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Blogeinträge (themensortiert)
Thema: Rezensionen Buch
Untot lebt sich´s auch ganz gut
Betsy hat nun also Nostro und die böse Monica getötet, einen Job bekommen und wieder verloren, ihre Schwester kennengelernt, einer Bande jugendlicher Vampirdiebe Einhalt geboten, Sinclair zu einer Hochzeit überredet, den Wildfang George gezähmt, von ihrem baldigen neuen Geschwisterlein erfahren sowie viele weiteren spannenden Abenteuer erlebt. All das in nur einem knappen Jahr. Aber natürlich kann sich der Leser sicher sein, dass es ebenso turbulent weitergehen wird. Denn ein Serienkiller treibt sein Unwesen in Minnesota, und Betsy passt genau in sein Opferprofil. Dann wäre da noch John von den Blade Warriors, der ihre näher auf die Pelle rückt, als dies ihrem Bald-Ehegatten Sinclair lieb ist. Ihre Stiefmutter freut sich, einen hervorragenden Babysitter für den kleinenplärrenden Jon Peter gefunden zu haben. Vampirälteste Marjori bittet sie in ihrer Funktion als Königin um ein paar regelmässige Zeilen für den Vampirnewsletter. Und Betsy würde sich am liebsten ein Messer in den Körper rammen, und endlich einmal auch ein physisches Problem zu haben ...
Jaaaaa, köstlich. Liest sich ebenso flüssig wie die anderen drei Romane, und ich hatte ihn viel, viel schneller durch, als mir das lieb war. Diese Bücher sind einfach viel zu kurz und erscheinen in viel zu langen Abständen. Der nächste ist noch nicht einmal angekündigt in Deutschland, und das, obwohl der fünfte Band in Amerika im Mai letzten Jahres erschien und die Autorin schon den siebten vollendet hat! *grml* ...
Was ich schade finde: wie auch der zweite Band habe ich das unkonkrete Gefühl, dass die Handlung zusehr dahindümpelt. Der erste und dritte Band waren ziemlich geradlinig mit einem Hauptthema und vielen Nebensträngen. Im zweiten und vierten Band ist der jeweilige Hauptstrang (die Vampirmörder bzw der Serienkiller) eher Nebensache. Die Autorin verliert sich manchmal im Gestrüpp der vielen einzelnen Themen. Es ist auch jede Menge, was los ist. Aber ich habe mir vorgenommen, die Bücher nicht mehr direkt als "Roman" anzusehen, sondern vielmehr als eine Art witziger Vampirtussen-Soap im Buchformat. Das trifft es eher, und damit kann ich mich auch sehr gut zufriedengeben.
Dafür aber etwas, das mir besonders gefällt: die Idee des Buches, das "Buch im Buch" ... na, Ihr werdet schon sehen ;-) *hihi*
Tscha, was kann ich sagen: wer die ersten Bände las, sollte unbedingt weiterlesen, Betsy ist frech, sexy und unwiderstehlich zickig wie eh und je. Wer sie noch nicht kennt, sollte schleunigst nochmal die >Rezi zum ersten Teil< lesen und sich dann sofort auf in die nächste Buchhandlung machen ;-)
SaschaSalamander 21.04.2008, 09.27 | (0/0) Kommentare | PL
Happy Hour in der Unterwelt
Betsy ist nun also schon seit einigen Monaten ein Vampir und wohnt mit ihrer Freundin, ihrem Gemahl (laut Tradition, Betsy wurde ja nicht gefragt, sondern einfach hintergangen) und ein paar Leuten in einem großen Anwesen. Die Blade Warriors sind besiegt, der Job im Schuhladen wurde gekündigt, das Scratch (eine Bar) schreibt rote Zahlen. Und dann erfährt Betsy auch noch, dass ihre Stiefmutter ein Kind erwartet! Und dass sie bereits eine lebende Halbschwester hat. Die eigentlich die Tochter des Teufels ist und bald die Weltherrschaft an sich reißen soll. Betsy will mehr darüber erfahren und begeht in ihrem Eifer einen riesigen Fehler. Ihre Freunde wenden sich ab, ihr König und Gemahl will nichts mehr von ihr wissen. Betsy ist ganz auf sich alleine gestellt. Wem soll sie von ihren Problemen erzählen? Und wer kann ihr helfen, den ganzen Schlamassel wieder geradezubügeln? Ach ja, und da ist ja noch die teuflische Halbschwester ...
