht in dieses kleine Becken, das auf den ersten Seiten für ihn gebaut wurde. Wie es im Buch geregelt ist, weiß ich nicht. Aber das Hörbuch besteht aus sechs CDs, und eine komplette CD ist dem Schluss gewidmet, der Begegnung zwischen Täter und Ermittler sowie der Aufklärung (in Form des üblichen "warum habe ich das getan" - Monologes des Täters), kurz davor beginnt bereits eine zusätzliche Erzählperspektive an das Thema heranzuführen, der Leser fühlt sich im ersten Moment wie im falschen Film, weil nun Schauplatz, Setting und auch Atmosphäre abrupt reißen. Dieser spontane Bruch hat mich doch sehr irritiert. 

Aber gut, auch wenn ich das Ende zu groß für das Buch fand, war es immerhin schlüssig und logisch aufgebaut, es gab für mich keine Unstimmigkeiten, und die Freude an dem Gesamtwerk wurde dadurch zwar etwas geschmälert aber nicht getrübt. Ich mag Poznanski, und ich freue mich schon auf ihr nächstes Werk, ob Jugend oder Erwachsene. 

SaschaSalamander 16.12.2013, 08.36 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 69 - Die eingebildete Kranke

Klappentext: Nach langer Suche hat Clara Bedfort endlich ihre Tante ausfindig machen können, doch der Besuch bei Amy Knowland beginnt mit einer großen Enttäuschung: die alte Dame erkennt sie kaum wieder und wirkt äußerst verwirrt und ängstlich. Sie behauptet, dass sie nachts von ihrem Fenster aus beobachtet habe, wie eine junge Frau in einen dunklen Van gezerrt und entführt worden sei. Allem Anschein nach nichts als Hirngespinste, doch als dann auch noch Mrs Knowlands Pflegerin verschwindet, beginnt Lady Bedfort ihrer Tante zu glauben.

DIE EINGEBILDETE KRANKE wurde von Thorsten Beckmann geschrieben, der unter anderem >DIE WEISHEIT DES CICERO< und >DIE CHINESISCHE UHR< verfasste. Ich finde, er macht sich inzwischen richtig gut und passt zum Stil der Reihe. Seine Stärke liegt vor allem darin, mit wenigen Beteiligten komplexe Settings zu erschaffen, die weit mehr Verwicklungen in sich bergen, als es zuerst möglich erscheint. Ich gebe zu, dass er es geschafft hat, mich lange an der Nase herumzuführen. Natürlich bleiben bei der begrenzten Zahl der Beteiligten nur wenige Täter zur Auswahl, trotzdem hat sich die Geschichte sehr schön entwickelt und mich einige Male auf die falsche Fährte gelockt. 

Einzig anzumerken ist der Einstieg, der etwas lang geraten ist und vom Storytelling her hätte gekürzt werden können. Ich habe mich einige Zeit gefragt "wann passiert jetzt endlich mal was". Aber wirklich gestört hat mich das nicht, nachträglich betrachtet sogar im Gegenteil. Denn dadurch konnte man sich schön in die Szene einfinden, und ich habe es genossen, Max wieder in Höchstform zu erleben. Hier konnte er so richtig in seiner Rolle als Butler aufgehen, wenn auch stärker und selbstbewusster als in den alten Folgen. Ich hatte auch meine Freude daran, wie die beiden alten Damen immer wieder aneinanderprallten, zwei Sturköpfe und dazwischen der junge Butler, eine sehr schöne Konstellation. Auch die Ermittlungsarbeit bekam dadurch ziemlich Pfeffer, sodass das Hören richtig Spaß machte. 

Brigitte Grothum als Amy war wirklich klasse, und fast wünsche ich mir, die alte Dame würde zukünftig noch öfter auftauchen. Überzeugend spielt sie die resolute und doch verwirrte Tante, die ein ideales Gegenstück zu Lady Bedfort darstellt. Auch die anderen Rollen sind mit Markus Pfeiffer, Peter Weis, Gerald Paradies, Maria Koschny und Philine Peters-Arnolds gelungen besetzt. Die Macher des Labels haben ein gutes Gespür dafür entwickelt, welche Sprecher harmonieren und sich gut in der Serie einfügen. Besonders in den letzten Folgen fällt auf, wie gut die jeweiligen Stimmen ineinandergreifen und zu den jeweiligen Charakteren passen, dafür ein großes Lob!

DIE EINGEBILDETE KRANKE ist somit eine Folge voller schrulliger Charaktere, einer großen Portion Max und dazu eine dicht gewebte Story, die zu erzählen der Autor sich genügend Zeit nimmt. Eine Folge zum Immerwiederhören.

