SaschaSalamander

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Der Märchenerzähler

michaelis_maerchen_1.jpgAnna Leemann lebt in ihrer heilen Welt mit "blauer Luft", Musikunterricht, blühenden Rosen und ihren Freunden. Abel Tannatek lebt in einer heruntergekommenen Siedlung, umgeben vom "weißen Rauschen", finanziert seine Schule mit allerlei dubiosen Geschäften und kümmert sich um seine kleine Schwester, seit die Mutter verreist ist. Sie leben in verschiedenen Welten, und doch begegnen sie sich. Nur sehr zögerlich finden sie den Kontakt zueinander, eher zufällig. Anna lauscht den Geschichten, die der Junge seiner Schwester erzählt und wird somit in das Leben der beiden hineingezogen. Denn der Märchenerzähler erfindet nicht nur, sondern er erzählt von der Wirklichkeit, lässt reale Menschen zu Figuren seiner Erzählung werden. Das Märchen wird immer gefahrvoller, und für Abel und Micha wird zugleich die Welt immer bedrohlicher, bis sogar ein Mord geschieht. Kann Anna der kleinen Königin helfen, dem Diamantensammler zu entfliehen und das sichere Festland zu erreichen?

Dieses Buch ist meine aktuelle Top-Empfehlung, denn es hebt sich deutlich aus all den anderen Titeln hervor. Es ist ein gekonnter Mix aus Märchen, Thriller, Romantik und Drama, den man in keine bekannte Schublade stecken könnte. Daher fällt es auch schwer, das Buch zu vergleichen oder zu beschreiben, sodass man einen völlig neuen Ansatz finden muss, davon zu erzählen.

Vorab sei erwähnt, dass DER MÄRCHENERZÄHLER als Jugendbuch vermarktet wird. Jedoch sind die Inhalte sehr intensiv, teilweise auch grausam und dabei erschreckend realistisch, sodass ich es doch eher für junge Erwachsene empfehlen möchte. Es wird ein Wertebild vermittelt, das auf den ersten Bild romantisch klingt, bei genauerer Betrachtung jedoch - meiner Ansicht nach - ungeeignet ist als Vorbild für junge Menschen.

Die Charaktere des Buches werden vor dem Leser lebendig, als kenne er sie persönlich. Mit nur wenigen Worten erschafft die Autorin Eigenheiten, Vorlieben, Angewohnheiten und lässt den Leser einen Teil der Welten werden, in denen Anna, Abel und Micha leben. Vom ersten Moment an bangt, fürchtet, hofft man mit ihnen. Das Buch aus der Hand zu legen - gleichbedeutend sich von einem guten Freund verabschieden zu müssen.

Auch der Aufbau fesselt, und einmal begonnen, befindet sich der Leser im Sog des Märchenerzählers. Das erste Kapitel sofort ein blutiger Einstieg, in dem zugleich sehr viel Traurigkeit mitschwingt, was ist geschehen, wann wird man endlich mehr darüber erfahren? Immer wieder glaubt der Leser nun verstanden zu haben, was das Märchen bedeutet, nur um sich dann auf einer anderen Fährte wiederzufinden, alte Vermutungen über Bord zu werfen, umzudenken und erneut in einer Sackgasse zu landen. Dabei sind die Märchen so eindeutig, so verständlich, wenn man sie im Nachhinein erkannt hat. Und so, wie wohl Anna nicht die Bedeutung hinter den Worten sehen will und ihre Augen verschließt, so wird auch der Leser am Ende die gesamte Wahrheit erkennen und feststellen, dass sie all die Zeit vor ihm lag.

Besonders erwähnen möchte ich den Schreibstil, der in seiner ungewöhnlichen Sprache ein wenig an "die Bücherdiebin" von Markus Zusak erinnert. Sinne werden miteinander verknüpft ("ihre Stimme schmeckte nach Eis", "sie ertrank in dem Blau", "sie beobachtete sein Schweigen"), tote Gegenstände werden lebendig ("Die blauen Stickgarn-Augen [... ] blickten müde und ein wenig ängstlich"), Farben spielen eine sehr wichtige Rolle, Menschen werden zum Teil ihrer Umwelt ("Es war, als wäre auch [Abel] weggetaut, mit dem Schnee verschwunden"). Ungewöhnliche Metaphern schmücken die Seiten ("Jahreszahlten surrten über ihren Köpfen durch die Luft wie merkwüdig gestaltlose Winterbienen", "es begann aus den entsetzten blauen Augen zu regnen").  Die Autorin setzt sich hinweg über die normalen Konventionen des Schreibens und stellt ihre eigenen Regeln auf. Anna nennt Abel gerne "Abel de Saint-Exupery", und auch das Buch selbst strahlt insgesamt sehr viel vom kleinen Prinzen aus. Eine kindliche Logik, und dabei doch tiefsinnig und hintergründig, gemalt in unschuldigen Worten.

