SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Buch

Kühlfach betreten verboten

profijt_kuehlfachbetreten_1.jpgEigentlich ist das Buch für nächstes Jahr angekündigt, und umso erfreuter war ich, es jetzt schon vor Weihnachten in meiner Buchhandlung liegen zu sehen. Gekauft, gelesen, und jetzt möchte ich meine Gedanken dazu mit Euch teilen.


INHALT

Pascha ist wieder da! Hat er im ersten Band seinen eigenen Mord aufgeklärt, sich anschließend mit einer Nonne herumgeärgert und daraufhin die seltsamen Vorkommnisse im Rechtsmedizinischen Institut beobachtet, hat er nun mit einem besonders kniffligen Fall zu kämpfen: ein Autounfall. Vier Kinder liegen im Koma, ihre Seelchen vertrauen nun in Paschas Hilfe. Die Lehrerin der Kinder saß am Steuer, sie wurde entführt. Was anfangs aussieht wie ein tragischer Unfall, entwickelt sich immer mehr zu einem Verwirrspiel aus Drogen, Kriminalität, verschmähter Liebe und Ausländerpolitik.


KÜHLFACH-REIHE

Als vierter Band der Kühlfach-Reihe ist KÜHLFACH BETRETEN ein Buch, das man nötigenfalls auch ohne das Vorwissen um die ersten drei Teile lesen und verstehen kann. Als Fan dieser Reihe rate ich aber natürlich dazu, mit KÜHLFACH 4 zu beginnen, danach folgen IM KÜHLFACH NEBENAN und KÜHLFACH ZU VERMIETEN.

Damit das Thema "Geist löst Verbrechen" nicht langweilig wird, muss Jutta Profijt sich jedes Mal etwas Neues einfallen lassen. Autoknacker und Nonne war ein netter Kontrast (Teil zwei), und der schwerverliebte Pascha (Teil drei) war auch witzig. Diesmal darf unser "Held" sich mit den Seelen von vier Kindern herumärgern. Die Kleinen sind ziemlich schwer zu bändigen und sorgen für so manchen Lacher. Der Geist eines Autoknackers als unfreiwilliger Babysitter von vier Kids, das ist wirklich mal was Innovatives, so etwas habe ich noch nicht gelesen! Die zusätzliche Würze bieten die unterschiedlichen Charaktere: ein türkischer Junge, eine Streberin, ein ausländerfeindlicher Machobubi und ein frauenverstehender Junge mit Hilfskomplex, Zoff ist vorprogrammiert.


SPRACHE, POLITICAL CORRECTNESS

Was an der Reihe besonders fasziniert, ist wohl für die meisten Leser das rotzige Verhalten von Pascha. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist politisch unkorrekt und drückt sich ziemlich deutlich aus. Klar, er war ein Kleinkrimineller, und jetzt im Tode muss er erst recht keine Manieren mehr beweisen, wem auch? Und so bekommt der Leser eine breite Palette an Tiraden geboten. Pascha wettert gegen Frauen, Türken, Kinder, Polizei, Vegetarier, Ärzte, Lehrer und was ihn sonst so alles nervt. Trotzdem kann man ihm nicht wirklich böse sein, da immer erkennbar ist, dass der so gewollt coole Typ doch eigentlich im Grunde seines Kerns einer von den "Guten" ist.

In seiner Wortwahl ist er nicht gerade zimperlich. "Hupen" und "Kümmel" für Frauen und Türken, Ölkanne für das gegelte Exemplar eines coolen Ghettogangsters. Schüler sind Lernwichtel, ein Ungeborenes ist ein Bonsaikeimling, Piercings sind Blechpickel, den Mund bezeichnet er als Quatschklappe, eine gestylte Tussi ist ein Perlhuhn. Wie gesagt, politisch absolut unkorrekt. Trotzdem ist das Buch in nicht einem einzigen Satz bösartig oder verletzend, auch wenn ich an manchen Stellen Frauenrechtlerinnen empört dreinblicken sehe, wenn es mal wieder heißt "Weiber machen nur Probleme".

Was dabei bemerkenswert ist: trotz der rotzigen Sprache schreibt die Autorin auf gehobenem Niveau, geht niemals unter die Gürtellinie, wird nicht ausfallend. Bei solcher Wortwohl und solchen Themen ein schmaler Grat, auf dem sie gekonnt balanciert. Dadurch ist dieses Buch auch für Sprachliebhaber und "empfindsame" Gemüter geeignet, die sich in anderen Büchern oft an derber Sprache stören.


AUFBAU, ERZÄHLWEISE

Das Buch hat eine sehr gut aufgebaute Handlung, von der so mancher "normale" Krimi sich eine Scheibe abschneiden kann. Aber vor allem lebt das Buch von Paschas Beobachtungen. Seinen Kommentaren über alles, was er gerade erlebt. Ohne sein schnoddriges Mundwerk wäre das Buch "nur" spannend, würde aber seinen unvergleichlichen Charme einbüßen. Die Erzählweise ist eher unüblich, aber das liegt natürlich daran, dass Pascha kein "normaler" Ich-Erzähler ist, sondern eben ein Geist. Und als solcher sieht er zwar alles, kann aber selbst nicht eingreifen. Auch kann er nur seine Beobachtungen schildern, kann jedoch keine Gedanken lesen und führt den Leser somit häufig ungewollt auf eine falsche Fährte. Denn die Autorin hält sich nicht an gängige Klischees von Gut und Böse. Wer zu Beginn unsympathisch scheint, könnte sich als Mensch mit edlen Motiven entpuppen. Und nicht jeder, der kriminell oder lästig ist, muss zwangsläufig zu den "Bösen" gehören.


FAZIT

Genial wie immer, Pascha ist einfach mein liebster untoter Antiheld. Und obwohl es schon das vierte Buch in Folge ist, wird es nicht langweilig. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, die Fälle werden immer spannender. Ich wünsche der Autorin, dass ihr die kreativen Ideen nicht ausgehen und wir noch viele weitere Abenteuer mit Pascha erleben dürfen. Für KÜHLHAUS-Fans ist der vierte Band ein Muss. Und wer Pascha noch nicht kennt: auf, auf, lest es endlich! ;-)

>Hier< gibt es ein paar Zitate, um Euch Paschas Schnodderschnauze zu zeigen und um Euch Lust auf das Buch zu machen ...

SaschaSalamander 23.12.2011, 10.42 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Die Lazarus-Formel

pala_lazarus_1.jpgDafür, dass ich mal "kurz reinschnuppern" und "dann gemütlich in Ruhe nach Weihnachten lesen" wollte, bin ich jetzt ziemlich schnell fertig geworden. Denn ich konnte es nach dem ersten Blättern nicht mehr aus der Hand legen und war am Ende erstaunt, dass das Buch nun etwa schon so schnell zu Ende war? Aber bevor ich begeistert erzähle, lieber erst einmal der Reihe nach ;-)


INHALT

Eve Sinclair forscht nach einem Mittel gegen Krebs und stößt dabei auf die Möglichkeit, den Menschen ewiges Leben zu bringen. Was für sie so faszinierend klingt, ist anderen ein Dorn im Auge, und schon bald trachtet man ihr von mehreren Seiten nach dem Leben. Der geheimnisvolle Ben rettet sie und will mit ihr gemeinsam forschen, doch seine Ziele sind unklar. Auf einer wilden Schnitzeljagd rund um den Globus versuchen sie das Geheimnis um die Unsterblichkeit zu lösen, und je näher sie dem Rätsel kommen, desto gefährlicher wird es für Eve ...


GENRE

Das Buch beginnt wie ein Wissenschaftsthriller, doch im Laufe der Handlung erhält der Roman auch vereinzelt phantastische Elemente. Bei einem Thema wie der Unsterblichkeit ist dies, denke ich, absolut in Ordnung, und komplett rational wäre dieses Thema kaum möglich. Das Buch ist weitgehend wissenschaftlich, doch dem Genre Fantasy sollte man dennoch ein wenig aufgeschlossen gegenüberstehen, da man am Ende sonst enttäuscht werden könnte.