Klasse, einfach klasse! Leider ist das Buch etwas arg dünn geraten: gerade einmal 220 Seiten. Und da die Kapitel oft nur drei bis fünf Seiten sind, gibt es auch sehr viele fast leere Seiten, sodass man eigentlich von 180 bis 200 Seiten Lesestoff ausgehen kann. Aber lieber etwas kürzer und knackiger als zu langgezogen, ich will mal nicht meckern ;-)
Allerdings ist der dritte Band wirklich ganz, ganz "harter Stoff". Während Betsy und ihre Freundin Jess ja schon DAS Zickengespann schlechthin sind, kommt nun die Überdosis. Denn die kleine Schwester stellt sie alle in den Schatten. So ganz in einem Zug ist das ohne Sodbrennen kaum zu verdauen, puh ...
Naja, aber was soll ich noch groß schreiben. Es ist bei einem Buch wie diesem klar, dass sich alles irgendwie wieder geradebiegt. Aber der Weg dahin ist einfach einzigartig zu lesen, und wer auf Vampire steht ... oder wer es gerne zickig mag ... oder einen Sinn für schrägen schwarzen Humor hat ... oder gerne Bücher mit ein wenig humorvoller Erotik (jau, das ist möglich) liest ... der sollte sich auch den dritten Band um Betsy Taylor nicht entgehen lassen!
SaschaSalamander 25.02.2008, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Der Bund der Wölfe
Wirklich klasse, wie Nina Blazon (Woran-Saga; Spiegel der Königin) diesen Jugendthriller umgesetzt hat. Ein wenig Internat, ein wenig Erwachsenwerden, ein wenig Mysterium, ein kleiner Unfall oder Mord, ein paar seltsame Vorfälle und dann auf einmal eine packende Jagd und ein überraschendes Ende. Anfangs ein wenig zäh, aber wenn man darüber hinweg ist, wirklich eine spitzen Mischung, die die Autorin hier für die Kids zu Papier gebracht hat ...
Es ist kein Ausnahmebuch, kein "muss man gelesen haben", aber auf jeden Fall wirklich gut gemacht. Was es noch braucht, um in die Top Liga zu gehören? Hm, die Charaktere sind prima erdacht, könnten aber ein wenig Tiefgang vertragen. Sie wirken stellenweise ein wenig stereotyp. Es ist zwar alles erklärt, die Beweggründe sind klar, doch trotzdem kommt es noch etwas hölzern beim Leser an. Aber darüber kann ich gut hinwegsehen, denn die Handlung ist wirklich vorbildlich aufgebaut:
Einstieg in die Schule, sofort am ersten Tag ein seltsames Erlebnis und eine Leiche, dann das Einfinden in den Alltag, und so nach und nach immer mehr kleine Puzzleteile, welche die Spannung bis zum Ende hin ansteigen lassen. Dann das furiose Finale. Wie aus dem Lehrbuch.
Für Erwachsene ist das Buch wohl etwas zu flach, aber für Jugendliche werden auf jeden Fall begeistert sein und sich rasch mit Blanka, Catlin, Jan und Niklas anfreunden. Prädikat: Lesenswert ;-)
SaschaSalamander 14.12.2007, 10.54 | (0/0) Kommentare | PL
Weiblich ledig untot
Betsy ist eine junge Sekretärin Ende 20, ihr Leben nicht allzu aufregend. Aber sie ist schick, liebt Designerschuhe, weiß immer, was gerade trendy ist, hat jede Menge Selbstbewusstsein und ebensoviel von dem, was die Umwelt zielgerecht in den Wahnsinn treibt. Dann eines Tages wird sie einfach so entlassen, trottet nach Hause und will ihre Katze Giselle von der anderen Straßenseite zurück ins Haus holen - als sie von einem Auto überfahren wird. Tödlicher Unfall. Umso erstaunlicher, dass sie im Leichenschauhaus wieder erwacht und feststellt, dass ihr eigentlich gar nichts fehlt. Ein bisschen blass um die Nase ist sie, ihr vom Bestatter aufgetragenes Make up passt nicht wirklich zum Teint, und die Schuhe sind billigste Supermarktware. Aber sie lebt!!! Obwohl, mit diesen Schuhen und dieser Frisur wäre sie lieber tot. Sie versucht sich an der Hochspannungsleitung zu brutzeln, vom Dach zu springen, sich zu ertränken, es hilft alles nichts. Sie bleibt eine Untote. Nicht einmal das Sonnenlicht kann ihr etwas anhaben, und der Gang in die Kirche samt Gespräch mit dem Pfarrer lässt sie nicht in Flammen aufgehen. Sogar für einen Vampir scheint sie Superkräfte zu haben!