Doch hier beginnt der Genre-Mix: hinter den unschuldigen Worten verbergen sich grausame Taten, neben Märchen, Diamanten, Einhörnern und Regenbögen gibt es in eine Anzahl an Verbrechen, deren Nennung dem Leser jedoch zuviel von der späteren Handlung vorwegnehmen würde. Und diese Verbrechen wirken umso tragischer, je unschuldiger der Handlungsrahmen ist. Niemand wird das Buch lesen können, ohne nicht spätenstens am Ende Tränen in den Augen zu haben.

"Der Märchenerzähler" ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst, für begeisterte Bücherwürmer ebenso wie für Leute, die nur wenig, dafür jedoch ausgewählt lesen. DIE Empfehlung im Frühjahr 2011 :-)

SaschaSalamander 11.04.2011, 09.40 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 14

Gelesen / Gehört
Meine Worte sind wie Sterne (W Arrowsmith)
Der indianische Weg (Herder)
Don´t worry, be German (J Doyle)
Das Wesen (A Strobel)
Abgründe (J Wilfling)
Der Märchenerzähler (A Michaelis)
Das Tal 1.4 - die Prophezeiung (K Kuhn)
Highschool of the Dead (D Sato; S Sato)
Schwarz auf Weiß (K T N Len´ssi)
Night Head Genesis 01 (Y Higuri, G Iida)


Gesehen
Ghostbusters 1
Ghostbusters 2
Lizenz zum Heiraten
Word´s greatest Dad


Geschenkt
/


Getauscht
Lessons in Lack (N Schwarz)
Das Adoptivzimmer (A Michaelis)
Tigermond (A Michaelis)
Die wunderliche Reise von Oliver und Twist (A Michaelis)
Morgenstern (A Michaelis)


 Gekauft
Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt (G Feidman)
Highschool of the Dead (D Sato; S Sato)

SaschaSalamander 10.04.2011, 20.14 | (0/0) Kommentare | PL

Ärgerliche Sortierungen

Wenn ich so durch mein Regal blicke auf den Fotos: es gibt da etwas, das mich rasend macht. Bei Büchern, aber auch bei DVDs. Nämlich die Tatsache, dass die einen Verlage ihre Titel so beschriften und die anderen anders. Mal zeigt die Schrift nach rechts, wenn man das Buch aufrecht stellt, mal zeigt sie nach links. Und wenn ich ein Buch hinlege, dann ist sie mal lesbar und mal kopfüber.

Das macht es, wenn man ein kleiner Sortierfreak ist, manchmal ganz schön lästig. Was soll man jetzt machen? Das Buch mit der Oberseite nach unten ins Regal stellen, damit der Titel flüssig zwischen die anderen passt? Oder das Buch mit dem Cover nach unten hinlegen, bloß dass man alles lesen kann?

Nervt Euch das auch sosehr?

SaschaSalamander 09.04.2011, 16.23 | (0/0) Kommentare | PL

Regal ungelesener Bücher

Ihr wisst ja, ich bin nicht so der Fan von Fotos oder Videos. Aber eine Kategorie Fotos gibt es, die ich doch sehr gerne bei anderen ansehe: nämlich die Fotos der Bücherstapel von anderen Bloggern. Ich sitze dann da, den Kopf schiefgelegt, damit ich auch alle Titel gut lesen kann. Vielleicht kenne ich ja einen? Habe es schon gelesen? Oder liegt auch auf meinem Stapel? Oder hat ein tolles Cover, das sieht so toll aus, das will ich auch lesen, obwohl ich es nicht kenne?

Hier mal ein Blick über meine beiden ungelesenen Regale. Linkes Regal von oben nach unten, dann dito das rechte Regal. Ich gehöre zu denen, die meist nach Thema sortieren.





