SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Buch

Porterville 03 - Nach dem Sturm

porterville03_sturm_1.jpg>Simon X Rost< ist Autor der dritten Folge von PORTERVILLE. Er erzählt, was nach dem Fall des ehemaligen Bürgermeister Hudson geschehen ist: einige Männer wollen die Stadt wieder aufbauen, das Volk braucht eine starke und kompetente Führung. Doch während die anderen nach Macht streben und sich selbst Vorteile erschleichen und die Bürger dabei hungern lassen, plagt Jefferson Prey das schlechte Gewissen. Auf welche Seite wird er sich schlagen?

Während der Autor für den DARKSIDE PARK zwei actionreiche Geschichten um "harte Kerle" ablieferte, ist der Protagonist hier eher ein stiller Mensch, sehr gedankenvoll. Jeffrey beobachtet sehr viel, der Leser folgt seinen Gedanken rund um Führung, Macht, Verantwortung. NACH DEM STURM ist eine eher politische Folge - und dennoch ist es Simon hervorragend gelungen, sie spannungsreich zu gestalten, sodass ich den Kindle nicht beiseite legen konnte und wieder in einem einzigen Rutsch hindurchfliegen musste.

Es gelingt Simon beklemmend gut, eine Stadt nach dem Ausnahmezustand aufzuzeigen. Die Hoffnung der Bürger, der gemeinsame Wunsch nach Änderung und Besserung, zugleich aber die Entkräftung des Volkes, das Sich-Verzehren nach ein klein wenig Luxus. In >Folge 01< erfuhr der Leser, wiesehr die Schere in der Gesellschaft auseinanderklafft, und in Folge 3 nun wird genauer erklärt, wie es dazu kam. Die Zeitsprünge machen die Handlung ziemlich komplex, und man muss sich als Leser oft genau verdeutlichen, wann und wo man sich gerade befindet.

Ebenfalls sehr schön finde ich, wie in dieser Folge immer mehr deutlich wird, dass die Autoren wirklich gemeinsam an einem großen Projekt arbeiten. Bereits in >Folge 2 - Die verlorene Kolonie< wurde Bezug genommen auf einzelne Episoden des Autors Raimon Weber aus dem DARKSIDE PARK. Und hier stellt sich nun heraus, dass der Prolog des (nein, verzeihung, Stop, ich möchte nicht spoilern. Aber es ist wirklich unglaublich schwer, etwas über PORTERVILLE zu schreiben, ohne sich immer auf andere Folgen zu beziehen). In Zeiten von Internet und Amazon, wo immer mehr Autoren sich anonym trollen, bekriegen und den Erfolg missgönnen, finde ich es einfach großartig, wenn einige von ihnen zeigen, dass sie auch zusammenarbeiten können, sich am Erfolg des anderen freuen und gemeinsame Projekte auf die Beine stellen. Der DARKSIDE PARK hatte ja sogar ein Crossover mit der Hörspielreihe >MINDNAPPING<.

PORTERVILLE macht süchtig nach MEHR! Aber jetzt heißt es sich gedulden bis zum ersten März, wenn TRÄUME DER TERMITEN von John Beckmann erscheinen, und kurz darauf geht es weiter mit DIE AKTE TORI, wieder von Raimon Weber. Nicht einmal eine Woche ... aber selbst ein paar Tage können eine gefühlte Ewigkeit sein! ;-)

SaschaSalamander 27.02.2013, 09.25 | (0/0) Kommentare | PL

Porterville 02 - Die verlorene Kolonie

porterville02_kolonie_1.jpgDie zweite Folge der Reihe PORTERVILLE handelt von Jeff Benchley, dem Sohn des Douglas Benchley aus >Porterville Steaks<. Jeff findet ein altes Dokument, welches Informationen über eine verlorene Kolonie beinhaltet. Er setzt alles daran, die Echtheit des Dokuments zu prüfen, und dabei kommt er etwas Unglaublichem auf die Spur ...

Während im DARKSIDE PARK alle Folgen zwar in unterschiedlichen Zeiten spielten, dabei aber immer in Porterville selbst, ist dies die erste Geschichte, welche den Ort verlässt und "draußen" spielt. Eine nahe Zukunft - mir gefiel vor allem, wie die Autorin dies realistisch und doch mit einem Hauch Sci-Fi beschrieb, sodass man immer das Gefühl hatte, so könne es demnächst tatsächlich aussehen. Spitzen wie die Fusion zwischen Google und der Finanzwelt fand ich recht amüsant (oder vielmehr erschrec kend, da gar nicht so abwegig), und mit vielen solcher kleinen Anspielungen und Nebenbeisätze konnte die Autorin bei mir ganz groß punkten.

Die Geschichte selbst ist etwas gemütlicher, denn da sie außerhalb Porterville spielt, fehlt natürlich die dunkle Bedrohung der Stadt, die Teenager schlagen sich eher mit üblichen Problemen untereinander herum. Im letzten Drittel zieht die Spannung dafür ziemlich stark an, und es werden immer mehr Bezüge zur ursprünglichen Serie offengelegt (wir erinnern uns: wie frustriert waren wir Fans, dass am Ende im "Nachwort" ein paar Fake-Hinweise eingestreut wurden, die nicht wirklich in der Serie erklärt wurden. Wer weiß - vielleicht erfahren wir in PORTERVILLE nun endlich, was es mit dem Flugzeug auf sich hatte?).

Einige Male war es wirklich zum Verzweifeln: die Lösung scheint auf der Hand zu liegen, sie wirkt greifbar, doch im letzten Moment entgleitet der Gedanke, und wieder stand ich da, wusste nichts. Diese Verzweiflung, diese Anspannung ist es, die beide Serien so reizvoll macht, und ich finde es gelungen, wie auch Anette Strohmeyer in genau diese Kerbe schlägt und sich perfekt als neue Autorin einfügt. Sie hat bei Psychothriller GmbH bereits die Reihe ONDRAGON veröffentlicht, die ich mir vor einiger Zeit auch schon auf den SuB gepackt habe.