CHARAKTERE

Die Protagonistin ist eine sympathische Figur, in die man sich sofort hineinversetzen kann. Wenngleich sie mir manchmal ein wenig naiv erscheint. Sie geht alles absolut rational und wissenschaftlich an, dabei übersieht sie häufig die Konsequenzen und glaubt blauäugig, dass Unsterblichkeit wohl die Patentlösung für alles Leiden auf dieser Erde sei, und manchmal möchte ich sie schütteln und ihr klarmachen, dass das ewige Leben kein Spielzeug ist, keine Kinderparty und ein Fun-Event. Aber es stimmt mich versöhnlich, dass sie in einigen Momenten selbst erkennt, wie trotzig und verbohrt sie manchmal agiert.

Ein schönes Gegengewicht zur überrationalen Eve ist eine Frau, die etwa zur Hälfte des Buches die Gruppe begleiten wird und deren Leichtigkeit und kindliche Lebensfreude mich begeisterte. War das Buch bis dahin nett zu lesen, wurde es nach dieser Begegnung für mich zum Pageturner. Ab diesem Moment gab es auch einige witzigen Szenen, lustige eingeschobene Sätze, die mich auflachen ließen und das ansonsten eher ernste Buch ein wenig auflockerten.

Ben, der männliche Held, ist ... na, eben ein männlicher Held. Cool, kann alles, weiß alles, sieht toll aus und ist einfach umwerfend. Wobei aber dem Leser sehr schnell klar ist, woran das liegt. Seine Identität ist bis zum Ende des Buches ein Geheimnis, auch wenn man es recht schnell erahnt (die exakte Lösung allerdings, darauf wird kaum ein Leser kommen, das ist dann doch sehr ungewöhnlich aber durchaus interessant).

Auch die Nebencharaktere sind sehr gut dargestellt, bekommen einen kleineren aber nicht minder wichtigen Part im Buch eingeräumt, in welchem ihre Hintergrundgeschichten knapp aber ausreichend dargestellt werden.


SPRACHE

Das Buch liest sich sehr angenehm: einfache Worte, klarer Satzbau, ideal zum Lesen und Entspannen. Perfekte Unterhaltung für zwischendurch, die aber aufgrund des Themas trotzdem eine gewisse Tiefe vermittelt und den Leser manchmal zu recht genauem Lesen auffordert, wenn man die Rätsel erfassen möchte.


AUFBAU

Ein klassischer Aufbau: die Heldin entdeckt ein Geheimnis, sie gerät in eine bedrohliche Situation, wird gerettet, gemeinsam flieht man und sucht nach dem "Schatz", ein neuer Mitstreiter kommt hinzu, und zwischendurch weiß man nicht mehr, wer zu wem gehört, wer Gut und wer Böse ist und wem man vertrauen kann. Atemlose Spannung wechselt sich ab mit ruhigeren Momenten, knifflige Rätsel gibt es ebenso wie actionreiche Kampfszenen. Eine sehr gute Mischung, die Ivo Pala uns in seinem neuen Roman vorsetzt. Am Ende ein ausgedehnter Showdown, der den Leser noch einmal richtig mitreißt, bevor sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst.


DAN BROWN

Ich denke, einen Vergleich mit Dan Brown muss der Autor sich gefallen lassen. Denn er bringt hier Elemente, die inhaltlich hier und da an IllUMINATI, SAKRILEG, DAS VERLORENE SYMBOL und andere Bestseller erinnern: ein Mann und eine Frau bei einer Schnitzeljagd. Religion, Mystik, Geheimbünde. Ein Geheimnis, in welches die Mächtigsten der Erde verwickelt sind. Und eine Erkenntnis von bahnbrechender Bedeutung, für welche die Menschheit möglicherweise noch nicht reif ist. Inhaltlich auf jeden Fall gibt es Parallelen (wobei Ivo Pala ein komplett neues Thema wählte und einen eigenständigen Roman schrieb, sodass der Vergleich lediglich auf Genre und Aufbau bezogen ist).

Was mich persönlich bei Dan Brown immer stört: es ist zu gewaltig, als dass ich es für real halten könnte, auch wenn er es realistisch darstellen mag, mir ist das einfach "too much". Ivo Pala dagegen lässt eine Prise Phantastik einklingen, sodass er dem Thema ein wenig an Schärfe nimmt und die Unterhaltung in den Vordergrund stellt, ohne dadurch die Spannung und Brisanz zu nehmen. Ich denke, wer Dan Brown mag, wird dieses Buch hier bestimmt auch mögen. Und wer den Hype um Dan Brown nicht mag, der könnte hier das finden, was er bei Brown vermisst hat ...


FAZIT

Sehr gute Unterhaltung, die ich in nur zwei Nachmittagen verschlungen habe. Sympathische Charaktere, eine spannende Handlung. Ich habe von der ersten bis zur letzten Seite mitgefiebert. Ich kann das Buch allen empfehlen, die Religions- und Wissenschaftsthriller lieben und aufgeschlossen sind für ein wenig Mystik. 

SaschaSalamander 22.12.2011, 09.35 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Schreibstilratgeber III

strecker_ratgeberIII_1.jpgDer erste Ratgeber hatte mich bereits überzeugt, der zweite hat die Reihe sehr gut fortgeführt, und deswegen steht nun natürlich auch der dritte Band in meiner Sammlung der Schreibratgeber. Ich möchte nicht unnötig wiederholen, was ich schon in den ersten beiden Bänden beschreiben habe, deswegen der Schwerpunkt diesmal nicht in der Darstellung sondern beim Inhalt des Buches:

Konjunktiv I und II, Indikativ, Imperativ, direkte und indirekte Rede sowie Sätze im Irrealis. Themen, die schon so manchem Schüler und späteren Autor Kopfzerbrechen bereiten. Ich ginge? Würde gehen? Wäre gegangen? Ich büke backte buk würde backen? Wann sagt man "ich zöge", wann sagt man "ich würde ziehen"? Und die wörtliche Rede ebenso: "er sagt, er sei gegangen? Er sagt, er war gegangen? Er sagt, er ginge?" Ich habe oft das Gefühl, wenn ich mich im Alltag umhöre und unbearbeitete Texte lese, dass Konjunktiv und indirekte Rede langsam auszusterben drohen. Immer seltener begegne ich der korrekten Anwendung, und gerade hier zeigt sich, wer mit Sprache umgehen kann und wer nicht.

Es gibt auch einige Beispiele zu typischen Rechtschreibfallen, vom Rückrad über den Stehgreif, den Obulus, Rythmus und ähnliche Gemeinheiten (oder für Liebhaber der deutschen Sprache: Feinheiten). Die Pluralbildung komplizierter Begriffe wie Aroma, Reis, Wasser, Datum ist ebenso Thema des dritten Bandes.

Die "Stilpolitesse" bearbeitet typische fehlerhafte Begrifflichkeiten von als / wie über denn / weil, allein / alleine. Ein kleiner Buchstabe, zwei so ähnliche Wörter, und doch eine andere Bedeutung. Und der "Deppenapostroph" ist ja spätenstens seit Bastian Sick bekannt, und trotzdem begegnet man ihm täglich immer wieder aufs Neue. Hier wird erklärt, wann man einen Apostroph setzt und wann nicht.

Mein Lieblingsthema in der Schule waren Stilmittel. Damit habe ich Klassenkameraden genervt, in eigenen Texten damit jongliert und die Lehrer in den Wahnsinn getrieben. Tautologie, Anapher, Klimax, Zeugma, Repetitio, Homoioteleuton, Oxymoron, Ellipse und viele mehr. Zugegeben, wie die Stilmittel heißen, muss man als Autor nicht wissen. Trotzdem, die Sprache wird lebendiger, wenn man sie anwendet, und diese Auflistung bietet einen sehr ausführlichen Überblick, welche Spielereien mit Sprache möglich sind.

Auch beschreibt sie, was den guten Stil eines Autors ausmacht. Ein gutes Maß an Spannung und Entspannung zu halten, Zeichensetzung beachten. Wie lässt man einen Text lebendig werden? Wie vermittelt man dem Leser nicht nur Texte, sondern ein ganzes Bild? Welche Worte blähen den Text unnötig auf, und wie kann man sie vermeiden? Und viele ähnlichen Problemchen, die ganz einfach sind, wenn man es erst einmal verstanden hat.