Und schon gerät sie zwischen die Fronten. Die eine Partei der Blutsauger sieht in ihr eine Gefahr und will sie töten. Die anderen halten sie doch glatt für die neue Königin, die das Reich der Vampire wieder vereinen soll! Und dann begegnet sie auch noch dem Mann ihrer Träume, nur, dass er leider ein Vampir und ein riesiges arrogantes Arschloch ist. Mit einem derart knackigen Hintern und jeder Menge Stil. Sie hasst ihn. Er schenkt ihr Designerschuhe. Sie liebt ihn. Er hat einen Harem menschlicher Frauen zwecks Blutsaugerei um sich. Sie hasst ihn. Er hat eine sowas von männliche Ausstrahlung. Sie will ihn!
Und dann wären da noch die Lebenden. Etwa Betsys Eltern, die den Tod ihrer Tochter nicht wirklich verkraften können, ihr Weiterleben jedoch noch weniger. Die eklige Stiefmutter, die sich Betsys Schuhe unter den Nagel reißen will. Und ihre beste Freundin Jessica, die alles ihr Mögliche tut, die baldige Regentin zu unterstützen ...
Oh Mann, ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll und wie ich dieses Buch beschreiben soll ... ich denke, die Inhaltsangabe sagt eigentlich alles *hoff* ...
Betsy ist ein richtiges Weibsstück, eine Zicke, wie sie eben im Buche steht. Eine Frau, wie man ihr nur in "super süß und super sexy", "natürlich blond", "der Club der Teufelinnen" oder "Zoolander" (*hüstel*) begegnet. Und ich würde ZU gerne einmal die Autorin kennenlernen, denn um ein solches Buch zu schreiben, muss man wohl selbst in dieser Welt leben. Mitten im ernsthaftesten Gespräch, jemand hebt die Hand, und das Einzige, was ihr im Gedächtnis haften bleibt, sind nicht die Worte der Person, sondern die dabei sichtbar werdenden Fingernägel mit dem unpassend lindgrünen Nagellack. Wenn ein Straßenräuber ihre Handtasche verlangt, hält sie ihm erst einmal einen Vortrag über den Unterschied zwischen Hand- und Abendtasche. Wenn sie den ältesten Vampirfürsten treffen soll, dann trägt sie, um ihm ihre Abneigung zu zeigen, ein schickes Kostum, das in Farbe und Stil bereits ein ganzes Jahr aus der Mode ist. Um solche Bezüge herzustellen, nein, ich glaube nicht, dass ein "normaler" Mensch dazu in der Lage ist, dazu muss man wirklich jemand wie Betsy sein, sonst hätte man wohl eher andere Gedanken in solchen Momenten ...
Es nervt. Und es ist unglaublich komisch. Auf jeder Seite gibt es mehrere Stellen, an denen man als Leser erst einmal überrascht die Augen aufreißt und dann plötzlich zu Lachen beginnt, was Betsy nun wieder angestellt hat und was ihr diesmal wieder aufgefallen ist. Ihr Mitmenschen, äh, Mitvampire können einem wirklich leid tun! Aber unter der schicken Frisur und dem perfekten Make-Up sitzen auch ein helles Köpfchen und ein weiches Herz, deswegen muss man sie einfach trotzdem gern haben.
Genauso wie Betsy sind auch die anderen Figuren sehr lebendig (wie paradox in diesem Fall) geschildert, sodass man sie sich lebhaft (hach, ich mach das zu gern) vorstellen kann. Äußerlichkeiten wie Kleidung und Frisur dabei ebenso deutlich wie eigenheiten, Angewohnheiten, Macken und Vorzüge. Ständig ist man hin- und hergerissen zwischen Abneigung und Anziehung. Dieser Vampir Sinclair ist wirklich derart selbstgefällig, zugleich aber auch so fürsorglich, liebevoll und gewissenhaft, man möchte ihn gleichzeitig ohrfeigen und küssen. Teilweise schon ziemlich erotisch, wie es zwischen ihm und Betsy knistert, und erst die Szene im Swimmingpool, mmmmh, wirklich lecker, da bekommt jeder Leser, ob männlich oder weiblich, so richtig Appettit!