Insgesamt eine Folge, die weniger auf Spannung anlegt als vielmehr auf neue Zusammenhängen und vor allem eine außergewöhnliche Perspektive von "draußen", die ganz neue Elemente in die Serie einbringt. 

SaschaSalamander 26.02.2013, 08.31 | (0/0) Kommentare | PL

Das Glücksbüro

izquierdo_gluecksbuero_1.jpgINHALT

Albert Glück arbeitet nicht nur in einem Büro, er lebt sogar dort. Heimlich, wenn alle nach Feierabend das Gebäude verlassen, geht er hinunter in sein Zimmerchen. Die Welt draußen hat er schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Doch er ist bescheiden und zufrieden mit seinen Anträgen, Verwaltungsabläufen und den täglichen Ritualen. Bis eines Tages ein Antrag auf seinem Tisch liegt, den er nicht kennt und der etwas völlig Ungewöhnliches beantragt: nämlich nichts. Um herauszufinden, was es damit auf sich hat, muss er sich auf die Suche nach der Antragstellerin machen. Und dies wird sein Leben ganz schön umkrempeln, ...


AUTOR

Der deutsche Autor >Andreas Izquierdo< ist Journalist, schreibt jedoch auch Krimis, historische Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher und nun auch den Roman DAS GLÜCKSBÜRO. Ich gebe zu, mir war er bis dahin nicht bekannt, doch das hat sich nun erfreulicherweise geändert, ich war hingerissen von seinem Roman und freue mich schon auf weitere Titel. Auch, wenn ich KÖNIG VON ALBANIEN oder APOCALYPSIA nicht kenne, kann ich mir nach der Lektüre des aktuellen Titels sehr gut vorstellen, warum er den Sir-Walter-Scott-Preis gewann bzw von Lesern bei Lovelybooks und Vorablesen zu den Preisträgern gehörte ;-)


THEMA

Es ist schwer, diesen Roman einzuordnen. Romantische Elemente - vorhanden, aber nicht unbedingt der Kern. Ich sehe DAS GLÜCKSBÜRO als ein unabhängiges Buch, fernab jeglicher Klischee - Schubladen und Genres, einfach ein Roman ganz für sich, es muss nicht verglichen werden um zu bestehen.

Anfangs geht es vor allem um das Leben und die Arbeit im Büro. Es scheint, als wäre es eine Liebeserklärung an Verwaltung, Bürokratie und Perfektionismus. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn man mir davon erzählt hätte: Izquierdo schreibt mit solch einer Poesie von Anträgen, Verwaltungsvorschriften, Dienstanweisungen und Formularen, dass dem Leser warm ums Herz wird. Zwei Seiten, auf denen der Autor die unterschiedlichsten Anordnungen, Behörden, Vorschriften aufzählt und aneinanderreiht, und es liest sich wie ein erotisches Versprechen, verheißungsvoll gehaucht ins Ohr der Liebsten. Noch nie waren A 12, A 401, B 20, B 21 so lebendig. Noch nie waren das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, Bundeszentralamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie, Bundesnetzagentur für Elektrizität so persönlich und leidenschaftlich.

Er vermag es mit seinen Metaphern und gewählten Worten, tristen Objekten Leben einzuhauchen und Magie in einen scheinbar kalten, menschenverachtenden Ort zu transportieren. Es ist kein lautes Buch, sondern still, voller herzlichem Humor, unaufdringlich und sanft.

Doch bald wird klar, dass dies nicht das Thema des Buches ist. Was der Autor sich zum Ziel gesetzt hat und wie andere es empfinden, kann ich nicht beurteilen. Für mich war der Kern die Entwicklung vom autistischen, fast schon misantropischen Charakter hin zum Menschenfreund, dessen Streben dem Wohl der anderen gilt. Diese Entwicklung wurde auf eine Weise umgesetzt, die davon zeugt, dass hier nicht nur ein Schreiberling am Werk war, sondern ein professioneller Autor, der sein Handwerk mit geschickter Feder führt.


CHARAKTERE

Protagonist des Buches ist natürlich Albert Glück, der dem Buch seinen Namen gab und dessen Name Programm ist. Glück kann man nicht kaufen, aber beantragen. Albert wirkt autistisch, er verfügt über unglaubliche Inselbegabungen, die ihn regelrecht zu einem Savant auf dem Gebiet der deutschen Verwaltung machen. Wo andere verzweifeln - Albert ist perfektionistisch, er kennt alle Anträge in Deutschland, seine Lektüre sind die unterschiedlichsten Formulare aller Behörden. Sein Erleben, sein innerer Wandel ist Kern des Buches und wurde meisterlich umgesetzt, die Entwicklung ist nachvollziehbar. Während in den meisten Büchern Charakterentwicklung nebenher geschieht, ist es hier regelrecht spannend zu verfolgen, man fragt sich was als nächstes geschieht und welchen Schritt er nun geht.

Anna ist das genaue Gegenteil von Albert, und sie ergänzen sich ganz wunderbar. Ich habe viel gelacht, denn unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein, was natürlich zu sehr viel witzigen Situationen führt. Es ist wunderschön, wie die lebenslustige, abenteuerfreudige Anna dem vorsichtigen Albert gegenübertritt und wie die beiden versuchen gemeinsam einen Weg zu beschreiten.

Faszinierend finde ich, wie der Izquierdo auch Formularen, Anträgen und innerbehördlichen Vorgängen eine Persönlichkeit verleiht (sogar zu einem Wiedergänger mutiert einer von ihnen), und wie er im Gegenzug anfangs die Menschen objektifiziert. Die Kollegen sind für ihn Büronummern, Geburtsdaten, pünktlich zu den exakten Uhrzeiten beginnen sie ihre Rituale, die er voller Freude beobachtet und an denen er heimlich teilnimmt. Begeistert verfolgte ich, wie auch dies sich wandelt. Wie Anträge immer mehr an Farbe verlieren, Menschen dafür an Substanz gewinnen. Etwas, das ich in dieser Form noch nicht gelesen habe und das ich eine angenehme Abwechslungs finde, weil es einfach etwas ganz Besonderes ist.