Zum Schluss werden wieder drei Texte einem "Kernspin" unterzogen. Nachwuchsautoren, die ihre Texte zur Verfügung stellen und daran zeigen, worauf man achtet und wie ein Text vor und nach der Bearbeitung aussieht. Korrektorat in der Praxis, nachvollziehbar und verständlich.

Wie auch schon in den anderen beiden Bänden sind die Beispiele für Stilmittel aus dem literarischen Alltag gegriffen: Thiemeyer, Stephen King, Katzenbach, Fitzel, Charlotte Link, sogar Wolfgang Petri muss für ein Beispiel herhalten, auch vor der Werbeindustrie wird mit Mars oder Ritter Sport nicht halt gemacht / Halt gemacht / haltgemacht (naa, wie gehört es richtig?). Sprache ist lebendig, und das vermittelt dieses Buch auf jeder Seite.

Der dritte Band unterscheidet sich von den ersten beiden dadurch, dass es hier besonders viele Listen und Aufzählungen gibt. Klar kann man sich die auch im Duden holen oder im Internet recherchieren. Aber hier habe ich den Inhalt gebündelt und sehr gut zusammengefasst, nicht zwischen 400 Seiten versteckt sondern sofort greifbar: kurz, präzise und verständlich. Genau richtig für alle, die flink etwas nachschlagen möchten.

SaschaSalamander 21.12.2011, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL

Rancherherzen

minden_rancherherzen_1.jpgZum Geburtstag schenkt Jimmy seinem Bruder Brad das Saloongirl Shelley. Jimmy ist ein Frauenheld, und Shelly kennt die speziellen Bedürfnisse seines Bruders, denn genauso wie Brad mag sie es etwas härter. Doch statt sich alleine mit ihr zu vergnügen, läd Brad seinen Bruder ein, mitzumachen! Dieser allerdings ist sich unsicher, zumal sein Herz der Indianerfrau Ayashe gehört.

Drei Geschichten, die zusammengehören. Die erste schildert das Aufeinandertreffen der drei Protagonisten. In der zweiten Story begegnen sich Jimmy und Ayashe. Die Bonusgeschichte zuletzt ist ein Happy End, in dem - wofür Inka Loreen Minden bekannt ist und wofür wir ihre Geschichten lieben - jeder auf seine Kosten kommt und alles auf dieser Welt endlich wieder am richtigen Platz ist .

Obwohl Brad ein Lebemann ist, ein Sunnyboy, ein Weiberheld, ist er doch sympathisch, denn er nutzt Shelley nicht aus, achtet auf seinen Bruder und die junge Frau, ist trotzdem ganz Gentleman. Stets ist erkennbar, dass es nur ein Spiel ist, und der Leser spürt richtig das Knistern. Nur ein Spiel. Oder ist da vielleicht doch mehr zwischen den beiden? Und falls nicht, könnte es dann mehr werden? Erotik über das Körperliche hinaus, das ist die Spezialität der Autorin.

Und für jeden Geschmack ist etwas dabei: Männer finden eine heiße Frau, die mit allen Sinnen genießt und später eine kesse Indianerin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Und die Mädels haben gleich zwei leckere Männer, einer maskulin und lässig, der andere eher schüchtern und niedlich. Wer es soft mag, erfreut sich an dem sanfteren Teil der Geschichten. Und wer gerne ein wenig mit Seilen spielt, kommt in der Scheune ebenfalls auf seine Kosten.

Fazit: lustvoll, erregend, unterhaltsam. Und wie immer viel zu kurz :-)

SaschaSalamander 14.12.2011, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL

Mein Leben - mit 18 mein Sturz

simsek_leben_1_2.jpgINHALT

Mihrali Simsek, dessen Namen natürlich für das Buch abgeändert wurde, sitzt wegen Totschlages für 6 Jahre und 6 Monate im Gefängnis. In seinem Buch MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ erzählt er, wie es dazu kam und wie es im Gefängnis ist. Im Grunde hätte er gute Chancen gehabt, besuchte ein Gymnasium und hatte Familie und soziale Kontakte, die ihn unterstützt haben. Doch er entschied sich für einen anderen Weg und erkannte erst zu spät, dass es der falsche war. Da war es bereits zu spät, ein junger Mann musste für diese Erkenntnis sterben, und für Mihrali begann ein neuer Lebensabschnitt


AUFBAU

Der Autor schrieb das Buch selbst, ein professioneller Schriftsteller stand ihm hierfür zur Seite. MEIN LEBEN ist gegliedert in neun Kapitel, denen jeweils ein kurzes Gedicht, ein kleiner Rap vorausgeht. Die Kapitel sind gegliedert in jeweils zwei Erzählstränge:  "Draußen" und "Drinnen". Parallel erzählt er zum einen, wie sein Haftalltag aussieht, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte, welche Gedanken ihn bewegen. Zum anderen ist das Leben vor dem Knast, draußen, wo er schildert, was der Tat vorausging und wie es dann dazu kam.

Das Buch ist vom ersten Moment an mitreißend, Stil und Inhalt ziehen den Leser (nicht nur die jugendliche Zielgruppe) sofort in seinen Bann. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, wie es enden wird. Man kennt den Inhalt, weiß was geschehen wird. Und doch lässt die Geschichte nicht mehr los, steigert sich von Seite zu Seite bis zum Ende. Das Ende ist ungewiss, Mihrali droht die Abschiebung in ein für ihn fremdes Land, dass mancher Pauschaltourist besser kennt als er selbst.


SCHREIBSTIL

Mihralis Stil ist direkt, nahezu ein Musterbeispiel für das unverblümte Schreiben: kein Drumrumgerede, keine schönen Worte für unschöne Dinge, alles klar und deutlich. In kurzen Sätzen, selten ein Nebensatz. Er gewährt dem Leser einen Einblick in seine Gedankenwelt. Nein, er versucht nicht seine Tat zu rechtfertigen, deutlich erkennt man die Reue und das Wissen, dass es zu spät ist für eine Wiedergutmachung. Sein Ziel ist es, Jugendliche anzuspreche und ihnen klarzumachen, dass genau jetzt der richtige Punkt zum Umkehren ist.

Das Buch ist sehr kurz, und doch hat man am Ende das Gefühl, dass alles gesagt wurde, was wichtig ist. Mihrali braucht keine großen Worte. Als ich das Buch nach dem Lesen reflektierte, war ich sehr erstaunt, wieviel Inhalt er auf diesen wenigen Seiten untergebracht hatte, wie präzise er seine Situation geschildert hatte und wie deutlich das Bild am Ende für den Leser zu erkennen ist.


DRAUßEN

Der Leser erfährt, dass Mihrali gute Changen gehabt hätte auf eine Karriere, auf eine eigene Familie. Er wurde von allen Seiten unterstützt. Trotzdem entschied er sich anders. Gruppendruck, Freundschaft, Ehre, Blutsbrüderschaft. In eindrucksvollen Momenten schildert er, wie er in kleinen Etappen immer tiefer in die Gewalt rutschte, in der Schule schlechter wurde, seine Familie im Stich ließ und die falschen Freunde traf. Gutheißen kann man es nicht, das verlangt er auch nicht. Aber er schildert es so nachvollziehbar, dass auf jeden Fall ersichtlich wird, warum er trotzdem so gehandelt hat.

Besonders interessant ist, wie er sich als Deutschtürke selbst wahrnimmt, wie er die Reaktion der Gesellschaft auf ihn und seine Familie erlebt. Auch die Geschichte seines Großvaters, der als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kam, ist bewegend.


DRINNEN

Pendeln, Zinken, Fenstergespräche, Haftschaden, Kostverteilung, Mohas, Privatspähre, Decken an Fenstern, Bedeutung von Kleinigkeiten, Einschluss, Hofgang, Filzen, Knasthirarchie, TV und Radio, Kochen, Scherze, Masturbation, Suizidversuch eines "Kollegen".

