SaschaSalamander

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Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus

Jonas findet seine Mutter tot im Zimmer, sie hat sich umgebracht. Seine kleine Schwester hat demnächst Geburtstag, er möchte ihr die Vorfreude nicht verderben. Außerdem ist der Vater (selbständiger Fleischer, der plötzlich in einem Anfall zum Vegetarier wurde und seitdem unter Wahnvorstellungen leidet) gerade in einer Klinik, also ist Jonas sicher, dass er und seine Schwester im Heim landen, und das möchte er auf jeden Fall verhindern. Also packt er die Mutter ins Kühlhaus des Vaters und setzt alles daran, ihren Tod zu verheimlichen. Aber eine Nachbarin, der Liebhaber der Mutter, ihre Arbeitgeberin, eine Kundin, die Lehrer und auch andere Beteiligte werden langsam hellhörig: irgend etwas scheint seltsam, ist die Mutter wirklich so lange verreist?

Dieses Buch ist sehr eigenwillig und etwas ganz Besonderes. Es ist gelungen und von einem recht tiefgehenden Humor, der sich beim schnellen Hören allerdings nicht so ganz erschließt. Es ist ein Buch, das volle Aufmerksamkeit erfordert und den Leser / Hörer in seinen Bann zieht. Allerdings muss man sich darauf einlassen, gelegentlich auch zwischen den Zeilen lesen und die Situationen auf sich wirken lassen.

>SCHRÖDINGER, DR LINDA UND EINE LEICHE IM KÜHLHAUS< ist im Schreibstil sehr knapp, vieles wirkt skizziert wie der Rohentwurf für ein Buch, scheint es mir. Der Autor verschwendet keine unnötigen Worte für unnötige Ausschmückungen. Dafür stehen die ungewöhnlichen Momente umso besser im Rampenlicht, können umso besser auf den Hörer einwirken. Worte, die mir für diesen Titel in den Sinn kommen: skurill, absurd, grotesk, unkonventionell, makaber. Das Cover wurde hervorragend gewählt, man muss genau hinsehen, um die Einzelheiten zu erkennen, und dann sieht man ein recht seltsames Motiv, schüttelt mit dem Kopf, und dann sieht man noch einmal genau hin. Und so ergeht es beim Lesen / Hören.

Zu Beginn wirkt manches noch etwas zusammenhanglos, und erst nach und nach erschließen sich die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Aktionen. Es ist eine Tragikomödie, gepaart mit einem Coming-of-Age, ja auch einer angedeuteten Romanze. All das passt wunderbar ineinander, wenn man erst einmal die Puzzlestücke sortiert hat.

Der Humor ist recht trocken. Es gibt kaum spezielle Szenen als vielmehr das Geschehen an sich. Ein Junge, der für seine tote Mutter die Briefe im Kummerkasten einer Frauenzeitschrift beantwortet. Ein Mädchen, das Kriegsflugzeuge und Kriegsschiffe aus Modellsätzen basteln will und auf das Flugzeug ein Segel klebt. Der Brief einer besorgten Frau, in dem sich die Urheberin über ihre Nachbarin beschwert, nichtsahnend dass die Kummerkastentante selbst die Frau ist, über die sie lästert. Ein psychisch kranker Vater, der nachts Kühe an seinem Bett stehen sieht. Nein, das sind keine Lachsalven, das ist ein irritiertes Kopfschütteln und ein kleines Schmunzeln, aber dieses dafür recht tiefgründig und langanhaltend.

Ihr merkt, ich rede sehr viel drumherum. Und ich gebe zu, dass es mir auch recht schwer fällt, eine abschließende Rezension zu schreiben. Die Idee ist hervorragend. Der Humor hat mir sehr gefallen. Trotzdem wurde ich zu keiner Stelle so wirklich warm mit Jonas, ich hörte es alles recht unbeteiligt. Ich empfehle den Titel gerne, denn er ist wirklich prima gemacht und hat ein breites Publikum verdient. Aber für mich war es nicht so ganz das Richtige, ich hätte es mir etwas ausführlicher gewünscht, weniger skizzenhaft, dafür etwas mehr persönliche Beteiligung für den Leser, damit dieser sich im Geschehen fühlt statt nur als Beobachter. Es ist eben, wie gesagt, ein sehr spezielles Buch. Einfach reinschnuppern und selbst entscheiden ;-)


SaschaSalamander 21.03.2012, 14.45 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Nightlife

nightlife_1.jpgZwei junge Männer gehen in das Jagdhaus der Eltern, abgelegen und keiner weiß, dass sie dort sind. Sie wollen sich abgeschieden vom Alltagslärm vorbereiten auf die anstehende Prüfung. Aber scheinbar gibt es doch jemanden, der weiß, dass sie dort oben sind. Und dieser jemand scheint ihnen böse gesonnen ...