SPRACHE

Die Sprache ist leichtfüßig und doch eloquent, Izquierdo verwendet seine Worte bewusst, sein Wortschatz ist gut verständlich, ohne umständliche Formulierungen oder Fremdwörter. Dennoch greift er bevorzugt zu eher unüblichen und ungewöhnlichen Begriffen, sodass auch hier stets der Hauch des Besonderen über den Seiten schwebt. Normalerweise zitiere ich gerne einzelne Sätze aus dem Buch, hier jedoch könnte ich jede beliebige Seite aufschlagen, fände überall etwas, das ich gerne zitieren möchte, weil es so besonders klingt.

Ich liebe gekonnte Sprache und finde es schade, dass manche Autoren sie als Mittel zum Zweck (des Transportes der Story) missbrauchen, ungeachtet ihrer Schönheit und Zartheit. Im GLÜCKSBÜRO kam ich auf meine Kosten, hier konnte ich in Formulierungen, Zitaten schwelgen und mich an all den filigranen Formulierungen berauschen. Dabei jedoch bleibt der Autor gleich seinem Protagonisten immer bescheiden, niemals übertreibt er (denn gerade hier lauert die Gefahr, ins Schwülstige abzudriften, die Metaphern zu übertreiben oder die bewusst ungewöhnlichen Worte zu übertreiben, bis der Text ein einziges Kunstobjekt ist, den zu lesen keinen Spaß mehr macht).

Das Buch erzeugt beim Lesen sehr klare Bilder im Kopf, oft hatte ich regelrecht eine Verfilmung vor mir, in der ich deutlich die Musik hörte, die Kamerafahrten durch die langen Gänge sah. Alles ist sehr plastisch gehalten, die Beschreibungen sind greifbar und direkt, erzeugen eine lebendige Vorstellung beim Leser. Man meint regelrecht den Muff der alten Teppiche, das Papier der Anträge zu riechen.


AUFBAU

Den Aufbau habe ich ja in den anderen Punkten bereits klar beschrieben: zu Beginn geht es vor allem um das Büro und die Anträge, Menschen sind Randerscheinungen, und immer mehr gerät dies in den Hintergrund, beginnt die eigentliche Handlung. Auch das Tempo ist diesem angepasst. Langsames Arbeiten im Büro, rhyhtmisch und beständig, bis es bald immer rasanter, unrhythmischer, unplanbarer wird und die Ereignisse sich überschlagen.

DAS GLÜCKSBÜRO ist in sich in jeder Hinsicht stimmig. Charaktere, Sprache, Handlung, Aufbau, alles bildet eine Einheit und ist untrennbar verwoben.


FAZIT

Ich bin sicher, der Autor trug beim Schreiben ein verschmitztes Lächeln. Denn DAS GLÜCKSBÜRO zaubert dem Leser ein Lächeln ins Gesicht, es macht glücklich, es verzaubert. Das Buch ist eine Perle unter den aktuellen Neuerscheinungen, die ich allen Lesern unbedingt ans Herz legen möchte! :-)

SaschaSalamander 25.02.2013, 08.55 | (0/0) Kommentare | PL

Porterville 01 - Von Draußen

porterville01_drau__en_1.jpgEmily lebt bei ihrem Großvater in Porterville. Ihre Eltern starben, so wie nahezu alle anderen Menschen der mittleren Generation. Emily gehört zu den weniger priviligierten Bewohnern der Stadt, ist auch in ihrer Schule eher eine Außenseiterin. Zu allem Unglück ist sie verliebt in Jonathan, den Sohn des Bürgermeisters. Partnerschaften werden in Porterville vermittelt, sie entstehen nicht aus Liebe. Auch sonst hat sich einiges geändert, seit der Amtsperiode des alten Bürgermeister Hudson ist nun schon einige Zeit ins Land gegangen, und eine Menge hat sich geändert. Die Stadt wird regelmässig erschüttert von Erdbeben, und durch Risse gelangen Greybugs von draußen in die Stadt. Draußen lauert die Gefahr - und trotzdem wollen Jonathan und Emily nichts anderes, als das Geheimnis des "Draußen" zu erkunden ...

Bereits in der ersten Folge trifft man als Fan des DARKSIDE PARK auf alte Bekannte und deren später lebende Angehörige. Doch ich hatte nicht den Eindruck, dass man sich auf das Alte verlässt, sondern Raimon Weber baut hier in seinem ersten Beitrag bereits eine ganz eigene Geschichte auf. Porterville hat sich seit den Zeiten des ehemaligen Bürgermeister Hudson sehr verändert. Die Welt, in der Emily und Jonathan leben, wird sehr anschaulich geschildert, ohne sich in umständlichen Erklärungen zu verlieren. Wie nebenbei wird beschrieben, wie sich die Ernährung, das soziale Leben, die Schulbildung, ja das gesamte gesellschaftliche und politische System geändert hat.