Ein Außenstehender kann es nur erahnen, wie der Alltag im Gefängnis aussieht. In diesem Buch findet sich eine sehr bildhafte Darstellung. Mihralis Sicht ist menschlich, er äußert seinen Frust über manche Entscheidung, schildert jedoch weitgehend sachlich. Winzige Dinge wie ein Becher Joghurt werden zu einem Machtkampf zwischen Gefangenem und Beamten. Scherze der Inhaftierten untereinander werden geschildert. Mihrali nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt die Themen beim Namen.


BESONDERHEITEN

Ich habe schon mehrere Bücher über das Thema Jugendkriminalität und Haft gelesen, doch kaum eines hat mich sosehr bewegt wie dieses. Das Buch ist lebendig, menschlich. Man kann es nicht lesen, beiseite legen und vergessen, sondern es arbeitet. Und das soll es! Unzählige Jugendliche werden sich mit Mihrali identifzieren können, mit seinen Hobbies, Freunden, seinem Abstieg. Kein einziges Mal sieht man den erhobenen Zeigefinger, und doch ist das gesamte Werk eine Mahnung an alle Betroffenen.

Viele andere Bücher über Kriminalität, Drogen, Jugendprobleme werden von Erwachsenen geschrieben, so etwa Morton Rhue, Jana Frey, Gudrun Pausewang und andere. Doch so erfolgreich die Bücher sind, so gern ich sie lese, es ist die gute Recherche und das schriftstellerische Vermögen eines Erwachsenen, der sich lediglich versuchen kann hineinzuverstezen. Authentische Bücher wie Christiane F sind selten, und Mihrali ist mit MEIN LEBEN ein solches Buch gelungen.

Die Schilderung des Haftalltages sind so unglaublich realistisch, wie es kein Außenstehender je hätte schreiben können. Wer sich für dieses Thema interessiert, kommt an diesem Buch auf keinen Fall vorbei. Ich empfehle das Buch jedem, der einen Blick in die Welt hinter Gittern werfen möchte und erfahren will, wie wenig die Realität mit Filmen und gestellten TV-Berichten gemeinsam hat.


FAZIT

MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ ist ein Buch, das sich hervorragend als Schullektüre eignet. Es räumt mit vielen Vorurteilen auf, richtet sich an Jugendliche, ist schnell gelesen, regt zum Diskutieren an und lässt keinen unberührt. ABSOLUTE Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene!

SaschaSalamander 02.12.2011, 16.21 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Nerds - Wo eine Brille ist, ist auch ein Weg

zittlau_nerds_1.jpgDER AUTOR

Jörg Zittlau ist Wissenschaftsjournalist und Autor von inzwischen rund 60 Sachbüchern zu verschiedenen Themen. Weniger ein Spezialist als vielmehr ein Generalist, so bietet er an Themen alles Mögliche von Gesundheit über Ernährung, Management, Lebenshilfe, "Pleiten und Pannen" im Bauplan der Natur ebenso wie die erlittene Erziehung berühmter Persönlichkeiten, die "philosophische Rolltreppe" und viele weitere. Mit seinem Buch NERDS - WO EINE BRILLE IST, IST AUCH EIN WEG hat er sich auf ein neues Gebiet gewagt, das er dem Leser unterhaltsam und lehrreich präsentiert.

INHALT

In seinem aktuellen Buch beschreibt Zittlau auf rund 40 Seiten, was man heutzutage unter einem Nerd versteht, wie sich der Begriff entwickelte, nach welchen Kriterien man ihn möglicherweise einordnen kann, welchen Prinzipien er folgt, woran man sie erkennt. Dann folgen mehrere Kapitel, in denen er von der Antike bis zur Gegenwart prominente Beispiele anführt. Die ersten Nerds der Weltgeschichte, allen voran Aristoteles, Heraklit, Diogenes und andere. Es folgen die Philosophen mit z.B. Nietzsche, Kant und Wittgenstein. Dann auf zur Naturwissenschaft mit Einstein, Marie Curie, Newton und Co. Weiter geht es mit Musik, Kunst und Literatur, angeführt von Zappa, Orwell und Warhol. Zum Schluss natürlich die Gegenwart mit den Gründern von Apple, Microsoft, Facebook und Wiki-Leaks. Am Ende findet der Leser einen kleinen Ausblick auf die Zukunft.


UMSETZUNG

Auch, wenn Zittlau sonst Sachliteratur schreibt, sehe ich in diesem Buch vielmehr Infotainment. Das zeigt sich bereits am neongrünen Cover mit dem obligatorischen Nerd-Symbol, der geflickten Brille, auch sein Schreibstil und die Darstellung der einzelnen Personenbeschreibungen lesen sich sehr unterhaltsam und sprechen weniger den Wissenschaftler als eher den Freizeitleser an. Das hat den Vorteil, dass auf diese Weise eine Hommage an den Nerd entstanden ist, wie es Betroffene sich lange Zeit nicht erträumt hätten - vom Außenseiter zum Kultstatus erhoben. Der lockere Stil führt dazu, dass Zittlau leider manchmal ein wenig pauschalisiert, was ich ihm jedoch nicht übelnehme, da es einfach nicht möglich ist, DEN Nerd zu beschreiben. Es ist schlicht nicht möglich, es zu hundert Prozent zu charakterisieren, da sich Nerds ja vor allem durch ihre Andersartigkeit abzeichne, und Individualität lässt sich eben nicht immer in ein Schema pressen. Trotzdem gibt es natürlich Gemeinsamkeiten, auf die Zittlau detailiert eingeht.

Manches mag wenig schmeichelhaft sein (gerade, wenn es um Sexualität, Körperhygiene oder soziale Kompetenzen geht), doch immer wieder bricht der Autor eine Lanze für den Nerd, der es ihm, wie man beim Lesen deutlich merkt, sehr angetan hat. Seine Begeisterung springt schon nach wenigen Absätzen direkt auf den Leser über. Ganz kurz nur angeschnitten wird der Asperger-Autismus, doch darauf wird nicht genauer eingegangen, da dies den Rahmen sprengen und das Kernthema verlassen würde. Stets klingt Bewunderung für die kreativen Sonderlinge heraus, die unverstanden vom Rest ihrer Umwelt Großes leisteten und doch die Gesellschaft beeinflussten wie kaum ein anderer. Und immer wieder betont er, dass die Angaben nicht auf jeden zutreffen, benennt Beispiele von Nerds, die sich sehr wohl in ihrer Kleidung anpassen, ihren Körper pflegen und sozial agieren, räumt also auf diese Weise zugleich mit vielen Vorteilen auf.

Neben den beschriebenen Persönlichkeiten benennt er in der Einleitung und auch später in den einzelnen Kapiteln immer wieder verschiedene reale und fiktive Figuren, die eindeutig dem Charakter des Nerd entsprechen. Es ist für den Leser interessant, auf diese Weise einen neuen Blick auf die Personen zu erhalten, hinter dem verschrobenen Sonderling und genialen Kopf plötzlich weitere Merkmale zu erkennen und das Verhalten neu zu beleuchten. So fallen in kurzen Erwähnungen zum Beispiel Da Vinci, Michelangelo, Hegel, Beethoven, Mozart, Lisbeth Salander aus der MILLENNIUM-TRILOGIE, Sandra Bullock in DAS NETZ, Keanu Reeves in JOHNNY MNEMOTIC, Woody Allen und natürlich immer wieder BIG BANG THEORY. Gewürzt mit unzähligen Anekdoten aus dem Privatleben bekannter Nerds.

Was mir besonders gefällt ist unter anderem die Aktualität. Zittlau zieht nicht nur alte Literatur und alte Charaktere an Land, sondern er beleuchtet ganz aktuell auch Themen wie die Website Guttenplag, auf der eine Menge engagierter Nerds die Doktorarbeit so genau analysierten, wie einzelne Wissenschaftler dies in dieser Akribie kaum hätten schaffen können.