Ihr seht schon, was das ist. Links oben steht meine Erotikabteilung. Nein, die wirklich dreckigen Titel braucht ihr gar nicht suchen, ich habe ein Regal, das ich nicht fotografiert habe: Rezensionsexemplare, teilweise Vorabexemplare, die ich vor der Veröffentlichung nicht zeigen werde ;-)






Hier ein bunter Mix aus Regionalkrimis und verschiedenen Titeln. Passten grad nirgendwo anders rein, thematisch klappt nicht immer, man muss ja auch gucken, wo grade Platz ist.




Kunterbunte Ecke. Steht halt da, wird irgendwann mal gelesen. Wird eher ein bisschen länger dauern. Nette Titel, aber andere Sachen gehen grade vor ... sind ein paar "Klassiker" dabei, und ich denke, die rennen mir nicht weg im Gegensatz zu den Neuerscheinungen, die morgen nicht mehr neu sind ;-)




Von diesem Regal habe ich eigentlich zwei. Aber ich habe es nur einmal fotografiert. Pratchett. Ich habe irre viel von ihm gelesen. Aber genausoviel habe ich noch nicht gelesen, und die warten alle noch, bis ich mich ihrer annehme.




Mangaaaaaaaaz! Teilweise bereits gelesene Titel, die ich so gut fand, dass ich sie einfach nochmals lesen muss ... und ein Comic :-)




Nochmal Mangafieber. Eine durchgeknallte Serie, ein Jugendmystery, ein Horror, ein historischer mit vielen Bishonen. Fans werden rechts wohl die Autorin bereits an der Covergestaltung erkennen. Bin eigentlich kein Fan von ihr, aber diese Serie mochte ich, zumindest die ersten beiden Bände. Habe gewartet, bis die Serie fertig ist, ich lese gerne komplett statt gestückelt.




Hier sieht man ganz klar, dass ich Anhänger von Kaori Yuki bin. Wobei ich außer dem Count und Angel Sanctuary wohl alles wieder weggeben werde (nene, Angel Sanctuary steht bei den bereits zigfach gelesenen. Den Count dagegen habe ich nach ein paar Bänden wieder abgebrochen, um auf das Ende zu warten). Und ein bisschen bunter Mix von Aoyama, Soryu und zwei weiteren ...




Bin kein Samurai-Fan, aber DIESE Serie gefällt mir irre gut. Auch hier: ersten Bände gelesen, und irgendwann will ich mal den Abschluss! Blöderweise läuft die Serie noch immer, ohne dass ein Ende in Sicht wäre, so etwas ärgert mich oft. Irgendwann stelle ich fest, dass ich umsonst 30 Bände gekauft habe, weil es nach dem dritten Band nicht mehr gefällt, na toll. Oder ich werde es nie lesen, weil der Autor vor Abschluss der Serie stirbt *grml*. Naja, wenigstens habe ich den dazugehörigen Roman von Musashi im Regal stehen. Und rechts ein bisschen Klassiker meines Lieblingsgenres, Fans werden es am Rücken erkennen ;-)

SaschaSalamander 09.04.2011, 15.19 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der Märchenerzähler Zitate

S. 18: Die blauen Stickgarn-Augen waren abgewetzt, als hätten sie schon zuviel gesehen. Sie blickten müde und ein wenig ängstlich.

S. 33: Zwei Tage, in denen sie ihn beobachtete, wie er schwieg.

S. 40: Seine Worte klangen anders. Jemand hatte Licht zwischen den Sätzen angezündet.

S. 54: Ihre Stimme war so kalt wie Eis, schmeckte aber nicht nach Vanille. Sie schmeckte nach Scheuerpulver und einer kittelgestreiften Lebensenttäuschung.

S. 55: Es begann aus den entsetzten blauen Augen zu regnen.

S. 72: Der Raureif im Garten war ein Mantel aus Zugvogelflaum.

S. 133: Die Luft im Garten war gar nicht mehr so blau wie sonst. Etwas Rötliches hatte sich hineingemischt. Bertil versuchte größer auszusehen - und er wird dabei kleiner, ohne es zu merken.

S. 210: Das weiße Rauschen au sdem Walkman hüllte sie beide ein wie eine dicke Decke aus Neuschnee, es faltete seine Flügel über ihnen zusammen und schloss die neugierigen Blicke aus.

S. 246: Die anderen redeten über Geschichte. Jahreszahlten surrten über ihren Köpfen durch die Luft wie merkwüdig gestaltlose Winterbienen.