Im Grunde geschieht gar nicht viel, der Aufbau ist recht simpel: Emily wird vorgestellt, kurz darauf ihr Großvater. Einige Einblicke in den schulischen und privaten Alltag, dann ein Zusammentreffen mit dem Sohn des Bürgermeisters, ein heimliches Treffen, und dann eine unerwartete Wendung. Das Grauen lauert nicht im Sichtbaren, sondern hinter der Fassade. Natürlich endet die Folge wie zu erwarten mit einem Cliffhanger. Und logisch, die obligatorische Frage "Kennen Sie den Darkside Park" muss natürlich auch gestellt werden ;-)

Und wieder hat >Raimon Weber< geschafft, wofür ich ihn bewundere: ohne Blut und Gewalt hat er einen Thrill erzeugt, der mich gebannt lesen ließ, Gänsehaut auf den Armen und völlig versunken in einer anderen Welt, alles um mich herum vergessen. Und das, obwohl im Grunde nicht wirklich etwas Dramatisches geschehen war, nur Andeutungen, Gedanken und Ahnungen. Ich war so in dem Buch gefangen, dass ich es während des morgendlichen Pendelns rasend schnell verschlungen habe. Bei 98 Prozent (der Reader zeigt den Lesefortschritt) musste ich aussteigen. Das war mir egal, mein Kindle hat Licht, also kann ich auch morgens um 6.30 im Dunkeln lesen, während ich meinen Weg zur Arbeit laufe. Als Jugendliche habe ich das oft gemacht, inzwischen habe ich es mir abgewöhnt, während des Gehens zu lesen (aus vielen Gründen. Einer davon war eine Straßenlaterne *g*), aber an diesem Tag konnte ich nicht anders.

Die Protagonistin Emily ist sympathisch, man kann sich gut mit ihr identifzieren. Die anderen Charaktere werden eher skizzenhaft dargestellt. Das ist allerdings im DARKSIDE PARK üblich - ich gehe davon aus, dass man im Laufe der folgenden Episoden mehr über die nun kennengelernten Figuren erfahren wird, falls sie für die Handlung relevant sind.

Mit PORTERVILLE 01 - VON DRAUßEN hat Raimon Weber einen vielversprechenden Einstieg abgeliefert, der Fans auf eine weitere Lieblingsserie hoffen lässt. Eines ist sicher: ich werde keine Folge verpassen!

SaschaSalamander 22.02.2013, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Und Gott sprach: Wir müssen reden

rath_gott_1.jpgJakob Jakobi ist ein erfolgloser Psychologe. Nach der Trennung seiner Frau verlor die Praxis immer mehr Patienten, und inzwischen steht er vor dem beruflichen und privaten Aus. Aber wenn man denkt, es geht nicht tiefer - kommt jemand und drückt einem eine Schaufel in die Hand. So auch hier, Jakob landet mit gebrochener Nase im Krankenhaus. Dort trifft er auf Abel Baumann, der ihn gleich als seinen Therapeuten anheuern möchte und sogar bereit ist, bar zu bezahlen. Was hat Jakob schon zu verlieren? Und so beginnt er sein Gespräch mit Abel. Dieser behauptet, er sei Gott in Menschengestalt, und langsam ließen seine Kräfte nach. Ob Jakob ihm helfen könne?

Ach, das Buch tat richtig gut. Weder literarisch noch intellektuell anspruchsvoll, aber dafür bewegend, wärmend und hervorragende Unterhaltung. Kein philosophischer Tiefgang, aber dennoch regt es zum Nachdenken an und ist ein leckeres Zwischendurchfutter für den Geist. Perfekt, wenn man abschalten möchte aber trotzdem ein Buch mit gewissem Verstand und Anspruch sucht. Auch ohne actionreiche Szenen oder eine stringente Handlung empfand ich es als Page-Turner, einfach weil es so flüssig geschrieben ist und ich schwer von den Charakteren loskam.

Ich habe Jakob sofort in mein Herz geschlossen, er ist ein Pechvogel, hat sich aber nicht aufgegeben und sieht die Dinge recht gelassen. Seine ruhige, irgendwie schicksalsergebene Art war mir sofort sympathisch. Ebenso Abel Baumann, absolut unaufdringlich aber doch immer präsent, er ist ein Freund, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Der Leser begleitet die beiden bei ihren Gespräche und Begegnungen. Wird Zeuge vieler kleiner Taschenspielertricks / Wunder. Ja, was ist es eigentlich, das Abel ausmacht? Ist er ein gekonnter Trickser, ein talentierter Zauberer, ein freundlich-manipulativer Mensch, der einfach nur geübt darin ist, in seinem Gegenüber zu lesen? Oder ist er tatsächlich Gott? Man möchte ihm gerne glauben, einfach weil es gut tut, an Wunder zu glauben und nicht immer alles rational zu erklären.

Wer beim Lesen dieser Zeilen an den kleinen Prinzen, den träumenden Delphin und andere Bücher dieser Art denkt, liegt allerdings falsch. Das Gutmenschentum, das dort manchmal schon schmerzhaft überzuckert aufgetragen wird, fehlt hier. Jakob und Abel bieten dem Leser eine ordentliche Portion schwarzen Humor, und es geht ziemlich viel schief. Hier geht es auch um Selbstmordgedanken, um drogensüchtige Ärzte, einen korrupten Bruder, eine gluckende, vorwurfsvolle Mutter. Ja, natürlich nimmt alles irgendwie ein gutes Ende, und nicht umsonst spielt das Buch in der Weihnachtszeit. Aber damit konnte ich gut leben, die düsteren Elemente haben mich gut dafür entschädigt ;-)

Eher würde ich da Parallelen ziehen zu Ustinovs altem Mann und Mr. Smith. Gut, literarisch möchte ich Rath und Ustinov nicht vergleichen, aber der unaufdringliche Humor ("unaufdringlich ist ein Wort, das mir in diesem Buch mehrfach in den Sinn kam beim Tippen der Rezi, sowohl bezogen auf die Charaktere als auch den Stil, die Sprache, einfach alles. Ich mag das), die Betrachtungen auf den Alltag, die Situation von Gott auf der Erde, das legt den Vergleich dennoch nahe.

Das Buch war flink an einem verschneiten Nachmittag mit Kakao und Schokolade gelesen, und ich werde die zwei Männer noch lange im Gedächtnis behalten. Ich habe mich gefreut, sie kennenzulernen und lege auch meinen Lesern die Begegnung mit ihnen ans Herz.