Prädikat: unbedingt lesen! Das Buch ist mal recht außergewöhnlich, lange nicht mehr so gelacht und mit den Charakteren mitgefühlt. Kein Buch nur für Frauen, sondern ein Buch für jeden, der genug schwarzen Humor hat, um soviel Weiblichkeit unbeschadet zu ertragen ;-)
SaschaSalamander 30.11.2007, 22.01 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL
Killjoy
Ein Ich-Erzähler, Ian Laidlaw. Fakultätsvorsteher einer schottischen Uni, hoch angesehen, ein Mann von Ehre. Sein Fach ist Politikwissenschaft. Trocken, spröde, aber akkurat. Wie er selbst. Aber Ian hat ein Makel: als Kind wurde er von einem Hund gebissen, und seitdem ist seine rechts Gesichtshälfte verunstaltet. Er möchte niemandem diesen Anblick zumuten, und er ist es gewohnt, mit Würde und Anstand behandelt zu werden. Mit Rücksichtnahme, vielleicht auch Mitleid. Und da kommt nun plötzlich diese Alicia daher und lacht ihm frech ins Gesicht, lacht ihn aus, gibt ihm sogar eine Ohrfeige, als er ihr für ihr freches Verhalten seine hässliche Gesichtshälfte präsentiert! Er ist schockiert. Und erregt. Denn Alicia behandelte ihn wie jeden anderen auch, und das ist der Professor nicht gewohnt. Wie gerne wäre er normal. So beginnt er, sich Alicia immer ein wenig mehr zu nähern, und bald wohnen die beiden zusammen. Er findet sie albern, kindisch, naiv, ärgert sich über ihr gelangweiltes und abwertendes Verhalten ihm gegenüber. Und sie findet ihn langweilig, alt, eklig, hässlich und widerlich. Aber trotzdem, ob es nun eine Hassliebe ist, eine Zweckgemeinschaft, sie wohnen gemeinsam, haben Sex. Doch die Situation eskaliert von Tag zu Tag, bis der Professor tut, was er tun musste: er wollte Alicia loswerden. Er wollte ihr nur ein wenig Angst machen ...
Oh Mann, ein absolut spannendes Buch. Eines, bei welchem man den ersten Satz liest und danach erstaunt feststellt, dass man es schon zu Ende gelesen hat. Erzählt vom Professor selbst, ein unerwartet großartiger Ich-Erzähler. Ansonsten eher ein Stilmittel, das mir nicht zusagt, ist es hier einfach spitze. Anne Fine schafft es wirklich meisterhaft, die Welt des Ian Laidlaw aufzubauen und dem Leser die Gedankengänge dieses Mannes nahezubringen. Man muss ihn verachten, und doch kann man ihn verstehen. Gefangen in seinem Selbsthass, seiner Selbstverliebtheit. Seine Gedanken so klar, strukturiert, logisch und präzise, und doch so verworren, verblendet und jenseits der Realität. Er beginnt dem imaginären Polizisten vor sich zu erzählen, wie es dazu kam. Warum er tat, was er tun musste. Warum er gar nicht anders hätte reagieren können. Wie Alicia ihn immer mehr reizte und doch selbst schuld war an dem, was dann geschah.
Das Buch ist großartig! Es hat kaum dramatische Momente, ist eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen, bis eben eines Tages ein kleiner Tropfen das Fass quasi zum Überlaufen bringt. Niemals wird Fine / Laidlaw unanständig, vulgär oder grob, denn schließlich erzählt der Professor seine Geschichte, und er ist ein Mensch mit Stil. Er wählt seine Worte sorgfältig, er weiß den harten Sex geschickt in rationale Worte zu packen, seine Mordlust als normal darzustellen, ihre Naivität gekonnt hochzuspielen. Und als es dann passiert, naja, es war eben ein Unfall, so etwas kommt vor, und es tut ihm ja auch leid, irgendwie auch nicht, aber sie wissen ja, wie das ist, Herr Inspektor, sie sind schließlich auch ein Mann, und da kommt es eben vor, ...
Ja, "Killjoy" (neinnein, das wird gerne falsch übersetzt, ein "false friend", es heißt lediglich "Spielverderber" *g*) gefällt mir heute so gut wie damals. Ein Männerroman, von einer Frau geschrieben. Lesenswert auf jeden Fall für beide Parteien. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst ...
SaschaSalamander 16.11.2007, 10.17 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Das Mädchen mit Flügeln
Theodora Lucile Palombio lebt Anfang dieses Jahrhunderts auf einer kleinen tropischen Insel. Ihr geliebter Mann, der Kapitän, ist gestorben, und stets widersteht sie dem Werben der Männer. Sie ist begehrt, doch für sie gibt es nur ihre süße Tochter, Eova Luciole. Sie würde alles tun, die Kleine glücklich zu machen. Und so geht Theodora nach und nach immer mehr auf die vorsichtigen, verliebten Anträge des Krämers Octavio Monsarez ein, der sich so gut mit Eova versteht, doch noch lebt sie in Trauer um ihren Mann.