Für eine Rezension nach dem Hören fehlte mir im Dezember die Zeit. Und ich sehe sogar, dass ich sogar vergessen habe, das Buch überhaupt in die wöchentliche Statistik einzutragen. Wirklich ärgerlich, denn es ist ein prima Titel, der jede Aufmerksamkeit redlich verdient hat. Nachdem in der Rezension zum >LUFER-HAUS< nach weiterem gutem "Gruselkram" gefragt wurde, muss ich jetzt einfach kurz ein paar Worte zu NIGHTLIFE verlieren, das haben die Macher sich verdient. Nur, wie gesagt - keine ausführliche Analyse wie sonst, weil es schon rund zwei Monate her ist ;-)

Das Hörspiel hat mich ziemlich begeistert. Ohrenkneifer ist ein kleines privates Label, man darf also NIGHTLIFE jetzt nicht gleichsetzen mit der Lauscherlounge, Zaubermond, Hörplanet oder gar den ganz großen wie Europa, Lübbe Audio und Co. Aber ich finde, das stört überhaupt nicht. Es steckt sehr viel Liebe zum Detail in dem Hörspiel, die Sprecher leisten prima Arbeit, die Geräusche waren ziemlich gut umgesetzt.

Dazu kommt, dass zwei Männer auf einer einsamen Hütte quasi ein Kammerspiel sind. Das erleichtert zwar einiges, birgt aber viele Stolperfallen, die Dirk Hardegen geschickt umgangen hat. Dialoge, Erzählfluss, das sind besondere Schwierigkeiten bei einem solchen Setting, und das ist hier prima umgesetzt worden.

Und die Möglichkeiten des Szenarios wurden sehr gut genutzt. Es gibt viele gruslige Momente, und oft fragte sich der Hörer, ob es nun Einbildung oder Zufall war, oder ob wirklich mehr dahinter steckt. Und falls mehr dahinter steckt - war das nun ein Geist, ein böser Serienkiller oder ein dummer Streich? Die Bedrohung wird immer greifbarer, wem kann man noch trauen? Spielt einer von beiden ein grausames Spiel? Oder sind beide Opfer einer dritten Person? Ist die Hütte verflucht? Diese Unsicherheit wird unterstützt durch immer wiederkehrende Elemente wie die CD, die immer wieder den gleichen schaurigen Refrain abspielt oder die seltsamen Anrufe.

Zum Abschluss plaudert Dirk Hardegen ein wenig aus dem Nähkästchen, erzählt von der Produktion und seinen Beweggründen. Dies fand ich sehr interessant, es ist ein netter Einblick in die Hörspielwelt.

NIGHTLIFE ist das hervorragende Hörspiel eines Newcomers, der sich vor großen Labeln nicht verstecken muss. Interessante Charaktere und eine beängstigend realistische Atmosphäre sorgen für wohlige Schauer beim Hörer. Ich freue mich bereits auf weitere Werke des Ohrenkneifers :-)

SaschaSalamander 21.03.2012, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Das Francisville Experiment

francisville_1.jpgNachdem ich durch das >LUFER-HAUS< mal wieder auf den Geschmack kam, Grusel in Form von Found Footage (gefundene Filmaufnahmen) mit meinem Freund anzusehen und anzuhören, sahen wir uns DAS FRANCISVILLE EXPERIMENT an. Den Film hat er in seiner Sammlung, und bisher sagte ich immer "irgendwann mal". Na, dieses "irgendwann" war also gestern.

BLAIR WITCH war nett aber nicht so ganz mein Ding (ich habe Probleme mit wackelnden Bildern, da wird mir schnell übel, aber das hat nix mit der Quali des Films zu tun, ist mein persönliches Problem). >PARANORMAL ACTIVITY< war klasse, die Kamera war fest und der Grusel schön realistisch. Und der heutige Film war leider ein völliger Reinfall für meinen Geschmack.