Wertung: 4,5 von 5 Fliegengewichtsboxer

SaschaSalamander 21.02.2013, 09.37 | (0/0) Kommentare | PL

Numbers 3 - Den Tod im Griff

ward_numbers3_1.jpg>Teil 1< und >Teil 2< habe ich ja bereits gehört. Zusammenhängend, aber im Grunde doch einzelne Bücher. Für diesen dritten Teil möchte ich nun nicht extra eine Rezension schreiben, dafür aber kurz meine Gedanken teilen.

Im dritten Band sind die Protagonisten aus Band 2 noch auf der Flucht. Am Ende des zweiten Teils geschah etwas, das darauf schließen lässt, dass Sarahs Tochter möglicherweise auch über eine besondere Gabe verfügt, und dies ist nun Thema des dritten Buches. Natürlich erfahren andere davon, und diese wollen sich das für ihre eigenen Zwecke zunutze machen. Da die Tochter jedoch erst zwei Jahre alt ist, sind die Protagonisten noch immer die beiden Helden aus dem Vorgängerband.

Teil 1 hatte mich begeistert, weil es ein neuer Ansatz war. Ein Thema, das noch nicht ausgelutscht ist und mit seinen ungewöhnlichen Stil etwas Neues für mich war. Mit eher einfacher Schreibweise, diese aber sehr gut passend zur Protagonistin. Im zweiten Band hat man dann noch einmal aufgestockt, eine ferne Zukunft genommen und der Kraft eine neue Gefahr zugefügt, auch dieser Band war klasse. Gut, im dritten Band gibt es eine neue Kraft, aber langsam nutzt sich in meinen Augen das Thema ab. Ich finde es schade, wenn Autoren sich selbst kopieren und statt neuer Ideen lediglich immer nur eine Idee so lange breittreten, bis nichts mehr davon übrig ist.

Von daher - ich fand das Buch unterhaltsam, aber es war nicht mehr wirklich überraschend oder besonders. Es war für mich inzwischen nur noch ein Buch unter vielen. Und wenn der Reiz des Besonderen fehlt, dann fallen andere Dinge verstärkt auf. So etwa Längen im Plot oder das unangenehm naive Verhalten der weiblichen Prota, die einfache Sprache (die zwar immer noch passt aber auf Dauer dann etwas störend wird im dritten Teil).

Ich wüsste gar nicht so recht, wie ich das Buch bewerten soll, habe es eben gelesen aber war dann auch froh, als es recht schnell vorbei war und ich mich wieder etwas anderem widmen konnte. Gereizt hätte mich eher ein "neues" Buch mit der jugendlichen oder erwachsenen Tochter und einer neuen Herausforderung, so jedoch wurde viel Potential verschenkt und zu lange bei den alten Charakteren des zweiten Bandes verweilt.

Prinzipiell aber, wer die ersten beiden mochte, dürfte auch an diesem Teil Gefallen finden. Nicht jeder ist so pingelig wie ich, wenn es um Serien und deren Fortsetzung geht ;-)

SaschaSalamander 07.02.2013, 16.09 | (0/0) Kommentare | PL

Triffst Du Buddha an der Bar

rinzler_buddha_1.jpgVORAB

Da ich bereits einige Bücher des >Verlages< gelesen habe (besonders >FREIGANG< hatte mich sehr inspiriert, ebenso die Werke von Brad Warner), war ich neugierig auf weitere Bücher der Kategorie "unkonventionelle Lehre", was Rinzler mit seinem Titel verspricht, und habe mich bei >BloggDeinBuch< hierfür beworben.


AUTOR

Lodro Rinzler ist Autor und Meditationslehrer der Shambala-Richtung. Im Buch steht wenig über seine Tradition und sein Wirken, im Internet sollte man des Englischen mächtig sein, wenn man tiefer graben möchte, denn auf Deutsch findet sich nicht allzu viel über ihn. Ein interessantes Interview auf der Seite >Connection< habe ich allerdings gefunden.

INHALT, THEMA

>TRIFFST DU BUDDHA AN DER BAR< ist ein Buch rund um "Dharma, Karma und das pralle Leben". Kurz gesagt, ein Buch voller Lebensweisheit, das helfen soll, den Alltag zu bewältigen, ausgerichtet an der Shambala-Meditation, welche der Autor praktiziert und lehrt. Er möchte den Leser lehren, sich selbst anzunehmen, sich selbst zu lieben, dadurch für sich und die Umwelt Positives zu wirken. Dies jedoch nicht auf eine fanatische religiöse oder gar abgehobene spirituelle Weise, sondern lebensnah und realistisch. Was mir besonders gefällt und was es von vielen Ratgebern abhebt ist die Einstellung, dass der Mensch dass er an sich arbeiten sollte (Einstellungen überarbeiten, lernen mit Situationen umzugehen, Mitgefühl entwickeln, Dankbarkeit empfinden usw), dass er grundlegend jedoch okay ist. "Dich musst Du nicht ändern. Du bist großartig. Das Buch befasst sich einfach nur damit, wie Du Dein Leben voll auskosten kannst".


AUFBAU

Dieses Ziel setzt er um, indem er die Vier Würden von Shambhala und die drei Yanas (Fahrzeuge) des traditionellen tibetischen Buddhismus erklärt. Jede der Vier Würden beschreibt er anhand eines Tieres: Tiger (Sanftmut), Schneelöwe (Mitgefühl), Garuda (befreiter Geist) und Drache (Güte). Anhand sehr schöner Beispiele wird geschildert, wie die Besonderheiten dieser Tiere sich im Alltag widerspiegeln. Der Autor zeigt dem Leser auf, welche Ressourcen in ihm stecken und wie er diese aktivieren und trainieren kann. Es gehört nicht viel dazu, oft sind es nur kleine Übungen, Methoden, manchmal sogar nur Denkanstöße, die zu einer bewussteren Wahrnehmung der Situation führen.