Bald soll alles anders werden. Eova verändert sich, sie wird unruhig, nervös, gereizt, und eines nachts wachsen ihr Flügel! Wunderbare, schneeweiße, prächtige Flügel. Nun geht es ihr besser, sie ist zufrieden und fühlt sich glücklich. Für sie scheint es das Normalste der Welt. Doch ihre Mutter fürchtet das Wunder. Und als auch die anderen Bewohner des Dorfes zufällig davon erfahren, geben sie dem Mädchen die Schuld an dem Unwetter, den Überschwemmungen, all dem Unglück der letzten Monate. Und so wird Eova in ein Heim geschickt, weit entfernt von zu Hause ...
Im Heim schweigt sie. Kein Wort dringt über ihre Lippen. Doch sie lernt Paco kennen, der sie nicht trotz, sondern wegen ihrer Flügel liebt. Er will sie schützen, aufrichten. Es kümmert ihn nicht, was andere über Eova sagen, es ist ihm egal, dass das Mädchen nicht redet. Zwischen den beiden entbrennt eine innige und tiefe Freundschaft, ja Liebe. Doch es kommt der Tag, an dem Eova wieder nach Hause muss ... und dort auf einen jungen Mann trifft, der ihr nun Avancen macht ...
Wunderschön. Ich weiß nicht, wie ich dieses Buch beschreiben kann. So wenige Worte, so ein dünnes Büchlein, ich hatte es, obwohl ich es genussvoll und langsam las, in knapp über einer Stunde gelesen. Doch der Inhalt ist so bewegend und tiefgreifend. Ein sehr bildgewaltiges Buch, das leuchtende Farben beim Leser entstehen lässt. Die tropischen Gefilde, Eovas bleiche Haut, die rassigen Frauen, die leuchtend weißen Flügel, das Blau des Meeres, die bunten Papageien, aber auch das triste Grau des Kinderheimes und die Farben der Einsamkeit.
Das Buch ist sehr symbolisch. Flügel, Unwetter, ein verrostetes Fahrrad - die Autorin zaubert fantasievolle Bilder, mit denen sie der an sich knappen Handlung zusätzliche Tiefe verleiht. Nein, sie beschreibt nicht, sondern sie lässt es den Leser selbst fühlen. Man kann das Buch kaum lesen, ohne davon berührt zu sein. So zart, ein Windhauch streichelt die Seele. Es werden keine Fragen beantwortet, Vieles bleibt unklar, aber das macht nichts ... man muss nicht verstehen ... es genügt, sich von Eova Luciole verzaubern zu lassen ...
Eine Geschichte fernab von Trubel und Hektik, dafür entspannend und zärtlich. Kein Unterhaltungsroman, kein Spannungsbogen. Wer diese Elemente in einem Buch für dringend notwendig hält, sollte besser etwas anderes lesen. Wer sich aber auf eine Märchenreise zu einem ganz besonderen Mädchen einlassen möchte, der wird mit Eova über das Meer fliegen ...
SaschaSalamander 15.10.2007, 10.29 | (0/0) Kommentare | PL
Träume süß mein Mädchen
Ja, doch, ganz nett. Inzwischen habe ich ja einige Krimis und Thriller verschiedener weiblicher Autorinnen gelesen. Und dies ist eben ein weiterer. Recht nett geschrieben. Es ist spannend zu beobachten, wie Jamie dem verführerischen Brad verfällt. Es gelingt ihm, sie mit psychologischen Tricks und Spielchen auf seine Seite zu ziehen. Ist ja nur eine Kleinigkeit, wie könnte sie da nein sagen. Und dann steckt sie plötzlich so tief selbst mitten in einem Mord, dass sie gar keine Chance hat, zur Polizei zu gehen, ohne sich dabei selbst zu stellen.
Dann wären da noch zwei andere Frauen, Emma und Lilly, die in Ohio leben und beide ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Der Leser erfährt kleine Häppchen, was es mit ihrem früheren Leben, ihren Exmännern auf sich hat. Und nach und nach scheint sich ein recht klares Bild zu entwickeln, das kurz vor Ende dann noch einmal kippt und sich völlig neu präsentiert. Die Methode, mit der Fielding dieses Verwirrspiel erreichte, gefällt mir nicht sonderlich (ich kann sie jedoch nicht verraten, ohne zu spoilern), aber es ist okay. Am Ende erwartet den Leser jedenfalls ein packender Showdown zwischen Brad und den drei eingeschüchterten Frauen.