Ich möchte auch gar nicht groß eine Rezension dazu schreiben, nur meine Gedanken loswerden. Und die lauten: man kann den Film zusammenfassen als "hier ist es kalt - ich spüre etwas - IIIIII AAAAAAA KRRRRAAAAAISCH - das weiße Licht schützt uns - ich liebe Geister - hier ist doch etwas, ich spüre es - es ist wieder kälter geworden - keine Angst, das weiße Licht schützt uns - IÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄRGH - ich spüre, dass hier etwas ist". Die ständigen gleichen Sätzen in zig Variationen, jeder hat einen Standardspruch, den er immer wieder runterrasselt, wirklich gute Dialoge blieben komplett aus, ich konnte es nicht mehr hören. Und wenn es Gespräche gab, lauteten sie wie mein Favorit (der könnte glatt zum Kultspruch werden) "Hier ist ein toter Vogel" - "ist er wirklich tot?" - "wie tot ist er?". Da stehen mir alle Haare zu Berge, aber nicht vor Grusel. Dazu die ständig kreischende Geschichtsstudentin, die im wörtlichen Sinne schon bei einem Pups Angst bekam und meinte, hier röche es seltsam, sie habe Angst. Sorry, sowas hat in einem Gruselfilm nichts zu suchen und ist unfreiwillig komisch, zerstört die Stimmung. Überhaupt waren die Charaktere insgesamt so stereotyp, dass es mich schmerzte.

Dazu die wirklich dümmliche Logik bzw das absolut naive Verhalten der Protagonisten. Ich habe noch nie eine Seance abgehalten, und ich bin auch kein Geisterfachmann. Wenn jedoch die Seance mit dem Hexenbrett / Ouija-Board so abläuft, dass das Medium eine Frage nach der anderen stellt, teilweise sogar Doppelfragen, und dann nicht einmal die Antwort abwartet und schon die nächste Mutmaßung in eine Frage verpackt und hinterherschiebt, da würde ich als Geist schon allein aufgrund der Respektlosigkeit mir gegenüber aggressiv werden!

Die Schockeffekte waren sogut wie null. Es gab zwei, drei potentielle Momente, aber die wurden nicht wirklich ausgekostet. Einmal flog ein Stuhl über den Dachboden, ein andermal fiel eine schwere Eisenkette aus dem Kaminschacht hinunter in die Esse. Ach ja, und eine Katze wurde beim Öffnen des Schranken des Protagonisten entgegenkatapultiert (armes Tierchen). Ständig dachte man "jetztjetztjetzt, da kommt was", aber es gab wirklich nichts, das gruslig gewesen wäre (und ich bin eigentlich jemand, der sich recht schnell gruselt). Einziger Gruselfaktor waren die wackligen Bilder und die angespannte Stimmung, die eine dichte Atmosphäre darstellen sollten.

Ein Spannungsbogen ist nicht vorhanden, man hätte wirklich sehr viel daraus machen können, aber so ziemlich jede Chance und jede Möglichkeit wurde verschenkt, inhaltlich wie stilistisch als auch in der Interaktion der Charaktere sowie den Geistererscheinungen.

Dazu kommt, dass ich mich frage, wer manche der Filmaufnahmen gemacht haben soll? Denn das Medium ist alleine, also muss sie die Kamera wohl auf ein Stativ gestellt haben. Aber warum wackelt dann das Bild, und warum schwenkt die Kamera? Oder halt, war das der Grusel, der Spuk, den ich einfach nicht zu erkennen imstande war, hat das ein Geist gefilmt?

Von einer Menge weiterer Logikfehler abgesehen, auf die ich hier aber gar nicht weiter eingehen möchte. Ich bin wirklich ein schlechter Zuschauer. Meine Welt ist das Wort, nicht das Bild. Und wenn sogar ich Logikfehler oder Drehfehler am laufenden Band erkenne, dann ist das wirklich ein Armutszeugnis für den Film.

Gut, zugegeben, nachts um 2 alleine hätte ich mich gegruselt. Aber nachts alleine um 2 Uhr grusele ich mich auch bei Winnieh Pooh, ich bin ein kleiner Angsthase. Bei einem guten Gruselfilm habe ich auch mittags um 13 Uhr eine Gänsehaut und kann nachts nicht mehr schlafen ;-)

Sorry, ein Verriss ist nicht mein Ding. Soll auch eine große Ausnahme sein. Aber hier bleibt mir kaum etwas anderes übrig. Ehrlich, ich bin kein Gruselexperte, aber dieser Film hat mich wirklich maßlos enttäuscht. Mag sein, dass er anderen Zuschauern gefällt, aber ich selbst konnte für mich wirklich nichts, absolut nichts daran finden. Ich habe sehr viel gelacht währenddessen (wenn ich nicht gerade vom Licht, der Kälte oder dem Gekreische genervt war), aber das war sicher nicht Sinn und Zweck des Films ...