Die Kapitel sind den Tieren gewidmet, jedoch fließt dies eher gelegentlich in den Text ein, als dass es streng danach gegliedert wäre. Überhaupt ist eine "strenge Gliederung" etwas, das man in diesem Buch vergeblich sucht. Der Autor widmet sich dem jeweiligen Tier und dessen Eigenschaften recht unorthodox auf spielerische Weise, ohne dabei eine klare Richtung zu fahren. Einerseits finde ich das sehr gut, denn die Vermittlung der Information gelingt ihm sehr gut, es liest sich flüssig und klar. Doch ich mag es, wenn das Kapitel mir vor dem Lesen einen Ausblick auf das Kommende gibt und ich im Nachhinein gezielt Dinge nachschlagen kann. Dies ist mit diesem Aufbau und dieser Kapiteleinteilung nicht möglich. Wer also gezielt mit dem Buch arbeiten möchte, sollte sich Notizen am Rand machen und gelegentlich Post-Its als Lesezeichen setzen.


ZIELGRUPPE

Für Kenner der Thematik mag manches etwas zu einfach aufbereitet sein, sind manche Beschreibungen und Übersetzungen unnötig. Aber für Kenner und Fachleute ist das Buch auch nicht gedacht, sondern für jeden, der einfach einmal seinen Blickwinkel verändern und auf dem buddhistischen Weg versuchen möchte.

Sprachlich wendet er sich dabei besonders an junge Erwachsene. Jedenfalls versucht der Autor oft, betont lässig zu wirken, es wird (provokant aber nicht bösartig) geflucht und auch mal betont oft "verdammt" gesagt oder immer wieder Sex und Alkohol eingebracht. Auf diese Weise wird gezeigt, dass Meditation, Buddhismus und Spiritualität nicht zwangsläufig mit Askese gleichzusetzen ist und man auch als gesunder Mensch im Alltag praktizieren kann, ohne deswegen gleich zu einem Klostermönch werden zu müssen. Ich mag diese provokante Art, sie gefiel mir auch schon in Brad Warners Büchern (Hardcore Sen; Sex, Sünde und Zen; Zen wrapped in Karma dipped in chocolate) sehr gut, weil ich mich darin sehr gut selbst entdecken kann. Allerdings wirkt es bei Warner recht natürlich, ihm kaufe ich das ab, bei Lodro Rinzler wirkt es auf mich an manchen Stellen ein wenig gekünstelt, so als wolle er damit als Mittel zum Zweck die Zielgruppe erreichen, auch wenn er selbst von anderem Schlag ist. Inwieweit dies der Übersetzung geschuldet ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Da die Zielgruppe noch nicht sattelfest ist in den Begrifflichkeiten, wäre ein Glossar am Ende hilfreich gewesen. So muss man häufiger einmal durch das Buch blättern, um herauszufinden, welcher Begriff wo erklärt wurde. Oder man muss sich von Beginn an alle Begriffe und die zugehörige Seite notieren, um später sofort wieder die Erklärung parat zu haben.


SONSTIGES

Abgesehen vom etwas verschwommenen Aufbau und dem fehlenden Glossar ist das Buch ein kleines Schatzkästchen voller Weisheiten, die sich sehr gut im Alltag umsetzen lassen. Es gelingt Lodro Rinzler, den Blick zu schärfen für Dinge, auf die es wirklich ankommt. Oft nimmt man sich vor, dies oder jenes zu ändern, doch es fehlt der kleine Funke, der den Gedanken zur Tat werden lässt. Genau das macht der Autor: er bietet die Initialzündung, endlich damit anzufangen. Klar und direkt.

Mir gefällt besonders, wie anschaulich seine Beispiele sind. Er hat eine sehr bildgewaltige Sprache, die sich einprägt und einige Male für Aha-Effekte sorgt. Das, was er schreibt, ist das, was tatsächlich in uns liegt und was jeder von sich aus weiß, er schreibt nichts Neues, kein geheimes verborgenes Wissen, sondern das, was jeder täglich selbst denkt, fühlt und tut, oft ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Anfangs dachte ich "nette Auffrischung, kenn ich alles schon". Aber ich habe dieses Buch bewusst einige Zeit wirken lassen, bevor ich die Rezension schreibe, denn Bücher wie dieses eignen sich nicht zum Fastfood-Verzehr. Und die Wirkung - ja, ich merke, wie die Gedanken mich täglich begleiten und mir einige Szenen deutlich vor Augen stehen. Und genau DAS ist es, was der Autor bewirken will.

Wichtig finde ich, dass man das Buch nicht 1:1 übernimmt, sondern sich seine Gedanken über verschiedene Techniken macht, die er empfhielt. Nicht jede Übung halte ich für jeden geeignet. Dies erwähnt er jedoch nicht ständig (während Brad Warner z.B. mindestens einmal pro Kapitel fordert, das Buch wegzulegen und sich seinen eigenen Kopf zu machen und ihm sogar zu widersprechen. So oft, dass man sich dadurch bevormundet fühlt), sondern überlässt dies der Eigenverantwortung des Lesers. Er gibt Tipps, keine Regeln, und er lässt dem Leser die Freiheit selbst darüber zu entscheiden. Das beeindruckt mich, denn es ist der perfekte Mittelweg aus Dogma und "macht doch was Ihr wollt", den man in nur sehr wenigen Lehrbüchern findet.


FAZIT

Für Einsteiger aufgrund der unstrukturierten Form eine manchmal etwas unübersichtliche, aber dennoch flüssige Lektüre. Anschaulich, praktisch und lebensnah wird der Leser an buddhistische Grundlagen herangeführt. Ohne Zeigefinger, ohne Dogma, dafür mit jeder Menge Weisheit und Humor.

Wertung: 8,5 von 10 Samurai-Wecker

SaschaSalamander 05.02.2013, 15.42 | (0/0) Kommentare | PL

Palzki ermittelt - 30 Rätselkrimis

schneider_mitraten_1.jpgKeine lange Rezi, nur eine kleine Empfehlung: in seinem Buch 30 RÄTSELKRIMIS bietet der Autor Harald Schneider lauter kleine Häppchen für Krimifreunde zum Mitraten.