KLEINES MANKO

Ein kleines Manko, das ich aufgrund des Genres Infotainment jedoch sehr gut verschmerzen kann (bei einem reinen Fachbuch hätte mich das dann doch sehr gestört) ist das sprunghafte Schreiben. Mir ist bewusst, dass die aktuellen Personen wie Jobs, Zuckerberg, Gates und Co mehr Stoff bieten, einfach da sie noch leben und man sich nicht auf alte Erzählungen oder Aufzeichnungen aus x-ter Hand verlassen muss. Trotzdem haben diese Namen in den Erläuterungen über Antike oder die Zeit der großen Philosophen und ersten Wissenschaftler nichts verloren.

Das Kapitel mag zwar mit dem Namen eines frühen Nerds bezeichnet sein, dennoch verirren sich immer wieder Andeutungen auf später lebende Personen dort. Auch ist der Aufbau der Kapitel manchmal ein wenig übersichtlich. So beginnt das Kapitel um Aristoteles z.B. mit der Entstehungsgeschichte der Insel Athos, gefolgt von der Erklärung über Daphnes Flucht und Ablehnung der Sexualität, weshalb auf der Insel nun keine Frauen Zutritt hatten, was im Jahre 2003 aufgehoben wurde. Schwupps Szenenwechsel zu Aristoteles, der 384 v. Chr. geboren wurde. In anderen Kapiteln beginnt er mit einer Anekdote aus dem späteren Leben, um dann zurück zur Geburt zu springen, ein wenig weiterzuerzählen, dann vorwegzugreifen und wieder zurückzurudern auf dem Zeitstrahl. Wie gesagt: für ein reines Fachbuch in meinen Augen ein Unding, für ein unterhaltsames Sachbuch okay.


ANHANG

Erwähnen möchte ich als positiv besonders auch das Personenregister, das in dem kleinen Jahreszahlenchaos des Buches trotzdem für den Leser einen Überblick schafft. Auch die Literaturliste am Ende kann sich eindeutig sehen lassen, ist durchweg aktuell und biete dem interessierten Leser sehr viele Anregungen für weitere Bücher rund um das Thema "schräge Vögel" und "Sonderlinge".


FAZIT

Ein interessantes Buch, das sich sehr flink lesen lässt und mit vielen Klischees rund um den Nerd aufräumt. Der Leser ist eingeladen, sich auf eine spannende Zeitreise zu begeben und dabei zu erfahren, warum Nerds unsere Gesellschaft aufrechterhalten und wie sie unser Leben beeinflussen. Das ideale Buch für alle, die sich diesem Thema endlich einmal vorurteilsfrei nähern wollen.

SaschaSalamander 01.12.2011, 16.23 | (0/0) Kommentare | PL

Die heilende Kraft des Schreibens

werder_schreiben_1.jpgSich selbst zu erfahren ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Wir wollen wissen, wer wir sind, was uns bewegt. Wir wollen wissen, warum wir so sind und wie wir anders sein können. Der Mensch will sich selbst begegnen und erfahren. Einer von vielen Wegen dazu ist das Schreiben. Auch dem Mitteilungsbedürfnis wurde damals wie heute Rechnung getragen: das bewährte Tagebuch mit einem kleinen Schloss ebenso wie inzwischen auch Blogs, Twitter, Facebook. Mit dem vorliegenden Buch führen die Autoren dem Leser DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS vor Augen und geben Anleitungen und Informationen zum therapeutischen Schreiben.


AUTORENTEAM

Das Buch ist ein Gemeinschaftsprojekt dreier Autoren: >Lutz von Werder< ist Professor für Sozialisationsforschung und Dozent für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Zudem ist er Leiter eines Instituts für kreatives Schreiben in Berlin. Von ihm erschienen bislang zahlreiche erfolgreiche Schreibratgeber sowie Werke aus den Bereichen Philosophie und Pädagogik.

Barbara Schulte-Steinicke veröffentlichte gemeinsam mit Lutz von Werder einige Fachbücher des kreativen Schreibens, sie ist Psychologin und Psychotherapeutin und bildet SchreibwerkstattleiterInnen aus.

Brigitte Schulte ist Germanistin und Studienrätin, bildet ebenfalls SchreibwerkstattleiterInnen aus und ist Dozentin in der Lehrerfortbildung.


AUFBAU

Das Buch ist gegliedert in zwei Themen. Zu Beginn wird die Frage geklärt: was ist Schreibtherapie, was sind ihre Hintergründe? Der Leser erhält in einem kleinen historischen Rückblick Informationen über frühe Beispiele dieser Technik, auch die psychologischen Grundlagen nach Freud, Jung, Adler und Horney werden beleuchtet. Dieser Abschnitt bietet sehr viele interessante Einblicke. Gerade für Kursleiter und Therapeuten ist dieser Teil wichtig zum Verständnis dessen, was auf der Grundlage des Buches mit den Patienten / Teilnehmern erarbeitet werden wird.

Der zweite Abschnitt behandelt Methoden und Techniken des kreativen therapeutischen Schreibens. Und immer wieder geht es um die Basis Erinnern, Wiederholen und Verstehen. Für alle drei Punkte gibt es erst eine Erklärung, dann Übungen und auch Textbeispiele bekannter Schriftsteller und einzelner Schreibwerkstattteilnehmer. Es wird detailreich erklärt, welchem Zweck eine Übung dient und wie man sie ausführen sollte.

Das Erinnern dient dazu, unbewusste Momente hervorzuheben und sich selbst für das Vergessene zu öffnen, den Zugang zu seinen verborgenen Gedanken und Gefühlen zu entdecken. Beim Wiederholen erhält der Leser die Hilfestellung, die aufgedeckte Vergangenheit zu vertiefen, sich der in ihm steckenden Ressourcen bewusst zu werden und Kraft aus seinem früheren Leben zu schöpfen, aber auch sich mit seinem früheren Selbst zu versöhnen, sich anzunehmen und aufgebrochene Wunden zu heilen. Beim Durcharbeiten soll der Leser befähigt werden, seine Vergangenheit, sein gegenwärtiges Selbst literarisch umzusetzen. Das eigene Leben als Märchen, Geschichte oder gar Roman.


ZIELGRUPPE

Noch vor dem Inhaltsverzeichnis findet sich ein Hinweis: das Ausführen der Übungen setzt eine gewisse Belastbarkeit voraus, und gegebenenfalls sollte es nur unter psychotherapeutischer Begleitung erarbeitet werden. Ich möchte dies ergänzen um den Aspekt, dass Kursleiter und Tutoren nicht unbedacht Übungen aus diesem Buch verwenden sollten, falls sie nicht über den therapeutischen Hintergrund verfügen, ihre Teilnehmer entsprechend aufzufangen und mit ihnen weiterzuarbeiten.

Zwar richtet sich das Buch auch an Laien, trotzdem bin ich der Ansicht, dass es für diese nur bedingt geeignet ist. Sind Bücher für Einsteiger eher unterhaltsamer geschrieben und gehen weit kürzer auf fachliche Hintergründe ein, ist DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS doch eher trocken und sachlich gehalten, gespickt mit sehr vielen Fachbegriffen. Was ich nicht als Nachteil sehe, sondern als Hinweis auf die Zielgruppe. Grundkenntnisse über Techniken der Verhaltens-, Gesprächs-, Trauma- und Gestalttherapie sind nicht erforderlich, auch systemisches Arbeiten wird angesprochen, ebenso das Erarbeiten und Überprüfen von Zielsetzungen. Dennoch erleichtert das Wissen um diese psychologischen Hintergründe sehr und sorgt für ein flüssigeres Lesen. Ein in diesen Themen unbedarfter Leser wird das Buch vermutlich schnell unaufgefordert zur Seite legen.


THERAPEUTISCHER ASPEKT, UMSETZUNG

Wer ohne professionelle Begleitung für sich alleine arbeiten möchte, sollte eine gewisse Vorkenntnis haben. Leichtfertig zu sagen "das schaffe ich schon" wäre sehr fahrlässig, denn dieses Buch setzt therapeutische Prozesse frei, die einmal in Gang gesetzt nicht einfach gestoppt oder rückgängig gemacht werden können. Worte können sehr viel bewegen, und nicht umsonst schließt das Buch Haftungsansprüche aus.