S. 258: "Du hast Recht", sagte Abel im Flur. "Die Luft ist blau. Ich hätte nicht gedacht, dass das stimmt". Er lächelte. "Ja", sagte Anna, "gestern wäre ich beinahe darin ertrunken".

S. 284: Die Wellen glichen jetzt dunkelgrünem Honig. Es musste am Misstrauen liegen.

S. 328: Abel stand nicht mehr bei den Fahrradständern. Es war, als wäre auch er weggetaut, mit dem Schnee verschwunden.

S. 346: Sie fiel in die Umarmung wie in warmes Wasser, wie auf ein Sofa, wie in einen Sommertag, wie in die Tür eines Ortes, der Zuhause war.

S. 367: "Am Ende springe ich über so viele Schatten, dass ich keinen mehr habe, und was ist ein Mensch ohne Schatten?"

SaschaSalamander 09.04.2011, 11.41 | (3/0) Kommentare (RSS) | PL

Highschool of the Dead

Heute mal eine große Ausnahme. Ich habe mich vor ein paar Tagen gefragt, warum ich noch nie einen Manga nach erstem und letztem Satz durchleuchtet habe? Nicht alle sind geeignet, aber ein paar fallen schon auf. Schließlich sind Mangas nicht nur Bilder, sondern auch Texte. Dabei sind vor allem Mangas etwas, die gerade auch durch die Übersetzungen leben, und ich achte beim Kauf schon auch bewusst darauf, wer da seine Finger bei den Texten im Spiel hatte! Also, heute zum ersten (aber nicht letzten) Mal der erste und letzte Satz eines Mangas:

Erster Satz:
Am Vorabend des Tages, an dem alles endete, blieb ich bis spät in die Nacht auf ...

Letzter Satz:
Mir war noch gar nicht klar, dass diese Welt schon nicht mehr existierte.

Aus: Daisuke Saito und Shouji Sato: Highschool of the Dead 01; Carlsen Manga 2010

SaschaSalamander 08.04.2011, 16.38 | (0/0) Kommentare | PL

Das Wesen

strobel_wesen.jpgZuerst schrieb Arno Strobel den >TRAKT<, später DAS WESEN. Aufmerksam wurde ich jedoch erst bei dem Wesen, da das Thema mich sehr interessierte. Kaufen muss bei diesem Genre nicht sein, und bis ich es endlich geliehen bekam, dauerte es ein Stück. Also las ich zuerst den Trakt. Und ich bin froh, denn sonst hätte ich es vielleicht bei diesem einen Titel belassen. Aber erst mal der Reihe nach ...

Vergangenheit und Gegenwart. Vergangenheit: Lichner wandert in den Knast, weil er angeblich ein Kind getötet haben soll. Die Beweise sprachen gegen ihn. Aber waren die Beweise echt? Oder hat der ermittelnde Polizist über die Stränge geschlagen?

Gegenwart: der Täter wird entlassen, in der Zwischenzeit ist viel geschehen. Wieder verschwindet ein Mädchen, diesmal Lichners Tochter. Er behauptet, keine Tochter zu haben. Aber wieder sprechen Beweise gegen ihn. Was ist wirklich geschehen? Gab es bei der damaligen Ermittlung Fehler? Spielt irgend jemand ein grausames Spiel?

Klingt faszinierend. Gab es schon mehrfach, aber ich mag diese Thematik. Justiz, Kriminalität, das ist einfach mein Gebiet, und ich finde es spannend, die unterschiedlichsten Ansätze und Gedanken zu verfolgen, selbst wenn sie nur fiktiv sind. Wenn dann der Täter noch ein angesehener Psychologe ist, wird es umso interessanter.

Vorab zum Hörbuch: es wird zu Beginn des Kapitels jeweils gesagt, in welchem Jahr das folgende Kapitel spielt. Heißt, vor dem Lesen nennt Sascha Rotermund eine Jahreszahl. Mal ehrlich - achtet Ihr auf sowas? Ich habe das glatt überhört. Und ich hatte einige Zeit ziemlich Probleme, der Handlung zu folgen. Bis ich dann nach ein paar Kapiteln einige Rezensionen las, weil ich das Buch fast weggelegt hätte. Ich hatte einfach nicht aufgepasst, aber danach verstand ich dann.