Harald Schneider ist Autor der Regionalromane um Kommissar Palzki, der in der Pfalz ermittelt. Diese habe ich noch nicht gelesen, werde es nach dem Spaß, den ich mit den kleinen Kurzgeschichten hatte, aber auf jeden Fall nachholen.

Die einzelnen Geschichten sind jeweils aus der Ich-Perspektive, meist des Kommissars. Manchmal jedoch aus Sicht seiner Tochter oder seines Sohnes, eines ihm bekannten Schriftstellers oder seines Vorgesetzten. Witzig dabei ist, wie der Leser die kleinen Scharmützel zwischen den einzelnen Parteien aus verschiedenen Sichtweisen erleben kann, das führte bei mir zu einigem Schmunzeln, manchmal auch bösem Lachen.

Auch sonst sind die Geschichten sehr humorvoll gehalten: erst wird in einigen Absätzen kurz eine Szene aus dem Alltag des Kommissars (oder der anderen Ich-Erzähler) gschildert, gespickt mit jeder Menge Selbstironie und urtümlichem Humor. Ziemlich schräg stellenweise, muss ich zugeben, es dürfte nicht jedermanns Sache sein, aber dafür kann man in der Buchhandlung ja bestellen und mal ein paar Seiten probelesen oder online einen Blick in die Leseprobe werfen.

Die Fälle selbst sind fast alle zu lösen. Manche mit ein wenig gesundem Menschenverstand, andere wenn man genau liest, andere sind Variationen klassischer Kopfnüsse. Für ein paar wenige benötigt man Fachwissen. Und nur zwei (von 30) fand ich eher dürftig, da sie in meinen Augen keine wirkliche Erklärung darstellten sondern das angebliche Mordmerkmal / Indiz etc auch andere Gründe haben könnte als die genannten. Schade fand ich, dass die meisten Rätsel so leicht waren, über ein paar kniffligere Fälle hätte ich mich gefreut.

Kurzweilig, unterhaltsam, komisch. Perfekt für zwischendurch :-)

Wertung: 8,5 von 10 original antike Vasen

SaschaSalamander 31.01.2013, 08.11 | (0/0) Kommentare | PL

Dem Tod auf der Spur - Der Totenleser

In seinen beiden Büchern / Hörbüchern DEM TOD AUF DER SPUR und DER TOTENLESER erzählt der Rechtsmediziner Michael Tsokos von seiner Arbeit und von interessanten Fällen. Rechtsmedizin ist interessant, und Krimifans sind sowieso neugierig auf den Background dessen, was sich in den Serien, Filmen und Romanen abspielt. Uns ist ja schließlich klar, dass das alles nicht ganz so läuft wie auf dem Bildschirm dargestellt.

Nun erzählt Herr Tsokos also, indem er unterschiedliche Fälle darstellt und diese dann ein wenig fachlich unterlegt. Ein Sachbuch darf man nicht erwarten, eher Kategorie Infotainment (ich nenn es gerne "Plauderbuch", wenn ein Fachmann für Laien aus dem Nähkästchen erzählt und dabei nahezu alle Fachbegriffe und komplexen Inhalte vermeidet, ob es nun um Medizin, Jura, Philosophie, Physik oder was auch immer geht).

Die Fälle sind interessant, daher lässt sich alles flüssig lesen / hören, und man möchte gerne mehr davon. Allerdings gebe ich zu, dass ich selbst mir gerne ein wenig mehr Info erwartet hätte, meiner Ansicht nach setzt Herr Tsokos sehr niedrigschwellig an. Für mich erweckt es eher den Eindruck, als wolle er einfach nur spannende Fälle erzählen, und diese möglichst reißerisch verpacken.

Stellenweise geschieht es, dass der Fall definitiv Vorrang vor der Rechtsmedizin erhält. Und nicht nur das, er wertet auch. Ähnlich wie Herr Wilfling in seinem Buch >ABGRÜNDE< scheint er die Perversion verschiedenartiger erotischer Neigungen erwähnenswerter zu finden als fachliche Informationen über den Fall (hier bezogen auf DER TOTENLESER). Er beschreibt einige Merkmale des Toten, auf die er in keinster Weise eingeht (kleine rote Punkte). Erst einige Kapitel später, in einem anderen Fall, wird dies erklärt. Wen interessieren schon kleine rote Punkte, wenn statt dessen von einem Mann die Rede ist, der - igitt, wie abartig, dass sowas überhaupt existieren darf - Frauenkleider trägt und bei einem autoerotischen Akt einen tragischen Unfall erleidet. Sorry, das ist meiner Ansicht nach nicht nur unprofessionell, sondern wertend und verachtend. Etwas, das in dem Buch eigentlich nichts verloren hätte.

Auch wird (wieder im TOTENLESER) gerne mal gesplattert. Wenn dies vor allem der Sache dienen würde, wäre das okay, aber in einem der letzten Fälle wird sehr klar geschildert, welch grausame Vergehen ein Mann an seiner Frau in der kleinen Gartenlaube ausübt. Er schmückt die Handlung gerade in dieser Geschichte mit ziemlich vielen Details aus, die wohl eher der Dramaturgie dienen als der Darstellung des Falles (ob und wie laut die Frau schreit, und ob sie sich wieder beruhigt, sorry, das ist Effekthascherei). Voyeurismus pur, ich habe mich gegen Ende geekelt, nicht vor dem Fall sondern davor, dass scheinbar eine Menge Leser genau diese Details wollen, nur um hinterher zu sagen "boah, ey, toll, ich hab wieder was gelernt". Niveau von Galileo und Welt der Wunder, aber nicht von einem Fachmann. Dass man Infotainment auch spannend betreiben kann, dabei aber dennoch sachlich und dem Menschen gegenüber wertneutral bleibt, zeigt z.B. sehr schön Herr Bausch in seinem Roman >KNAST<.