Für Therapeuten und Kursleiter mit fachlichem Hintergrund sowie entsprechende Privatpersonen ist das Buch eine kostbare Sammlung von Übungen. Fundiert werden Techniken einzelner Therapieform, die sonst oft nur schriftlich oder in Gruppenarbeit umgesetzt werden, auf das Schreiben für sich alleine übertragen. So setzen die Autoren Imaginationsübungen wie den innere Ratgeber, den sichere Ort, das Krafttier, die Traumreise als Übung des kreativen Schreibens um. Das freie Assoziieren, wie man es aus der Psychoanalyse kennt, wird mittels Cluster, Mindmap und Freewriting erarbeitet. Archetypische Symbole der Tiefenpsychologie werden genannt, beschrieben, im Schreiben umgesetzt. Der Leser begegnet seinem Inneren Kind, muss sich seinem früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Selbst stellen.

Die Hintergründe der inganggesetzten Prozesse wird sehr ausführlich geschildert. So wird zum Beispiel erklärt, wiesehr Erinnerung sich im Laufe der Jahre verändern kann. Inhalte werden verfremdet oder gar komplett ausgeblendet, doch mittels verschiedener Techniken ist es möglich, sich schrittweise wieder an Vergessenes heranzutasten. So hängen einzelne Erinnerungen zusammen, und Gerüche können Auslöser sein für das plötzliche Auftreten von Bildern, die zurück in die Vergangenheit führen. Der Leser aktiviert verschiedene Kanäle: Gedanken, Gefühle, Gerüche, Orte, Personen legen des Verschüttete frei.


TECHNIKEN

Die Übungen sind teils sehr ernst in der Thematik, andere dagegen wirken locker und leicht. So gibt es eine Übung "ich bin der Schreibtisch von ...", in welcher der Leser angehalten wird, sich in ein unbelebtes Objekt seines Alltags hineinzuversetzen, etwa den Schreibtisch, die Brille, den Stift, den Computer etc. Es mag einfach und vielleicht sogar lustig klingen, kann jedoch sehr viel freilegen.

Die Übungen sind in der Regel einzeln, manche jedoch bauen aufeinander auf. Zudem ist es sinnvoll, sich nach der vorgegebenen Reihenfolge des Erinners, Wiederholens, Verarbeitens zu richten. Es gibt praktische Übungen, die sofortige Ergebnisse greifbar erzielen, aber auch Übungen, die rein den Geist betreffen und den weiteren therapeutischen Prozess ankurbeln, vorerst nicht sichtar in ihrer Wirkung und erst nach und nach spürbar. Der Leser erhält eine neue Sicht auf sein eigenes Leben, wird angeregt sich andere Personen hineinzuversetzen und dadurch seinen verkrampften Blick zu lösen. Es wird Mut gemacht, sich den eigenen Ängsten zu stellen und sich selbst, seinen Körper, seine Krankheit anzunehmen und zu lieben.

Neben den psychologischen Übungen wie das freie Assoziieren, dem Zeitstrahl, dem Genogramm, dem Brief an sein früheres Selbst, dem Traumtagebuch, Freewriting werden auch klassische Methoden des kreativen Schreibens dargestellt: Mindmap, Elfchen, Cluster, Haiku, Akristochon, Anapher, Limerick, Mindmap, Schneball.

Die Aufgabenstellungen sind klar und direkt, sehr leicht verständlich und regen zum Schreiben an.

FAZIT

Keine leichte Lektüre, um nebenbei ein paar neue Schreibtechniken zu lernen. Aber ein sehr gutes Buch für alle, die in der therapeutischen Arbeit als Anleiter oder für sich selbst das Schreiben als zusätzlichen Weg neben Gespräch und Aktion anwenden wollen. Die Autoren verfügen über ein fundiertes Fachwissen, sodass der Leser neben den Übungen auch umfassende Hintergründe erhält. DIE HEILENDE KRAFT DES SCHREIBENS ist ein Basiswerk, das in keiner Sammlung entsprechender Fachbücher fehlen sollte.

SaschaSalamander 29.11.2011, 09.47 | (0/0) Kommentare | PL

Schreibstilratgeber II

strecker_ratgeberII_1_1.jpgERSTER VS ZWEITER BAND

Nachdem der >erste Band< mich bereits sosehr begeisterte, sind Teil II und Teil III natürlich Pflichtprogramm. Ich habe die Reihe inzwischen vielen Freunden und Bekannten empfohlen. Und ich blättere selbst sehr viel darin: schlage nach, frische auf, überarbeite und genieße.

Der erste Band war vor allem eine Gegenüberstellung eines falschen und eines korrigierten Textes. Der zweite Band arbeitet dafür häufiger mit Tabellen und Listen, auch Mindmaps sind zur Veranschaulichung eingebaut. Maria und Josef, die man im ersten Band genauer kennenlernte, tauchen hier nur noch in Beispielsätzen auf, nicht mehr in kompletten Passagen, die entsprechenden Textblöcke gibt es hier nicht mehr, ich habe sie ein wenig vermisst.


INHALT

Die Gewichtung liegt im zweiten Band auf folgenden Themen:
- Erzählperspektive (Innen und Außen, auktorial, personal, neutral etc)
- Zusammen- und Getrenntschreibung
- "falsche Bruder" (ähnliche Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung)

Kleinere aber nicht minder wichtige Themen sind die richtige Beschreibung von Farbadjektiven und Wochentagen. Am Ende des Buches folgt eine "Manuskript - Kernspintomographie", wobei Texte von angehenden Jungautoren überarbeitet und analysiert werden. Learning by Doing, man kann der Lektorin auf diese Weise über die Schulter sehen.


ART DER DARSTELLUNG, BEISPIELE

Die Beispiele sind alle sehr anschaulich und nachvollziehbar. Um nicht nur trockene Theorie zu bringen, führen die Autorinnen Susanne Strecker und Stephanie Bösel zahlreiche Beispiele aus moderner und klassischer Literatur an. Was mir hierbei besonders gefällt: es wird kein Genre bevorzugt, sondern alles ist vertreten, von Romantik über Horror, Kinderbücher, Historienromane, Thriller, Krimis und klassische Literatur, ja sogar Erotik, Romance und Dark Fantasy. Besonders interessant wird es für den Leser, wenn Beispiele verwendet werden, die aus dem Lesealltag bekannt sind: Andreas Fitzek, Jussi Adler-Olsen, Simon Beckett, Patrick Süßkind, Stephen King, John Saul, Eoin Colfer, Iny Lorentz, Cecilia Ahern, Nora Roberts, Barbara Wood, Henning Mankell, Hans Christian Andersen, Merlene Haushofer, Terry Pratchett, Nina Jansen, J R Ward, die Liste könnte noch lange fortgeführt werden. Dadurch zeigen die Autorinnen vor allem, dass sie nicht auf althergebrachten, trockenen Regeln herumreiten, sondern Sprache etwas Modernes und Spannendes sein kann. Manch ein Deutschlehrer könnte sich ein paar Scheibachen davon abschneiden ;-)

Der Leser stößt auf viele Beispiele, die ihm bereits bekannt sind. Gerade bei den falschen Freunden konnte ich einige Dinge finden, die ich schon häufig bei anderen Schreiberlingen bemängelte oder bei denen ich selbst kurz überlegen muss. So muss ich doch grinsen, wenn mir jemand von einem ökonomischen Gottesdienst erzählt oder ein Kind von den Eltern adaptiert wird. Von der Intension einer Rezession natürlich ganz zu schweigen *grusel*. Wenn sich die Zeitform ändert, wird es für manchen kompliziert: wurde der Stein geschleift oder geschliffen? Wann sind es "Worte", wann nennt man diese Anhäufung "Wörter"? Hat schon einmal jemand einen Café in einem Kaffee getrunken? Und kann eine Reflexion eine Reflektion erzeugen?

Farben, das klingt nach einem Thema, das keiner Erklärung bedarf. Sollte man meinen. Aber mal ehrlich: wie ist das Adjektiv zu "orange"? Oranges - orangenes? Oder zu "lila"? Lila - lilanes? Was ist mit speziellen Farben wie khaki, creme, aubergine, ocker?