Wirklich besser gefiel mir das Buch danach nicht. Irgendwie wurde ich mit nichts warm. Kein einziger der Charaktere war mir sympathisch. Der Psychologe zu schmierig. Die Exfreundin undurchsichtig und komisch. Der leitende Ermittler ein von sich eingenommener Kerl ohne Gewissen. Sein Schatten daneben ein cleveres Bürschlein ohne Rückgrat, das zwar ahnt, dass etwas nicht stimmt, das aber trotzdem brav alles tut, was der Chef sagt, selbst falls dafür ein Unschuldiger für 15 Jahre hinter Gitter müsste. Nein, ich konnte und wollte mich mit keinem identifzieren. Ist kein Muss für ein Buch, aber es erleichtert das Lesen ungemein. Denn sobald man mitfiebert, will man wissen, wie es weitergeht. Wenn das fehlt, zieht sich ein Buch in die Länge wie Kaugummi. Zumindest mir geht es so.

Ab etwa zwei Dritteln spielt das Buch nur noch in der Gegenwart, danach wurde es spannender. Dies haben mir auch einige anderen Rezensenten bestätigt, sodass ich bis dahin fleißig durchhielt. Es hat sich gelohnt, das Ende war interessant und auch für mich überraschend. Sehr clever: hervorragend vorbereitet, intelligent gestaltet. Kurios aber realistisch (mehr oder weniger. Aber ein paar Freiheiten lasse ich dem Autor, schließlich bin ich kein Fachmann auf dem Gebiet dessen, worauf es am Ende ankommt. Vielleicht geht es. Vielleicht ist es überzogen. Egal, es war stimmig und passte zu den Figuren).

Trotzdem, auch wenn das Ende gefiel. Ein Buch sollte im Ganzen überzeugen. Ich war einige Male kurz davor, das Hören abzubrechen. Und ich frage mich auch jetzt noch, ob ich etwas verpasst hätte, wenn ich aufgehört hätte. Es war nett, okay. Aber es hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen.

Davon abraten kann ich nicht, dazu war es zu gut. Aber empfehlen würde ich es nicht, da rate ich dann doch eher zu anderen Titeln, wenn man gerne twisted plots, entlassene Straftäter, Kindsentführung, deutsche Krimis oder ähnliche Genres mag. Da DER TRAKT mir jedoch recht gut gefiel (dort war es umgekehrt: grandioses Buch, das Ende dafür nicht sosehr mein Ding), werde ich das nächste Buch - ich hoffe doch, dass er noch eines schreiben wird! - wieder lesen. Ich bin schon sehr gespannt darauf! :-)

SaschaSalamander 08.04.2011, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Märchenerzähler

michaelis_maerchen_1.jpgGestern habe ich den MÄRCHENERZÄHLER beendet, und mir liegt soviel auf der Zunge, ich möchte so unendlich viel erzählen! Nun, ich habe immerhin eine sehr hübsche Zitatensammlung, die ich diese oder nächste Woche noch vorstellen möchte aus diesem Buch. In vielen anderen Rezensionen, die ich heute nach Beenden gelesen habe, fand ich kurze Zitate, und ich wusste in allen Fällen, wo sie standen, denn auch mir hatten sie so gefallen. Sehr eindringlich, einprägsam, keine flüchtigen Worte, sondern gemeinsame erlebte Momente vielmehr.

Eine Sache gibt es trotzdem, die mir sehr aufstößt. Oder die mich unangenehm berührt, wie man es nimmt. Ich habe das Buch als Erwachsene gelesen. Bei manchen Jugendbüchern vergesse ich, dass es eigentlich für Jugendliche ist und gehe völlig darin auf, vergesse alles um mich herum. Das war hier der Fall. Deswegen las ich es mit meinen persönlichen Augen, mit meinen mir eigenen Erfahrungen. Und alles, was im Buch geschrieben wurde, hätte exakt so passiert sein können. Es ist realistisch und möglich. Und ich kenne sehr viele Menschen, die so handeln würden und kann auch alles, was geschrieben wurde, sehr gut nachvollziehen.

Doch das Buch ließ mich nicht mehr los, und auch danach habe ich noch sehr viel nachgedacht. Und wenn ich bedenke, dass das Buch für Jugendliche ist, muss ich über die Vermarktung mal wieder den Kopf schütteln. Denn der Inhalt ist definitiv nicht geeignet für Jugendliche. Es ist eher für junge Erwachsene, ich würde sagen so um die 19 oder 20 plus. Klar kann man es auch als jüngerer Mensch lesen, aber mir wäre nicht wohl dabei, einem 16jährigen Mädel möchte ich dieses Buch nicht gerne in die Hand drücken. Denn es wird etwas vermittelt, das so nicht sein sollte.