Für alle, die Englisch können, hat >Braineater< eine recht witzige Beschreibung, wie dieser Film wohl entstanden sein könnte sowie eine sehr detaillierte Beschreibung fast aller Szenen, die mir gegen den Strich gingen. Auch über die Rezension von >Badmovies< habe ich mich köstlich amüsiert, traf sie so ziemlich genau mein Empfinden. Dieser Film würde mich zu einer Neuauflage von MYSTERY SCIENCE THEATRE inspirieren, es gibt einfach viel zuviele Steilvorlagen. Überlegung: ich könnte den Film noch einmal sehen, in einer Gruppe von 5 Freunden, jeder mindestens ein paar Bierchen intus, und dann darf jeder nach Herzenslust lästern. Das wäre lustig :)

SaschaSalamander 20.03.2012, 15.05 | (0/0) Kommentare | PL

Zuschauer - exzessive Freunde

meerling_zuschauer_1_1.JPGKathy liebt Ian, aber der ist leider schwul, und so sind sie nur beste Freunde. Eines Tages erfährt Kathy, dass auch Piero schwul ist und Ian ihn begehrt. Sie nutzt die Gelegenheit, die beiden miteinander bekannt zu machen. Eigentlich möchte sie die Männer ja nur verkuppeln und dem schüchternen Piero, der noch nicht geoutet ist, ein wenig unter die Arme greifen. Doch Ian weiß, dass Kathy gerne dabei zusieht ...

Eine leider viel zu kurze Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Für eine Kurzgeschichte dieser Länge sind die beiden Hauptcharaktere Kathy und Ian recht gut ausgebaut, der Leser erfährt zwischen den Zeilen ein bisschen mehr über die Hintergründe der beiden, sodass man mitfühlen und sich gut in die Story hineinversetzen kann.

Was Kathy macht und Ian noch weiter ausbaut, hat mich im ersten Moment sehr geärgert. In der Realität würde ich wütend werden: einfach das intime Geheimnis eines anderen weitersagen und das dann auch noch schamlos ausnutzen. Aber man hat Kathy als Charakter gut genug kennengelernt um zu begreifen, dass sie es nicht böse meinte, sondern nur helfen wollte. Und außerdem - es ist nur eine Fiktion, und wenn alles immer moralisch und politisch korrekt wäre, dann müsste ich keine Geschichten lesen sondern könnte die Zeitung abonnieren. Also habe ich mich einfach in der Handlung fallenlassen und das Setting genossen.

Piero, noch so unschuldig und scheu aber doch so verlangend, die personifizierte Versuchung. Der draufgängerische Ian, der ihm zwar sanft aber doch sehr bestimmt zeigt, wonach es ihm verlangt. Und die freche Kathy, die - ebenso wie wir Leserinnen, die wir uns an solchen Geschichten ergötzen - gerne zusieht und mindestens soviel Spaß hat wie die beiden Männer. Eine kurze aber heiße Szene, die prima umgesetzt wurde.

Sprachlich ist ZUSCHAUER weitgehend gelungen, ein paar kleine Schwächen sind zu finden, die jedoch Geschmackssache sind: ob man bei wörtlicher Rede nur Verben des Sagens verwenden darf oder auch andere Begriffe, da wurde schon viel diskutiert. Mich stört es, und auch hier bin ich einige Male gerade zu Beginn darüber gestolpert. Im Gesamtbild aber ließ es sich trotzdem angenehm flüssig lesen.

ZUSCHAUER - EXZESSIVE FREUNDE ist eine gelungene Kurzgeschichte, genau richtig für zwischendurch. Nur zu gerne möchte ich mehr von Kathy, Ian und Piero lesen, schon nach wenigen Seiten habe ich sie ins Herz geschlossen. Romantik, Lust und Sex in perfektem Mischungsverhältnis neben Charakterbeschreibung und Handlung. Ein perfekter Happen, der Appetit auf mehr macht.

SaschaSalamander 20.03.2012, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL

Verboten gut

Erster Satz Prolog:
Jason war überglücklich, dass sich George und er eine Studentenbude teilten.

Erster Satz:
Frischfleisch!, dachte Marc Bowen, als er den jungen Mann taxierte, der an der Wand lehnte und an seiner Limonadenflasche nippte.

Letzter Satz:
"Und ich liebe Dich", flüsterte er an seine Lippen.

Aus: Inka Loreen Minden: Verboten gut; DeadSoft 2011

SaschaSalamander 20.03.2012, 07.28 | (0/0) Kommentare | PL

Warum ich nicht mit Punkten bewerte

Ach ja, die Punktewertungen. Ob nun bei Amazon mit 5 Sternen oder in diversen Blogs mit anderen Symbolen oder auf anderen Plattformen mit 10 Sternen oder wie im Schulsystem 6 Sternen oder oder. Ich gebe zu, dass ich damit meine liebe Not habe. Wie soll man überhaupt bewerten? (ich rede jetzt ganz allgemein, weil ich dieses Problem häufiger habe. Der Form halber sage ich immer "Autor", ob nun Männlein oder Weiblein. Ich beziehe mich auch auf keine konkreten Fälle, sondern allgemein. Da mir, wie gesagt, dieses Problem schon häufiger begegnet ist).