SaschaSalamander 13.12.2013, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

Lemony Snicket - Der Fluch der falschen Frage

MEINE RÄTSELHAFTEN LEHRJAHRE ist eine neue Reihe von Lemony Snicket, dem Autor der REIHE BETRÜBLICHER EREIGNISSE. Die Geschichte um die drei Baudelair-Geschwister hat mich sehr bewegt, erheitert und unterhalten, und ich freute mich sehr, als ich nun die neue Reihe in die Finger bekam. Ich weiß nicht, ob meine Erwartungen zu hoch waren, ob der Stil sich nach 13 Bänden abgenutzt hat oder ob das Buch einfach nicht an die Qualität der anderen Reihe herankommt, aber ich habe es leider nach einigen Kapiteln abgebrochen, weil mich der Fortgang einfach nicht mehr interessierte. 

Die Reihe erzählt von den Jugenderlebnissen des Autors, der wie gewohnt in der Ich-Form schreibt. Er arbeitet als Praktikant einer nicht einmal mehr als mittelmäßig zu bezeichnenden Detektivin, die ihn immer wieder zurechtweist und kritisiert. Während sie im Trüben stochert, sammelt er bereits die ersten Erkenntnisse über den Fall um die verschwundene Statue. 

Der Stil ist, wie gesagt, ziemlich ähnlich zu dem der ersten Reihe. Typische Sätze wie "was hier soviel bedeutet wie" oder entsprechende Wortspiele. Trotzdem konnte es mich nicht fesseln. Das kann mehrere Gründe haben. Vielleicht, weil ich das Buch auf Deutsch las, wo einfach viel des Feuers verloren geht. Vielleicht, weil eine 13teilige Reihe witzig ist, man den Erfolg aber nicht wiederholen kann. Vielleicht auch, weil die Story nur sehr, sehr langsam in die Gänge kommt und sich viel zusehr in Andeutungen verliert statt dem Leser wirklich etwas zu bieten. 

Anderen Rezensionen entnehme ich, dass der Einstieg wohl tatsächlich sehr lang ist (darüber kam ich scheinbar nicht hinaus), es danach sehr spannend wird und dann recht unbefriedigend abbricht. Nein, das ist für mich wenig Motivation, weiterzulesen. Schade, sehr schade :(

Ich denke, es ist für Freunde der Baudelaire-Waisen einen Versuch wert, vielleicht gefällt es ja trotzdem. Aber mich konnte es nur für knapp ein Viertel des Buches überzeugen, bevor ich es beiseite legte :(

SaschaSalamander 11.12.2013, 08.29 | (0/0) Kommentare | PL

Morgenstern 00 - Ich war tot

Der Einstieg in eine neue Krimireihe des Labels Folgenreich, Autor Raimon Weber. GABRIEL BURNS, DARKSIDE PARK, PORTERVILLE, verschiedene Krimis. Inzwischen gehört er zu meinen favorisierten deutschen Schriftstellern, bei ihm ist spannende Unterhaltung garantiert. 

Die erste Folge ICH WAR TOT ist der kostenlose Einstieg in die Ebook-Reihe, quasi ein Appetizer zum Anfixen für angehende Fans. Na, da bin ich gerne dabei, neugierig habe ich mir die Geschichte geschnappt.

Morgenstern wird zu einem Fall gerufen, recht schnell tun sich unerwartete Verbindungen zu weiteren Mordfällen auf. Leider begreift der Polizist zu spät, wie nah er dem Täter bereits ist und welche Gefahr von ihm ausgeht. Mit dem, was dann geschieht, startet die neue Serie ...

Gerade einmal 29 Seiten fasst die Handlung, und doch gelingt es dem Autor, komplexe Zusammenhänge herzustellen und den Leser zu fesseln. Von Charaktertiefe, dichter Atmosphäre oder ähnlichen Dingen zu sprechen, wäre wohl vorgegriffen bei 29 Seiten, trotzdem hat Weber das Beste daraus gemacht und tatsächlich angefixt. Der Einstieg vermittelt eine sehr gute Vorstellung davon, was den Leser erwartet. Ich bin über die Seiten geflogen, atemlos gebannt, neugierig auf mehr Informationen über den Protagonisten. 

Die erste Folge habe ich mir bereits geladen, meine Neugier ist zu groß. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich auch weiterhin am Ball bleiben werde. Denn Folge 1 umfasst 37 Seiten, kostet aber stolze 2,99 Euro. Ich bin nicht knausrig und unterstütze gerne deutsche Autoren und Verlage. Aber für eine knappe Viertelstunde Lesespaß 3 Euronen ist mir doch etwas zu heftig. Im Vergleich bietet PORTERVILLE zum Beispiel für 1,50 Euro doppelte Lesemenge, und auch andere Shorties bewegen sich in etwa diesem Segment. Folgenreich liegt deutlich darüber, und ich bin gespannt, ob diese Preispolitik langfristig aufgehen wird. Sollte der Preis sinken, werde ich gerne weiterlesen, so aber warte ich doch mal auf Schnäppchen oder vielleicht ein günstiges Komplettpaket zum Staffelabschluss oder Ende der Serie. 

Eine packende Handlung, ein geschickter Autor, ein interessantes Setting. Die Serie hat echt mächtig Potential! Mal sehen, was Folgenreich draus macht ...

SaschaSalamander 10.12.2013, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

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