Hm, wie in Worte fassen, ohne zu spoilern und denen, die es kennen dennoch zu sagen, was ich meine? Nun, es geht ab Seite 300 etwa auch um das Thema Vergebung (Hinweis: Bootshaus). Ich finde es gut, wenn ein Mensch verzeihen kann, und ich ziehe meinen Hut vor der Person im Buch, diese Größe hat nicht jeder. Und dennoch muss ein Verhalten zu Konsequenzen führen, gerade in diesem Fall. Nicht vielleicht einem Bruch oder einer Trennung oder einer juristischen Sanktion. Aber man muss darüber reden, Dinge abklären, man kann einige Sachen nicht einfach ignorieren. Dies jedoch geschieht im Buch nicht. Es wird verziehen, doch es folgen keine Konsequenzen, kein klärendes Gespräch. Und das Bild, welches für Jugendliche entstehen könnte, gefällt mir nicht. "Die wahre Liebe" wird hier gleichgestellt mit selbstzerstörerischen Elementen.

Für erwachsene Leser ist das okay. Die brauchen in dieser Form kein Vorbild mehr. Außerdem haben sie hoffentlich inzwischen ihren Weg gefunden. Jugendliche dagegen könnten mit verklärten Augen Dinge sehen, die so einfach nicht richtig sind, sein sollten. Jeder darf handeln, wie er will, ich erlebe das immer wieder, und ich könnte heulen, wenn ich dann solche Menschen vor mir sitzen sehe, wenn ihr Leben den Bach hinuntergeht und sie aus edelsten Motiven handelten. Aber ich möchte dies nicht als Vorbild für pubertierende Teenager, die noch auf der Suche nach sich selbst sind empfehlen müssen.

Und dann gibt es noch etwas, das mich wundert. Sehr viele sagen, man könne nichts über das Buch erzählen ohne zu spoilern. Gut, die Sprache zu beschreiben fällt mir nicht leicht. Aber der Inhalt, den kann ich eigentlich recht gut erklären, und ich empfinde es nicht als "zuviel" (obwohl ich da selbst doch sehr pingelig bin). Außerdem sagen sehr viele, dass die Geschichten "wahr würden". Dies impliziert, dass die fiktiven Geschichten auf einmal real geschehen, so wie etwa bei TINTENHERZ. Es lässt an Fantasy-Elemente denken, wo keine sind. Dabei kann man doch einfach sagen, dass der Märchenerzähler die Realität in Märchen packt und das momentane Geschehen in feine Worte spinnt, hinter denen sich die Wahrheit versteckt. Das klingt dann schon nachvollziehbarer. Ich denke, dann hätte ich das Buch auch eher gelesen, weil ich nicht mit einem "schon wieder Mainstream Fantasy" gerechnet hätte.

Jedenfalls hat mich das Buch sehr, sehr begeistert, es ist eines der Highlights der letzten Wochen und wird sich vermutlich auch in der Jahresstatistik zu einem DER Bücher des Jahres 2011 entwickeln.

Aber gut, all dies sind Gedanken, keine Rezension. Ich werde mich bemühen, noch eine sachliche, neutrale Rezension zu schreiben ;-)

SaschaSalamander 07.04.2011, 17.52 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Märchenerzähler

Erster Satz:
Blut. Überall ist Blut.

Letzter Satz:
(könnte sich ggf als Spoiler entpuppen)

aus: Antonia Michaelis: Der Märchenerzähler; Oettinger 2011

SaschaSalamander 06.04.2011, 16.11 | (0/0) Kommentare | PL

Vladimir Tod 01 - hat Blut geleckt

brewer_tod_1.jpgDer Klappentext des Buches gibt nicht viel her, aber sehr viel mehr kann man auch nicht erzählen, ohne zuviel zu verraten: Vladimir Tod ist ein Halbvampir und lebt nach dem Told seiner Eltern bei seiner Tante Nelly. Eigentlich ist er ein ganz normaler Jugendlicher, wenn man von ein paar ungewöhnlichen Dingen wie seinem Durst auf Blutkonserven, der tödlichen Gefahr von Knoblauch und Sonnenlicht absieht. Er hat die üblichen Probleme: der Bully der Schule mobbt ihn, er weiß nicht wie auf das von ihm begehrte Mädchen zugehen, und die Lehrer haben andere Vorstellungen über seine Noten als er.