Da habe ich einen Thomas Mann oder einen Rainer Maria Rilke, die haben Kunst geschaffen, Literatur geprägt und sind in meinen Augen ganz, ganz groß. Sie unterhalten mich nicht unbedingt, aber sie bereichern mich, sie erfüllen mich, sie haben Großes erschaffen und sind eine Bereicherung der Weltliteratur. 5 Sterne, absolut!

Dann ist da der Schreiber von Weltliteratur, der hat sogar einen Nobelpreis gewonnen. Ich habe sein Buch jetzt aber schon 3 oder 4 Mal begonnen, und ich will endlich lesen, wie es dem ollen Matzerath ergeht. Aber weder als Film noch als Buch kam ich jeweils über die ersten 10 Minuten oder 15 Seiten hinaus. 5 Sterne, weil literarisch so hochwertvoll, oder 0 Sterne, weil ich es einfach nicht schaffe und für mich persönlich ganz, ganz öde finde?

Dann ist da ein moderner Autor, der schreibt Unterhaltung. Ich habe mich hervorragend unterhalten, er hat prima recherchiert, er hat einen tollen Schreibstil. Es gibt zwar ein, zwei Charas, die mir nicht so zusagen, aber das macht nichts, denn es passt ins Buch und ist in sich einfach "rund". Weil es Fantasyelemente enthält, achte ich auch nicht so genau darauf, ob und wie logisch das ist. Sondern am Ende sage ich "ey, das hat mich ganz toll unterhalten, super" und gebe 5 Sterne. Obwohl es natürlich noch lange kein Mann oder Rilke ist und mich das Buch auch nicht bereichert hat und wirklich nur reine Unterhaltung war.

Und dann ist da ein anderer Autor, der schreibt privat und hat einfach mal den Traum, etwas zu veröffentlichen. Eigentlich ist er kein Autor. Aber er stellt für 99 Cent bei Amazon eine Geschichte ein. Ich lese es und weiß, dass das kein Thomas Mann ist und auch kein Grass oder Saramago, sondern Lieschen Müller von nebenan. Und die Geschichte hat Potential, ist inhaltlich prima erdacht. Okay, das Lektorat lässt zu wünschen übrig, ein paar stilistische Fehlerchen haben sich eingeschlichen. Aber soll ich jemanden mit Potential mit 2 Sternen niederbügeln und jegliches Talent im Keim ersticken? Kann ich nicht eine positive Rezension schreiben, die Fehler anmerken und dann trotzdem 3 oder sogar 4 Sterne geben? Immerhin sieht man, dass sich jemand bemüht hat.

Und dann gibt es die privaten Geschichten, die einfach nur Rotz sind. Da bildet sich jemand ein, dass er schreiben könne und bügelt mal schnell irgendwas aufs Papier. Katastrophal in Rechtschreibung und Grammatik, und die Story ist einfach mal schnell aus den Fingern gesogen. Man hätte was draus machen können, aber es wurde nicht einmal versucht. Die Geschichte wirkt für einen weniger kritischen Leser ähnlich wie die Geschichte in meiner Beschreibung eins drüber, aber sie würde von mir 1 Stern kriegen statt 4, weil sie einfach die Aufmerksamkeit vermissen lässt, die ein Autor seinem Werk zollen sollte. Man merkt, ob jemand Fehler übersehen hat, oder ob jemand sich überhaupt nicht um Fehler kümmert. Und nun ist natürlich der Autor der vernachlässigten Geschichte sauer, denn die andere Privatperson mit fast genauso vielen Fehlern bekommt auf einmal 4 Sterne, und er nur einen!

Aber dann ist da ein prima Autor, der schreibt tolle Bücher. Gut, einmal hat er eines geschrieben, das war nicht so toll, da gab es ein paar kleine Schwächen. Weil man weiß, dass sonst alles top ist, zieht man einen Stern ab. Weil er es besser kann. Und weil ein abgezogener Stern kein Weltuntergang ist.