Fielding hat Besseres geschrieben, von anderen Autorinnen ganz zu schweigen. Aber alles in allem ist "träume süß, mein Mädchen" recht nett zu lesen, wenn man noch nicht allzu viele Thriller dieser Art kennt. Kein Buch, das man gelesen haben muss, aber spannende Unterhaltung allemal ...
SaschaSalamander 12.10.2007, 09.57 | (0/0) Kommentare | PL
Ein Mann Eine Frau
Worum es geht? Hm, die Inhaltsangabe so kurz und knapp wie die Handlung: eine Frau trifft sich mit einem Mann, um Sex mit ihm zu haben. Erst spazieren sie durch den Park, dann gehen sie in ein Hotel, vollziehen sanft den Geschlechtsakt, gehen ein wenig bummeln, dann das gleiche noch einmal etwas heftiger, und dann verlässt die Frau das Hotel ...
Eigentlich geht es gar nicht um die Handlung. Denn das Buch ist zwar in der dritten Person verfasst, umschreibt jedoch sehr intensiv und eindringlich das Innenleben der Protagonistin. Worum es geht, das sind nicht die Begegnung, der Akt, sondern das ist ihr Erleben, ihre Vorgeschichte, ihre Zukunft. Der Leser erfährt, dass sie ihren Mann verlassen wollte und sich nun für seine darauffolgende psychische Erkrankung schuldig fühlt. Ausgelaugt von Beziehung, Ehe, Pflicht, Miteinander, hat sie sich selbst immer mehr aus den Augen verloren, begonnen, sich immer mehr zu hassen. Ihren Körper, ihr Wesen, sich selbst. Wurde krank, es ist zu erahnen, dass sie an Schwindsucht, Leukämie oder etwas ähnlichem leiden könnte. Doch in ihr steckt noch immer eine Frau, die begehrt werden will, und so verabredet sie sich mit dem Mann, der sie schon damals heftig begehrte und der auch heute noch nach ihr verlangt. Sie spazieren durch den Park, beobachten sich, kommen einander näher, überbrücken die Kluft zwischen ihnen auch ohne Worte und erkennen sich im Hotelzimmer. Die anfängliche Scham und Schüchternheit weicht einer gegegenseitigen Lust, einem triebhaften, leidenschaftlichen und trotzdem oder deswegen gefühlvollen Miteinander ...
"Ein Mann Eine Frau" ist sehr ungewöhnlich in seinem Auftreten. Das Buch beginnt mittendrin und hört ebenso abrupt auf. Sie begegnen sich, sie trennen sich, alles andere ist nicht von Belang. Was zählt, ist nur die Zeit miteinander und die Gedanken, welche die Frau während ihres Zusammenseins hegt.
Ist es nun ein Roman für Frauen oder für Männer? Der Akt und seine Beschreibung lassen wohl eher auf ein Buch für Männer schließen, die Poesie, die Wortwahl und die kunstvolle Umschreibung deuten eher auf ein typisches Frauenbuch. Gekonnt schafft Olmi es, den Leser auf dessen Ebene anzusprechen und nach wenigen Seiten für sich zu gewinnen. Wem der Schreibstil nicht zusagt, der wird kurz darauf vom Geschehen mitgerissen. Wer sich nicht für die Handlung interessiert, der könnte trotzdem von den Worten begeistert sein ...
Für mich war es eine Kombination aus beidem, was mich anzog. Die ersten Seiten überflog ich. Siebeneinhalb Seiten alleine darüber, wie er sich eine Zigarre aus Nicaragua entzündet und raucht. Nach der siebten Seite wollte ich das Buch weglegen. Kurze Sätze, präzise Angaben, exakte Beschreibungen. Tödlich langweilig. Doch so, wie das Geschehen die beiden Protagonisten mit sich reißt, so werden auch die Worte immer fließender, die Sätze immer länger, und plötzlich ein unendlich langer Satz, so geschmeidig und sanft wie der Kuss, den sie nun beginnen auszutauschen. Wo beginnt der eine, endet der andere, ein nie enden wollender Kuss, ein unendlich langer Satz ohne Grammatik, ohne Regeln, aneinandergereihte Worte ohne festen Kontext doch umso inniger und umso bedeutungsvoller gewebt gelesen gespürt und aufgenommen, der Leser an den Lippen des Erzählers wie die Frau an den Lippen des Mannes, ein einziges großes Ganzes vereinigt in Leidenschaft und grenzenlosem Verlangen ...