Dazu mischt man die Identitätskrise, die bei diesem Buch zu erwarten ist: starben seine Eltern wirklich einen normalen Tod? Wer ist der Fremde, der über sein Geheimnis Bescheid zu wissen scheint und sich immer mehr in sein Leben drängt? Gibt es noch andere wie ihn?

Es gibt Jugendbücher, die sind "All Age", die liest man auch als Erwachsener und hat überhaupt kein Problem damit, weil man sich zurückerinnert, weil man es auch Erwachsener nachvollzieht, und weil die Handlung in Komplexität und Inhalt eigentlich auch mit Erwachsenen spielen könnte. Und dann gibt es Jugendbücher, die sind wirklich nur für Jugendliche gedacht, weil sie eher einfach gestrickt sind und den kritischen Maßstäben eines Erwachsenen nicht standhalten. Erstere Bücher lassen die Protagonisten handeln wie Jugendliche, sind selbst aber mit erwachsener Logik geschrieben. Zweitere Kategorie denkt in jugendlicher Logik, handelt jedoch auch so, sodass manchmal unlogische Brüche vorkommen, die einen Teenager nicht stören, für einen Erwachsenen aber den Lesefluss unterbrechen können.

Beides ist okay, und beide Bücher lese ich gerne. Aber es fällt mir im zweiten Fall schwer, eine Rezension zu schreiben. Ich möchte sie daher dreiteilen. Denn ich möchte das Buch nicht top empfehlen, wenn erwachsene Leser dann frustriert sind über meine Tipps. Aber ich möchte so ein tolles Buch auch nicht abwerten, nur weil ich mit falschen Maßstäben herangehe. Hier also meine Dreier-Rezi ;-)


ERWACHSENE:

Das Buch ist aufgrund des Schreibstil und der knappen Länge von 200 Seiten in knapp einer Stunde durchgelesen. Es gibt einige witzigen Aha-Effekte, wenn ein Junge Edgar Poe heißt, man in die Elm Street einbiegt, der Bösewicht sich D´Ablo nennt. Auch kann man sich mit ein wenig Ethymologie denken, was es mit dem geheimnisvollen Objekt "Lucis" auf sich hat, sodass auch von Beginn an klar ist, wie das Buch enden wird.

Die Geschichte hat man schon unzählige Male gelesen, ob nun bei Harry Potter, Charlie Bone und ähnlichen Titeln. Der Jugendliche hat Angst vor dem fremden neuen Lehrer. Der erfahrene Leser weiß, dass nicht alles ist, wie es scheint und erinnert sich an Severus Snape.

Die Sprache, die Tagebucheinträge der Erwachsenen, die Erklärung ihrer Handlungen entsprechen denen eines Jugendlichen in ihrer Struktur und Wortwahl. Ein Erwachsener würde sich anders ausdrücken, würde anders argumentieren. Das macht nichts, das Buch ist trotzdem spannend, aber man muss einfach schmunzeln.

Und wenn ein unlösbares Problem im Buch geschildert wird, dann wüsste der Erwachsene sofort die Lösung und wundert sich, warum das Buch nicht diesen Weg einschlägt (da die Lösung nicht in der Entscheidung des Protagonisten liegt sondern daran, wie es eigentlich in der Handlung weitergehen müsste). Aber das Buch ist spannender, wenn es aus Sicht des Jugendlichen so weitergeht, wie es für einen Jugendlichen logisch ist. Einige Male war ich recht amüsiert, denn ein All-Age-Roman wäre doch etwas anders gewesen. Aber als All-Age wäre das Buch wohl nicht in dieser Form möglich gewesen, und das wäre schade, denn das Buch ist für sich betrachtet genial.

Was Charlie Bone für 8 bis 12 jährige ist, ist VLADIMIR TOD für Jugendliche zwischen 11 und 15. Und wer wie ich diese Art von Literatur mag, wird unzählige Male schmunzeln müssen und sich trotzdem hervorragend amüsieren. Ein tolles Buch, aber die Fortsetzung brauche ich nicht unbedingt. Große Überraschungen dürften uns wohl nicht erwarten, es gibt andere Titel, die auf uns warten ;-)


JUGENDLICHE:

ein absoluter Pageturner. Das Buch kann man nicht mehr aus der Hand legen. Sogar Lesemuffeln werden sich für den jungen Halbvampir begeistern. Denn in jedem von uns steckt ein Stück Vladimir mit seinen Ängsten und Sorgen. Er ist so normal und trotzdem individuell wie jeder einzelne von uns, und ob Mädchen oder Junge, wird man sich sofort mit ihm identifizieren. Sein bester Freund Henry ist ein klasse Kerl, wie man ihn sich selbst auch wünscht.