Und dann steht jemand da, kennt die Hintergründe nicht und denkt nun, dass das Buch des Superautors den gleichen Wert hat wie das von Lieschen Müller mit der gleichen Sternenanzahl. Und auf einmal bildet Lieschen sich ein, das eigene Buch sei mindestens so gut wie ein Stephen King oder Heinrich Böll. Und der Bestsellerautor ist enttäuscht, dass sein anspruchsvolles Werk von mir genauso bewertet wird wie ein anderes Unterhaltungsbuch aus irgendeinem Fantasy oder Erotik oder Kiddie Genre.

Ich mag das nicht. Mich stören die Sterne!  Und deswegen werde ich bei mir im Blog auch niemalsnie ein Punktesystem einführen! Denn wenn man die Rezi nicht liest, weiß man auch nicht, wofür es den Punktabzug gab. Ob vielleicht wegen der Sprache oder Lektorats oder aufgrund gravierender Logikmängel oder beim Hörbuch lediglich aufgrund eines schlechten Sprechers oder oder oder. Punktwertungen verfälschen die Intention.

Mir ist es lieber, wenn ich einfach nur schreiben kann, was ich toll fand und was mich störte. Das ist weniger unfair. Punktevergabe bei der Bücherbewertung bedeutet für mich, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Manchmal muss ich leider doch Punkte vergeben, z.B. für BloggDeinBuch oder bei Amazon. In diesem Fall bewerte ich jedes Buch individuell, niemals im Kontext. Mein Bewertungskriterium: Wie hat der Autor das vorhandene Potential genutzt? Hätte man mehr aus der Geschichte machen können? Oder wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, wirkte die Geschichte in sich rund und von allen Seiten passend? Und das kann dazu führen, dass Lieschens Müller private Geschichte voller Fehler genausoviel oder sogar mehr Sterne erhält als ein talentierter Autor, der lange auf der Bestsellerliste steht und erneut ein kleines Meisterwerk geschaffen hat ;-)

SaschaSalamander 19.03.2012, 15.42 | (0/0) Kommentare | PL

Lesung Andreas Altmann, Nürnberg, Museum Deutsche Bahn

Am Donnerstag kam >Andreas Altmann< ins Museum der Deutschen Bahn in Nürnberg und las aus seinen Reisetagebüchern. Knapp zwei Wochen gab es bereits eine >Lesung in der Komödie in Fürth<. Ich entschied mich allerdings für die Reisetagebücher. Denn >DAS SCHEISSLEBEN MEINES VATERS usw< fand ich zwar ein sehr gutes Buch, aber als Lesung wollte ich es mir ungern antun. Schon als geschriebener Text ohne gesprochene Emotion war es ein sehr belastender Titel. Zudem kannte ich es schon, und da höre ich mir doch lieber etwas Neues an, das mich neugierig macht auf mehr ;-)

Der Saal war gut gefüllt. Pünktlich kam dann auch eine Mitarbeiterin des Museums, die Altmann ankündigte. Ich musste schmunzeln, dass sie sein aktuelles Buch nicht namentlich nannte, was wäre denn dabei? Aber dafür nannte Altmann es dann selbst, und er genoss es, jedes "Scheiß" richtig hervorzuwürgen und alle Verachtung hineinzulegen. Ich muss zugeben, dass ich ihn, hätte er im Publikum gesessen, erst einmal nicht erkannt hätte. Die Bilder fangen seinen umtriebigen Geist, sein schelmisches Grinsen und den klaren, durchdringenden Blick sehr gut ein, was ihn recht jugendlich wirken lässt, auch sein Schreibstil ist junggeblieben und erfrischend. Doch in natura sieht man ihm den Jahrgang 1949 dann doch schon an, sowohl körperlich wie auch die Lebenserfahrung in seinem Blick. Da stand er dann vor uns, hochgewachsen, schlaksig, die Haare unfrisiert ins Gesicht hängend, einen gestrickten Kapuzenpulli und seine Uhr über den Pullover gebunden. Zugegeben, im ersten Moment ungewöhnlich. Aber es passt. Er war sehr authentisch, sehr emotional, und wäre er im Anzug oder im schicken Outfit vor uns gestanden, hätte ich mich spätestens nach fünf Minuten gefragt, wem er denn etwas vorspielen will. So aber passte alles perfekt zueinander. Altmann ist ein Mensch, bei dem man weiß, woran man ist, und das gefällt mir an seinen Büchern.

Auch sonst war sein Auftreten eher ausgefallen. Man ist es gewöhnt, dass der Autor kommt, sich hinsetzt, still sitzenbleibt und dann liest. Altmann tat dies auch, aber er saß kaum eine Minute still. Spielte hier mit dem Mikrofon, knibbelte dort irgendwo mit den Fingern, stellte die Füße mal schräg und setzte sich dann wieder völlig schief an den Tisch. In Gedanken hatte ich immer wieder das Bild vor Augen, wie er beim Vipasanna in >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< tagelang nichts tat als nur stillzusitzen, und erst jetzt kann ich erahnen, was das für ihn bedeutet.