Was so prüde und schüchtern im Regen begann, wird zu einer Orgie aus Lust und Erotik. Es gelingt der Autorin, die Vereinigung der beiden so anschaulich zu beschreiben, als sähe man einen Film vor sich. Kopfkino vom Feinsten. Die Worte dabei geschmeidig und elegant, niemals vulgär. Wundervoll umschrieben für Liebhaber der sanften Erotik, derb und zügellos die Handlung für Freunde der direkteren Literatur. Wirklich ein gelungenes Spagat und ein hervorragender Roman.
Allerdings genügt es nicht, kurz einmal hineinzulesen, denn zwei oder drei einzelne Seiten vermögen es leider nicht, den Leser zu überzeugen. Das Buch wirkt lediglich als Gesamtwerk, Handlung und Sprache miteinander verknüpft, sodass der Anfang zu spröde wirkt, ein langer Satz aus der Mitte zu langatmig. Was den Genuss ausmacht, ist das Miteinander ... von Mann und Frau, von Sprache und Inhalt, von Leser und Autorin ...
Diesen Roman kann man lesen und sich danach brüsten, ein literarisches Meisterwerk gelesen zu haben. Oder es einfach lesen, Spaß haben und an der Handlung freuen. Ganz nach Belieben ;-)
SaschaSalamander 10.10.2007, 10.07 | (0/0) Kommentare | PL
Im Schatten der Wächter
Elliot ist so unauffällig, dass er auffällt: und zwar der Schlägerclique seiner Schule. Sie verprügeln ihn, stellen ihn bloß und mobben ihn. Aber immer so, dass es den Lehrern und seinen Eltern nicht auffällt. Er möchte seinen Eltern keinen Kummer machen und frisst diese Sorge in sich hinein. Eines Tages geschieht ein Unglück: sein Vater wird auf der Arbeit überfallen und ist seitdem psychisch krank, vegetiert wie eine leblose Hülle zu Hause vor sich hin. Es geht seiner Familie immer schlechter, und bald ziehen sie um, die Mutter hat Geld für einen Neuanfang gespart, nun soll alles besser werden. Elliot kauft von seinem schwer ersparten Geld eine neue Schuluniform, um nicht durch eine billige Second Hand aufzufallen, außerdem ein neuer Haarschnitt. Er übt vor dem Spiegel ein gleichgültiges Gesicht. Nur keine zu guten Noten, aber auch nicht so schlecht, dass es den Lehrern auffallen könnte. Er meldet sich in der Schwimmgruppe an, um etwas zu leisten, das vor anderen Schülern von Wert ist. Und seine Strategie hat Erfolg. Nicht nur, dass er nicht verprügelt wird, nein, er wird sogar von der dortigen Schülergang zur Mitarbeit aufgefordert. ER soll helfen, andere Schüler zu verprügeln. Nun ja, eigentlich genügt es, wenn er dabeisteht ... und so nach und nach rutscht er immer tiefer hinein in die Mechanismen aus Gewalt und Angst, mit der die anderen Schüler des Gymnasiums kontrolliert werden. Zu Hause spitzen sich die Probleme zu, und auch in der Schule sieht er immer weniger einen Ausweg aus der Spirale ...
Wie kann ein Außenseiter nur zum kaltblütigen Schulschläger werden? Warum wehrt er sich nicht und sagt seiner Mutter oder dem Schuldirekter nicht die Wahrheit? In dieser Hinsicht erinnerte mich dieses Buch sehr an "Die Welle", wo die Mechanismen der Angst so deutlich beschrieben werden. Ohne es zu wollen, gerät ein junger Mensch in einen Strudel, der ihn nicht mehr freizugeben scheint. Und zwar so, dass auch der Leser sich immer wieder die Frage stellen muss, wie er wohl reagiert hätte. Stets ein kleines "es ist ja nur", bis irgendwann auch die letzte Grenze überschritten wird. Elliots Innenleben ist hervorragend beschrieben, seine Gewissensbisse, Ängste und auch Erfolge sind dem Leser so intensiv, als wären es dessen eigene.
"Nur" ein Jugendbuch, doch ich konnte es nicht mehr aus der Hand lege. Unbedingt wollte ich wissen, wie es weitergeht. Auch wird das Buch häufig mit Orwells "1984" verglichen, sodass die entsprechenden Parallelen für Kenner dieses Werkes für zusätzliche Spannung sorgen.