Die Angst, sich vor seinen Mitschülern zu entblößen, sich zu blamieren, das hat jeder schon einmal bei einem Referat erlebt. Auch der Kontakt mit dem anderen Geschlecht, der jetzt so langsam beginnt, ist gar nicht so leicht, wie die ganzen Medien immer behaupten wollen. Und wenn Vladimir langsam lernt, seine Kräfte auf harmlose Weise einzusetzen, um sich gegen seinen "Feind" durchzusetzen, der ihn ständig gängelt und ärgert, dann lacht man sich ins Fäustchen und wünscht, man könnte das auch.

Die Frage "wer bin ich" und "warum bin ich so anders als die anderen" ist spannend zu verfolgen. Man will unbedingt wissen, was es mit dem geheimen Tagebuch auf sich hat. Ist sein Vater nun wirklich bei einem Brand ums Leben gekommen? Warum hat er Vlad nie von den anderen Vampiren erzählt? Oder war er etwa der einzige Vampir, gibt es sonst niemanden wie ihn? Kann er dem Fremden vertrauen, kann er überhaupt einem anderen Menschen (?) vertrauen?

Von der ersten bis zur letzten Seite kommt man kaum zum Durchatmen. Auch ohne ständige Actionszenen lässt einen das Buch nicht mehr los, bis man es endlich beendet hat. Und dann der Showdown begeistert so richtig, es werden sehr viele Geheimnisse geklärt, und endlich erfährt man, was es mit einigen Dingen auf sich hat. Aber es werden auch viele neuen Fragen aufgeworfen, die hoffentlich im zweiten, dritten und nächsten Band beantwortet werden! Ach, wäre der nächste Band doch endlich im Handel, die Wartezeit ist einfach zu lang!


ALLGEMEIN:

die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr. Glanzlack und Relief. Ich mag es, wenn ich ein Buch nicht nur sehen, sondern auch spüren kann. Mit dem Finger über den Umschlag (Softcover) fahren und einzelne hervorgehobene Muster oder Buchstaben ertasten. Auch mag ich die Schlichtheit. Während Mädchenbücher in letzter Zeit immer mehr nur Gesichter und verschnörkelte Muster zeigen, scheint es bei der Jungs-Literatur schlichter zu werden, schwarz-weiß mit einem einzigen Farbklecks.

Ich mag klare, übersichtliche Kapitel. Hier sind sie sehr kurz, teilweise nur zwei oder drei Seiten lang. Aber es passt zum Rest des Buches, daher stört es nicht. Hervorragend finde ich die Kapitel"überschriften" an der Seite des Buches (da ich kein optischer Mensch bin, muss ich leider zugeben, dass mir erst nach einem Drittel des Buches auffiel, dass es nicht einfach nur tolle Muster, sondern die Überschriften waren. Man muss schon sehr genau hinsehen, kann es nicht so einfach mit einem Blick erkennen). Insgesamt hat das Buch mit seiner Aufmachung einen hohen Widererkennungswert, auch das mag ich. Es unterscheidet sich von anderen Titeln und fällt einfach auf durch das Symbol des bunten Smilies.

Und mein letzter, abschließender Gesamteindruck: ich habe das Buch in einer Stunde durchgelesen, habe die Zeit sehr genossen. Sollte mir zufällig das Buch in die Hände fallen (Bücherei oder von Freunden geliehen), werde ich es gerne fortführen. Aber Tickets oder Geld würde ich dafür nicht ausgeben. Es ist halt eben ein reines Jugendbuch, das mich nett unterhält, mehr auch nicht. Aber wenn mich ein Jugendlicher fragt oder ein Bekannter einen Tip für seinen Nachwuchs möchte, dann werde ich in diesem Genre unbedingt VLADIMIR TOD nennen. Vladmir ist witzig, spannend und macht einfach nur süchtig.

SaschaSalamander 06.04.2011, 09.55 | (0/0) Kommentare | PL

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