Aus fünf Büchern las er einzelne Episoden. Einige davon humorvoll, überraschend. Mit glasklarer Beobachtungsgabe fängt er die schönen Momente ein und verpackt sie in Worte. Wir haben viel gelacht bei dieser Lesung. Manche Beiträge waren dagegen gesellschaftskritisch und hintersinnig, da hat man dann geschmunzelt oder innerlich auch mal mitgewettert, zustimmend genickt. Und besonders genoss er es zu betonen, dass er jetzt wieder seine sadistische Seite im nächsten Text zeigt. Dann las er unverblümt seine Meinung zu einer Person oder einer Situation, beschimpfte und schmähte. Und dabei stellte ich fest: was im Buch auf mich stellenweise respektlos und arrogant wirkt (wenngleich ich ihm inhaltlich zustimmen mag, nur die Art der Darstellung nicht gutheiße), das ist im Vortrag von ihm selbst in Ordnung, wirkt nicht mehr herablassend sondern einfach nur geradlinig. Er hat feste Prinzipien, zu denen er steht, da macht er keine Kompromisse. Doch aus der empfundenen Arroganz wird dann die erlebte Konsequenz, nicht gedankenlos sondern wohldurchdacht und geradeheraus.

Die jeweiligen Szenen machten große Lust, die Bücher selbst zu lesen. Er ist ein hervorragender Vorleser. Jeder hat ja andere Vorstellungen davon, wie ein Satz zu betonen ist, wann man die Stimme hebt, ob man hier oder dort nun schneller sprechen soll oder die Lautstärke heben. Was Altmann betrifft - er liest genau so, wie es für mein Empfinden gehört. Er hat zwar nicht in Dialogen die Stimme variiert, dafür aber sehr viel Emotion in den Vortrag gelegt, man konnte sich nicht entziehen, hing gebannt an seinen Lippen. Eine sehr angenehme Sprachmelodie, dazu variierte er im Tempo, der Lautstärke, Intensität, er belegte jedes einzelne Wort mit Leben und Bedeutung. Ja, man spürt, dass Sprache für Altmann etwas Besonderes, etwas Wichtiges ist, das betont er in Interviews und seinen Büchern immer wieder, und das hat er auf der Lesung deutlich demonstriert. Er versteht es, Worte geschickt zu setzen, ihnen das richtige Gewicht zu verleihen und Bilder in die Köpfe seiner Hörer / Leser zu pflanzen.

Nach eineinhalb Stunden dann war er fertig mit seinem Vortrag. Danach nahm er sich die Zeit, Fragen aus dem Kreis der Gäste zu beantworten. Es waren sehr interessante Fragen dabei, die er offen beantwortete und die einen sehr schönen Einblick in sein Werk und seine Gedankenwelt gaben. Aber was mich enttäuschte: Trolle gibt es wohl nicht nur im Internet, sogar auf Vorträgen wie diesem sind sie anzutreffen. Es gab Fragen, bei denen ich am liebsten aufgestanden wäre und die Leute gepackt hätte. Zwei davon regelrecht übergriffig. Diese Beiträge kommentierte er, zwar mit zusammengebissenen Zähnen aber beherrscht und sehr souverän, ich fand seine Reaktion klasse. Und ein anderer Gast schien bei seiner Frage vergessen zu haben, welches Genre Altmann schreibt. Als hätte er einen Rockstar gefragt, warum es immer nur Gitarre sein muss und ob er nicht die sanften Klänge der klassischen Musik zu schätzen wisse. Diese Frage hat er clever beantwortet, die Gäste mit einem Scherz auf seine Seite gezogen, das gefiel mir. Nein, Altmann ist keiner, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt, er weiß sich mit Wortwitz und klarer Argumentation gut zu wehren, das hat mich beeindruckt.