Ich halte "Im Schatten der Wächter" sogar als Schullektüre sehr geeignet, ist es doch Futter auch für Muffel und bietet es jede Menge Stoff zum Diskutieren und Erörtern. Wer "die Welle" großartig fand, der sollte auch Elliots Erlebnisse unbedingt lesen ...
SaschaSalamander 08.10.2007, 16.17 | (0/0) Kommentare | PL
Brennende Fesseln
Nachdem ihre Schwester Franny auf grausame Weise ermordet wurde, entschließt sich die Journalistin Nora, den der Polizei bekannten aber mangels Beweisen freigelassenen Mörder selbständig hinter Gitter zu bringen. Anhand von Frannys Tagebuch liest sie, wie diese immer mehr in den Sog des sadistischen M geriet. Doch zwei Wochen vor ihrem Tod verlässt er sie, und ihre Einträge enden. Nora will diese Lücke füllen: sie plant M zu verführen, den Weg ihrer Schwester zu gehen und ihm sein Geständnis zu entlocken. Doch M durchschaut ihr Spiel und geht einen Pakt mit ihr ein: sie muss sich unterwerfen, und im Gegenzug verrät er ihr nach und nach, was er mit Franny tat, wer sie tatsächlich war und ob er sie nun getötet hat oder nicht. Eigentlich wollte Nora nur spielen und siegen, aber auch sie gerät in den Bann dieses Mannes. Als auch noch ein zweiter Mordverdächtiger auftaucht, wird das Spiel immer undurchsichtiger. Wem kann Nora trauen? Wer hat Franny getötet? Wird Nora die Nächste sein?
Ja, doch, wirklich ein spannender und prickelnder Thriller. Nora rutscht in dieses Geschehen hinein, ohne es wirklich zu wollen, und der Leser kann sich gut hineinversetzen. Normalerweise mag ich es nicht, wenn Autoren die Ich-Form in ihren Büchern verwenden, hier jedoch passt es sehr gut, denn auch die Gefühlswelt der anderen Charaktere wird dabei nicht vernachlässigt.
Von der ersten bis zur letzten Seite ein Pageturner, den man kaum beiseite legen kann. Neue Erkenntnisse, unerwartete Wendungen lassen den Leser mitfiebern. Sprachlich ist das Buch nicht wirklich ein Highlight, aber für spannende Unterhaltung erwarte ich auch keine rilkesche Lyrik, sondern einfach einen flüssigen Schreibstil, und DEN hat "brennende Fesseln" definitiv vorzuweisen! Obwohl es in manchen Szenen inhaltlich recht derb wird, finde ich es prima, dass es dennoch nicht in die Fäkalsprache abgleitet, wie dies bei anderen Krimiautoren leider häufig der Fall ist. Und auch, wenn es ein "erotischer Thriller" ist, driftet es nicht in lästige Bettszenen ab, die ich normalerweise überblättere, sondern wahrt dennoch einen gewissen Stil.
Aaaaber: es ist tatsächlich etwas heftig ... was M in diesem Buch mit Nora und Franny praktiziert, ist nicht gerade mit einem Seidenschal um die Augen oder einer Plüschhandschelle am Bett erschöpft. Elektrostimulation, Sodomie, Skarifizierung, Flagellation, Spanking, Mumifizierung, Material wie Peitsche oder schwere Ketten sowie das psychologische Spiele mit Unterwerfung und Demütigung werden verwendet. Nicht wirklich jedermanns Sache, und so ziemlich jeder Leser dürfte spätestens in der Szene mit dem Hund (die wider Erwarten dennoch so verfasst ist, dass man sie lesen kann, obwohl allein beim Gedanken an so etwas wohl jeder normale Mensch sich angeekelt abwendet) an seine Grenzen stoßen. Trotzdem ist es so geschrieben, dass man es gut lesen kann, und manchereiner kann den etwas "sanfteren" Momenten wie Fesseln oder Schlagen sogar etwas abgewinnen, ...
Doch, wer mal einen erotischen Thriller möchte und statt der Beschreibung blutig verstümmelter Leichen und grausamer Vergewaltigungen (Hayder, Reichs, Brown, Higgins-Clark, Cornwell, Blunt, Hoffman, etc) mal eher ein paar psychologische Spielchen und den sexuellen Nervenkitzel hart an der Grenze und darüber hinaus möchte, der sollte diesen Roman unbedingt lesen. Er wird ihn nicht so schnell vergessen ...
SaschaSalamander 05.10.2007, 18.21 | (0/0) Kommentare | PL
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