Und ich hätte mir gewünscht, dass Fall und Input wesentlich klarer getrennt sind. Manchmal wird ein Fall geschildert, dann kommt der Autor zu einer fachlichen Erklärung, dieser folgt eine etwas längere Exkursion, und dann wieder zurück zum Fall, bei dem man inzwischen längst den Faden verloren hat. Ich hätte es praktisch gefunden, wenn kurz der Fall geschildert worden wäre, und danach dann die fachliche Seite, sodass man sich auf beides jeweils besser konzentrieren kann.

Ansonsten wie gesagt fand ich die beiden Titel recht nett, unterhaltsam und flüssig. Viel Neues habe ich nicht gelernt, aber es war nett, einiges aufzufrischen und hier und da mal hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Und ich möchte anmerken, dass DEM TOD AUF DER SPUR weniger reißerisch ist als DER TOTENLESER.

Fazit: unterhaltsames Buch über die Fälle eines Rechtsmediziners, pro Forma ein wenig gewürzt mit ein wenig "how to". Es ist spannend zu lesen, ist jedoch reißerischer und vor allem wertender aufgemacht als notwendig.

tsokos_totenleser_1.jpg 

SaschaSalamander 30.01.2013, 12.48 | (0/0) Kommentare | PL

Bistro Büro

schmidt_bistrobuero_1.jpgKürzlich stieß ich auf das Buch BISTRO BÜRO, das ich mir sofort bestellte. Bei sieben Euro rechnete ich eher mit einem dünnen Büchlein, denn Kochbücher haben für gewöhnlich ihren Preis. Zudem erwartete ich, dass einige nette Ideen dabei sind, von denen aber - wie bei Kochbüchern üblich - viele an den Zutaten oder der Umsetzung scheitern würden. Als ich dann ein dickes Hardcover in der Hand hielt, das noch dazu beim Durchblättern auf jeder Seite ein "boah, will ich sofort nachmachen" zur Folge hatte, war ich wirklich begeistert. Inzwischen habe ich hier und da schon einiges aus dem Büchlein zuzbereitet und möchte meinen Erfahrungen nun mit Euch teilen.

Erst einmal die Zielgruppe: das Buch richtet sich an alle, die im Büro arbeiten und sich gerne ihr eigenes Essen mitnehmen wollen. Problem: eine vollwertige Mahlzeit belastet den Magen - die hier genannten Rezepte dagegen sind leicht und sättigend, beugen dem typischen Leistungstief nach der Mittagspause vor. Zweites Problem: wer Vollzeit arbeitet, hat abends oder morgens keine Lust, lange in der Küche zu stehen - dieses Buch bietet Ideen, die sich in wenigen Minuten umsetzen lassen und auch ohne Aufwand am Vortag oder nach dem Aufstehen umsetzen lassen.

Wichtig für mich ist: ich bin kein Vegetarier (mehr), aber ich ernähre mich gesund und abwechslungsreich. Trotzdem freue ich mich gelgentlich über etwas mageren Fisch oder Fleisch. Dafür ist das Buch ideal. Fleischfreunde können sich ihre Rezepte beliebig ergänzen, und Vegetarier werden ohne Fleisch nichts vermissen.

Die Zutaten sind so gehalten, dass sie nicht nur in jedem Supermarkt erhältlich sind, sondern vor allem so, dass man sie auch alle kennt. Keine exotischen Gewürze oder Gemüsesorten, sondern alles Dinge, die man meist eh zu Hause hat. Und wenn nicht, weiß man ohne Nachdenken, wo man sie sofort kaufen kann.

Und was den Zeitfaktor betrifft - da hat die Autorin nicht übertrieben: alles ist in wenigen Minuten zubereitet, die aufwändigsten Rezepte dauern gerade einmal 15 bis 20 Minuten. Der Großteil ist jedoch in fünf bis zehn Minuten zusammengerührt. Und dann im Büro muss man nur noch alles zusammenfügen, kurz in die Mikrowelle oder mit heißem Wasser übergießen, und fertig. Wenn man wie ich sein Essen auch kalt mag, dann geht es sogar NOCH schneller.

Dabei legt die Autorin Wert darauf, dass die Rezepte nicht nur einfach flink sind, sondern auch günstig und gesund. Rohkost, Vollkorn, Getreide, viel Obst und Gemüse, mageres Fleisch.

Wem das zu gesund ist, wem das zu schnell geht, wer es gerne anders möchte - kein Problem! Zu vielen Rezepten bietet die Autorin Variationsmöglichkeiten. So gibt es etwa ein Grundrezept für Muffins, Müslisorten, Quarkdip oder Brotaufstrich. Und daneben drei einfache Variationen, mit denen man im Nu ohne Aufwand ein völlig neues Rezept zubereitet hat. Und die Küchenfee mit Phantasie wird angeregt, sich selbst weitere Kreationen einfallen zu lassen. Es gibt sogar Tipps, wie man vorhandene Restzutaten einfach in andere Rezepte integrieren kann.

Die Bilder sind hübsch, jedoch nicht unrealistisch. Sondern so, dass man das Gefühl hat "krieg ich auch hin". Die Zutatenliste ist kurz und simpel, und die Beschreibung der Ausführung ist oft noch kürzer, aber immer verständlich und nachvollziehbar. Am Ende des Buches findet sich ein Register mit den verwendeten Zutaten, mit dem man bequem das passende Rezept zum Kühlschrankinhalt heraussuchen kann.

Mit diesem Buch gibt es wirklich keine Ausrede mehr, morgens beim Bäcker ein fertig belegtes Brötchen zu kaufen oder in der Kantine das labbrige Mittagessen zu holen. Muffins, Cannelloni, Risotto, Salate, Wraps, Pizza, Aufläufe, Nasi Goreng, Kartoffelkuchen, Bratapfel, Sandwiches, Dips, Aufstriche, Omelettes waren noch nie so einfach :-)


FAZIT
Nur drei Worte : Pfiffig, kreativ, unkompliziert.

SaschaSalamander 23.01.2013, 09.25 | (0/0) Kommentare | PL

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