Für mich selbst muss ich sagen, dass es ein sehr gelungener Abend war. Ich weiß nun, wer hinter den spannenden Berichten steckt, kann einige seiner Aussagen besser nachvollziehen. Und durch die Vorstellung mehrerer Titel konnte ich für mich auch schon herauspicken, was ich als nächstes lesen werde ;-)

SaschaSalamander 19.03.2012, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 11

GELESEN / GEHÖRT
1 - The World God only knows (T Wakaki)
1 - Lady Bedfort 04 - Der letzte Gast (Hörplanet)
1 - Kommissar Dobranski 07 - Außer Kontrolle
1 - Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit (T Elsäßer)
1 - Schrödinger, Dr. Linda und das Kühlhaus (J de Leeuw)
1 - Die Vergewaltigerin (F v Stade)
1 - Nachtexpress (E Schneider)
1 - Zuschauer - exzessive Freunde (I Meerling)
4 - Painting Marlene (S Ludwig)
4 - Golden Tales (T Nao)


EVENTS
Lesung Andreas Altmann, Reisetagebücher


GESEHEN
Die Haut, in der ich wohne
Persepolis


NEUZUGÄNGE
Starters (L Price)
Mutschels Abgesang (U Bliefert)
Im Park - Think Positive (J C Skylark)
Im Nachtexpress (E Schneider)
Zuschauer - exzessive Freunde (I Meerling)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen

SaschaSalamander 18.03.2012, 20.41 | (0/0) Kommentare | PL

Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit

Erstes Kapitel: Hunde im Weltall
Zweites Kapitel: Tornados im Haus
Zwölftes Kapitel: Der Rat der verantwortungsvollen Erfinder
Dreizehntes Kapitel: Der vergessene Traum
Vierzehntes Kapitel: Die Prüfung
Sechzehntes Kapitel: Der unsichtbare Dritte
Achtzehntes Kapitel: Auf der Flucht
Vierundzwanzigstes Kapitel: Die Sache mit dem Tintenfisch

SaschaSalamander 17.03.2012, 19.20 | (0/0) Kommentare | PL

Kapitelüberschriften

Ein neues Thema möchte ich im Blog einbringen: KAPITEL

Abgesehen vom ersten und letzten Satz eines Buches, die ich unbedingt lesen muss, bevor ich anfange mit der Lektüre, blättere ich gerne nach den Kapitelüberschriften. Ob ich ein Buch als gut oder schlecht empfinde, ist unabhängig davon, ob es in Kapitel unterteilt ist oder nicht. Auch ist es mir egal, ob die Kapitel nun 1, 2, 3 usw benannt sind oder eine Überschrift haben. Aber ich muss zugeben, dass ich eine clevere Kapitelüberschrift durchaus zu schätzen weiß.

Was kennzeichnet für mich eine gute Kapitelüberschrift? Der Text macht neugierig und zwingt den Leser quasi zum Weiterlesen. Er will erfahren, was das bedeutet. Oder aber es gibt einen Ausblick auf ein kommendes Ereignis, steigert die Spannung. Aber es darf keinesfalls zuviel vom Inhalt verraten. Je nach Genre des Buches ist es prima, wenn die Kapitelüberschriften sich auch gut zum Rest fügen, bei einem witzigen Jugendroman also lustig klingen, bei einem Thriller gruslig sind, und so weiter.

Besonders toll ist es natürlich, wenn zusätzlich zur Überschrift oder Nummer dann auch noch passende Zitate eingefügt sind. Ein prima Beispiel war da natürlich die TINTEN-TRILOGIE von Cornelia Funke, aber auch anderen Büchern gelingt es, mit gut gewählten Zitaten eine Atmosphäre zu zaubern.

Besonders liebe ich es, wenn ich nicht erst das gesamte Buch durchwühlen muss, sondern wenn die Kapitelüberschriften in einem Inhaltsverzeichnis präsentiert werden. Leider selten bei Romanen, dabei macht gerade diese Kleinigkeit oft sehr viel Lust aufs Lesen, weil man die Überschriften sieht und es nicht erwarten kann zu erkunden, was sich dahinter verbergen mag.

Genauso, wie der erste und letzte Satz eine ganz besondere Kunst des Autors sind (die viele leider vernachläsigen), sind die Kapiteleinteilungen etwas sehr Prägendes für ein Buch. Ein Buch ohne Kapitel legt man schneller aus der Hand, weil es bis zum Ende noch so lang ist, und irgendwann muss man ja mal pausieren. Ein kurzes Kapitel verleitet zu "nur noch zwei Seiten, dann höre ich auf", und dann kommt ein fieser Cliffhanger, nagut, die nächsten vier Seiten kann man ja noch kurz lesen, und dann ist es bereits spät in der Nacht, und man hat das Buch zu Ende gelesen ;-)

Ich möchte die Überschriften weitgehend unkommentiert stehenlassen. Ich werde einfach ein paar Zitate oder Überschriften benennen, die für mich hervorstechen und das Buch kennzeichnen. Damit jeder Leser für sich entscheiden kann, was ihm zusagt oder ob er es gelungen findet ...

SaschaSalamander 17.03.2012, 17.15 | (0/0) Kommentare | PL

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