Bei den Sichtweisen der Erzählung gibt es sehr viel zu erklären. Es scheint einfach: immer nur beschreiben, was jemand tut, und schon erzählt man aus dessen Sicht. Falsch gedacht! Denn ein falsches Adjektiv kann bereits eine Wertung von außen sein, sodass die Erzählweise geändert wird. Eine kurze Unaufmerksamkeit des Autors, und schwupps muss der Lektor bereits zum Rotstift greifen. Um dem Lektor Arbeit zu sparen und dem frischgebackenen Autor den Frust allzuvieler Fehler zu ersparen, werden die wichtigsten Merkmale und häufigsten Fehler bei der Erzählperspektive genannt.

Von einem guten Freund bekam ich zu hören: "ich lese es schon zum zweiten Mail, ein besseres Buch habe ich zu diesem Thema noch nicht gelesen. Die Autorin erklärt nicht zum tausendsten Mal, wie man Charaktere entwickelt, sondern sie geht wirklich nur auf das Schreiben selbst ein. Genial! Jetzt muss ich es nur noch umsetzen."

Eine Bekannte dagegen merkte frustriert an, dass es ihr zuviel um Schreibweisen und falsche Brüder ginge. Nun ja, dazu kann ich nur sagen: "Augen auf beim Bücherkauf". Denn dieses Thema wird auf Klappentext und Cover hervorgehoben. Es ist kein Buch für Sprachwissenschaftler, Deutschlehrer oder Lektoren. Sondern es ist ein Buch für Hobbyautoren und Hobbylektoren, die sich gerne ihr Wissen auffrischen möchten. Es macht Mut zum Schreiben und vermittelt Freude an der Arbeit.


EIGENE MEINUNG

Kein Drama, nur ein kleines Problem, das mich manchmal ein wenig irritiert: der Beispieltext ist im Gegensatz zum ersten Band weniger gut hervorgehoben. Im zweiten Band ist der Text leicht grau unterlegt. Bei ungünstigem Lichteinfall oder flinkem Überfliegen ist dies nicht sofort ersichtlich, sodass es ein klein wenig unübersichtlich sein kann, wenn man sehr optisch orientiert ist. Nachdem ich das erkannt habe, fällt es mir leichter, zu Beginn hat es mich gelegentlich doch irritiert.

Ansonsten finde ich das Buch im Aufbau und Stil sehr gelungen. Die Beispiele sind verständlich. Die leider notwendige Theorie ist sachlich aber verständlich erklärt, und die Beispiele sind eine gute Auflockerung. Oft habe ich mich bei Dingen ertappt, die mir selbst schwer fielen / schwerfielen *g* oder noch immer ein Problem für mich darstellen. Und ebenso oft fand ich Dinge, über die ich immer wieder bei anderen stolpere. Ja, die Fehlerquellen sind aus dem Alltag gegriffen, das merkt man ;-)


FAZIT

Für begeisterte Schreiberlinge und angehende Lektoren sehr interessant und unterhaltsam zu lesen. Die Theorie wird sehr gut vermittelt. Wer viel mit Texten arbeitet, kommt an diesem Titel kaum vorbei ...

SaschaSalamander 21.11.2011, 08.52 | (0/0) Kommentare | PL

Die Insel der besonderen Kinder

riggs_insel_1.jpgDurch Werbung und Blogger stieß ich auf die INSEL DER BESONDEREN KINDER. Was ich in der Werbung nicht erfuhr, war die angedachte Fortsetzung. Davon erfuhr ich nur von anderen Rezensenten, meine Meinung zu dieser Vermarktungsstrategie habe ich ja schon oft genug hier kundgetan und werde sie mir aktuell nun tunlichst verkneifen und statt dessen gleich zum Wesentlichen kommen.

Jacob Portman hört als Kind von seinem Großvater spannende Geschichten von dem Heim, in welchem dieser früher lebte. Getarnt als Waisenhaus, in Wirklichkeit jedoch ein Zufluchtsort für Kinder mit besonderen Fähigkeiten. So etwa ein Mädchen, das Feuer kontrollieren kann, ein Geschwisterpaar kann Felsen stemmen, ein Junge vermag Leben zu nehmen und geben, ein anderes Mädchen kann schweben und derlei fantastische Dinge mehr. Natürlich wird Jacob älter und begreift immer mehr, dass die Erzählungen des Großvaters Metaphern waren, um seine Zeit als Kriegswaise zu verarbeiten. Doch eines Tages stirbt der Großvater, und Jacob hat ein Erlebnis, nach dem er an seinem Verstand zu zweifeln beginnt. Sind die alten Geschichten wirklich wahr?

Dies ist die Einleitung, und hier beginnt die eigentliche Geschichte. Unnötig zu erwähnen, dass die Geschichte natürlich wahr ist, sonst gäbe es das Buch nicht. Doch was dahintersteckt und wie sich dies auf Jacob auswirkt, das möchte ich nicht vorweggreifen. Nur soviel: im Zuge seiner Therapie will er sich nun endlich auf die Spuren seines Großvaters begeben und sucht die Insel auf. Doch vorerst findet er dort nur eine zerbombte Ruine ...

DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER hat mich begeistert und fasziniert. Die Themen des Buches (aufgrund Spoiler benenne ich sie hier nicht) wurden für sich betrachtet schon sehr oft verarbeitet, in dieser form jedoch habe ich es noch nicht gelesen, und ich danke jedem Autor für kreative Ideen. Ungewöhnlich ist auch die Aufmachung des Buches: gleich dem Cover sind inmitten des Buches ganzseitige Fotos um die Zeit von 1940, die die alte Insel vor dem Auge des Lesers lebendig werden lassen. Es ist toll, wie Riggs die Geschichte und die (originalen, aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragenen) die Originale zu einem Gesamtwerk verknüpft, das verleiht der Geschichte eine dichte Atmosphäre. Gruslig im Sinne von Horror ist das Buch nicht, aber einige Male bekam ich doch eine Gänsehaut, so stimmungsvoll ist die Handlung erzählt, so unheimlich und perfekt platziert sind die Fotos.

Der Erzählstil ist schmucklos und einfach, sehr angenehm. Jakob fungiert als Ich-Erzähler und beschreibt in schlichten Worten den Ablauf, ohne sich in unnötigen Details zu ergehen. Dadurch verschenkt der Autor leider die Möglichkeit, einzelnen Protagonisten etwas mehr Tiefe zu verleihen. Jakob trifft auf sehr viele Charaktere, und es ist angenehm, dass das Buch dennoch nicht auf unzählige Seiten aufgebläht wurde, sodass man die mangelnde Charaktertiefe verschmerzen kann. Da der Autor bereits an einer Fortsetzung arbeitet, gehe ich zudem davon aus, dass die wichtigsten Kinder im Laufe der Folgebände noch mehr Raum für ihre Darstellung erhalten werden.

Mit diesem Buch hat Riggs eine eigene kleine Welt erschaffen, unbemerkt von der unseren, mit eigenen Naturgesetzen und Wesen, und natürlich gibt es auch schaurige Feinde. Die erste Skizze (ein Phantombild, das von einem Polizeimitarbeiter anhand Jakobs Beschreibung angefertigt wird) sieht bereits sehr furchteinflößend aus.

Der erste Band ist in sich zwar geschlossen, lässt jedoch sehr viele Fragen offen ist und eindeutig nur der Auftakt zu einem großen Abenteuer, auf dessen Fortsetzungen ich schon sehr gespannt bin. Hoffentlich wird es nicht zu lange dauern bis zum nächsten Teil!

Eine sehr gute Empfehlung für alle Freunde von Jugendfantasy und -abenteuer. Schnell gelesen, macht hungrig auf mehr und lässt den Leser während der Lektüre tief in die fremde und doch so vertraute Welt eintauchen. Wer mit einem offenen Ende nicht umgehen kann, sollte allerdings auf die Fortsetzungen warten und dann alles am Stück genießen.

SaschaSalamander 16.11.2011, 19.49 | (0/0) Kommentare | PL

Eisfeuer

felsing_eisfeuer_1_1.jpgVORABGEDANKEN

Normalerweise ist das Romance Genre (ob nun Paranormal, Mystic oder anderes) weniger mein Ding, weil sich zuviel wiederholt, weil die Sprache mir selten zusagt, weil ich das Gefühl habe nach einem bereits alle zu kennen. Trotzdem lasse ich mich ab und zu überzeugen, dass es Ausnahmen gibt. In diesem Fall wurde mir EISFEUER empfohlen, und ich bin wirklich froh, dass ich es dann tatsächlich gelesen habe. Denn auch, wenn der Inhalt bekannt ist (treffen sich, verlieben sich, er hat raue Schale weichen Kern, sie ist selbstbewusst aber schutzbedürftig, am Ende riesige Verwicklungen, und am Ende haben sich alle lieb), hat mich dieses Buch wirklich gefesselt, sodass ich nicht ins Bett konnte, bis ich endlich die letzte Seite aufgeschlagen hatte!


INHALT

Seit ihre Eltern starben, kümmert sich Jamie nun um ihre kleine Schwester Cindy. Eines Tages offenbart Cindy, dass sie seit drei Jahren von einem Stalker verfolgt wird, es wird immer schlimmer. Was sie anfangs für harmlos hielt, wird nun beängstigend. Da sie keine Hilfe von Seiten der Polizei erhalten, entschließt sich Jamie zu einem drastischen Schritt: die beiden Schwestern ziehen um, aus Jamie und Cindy werden Megan und Kristy, sie hoffen alle Spuren verwischt zu haben.

Dixon arbeitet zusammen mit seinen Freunden bei den G.E.N. Blood. Eine Gruppe sonderbegabter junger Männer. Dixon zum Beispiel kann Frequenzen filtern, sodass er ohne technische Hilfe Fernseher, Radio, Funkgeräte abhören kann. Ein anderer verfügt über spezielle Kampftechniken, der nächste kann sich unsichtbar machen und derlei nette Fähigkeiten mehr. Natürlich arbeiten sie im Geheimen und dürfen nichts davon nach außen dringen lassen.

Um die Tarnung perfekt zu machen, will Megan heiraten und Kristy als Untermieterin einziehen lassen. Dixon fiel ihr bereits auf dem Flughafen auf, und als sie ihm nun erneut begegnet, hält sie um seine Hand an. 100 000 Dollar, keine Fragen, kein Vollzug der Ehe, nur der äußere Schein. Dixon sagt wider Erwarten zu, und nun lügen sich die beiden fleißig an, denn Megan verschweigt ihre Vergangenheit, und Dixon darf nicht über sein Team erzählen. Verwicklungen vorprogrammiert. Erst recht, als der Stalker die Schwestern ausfindig macht und nun endlich sein Werk vollenden will ...


AUFBAU, GENRE

Schon an der Inhaltsangabe merkt man, dass dieses Buch sich abhebt. Die Handlung ist nicht in drei, vier Sätzen erklärt, ich muss dafür schon ein wenig ausholen. Es gibt mehrere Handlungsstränge, und die einzelnen Parts sind sehr gut miteinander verknüpft, bis sie am Ende zu einem werden und alle aufeinandertreffen. Der Erzählstil wechselt zwischen dem des Stalkers, der älteren Schwester und Dixon hin und her, denn jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Beweggründe. Auch Megan und Dixon können sich gegenseitig nicht die volle Wahrheit anvertrauen, sodass der Leser jeden von ihnen begleiten muss, um die Geschichte im Ganzen zu begreifen.

Auch, wenn das Buch als Romance verkauft wird, habe ich es als Thriller empfunden. Es kommt Romantik vor, es gibt natürlich auch (recht spät erst) eine Sexszene, und es kribbelt ganz gewaltig, sogar Romantikmuffel wie ich spüren die Funken zwischen den beiden Protagonisten knistern. Trotzdem wäre die Handlung auch sehr gut ohne den romantischen bzw erotischen Teil zu lesen, ich hätte es nicht vermisst. Im Gegenteil, mal anders betrachtet: gibt es eigentlich Thriller ohne wenigstens ein paar sexuelle Komponenten? Gibt es fast nicht, das gehört einfach dazu.

Die Geschichte ist sehr intensiv ausgearbeitet, und während der Beginn sich eher wie eine nette Einleitung liest, beginnt ab etwa Seite 40 eine kontinuierliche Steigerung bis hin zum absoluten Höhepunkt im letzten Kapitel, als sich endlich alles auflöst und der Leser aufatmen kann. Doch bis dahin wird der Puls von Seite zu Seite schneller. Erst ahnt man die Konflikte, dann zeichnen sich erste Probleme ab, sie werden immer mehr, eine beständige Spannungskurve von 0 auf 100 ohne Leerlauf, ohne Pause hin zum absoluten Showdown.


SPRACHE

Was diesen Roman für mich von den meisten anderen abhebt ist die Sprache. Ich muss sagen, dass sie dem Genre entsprechend etwas ungewohnt ist, anfangs habe ich ein paar Seiten gebraucht, mich daran zu gewöhnen, bin hier und da über einen Satz gestolpert. Aber nicht im negativen Sinne, sondern einfach weil die Autorin auf besondere Worte und Satzkonstruktionen Wert legt und dadurch einen ganz eigenen Stil präsentiert. Was eher selten vorkommt: ich habe tatsächlich einige Male im Duden nachgeschlagen, um einige Dinge zu überprüfen. Es ist korrekt, es klingt gut, aber es ist einfach stellenweise ungewöhnlich (z.B. "wehtuend", "aphrodisisch", ein grammatikalisch korrektes "als wie"). Für sich betrachtet klänge mancher Satz vermutlich seltsam, im gesamten Kontext allerdings ergibt sich ein sehr schönes Sprachbild, das bei mir für eine wirklich angenehme Abwechslung gesorgt hat. Ich denke, auf diese Weise wird Kathy schnell dafür sorgen, dass man ihren Stil aus der Masse herauspickt und wiedererkennt!


CHARAKTERE

Was das Buch ebenfalls ausmacht, sind vor allem die Charaktere. Im Grunde genauso wie in den anderen Büchern auch, nämlich er nach außen cool und in Wirklichkeit doch absolut vernarrt in seine große Liebe und eigentlich der weiche Knuddelbär. Sie ist stark, selbstbewusst, hat alles im Griff, aber sie sehnt sich nach einem Beschützer und kann sich ihm dennoch nicht anvertrauen, als er vor ihr steht. Bekannt, nichts Neues. Was es dennoch zu etwas Besonderem werden lässt: der Leser erhält sehr guten Einblick in die Beweggründe und das Vorleben der Protagonisten. Dadurch erklärt sich das Verhalten, kann man sich hervorragend hineinversetzen. Megan verhält sich auch nicht anders als die anderen Mädels, aber ich habe dennoch mit ihr mitgefiebert wie sonst kaum mit einer weiblichen Heldin. Ihre Sorge um die Schwester, das verletzte Vertrauen in Männer, die Angst vor dem Stalker, die Liebe zu Dixon und die Furcht sich ihm zu offenbaren, ihre Verzweiflung über die neue Wendung, all das habe ich nicht gelesen sondern gespürt.

Da es sich um einen Teamroman handelt, gibt es außer Dixon natürlich noch andere attraktive Jungs. Im zweiten Teil der Reihe (das Buch heißt "Verhängnisvoll" und ist für April 2012 geplant) geht es um Narsimha, eine Anspielung hierzu gab es bereits am Ende des letzten Kapitels. Und ich freue mich endlich, wenn mein persönlicher Favorit an der Reihe sein wird!


FAZIT

Eine neue Serie, die für Romance Fans sowieso ein absolutes Muss ist: Romantik, Thrill und jede Menge Verwicklungen vom Feinsten. Und für Leute, die es eher selten in die romantische Ecke verschlägt, ist dieser Band eine ganz besondere Empfehlung. Es lohnt sich reinzuschnuppern, Ihr kommt nicht mehr davon los! EISFEUER ist erfrischend anders und sorgt für eine lange, schlaflose Nacht ;-)

SaschaSalamander 12.11.2011, 14.12 | (0/0) Kommentare | PL

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